SLAPSHOT 3 2008/09

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November 2008 • Nr. 3 • Saison 2008/2009 • CHF 7.50

Das Hockey-Magazin der Schweiz

Medienpartner

NHL Exklusiv:

Mit Mark Streit in New York Focus: Goalietraining unter der Lupe NLB: Andy Ritsch – Arosa ins Rampenlicht Homestory: Marc Gianola

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Face Off

Nicht ganz gebacken «Goalies sind nicht ganz durchgebacken.» Das ist die erste Aussage meines Eishockeytrainers aus Juniorenzeiten, an die ich mich erinnere. Ich glaube, es war grundsätzlich das erste, das mir der gute Herr Häbig damals gesagt hatte. Im ehrbaren Respekt, den ein sechsjähriger Piccolo-Spieler seinem Coach entgegenbringt, habe ich die Tatsache wortlos akzeptiert. Als ich dann Jahre später, ich muss 14 Jahre oder älter gewesen sein, im freien Eislauf meinem Torhüterkollegen und EishockeyWegbegleiter auf der offenen Eisbahn begegnete – und der mich mit einigen flotten Sprüchen reizen wollte – wiederholte ich die Worte meines Piccolotrainers: «Goalies sind eh nicht ganz durchgebacken.» Nach einer halben Eisbahnrunde hatte mich mein Kollege auf seinen unförmigen Torhüterschlittschuhen eingeholt und die darauf folgende Balgerei entschied er nach Punkten für sich. Jahre nachdem mir mein Piccolotrainer eine Eishockey-Weisheit mit auf den Weg gab, habe ich verstanden, weshalb Eishockey-Torhüter «nicht ganz gebacken» sind. Wenn einer, der seine Laufbahn lang Seitwärtsbewegungen auf Eis ausübt und nie in einen Faustkampf verwickelt wird, schneller Schlittschuhlaufen kann als ich als Flügelstürmer und dann noch einen Faustkampf gegen mich gewinnt – ich war notorisch in der hart spielenden dritten Linie anzutreffen – dann hat er wohl heimlich im Keller zuhause trainiert. So war es auch: Mein Lehrmeister auf der offenen Eisbahn hiess und heisst heute noch Lars Weibel und ist aktuell Torhüter des EV Zug. Was sich seit damals geändert hat, ist mein Beruf. Ich bin heute Eishockeyredaktor und langweile Sie mit meinen Memoiren. Nicht geändert hat sich, dass ein Profisportler über alle Erwartungen hinaus trainiert, das tun auch Weibels jüngere Berufskollegen heute, um nicht eines Tages Eishockeyredaktor zu werden, sondern eben Eishockeyprofi. Diesem speziellen Goalietraining, das aus Torhütern «nicht ganz gebackene» Eishockeyspieler macht, haben wir in der vorliegenden SLAPSHOT-Ausgabe die Titelgeschichte gewidmet. Ganz unzufrieden bin ich aber auch mit meiner Berufswahl nicht. Während diese SLAPSHOT-Ausgabe in der Schweiz entstand, durfte ich einen weiteren «nicht ganz gebackenen» besuchen: Mark Streit in New York. Auch der Schweizer Nationalverteidiger ist ein Einzelsportler, der mehr

von sich verlangt als sein Team. Lesen Sie in der vorliegenden SLAPSHOTAusgabe, wie es dem erfolgreichsten Schweizer Eishockeyspieler im neuen Umfeld ergeht. Viel Spass bei der Lektüre.

Jürg Federer SLAPSHOT-Chefredaktor

JUNI ’08

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Inhalt SWISS ICE HOCKEY AWARDS IN MONTREUX Sprunger MVP – Streits zweiter Streich FOCUS

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Qualitätssprung dank Gleichgewicht

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HISTORY: 100 JAHRE SCHWEIZER EISHOCKEY 100 Jahre, 99 Mann und eine Frau

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SLAPSHOT.CH – Umfragen zur Saison KANN SICH LUCA SBISA IN DER Ja, er erobert sich seinen Platz in der Verteidigung. 54% Nein, Nach 9 Spielen gehts in die Juniorenliga. 24% Er muss schon früher zu den Junioren nach Lethbridge gehen. 22%

NHL HALTEN?

Die Frage ist tatsächlich viel mehr, wann und nicht ob Luca Sbisa sich in der NHL durchsetzt. Der 18-jährige Zuger kann eine ganz neue Schweizer Strategie zur Eroberung der NHL

NL A VON A BIS Z Management-Rating NL A HC Davos König Arno und seine Minister SC Bern «Lords of the Rinks» ZSC Lions Ein grosser und ein kleiner Peter EHC Biel Wirtschaftliches Wunder ohne Hayek HC Fribourg-Gottéron Erstmals seit 1980 Ordnung im Büro HC Genf-Servette Leben von McSorleys Gnade Kloten Flyers Von einer Revolution im Eishockey-Dorf HC Lugano Eishockey mit Hugo Chavez HC Ambrì-Piotta Warten auf den Märchenprinz EV Zug Zug um Zug zurück zur Spitze SCL Tigers Zuviel Schlatter, zuwenig Grunder Lakers Geiz ist nicht mehr Geil

32 32 38

46 47 48 49 50 53

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NLB EXKLUSIV EHC Arosa: Zurück ins Scheinwerferlicht

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DIE SCHWEIZER WM-GESCHICHTE Tumba der Revolutionär

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KOLUMNEN Weltklasse im Management Talentmanagement im Eishockey

23 63

VERSUS Kloten Flyers vs. HC Fribourg-Gottéron

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MEIN ARBEITSPLATZ Serge Pelletier, HC Fribourg-Gottéron

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Marc Gianola, HC Davos

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NHL-EXKLUSIV Ruhige Insel im «Big Apple»

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OVERTIME «Chapeau!»

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NOVEMBER ’08

Nach dem grandiosen 7:2-Auswärtssieg in Linköping gelang den ZSC Lions ein perfekter Start in die Champions Hockey League. Die Lions haben es seither selber in der

Hand, in die Halbfinals einzuziehen. Ganz im Gegensatz zum SCB, welcher nur noch theoretische Chancen auf ein Weiterkommen hat. QUELLE: SLAPSHOT.CH

HABEN DERBYS IHREN REIZ VERLOREN? Ja, Derbys haben keinen besonderen Reiz. 6% Früher war der Reiz eines Derbys grösser. 42% Derbys sind nach wie vor heisse Duelle. 52%

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SCB?

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POSTER Ramzi Abid, SC Bern

HOMESTORY

SPIELEN DIE LIONS IN DER CHL BESSER ALS DER Ja, sie erreichen das Halbfinale. 80% Nein, auch sie werden überfahren. 12%

ins Leben rufen: Nach dem «Weg à la Mark Streit» kommt nun neu der «Weg à la Luca Sbisa» zum Zuge. Je früher desto besser, wäre demnach die Quintessenz. QUELLE: SLAPSHOT.CH

Mit den Duellen der 70er-Jahre zwischen dem SCB und dem damaligen SC Langnau sind die heutigen Derbys zweifelsfrei nicht mehr zu vergleichen. Und trotzdem ge-

WELCHES TEAM SOLL AN DEN SPENGLER SCB 23% ZSC Lions 38% HC Lugano 17% HC Genf-Servette 2% EV Zug 3% Rotation 17%

niessen sie nach wie vor einen hohen Stellenwert. Zumindest auf den Rängen sehen 52% der slapshot.ch-Leser Derbys nach wie vor als heisse Duelle. QUELLE: SLAPSHOT.CH

CUP 2009?

Ob die Mehrzahl der slapshot.ch-Leser in weiser Voraussicht die ZSC Lions am Spengler Cup sehen möchten, weil sich die Zürcher international stärker präsentieren als der

SCB? Oder ob sich der Ruf des Davoser Kurortes, das «Zürich der Wintermonate» zu sein, in der Umfrage von www. slapshot.ch wiederspiegelt? QUELLE: SLAPSHOT.CH

Titelbild Auf feindlichem Territorium mit Mark Streit: «Manhattan ist das Zuhause der New York Rangers», ereifert sich Mark Streit, der am liebsten gar kein Fotoshooting auf der Insel, die für uns als New York gilt, gemacht hätte. «Ich wohne auf Long Island», ergänzte Mark Streit. Dorthin ist ihm SLAPSHOT dann nach einem Spatziergang über den Broadway auch gefolgt. In die Ruhe von Garden City, wo der Schweizer Nationalverteidiger seit Anfang Oktober für die New York Islanders spielt. Auch Long Island ist New York – wenn auch nicht als Big Apple bekannt. Long Island hat seine eigenen Reize. Lesen Sie dazu die exklusive NHL-Geschichte auf Seite 72. Titelbild: David Lobel


uf: Bilder a le p o e P keyh ure Hoc e s n -sport .c u s t k im ic @ h r c S hte reto.fiec

SLAPShots hotSHOT des Monats hot

FOTO : PIUS KOLLER

Da war die Welt noch in Ordnung. Die zahlreich angereisten Fans von Metallurg Magnitogorsk verbreiteten vor und während dem Spiel um den Victoria Cup in der PostFinance-Arena in Bern lange Zeit gute Laune. Sie hatten auch guten Grund, spielte doch ihr Team ein grossartiges Eishockey und führte mit 3:0-Toren, ehe die Rangers aufdrehten und 20 Sekunden vor Schluss durch Ryan Callahan mit 4:3 in Führung gingen – und den freundlichen Russen eine rauschende Partynacht vermiesten.

«Wir kennen uns»

«Mann muss viele Checks einstecken, bis einem dieser Ring geschenkt wird», scherzte Rod Gilbert anlässlich des New York Rangers-Besuchs in der Schweiz. Gilbert reiste als Botschafter mit «seinen» Rangers in die Schweiz. Zwischen aktuellen Grössen wie Colton Orr und Nigel Dawes wartete die vergangene Rangers-Grösse, Rod Gil-

bert, auf Autogrammjäger. Zwischen 1960 und 1978 spielte Gilbert 18 Saisons für die New York Rangers und erzielte in 1065 Spielen für die «Blueshirts» 1021 Scorerpunkte. Gilberts Rückennummer 7 wurde 1979 in den Ruhestand verabschiedet und im Madison Square Garden nie mehr vergeben. 1982 wurde Gilbert in die Hockey Hall of Fame aufgenommen, wofür er auch den in Bern stolz präsentierten Ring erhielt. Ein Stanley Cup-Erfolg blieb Gilbert aber während der 53 erfolglosen Jahre der Rangers (kein Stanley Cup zwischen 1940 und 1993) verwehrt. «Nichts desto Trotz, ich hätte nie für ein anderes Team als die Rangers spielen können», blickt er heute zurück. «Denken Sie nur an Jaromir Jagr, der spielt nun in Omsk und hat keinen Broadway vor der Haustüre», freut sich Gilbert

Eishockey-Stars 2009 EISHOCKEY-STARS ist ein Kultbuch für alle, die im Eishockey mitreden und entscheiden wollen. Die Publikation ist mittlerweile schon im 14. Jahrgang und randvoll mit Informationen rund ums Eishockey. Alle Spieler der NL A und die wichtigsten Schweizer im Ausland sind je auf einer Seite portraitiert. Bestellen Sie online gegen Rechnung EISHOCKEY-STARS 2009 zum Spezialpreis von CHF 24.– anstatt CHF 29.– www.eishockeystars.ch

schelmisch über die etwas forscheren Lebensumstände des letztjährigen RangersStars. «Ist Omsk eigentlich noch in Europa?» Wollte Gilbert von SLAPSHOT wissen, dem Magazin, das ihm

nich† einmal im «Big Apple» verborgen blieb. «Ich kenne Euch», gibt er zum Schluss mit Stolz zu. «Ihr werdet regelmässig vom NHL-Kolumnisten Lyle Richardson zitiert.» Darauf ist auch SLAPSHOT stolz.

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SLAPShots Wird Grosek ein Fitness-Guru?

Dass Michal Grosek ein «tough guy» ist, hat der begnadete Playmaker in den Schweizer Stadien mehrfach bewiesen. Der ehemalige Zug-, Fribourg und Servette-Spieler amtet momentan als Trainer beim Genfer Zweitligisten Meyrin. Nebenbei setzt der 571-fache NHL-Spieler seine 100kg Körperbank auch noch beim Bankdrücken im Fitnessstudio seiner Freundin ein. Von einer zweiten Kar-

riere als Fitness-Instruktor will Grosek allerdings nichts wissen: «Ich bin dort das Mädchen für Alles,» gibt er schmunzelnd zu. Allrounder Grosek dürfte im Fitnessstudio nach wie vor mehr trainieren, denn mithelfen, um sich in Form zu halten. Der 33-Jährige wäre einem neuerlichen Engagement als Eishockeyspieler mit Sicherheit nicht abgeneigt.

Duo Simmen/Sommer hängt Staff-Wechsel beim SC Bern! Schlittschuhe an den Nagel Das beliebteste und – selbsternannt – schönste Linesmen-Duo Jürg Simmen und Adrian Sommer hat nach missratenen Konditionstests seine Schlittschuhe an den Nagel gehängt. Die langjährigen Spitzenlinesmen galten im Schweizer Eishockey als Kultpaar und engagierten sich auch in der Ausbildung der Nachwuchs-Refs. Auch wenn Simmen/Sommer auf dem Eis nicht in ihren JokeShirts antreten durften – die beiden verstanden es mit ihrer humorvollen und einflussreichen Art und Weise, die Emotionen von aufgebrachten Spielern zu zügeln. Ob das legendäre Duo nach über zwangigjähriger Linesman-Laufbahn ein Abschiedsspiel erhält, ist noch offen.

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Anlässlich des Victoria Cup tauschten der SC Bern und die New York Rangers kurzum ihre sportliche Leitung aus – zumindest war das auf dem offiziellen Matchblatt des IIHF so vermerkt: Headcoach der New York Rangers war da Berns John Van Boxmeer, General Manager des Traditionsclubs aus der NHL sollte Sven Leuenberger sein. SLAPSHOT gratuliert zum Aufstieg.


Charity mit den New York Rangers im Inselspital «Have nots» bemühen. Danach allerdings sind sie es meist. Im amerikanischen Profisport hat «Charity» Hochkonjunktur. So auch am 29. September im Berner Inselspital, als die wohlhabenden New York Rangers kran-

Colton Orr (links) und Miika Wiikman (unten) beim Besuch im Kinderspital des Berner Inselspitals. Wiikman schaffte den Sprung ins Kader der Rangers nicht, Orr ist eine feste Rangers-Grösse.

Charity, zu Deutsch Wohltätigkeit, ist eine rein amerikanisches Kulturgut. Die «Haves», also die Wohlhabenden, zollen dabei den «Have nots», also den Armen, Respekt. Oft stand zum Beginn einer

ken Kindern in der Kinderabteilung des Berner Universitätsspitals Autogramme verteilten. Mit von der Partie waren auch Reto Kobach, Martin Plüss, Trevor Meier, Marc Reichert, Alex Chatelain und Marco Bührer vom SC Bern – und ein Überraschungsgast: New York Rangers-Legende Rod Gilbert präsentierte stolz seinen Ring, den er zur Aufnahme in die Hockey Hall of Fame in Toronto erhalten hatte. Seine Autogramme gehörten zu den Begehrtesten an diesem für einige Kinder im Inselspital unvergesslichen Nachmittag.

glorreichen Karriere eine Charity-Veranstaltung – nicht alle Charity-Teilnehmer sind «Haves», also wohlhabend, wenn sie sich erstmals um die

«Wir bringen das Feuer aufs Eis!» – die neue Kampagne von Swiss Ice Hockey

Im Rahmen der Medienkonferenz von Mitte Oktober präsentierte Alain Kappeler, Head of Marketing Swiss Ice Hockey, zusammen mit Head Coach Ralph Krueger die neue Werbekampagne der A-Nationalmannschaft. Die Kampagne vereint emotionale Portrait-Bilder der Spieler mit treffsicheren Headlines. Die Verbindung von Feuer und Eis wird während der ganzen Saison immer wieder zu sehen sein. Alain Kappeler zu den Sujets: «Wir sind bewusst einen neuen Weg gegangen. Wir wollen Emotionen schaffen und das Eishockeyfeuer bereits im Vorfeld der 2009 IIHF Weltmeisterschaft entfachen. Nicht zuletzt soll die Schweizer Eishockey Nationalmannschaft ein Gesicht erhalten und für die Fans auch neben dem Eis spürbar sein.» Die Kampagne von Swiss Ice Hockey bewirbt die Heimspiele der A-Nationalmannschaft in der grösseren Umgebung der Spielorte sowie auf den E-Boards der grossen Schweizer Bahnhöfe. Die Finanzierung der Kampagne wird ermöglicht durch die Pool-Sponsoren von Swiss Ice Hockey sowie den Medienpartner APG, der allgemeinen Plakatgesellschaft.

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Sprunger MVP – Streits zweiter

SWISS ICE HOCKEY AWARDS: MARK STREIT ERNEUT MIT DEM GEHRTEN SWISS ICE HOCKEY AWARDS VERGEBEN. MARK STREIT HOCKEY AWARD AUSGEZEICHNET, JULIEN SPRUNGER ALS MOST (HOCKEY AWARD), JULIEN SPRUNGER (MVP), ARI SULANDER VALUABLE PLAYER 2007/2008 GEEHRT. (JACQUES PLANTE TROPHY) UND LEONARDO GENONI (YOUNGSTER AM SAMSTAG, 27. SEPTEMBER 2008, FANDEN IN MONTREUX OF THE YEAR) KONNTEN IM AUDITORIUM STRAWINSKI IN MONTDIE 100-JAHR-FEIERLICHKEITEN VON SWISS ICE HOCKEY STATT. REUX DIE BEGEHRTEN TROPHÄEN IN EMPFANG NEHMEN. RENÉ IM RAHMEN DIESER FEIERLICHKEITEN WURDEN AUCH DIE BEFASEL WURDE MIT DEM SPECIAL AWARD AUSGEZEICHNET. 8

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Swiss Ice Hockey Awards in Montreux Autor und Photos: Swiss Ice Hockey Association An der zwölften Durchführung der Swiss Ice Hockey Awards in Montreux durfte eine illustre Gästeschar die Vergabe von fünf Awards mit verfolgen. Mark Streit wurde für seine letztjährige Leistung mit den Montreal Canadiens mit dem Hockey Award ausgezeichnet. Julien Sprunger sicherte sich die Auszeichnung des Most Valuable Players, Ari Sulander wurde als bester Torhüter der vergangenen Saison geehrt und Leonardo Genoni wurde mit dem Award «Newcomer des Jahres» ausgezeichnet. Für die wertvollen Verdienste im nationalen und internationalen Eishockey ehrte die Jury IIHF Präsident René Fasel mit dem Special Award. Die rund 700 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Sport erlebten eine sehr würdige 100-Jahr-Feier des Schweizer Eishockeys. Nach der Begrüssung durch Fredy Egli, Zentralpräsident von Swiss Ice Hockey, hiessen auch René Fasel (Präsident International Ice Hockey Federation) und Bundesrat Samuel Schmid (Sportminister) die Eishockey-Familie im Auditorium Strawinski in Montreux willkommen. Das unterhaltsame Programm – moderiert von Jann Billeter und Marie-Laure Viola – wurde angereichert durch musikalische Showacts von William White und Othella Dallas. Das Comedy-Duo Lapsus sorgte für die richtige Prise Humor an der Gründungsstätte des Schweizer Eishockeys. Die vielen anwesenden Hockeylegenden – unter anderem auch der aktuelle Russische Nationaltrainer und ehemalige Fribourg-Gottéron-Star Slava Bykov – verliehen der 100-Jahr-Feier einen würdigen Rahmen. Eingebettet in die Feierlichkeiten war die alljährliche Vergabe der Swiss Ice Hockey Awards. Die Trophäe des MVP – des Most Valuable Players – der Saison 2007/08 wurde dem Fribourger Julien Sprunger verliehen. Der 22-jährige Teamleader der letztjährigen Überraschungsmannschaft war zugleich PostFinanceTopscorer seines Teams. Nominiert in der Kategorie MVP waren neben Julien Sprunger der Servettien Serge Aubin und Beat Forster von den ZSC Lions. Der Award in der Kategorie Torhüter des Jahres 2007/08 ging an Ari Sulander von den ZSC Lions. Der Finne in Diensten der Zürcher setzte sich gegen Sébastien Caron (HC Fribourg Gottéron) und Gianluca Mona (Genève-Servette HC) durch. Die Ehrung des besten Torhüters und die Übergabe der von der Witwe des legendären NHL-Torhüters Jacques Plante gestifteten «Jaques Plante Trophy» wurde von Frau Caroline R. Plante persönlich vorgenommen.

