SN-Jahresrückblick 2013

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DAS JAHR 2013 IN RINTELN

DIENSTAG, 24. DEZEMBER 2013

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„Ich wäre für sie da gewesen“

Sohnrey-Weg wird umbenannt

Rintelner Familie aus der ehemaligen Sowjetunion auf der Suche nach ihrer Tochter

Rinteln. Der Heinrich-SohnreyWeg soll künftig Holunderweg heißen. Darauf einigt sich Ende Oktober nach einer teilweise hochemotionalen Diskussion der Ortsrat Rinteln mit Anwohnern der Straße. Der neue Straßenname werde an einen einstigen Holunderbestand in der Nähe des der Straße erinnern. Eine Umbenennung wurde vom Ortsrat zur Debatte gestellt, als ein Professor in Göttingen vor rund zwei Jahren bei dem Heimatdichter und Schriftsteller Sohnrey nationalsozialistisches Gedankengut feststellte. Rund die Hälfte der Bewohner des Heinrich-Sohnrey-Weges folgt dem Aufruf des Ortsrats zur Anwohnerstunde. Zwar ist die Entscheidung des Ortsrats, die Straße umzubenennen, immer noch nicht amtlich. Dieser Beschluss könne erst in der nächsten Ortsratssitzung gefasst werden, und diese findet laut Ortsbürgermeister Rauch erst im März oder April statt. Aber: CDU, SPD und Grüne seien sich einig, diesen Schritt zu tun, und bilden damit eine deutliche Mehrheit gegenüber der aus Gert Armin Neuhäuser und Petra Sasse bestehenden WGSll Fraktion.

Rinteln. Über eine er-

Thomas Nähring und sein Anwalt Alexander Berndt kämpfen für die Schadensregulierung. dil

Versicherung zahlt Opfer 20 000 Euro Rinteln. Bis Mitte April sitzt

Thomas Nähring als Opfer des Bahnunglücks vom 12. Dezember noch zwischen allen Stühlen – dann reagiert die Versicherung der beiden Bahnunternehmen. Sie zahlt einen Schmerzensgeldvorschuss von 20 000 Euro. Nähring freut sich: „Gut, dass die Grundsatzfrage der Haftung mir gegenüber damit geklärt ist.“ „Die AXA-Versicherung hat die Gefährdungshaftung der Nordwestbahn anerkannt und will nunmehr in die Schadensregulierung eintreten. Man ist dort an einer schnellen und gütlichen Einigung interessiert“, teilt Nährings Anwalt Alexander Berndt mit. Am 12. Dezember des Vorjahres hatte ein Triebwagen der Nordwestbahn Nährings Auto auf dem Bahnübergang Im Galgenfeld gerammt. Die Schranken waren oben, der Zugführer hatte das Signal „freie Fahrt“. Strafrechtlich beschuldigt wird der Fahrdienstr leiter der DB Netz AG.

greifende Familiengeschichte berichten die SN im April. Swetlana Manukjan ist sich sicher: Ihre Tochter, die am 30. Dezember 1988 für tot erklärt wurde, lebt. Vier Tage zuvor hatte Manukjan in einem Krankenhaus im sibirischen Omsk Zwillingstöchter zur Welt gebracht. Unmittelbar nach der Geburt habe sie die Mädchen noch kurz gesehen. In den Arm habe sie Kima und Frida, wie sie hätten heißen sollen, nicht nehmen dürfen. Erst vier Tage später habe man ihre Mutter und ihren Mann zu ihr gelassen und ihnen mitgeteilt, dass eine Tochter nach der Geburt verstorben sei. „Aber wir haben sie nicht gesehen, und Papiere haben wir auch nicht bekommen“, erzählt sie. „Das war halt so in der Sowjetunion“, sagt Swetlanas Mann Rasmik Manukjan. „Ich war froh, dass Kima gesund war und es meiner Frau wieder gut ging.“ Erst als sie 18 Jahre später, längst in Deutschland lebend, durch das russische Fernsehen von ähnlichen Fällen erfuhr, begibt sich die Rintelner Familie auf die Suche. Das Krankenhaus in Omsk gebe auch heute

Rasmik (von links), Zwillingstochter Kima, Swetlana und Rafik Manukjan hoffen darauf, mithilfe des Internets ihre Tochter und Schwester „Frida“ eines Tages zu finden. pk

keine Informationen preis. Kima Manukjan (24) findet die Vorstellung, noch eine Zwillingsschwester zu haben, „komisch“. Und natürlich würde sie sie gerne mal kennenlernen. Ihre

