SLAPSHOT 7 2008/09

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HC Fribourg-Gottéron

Vom Soldaten zum Teamleader SANDY JEANNIN IST DER PERFEKTE SPIELER FÜR JEDEN COACH. ER IST INTELLIGENT UND LÄUFERISCH WIE TECHNISCH GUT GENUG, UM VERSCHIEDENE AUFGABEN AUF DEM EIS ERFOLGREICH AUSFÜHREN ZU KÖNNEN. TAKTISCH SEHR REIF, EIN ABGERUNDETER ZWEIWEG-STÜRMER. EIN HERVORRAGENDER TRANSFER FÜR FRIBOURG-GOTTÉRON UND EIN HAUPTGRUND FÜR DIE SICHERE PLAYOFF-QUALIFIKATION IN DIESER SAISON. Text: Thomas Roost Foto: Pius Koller Die Stärke von Sandy Jeannin ist seine Spielintelligenz. Er ist ein Spieler der auf dem Eis meistens die richtigen Entscheide trifft und darum für die eigenen Coaches extrem berechenbar und entsprechend beliebt ist. Zudem ist er ein guter Allrounder mit einem guten technischen und läuferischen Rüstzeug. Lange Zeit hat es Sandy Jeannin in der heimischen Liga nie in die Top 20 der Scorerliste geschafft und dies war unverständlich für ein Spieler in seiner Leistungsklasse. In dieser Saison hat er dieses «Produktivmanko» eliminiert. Er ist der Topscorer bei Fribourg-Gottéron und dies vor Julien Sprunger! Ohne Neo-Schweizer Ryan Gardner wäre Sandy Jeannin gar der beste Schweizer Scorer und dies nicht mit dem Vorbehalt, dass er seine defensiven Verpflichtungen vernachlässigt hat. Dies ist eine sehr ehrenwerte Bilanz! In früheren Aufgaben hat er vor lauter taktischen Laufwegen und defensiver Disziplin das Scoren vergessen. In Fribourg hat er eine klare Leaderaufgabe und Leader sein heisst auch in der Schweiz nicht nur Tore verhindern sondern auch kreieren. In Schweizer Adern fliesst eher Blut von braven Soldaten als dasjenige von charismatischen Künstlern. Sandy Jeannin ist einer der hochkarätigsten Soldaten, die man sich vorstellen kann, Gefreiter war er schon bald; heute ist er Leutnant. Für Schweizer Verhältnisse ist Sandy Jeannin zwar ein Künstler im technischen Bereich, mentalitätsmässig aber eher ein dankbarer Wasserträger. Eine Schwäche möchte ich nicht verheimlichen: Sandy Jeannin ist ein zu

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zögerlicher Schütze und verhält sich in vielen Spielsituationen zu wenig opportunistisch. Als junger Spieler hat Sandy Jeannin mit seiner Eleganz und Stilsicherheit überzeugt. Er war aber zu wenig effizient, zu wenig «tough» und zu wenig produktiv. Zudem galt er als zu sensibel, mit nur wenig Selbstvertrauen und darum als Problemspieler. Der Neo-Star der Fribourger hat aber im Verlauf seiner Karriere eine sehr gute Lernfähigkeit unter Beweis gestellt und ist heute auch international ein beachteter Spieler. Seine Vielseitigkeit schätzen die Coaches enorm, denn dies ermöglicht es ihnen, mit Jeannin situationsbedingt mit verschiedenen Strategien aufwarten zu können. Sandy Jeannin war jahrelang eine Reservekarte in der Hinterhand der NHL-Scouts wenn sie vom General Manager danach gefragt wurden, ob es denn in Europa nicht noch den einen oder anderen Spieler gibt, der das nötige Niveau mitbringt, um eine valable Alternative für (zu) gierige NHL-Ergänzungsspieler zu sein. In unserer Liga ist Sandy Jeannin keine Reserve- sondern eine Trumpfkarte. Der

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aktuelle Jeannin ist vermutlich sogar der beste Jeannin den es je gab und ein Schlüsselspieler in den Überlegungen von Ralph Krueger für die bevorstehende Weltmeisterschaft in der Schweiz. Sandy Jeannin ist der Jahrzehnt-Transfer von Fribourg-Gottéron: Mutig, teuer aber im Hinblick auf den in naher Zukunft drohenden Verlust von Julien Sprunger (Nordamerika) strategisch richtig. Sandy Jeannin wird auf Jahre hinaus einer der Schlüsselspieler bei Fribourg-Gottéronsein, und auch in der Nationalmannschaft ist er vorläufig noch nicht wegzudenken. Seine Erfahrung und seine Cleverness helfen den jungen Spielern, ihr Potenzial aus zus chö pfe n. Sandy Jeannin ist zum Teamleader und Mentor gereift. ●

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