Mit dem Hockey Award 2007/08 wurde – wie schon letztes Jahr – Mark Streit ausgezeichnet. Streit konnte sich als erster Schweizer Feldspieler in der NHL durchsetzen. Als drittbester Scorer sämtlicher NHL-Verteidiger der vergangenen Saison (13 Tore und 49 Assists bei den Montreal Canadiens) erntete Streit mit seinem neuen Fünfjahresvertrag bei den New York Islanders die Früchte seiner harten Arbeit. Er gilt für die vielen jungen Spieler im Schweizer Eishockey als grosses Vorbild. Leonardo Genoni durfte unter grossem Applaus die Trophäe «Youngster of the Year 2007/08» entgegennehmen. Der 21-jährige Torhüter wechselte auf die vergangene Saison hin zum HC Davos und entwickelte sich innerhalb nur einer Spielzeit zum Torhüter Nummer 1 und zum Leistungsträger beim Traditionsclub. Der Special Award 2006/07 für ausserordentliche Leistungen zu Gunsten des Schweizer Eishockeys wurde an René Fasel verliehen. Fasel – seit 1994 Präsident der International Ice Hockey Federation – hat als Spieler, aktiver Schiedsrichter, Schiedsrichterchef und Präsident des Schweizerischen Eishockeyverbandes die EishockeySchweiz nachhaltig geprägt. Nach seiner Wiederwahl im Frühling 2008 steht der Fribourger auch die nächsten vier Jahre an der Spitze des Welt-Eishockeys. Die Trophäe wurde René Fasel durch Bundesrat und Sportminister Samuel Schmid übergeben. ●

Streich VORFREUDE AUF DAS EISHOCKEYJAHR – SIEBEN HEIMLÄNDERSPIELE VOR DER 2009 IIHF-WELTMEISTERSCHAFT Die diesjährige Vergabe der Swiss Ice Hockey Awards stand im Zeichen des hundertjährigen Jubiläums von Swiss Ice Hockey. Dass dem Schweizer Eishockey in sieben Monaten ein besonderes Highlight bevorsteht, das war für sämtliche Gala-Gäste spürbar. So liessen Gian Gilli (Generalsekretär der IIHF-Weltmeisterschaft 2009) und Ralph Krueger (Headcoach Schweizer A-Nationalmannschaft) den Gala-Gästen ihre Vorfreude auf die Heim-Weltmeisterschaft mit jeder Silbe spüren. Wie Ralph Krueger gegenüber den Gästen erläuterte, braucht das Nationalteam jede Zuschauerin und jeden Zuschauer auf dem Weg an die Weltmeisterschaft wie auch an der Weltmeisterschaft selber. Nach dem erfolgreichen Start des WM-Ticketverkaufs sind ab sofort auch die Tickets für das Heimländerspiel Schweiz – Kanada am 4.November in Rapperswil erhältlich. Unter http://www.swiss-icehockey.ch/ oder http://www.ticketcorner.ch/ können Fans des Schweizer Eishockeys Tickets erwerben. NOVEMBER ’08

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WAS IN DER NHL SCHON LANG GANG UND GÄBE IST, LÄSST SEIT DIESEM JAHR AUCH DIE NATIONAL LEAGUE ZU: TORKAMERAS. PER FUNK KÖNNEN EINZELN FÜR DIE INNENTORKAMERA LIZENZIERTE FOTOGRAFEN IHRE IM GEHÄUSE PLATZIERTE KAMERA BEDIENEN. DAS SCHEINT MARCO BÜHRER VOM SC BERN IN DIESER SZENE NICHT BEIRRT ZU HABEN. MIT EINEM BIG-SAVE VEREITELT DER NATIONALGOALIE EIN GEGENTOR DER ZSC LIONS. AN DIESEM 25. SEPTEMBER BESIEGTEN DIE BERNER DEN AMTIERENDEN SCHWEIZER MEISTER MIT 4:1-TOREN. NOVEMBER ’08

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GOALIES SIND SEXY. DIE WERBEWIRTSCHAFT HAT DAS ERKANNT UND DIE ILLUSTRESTEN WERBEFLÄCHEN AUF DEN TORHÜTERN AUSGEMACHT. KEIN EISHOCKEYSPIELER STEHT SO OFT IM BRENNPUNKT DES INTERESSES WIE DER TORHÜTER, IN SEINEM SPORT DER EINZELSPIELER IM TEAM. DOCH FINDEN AUCH DIE EISHOCKEYCLUBS IHRE TORHÜTER SEXY? KÜMMERN SIE SICH IN GLEICHEM MASSE UM IHRE TORHÜTER WIE DAS DIE WERBEWIRTSCHAFT TUT? SLAPSHOT HAT NACHGEFRAGT – UND ZUM BEISPIEL IN AMBRÌ DAS GEHEIMNIS GELÜFTET, DAS AUS THOMAS BÄUMLE EINEN NATIONALTORHÜTER GEMACHT HAT. IN LANGNAU FAND SLAPSHOT BALLWURFMASCHINEN, IN DAVOS VIDEOREKORDER UND IN LUGANO EINEN EIGENBRÖTLER – WIE EISHOCKEYTORHÜTER HALT SO SIND.


Goalietraining

ng wicht

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Focus Text: Robert Szendröi Fotos: Pius Koller Man bringt den Gedanken nicht mehr los, dass sich HC Ambrì-Piotta-Torhüter Thomas Bäumle auf dem besten Weg befindet, sich vorderhand zumindest auf Schweizer Eis zur stärksten Goalie-Nummer zu mausern. Kein Zufall – denn mit Andy Jorns kann der 24-jährige Grenchner nicht nur auf einen erfahrenen Ex-Tophüter, sondern ebenso auf einen durchschlagenden Ausbildner zählen. Neu hat Jorns seinem Musterschüler das Gleichgewicht auf originelle und anspruchsvolle Art und Weise beigebracht. Die Bäume wachsen zwar für Bäumle noch nicht in den Eishockey-Himmel, doch explizit in diesem Oktober hat der stille Schaffer gezeigt, dass er einen gewaltigen Qualitätssprung vollzogen hat. Es kommt nicht von ungefähr, dass er mit Starstürmer Erik Westrum zusammen der Baumeister des ersten Derbysieges der laufenden Saison (6:0-Auswärtssieg in der Resega, Anm. d. Red.) war. Der HCAP-Keeper hielt seinen Kasten trotz eines HC Lugano-Feuerwerks in den Startminuten rein und krönte am Ende den 6:0-Erfolg der Biancoblù mit einem Shutout. Dass sein markiger Formstand nicht auf dem Eintagsfliege-Prinzip beruht, hat Bäumle nur gerade sieben Tage später bei den SCL Tigers zu Langnau unter Beweis gestellt. Wieder liess er kein «schwarzes Ding» passieren und der HCAP siegte glatt mit 4:0-Toren.

lange Seilband kann parallel an zwei Bäume oder entsprechende Stangen befestigt werden. In einer ersten Phase versuchte ich, mein Gleich-gewicht im Stillstand und mit zusätzlichem Händegreifen eines zweiten und höher befestigten Seils zu halten. Danach nahm ich mir zwei Hockeystöcke zu Hilfe, um die ersten Balanceschritte nach vorne zu tun. Später folgte das gleiche Prozedere nur noch mit einem Stock. Schliesslich war es mein Ziel, die

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Spricht man den ruhigen Torhüter auf seine verbesserten Qualitäten an, lässt er sich aus den Reserven locken, ohne dabei den Boden unter den Füssen zu verlieren: «In der Tat habe ich das Gefühl, dass ich an Stabilität und Balance gewonnen habe. Im Sommertraining konnte ich ebenso meine Bein-, Rücken- und Bauchmuskulatur stärken. Ferner stimmt es bei mir ebenso mit der Konzentration.» Die Basis, dass sich der HCAP-Keeper immer besser entwickelt, hat Torhütertrainer Andy Jorns gelegt. Dazu Bäumle: «Jorns selbst ist in der Freizeit ein begeisterter Kletterer. Und zwischen einem Eishockey-Hüter und einem Bergsteiger gibt es einen wichtigen gemeinsamen Nenner. Und der heisst: Gleichgewicht! Um dieses zu schulen, hat mir mein Trainer die Trainingsmethode mit dem BalanceSeil namens «Slacker» näher gebracht. Dieses 12 Meter

A S, ZSC L Ari Sulander arbeitet schon so lange mit Jukka Ropponen zusammen, dass die beiden diese Saison die silberne Hochzeit feiern können. Seit 25 Jahren – Ari Sulander war damals 14-jährig und spielte in Helsinki unter Ropponen – feilt der Finne an den technischen Fertigkeiten des aktuellen Meistergoalies. Einmal pro Monat betreut Ropponen den «Goalie of the Year» für vier Tage. Sulo: «Jukka ist für mich sehr wichtig. Er kennt mich am besten und wirkt für mich auch nach einem Vierteljahrhundert noch sehr motivierend.»

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K F «Ich nehme alle Heimspiele auf Video auf, wobei die Kamera einzig und allein auf Ronnie Rüeger gerichtet ist,» erklärt Hansjürg Thiemeyer, sein langjähriger Goalietrainer. Neben diesem intensiven Videostudium trainieren die beiden jeden Mittwoch eine halbe Stunde auf dem Eis. Nochmals Thiemeyer: «Nebst dem Videostudium üben wir primär Spielsituationen und feilen nicht gross an der Technik, diese hat Ronnie bereits im Blut.»

S C, HC F-G Sébastien Caron hatte grossen Anteil am letztjährigen Playoff-Höhenflug der Fribourger. Ebenfalls grossen Anteil daran hatte auch Vincent Riendeau. Der Kanadier trainierte auch bereits die Goalies der Toronto Maple Leafs und arbeitet einmal pro Monat während einer Intensivwoche mit Caron zusammen. «Was ein Pitcher im Baseball, ist der Goalie im Eishockey», sagt Caron. Als einer der wichtigsten Feldspieler sei es auch unabdingbar, dass intensiv an den Spezialfähigkeiten geschliffen werde.


Goalietraining

M W, EHC B Marco Wegmüller trainiert seit dieser Saison mit Stephan Siegfried zusammen und schätzt das Zusatzpensum sehr wichtig ein. «Schluss endlich geht es im Eishockey um technische Feinheiten, mein Goalietraining setzt genau da an.» Als der 26-jährige Torhüter während einem Jahr vereinslos war, wurde er vom Goalietrainer des SCB, Andy Jorns, zu einem Probetraining nach Bern eingeladen. Wegmüller: «Ich bin froh, diese Chance genutzt zu haben und jetzt in Biel glücklich geworden zu sein.»

Pucks jonglieren auf nur zwei Rollen: Thomas Bäumle beim Goalietraining im Sommer 2008.

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Focus

Lehrm Numm Strecke auf dem Seilband so schnell wie möglich ohne Hilfsmittel zu überqueren.» Mit dieser Methode kann Bäumle nun verschiedenste Körperteile gleichzeitig trainieren. «Beim ‹Seiltanz› wird von der Zehenspitze bis zu den Kopfhaaren jeder Muskel beansprucht!» Unterstreicht er. Die HCAP-Rückversicherung weiss, dass für einen Hüter die richtige Balance mehr als die halbe Miete seiner Abwehrarbeit ausmacht. Der Spass mit dem Gleichgewicht dehnt sich aber noch weiter aus. Bäumle verrät: «Zu Hause amüsiere ich mich regelmässig auf einem Einrad.» Und dass die Fangstärke nicht nur beim Schusstraining auf dem Eis gefördert wird, dafür sorgt Andy Jorns mit einer Übung, welche von einem Trampolin auf die Reckstange und auf ein zweites Trampolin führen. Jeweils auf der Stange gelandet, wirft Jorns seinem Schützling Bälle zu, die Bäumle fangen und wieder zurückwerfen muss. Trotz dieser Trainingsvielseitigkeit neben dem Eisrink steht aber für den Schweizer NationalmannschaftsGoalie eines fest: «Damit man die grössten Fortschritte erzielt, muss man spielen, spielen und abermals spielen!» Nach dem Seiltanz also zurück aufs Eisparkett, das ist der Geheimtip des aufstrebenden Nationaltorhüters.

Die Einen trainieren für ihren Zirkusauftritt, Thomas Bäumle für die Eishockey-Nationalmannschaft: Der Ambrì-Torhüter auf dem Einrad.

SIE SIND DIE STILLEN, UNAUFFÄLLIGEN MACHER IM HINTERGRUND UND WERDEN VON DEN ALLERMEISTEN EISHOCKEY-INTERESSIERTEN KAUM ZUR KENNTNIS GENOMMEN. DABEI HÄNGT UNGEMEIN VIEL VON DER QUALITÄT IHRER ARBEIT AB. NICHT ZULETZT DER ERFOLG EINER MANNSCHAFT, AN WELCHEM SCHLIESSLICH AUCH JEDER HEADCOACH UND CLUBMANAGER GEMESSEN WIRD. DIE REDE IST VON DEN NACH WIE VOR UNTERSCHÄTZTEN TORHÜTER-TRAINERN. Text: Werner Haller sen. Fotos: Pius Koller Der Berner Andy Jorns in der Schweiz und der Francokanadier François Allaire in Nordamerika sind die erfahrensten, anerkanntesten und erfolgreichsten Torhüter-Experten der Gegenwart. Die Liste jener Goalies, die sie bis zu einer Nummer 1 ausgebildet haben, ist erstaunlich lang. Jorns war von 1993 bis 2006 beim Schweizerischen Eishockeyverband als Trainer für die Torhüter der verschiedenen Junioren-Auswahlen an-

T B, A-P Thomas Bäumle hat das Glück, mit einem der erfahrensten und erfolgreichsten Torhüter-Experten der Gegenwart zusammenarbeiten zu können. Ein Mal pro Woche trainiert ihn der Berner Andy Jorns in Ambrì, wo er das Teamtraining besucht und anschliessend mit Bäumle in der Turnhalle in Ambrì koordinatives Training macht. Hier bringt Jorns auch seine eigene Methodik ein: «Beim Klettern entdeckte ich das Slack-Line. Mir war sofort bewusst, dass dies auch für die Goalies ein gutes Training sein würde.»

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Gian-Luca Mona ist eine Arbeitsbiene. Nach jedem Training leistet der 29-jährige Tessiner während einer Viertelstunde Überzeitarbeit. Jeweils Dienstags findet zusammen mit seinem Goalietrainer Sébastien Beaulieu ein 45-minütiges Goalietraining statt. «Dort analysieren wir vor allem den nächsten Gegner.» Während seiner Zeit in Ambrì ging Mona durch eine harte Schule: «Ich wurde von Tretiak, einem der weltbesten Torhüter, trainiert. Seine russischen Einheiten waren extrem hart.»


Goalietraining

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Torhüter-Guru Jean-François Allaire mit den Schweizer NHL-Pionieren Martin Gerber und David Aebischer.

L W, EV Z Drei Mal pro Jahr kriegt Lars Weibel Besuch aus Montréal. André Lebrun kommt jeweils für rund zwei Wochen nach Zug. Er besucht jedes Training und führt dazwischen natürlich auch noch spezifische GoalieAusbildungen durch. Der Goalie-Guru steht bei Weibel hoch im Kurs: «lch möchte nicht mehr auf ihn verzichten, er hat die selbe Philosophie wie ich und bringt mir enorm viel.»

M S, Matthias Schoder hat in den Goalietrainings schon einiges erlebt. «In Zürich wurde mit weissen, durchsichtigen Pucks auf mich geschossen,» erinnert sich Schoder lachend. Ein- bis zweimal pro Woche arbeitet der 26-jährige Zürcher mit Andreas Schweizer zusammen. Auch Schoder unterstreicht die Bedeutung des Goalietrainings: «Im Gegensatz zum ordentlichen Training, wo ich mit Unmengen an Pucks gefüttert werde, ist das Goalietraining total auf mich abgestimmt.»

D A, HC L David Aebischer gehört nicht mehr dem Hofadel des Schweizer Nationaltrainers Ralph Krueger an. Vorgängig wurden ihm Ronnie Rüeger, Marco Bührer, Thomas Bäumle und Leonardo Genoni vorgezogen. Nicht, dass es dem NHL-geprüften HCLKeeper an Talent fehlt, aber «Abby» könnte noch besser sein. Davon ist Dusan Sidor, Torhüter-Trainer des HC Lugano, überzeugt: «Bei Aebischers Beinarbeit ist noch Verbesserungspotenzial auszumachen. Wenn er diesen Bereich richtig pflegt, kann er einen grossen Schritt nach vorne tun. Ausserdem muss er sein Augenmerk auf Abpraller und die Details richten. Grundsätzlich ist er ein Goalie, der sich im Training gerne auf sich alleine stellt.»

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Goalietraining gestellt. Diese gewannen bei internationalen Titelkämpfen bisher drei Medaillen und bei jedem dieser Triumphe war der Berner für die Keeper verantwortlich: 1997 EM-Bronze mit den U18-Junioren und Marco Bührer (Meister mit dem SCB); 1998 WM-Bronze an der U20-WM mit David Aebischer (NHL, jetzt Lugano); 2001 WM-Silber an der U18-WM mit Tobias Stephan (diese Saison Nummer 2 beim NHL-Club Dallas) und Daniel Manzato (bei Carolinas Farmteam Albany/AHL). Andy Jorns fördert(e) von den aktuellen NL A-Torhütern auch Thomas Bäumle (Ambrì), Leonardo Genoni (Davos), Matthias Schoder (Langnau), Marco Wegmüller (Biel), Simon Züger (Rapperswil) und Robert Mayer, der vor kurzem von den Montreal Canadiens einen Dreijahresvertrag erhielt und für das Juniorenteam Saint John spielt. Zusammen mit dem Deutschen Rupert Meister und dem Finnen Hannu Nykvist führt der Berner seit zwei Jahren in Köln ein internationales Goalie-Sommertrainingscamp durch. «Torhüter», sagt der Meistergoalie von Arosa 1982, «sind nach wie vor Einzelkämpfer. Und aus diesem Grund ist es doppelt interessant und wertvoll, wenn sie einmal unter sich sind und ihre Erfahrungen austauschen können. Der Umgang untereinander ist offen, Geheimnisse gibt es keine.»

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François Allaire ist seit 24 Jahren in der NHL als Torhütercoach tätig, je zwölf Jahre bei Montreal (1984 bis 1996) und

M B, SC B Marco Bührer hexte letzte Saison in einer anderen Liga und kassierte nur 1,7 Tore pro Spiel. In den Playoffs konnte der Nationalgoalie seine Rückenverletzung jedoch nicht immer verbergen. Grossen Anteil am Erfolg des Bülachers geniesst Andy Jorns. Jeden Dienstag und Donnerstag feilt der Ex-SCB-Goalie an Bührers Technik. «Aber auch das Gleichgewicht, die Krafttrainings und die Arbeit mit dem Sportpsychologen dürfen nicht vernachlässigt werden», sagt der 57-jährige.

Anaheim (seit 1997). Er hat über 40 Goalies aus Kanada, den USA und ganz Europa bis zum NHL-Startinggoalie ausgebildet. Mit den beiden bekanntesten feierte er drei Stanley Cup-Siege: 1986 und 1993 mit Montreal und Patrick Roy, einem der besten und erfolgreichsten NHL-Goalies aller Zeiten, und 2007 mit Anaheim und Jean-Sebastien Giguere. Zu seinen regelmässigen «Kunden» gehören auch drei Schweizer, die er während seiner Sommercamps in Ver-

R-J L Wenn es sein muss, trainiert Marco Streit auch mal an einem Sonntag-Morgen um 07.30 Uhr. Streit erinnert sich schmunzelnd an seine Langnauer Zeit zurück: «Einmal wurde ich relativ kurzfristig auf einen Sonntag-Morgen, 07.30 Uhr, aufgeboten. Zuerst dachte ich, es sei ein Straftraining.» Ebenfalls unkonventionell sind seine Trainingseinheiten, die der Berner einmal pro Woche zusammen mit Christian Mathys absolviert. Streit amtet auch ab und zu als Tennisspieler vor einer Ball-Wurfmaschine – einfach ohne Schläger.

bier kennengelernt und dank seinen Beziehungen in der NHL auch empfohlen hat: David Aebischer und Martin Gerber, die es bis zum Stanley Cup-Sieger gebracht haben, und Jonas Hiller, der als Meister mit Davos einen Vertrag mit Anaheim erhielt und wie Gerber auch bei den Ducks weiterhin von Allaire betreut wird. Aber auch der Kanadier Sébastien Caron (Fribourg-Gottéron) gehörte zu den Schülern des Québecois. ●

HC D Leonardo Genoni verzichtet bei seinem Goalietraining auf mentale Elemente. Das spezifische Goalietraining findet unregelmässig, bei Bedarf, statt. Marcel Kuhl, der Goalietrainer des Davoser Youngsters, legt den Fokus momentan auf die Körpersprache. «Es ist sehr wichtig für einen Goalie, dass er das Spiel des Gegners lesen kann.» Vor den Spielen macht der ehemalige GCK Lions-Junior in der Regel eine detaillierte Video-Analyse über den nächsten Gegner und über das letzte Spiel.