Mutter sagt: „Ich habe neun Kinder, für alle war ich immer da. Ich wäre doch auch für sie da gewesen.“ Sie glaubt, „dass die Wahrheit immer rauskommt“. Deshalb glaubt

sie, ihre verlorene Tochter eines Tages zu finden. Träume, die sowohl sie als auch ihr Mann haben, bestätigten ihnen, dass ihre Tochter noch lebt. „Wir wollen den Leuten, bei denen sie lebt,

auch gar nichts tun, die können ja nichts dafür. Wir würden unsere Tochter nur gerne einmal sehen und ihr sagen, dass wir für sie da gewesen wären“, sagt die Mutpk ter.

Kämmerin Budde geht in die Altersteilzeit

19 chinesische Schüler zu Gast in der Region Im Herbst absolviert Zhang Xiyue ihr Praktikum bei der Firma Rolec. Vom 21. September bis 7. Oktober sind 19 Schüler und zwei Lehrerinnen aus der chinesischen Stadt Chongqing am Gymnasium Ernestinum Rinteln und am Schillergymnasium Hameln zu Gast. Sie absolvierten Praktika in zwölf Betrieben – sind also von 8 bis 12.30 Uhr im Betrieb und danach von 14 bis 15.30 Uhr in den Schulen, um deutsche Kultur und Sprache besser kennenzulernen. dil/dil

IN KÜRZE

Neuer Nachtwächter für Rinteln

IN KÜRZE

Wer in der Kämmerei sitzt, hat den großen finanziellen Überblick. In Rinteln war das 20 Jahre lang eine Frau: Stadtoberamtsrätin Kornelia Budde. Sie scheidet Ende August aus dem Amt, wechselt in die passive Phase ihrer Altersteilzeit. Neuer Amtsleiter wird Jörg Schmieding. Budde hat noch beim Landkreis Schaumburg als Angestelltenlehrling begonnen. Die jährliche Aufstellung des Haushalts, so erinnert sich Budde, „das war immer die größte Herausforderung“. Die Stellschrauben, mit denen die Stadt ihre Einnahmen beeinflussen kann, seien begrenzt. r/pr.

Der Heinrich-Sohnrey-Weg soll Holunderweg heißen. ll

Corvette prallt gegen Baum

Promenade wird geöffnet

Rinteln. Zu einem folgenschweren Verkehrsunfall kommt es Ende November auf der Steinberger Straße. Ein 19-jähriger Autofahrer hat beim Versuch, vom Wilhelm-Busch-Weg auf die Steinberger Straße einzubiegen, die Kontrolle über seinen PS-starken Sportwagen – ein Chevrolet Corvette – verloren. Einen gültigen Führerschein können die Beamten nicht sicherstellen. Den Schaden, der bei dem Unfall entstand, beziffert die Polizei auf etwa 20 000 Euro. ll/tol

Rinteln. Endspurt beim Bau der Weserpromenade ist Mitte November: Sonntag ist Volkstrauertag, traditionell kommen mehr als 100 Menschen am Turm der Stadtmauer zur Gedenkveranstaltung zusammen. Da will sich die Rintelner Stadtverwaltung nicht mit einer halb fertigen Baustelle blamieren. Die Treppe hinauf von der Brennerstraße zur Freifläche neben dem Turm wird ebenfalls wieder freigegeben. Von drei Seiten also können Besucher am Sonntag zur Gedenkveranstaltung strömen. dil/dil

Rinteln

Dieter Ostermeier ist ein Mann von mächtiger Gestalt, mit langem Haar und tiefer Stimme, recht eindrucksvoll für einen Nachtwächter, der durch nächtliche Gassen wandert, um zweifelhafte Gestalten zur Ordnung zu rufen. Am 1. Oktober lädt er zu seiner ersten Führung als Nachtwächter in Rinteln. Bereits seit mehr als fünf Jahren ist Dieter Ostermeier ein Nachtwächter, in Bückeburg, wo er einen recht geschickten Kerl spielt. Zur Unterhaltung ist der Metallbaumeister schon immer gern aufgetreten, etwa als „Fred Feuerstein“ im „Erlebnispark Steinzeichen“. cok/cok


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