Niedernwöhren Magazin

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Ein „cooler“ Rentner mit vielen Facetten und Schalk im Nacken Gerhard Berg kam 1950 als Vertriebener nach Pollhagen – und hat sich seitdem um die Dorfgemeinschaft in seiner neuen Heimat verdient gemacht / Kältetechnik als Beruf und Hobby Er ist 80 Jahre, kein bisschen leise und hat Schalk im Nacken: Gerhard Berg hat seine Heimat seit 1950 in Pollhagen. Bis heute hat ihn etwas nicht losgelassen, was der Mensch normalerweise meidet: Es ist die Kälte – oder vielmehr die Maschinen, deren Zweck die Herstellung künstlicher Kälte ist. Bevor es dazu kommt, heißt es erst einmal Fuß fassen, eine Existenz aufbauen. Als Vertriebene führt die Nachkriegszeit die Familie ins Schaumburger Land. Der Vater macht sich mit einer kleinen Schlosserei selbstständig, eröffnet später eine Tankstelle. Berg tritt dem Gesangverein bei. „Um Kontakt zu kriegen“, sagt er. Seine echte Freizeitliebe findet Berg wenig später. 1952 ist er bei der Wiedergründung des Pollhäger Schützenvereins dabei. „Das ist auch Sport, da kommt man schön ins Schwitzen“, erläutert er die Schwierigkeit, bei Wettkämpfen lange Zeit konzentriert zu bleiben. Zweimal nimmt er an Landesmeisterschaften teil, die aktive Mitgliedschaft endet erst vor drei Jahren. 18 Jahre lang steht er den Schützen als 1. Vorsitzender zur Verfügung. Und auch heute noch hilft Berg, wo er kann. „Wenn irgendetwas anliegt,

Kühltechnik ist die große Leidenschaft von Gerhard Berg. Vor mehr als 50 Jahren baute der inzwischen 80Jährige in Eigenregie das Pollhäger Kühlhaus. Im örtlichen Schützenverein fungierte er 18 Jahre lang als Vorsitzender. Foto: hga dann helfe ich auch ohne zu meckern“, so der rüstige Rentner. Das Jahr 1957 stellt eines der wichtigsten Lebensjahre dar. Da ist zunächst die Hochzeit mit Anni, seiner Ehefrau, ohne deren Unterstützung nichts möglich gewesen wäre. Ob Telefondienst, beim Betrieb der Tankstelle – von 1990 bis 2000 führt Berg den Betrieb – oder dem ehrenamtlichen Engagement: „Ohne Anni wäre das alles nicht möglich gewesen“, konstatiert Berg. Auf seiner Hochzeit schließlich wird nicht nur der Grundstein für seine Ehe, sondern

auch für seine berufliche Laufbahn gelegt. Der gelernte Betriebsschlosser wechselt zur Firma Escher Wyss. Diese stellt Kühltechnik in großer Bauweise her. Als Monteur sammelt Berg viele Erfahrungen. In Niedersachsen, Dänemark, Großbritannien, Mittelamerika und Afrika wartet und baut er Kältetechnik auf. Diese Tätigkeit findet ihr Ende mit Übernahme der Tankstelle. 1958 wagt Berg die Einführung damals noch wenig verbreiteter Technik. Er baut in Eigenregie ein Kühlhaus mit 140 Fächern. Zu Beginn trauen die Pollhäger der Sache

nicht. 13 Tonnen Sahne einer Mindener Firma helfen über den ersten Winter. Bis 1982 bleibt das Kühlhaus ununterbrochen im Einsatz. In dem Gebäude ist noch heute ein Fach in Betrieb. „Ich habe meinen Beruf gern gemacht. Und was man gern macht, fällt einem auch nicht zur Last“, schildert der 80-Jährige. Erst vor Kurzem hat er mit seinem Schwager eine Kühl- und Gefrierzelle im Dino-Park Münchehagen installiert. „Er hat mir versprochen, dass der Dino-Park seine letzte größere Anlage war“, sagt Anni Berg. Ihr Mann schmunzelt dazu. hga


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