Wir brennen auf den Sieg. Andres Ambühl # 10

Schweiz – Kanada

Dienstag, 4. November 2008, Rapperswil

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SLAPSHOT Hockey-Guide für die Saison 2008 / 2009 Hockey Awards NHL

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HCAP

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Prognose Qualifikation 2008/2009: Platz 10 Prognose vor Rang 11 war meine Ambrì hat – einem Jahr ein Volltreffer. 11. Rang dem die Qualifikation auf MBRÌ A WARUM den Ligaerhalt ... beendet und dann ...WARUM AMBRÌ de gegen PROBLEME HABEN KANN in der zweiten Playoutrun und ERFOLG HABEN KANN Spiele werschnell zu – Noah Clarke ist Basel gesichert. Einzelne gewonnen, Spiel inteJohn Harrington kann nicht richtig ins + Der neue Trainer den spektakulär vorwärts einer MeiPooffensivem Dauer überrascht mit griert werden. über die gesamte z so wie on) aber ergeht es werhockey die Konkurren US-Na– Trainer John Harrington beim HC sterschaft (einer Qualifikati Deshalb der einst Herb Brooks mit Olympiaso wie einst Herb Brooks Spieler entscheidet die Defensive. Playoffs. tionalmannschaft beim es Ambrì nicht für die Davos – die Schweizerund verreicht r für eine ÜberraTurnier 1980 die Russen.während sind keine Amerikane e nicht. Aber das Potenzial in diesem hält stehen seine Philosophi verlet+ Thomas Bäumle schung steckt durchaus das Spiel ein Natiobei wird der ganzen Saison wie – Die Abwehr bricht Kader, der neue Trainer ist durchaus und es ngten Ausfällen oder ren naltorhüter. zungsbedi dynamisie von Zednek drängung als bis zur letzten Formschwankungen + Mehr Wasserver möglich, dass Ambrì lifikation Gottéron und Naumenko Nick Playoffqua und eine auf Biel, die Lakers und Kutlak Runde Tigers. schlechte müsste alles gleich viel wie die SCL zusammen wie eine hoffen darf. Aber dann Konkurrenund Nick Naudie Natelverbindung. + Zednek Kutlak für Ambrì und gegen (die Lakers, Spiele befür Claudio menko können alle – Die Saison zu viel ten in Reichweite Celio laufen. Ich lasse streiten. Micheli und Nicola Langnau, Fribourg) der schnellsvon der Verspielt nur in 30 + Noah Clarke ist einer und kann – Thomas Bäumle mich bei der Prognose auf Platz 10. NationalLiga ein der wie ten Stürmer von 50 Partien nunft leiten und tippe Tore und 70 hingegen zum sein Tempo in 30 torhüter. Emotional neige ich mit fünf auslänPunkte ummünzen. – Es gelingt nicht, Tipp auf Rang 8... Frieden in alle NHL-Träu) dischen Spielern, den + Erik Westrum hat -E P ( wird in Ambrì KLASSIERUNGEN me vergessen und der Kabine zu wahren. Feuerkraft im Trainer sesshaft. – Zu wenig offensive Saison Quali Playoff und vierten tanzt noch einzweiten, dritten + Claudio Micheli nicht qual. Szczepaniec aber 85/86 8. Winter und Von Mentlen 1/4-Final mal einen Herbst, Sturm, wohl viel Spektakel,n. 86/87 4. Von Mentlen/ 1/4-Final Frühling zu 25 Punkten.einer der 87/88 3. zu viele knappe Niederlage sich Hobér gsräte mischen Verwaltun Hobér Die + Paolo Duca ist erneut – 1/2-Final ftlich88/89 4. Hobér härtesten und leidenscha 1/4-Final ins Tagesgeschäft ein. zu leicht 89/90 8. der Liga. Lefley sich 1/4-Final sten Energiespieler 90/91 5. – Erik Westrum lässt von einer Lefley neuen Direk1/2-Final 91/92 4. provozieren, träumt + Die Diplomatie des Lefley 1/2-Final Aeschlimann und produ92/93 6. Pearn tors Jean-Jacques Rückkehr in die NHL 1/4-Final der 93/94 6. als letzJakuschew 1/4-Final hilft, den fünften Ausländer, ziert 30 Punkte weniger 94/95 3. Jakuschew bei Laune zu 1/2-Final ras 95/96 6. nicht spielen darf, te Saison. nicht qual. Jakuschew/Hu zwar gross, 96/97 9. Huras halten. – Die Verteidiger sind auch böse 1/2-Final 4. dritten 97/98 im Talent Huras Final kräftig und manchmal sie sind + Das fehlende 98/99 1. Huras wird durch aber 1/2-Final und vierten Block 99/00 4. genug für die NL A – Pagé und Temdas Playout Grösse für 00/01 10. Wasserverdrängung, Cada ständig zu langsam 1/4-Final 01/02 4. Liga. Cada/Fuhrer Kraft kompensiert. 1/4-Final po in der höchsten 02/03 7.

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CLUBDATEN

elettrica ticiSponsoren: Azienda SA, Atel Gegründet: 1937 nese, Amag, Agip Suisse del CanAG gegründet: 1998 Mio. Impianti SA, Banca Stato SA, BizHöhe des AK: CHF 3,0 Ambrì tone Ticino, Birreria Eichhof SA, Vertrag Adresse: Postfach, 6775 zozero Trasporti SA, Fidirevisa 2.13/Min.) Intercm kg von Geb. Tel.: 0900 59 44 44 (Fr. 2.13/Min.) Gotthard Oberalp Arena, NiNr. Spieler Fax: 0900 59 44 99 (Fr. hockey SA, Mic Mac Promotion, 09 bis PostFinanTorhüter: info@hcap.ch mis Nord SA, Metanord, 25.09.84 181 78 Ambrì bis 09 30 Bäumle Thomas www.hcap.ch 28.04.89 184 79 Zuchwil ce, Società Elettrica Sopracenerina t: Tettoia 1 Croce Lorenzo Verwaltungsratspräsiden SA, Casinò Locarno, La bis 10 : Verteidiger: Gian Paolo Grassi 15.02.78 185 87 Basel Budget 08/09 1. Mannschaft bis 09 er: 4 Bundi Ralph 19.06.72 173 78 Ambrì Verwaltungsratsmitglied CHF 5,7 Mio. bis 09 Foschi, en 8 Celio Nicola 09.12.82 180 78 Ambrì Guglielmo Chiavi, MauroMottis (ViAnzahl Mannschaft bis 10 23 Gautschi Marc 17.05.74 186 90 Basel Norman Gobbi, Davide Muheim, Nachwuchs: 8 bis 10 Ambrì 100 3 Horak Jakub ganzen Ferdinand 191 , der in 13.02.80 ze-Präsident) bis 09 Fanclubs: 20 Chiasso, 80 Kutlak Zednek (CZE) 07.03.88 180 79 Ambrì Mauro Merzaghi bis 10 Schweiz von Basel bis Jean-Jacques 10 Marghitola Daniele 08.03.85 189 96 Ambrì General Manager: bis 09 3 in Italien 53 Mattioli Daniele 07.07.74 180 84 Ambrì bis 10 Aeschlimann Preise: Tribüne Erwachsene: 6 Naumenko Nick (USA) 6–10 21.07.81 187 88 Kloten Sportchef: Peter Jaks Lombardi CHF 50.–; Tribüne Kinder 27 Stephan Fabian Luca bis 09 Geschäftsführer: Jahre: CHF 20.–; Erwachsene Stürmer arketing: Jugendliche/ 02.04.84 186 93 Ambrì bis 09 Leiter Kommerz/M Stehplätze: CHF 20.–; Stehplätze 63 Bianchi Mattia 19.01.83 190 94 Ambrì bis 10 Andrea Pellandini Studenten/AHV/Militär 51 Christen Grégory Super Cup: 26.02.81 183 80 Bern bis 10 Bisherige Erfolge: 1998, bis 17 Jahre: CHF 10.– 19 Camichel Corsin 11.06.79 175 87 Lowell/AHL bis 10 1999; Continental Cup: Vorverkauf: Verwaltung 42 Clarke Noah (USA) 1962; 44; 03.06.79 180 80 Ambrì bis 10 1999; Schweizer Cup: 1948, HCAP SA 0900 59 44 55 Demuth Alain ch 03.06.81 178 90 Ambrì bis 09 Schweizermeister NLB: www.hcap.ch; TicketCorner. 46 Duca Paolo 17.12.70 183 78 Lakers bis 10 1949, 1950, 1970; Vize-Schw.-NL A: (0) 848 800 800 38 Micheli Claudio Aufstieg 02.02.81 190 95 Zürich bis 09 Meister NL A: 1999; 45 Murovic Mirko (CAN/SUI) 08.10.74 176 77 Ambrì 1982, 1985 bis 10 1970, Reto 1953, Ambrì Stirnimann 85 65 09.06.78 182 bis 09 Heimdress: blau-weiss 84 Ambrì 11 Schönenberger Lovis bis 09 (CAN) 23.01.78 183 81 Ambrì Auswärtsdress: weiss-blau 25 Sonnenberg Martin d’Oro SA 07.04.89 182 bis 09 Hauptsponsor: Chicco 18 Sciaroni Grégory 10.04.86 173 79 Ambrì bis 10 14 Schena Thomas 10.09.86 187 94 Basel 12 bis Julian Ambrì 91 Walker 26.07.79 185 92 bis 11 7 Westrum Erik (USA) 10.06.88 182 83 Ambrì UALI CORER 43 Zanetti Mauro bis 10 1. Saison Pos Sp T A P PIM Trainer 16.11.59 Spieler Harrington John (USA) S 50 33 39 72 104 bis 10 74 1. Saison Assistent Westrum Erik 07.09.81 S 50 16 25 41 22 Cereda Luca Duca Paolo S 26 18 22 40 60 Domenichelli Hnat V 44 10 28 38 12 Naumenko Nick S 49 19 11 30 BGÄNGE 22 Stirnimann Reto S 20 6 19 25 28 Sonnenberg Martin Tallarini Alan (SCL Tigers)Flyers) S 45 9 15 24 26 Demuth Alain Du Bois Félicien (Kloten V 43 5 16 21 (Lugano) 51 Zdenek CORER Hnat i Kutlak LAYOUT Domenichell V 41 6 12 18 16 Du Bois Félicien V 49 1 13 14 Imperatori Paolo (Rücktritt) Pos Sp T A P PIM Celio Nicola Spieler 5 6 11 24 47 18 S 17 Jan Ivo (Graz/AUT) 8 9 S 11 20 Bianchi Mattia S 14 4 7 11 Schena Thomas (Neuenburg) Duca Paolo S 11 8 8 16 12 34 Camichel Corsin V 49 3 6 9 Sonnenberg Martin Siritsa Oleg (Sierre) CZE) 11 2 13 15 14 V Daniele 33 9 Mattioli 7 0 S 44 2 Naumenko Nick Tlacil Jan (Budejovice/ r S 11 4 9 13 22 Christen Grégory S 43 2 7 9 Stirnimann Reto Pont Benoit (Sierre/Traine S 11 4 5 9 22 Sciaroni Gregory 3 8 12 5 Paolo 46 71 S 9 Imperatori 6 Nachwuchs) 7 3 S 12 Schönenberger Lovis S 45 1 7 8 Westrum Erik Müller Jonas (Bern) S 11 2 7 9 12 54 ) Siritsa Oleg 6 V 50 2 4 6 Demuth Alain Blatny Zdenek (Liberec/CZE V 11 1 6 7 Alain 14 5 Tallarini 6 S 10 2 3 Kutlak Zdenek S 10 3 1 4 34 Blatny Zdenek S 50 3 1 4 Schönenberger Lovis 4 3 0 3 2 UZÜGE S Paolo 3 2 Imperatori 0 3 40 4 Ivo S 3 Jan V 11 1 2 0 Camichel Corsin (Bern) Schena Thomas S 23 1 2 3 Celio Nicola V 11 1 2 3 10 42 Zanetti Mauro Croce Lorenzo (Zuchwil) V 48 0 3 3 Bois Félicien 3 0 Du 2 1 9 (Basel) S Marc 2 Gautschi Bundi Ralph G 49 0 1 1 Siritsa Oleg V 11 0 3 3 31 0 Bäumle Thomas Walker Julian (Basel) 6 S 2 0 1 1 Tallarini Alain S 11 2 0 2 6 Benoît 1 Pont 1 Stephan Fabian (Kloten) 0 Grégory 17 12 S Christen S 11 1 1 2 0 Tognini Omar Micheli Claudio (Lakers) 2 G 15 0 0 0 Bianchi Mattia Lions) S 11 1 0 1 2 Beltrametti Giacomo Murovic Mirko (ZSC Mauro S 2 0 0 0 1 0 Zanetti 1 0 2 S 8 Jan Ivo Clarke Noah (Lowell/AHL) 2 S 36 0 0 0 Camichel Corsin V 10 0 1 1 Marghitola Daniele 8 Gautschi Marc V 11 0 1 1 Daniele Mattioli

HC AMBRÌ-PIOTTA KADER 2008/2009

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GRÜNDE...

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03/04 6. 04/05 6. 05/06 7.

1/4-Final 1/4-Final 1/4-Final

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Playout

07/08

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Playout

ZSC LIONS

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HOCKEY GUIDE 08/09

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Pelletier Pelletier Pelletier/ Rautakallio Rautakallio/ Huras Tlacil

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HOCKEY GUIDE 08/09

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ARI SULANDER (FIN) FANGHAND: RECHTS POSITION: TORHÜTER GEB.-DAT.: 06.01.69 GRÖSSE: 187 CM GEWICHT: 89 KG

SEVERIN BLINDENBACHER STOCK: RECHTS POSITION: VERTEIDIGER GEB.-DAT.: 15.03.83 GRÖSSE: 179 CM GEWICHT: 82 KG

BEAT FORSTER

STOCK: LINKS POSITION: VERTEIDIGER GEB.-DAT.: 02.02.83 GRÖSSE: 185 CM GEWICHT: 98 KG

DANIEL SCHNYDER

STOCK: LINKS POSITION: VERTEIDIGER GEB.-DAT.: 21.06.85 GRÖSSE: 178 CM GEWICHT: 77 KG

PATRICK GEERING

STOCK: LINKS POSITION: VERTEIDIGER GEB.-DAT.: 12.02.90 GRÖSSE: 177 CM GEWICHT: 80 KG

MATHIAS SEGER

STOCK: LINKS POSITION: VERTEIDIGER GEB.-DAT.: 17.12.77 GRÖSSE: 181 CM GEWICHT: 84 KG

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ANDRI STOFFEL

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RADOSLAV SUCHY (SVK)

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MARK BASTL (USA/SUI)

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RYAN GARDNER (CAN/SUI-LIZ.)

STOCK: LINKS POSITION: VERTEIDIGER GEB.-DAT.: 24.10.84 GRÖSSE: 186 CM GEWICHT: 80 KG

STOCK: RECHTS POSITION: VERTEIDIGER GEB.-DAT.: 07.04.76 GRÖSSE: 188 CM GEWICHT: 93 KG

STOCK: LINKS POSITION: FLÜGEL/CENTER GEB.-DAT.: 30.11.80 GRÖSSE: 188 CM GEWICHT: 88 KG

STOCK: RECHTS POSITION: FLÜGEL, CENTER GEB.-DAT.: 18.04.78 GRÖSSE: 196 CM GEWICHT: 105 KG

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Maximalnote für Meistermacher Note 7,0 (Vorjahr 6,7). Wir kommen nicht um die Maximalnote herum. Vor zwei Jahren (nach der Saison 2005/06) hatten wir ihm das Prädikat Weltklasse gestrichen, sein TraiSo cool und so gut wie noch nie Note 5,6 (Vorjahr 5,5). Der kreativste ZSC-Verteidiger wirkte letzte Saison ausdauernd, konstant, cool und wirkungsvoll wie noch nie seit dem Transfer zum ZSC im Sommer 2005,

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Der beste Forster aller Zeiten Note 6,2 (Vorjahr 5,4). Wir haben letzte Saison und an der WM (mit 21.09 Min. pro Spiel am meisten Eiszeit aller Schweizer) den besten Forster aller Zeiten gesehen, zuWie Seger – aber nur manchmal Note 4,6 (Vorjahr 4,5). Der Bruder von Basels Stürmer Stefan Schnyder ist ein schneller, kräftiger, bissiger und mutiger Verteidiger. In lichten Momenten mahnt er an Mathias Die ZSC-Antwort auf Roman Josi Note 4,2 (neu). Er wird Andri Stoffel und Daniel Schnyder im Kampf um die sechste und siebte Verteidigerposition herausfordern. War an der U20-WM der beste Schweizer VerWieder auf seinem besten Niveau Note 6,1 (Vorjahr 5,4). Ebenfalls dank intensiviertem Sommertraining spielt er wieder sein bestes Hockey und kehrte ins WM-Team zurück. Kein so cooler Spielmacher

Elegantester Drittlinien-Stürmer? ein Note 5,3 (Vorjahr 5,3). Erst ab Ja- Vor guter Ergänzungsspieler sein. AN LSTON nuar und in den Playoffs in Form. dion,der letzten Saison im Hallensta- S TOCK: RECHTS Noch immer einer der elegantesten am aber nicht in der Liga. Macht POSITION : FLÜGEL/CENTER Läufer der Liga, der eingebürgerte BlockFlügel den dritten und vierten GEB.-DAT.: 14.04.69 offensiv gefährlich und kann Kanadier kann noch vier, fünf Jahre wichtige GRÖSSE: 179 CM Bullys gewinnen. GEWICHT: 83 KG Besser als Lakhmatov und Murovic? Sean Note 4,9 (Vorjahr 4,9). Eine pflege- FreudeSimpson wird an Bühler viel YRILL ÜHLER leichte, schnelle, bewegliche Flügel- nach haben, weil der Klotener S TOCK : einem LINKS vorgegebenen taktifräse, die Energie und Emotionen schen POSITION: FLÜGEL ins Spiel bringt. Offensivpotenzial TribüneKonzept und nicht für die GEB.-DAT.: 04.11.83 fräst. Ersetzt Vitali Lakhmafür 25 Punkte, der neue Trainer tov G RÖSSE: 181 CM und Mirko Murovic. GEWICHT: 82 KG Viel zu gut für die NLB das Note 5,1 (Vorjahr 5,0). Kompensiert te Juniorenligen, buchte 43 Punkin UKAS RAUWILER fehlende Wasserverdrängung mit mehr der NLB (2005/06), aber nie S TOCK: als 9 in der NL A. Kommt im LINKS Beweglichkeit, Schlauheit, Mut und prominent besetzten ZSC nicht über POSITION: CENTER/FLÜGEL Biss, sorgt für Spektakel und Emo- die Rolle eines Fleissspielers im GEB.-DAT.: 13.04.84 tionen. Stürmte 2003/04 in Kana- dritten GRÖSSE: 176 CM oder vierten Block hinaus. GEWICHT: 74 KG Genie oder Problemspieler? stadion. Darf das sensible Genie Note 5,6 (Vorjahr 5,4). Einer der bes- auch hier mit den besten Flügeln LIVER AMBER ten Spielmacher mit Schweizer stürmen? Wenn nicht, Potenzial STOCK: RECHTS Pass. Er macht auch ausländische zum POSITION: CENTER Flügel besser. Kommt nach neuer sind Problemspieler. Die ZSC Lions GEB.-DAT.: 07.05.79 sein vierter Arbeitgeber in den Bestleistung (40 Punkte) ins Hallen- letzten GRÖSSE: 177 CM fünf Jahren. GEWICHT: 87 KG Ein rustikaler Rumpler tisch. Note 4,1 (Vorjahr 4,5). Der Sohn den Der kräftige Abräumer geht IM INDEMANN des Ex-NL A-Topscorers Guido Lin- AberGegenspielern auf die Nerven. S TOCK: LINKS demann bringt die rustikalen Rum- diert sein spielerischer Einfluss ten- POSITION : FLÜGEL gegen Null und er ist zu wenig pelelemente ins Hallenstadion: Er beweglich, G EB.-DAT.: 09.11.82 um jeden Check an den GRÖSSE spielt furchtlos, wuchtig, enthusias- Mann : 186 CM zu bringen. GEWICHT: 94 KG Und nun erstmals über 50 Punkte? komplettesten Note 6,5 (Vorjahr 5,9). Der beste wirkungsvoll Schweizer Stürmer, HIBAUT ONNET als Flügel und als Thibaut Monnet aller Zeiten. Per- Center, STOCK: LINKS sönliche Bestleistung (43 Punkte) einem cool im Abschluss und mit POSITION : FLÜGEL/CENTER nicht erlernbaren, von den und gleich ein Titel in der ersten Hockeygöttern GEB.-DAT.: 02.02.82 geschenkten Spiel- G ZSC-Saison. Er ist nun einer der instinkt RÖSSE: 182 CM gesegnet. GEWICHT: 86 KG Erneut 50 Punkte? grossen Spielerpersönlichkeit geNote 6,2 (Vorjahr 5,5). Der beste reift. DRIAN ICHSER Wichser, den es je gab. Er hat Verlet- und Er buchte erstmals 50 Punkte S TOCK: LINKS zungen (Knie, Gehirnerschütterung) besteist an einem guten Abend der POSITION : STÜRMER und Krankheit (nach Zeckenbiss) lich, Schweizer Stürmer: Beweg- GEB.-DAT.: 18.03.80 überwunden und ist nun zu einer len schlau, kreativ, cool, mit schnel- GRÖSSE: 180 CM Händen und Füssen. GEWICHT: 77 KG Leader oder Problemspieler? zenz Note 5,7 (Vorjahr 6,2). Er begann schaft.prägten die MeistermannOMENICO ITTIS Ein bissiger, zweikampfstardie Saison als «Klotens Antwort auf ker Center mit Spielmacher- und STOCK: LINKS Gaetano Orlando» und beendete Abschlussqualitäten, POSITION: CENTER mit hohem G sie als Meister mit den ZSC Lions. Pflegebedarf EB.-DAT.: 01.10.74 durch den Trainer und G Aber die Spieler mit Schweizer Li- Hang RÖSSE: 180 CM zur Eigensinnigkeit. GEWICHT: 90 KG Und nun über 50 Punkte? fekte Note 6,0 (neu). Der Transfer wäh- poligaFlügel für die Lauf- und TemETER EJNA NL A. Kein Teamleader, aber rend der Saison, der den Titel einer STOCK: LINKS brachte: Sejnas Dynamik auf den ten der schnellsten, intelligentes- POSITION : FLÜGEL Aussenbahnen war ein entschei- der und abschlussstärksten Läufer, GEB.-DAT.: 05.10.79 dender Faktor im Finale. Der per- 50 neben einem guten Center über GRÖSSE: 180 CM Punkte buchen kann. GEWICHT: 80 KG Gott in Ambrì – und beim ZSC? in die NL A zurück. Die perfekte Note 6,2 (neu). Vier Saisons hat er Mischung EAN UY RUDEL für Ambrì mehr als einen Punkt pro weglichkeit,aus Leidenschaft, Be- S TOCK: LINKS Technik und TorinsSpiel produziert und letzte Saison in tinkt. POSITION: FLÜGEL/CENTER der AHL 67 in 78 Spielen. Für die im Aber anders als in Ambrì hat GEB.-DAT.: 18.10.75 Hallenstadion sein Wort (noch?) NHL reichte es nicht und so kehrt er nicht GRÖSSE: 185 CM Gesetzeskraft. GEWICHT: 92 KG

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erfüllte erstmals die Erwartungen und spielte auch eine solide WM. Vielleicht so talentiert wie Mark Streit, Schlüsselspieler im Powerplay, aber nicht das Charisma zum Führungsspieler.

