Neue Geschäftspotenziale mit Smart Services

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STRATEGIE

Innovation Lab Ein gutes Beispiel hierfür ist ein E-Book-Lesegerät wie der Kindle. Da sind zunächst das physikalische Device, die Software und die Datenübertragung, die über USB oder das Netzwerk erfolgen kann. Weitere Dienste kommen hinzu, außerdem ein E-Shop, in dem die Kunden Bücher anschauen und kaufen können. Und es ist ein Content Layer nötig, auf dem die eigentlichen Daten, sprich die E-Books liegen, die es zu verwalten und zu verkaufen gilt.

STRATEGIE

Innovation Lab

Fallbeispiel

Schutz vor Zugverspätungen Ein neuartiges Geschäftsmodell für Versicherungen ist ein Schutz für Bahnkunden in der Schweiz vor Verspätungen der Züge. An dem Punkt der Customer Journey, an der der Kunde sein Ticket kauft, soll er auswählen können, ob er auch eine Versicherung gegen das Zuspätkommen bucht. Tritt der Versicherungsfall ein, könnte die Bahn ihm ein Taxi zum Bahnhof schicken, das ihn zu seinem Zielort bringt. Zunächst muss das Unternehmen wissen, über welche Kanäle der Ticketkauf erfolgt. Die Analyse zeigte, dass dies zu mehr als 50 Prozent am Automaten geschieht, in geringerem Umfang außerdem online, per App und am Schalter. Relativ einfach ist das Zubuchen der Versicherung online, per App oder am Schalter. Neue Fähigkeiten sind aber nötig für den Verkauf am Ticketautomaten. Die Prozesse dahinter müssen voll automatisiert sein, es sind Big-Data-Fähigkeiten nötig, um dem Kunden beispielsweise direkt darstellen zu können, wie hoch der Preis für die Versicherung ist.

Für die Phase „Create“ gibt es unterschiedliche Ansätze, zum Beispiel Digital Business Engineering. Der modell-getriebene und methodenbasierte Transformationsansatz unterstützt ein Unternehmen auf allen Ebenen: strategisch bei der Neuausrichtung hinsichtlich Digitalisierung, bei der Adaption ihrer Prozesse und natürlich bei der technischen Umsetzung. Smart Services werden damit schrittweise entwickelt: Zunächst werden die Kundenprozesse analysiert, anschließend ein Produkt-Ecosystem gestaltet und zuletzt ein Geschäftsmodell gestaltet.

Raus aus dem Büro, ab ins Innovation Lab Viele Unternehmen nutzen zur Entwicklung von smarten Produkten und Services externe Innovationswerkstätten oder Digital Labs. Sie binden stärker als bisher die Organisation mitsamt der Stakeholder und Mitarbeiter ein. Darüber hinaus geht es hier um den Kontakt mit oder den Aufbau von Startups. Statt sich mit den Kunden in abgeschottete Entwicklungszentren für Innovationen zurückzuziehen, bauen die Unternehmen Netzwerkstrukturen und Ecosysteme.72 Die Unternehmensberatung Hyve aus München ist besonders aktiv bei sogenannter Open Innovation, die Innovationsprozesse über eine Plattform für externe Innovatoren wie beispielsweise Stakeholder oder Kunden öffnet. Unter anderem empfiehlt sie Unternehmen in der digitalen Transformation und auf der Suche nach einem digitalen Geschäftsmodell Innovation Labs, um sich für eine gewisse Zeit mit digitaler Innovation zu beschäftigen. Grundsätzlich bedeutet dies: Ein Team zieht sich von der normalen täglichen Arbeit zurück und kommt für sechs bis zwölf Wochen in das Lab 72 Interview Koch, Hyve

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Quelle: Hyve

innerhalb der Geschäftsräume von Hyve. Auf der Reise der Innovation probieren die Berater mit dem Kundenteam Methoden und neue Formate aus Praxisleitfaden IoT das Projektmanagement in einer agilen Vorgehensweise. Dabei und lernen ist es wichtig, die Schnittstelle zum Unternehmen sicherzustellen, damit die Erfahrungen aus dem Lab in die Organisation zurückfließen und das Top-Management eingebunden ist.

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„In einigen Formaten ist es zwingend vorgesehen, dass ein Vorstand einmal pro Woche ins Lab kommt, sein Jackett vor der Tür auszieht, die Ärmel hochkrempelt und mitarbeitet.“73

Der Innovationsprozess in einem Lab Ein Lab braucht relativ viel Vorlaufzeit. Die Berater müssen das Top-Management involvieren und die richtigen Fragestellungen finden. Die Teammitglieder müssen freigestellt werden und auch die richtigen Skills mitbringen. Denn es sollten vor allem die Mitarbeiter weitergebildet werden, die die Organisation in diesen Formaten auch voranbringen können. Der Prozess selbst ist ein Dreiklang aus Learn, Ideate und Prototype. Dies entspricht den Kerndisziplinen der Innovation. Wichtig sind die in der Abbildung im unteren Bereich dargestellten blauen Pfeile. Hier geht es neben dem Projektmanagement um die Datenperspektive. Von der ersten bis zur dritten Phase müssen die Kundenbedürfnisse beachtet werden und zudem muss es eine datengetriebene Validierung geben. Auch wenn es weitergeht in die Innovation-Factory, in die Vorentwicklung und tatsächliche Umsetzung, bleibt diese Datenperspektive wichtig. 73 Interview Koch, Hyve

Praxisleitfaden 2017 | Internet der Dinge

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