(CAN/SUI)

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sammen mit Goran Bezina der beste Schweizer Verteidiger ausserhalb der NHL. Auf NL A-Niveau nicht zu überlaufen, nicht einzuschüchtern. Kräftig, ruhig und auch offensiv wirkungsvoll.

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Seger. Noch etwas zu wenig cool und schlau, wird mit Sicherheit durch Erfahrung in den nächsten Jahren besser und wenn nicht beim ZSC, so wird er anderorts eine lange NL A-Karriere machen.

O

teidiger und kann sich zur ZSC-Antwort auf Roman Josi entwickeln. Physisch noch kein NL A-Verteidiger, aber schlau im Zweikampf und trifft fast immer die richtigen Entscheidungen.

B

G

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K L

wie Blindenbacher, nicht so wuchtig wie Forster. Kompletter, schussstarker Verteidiger ohne NHL-Spektakelstärken. Ein leidenschaftlicher Leader und auch neben dem Eis eine wichtige Figur.

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Fast einer wie Martin Rauch? sivspiel. Schneller, einfacher, risikoNote 5,0 (Vorjahr 5,0). Verlässlicher, loser smarter, kräftiger Defensivvertei- Hätte erster Pass, cool unter Druck. in weniger gut besetzten diger für den dritten Block. Keine Verteidigungen Spektakelchecks und Sturmläufe, Schlüsselrolle Chancen auf eine als «Martin Rauch im dafür solides, diszipliniertes Defen- Westentaschen-Format» . Weltklasse auf der Tribüne? messers. Nicht Spektakel, sondern Note 6,0 (Vorjahr 6,0). Als Defensiv- Genauigkeit und Zuverlässigkeit verteidiger Weltklasse. Verteidigt zählen, ohne Hast und übermässige Härte, schätzt. deshalb wird er unterKann sein, dass er nun hin dafür pflegt er bei all seinen Aktio- und wieder als überzähliger Ausnen die Präzision eines Landver- länder auf die Tribüne muss. Der Vater war ZSC-Aufsteiger dentraktor mit schnellen Händen, Note 5,0 (Vorjahr 4,9). Der Bruder hoher des Tennisprofis George Bastl und für Intensität und Spielintelligenz den 3. Block. Als «Mühlsteine» Sohn des ZSC-Aufstiegstrainers werden die Spieler seiner Art in der George wurde in den USA ausgebil- NHL det, ist läuferisch ein limitierter Ban- schengerühmt, weil sie die gegneriMannschaften zermürben.

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Meister 2003, 2006 und 2008 mit Note 6,0 (Vorjahr 5,6). Notenauf- weiteseiner Standfestigkeit, Reichund Wasserverdrängung eine besserung für die Playoffs (ein Abwehr aus dem Konzept. Schlauer Punkt pro Spiel) und die Entwick- Abstauber und Spielmacher. Wäre lung zur Führungspersönlichkeit. der Der sanfte Brecher bringt alleine ser, Ex-Luganesi flink wie Adi Wichwäre er ein NHL-Star.

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79 ANDRES AMBÜH (RECHTS, IM WM-SPIEL GEGEN SCHWEDEN) VERKÖRPERT DEN HOCKEYFRÜHLING

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BRUNO BRECHBÜHL

(solange Vorrat)

EHC VISP

NLB

Total 4.–

DIE BESTEN SCHWEIZER SPIELER? und von La Chaux-de-Fonds kommt mit Tomas Dolana (43 Punkte) ein hochkarätiger Stürmer mit Schweizer Lizenz und von Saastal (1. Liga) der U18-Internationale Yannick Herren für drei Jahre in die kaufmännische Lehre aufs Clubsekretariat. Der Bub der Skilegende Bernadette Zurbriggen (7 Weltcupsiege zwischen 1973 und 1977) aus Saas Grund kann als Stürmer und Verteidiger spielen und um ihn hatten sich auch Deutschweizer Clubs bemüht. Die Breite im Kader Acht Schweizer Spieler produzierten bleibt also weiterhin erhalten. Von Scorer20 als mehr letzte Saison allen NLB-Teams hatte Visp den gepunkte – diese Breite im Kader hatten ringsten Transferumsatz. Die Qualität und nur noch Qualifikationssieger der Schweizer Spieler (darunter mit Aufsteiger Biel (ebenfalls 8). LangentBruno Brechbühl und Marc Bühlmann Siehal (8) und Titan Lausanne (10). zwei Langnauer Aufstiegshelden von ben dieser Schweizer Spieler bleiben,

WÜRDE IN DER NLB OHNE AUSLÄNDER GESPIELT, WÄRE VISP FAVORIT NUMMER 1. MIT AUSLÄNDERN MÜSSTE ES IMMER NOCH REICHEN, UM IM WALLIS DIE NUMMER 1 ZU BLEIBEN.

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1998), die Breite im Kader und die Kontinuität sind das Erfolgsgeheimnis des Eishockey-Musterunternehmens. Im Heimatdorf des FussballSonnenkönigs Sepp Blatter und des zum Kapitalismus konvertierten Sozialisten Peter Bodenmann dürften die Dinge nach der Aufregung der letzten Saison (Terry Yake blieb nach 23 Spielen in der Dopingkontrolle hängen) wieder ihren gewohnten Lauf nehmen – und das bedeutet, dass der EHC Visp die Nummer 1 im Wallis bleibt und Sierre erneut in die Schranken weist. Schon letzte Saison gewann Visp drei der vier Derbys gegen seinen Erzrivalen. Damit wäre auch das emotionale Saisonziel � erreicht.

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präsentiert von

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HOCKEY GUIDE 08/09

Name / Vorname:

DER SCHWEIZER EISHOCKEY-FRÜHLING

ES IST EIN SCHÖNES BRAUCHTUM IM SCHWEIZER SPORT, NIEDERLAGEN SCHÖNZUREDEN. DOCH FÜR EINMAL GIBT ES EINE WMPLEITE, DIE UNS WEITERBRINGT. DIE VORAUSSETZUN GEN FÜR EINE GUTE WM 2009 SIND GEGEBEN.

gefeuert. Nur ganz wenige Coaches Ebenen vernichtend, sind dazu in der Lage, in die Verbandsder Krise funktionäre gehen sich selbst und ihre Methoden gezielt gegen kritiin sche Journalisten vor. Frage zu stellen und neue Wege zu verliert die Schweiz Im Viertelfinale gehen. Ralph Krueger gehört gegen den spätezu sen Ausnahmeerscheinungen. die- ren Weltmeister Kanada mit 1:5. Er ist, wie es so schön heisst, über seinen WM 2008 IN Q eigenen Schatten gesprungen. UÉBEC Mit begeisterndem Offensivhocke y stürmen die Schweizer ins WM 2007 IN MOSKAU Viertelfinale. Dort laufen sie dem Mit dem schlimmsten und späteren langweiligsten Defensivhockey seit Menschenge- Weltmeister Russland mit ihrem Offensivspektakel ins Messer. denken wurstelt sich die Sie hatten Schweiz in versucht, den übermächtigen Gegner die Viertelfinals. Defensiver Unter Druck halten Trainer Frost in mit einem frechen in der seiner schlimmsten Forechecking Regel noch sturer am einmal zu Form. So kann packen einge- die WM 2009 im und vom Eis zu fegen. schlagenen Weg fest – und Die eigenen Land kein TV-Bilder werden Erfolg werden. des Eigentores von Philippe Die Kritik ist auf allen Furrer gehen um die Welt. 153 Am Ende 168 8:45 HOCKEY GUIDEUhr 4.8.2008 08/09 Seite

grafskates.ch grafproficenter.ch

steht eine sang- und klanglose 0:6- der erste Nationaltraine Schmach. Und doch ist r in der Ge- neration diese Pleite schichte (seit von Spielern internationale 1908), der bei zwei Tieine Niederlage, die uns weiterbringt. Reife erlangt hat, Spieler, telturnieren in der Schweiz wie sie die Denn Ralph Krueger hat auf an der Schweiz vor zehn die Jahren beim Amtsauf Moskau 2007, reagiert Kritik, Bande steht. antritt von Krueger noch – die Krueger unterscheidet nicht hatte: Mannschaft verjüngt und sich mit sei- Spieler wie die Taktik nem Mut zur zum Beispiel Julien SprunVeränderung von allen umgestellt. Dem Moskauer ger, Roman Wick, Peter Guggisberg, Defensiv- seinen Berufskollegen winter folgt das offensive Tauwetter zige Eishockeytrain . Er ist der ein- Andres Ambühl, Raphael Diaz oder von Québec 2008. Selbst kanadische Sommer während er, der sich im Beat Forster stehen für diese neue Medien thematisierten das Phänomen daheim in Kanada mehreren Wochen neration, die auf internationale Ge«Eishockey-Glasnost» in der m Nivollständig in seine veau Schweiz. eigene Privatwelt keine Komplexe mehr hat und In Québec ist nichts zurückzieht, um die einer an mehr WM so frech und cool spielt diesem unsäglichen Vollkasko-Sichvon Batterien aufzuladen und seine eiwie in der heimischen Liga. Es er- gene Arbeit zu hinterfragen. sind Spieler, heitshockey von 2007 zu Hätte er die läuferisch, sehen. technisch und taktisch blieben sind die klaren StrukturenGe- die Lehren aus Moskau 2007 nicht besser sind als die Generation, die Spiel und die taktische Disziplin. im gezogen, und am gleichen sturen deunsere Nationalmannschaft Es ist fensiven Kurs festgehalten, an der letzeine sanfte Öffnung, die hätte er nicht ten WM 1998 in unserem Land geGlasnost – erst einmal im Chaos – wie seinen Job jetzt nicht mehr. Denn die prägt hat. Ralph Krueger enden Erinnerungen hat diesen muss. Die stark verjüngte an 1997 sind noch Mannschaft wach: Damals Gene-rationenwechsel durch die gewurde Nationaltrainer spielt – endlich – ein aktiveres, zielte Verjüngung (Patrick moder- Simon Schenk Fischer und neres Eishockey und trägt aus einem laufenden das Spekta- Vertrag gefeuert, Martin Plüss nicht für die WM nomikel in die gegnerische Zone. weil die damalige niert) Stürmen Verbandsführu dynamisiert. Damit hat er ng Schenk nicht mehr die Schweizer an der WM seine Aufgabe hundertprozentig 2009 im zutraute, mit erfüllt: Es seiner Philosophie das gleichen Stil, dann werden ist am Nationaltrainer, die sie die Publikum für internatiodie WM 1998 im eigeZuschauer begeistern – auch nalen Trends früh zu erkennen wenn im nen Land zu begeistern. und die Viertelfinale wieder Schluss richtigen Schlüsse daraus sein sollte. Das offensive zu ziehen. Tauwetter ist aber auch Und schliesslich und endlich Die Voraussetzungen für ist eine gute WM 2008 auch resultatsmässi die möglich geworden, weil eine neue GeWM 2009 sind gegeben. g ein Erfolg: Weil die Slowaken � in die Abstiegsrunde tauchen, rückt die Schweiz erstmals seit Einführung der Weltrangliste auf Position 7 vor. Auch die te Qualifikation für Olympia direk2010 in Vancouver ist gesichert. Wie ist dieses Wunder möglich geworden? Ähnlich wie «Glasnost» in ehemaligen UdSSR von einem der ausgelöst worden ist (Michail Mann Gorbatschov), so trägt die offensive Öffnung des Schweizer Eishockeys die Handschrift eines Mannes: Ralph Krueger. Kein Eishockey- oder Fussball-Natio naltrainer hat sich in der Schweiz je so lange im Amt gehalten wie Krueger. Im Sommer 1997 hat er unsere Nationalmannschaft übernommen und bei der WM 1998 in Zürich und Basel auf den sensationellen 4. Schlussrang geführt – er wird nun HOCKEY GUIDE 08/09 169

Prognose Qualifikation 2008/2009: Platz 4

Kenne ich die Mentalität im Dorf besser als PiusCLUBDATEN David Kuonen, Sepp Blat08.06.85 184 76 Visp Gegründet : 1939 28.08.88 175 71 GCK Lions ter und Peter Bodenmann? AG gegründet: 2000 Adresse: EHC Visp Sport AG, Fast scheint es so: Platz 5 16.06.84 191 89 Visp Seewjinenstrasse 2, Postfach, war die Prognose im letz24.03.88 191 94 Lakers 3930 Visp 30.10.78 181 89 Visp ten Sommer und auf Rang Tel.: 027 946 30 20 11.11.77 177 79 Visp 31 30 946 Fax: 027 5 klassierte sich der EHC 17.12.78 187 94 Visp info@ehc-visp.ch Visp. Ein solcher Volltreffer 21.02.87 177 83 Visp www.ehc-visp.ch 28.08.88 184 83 Zug ist für einen nördlich der Verwaltungsratspräsidium: Viktor Borter, Lothar Studer Alpen in der «Ausser08.07.74 178 80 Visp Kuonen David Pius Sportchef: schweiz» lebenden Men15.01.75 180 92 Chur Geschäftsführer: Sébastien Pico schen doch eher ausserge12.02.85 180 85 Visp Erfolge: NLB-Meister: Bisherige 22.03.85 171 71 Sierre wöhnlich. Die Prognose für 1960; Aufstieg in die NL A: 1960; 21.02.78 179 78 Visp NL A-Meister 1962; Gruppensiedie nächste Saison ist 1997, 04.03.88 188 80 Visp 1994, ger 1. Liga: 1988, leicht optimistischer (4. 15.01.88 177 79 Visp 1999; Aufstieg in die NLB 1999; 11.02.83 174 79 Visp Platz). Auf dem Transfer3. Platz NLB 2001; Vize-Schwei05.10.89 176 70 Visp zermeister NLB 2003; Vizemarkt ist die spielerische 26.04.81 173 82 Milwaukee/AHL Schweizermeister NLB 2003 Fribourg Substanz bewahrt worden 93 187 Mannschaft: 1. 20.10.89 Budget 08/09 01.06.88 176 62 Visp und um die Ausländer CHF 2.25 Mio. 06.03.86 174 78 Visp Stadion: Litternahalle dürfte es keine mit letzter 15.01.88 178 80 Visp Plätze: 4 300 Zuschauer, Saison vergleichbare Auf04.03.88 188 80 Visp 850 Sitz- / 3 450 Stehplätze regung geben. Jason Guer2. Saison 05.03.72 riero könnte sich zu einem der besten Center der Liga entwickeln, er hat letzte Marc, Gasser Davide, ABGÄNGE Zimmermann Saison in der AHL in 64 Müller Heynen Fernando, Page Lionel, Yake Terry, Bruderer Partien 37 Punkte gebucht Reto, Hogeboom Greg, Schmid Severin, und sich 2005/06 in FinnSandro, Wälti Sandro, Wüst Philipp, McConvey QUALI-SCORER 2007/2008 D’Arcy land bewährt (29 Punkte in A P PIM T Sp Pos Spieler 53 Spielen). Und Steve S 49 40 36 76 68 Reto, Bucher Tim, Wiedmer Sandro, Hageboom Greg ZUZÜGE Lory Brulé DolaBrulés Statistiken aus der 25 56 36 31 Matthias, 48 S Imhof Steve, Jason, Luca Triulzi Guerriero S 48 7 37 44 20 letzten Saison bei Chur Brunold Alain na Tomas, Masa Danny, Lauber Emanuel S 48 27 14 41 24 Wüst Philipp sind bemerkenswert: Sage 38 V 49 12 20 32 Heldstab Beat und schreibe 50 ScorerS 23 11 20 31 30 Yake Terry 25 104 13 12 47 S punkte aus 31 Spielen. Bruno Brechbühl V 45 7 17 24 30 Schüpbach Marco Wenn Torhüter Fabien HecS 16 11 12 23 14 PLAYOFF-SCORER 2007/2008 McConvey D'Arcy quet (der Sohn des SerS 48 9 14 23 18 Furrer Andy Pos Sp T A P PIM Spieler vette-Statistikers) so gut S 43 8 13 21 32 Bühlmann Marc 7 8 6 1 30 7 17 S 11 6 46 S D'Arcy McConvey hält wie letzte Saison, Bruderer Sandro S 7 4 3 7 2 V 49 0 12 12 72 Metrailler Cédric Portner Philippe dann hat Visp sogar das S 7 4 2 6 31 S 48 2 9 11 96 Hageboom Greg Fernando Heynen Über4 zur S 7 4 2 6 Potenzial V 48 3 8 11 66 Triulzi Luca Summermatter Roger V 7 1 4 5 10 3 4 3 7 2 S raschungsmannschaft und Heldstab Beat Barrett Nathan 2 4 8 2 2 7 7 V 6 1 7 S Marco Schüpbach Hubacek Jiri kann, wenn es den HockeyS 7 2 1 3 4 V 45 0 7 7 60 Furrer Andy Anthamatten Silvan göttern (und natürlich FussS 7 1 2 3 2 S 23 2 2 4 4 Brunold Alain Philipp Ischi S 7 1 1 2 12 V 49 0 4 4 16 ballgott Sepp Blatter) geHeynen Fernando Page Lionel S 7 1 1 2 8 5 1 1 2 2 S Wüst Philipp Masa Danny fällt, in der Qualifikation 0 2 2 0 4 7 2 S 1 1 5 S Maurer David Maurer David sogar Platz 2 holen und in S 7 1 0 1 6 5 0 2 2 2 S Bühlmann Marc Metrailler Cédric S 7 0 1 1 4 den Playoffs bis ins Finale S 17 0 1 1 14 Bruderer Sandro Bürgin Damian S 7 0 1 1 12 S 17 0 1 1 4 Masa Danny kommen. Müller Reto V 7 0 1 1 10

Nr. Spieler Torhüter: 31 Hecquet Fabien 26 Lory Reto Verteidiger: 16 Anthamatten Silvan 65 Bucher Tim 37 Heldstab Beat 77 Portner Phlipp 17 Schüpbach Marco 19 Summermatter Roger 79 Wiedmer Sandro Stürmer: 29 Brechbühl Bruno 22 Brulé Steve (CAN) 93 Brunold Alain 97 Dolana Tomas 23 Bühlmann Marc 15 Bürgin Damian 57 Furrer Andy 88 Triulzi Luca 89 Wyer Flavian 12 Guerriero Jason (CAN) 18 Imhof Matthias 19 Lauber Emanuel 91 Masa Danny 57 Furrer Andy 15 Bürgi Damian Trainer: Fust John (CAN)

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HOCKEY GUIDE 08/09

SLAP-Hotline: abo@slapshot.ch

Adresse : PLZ / Ort : Natel : Alter :

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EHC VISP KADER 2008/2009

Artikel-Bezeichnung Preis Hockey-Guide 2008/2009 (nur noch in deutsch) 18.– Porto + Verpackung Gesamt Total Fr.

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Bitte senden Sie mir den SLAPSHOT Hockey-Guide 2008 / 2009 zu, gegen Rechnung : Anz.

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ZSC LIONS

ningseifer hatte nachgelassen und die Lions fielen ins Playout. Nun spielt er wieder auf seinem besten Niveau – und nach 2000 und 2001 sorgte der Finne wieder für einen Titel.

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Tel. 031 740 97 67 • Fax 031 740 97 76


Time Out mit Klaus Zaugg

Weltklasse im Management WO STEHEN UNSERE EISHOCKEY-MANAGER IM INTERNATIONALEN VERGLEICH? SIND UNSERE EISHOCKEY-UNTERNEHMEN IN DER NLA UND IN DER NLB GUT GEMANAGT? Die Schweiz ist das einzige Land westlich von Prag und südlich von Stockholm in welchem in Fernsehen und in den Printmedien Eishockey praktisch den gleichen Status hat wie der Fussball. Die Schweiz ist, anders als etwa Deutschland, Frankreich, Italien oder Oesterreich, eine Eishockey-Nation mit einer ähnlich starken Eishockey-Kultur wie in Tschechien, Finnland oder Schweden. Die Eishockey-Manager haben es in der Schweiz aus mehrere Gründen ein bisschen einfacher: Die besten Spieler wandern (noch?) nicht in die NHL oder in die nordamerikanischen Farmteamligen ab. Es gibt nur zwei Ligen, in welchen viel höhere Löhne bezahlt werden als in der Schweiz: Die NHL und die russische KHL. Das ist so, wie wenn es im Fussball nur die Bundesliga und die russische Liga geben würde. Selbst gute Spieler bleiben während ihrer ganzen Karriere in der Schweiz und an einer WM kommen in der Regel nur zwei oder drei Spieler aus ausländischen Ligen zum Einsatz. Im Fussball ist das Verhältnis genau umgekehrt. Die Macher der Eishockey-Klubs haben im Laufe der letzten Jahr sehr viel richtig gemacht. Die Nationalliga kann ihre Geschäfte praktisch selbständig führen. Aber der Einfluss des Verbandes ist bis heute stark geblieben. Die Liga, also die Klubmanager, tendieren traditionell dazu, (zu) viel Geld in Spielerlöhne zu stecken, die Ausbildung der Junioren und der Schiedsrichter zu vernachlässigen und die Interessen der Nationalmannschaft zu ignorieren. Aber anders als etwa in Deutschland ist es bei uns nie zu einem offenen Konflikt zwischen den Klubs und dem Verband gekommen – ein Konflikt, der das Deutsche Eishockey um Jahre zurückgeworfen hat. Alles in allem sind die Manager in der NLA und in der NLB besser als ihre Amts-

DER AUTOR UND DIE RUBRIK : Klaus Zaugg (50) leitete zuletzt zwölf Jahre lang als Chefreporter die Eishockeyredaktion von «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als der wohl einflussreichste Eishockeyjournalist der Schweiz. kollegen im Fussball. Das Eishockey ist zwar nicht im gleichen Masse der Konkurrenz des globalen Sportes ausgesetzt wie der Fussball. Im Gegenzug haben die Topklubs in der Schweiz aber keine Chancen, im europäischen Spielverkehr Kohle zu machen. Die Champions League ist eine spektakuläre Herausforderung für die Fussballklubs, dynamisiert das Fussballbusiness und eröffnet riesige kommerzielle Chancen. Die europäische EishockeyOperettenliga (Champions Hockey League) wird hingegen von den Klubs eher eine Belastung als eine Herausforderung betrachtet und ist wirtschaftlich zu wenig interessant.

Von den 16 Klubs, die 1985/86 in der NLA spielten, sind nur noch acht übrig geblieben (YB, Xamax, Luzern, FCZ, GC, Aarau, Sion und Basel). Servette und Lausanne, die seit der ersten NLA-Saison mit dabei waren, wurden aus wirtschaftlichen Gründen zwangsrelegiert, Wettingen ging sogar Pleite. Im Eishockey ist noch nie ein NLA-Klub aus wirtschaftlichen Gründen in die NLB zurückversetzt worden. Die NLA im Eishockey ist viel stabiler, sie ist, anders als der Fussball, seit 1985/86 im Tessin präsent und hat ihre starke Verankerung auch im Welschland nie verloren. Eine Abhängigkeit von ausländischen

«DIE EUROPÄISCHE EISHOCKEY-OPERETTENLIGA (CHAMPIONS HOCKEY LEAGUE) WIRD VON DEN KLUBS EHER EINE BELASTUNG ALS EINE HERAUSFORDERUNG BETRACHTET UND IST WIRTSCHAFTLICH ZU WENIG INTERESSANT.» Auch ein Blick zurück zeigt, dass die Macher im Eishockey einen besseren Job gemacht haben. Das Zeitalter des Geldes hat mit der Einführung der Playoffs in der Saison 1985/86 begonnen. Von den zehn Klubs, die damals dabei waren, spielen sieben immer noch oder wieder in der höchsten Spielklasse (Ambri, Davos, Gottéron, der SCB, die ZSC Lions, Biel und Lugano). Olten und Sierre sind in die NLB zurückgekehrt und Arosa hat sich geordnet in die 1. Liga zurückgezogen.

Investoren gibt es im Eishockey praktisch nur bei Servette. Das Eishockey ist viel weniger multikulturell als der Fussball, stärker vertreten in den ländlichen Gebieten und daher schweizerischer, uriger, konservativer und stabiler. Die meisten NLA-Unternehmen haben in ihren Regionen eher eine bessere Vernetzung im wirtschaftlichen und politischen Umfeld und sind weniger auf Mäzen angewiesen als die Fussballklubs.

Kungeleien zwischen Spielervermittlern und Sportchefs sind im Eishockey – anders als im Fussball – nicht an der Tagesordnung. Die Transparenz ist im EishockeyBusiness grösser. Noch nie durften die NLA-Klubs im Eishockey mehr als fünf Ausländer pro Spiel einsetzen. Im Fussball hat es hingegen schon NLA-Partien ohne einen einzigen Schweizer Spieler gegeben. Die Hockeymanager haben es geschickt verstanden, die Anzahl der Ausländer zu limitieren während im Fussball alle fast alle Schleusen geöffnet worden sind bzw. wegen des stärkeren Einflusses der FIFA und der UEFA geöffnet werden mussten. Womit wir auf die eingangs gestellten Fragen günstige Antworten geben können: Die Schweizer Klubs gelten international als sehr gut geführt. In Finnland und Schweden und Deutschland wundern sich die Manager immer wieder über die Höhe der Budgets unserer Klubs und über die Stabilität und Kontinuität der Liga. Oder noch anders gesagt: Würden wir für die Beurteilung die Manager der NLAKlubs in verschiedene Ligen aufteilen, in eine NLA, NLB, 1. Liga, 2. Liga, 3. Liga und 4. Liga, dann würden alle zur NLA oder zur NLB-Spitzengruppe gehören. Oder noch anders gesagt: Im Management sind wir Weltklasse. Marc Lüthi ist durchaus die Eishockey-Antwort auf Uli Hoeness. Oder besser gesagt: Hoeness ist der Marc Lüthi des Fussballs. ●

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History AM 27. SEPTEMBER FEIERTEN DER INTERNATIONALE EISHOCKEYVERBAND IIHF UND DAS SCHWEIZER EISHOCKEY BZW. DESSEN VERBAND DEN 100. GEBURTSTAG. HIER DIE 100 PERSÖNLICHKEITEN, DIE UNSER EISHOCKEY IN DIESER ODER JENER FUNKTION ZU DEM GEMACHT HABEN, WAS ES HEUTE IST. DIE REIHENFOLGE IST DISKUTABEL – DOCH DREI POSITIONEN SIND ZEMENTIERT: RENÉ FASEL IST DER WICHTIGSTE FUNKTIONÄR, BIBI TORRIANI DER BESTE SPIELER UND MARC LÜTHI DER BESTE MANAGER UNSERER HOCKEYGESCHICHTE.

René Fasel mit seinem Geburtstagsgeschenk zum 100. IIHF-Geburtstag, dem Victoria Cup.

100 99+ Jahre,

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100 Jahre Schweizer Hockey

+eine ann Frau NOVEMBER ’08

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History Text: Klaus Zaugg Fotos: Jürg Wymanns Privatarchiv

1. RENÉ FASEL Der mächtigste Mann des Eishockeys, einer der mächtigsten Männer der Sportwelt. IIHF-Präsident, IOC-Exekutivmitglied. Ehemaliger Verbandspräsident, Schiedsrichterchef und Schiedsrichter. 2. BIBI TORRIANI Der beste Schweizer Spieler aller Zeiten, der erste Schweizer Sportstar, Von 1928 bis 1948 einer der besten Spieler ausserhalb der NHL, Kopf der besten Schweizer Sturmlinie mit Ferdinand und Hans Cattini. 16 Mal Meister mit Davos.

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3. MARC LÜTHI

Begründer des aggressiven modernen Eishockeykapitalismus. Seit 1. Juni 1998 SCB-General.

4. RETO TRATSCHIN Begründer des Hallen-Obligatoriums in der NL A (ab Sommer 1975). 5. JANINE POTIN Erste Mäzenin des Schweizer Sportes. Baute Villars eine Kunsteisbahn und finanzierte den Aufstieg aus der 1. Liga bis zur Schweizer Meisterschaft. 6. ARNO DEL CURTO Kulttrainer und Begründer der modernen HCD-Kultur.

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7. JÖRG EBERLE Der erste Schweizer Hockeyprofi (1982 für 70 000 Franken Jahressalär). Heute Sportchef in Lugano. Meister mit Davos (1984, 85), Lugano (1986, 87, 88, 90) und Zug (1998). 729 NL A-Spiele, 380 Tore, 196 Länderspiele, 70 Tore.

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8. JOHN SLETTVOLL Der Begründer des «Grande Lugano» löste in den 1980-er Jahren eine sportliche Revolution aus. 9. MARTIN GERBER Der erste Dollar-Multimillionär unseres Eishockeys. Begann seine Karriere in der 2. Liga. Meister in Schweden, Stanley CupSieger. 10. RALPH KRUEGER Orchestriert die stabilste Phase des internationalen Schweizer Eishockeys der Neuzeit. 11. SLAVA BYKOV Der beste Ausländer, der je in der Schweiz gespielt hat und nie Schweizer Meister geworden ist. 12. ANDREJ KHOMUTOV Der beste Vollstrecker, der je in der Schweiz gespielt hat und nie Schweizer Meister geworden ist.

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13. ROLAND VON MENTLEN Revolutionierte als Querdenker unser Eishockey in den 1980-er und 1990-er Jahren als Manager in Bern (Meister 1989), Zug und Kloten (Meister 1993, 94, 95 und 96) – aber nicht mehr in Fribourg. 14. GASTON PELLETIER Meistermacher in Villars, in La Chaux-de-Fonds und Aufsteiger mit Fribourg, Aufsteiger als Nationaltrainer 1971 (B/A-WM). 15. PETER BOSSERT Orchestrierte den freiwilligen Abstieg von Arosa und den Aufstieg des SC Bern am grünen Tisch, sanierte den Verband und rettete die Kloten Flyers nach dem Grounding der Swissair. 26

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100 Jahre Schweizer Hockey 16. DAVID AEBISCHER Der erste Schweizer Dollarmillionär in der NHL und unser erster Stanley Cup-Sieger, hexte die Schweiz zum ersten Sieg über Russland an einer WM (1998 in Basel).

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17. DR. CARL SPENGLER Gründete 1923 den Spengler Cup. 18. CORNELIO VALSANGIACOMO Der Kaffee-General (Chicco d'Oro), einer der wichtigsten Hockeysponsoren des 21. Jahrhunderts. 19. JÜRG OCHSNER Trainer, Spielervermittler, Material-Händler, graue Eminenz und einflussreichster Schweizer Eishockeymacher zwischen 1980 und 2000.

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20. GEO MANTEGAZZA

Der Milliardär, der die Existenz von Lugano absichert und uns John Slettvoll bescherte.

21. ORVILLE MARTINI Der eingebürgerte Kanadier war zuerst als Kanadier Schweizer Nationaltrainer (1954) und dann 1963 nach seiner Einbürgerung an der WM Nationalspieler. Superstar der Young Sprinters. 22. WALTER «WATSCHGA» DÜRST Bibi Torrianis Nachfolger in Davos, Meister 1942, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 50, 58 und 60. Olympia Bronze 1948. Sein Sohn Walter «Wädel» Dürst schaffte das Kunststück von 74 Länderspielen – als NLB-Spieler beim HC Davos und wurde 1975 an der B-WM in Sapporo Torschützenkönig und bester Stürmer des Turniers.

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23. WERNER KOHLER Der Mann, der über eine Intrige stürzte, hat die Moderne geprägt: Er holte Arno Del Curto und Reto von Arx nach Davos und installierte als Verbandspräsident Nationaltrainer Ralph Krueger. 24. ARI SULANDER Der finnische Torhüter brachte Zürich zurück auf die Landkarte des Spitzeneishockeys. Der Vater von drei Titeln (2000, 01 und 08). 25. JOE THORNTON Der charismatischste Ausländer, der je in der NL A gespielt hat. Meister mit dem HCD. 26. PAUL-ANDRÉ CADIEUX Der eingebürgerte Kanadier ist DIE Legende des modernen Schweizer Eishockeys. Als Spieler, Trainer, Spielertrainer oder Manager in Bern (Meister 1974, 75, 77) Davos (Aufstieg NL A), Chur, Fribourg (Playofffinale), Langnau (Aufstieg NL A), Genf, Biel, Martigny, Basel (Aufstieg NL A), Ajoie, La Chaux-de-Fonds und Lausanne. 27. FAUSTO SENNI

Der Pate des Tessiner Eishockeys und heimlicher Architekt der Eishockey-Grossmacht Lugano. Holte unter anderem Jim Koleff und John Slettvoll nach Lugano. Obwohl ein in der Wolle gefärbter Sozialist ein enger Freund des Milliardärs Geo Mantegazza. Führt heute die Stadion-Beiz in Lugano.

28. WALTER FREY Orchestrierte die Ehe GC/ZSC und befreite (befreyte) das Stadtzürcher Eishockey von allen Schulden. 29. EMIL W. SCHMID

Der erste Schiedsrichter-Superstar der Schweiz und Regelexperte des Int. Eishockeyverbandes.

25 30. SIMON SCHENK

Meister als Spieler (Langnau) und Manager (ZSC Lions), Aufsteiger mit Langnau (zweimal 1. Liga/NLB) und Nationaltrainer (1986 und 1990 an der A-WM), coachte die Schweiz zum ersten Sieg über einen Grossen in der Neuzeit (1988 2:1 über Finnland an Olympia in Calgary).

31. REYNOLD TSCHÄPPÄT Der SP-Stadtpräsident baute dem SC Bern das Allmendstadion. 32. PETER ZAHNER Baute den Verband zu einem modernen Dienstleistungs-Unternehmen um und ist der Vater unseres weltweit beachteten Junioren-Ausbildungsprogramms, das unsere U18- und U20-Nationalteams in die Weltklasse zurückgebracht hat. Heute Manager der ZSC Lions.

35 33. MARTIN STEINEGGER Mit 220 Länderspielen Schweizer Rekordinternationaler. Kultfigur in Bern und Biel. 34. MARK STREIT Der erste Schweizer Feldspieler mit Starstatus in der NHL, der beste Schweizer Verteidiger aller Zeiten. Hat 2008 von den New York Islanders einen mit 20,5 Millionen Dollar dotierten Fünfjahresvertrag erhalten. 35. HANS-MARTIN TREPP Der zweitbeste Schweizer Spieler aller Zeiten, führte zwischen Ueli und Gebi Poltera den zweitbesten Schweizer Sturm aller Zeiten. NOVEMBER ’08

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History

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46. RUEDI KILLIAS In der Schweiz oft verkannter Trainer und Manager. 164 Länderspiele als Nationalcoach mit der Schweiz und Österreich, Meister als Manager mit dem SC Bern (1991).

36. MICHEL RIESEN Der erste Schweizer Erstrundendraft (1997 Edmontons Nr. 14).

47. CHARLES FRUTSCHI Orchestrierte die Dynastie des HC La Chaux-de-Fonds.

37. GÉRALD RIGOLET

Der Freiburger ist der erfolgreichste und charismatischste Schweizer Torhüter der Nachkriegszeit. Meister mit Villars (1963 und 64) und La Chaux-de-Fonds (1968, 69, 79, 71, 72 und 73), Aufsteiger mit der Schweiz an der B-WM, als er im entscheidenden Spiel gegen die DDR in Bern 68 Schüsse abwehrte und den 3:1 Sieg ermöglichte – 65 Länderspiele.

48. ROLY THOMPSON Der erste NHL-Spieleragent, der mit der NL A Geschäfte machte – auch heute noch mit viel Einfluss in der NL A. Brachte zuletzt John Van Boxmeer und Patrik Bärtschi nach Bern.

38. CHRIS MCSORLEY

Der Kanadier hat als Trainer, Sportmanager und Investor mit Servette das Welschland im 21. Jahrhundert zurück auf unsere Eishockeylandkarte gebracht.

39. RETO VON ARX Die charismatischste Schweizer Leaderfigur der Neuzeit, erzielte als erster in der Schweiz ausgebildeter Spieler ein Tor in der NHL. 40. WILLY GASSMANN Alimentierte den Aufstieg und die ersten Meisterjahre des EHC Biel. 41. JEAN-FRANÇOIS ALLAIRE Der kanadische NHL-Torhütertrainer-Guru gab die Empfehlungen an die NHL-Manager, die erst die Karrieren von David Aebischer, Martin Gerber und Jonas Hiller möglich machten. 28

NOVEMBER ’08

42. VICO RIGASSI Der erste Superstar der Schweizer Medienszene, legendär vor allem durch seine dreisprachigen Direktreportagen in den 1930-er Jahren von Eishockey WM-Partien.

49. GODI STAUFFER Der ehemalige Spitzenref hat als Schiedsrichterchef die Profischiedsrichter in der NL A eingeführt. 50. BRUNO HUG Begründer des Hockeyunternehmens Lakers.

Politischer und wirtschaftlicher Begründer des neuen HC Davos und Nationalrat.

51. JACQUES LEMAIRE Der erste NHL-Superstar, der auf der Höhe seiner Karriere (als Stanley Cup-Sieger und Playoff-Topscorer mit Montreal) in die Schweiz (zu Sierre in die NLB) wechselte.

44. ROLAND DELLSPERGER Stadtberner Kultfigur und Hockeybotschafter, der «Polo Hofer des Stadtberner Eishockeys».

52. PETER SCHÄR Seit 20 Jahren mit Peugeot Schweiz Hauptsponsor des SC Bern – das längste Hauptsponsoring des Eishockeys.

45. CHRISTIAN WEBER Prägte als Spieler die Meisterteams von Davos und der ZSC Lions und machte die SCL Tigers zum HCD des Unterlandes.

53. MICHEL TURLER Der eleganteste Schweizer Spieler aller Zeiten. Meister 1968, 69, 70, 71, 72 und 73 mit La Chaux-de-Fonds und 1978 mit Biel. NL A-Topscorer 1969, 71, 74 und 75.

43. TARCISIUS CAVIEZEL


100 Jahre Schweizer Hockey 54. GIL MONTANDON

Der erste Spieler, der mehr als 1000 NL A-Spiele bestritten hat. Meister mit dem SC Bern 1991, 92 und 97. Kultfigur bei Fribourg-Gottéron.

55. KENT RUHNKE

Der kantigste Vertreter der kanadischen Hockeykultur der Neuzeit, Meister mit Biel, den ZSC Lions und dem SC Bern.

56. MAX STERCHI

Gleicher Jahrgang wie der SC Bern (1931) und hat bei diesem Club alle Ämter ausser jenem des Präsidenten bekleidet, zwischendurch Verbandsmanager.

60. PAUL DIPIETRO Der durch Heirat eingebürgerte Kanadier ist der einzige Stanley Cup-Sieger, der erst nach seinem Erfolg Schweizer Nationalspieler geworden ist. 61. KÖBI KÖLLIKER Der Sohn des Bieler Eismeisters ist als Spieler, als Trainer und schliesslich als Nationalmannschafts-Assistent von Ralph Krueger und U20-Nationaltrainer Legende geworden.

10 + 61

Der erste Spieler mit Schweizer Pass in der NHL. In Kanada aufgewachsen und ausgebildet, eine NL A-Saison in der Schweiz (1985/86), dann in der NHL einer der charismatischsten Bösewichte aller Zeiten mit 747 Spielen und 2350 Strafminuten zwischen 1987 und 1999.

62. RETO STURZENEGGER Der charismatischste und härteste Verteidiger der 1980-er Jahre. Meister mit Arosa 1980 und 82, Aufstieg mit dem ZSC 1985, 76 Länderspiele, bester Verteidiger der B-WM 1985. Starb 1989 im Alter von nur 30 Jahren an Krebs – seine Nummer 21 wird im Hallenstadion nie mehr vergeben.

58. MAX SILLIG Der erste Präsident des Schweizerischen Eishockeyverbandes (1908 bei der Gründung) und der erste Schweizer im Präsidentenamt des Internationalen Eishockeyverbandes.

63. FRED BOMMES Der Rumpelpräsident ermöglichte dem SC Bern die Rückkehr zu nationaler Grösse und den Weg zu den Titeln von 1989, 1991 und 1992.

57. KEN BAUMGARTNER

59. ELWIN FRIEDRICH

Stürmer und Verteidiger bei GC, ZSC, Lausanne, ACBB Paris, Villars, Lugano und Ascona. Der einzige Schweizer Spieler, der es bis in eine Cabaret-Nummer («Friedrich ufs Isch») brachte.

64. EMIL HANDSCHIN

Bis heute charismatischster Sportstar aus Basel vor Karl Odermatt und Roger Federer und der beste Schweizer Einzelspieler, der nie Landesmeister wurde, 133 Länderspiele, Europameister 1950, Olympiabronze 1948, der beste Verteidiger seiner Epoche.

65. BEAT KAUFMANN Als Verteidiger in Bern und Lugano Legende (Meister 1973 mit La Chaux-de-Fonds, 1974, 75, 77 und 79 mit dem SCB, 1986 und 87 mit Lugano). Als Geschäftsführer in Lugano

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erst meisterlich, dann vom Pech verfolgt, als er sich beim Hantieren mit steuerneutralem Geld die Finger verbrannte. Erlöste die NL A 2008 vom EHC Basel.

66. RETO PAVONI Wichtigster Einzelspieler der Klotener Dynastie und bei der Etablierung von Servette in der NL A. 67. CIPRIANO CELIO Nicht der erfolgreichste, aber der spektakulärste und charismatischste aus Ambrìs legendärer Celio-Dynastie und der beste kleine Schweizer Spieler aller Zeiten: Nur 166 Zentimeter gross und 65 Kilo schwer und prägte zwei grandiose Sturmreihen: Eine mit Guido Celio und Arthuro Baldi und eine mit Guido Celio und Danilo Butti. Sein ältester Sohn Manuele brachte es bis in die Nationalmannschaft.

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History

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73 73. GUIDO LINDEMANN 1980/81 mit Arosa der letzte NL A-Topscorer mit Schweizer Pass (30 Tore, 47 Assists in 38 Spielen). Meister mit Arosa (1980 und 82).

83. GÉRALD MÉTROZ Der erste Spieleragent in der Schweiz orchestrierte in den 1980-er und 1990-er Jahren die Umgestaltung des Schweizer Eishockeys in ein Profigeschäft.

74. MISKO ANTISIN Der kanadisch-schweizerische Doppelbürger, Meister mit Zug (1998), Nationalstürmer und der erste Spieler, der wegen eines Fouls vor Gericht der Körperverletzung schuldig gesprochen worden ist.

84. FREDY PARGÄTZI Der Macher des modernen Spengler Cup.

75. TODD ELIK Der charismatischste Bösewicht der Neuzeit, zusammen mit Zugs Billy McDougall der Begründer der modernen «Rock 'n' Roll»-Kultur unseres Eishockeys. 76. THOMAS ROOST Erster Schweizer NHL-Scout. 77. KURT DALLMAIER

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Setzte als Präsident trotz leeren Clubkassen den Bau der VIP-Loge im Berner Eishockey-Tempel durch und ermöglichte so erst das «Big Business» beim SCB.

68. DR. GEORG KRNETA

78. DANY KURMANN Der beste Schweizer Schiedsrichter des 21. Jahrhunderts mit internationaler Ausstrahlung.

69. JÜRG BUCHER

79. RONNIE RÜEGER Meistergoalie in Zug und in Lugano, der beste Schweizer Goalie aller Zeiten, der es in der Nationalmannschaft an einer WM nie zur Nummer 1 brachte.

Zog 1998 im Hintergrund die Fäden bei der Rettung des SC Bern vor dem Konkurs. Der PostFinance-General ist der wichtigste Geldgeber des Verbandes im 21. Jahrhundert.

70. ERICH WÜTHRICH Der hemdsärmlige Manager (Verband, Davos, Kloten) war seiner Zeit voraus und erfand bei seiner Tätigkeit als Verbandsmanager den Goldhelm, die heute gängige Vermarktung des Topscorer durch einen speziellen Helm. 71. ANDY BATHGATE Der erste NHL-Superstar in der Schweiz. Bescherte Ambrì eine ganzseitige Reportage in der New York Times. 72. ANDY MURRAY Die Trainerkarriere des Kanadiers bekam erst in der Schweiz Schub, Aufsteiger mit Zug und dem ZSC in die NL A, dann mehrfacher Weltmeister mit Kanada, heute NHLCheftrainer in St. Louis. 30

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85. BILL GILLIGAN Der amerikanische Coach baute die Dynastie des SC Bern auf, coachte mit John Slettvoll die Schweizer 1992 zum 4. WM-Platz und 1997 zusammen mit Alfred Bohren zu U20WM-Bronze. 86. GIAN BAZZI Superstar bei den Young Sprinters und der Mann, der als Trainer Langnau in der NL A etabliert hat. 87. PAULI JAKS Der erste in der Schweiz ausgebildete Spieler, der in einem NHL-Spiel eingesetzt worden ist (am 29. Januar 1995 für zwei Drittel mit Los Angeles gegen Chicago. Chicago ge-

80. JIM KOLEFF Der eingebürgerte Kanadier ist einer der charismatischsten Spieler, Trainer (Meister mit Lugano) und Manager und hatte als Freund des Spieleragenten Gérald Métroz bei (fast) allen wichtigen Transfers der 1990-er Jahre die Hand im Spiel. 81. URS KEEL Erarbeitete die statistische Grundlage unseres Eishockeys mit sämtlichen Daten seit Einführung der Playoffs (1986). 82. JEAN MARTINET Der Mann, der Slava Bykov und Andrej Khomutov nach Fribourg holte, weil er in einer Offiziersuniform bei ZSKA Moskau vorsprach.

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100 Jahre Schweizer Hockey

84 94 wann 6:4 und Jaks kassierte drei Treffer). Der erste Schweizer in einem U20-All Star-Team.

88. BRUNO WITTWER

Der jüngste Schweizer NL A-Topscorer. Er war 20 Jahre alt, als er 1969/70 als Center zwischen Simon Schenk und Werner Lengweiler mit 28 Toren und 16 Assists aus 21 Spielen NL A-Topscorer wurde.

89. MARCEL JENNI Der erste Schweizer Feldspieler, der sich in der modernen Ära unseres Eishockeys im Ausland durchgesetzt hat: Playoff-Topscorer und Meister in Schweden. 90. HENRY EGGENBERGER Der drittcharismatischste Radioreporter hinter Vico Rigassi und Sepp Renggli. Durch Direktübertragungen von Eishockey WM-Partien berühmt geworden. 91. LARRY HURAS Coach und Entertainer. Führte Ambrì ins Playofffinale 1999 und zum Gewinn des Supercups – damals so etwas wie der Eishockey-Europacup. Ambrì war die Nummer eins in Europa – aber nur die Nummer zwei im Tessin.

92. HANS GRUNDER Der BDP-Nationalrat sichert die wirtschaftliche Existenz der SCL Tigers seit dem Wiederaufstieg. 93. HEINRICH EHRENSPERGER Der berühmteste Schweizer Schiedsrichter aller Zeiten mit Kultstatus im Ausland (sieben WM- und drei OlympiaTurniere). 94. RENATO TOSIO Zwischen 1989 und 2000 einer der populärsten Einzelspieler, der Patrick Roy von Bern. Meister 1989, 1991, 1992 und 1997. Bestritt für den SCB 650 NL A-Spiele in Serie, verpasste während 14 Saisons keine Partie. 95. HEINI LOHRER Einer der schnellsten und technisch besten Center Europas in seiner Zeit, führte den er-Sturm mit Fredy Bieler und Herbert Kessler.

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96. KELLY KISIO Der erste Nordamerikaner, der seine Karriere in der Schweiz lancierte – wurde nach seiner Rückkehr vom HC Davos in die NHL Captain der New York Rangers. 97. SAMUEL BURKHARDT Der Generalsekretär des Eidg. Justizdepartements erlebte die Absetzung von Bundesrätin Elisabeth Kopp und war das juristische Gewissen der Nationalliga. 98. VLADIMIR JURSINOV Der einzige russische Trainer, der sich in der Schweiz durchgesetzt hat und in Kloten Kultstatus bekommen hat. 99. MIKE MCPARLAND Der brave Mann aus Kanada stabilisierte über Jahre Sorgenteams (coachte oder managte unter anderem Herisau, Lyss, Thurgau, Langnau, Chur, Rapperswil, Lausanne und Fribourg) und hat schliesslich in Basel einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt: Er verlor 46 von 50 Qualifikationsspielen – und wurde erst in den Playouts gefeuert. Abgestiegen ist er nie.

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100. DOUG HONEGGER Der kanadisch-schweizerische Doppelbürger brachte es zum Nationalspieler (WM-4. in Prag) und hat den Spengler Cup ins kanadische TV gebracht. ●

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InTeam

ManagementRating NL A KLOTEN IST DER DIENSTÄLTESTE CLUB IN DER NL A, DER HC DAVOS DER ERFOLGREICHSTE. SEIT EINFÜHRUNG DER PLAYOFFS GEWANN KEINE ORGANISATION SO VIELE TITEL WIE DER HC LUGANO UND KEIN UNTERNEHMEN MUSSTE SPORTLICH SO OFT GEGEN DEN ABSTIEG KÄMPFEN WIE DIE SCL TIGERS. DIE NL A-CLUBS LEBEN SPORTLICHE TRADITION UND STREBEN NACH WIRTSCHAFTLICHER STABILITÄT. DIESEN SEILTANZ ORCHESTRIEREN MANAGER VERSCHIEDENSTER KLASSEN. SLAPSHOT HAT SIE EINEM GNADENLOSEN RATING UNTERZOGEN UND DIE FÜHRUNG DER NL A-CLUBS DURCHLEUCHTET.


Management-Rating der NL A

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82. SPENGLER CUP DAVOS I 26. – 31. Dezember 08

EISZEIT www.spenglercup.ch STEHPLÄTZE BUCHBAR BUCHBAR UNTER UNTER www.spenglercup.ch www.spenglercup.ch STEHPLÄTZE

ab


HC Davos

König Arno und seine Minister DER HC DAVOS IST ZUM ERSTEN MAL IN SEINER LANGEN GESCHICHTE EIN «FLACHLANDUNTERNEHMEN» GEWORDEN. DESHALB SIND DIE DAVOSER WIRTSCHAFTLICH SO ERFOLGREICH WIE NOCH NIE UND SPORTLICH DAZU IN DER LAGE, DIE TITANEN AUS DEM FLACHLAND HERAUSZUFORDERN. Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller So wie Zürcherin Johanna Spyri mit den Kultromanen «Heidi» die Schweizer Berge, so hat der HC Davos unser Eishockey weltberühmt gemacht. Dabei haben die Davoser im Laufe ihrer

Geschichte (seit 1921) immer wieder von ganz besonderen Umständen profitiert. Bis in die 1950er-Jahre hinein war es die Nähe zum Himmel: Auf 1 600 Metern Höhe hatte es Eis, im Flachland nicht. Als dieser Vorteil durch die Kunsteisbahnen im Flachland dahin schmolz, versank der HCD vorübergehend in die Bedeu-

tungslosigkeit und blieb 24 Jahre lang (von 1960 bis 1984) ohne Titel. Erst die bessere Vermarktung des Spengler Cup brachte den HCD zurück auf die Landkarte des Spitzeneishockeys. Den Durchbruch zum nationalen Eishockey-Kultunternehmen haben die aktuellen Macher Tarzisius Caviezel, Gaudenz F. Domenig und Fredi Par-

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Bevor Arno Del Curto im Jahr 2002 den Schweizer Meistertitel nach Davos zurückholte, versank der HCD vorübergehend in der Bedeutungslosigkeit.

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Heizsysteme

Technik für zukunftsweisende Energien

Ich sorge für ein erfolgreiches Zusammenspiel

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HC Davos powered by Vaillant

Intelligente Kommunikationstechnik von Vaillant Seit dem Beginn der modernen Wärme- und Heiztechnologie prägt Vaillant den Fortschritt in diesem Bereich durch die Entwicklung von innovativen Heizungs- und Warmwassergeräten. Als Europas grösster Hersteller von Systemheiztechnik macht Vaillant jetzt den nächsten logischen Schritt: die Vaillant System-Intelligenz. Das bedeutet: Geräte, die perfekt miteinander harmonieren, jederzeit flexibel erweiterbar sind und beliebig kombiniert werden können. So wie das Internet-Kommunikationssystem vrnetDIALOG. Es setzt neue Massstäbe für intelligenten und sinnvollen Service rund um Heizungssysteme von Vaillant.


gätzi geschafft. Alle drei sind durch und durch Bündner und könnten Figuren in einem SpyriRoman sein. Sie haben die Enge des Bergtals im Denken und Handeln durchbrochen und eine Entwicklung gekrönt, die der schlaue Werner Kohler in den 1990er-Jahren lanciert hatte: Caviezel, Domenig und Pargätzi haben das Unternehmen HC Davos globalisiert. Caviezel ist der kluge Diplomat, der die letzte HCD Sanierung orchestrierte und den Club politisch wieder fest in der Landschaft Davos verankert hat. Als Nationalrat versteht er etwas von Politik, als Manager einer schweizweit aufgestellten Firmengruppe kann er rechnen und ein Unternehmen strukturieren. Domenig entstammt dem gleichen Familienclan wie die Architekten-Dynastie der Domenigs und er hat sein Büro in Zürich. Dort ist er einer der einflussreichsten Wirtschaftsanwälte mit einem Beziehungsnetz in der Zürcher Finanz- und Wirtschaftswelt. Pargätzi schliesslich hat den

Spengler Cup sogar in Kanada ins Fernsehen gebracht. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von diesem Turnier ist total, deshalb in der Managementbewertung in der Rubrik «Abhängigkeit von Mäzen» die gleiche Note wie Lugano oder die ZSC Lions: Ohne Spengler Cup kein HCD und durch dieses Turnier hat das Management einen unbezahlbaren Wettbewerbsvorteil. Nicht nur durch die jährlichen Einnahmen, die gut und gerne zwei Millionen betragen dürften. Sondern auch deshalb, weil der Spengler Cup durch TVPräsenz die Marke HCD so bekannt gemacht hat wie Marlboro oder Coca-Cola. Aber gerade diese Abhängigkeit erfordert die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Flachland. Denn der Spengler Cup kann nur erfolgreich sein, wenn die Liga über die Weihnachtspause den Spielbetrieb einstellt und wenn das Schweizer Fernsehen die Spiele überträgt. Anders als viele ihrer Vorgänger kämpfen Caviezel und Domenig nicht für den Spengler Cup gegen

Mit Caviezel, Domenig und Pargätzi hat «König Arno» (Bild) Minister an seinem Hof, die dafür sorgen, dass seine Wünsche finanziert und erfüllt werden können.

die Unterländer. Vielmehr knüpfen sie klug Allianzen mit den Mächtigen im Flachland und beteiligen sich aktiv an der Eishockeypolitik. Zu Recht wird am Hof von Verbandspräsident Fredy Egli über die «Achse des Bösen» gemurrt. Diese Achse verläuft von Davos quer durch die Schweiz nach Bern zu Marc Lüthi. In allen wichtigen politischen Angelegenheiten spannen die Berner und die Bündner zusammen und beherrschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts unser Eishockey. Und damit steigt Arno Del Curto gewissermassen zum König des Schweizer Eishockeys auf. Denn der charismatische Feuerkopf personifi ziert den HCD nach Aussen und beherrscht ihn im Inneren. Der HCD-Trainer hat in allen sportlichen Belangen das letzte Wort. Mit Caviezel, Domenig und Pargätzi hat «König Arno» Minister an seinem Hof, die dafür sorgen, dass seine Wünsche finanziert und erfüllt werden können. Deshalb folgt einem HCD-Titel nicht mehr automatisch eine HCD-Sanierung. ●

HC DAVOS

86/100 PUCKS

Charisma König Arno Del Curto verkörpert den HC Davos auch auf Managementebene. Kompetenz Sport König Arno Del Curto hat ein sicheres Gespür für Schweizer Talente und gute Ratgeber bei der Verpflichtung der Ausländer. Kompetenz Wirtschaft Präsident Tarzisius Caviezel hat die Davoser wieder managen und rechnen gelehrt. Kreativität Alleine schon die witzige Kampagne mit dem Steinbock macht Bock auf Eishockey. Kontinuität König Arno Del Curto steht bereits im 13. Regierungsjahr. Unabhängigkeit von Mäzen Ohne Spengler Cup kein HC Davos, was die Mäzen in Lugano oder Zürich sind, ist das Turnier in Davos. Image Der HC Davos ist das populärste und beliebteste Sportunternehmen der Schweiz. Nachwuchsorganisation Gute Kombination von sportlicher und schulischer Weiterbildung, aber halt weit weg von den Ballungszentren. Beziehungsnetz Alle wollen über die Festtage an den Spengler Cup, also lernen die Davoser alle kennen. Einfluss in der Liga Die «Achse des Bösen» mit dem SC Bern regiert unser Hockey.

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«Lords of the Rinks» MARC LÜTHI HAT ALLES RICHTIG UND AUS EINEM LOTTERUNTERNEHMEN DEN GRÖSSTEN EISHOCKEYKONZERN UNSERER HOCKEYGESCHICHTE GEMACHT. DESHALB STEHT ER AUF PLATZ EINS UNSERES MANAGEMENTRATINGS. ABER LÜTHI KANN SICH AUF UNSEREN LORBEEREN NICHT AUSRUHEN. ER IST MIT SEINEM SPORTCHEF SVEN LEUENBERGER IN GANZ NEUE DIMENSIONEN VORGESTOSSEN: ER MUSS MIT ZU VIEL GELD UND ZU VIEL MACHT ZU GUT BEZAHLTE SPIELER ERFOLGSHUNGRIG HALTEN. BERN WIE NEW YORK UND TORONTO.

Zeigen Sie mir eine Werbefläche, die in der PostFinance-Arena nicht vermarktet ist, und Sie erhalten gratis zehn Jahre lang eine Loge in der teilsanierten PostFinance-Arena.

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Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Dieser Deal hatte unser Eishockey verändert. Der SC Bern stand im Sommer 1998 in der Nachlassstundung. Die Werbeagentur IMS verzichtete auf viel Geld. Dafür bekommt IMS-Mitinhaber Marc Lüthi am 1. Juni 1998 im Gegenzug den Job als Manager. Zu diesem Zeitpunkt setzte der SCB nicht ganz neun Millionen um und steckte in der Nachlassstundung. Heute, im elften Amtsjahr von Lüthi, sind es über 30 Millionen Umsatz. Er hat die ganze Berner Eishockeyszene aufgemischt und ist


FF Inserat_D_SCB_87x133mm.pdf

15.08.2008

15:26:59

FISHERMAN‘S FRIEND EXTRA STARKER Sponsor des SC Bern! nach wie vor notorisch erfolgreich. Nicht zuletzt deshalb, weil er den souveränen Verzicht auf Bescheidenheit beherrscht und mit der in diesem Geschäft notwendigen Arroganz aufzutreten versteht. Lüthi hat die Nachlassstundung orchestriert, die Werbe- und Gastronomierechte nach und nach erworben, die Mannschaft hochgerüstet (Meister 2004) und schliesslich, als vorläufige Krönung, den Tempel umgebaut. Die SCB Eishockey AG ist das einzige rentable Sportunternehmen der Schweiz ohne Mäzen als Rückhalt. Pro Jahr werden inzwischen mit dem Spielbetrieb und in 17 Restaurants rund eine Million Gewinn erwirtschaftet.

SC BERN

98/100 PUCKS

Charisma Marc Lüthi war schon als TV-Moderator bei TeleBärn eine Kultfigur. Kompetenz Sport Mit dem Einkauf der Exklusivdienste eines NHL-Scouts klar besser geworden. Kompetenz Wirtschaft 30 Millionen Umsatz, eine Million Gewinn, zehn Jahre nach Nachlasstundung – noch Fragen? Kreativität Wer eine nicht vermarktete Werbefläche entdeckt, bekommt gratis zehn Jahre eine Loge in der PostFinance-Arena. Kontinuität Zehn Jahre Marc Lüthi und kein Ende in Sicht. Unabhängigkeit von Mäzen Der SCB kann es sich als einziges Sportunternehmen leisten, Sponsoren abzulehnen. Image Arrogant, mächtig, wirtschaftlich erfolgreich, eine sportlich nicht ganz so erfolgreiche Version von Bayern München on Ice.

Ist die Spitzenposition für alle Ewigkeit? Nein. Weil Lüthi mit seinem Unternehmen in ganz neue Dimensionen vorgestossen ist. Er macht für den SCB jetzt zu viel Kohle, hat in der Liga und in der Stadt zu viel Macht und bezahlt den Spielern zu hohe Löhne. Und damit hat er das gleiche Problem wie seine Berufskollegen in New York oder in Toronto: Wie findet er einen Trainer, der seine sportwohlstandsverwahrlosten Spieler dazu bringt, trotzdem zu beissen wie die hungrigen Konkurrenten aus der Provinz? Lüthi mag diese Kurzanalyse nicht einmal verdammen. Vielmehr sagt er knurrig: «Dieser Situationsbeschrieb ist polemisch, aber nicht ganz falsch.» Er und sein Sportchef Sven Leuenberger sind «Lords of the Rinks» geworden, am besten übersetzt mit «göttliche Gebieter über die Eisbahnen». In Bern ist es erstmals gelungen, nordamerikanische Verhältnisse zu schaffen. Der reine Spielbetrieb ist heute auf der ganzen Welt defizitär. Mit den Zuschauereinnahmen können die Spielersaläre nicht bezahlt werden. «Big Business» entsteht nur dann, wenn das Eishockeyunternehmen entweder Besitzer oder Mieter des Stadions zu günstigen Konditionen ist und wenn es an den Werbe- und Gastronomieeinnahmen beteiligt ist. So wie in der NHL. In Bern ist diese Idealsituation erreicht. Wenn irgendwo im Stadion eine Wurst verkauft, ein Bier konsumiert oder eine Werbefläche beklebt wird, fällt Geld in Marc Lüthis SCB-Kasse. Der Rubel rollt, ganz unabhängig davon, ob und wie die Mannschaft gewinnt oder verliert. Das Spiel als solches wird das Ereignis, das Resultat ist nicht mehr so wichtig. Die Spieler sind clever, sie merken sehr schnell, dass ein gutes, bequemes Leben auch dann möglich ist, wenn man sich nicht jeden Tag bis zur Verausgabung anstrengt. In diesem Umfeld wird es schwierig, eine Leistungskultur zu bewahren. Die Verhältnisse in Bern sind ähnlich wie in New York und Toronto. Die Maple Leafs und die Rangers gelten als die wirtschaftlich erfolgreichsten Unternehmen in der NHL. Sie haben, wie Bern, Glamour. Aber

Nachwuchsorganisation Zuletzt zwei NHL-Drafts (Furrer, Josi) und bald in allen NL A- und NLB-Clubs ehemalige SCB-Junioren.

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Toronto hat seit 1967 nie mehr einen Stanley Cup geholt. Und die Rangers seit 1940 noch einen einzigen. Obwohl genug Geld zur Verfügung steht, um jeden Spieler der Liga zu kaufen, hat Sportchef Sven Leuenberger den schwierigsten Job in der Liga. Sein Handwerk hat er von Grund auf gelernt. Er war Verteidiger, Meister und Nationalspieler und er hat dann die Nachwuchsabteilung (SCB Future) zu einem Musterunternehmen ausgebaut. Seine Kompetenz steht ausser Frage. Er ist der beste Mann für eine im Grund unlösbare Aufgabe: Wie bringt man auf Dauer Spieler zum beissen, kämpfen und rennen, denen es zu gut geht? ●

RAPPERSWIL-JONA LAKERS 53 HC LUGANO

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Beziehungsnetz Wer wirtschaftlich so erfolgreich ist, dem laufen die wichtigen Leute zu. Einfluss in der Liga Marc Lüthi orchestrierte die Absetzung von Werner Kohler und ohne Marc Lüthis Segen wird keiner Verbandspräsident oder LigaManager.

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Swiss National Team 2008 /2009

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5 Severin Blindenbacher – 28 Martin Plüss – 29 Beat Forster – 2 Beat Gerber – 10 Andres Ambühl – 54 Philippe Furrer – 21 Patrick Fischer – 44 Marco Bührer – 86 Julien Sprunger – 25 Thibaut Monnet – 15 13 Félicien Du Bois – 24 Duri Camichel – 36 Marc Reichert – 35 Sandy Jeannin – 32 Ivo Rüthemann – 23 Thierry Paterlini – 14 Roman Wick – 30 Thomas Bäumle – 19 John Gobbi – 72 Patrick von Gunten – 8 53 Martin Höhener – 18 Thomas Déruns – 51 Ryan Gardner – 94 Peter Guggisberg – a Viviane Scherler, Therapist / Masseur – b Markus Hammerer, Therapist / Masseur – c Beat Frank, Therapist / Masseur – d Anton Sebe Team Manager – j Martin Keller, Equipment – k Felix Coray, Equipment – l Johannes Keel, Doctor


42 82 72

27 61 6

38

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

Paul DiPietro – 31 Mathias Seger – 57 Goran Bezina – 39 Raffaele Sannitz – 16 Raphael Diaz – 67 Romano Lemm – 66 Ronnie Rüeger – 63 Leonardo Genoni – 88 Kevin Romy – 27 Valentin Wirz – 42 Patrick Fischer – 6 Timo Helbling – 82 Michael Ngoy – 61 Patrik Bärtschi – 38 Thomas Ziegler – 48 Matthias Bieber – esta, Doctor – e Lukas Hammer, Media Officer – f Jakob Kölliker, Assistant Coach – g Ralph Krueger, Head Coach – h Peter John Lee, Assistant Coach – i Marcel Enkerli,


ZSC Lions

Ein grosser und ein DIE ZSC LIONS LEIDEN UNTER DEM STANDORTNACHTEIL HALLENSTADION. SELBST DAS FÄHIGSTE MANAGEMENT DER WELT KANN MIT DEM UNTERNEHMEN ZSC LIONS KEINEN GEWINN ERWIRTSCHAFTEN. ZSC LIONS 64/100 PUCKS

Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller

Charisma Zum Glück ist der grosse Peter (Peter Zahner) gekommen.

Weil der Anteil an den SC BERN 98 Einnahmen neben 86 HC DAVOS dem Spielbetrieb ENF -S ERVETTE 80 G (Gastronomie, Werbung) zu gering und 79 EHC BIEL die Kosten für die Be78 KLOTEN FLYERS nutzung der Infra74 FRIBOURG-GOTTÉRON struktur zu hoch sind. 64 ZSC LIONS Damit ist ein Sportun63 SCL TIGERS ternehmen in der 59 EV ZUG W i r t s c h a f t s h a u p tstadt, in einem der 57 AMBRÌ-PIOTTA reichsten Länder der RAPPERSWIL-JONA LAKERS 53 Welt, zur Defizitwirt52 HC LUGANO schaft verurteilt. Die ZSC Lions existieren nur, weil Walter Frey das Minus jedes Jahr bezahlt. Dass trotzdem die grösste EishockeyNachwuchsabteilung der Schweiz finanziert wird (die GCK Lions), kann Frey nicht hoch genug angerechnet werden, ohne die bei den GCK Lions ausgebildeten Spieler könnten die SCL Tigers nicht in der NL A bestehen. Im Laufe der letzten Saison ist mit Peter Zahner erstmals nach Simon Schenk wieder ein Sportmanager mit Charisma und Durchsetzungsvermögen eingestellt worden. Nun haben die ZSC Lions einen grossen (Peter Zahner) und einen kleinen Peter (Peter Iten). Iten ist Zahner unterstellt, der in allen sportlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten das letzte Wort hat. Die Bezeichnung grosser und kleiner Peter ist nicht nur auf die Statur der beiden, sondern auch auf die Wichtigkeit und die Kompetenz bezogen. Simon Schenk hatte mit eiserner Hand das Chaos geordnet und den Lions die ruhmreichsten Jahre der neueren Geschichte mit den Meistertiteln von 2000 und 2001 beschert. Dann resignierte er. Mit Zahner ist wieder ein Ruck durch die Reihen der Löwen gegangen und es ist kein Zufall, dass Zahner bereits im ersten Amtsjahr den ersten Titel einfahren konnte. Der ehemalige Verbandsmanager und Nachwuchsausbildner kann durchaus so etwas wie die Zürcher Antwort auf Marc Lüthi werden. Vor allem dann, wenn es ihm gelingen sollte, den ältesten Traum der Zürcher Eishockeykultur in die Wirklichkeit umzusetzen: Den Bau eines Eishockeystadions im Grossraum Zürich. ●

Kompetenz Sport Zum Glück ist der grosse Peter (Peter Zahner) dem kleinen Peter (Peter Iten) zu Hilfe gekommen. Kompetenz Wirtschaft Wer sich in der Wirtschaftshauptstadt in einem der reichsten Länder der Welt immer noch nicht von seinem Mäzen «befreyen» konnte, hat etwas nicht richtig gemacht. Kreativität Immerhin das beste Internet-TV-Angebot der Liga. Kontinuität Seit der Ankunft von Ari Sulander (1998) eine Macht in der Liga. Unabhängigkeit von Mäzen Walter Frey «befreyt» die ZSC Lions von allen finanziellen Sorgen und das ist der Grund, warum sich das Management zu wenig managt. Image Die ZSC Lions haben zwar ein neues Stadion. Aber nach wie vor, nach dem Verlust des alten Hallenstadions, kein neues Image. Nachwuchsorganisation Das Problem ist nur, dass die besten Talente meistens die Konkurrenz verstärken und ohne die bei den GCK Lions ausgebildeten Spielern gäbe es die SCL Tigers nicht mehr. Beziehungsnetz Der grosse Peter hat eines der grössten Beziehungsnetze des Schweizer Eishockeys. Einfluss in der Liga Die ganz grosse Frage ist zurzeit, ob sich der grosse Peter der Achse des Bösen anschliesst oder nicht.

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kleiner Peter

Der grosse Peter (Zahner) führt das Eishockeyunternehmen ZSC Lions gleich in die Champions Hockey League. Verhilft er dem Traditionsclub gar zu einem eigenen Eishockeystadion?

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TELECLUB Live NATIONAL LEAGUE A kalender FREITAG 24.10.

SAMSTAG 25.10.

MONTAG 27.10.

DIENSTAG 28.10.

17. SPIELRUNDE

18. SPIELRUNDE

19. SPIELRUNDE

19. SPIELRUNDE

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

ZSC Lions – Lakers d/f

Davos – FR Gottéron d/f GE Servette – Biel d/f Kloten Flyers – Bern d/f ZSC Lions – Ambrì-Piotta d/i

FREITAG 31.10.

Ambrì-Piotta – Zug d/i Bern – Davos d/f FR Gottéron – SCL Tigers d/f Lakers – GE Servette d/f

SAMSTAG 1.11.

DIENSTAG 11.11.

Bern – Biel d/f Davos – Lugano d/i GE Servette – SCL Tigers d/f

DONNERSTAG 13.11.

20. SPIELRUNDE

21. SPIELRUNDE

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

Kloten Flyers – GE Servette d/f Lugano – Bern d/i Lakers – Ambrì-Piotta d/f SCL Tigers – ZSC Lions d/f

FREITAG 14.11.

ZSC Lions – Biel d/f (Anspielzeit: 15:45) Bern – SCL Tigers d/f Davos – Kloten Flyers d/i GE Servette – FR Gottéron d/f

22. SPIELRUNDE

SAMSTAG 15.11.

Kloten Flyers – Zug d/f (8. Spielrunde) Biel – Ambrì-Piotta d/i (24. Spielrunde) ZSC Lions – FR Gottéron d/f

GE Servette – Ambrì-Piotta d/i

(42. Spielrunde)

MONTAG 17.11.

DIENSTAG 18.11.

22. SPIELRUNDE

23. SPIELRUNDE

44. SPIELRUNDE

24. SPIELRUNDE

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

19.40 Sendebeginn (Anspielzeit 19.45)

Kloten Flyers – ZSC Lions d/f SCL Tigers – Biel d/f Lakers – Davos d/i

Bern – FR Gottéron d/f Biel – Lakers d/f Lugano – Kloten Flyers d/i ZSC Lions – GE Servette d/f

ZSC Lions – Ambrì-Piotta d/i

Bis zu 4 Partien pro Spielrunde live: – Über Kabel ausgewählte Partien – Über Bluewin TV alle Spiele 4 Partien pro Spielrunde in der Wiederholung.

Hinweis: Allfällige Änderungen hinsichtlich den genauen Sendezeiten, Anzahl der Spiele sowie die gewählten Sport-Events auf Teleclub Sport 1–3 über Kabel und Teleclub Sport 1–14 über Bluewin TV entnehmen Sie bitte dem EPG/TV Guide oder unter www.teleclub.ch

GE Servette – Davos d/f Lakers – Lugano d/i SCL Tigers – Zug d/f


Action des Monats Ab sofort kann man mit Teleclub wieder die Aciton des Monats in der National League A wählen. Es gibt monatlich attraktive Preise zu gewinnen und am Ende der Saison winkt ein toller Hauptpreis: ein Škoda Roomster Style (1.6 l / 105 PS)

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EHC Biel

Wirtschaftliches Wunder ohne Hayek WIR HABEN DAS MANAGEMENT DES EHC BIEL HOCH BEWERTET. OBWOHL GESCHÄFTSFÜHRER DANIEL VILLARD UND SPORTCHEF KEVIN SCHLÄPFER KEINE WUNDERTIERE DES SPORTMANAGEMENTS SIND. ABER SIE GEBEN IHREM UNTERNEHMEN JUGENDLICHE DYNAMIK UND MITREISSENDEN OPTIMISMUS. EHC BIEL

79/100 PUCKS

Charisma Hockeygott Kevin Schläpfer kennt in der Hockeyszene jeder. Kompetenz Sport Hockeygott Kevin Schläpfer hat ein sicheres Gespür für das Wesen und Wirken von Hockeyspielern. Kompetenz Wirtschaft 13 Jahre in der NLB ein Sportunternehmen finanziert und in zwei Jahren ein neues Stadion. Kreativität Mit Anwälten statt mit Spielern den Aufstieg erzwingen – auf die Idee ist noch kein anderes Sportunternehmen gekommen. Kontinuität 13 Jahre unentwegte Aufstiegsversuche. Unabhängigkeit von Mäzen Ohne Hayek-Geld in die höchste Spielklasse aufgestiegen. Image Der Ruhm der meisterlichen Jahre (letzter Titel 1983) ist nach wie vor nicht verblasst. Nachwuchsorganisation Der erste Schweizer NHL-Erstrundendraft (Michel Riesen) ist in Biel ausgebildet worden. Beziehungsnetz Hockeygott Kevin Schläpfer hat viele Gläubige. Einfluss in der Liga Seit dem Versuch, auf dem Rechtsweg aufzusteigen, politisch vorerst im Abseits.

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Hockeygott Kevin Schläpfer (rechts) hat ein sicheres Gespür für das Wesen und Wirken von Hockeyspielern, Daniel Villard ist ohne Hayek-Geld aufgestiegen. Für SLAPSHOT tun die Beiden, was Rookies im Eishockey nach jedem Training tun: Pucks verräumen... Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Zusammen mit ihren Verwaltungsräten haben sie es in einer Stadt mit rund 50 000 Einwohnern geschafft, ein Eishockeyunternehmen aus der totalen Abhängigkeit eines Mäzen herauszulösen und selbständig zu machen. Der Verleger Willy Gassmann orchestrierte für den EHC Biel einst den Bau eines Stadions und finanzierte eine Mannschaft, die erst in die NL A aufstieg (1975), zwei Jahre später bereits den ersten Titel holte und 1981 noch einmal die Meisterschaft gewann. Ab 1982 mussten die Bieler ohne Gassmann laufen lernen, holten noch einmal einen Titel (1983) und versanken dann nach und nach in der Agonie,

SC BERN

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HC DAVOS

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KLOTEN FLYERS

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1995 folgte der Sturz in die NLB. 13 Jahre lang schaffte es das Management, den Traum von der Rückkehr in die NL A in den Köpfen, Herzen und Portemonnaies der Bieler am Leben zu erhalten und ohne die Millionen von Nicolas Hayek in der NLB eine konkurrenzfähige Mannschaft zu finanzieren. Im letzten Frühjahr folgte der Aufstieg und das Stimmvolk hat auch den Bau eines neuen Stadions bewilligt. Sportchef und Aufstiegsarchitekt Kevin Schläpfer personifiziert den unkomplizierten Bieler Jugendstil am besten: Er reisst mit seinem Optimismus alle mit, ist schlau und lernwillig. Das gut im politischen und wirtschaftlichen Umfeld verankerte Management arbeitet seriös und erfolgreich in einem Business, das für die Bieler nach dem Aufstieg primär einmal ein aufregendes Abenteuer ist. ●


Fribourg-Gottéron

Erstmals seit 1980 Ordnung im Büro NACH DEM AUFSTIEG VON 1980 HAT DER HC FRIBOURG-GOTTÉRON SEINE ENERGIEN AUS DEM CHAOS UND DEN EMOTIONEN BEZOGEN. DIE STADT HAT ZWAR NUR WENIG MEHR ALS 30 000 EINWOHNER.

FRIBOURG

74/100 PUCKS

Charisma Jean Martinet ist und bleibt für alle Zeiten unerreicht. Kompetenz Sport Serge Pelletier kennt die francophone Eishockeywelt und weiss, wer zu Gottéron passt. Kompetenz Wirtschaft Bauernschläue ist auch eine äusserst erfolgreiche Form des Wirtschaftens und meistens besser als ein HSG-Studium. Kreativität Mag kommen was wolle, den Männern von Gottéron kommt immer etwas in den Sinn. Kontinuität Nach Kloten zweitdienstältester Club, in der höchsten Liga seit 1980. Unabhängigkeit von Mäzen Gottéron findet immer im richtigen Moment die Unterstützung der richtigen mächtigen Männer in der Stadt, im Kanton und in der Wirtschaft.

Seit Raphaël Berger (rechts) die Administration führt, ist erstmals seit dem Freiburger Aufstieg das Chaos aus den Büros verschwunden. Serge Pelletier (links) könnte eines Tages «nur» noch Sportchef von Gottéron sein. SC BERN

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HC DAVOS

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RAPPERSWIL-JONA LAKERS 53 HC LUGANO

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Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Aber Gottéron ist der Stolz eines ganzen Kantons mit einer viertelmillion Menschen und allen seinen Institutionen. In jeder anderen Stadt der Schweiz wäre Gottéron wirtschaftlich wahrscheinlich schon im Laufe der 1980er Jahre untergegangen. Aber in der Not haben die Männer von Gottéron auf allen Ebenen und bei allen Institutionen offene Türen vorgefunden. Das zeigt ihre politische Schlauheit, denn nichts illustriert besser wie Gottéron funktioniert als der Transfer von Slava Bykov und Andrej Khomutov vom sowjetischen Armeesportclub ZSKA Moskau. Präsident Jean Martinet brachte die russischen Generäle auf seine Seite, weil er in Moskau forsch in seiner schmucken Uniform einzog. Der Transfer konnte sozusagen unter Offizieren geregelt werden, die NHL-Manager mit ihren Dollarmillionen hatten das Nachsehen. Aber dem

Unternehmen vermochten auch dieser «Hauptmann von Köpenick» nie eine wirklich klare, transparente Struktur zu geben. Erst in den letzten drei Jahren ist Gottéron ein modernes Hockeyunternehmen geworden. Der Präsident und die Verwaltungsräte sind aus den Schlagzeilen verschwunden und arbeiten umso effizienter im Hintergrund und der ehemalige Verteidiger Raphaël Berger ist der meistunterschätzte Sportmanager im Lande. Polemisch gesagt: Seit er die Administration führt, ist erstmals seit dem Aufstieg das Chaos aus den Büros verschwunden. Nichts symbolisiert die neue Dynamik besser als der Transfer von Sandy Jeannin. Er spielt für Gottéron – obwohl er bei jedem anderen Club auch einen Vertrag bekommen hätte. Die Schwachstelle ist die Doppelfunktion von Trainer Serge Pelletier. Er hat zwar ein erstklassiges Beziehungsnetz in der francophonen Hockeywelt und seine Kompetenz als Trainer steht ausser Frage. Aber er hat nicht das Charisma und

Image Wer Slava Bykov und Andrej Khomutov hatte, hat für immer ein gutes Image. Nachwuchsorganisation Produziert NHL-Drafts (Aebischer, Manzato, Sprunger) wie andere Nachwuchsorganisationen Spieler für die erste Mannschaft. Beziehungsnetz Das im francophonen Hockey bestvernetzte europäische Hockeyunternehmen. Einfluss in der Liga René Fasel ist in den Eishockeyhimmel zu IIHF und IOC aufgefahren und nimmt keinen Einfluss mehr auf unser Hockey. den Willen zur Macht wie Chris McSorley, Arno Del Curto oder John Slettvoll. Hier zeichnet sich schon ab, dass er wohl früher oder später einem neuen Trainer Platz machen und als Sportchef arbeiten wird. ●

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Genf-Servette

Leben von McSorleys Gnade WER VERSTEHEN WILL, WIE SERVETTE FUNKTIONIERT, MUSS SICH IN DIE ROLLE EINES UNZUFRIEDENEN SPIELERS VERSETZEN. SIE MÖCHTEN MEHR EISZEIT ODER MEHR LOHN. ALSO SPRECHEN SIE BEI TRAINER CHRIS MCSORLEY VOR. DER LEHNT RUNDHERUM AB UND WIRFT SIE AUS DEM BÜRO. OKAY, DANN VERSUCHEN WIR ES BEIM SPORTCHEF. GENF-SERVETTE 80/100 PUCKS Charisma Chris McSorley ist der Vorzeige-Nordamerikaner der Liga.

SC BERN

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HC DAVOS

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AMBRÌ-PIOTTA

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Kompetenz Sport Chris McSorley findet die B-Spieler, aus denen er A-Spieler machen kann. Kompetenz Wirtschaft Chris McSorley hat ein paar Freunde überredet, in sein Servette zu investieren. Kreativität Der einzige Club, der ein Tier zum Symbol gemacht und dieses Tier auch vor jedem Spiel in der Halle auftreten lässt. Kontinuität Seit dem Aufstieg immer der gleiche Trainer und der gleiche Sportchef. Unabhängigkeit von Mäzen Verlässt Chris McSorley mit seinen Freunden die Stadt, gehen bei Servette die Lichter aus. Image Servette ist inzwischen nach den Montreal Canadiens das erfolgreichste Eishockeyunternehmen der francophonen Welt. Nachwuchsorganisation Immerhin vier Genfer in der ersten Mannschaft. Beziehungsnetz Keiner in der Liga hat so gute Beziehungen zur NHL und in die nordamerikanischen Farmteamligen wie Chris McSorley. Einfluss in der Liga Chris McSorley versteht die Sprachen nicht, die an der Ligaversammlung gesprochen werden und es interessiert ihn auch nicht, was dort gesprochen wird.

48

NOVEMBER ’08

Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Aber oh Schreck, hinter dem Schreibtisch des Sportchefs sitzt ja auch Chris McSorley. Nun, dann gehen wir ganz oben rein und reden mit dem General Manager. Aber auch da treffen wir wieder auf Chris McSorley. Offensichtlich braucht es ein Machtwort des Clubbesitzers. Aber auch der heisst Chris McSorley. Nur dank dieser im Schweizer Eishockey einmaligen totalen Machtkonzentration ist es dem charismatischen Kanadier gelungen, aus Servette das erfolgreichste Sportunternehmen der Westschweiz zu machen. In einer Zeit, in welcher Fussballinstitutionen wie Servette und Lausanne aus wirtschaftlichen Gründen ihren Platz in der höchsten Spielklasse verloren haben, hat McSorley

In Genf kann man beim Trainer, beim Sportchef oder beim Manager vorsprechen. Am anderen Ende des Tisches sitzt immer der Gleiche: Chris McSorley

eine Mannschaft aufgebaut, die gegen die Titanen aus der Deutschschweiz um den Titel spielen kann. Er ist ein Glücksfall fürs welsche Eishockey und eine absolute Ausnahmeerscheinung im Schweizer Sportbusiness: Der einzige fähige Trainer und Ausbildner, der zugleich als erstklassiger Manager und Marketingstratege die Kunst der Geldbeschaffung, des Charmes und der Intrige beherrscht und darüber hinaus ein Verständnis für Zahlen und für Soll und Haben entwickelt hat. Chris McSorley ist Servette und Servette ist Chris McSorley. Die Abhängigkeit des Unternehmens von seinem Zampano ist ungleich grösser als in Davos von Arno Del Curto oder Lugano von John Slettvoll. Diese totale Abhängigkeit ist zugleich das grösste Problem. Eishockey in Genf ist Leben und Spielen von Chris McSorleys Gnade abhängig. ●


Kloten Flyers

Vor einer Revolution im Eishockey-Dorf SIND DIE KLOTEN FLYERS EIN DORFCLUB ODER EIN NATIONAL POSITIONIERTES SPORTUNTERNEHMEN? SIE SIND BEIDES. UND ERFOLGREICH, WEIL IHRE MACHER AUF DER HEIKLEN GRATWANDERUNG ZWISCHEN DORF UND GROSSER WEITER WELT – ANKLOTEN FLYERS 78/100 PUCKS DERS ALS DIE SWISSAIR – NIE ABGESTÜRZT Charisma Roland von Mentlen war Klotens letzter SIND. Macher mit Charisma. Kompetenz Sport Roland Habisreutinger ist immerhin von Roly Thompson, einem der einflussreichsten NHLSpieleragenten, ausgebildet worden. Kompetenz Wirtschaft Die Swissair gibt es nicht mehr, die Flyers fliegen immer noch. Kreativität Die Choreos der Fans sind phantasievoller als die Frisuren von Roland Habisreutinger. Kontinuität Der dienstälteste NL A-Club, seit 1962 in der höchsten Liga. Unabhängigkeit von Mäzen Niemand kann alle Rechnungen bezahlen, aber es braucht immer einen, der ein bisschen mehr bezahlt als die anderen. Image Eine sympathische Mischung aus Disneyland und gallischem Dorf. Nachwuchsorganisation Keine andere Nachwuchsorganisation hat in den letzten 25 Jahren so viele National League-Spieler ausgebildet. Beziehungsnetz Wenn die Klotener etwas brauchen, dann finden sie bei Verbandsdirektor Peter Lüthi und Jürg Ochsner immer noch offene Türen vor und bekommen, was sie wollen. Einfluss in der Liga Seit SCB-Manager Marc Lüthi mit dem HC Davos die Achse des Bösen geschmiedet hat, ist der Einfluss etwas zurückgegangen.

Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Die nationale Airline ging unter, die Kloten Flyers fliegen noch immer, meistens in der oberen Tabellenhälfte. Seit 1962 spielen die Klotener in der NL A, länger als jeder andere Club. Am nächsten in Sachen Konstanz kommt Gottéron, das 1980 aufgestiegen ist. Während sich Kloten in der höchsten Spielklasse gehalten hat, stiegen Clubs wie Davos, Langnau und Servette bis in die 1. Liga ab und selbst der SC Bern musste zwei Ehrenrunden in der NLB machen. Das Management hat dem Sportunternehmen Kloten Flyers ein klares Profil als Ausbildungsclub gegeben, die Klotener Eishockeykultur ist für sich ein Markenzeichen. Sie steht für erstklassige Ausbildung und spektakuläres, kreatives Tempohockey («Eisballett»). Heute lässt sich ein Hockeyunternehmen in einer Stadt mit rund 20 000 Einwohnern nicht mehr über das lokale Gewerbe finanzieren. Klotens Unternehmenskultur ist eine faszinierende Mischung aus jüngeren und älteren, dem Eishockey und Kloten wohlgesinnten Männern und einer modernen kapitalistischen Dynamik. Peter Bossert, ein Unternehmer im Ruhestand, hat das Unternehmen nach dem Untergang der Swissair vor sieben Jahren gerettet. Aber er verfügt nicht über die Mittel, um dieses Zuschussgeschäft, wie Walter Frey die ZSC Lions, zu alimentieren. Deshalb hat er Jürg Bircher ins Boot geholt. Der erfolgreiche Bau- und Immobilienunternehmer ist durchaus so etwas wie die dörfliche Antwort auf

Klotens Sportchef Roland Habisreutinger wickelt seine Geschäfte per Skype ab. Wird ihm demnächst Feuer unter dem Hintern gemacht?

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Geo Mantegazza, er sichert zusammen mit Bossert die Betriebsdefizite ab. Er ist erst 44 und wird nun nach und nach neue Dynamik ins Management bringen. Nach wie vor ist der Eishockeybetrieb mit einem jährlichen Betriebsverlust von gut einer Million Franken (der aber so öffentlich nicht ausgewiesen wird, die offiziellen Verlustzahlen sind jene, die nach dem Göttibatzen von Bossert und Bircher noch in den Büchern verbleiben) zu teuer. Der tüchtige Sportchef Roland Habisreutinger ist ein kompetenter, schlauer und arbeitsamer Sportchef. Aber Bircher wird ihm bald Feuer unter dem Hintern machen und wohl demnächst einen Geschäftsführer zur Seite stellen und die ganzen Strukturen nach Sparmöglichkeiten durchleuchten. Kloten steht neben dem Eis vor einer neuen Revolution. ●

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.CH Das Schweizer Online-Hockey-Portal

Eishocke DAS MANAGEMENT DES HC LUGANO AUF DEM LETZTEN PLATZ? EIGENTLICH EINE FRECHHEIT. DER HC LUGANO IST DAS ERFOLGREICHSTE EISHOCKEYUNTERNEHMEN SEIT EINFÜHRUNG DER PLAYOFFS (1986) UND ES GIBT GUTE GRÜNDE, LUGANO AUF PLATZ EINS ZU SETZEN. ABER WER SICH BEIM HANTIEREN MIT SCHWARZGELD ERWISCHEN LÄSST, IST ZU WENIG CLEVER, UM VOM LETZTEN PLATZ WEGZUKOMMEN. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller SC BERN

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News, Facts and Figures Spielerstatistiken und Scouting Reports Klaus Zaugg «Unplugged» SLAPweekly Online-Magazin NHL-Kolumne «Wild Wild West» WeeklyGirl Galerie das Alles und noch viel mehr:

www.slapshot.ch

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Im Universum des Eishockeys wird der Kanton Tessin als Grossmacht wahrgenommen. Die Präsenz von Ambrì und Lugano in der höchsten Spielklasse verzerrt das Bild der Wirklichkeit: Der Kanton Tessin zählt nur gut 300 000 Einwohner und rund 100 000 leben im Grossraum Lugano. Zwei NL A-Unternehmen in diesem Kanton zu finanzieren, der von seiner geographischen Lage und seiner Sporttradition her eher auf Fussball programmiert ist, erfordert also eine ganz besondere Leistung. Der HC Lugano ist eigentlich viel mehr als ein Sportunternehmen. Die Tessiner sind eine Minderheit in unserem Lande und tief in der Seele sitzt der Komplex, von den arroganten Deutschweizern nicht ernst genommen zu werden. Gelingt es nun, die Deutschweizer herauszufordern, ja gar zu besiegen, dann ist das emotional wie ein Triumph eines unterdrückten Volkes über seine Kolonialherren. Für die Tessiner gilt: Wir besiegen die Deutschweizer, also sind wir! Die Macher des HC Lugano sind einer heiligen Sache verpflichtet: Nämlich dem Selbstwertgefühl nicht nur seiner Fans, sondern (fast) aller Tessiner. Wer immer Luganos Wesen und Wirken erklären will, muss diesen Hintergrund kennen. Deshalb sind die Manager hier anders als in der Deutschschweiz. Sie denken politischer, sie können auf die Hilfe aller Amtsstellen und Protektion von ganz oben zählen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Schwarzgeldaffäre in einem anderen Licht. Dass unter der Leitung von Ehrenmännern wie Beat Kaufmann und Fabio Gaggini während zehn Jahren Löhne mit Schwarzgeld bezahlt worden sind, ist nicht einfach ein krimineller Akt. Es war eine Rüstungsmassnahme im Kampf gegen die Deutschschweizer. Das Management in Lugano wird durch die Präsenz von Geo Mantegazza erleichtert. Zwar garantiert der schwerreiche Immobilien- und Touristikunternehmer die Existenz des HC Lugano – aber es ist nicht einfach so, dass er alle Rechnungen bezahlt. Alle wollen mit einem so reichen und so mächtigen Mann wie Geo Mantegazza ins


HC Lugano

ey mit Hugo Chavez HC LUGANO 52/100 PUCKS Charisma Der Präsident einst bei der Poch (also ein Kommunist) und der Mäzen ein Milliardär, Eishockey unter Palmen – niemand kann sich der Faszination Luganos entziehen. Kompetenz Sport Der Konkurrenz die besten Spieler abzukaufen, hat nichts mit sportlicher Kompetenz zu tun. Kompetenz Wirtschaft Wenn es einem Management gelingt, die Gunst von Geo Mantegazza zu bewahren, dann hat es alle wirtschaftlichen Probleme gelöst. Ein Mantegazza bewirkt mehr als 1’000 KMUs. Kreativität Zuletzt nur bei der Abrechnung der Ausländer-Löhne wirklich innovativ und kreativ. Kontinuität Das sportlich erfolgreichste Sportunternehmen seit Einführung der Playoffs (1986). Unabhängigkeit von Mäzen Ohne Geo Mantegazza geht der HC Lugano den Weg des FC Lugano. Image Selbst Schwarzgeld strahlt zurzeit heller als Luganos Image. Nachwuchsorganisation In der Deutschschweiz oft unterschätzt, mit Raffaele Sannitz sogar ein NHL-Draft und Nationalstürmer. Beziehungsnetz Lugano hat mehr Zuträger als die Konkurrenz ahnt – sogar der aktuelle Sportchef des Tessiner Fernsehens hat schon bei der AusländerVermittlung geholfen. Geschäft und ins Gespräch kommen. Etwas Gutes tun für den HC Lugano öffnet die Türen zu einem der mächtigsten Familienclans im Tessin. Also bekommt der HC Lugano Unterstützung, ohne dass Mantegazza den Tresor öffnet. Was wiederum bedeutet, dass die Pflege der Beziehungskultur im Umfeld von Lugano ganz anders funktioniert als in Bern, Zürich oder Davos. Marc Lüthi könnte im ganz besonderen Hockey-Biotop Lugano mit ziemlicher Sicherheit nicht funktionieren. Die Schwarzgeldaffäre hat dazu geführt, dass Lugano sein Management neu organisieren muss. Die Geschäfte führt Präsident und ExKommunist Paolo Rossi, der einst für die Poch

im Kantonsrat sass. Er erklärt das Organigramm so: «Die technische Abteilung stellt die Anträge und ich entscheide dann, ob die Sache finanziert werden kann.» Damit rückt John Slettvoll in eine zentrale Machtposition. Die wichtigsten Männer der technischen Abteilung heissen Ruben Fontana, Jörg Eberle, Sandro Bertaggia, alles ehemalige Spieler, die es gewohnt sind, Trainer John Slettvoll zu gehorchen. Aber Slettvoll ist der einzige mit Charisma, mit fanatischem Willen zur Macht. Er beherrscht diese Runde wie Christoph Blocher die SVP. Daher kommt die polemische Behauptung, Slettvoll sei das wahre Staatsoberhaupt im Tessin. Er hat Lugano zu den Titeln von 1986, 1987, 1988 und 1990 ge-

Polemisch gesehen ist John Slettvoll das wahre Staatsoberhaupt im Tessin.

Einfluss in der Liga Wer die Gunst von Geo Mantegazza hat, braucht die Zustimmung der Liga nicht. führt – diese Meisterfeiern sind in der Geschichte des Selbstbewusstseins dieses Kantones so wichtig, wie in anderen Ländern die Tage der Unabhängigkeitserklärung. Nun darf man einwenden, dass der hochintelligente Nordschwede ja selber keine Rechnungen visieren kann. Das stimmt. Aber es ist die heilige Pflicht von Präsident Paolo Rossi, dieser Eishockeyantwort auf den sozialistischen venezuelanischen Kultpräsidenten Hugo Chavez, jeden Wunsch John Slettvolls zu erfüllen. ●

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Ambrì-Piotta

Warten auf den Märchenprinz

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Jean-Jacques Aeschlimann und Peter Jaks sind das dynamische Duo und haben den Umstieg vom Eis ins Büro geschafft.

AMBRÌ-PIOTTA 57/100 PUCKS Charisma Jean-Jacques Aeschlimann ist zwar eine Legende – aber bei Lugano. Kompetenz Sport Wer Jean-Guy Trudel, Hnat Domenichelli und Erik Westrum entdeckt, hat seine Hausaufgaben gemacht. Kompetenz Wirtschaft Erst im Kaffeerösten erstklassig, das Image ist so gut, dass auch andere Geldgeber Espresso in der Valascia trinken sollten. Kreativität La Montanara ist die grösste Kreation in der europäischen Hockeygeschichte – komponiert von den Fans. Kontinuität Peter Jaks ist der erste, der sich über einen längeren Zeitraum im Sattel hält. Unabhängigkeit von Mäzen Wird der Kaffee von Chicco d’Oro kalt, schmilzt das Eis in der Valascia ab. Image Leiden mit Leidenschaft – niemand hat das Image des sympathischen Aussenseiters so sorgsam gepflegt. Nachwuchsorganisation Ambrìs Nachwuchsorganisation ist die dynamischste, lebhafteste Institution im langsam aussterbenden Bergtal der Leventina. Beziehungsnetz Von Washington bis Wladiwostok leben Menschen, die Ambrì zudienen. Einfluss in der Liga Zu kämpferisch, zu sehr mit dem Komplex des Aussenseiters behaftet, um erfolgreich politische Allianzen zu schmieden.

KEIN ANDERES EISHOCKEYUNTERNEHMEN HAT SO VIELE UNGENUTZTE RESERVEN WIE AMBRÌ. ÄHNLICH WIE DER HC DAVOS BEHAUPTET SICH AMBRÌ WEIT AB VON DEN BALLUNGSZENTREN UND KEIN ANDERES SPORTUNTERNEHMEN IN DIESEM LANDE HAT ES SO GUT VERSTANDEN, SICH ALS SYMPATHISCHER AUSSENSEITER IM MARKT ZU POSITIONIEREN. DAZU HAT AMBRÌ EIN WELTWEITES BEZIEHUNGSNETZ. WARUM DANN UNSERE VERHÄLTNISMÄSSIG TIEFE BENOTUNG? Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Anders als Davos ist Ambrì im Eishockeygeschäft (noch) nicht ganz im Flachland angekommen und vernetzt. Das Engagement der Verwaltungsräte ist ehrlich und bewundernswert. Aber immer noch mahnen die Männer im Wesen und Wirken manchmal wie «Eishockey-Gotteskrieger». Sorgsam darauf bedacht, Fremden keinen Einblick und Einfluss zu gewähren, heftig auf Kritik von aussen reagierend und überall in Liga, Verband und bei den deutschschweizer Hockey-Machern Feinde witternd. Im Guten wie im Bösen halt eine Dorfmentalität. Ambrì könnte aufgrund seiner Popularität und seinem properen Image wirtschaftlich breit abgestützt sein und eine Mannschaft für die obere Tabellenhälfte finanzieren. Aber noch immer be-

Peter Jaks (rechts) ist schlau, JeanJacques Aeschlimann eine Integrationsfigur. Beide tragen sie aber wirtschaftlich noch ihre alten Eishockeyhandschuhe.

steht eine starke Abhängigkeit von Mäzenen wie etwa dem erfolgreichen Kaffee-Baron Cornelia Valsangiacomo (Chicco d’Oro). Die sportliche Kompetenz ist unbestritten. Der schlaue Peter Jaks hat als Sportchef die wichtigste Aufgabe immer erfüllt: Er hat gute Ausländer geholt. Jean-Jacques Aeschlimann ist eine Integrationsfigur im sporttechnischen Bereich. Was fehlt, ist ein charismatischer Manager im wirtschaftlichen Bereich, der alte Denkstrukturen durchbricht, den Weg ins Flachland hinunter in die Büros der Werbekapitalisten findet und wirtschaftlich globalisiert. Dieser Mann müsste eine Mischung aus Roland von Mentlen und Marc Lüthi sein. Ein Märchenprinz, der dieses schlafende Eishockey-Dornröschen weckt. Wer weiss, vielleicht wird ja Andermatts ägyptischer Investor Samih Sawiris dieser Prinz. ●

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EV Zug

Zug um Zug zurück zur Spitze EV ZUG

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Charisma Der Manager heisst Patrick Lengwiler. Nomen est omen («Der Name ist ein Zeichen»).

DER EV ZUG IST VERGLEICHBAR MIT EINEM LAND, DAS NACH JAHRELANGER DIKTATUR EIN DEMOKRATISCHES SYSTEM AUFZUBAUEN VERSUCHT. DER CHARISMATISCHE DIKTATOR FREDY EGLI POSITIONIERTE DAS UNTERNEHMEN EV ZUG AUF DER LANDKARTE DES SPITZENEISHOCKEYS UND FEIERTE DEN BISHER EINZIGEN MEISTERTITEL (1998).

Kompetenz Sport Noch immer wird zu geringe Leistung mit zu hohen Löhnen belohnt. Kompetenz Wirtschaft Die Zuger bekommen ein neues Stadion. Das alleine verdient die Maximalnote. Kreativität Es gibt immer noch Menschen, die meinen, das Kürzel EVZ stehe für eine Waschmaschinenmarke. Kontinuität Seit 2004 konsequente Ausrichtung auf die nordamerikanische Hockeykultur. Unabhängigkeit von Mäzen Die Emanzipation von Fredy Egli und seinen Freunden ist gelungen. Image Noch immer im Niemandsland zwischen Titelaspirant und Krisenclub, das unter Andy Murray in den 1980er Jahren kreierte nordamerikanische Image ist etwas verloren gegangen. Nachwuchsorganisation Produziert inzwischen sogar NHL-Erstrundendrafts (Sbisa). Beziehungsnetz Zu starke Abhängigkeit von der Spielervermittleragentur «4sports & Entertainment» in Baar, die inzwischen den Trainer und alle wichtigen Spieler vertritt. Einfluss in der Liga Weil die Achse des Bösen gegen Verbandspräsident Fredy Egli – ihren ehemaligen Mäzen und Präsidenten – gerichtet ist, können die Zuger politisch nichts bewegen.

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Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Heute ist er Präsident des Schweizerischen Eishockeyverbandes und «seine» Zuger brauchten mehrere Jahre, um sich aus seinem Schatten zu lösen. Noch fehlt Sportchef Patrick Lengwiler die Schlauheit aus jahrelanger Erfahrung – und das führt zu einer (zu) hohen Abhängigkeit von Spielervermittlern. Es liegt auf der Hand, dass die in Baar vor der Haustüre domizilierte Agentur «4sports & Entertainment» einen zu grossen Einfluss hat und die Interessen des Trainers und der meisten Schlüsselspieler vertritt. Andererseits ist Christoph Graf, der Mitinhaber dieser Agentur, auch der einzige in der Schweiz ansässige Spielervermittler mit einer NHL-Lizenz und hat Luca Sbisa die Türe zur wichtigsten Liga der Welt geöffnet: In einem Jahr ist aus dem Zuger Elite-Junior ein NHL-Spieler geworden und das mag auch

zeigen, wie gut die Nachwuchsorganisation in Zug funktioniert. Lengwiler ist ein gelehriger Schüler, er gewinnt mit jedem Monat an Profil und ist drauf und dran, einer der besten Eishockeymanager zu werden. Die Verwaltungsräte sind im «Singapur der Voralpen» in der Wirtschaft und in der Politik gut vernetzt und der EV Zug bekommt ein nigelnagelneues Stadion, das die wirtschaftliche Ertragskraft markant erhöhen wird. Zug um Zug geht es zurück Richtung Spitze. Die kritische Phase ist die Zeit bis zum Einzug ins neue Stadion. Die Mannschaft ist eigentlich zu teuer für die aktuellen finanziellen Verhältnisse. Das Risiko ist indes vertretbar: Beim Einzug in die neue Arena sollte den Fans eine Mannschaft präsentiert werden, die um die ersten Plätze mitspielen kann. Zug hat das wirtschaftliche und sportliche Potenzial und das Management, um wieder ein Machtfaktor in unserem Eishockey zu werden. ●

Noch ist Patrick Lengwiler zu unerfahren, um unabhängig zu agieren. SC BERN

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SCL Tigers

Zuviel Schlatter, zu wenig Grunder SCL TIGERS 63/100 PUCKS Charisma Präsident Hans Grunder hat zwar Charisma, aber nur im Bundeshaus, und Manager Heinz Schlatter ist erst der Marc Lüthi des armen Mannes. Kompetenz Sport Dank Christian Weber wieder erstklassig. Kompetenz Wirtschaft Noch ist offen, ob der Nutzen durch ausserdörfliche Geldgeber grösser ist als der Schaden, den Heinz Schlatter durch Undiplomatie im Dorf anrichtet. Kreativität Das Erbe Gotthelfs wird ganz gut aufs Eishockey umgemünzt.

DIE SCL TIGERS SIND EIN SPORTUNTERNEHMEN MIT NATIONALER AUSSTRAHLUNG, GEFANGEN IN DÖRFLICHEN DENKMUSTERN UND STRUKTUREN. DESHALB GIBT ES SEIT DEM AUFSTIEG VON 1998 KEINE NACHHALTIGE SPORTLICHE ENTWICKLUNG MEHR: ZEHNMAL HINTEREINANDER SIND DIE PLAYOFFS VERPASST WORDEN. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Abgesichert wird die wirtschaftliche Existenz durch den Vermessungsunternehmer und Politiker Hans Grunder. Seit er mit der Wahl in den Nationalrat und der Anzettelung eines Aufstandes gegen die SVP – er ist aus der SVP ausgetreten und hat die BDP gegründet – am grossen politischen Rad dreht, kommen die Tigers mehr und mehr unter die Räder. Denn Grunder verliert

SC BERN

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jetzt zu viel Zeit 59 EV ZUG und Energie mit der Politik. Das 57 AMBRÌ-PIOTTA schwächt das UnRAPPERSWIL-JONA LAKERS 53 ternehmen SCL 52 HC LUGANO Tigers. So tüchtig, charismatisch und kreativ Langnaus Eishockeygeneral Heinz Schlatter auch sein mag, Grunder darf ihn auf Dauer nicht ungebremst im und ums Dorf Schalten und Walten lassen. Mit seiner forschen Gangart irritiert er ein an ein beschauliches Vorgehen des Managements gewohntes Umfeld. Ansonsten sind die SCL Tigers im Markt richtig positioniert: Als urchiges Emmentaler Unternehmen (100% Langnau) profitieren sie vom «Salenweidli-Effekt», als Ausbildungsclub und als Aussenseiter geniessen sie landesweite Sympathie. Trotz diesen guten Voraussetzungen kann es nur gelingen, mittelfristig wirtschaftlich von Grunder unabhängig zu werden, wenn die SCL Tigers ein neues Stadion erhalten. Und für diesen Stadionbau braucht es die Energie, die Beziehungen und das Engagement Grunders mehr denn je. So wie

Kontinuität Zehn Jahre Playout – kein anderes Sportunternehmen in der Schweiz hat diese Kontinuität. Unabhängigkeit von Mäzen Ohne Grunder geht alles zu Grunde. Image Nur noch Ambrì pflegt das Image des sympathischen Aussenseiters besser. Nachwuchsorganisation Weit und breit kein neuer Reto von Arx oder Peter Guggisberg in Sicht. Beziehungsnetz Christian Weber hat bessere Beziehungen zu den ZSC- und GCK-Lions als Hans Grunder zur SVP. Einfluss in der Liga Im Windschatten von Marc Lüthi kann Heinz Schlatter schon ganz ordentlich weibeln. im wirtschaftlichen Bereich die Abhängigkeit von Grunder zu gross ist, so gibt es neben Trainer Christian Weber zu wenig Sportkompetenz. Die Langnauer brauchen einen starken Sportchef, um Christian Weber zu entlasten und um die verlotterte Nachwuchsorganisation wieder auf Vordermann zu bringen. ●

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d. 4000SPSOtR T LIVE-

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HEISS AUF EIS!

Die National League A live im Teleclub. Teleclub zeigt auch in der aktuellen Saison rund 250 Spiele der National League A live. Vier von sechs Spielen pro Runde in der Regular Season und alle Spiele der Play-Offs. Begleiten Sie Ihre Mannschaft auf dem Weg zum Meistertitel. Neu können dank dem clubspezifischen Video-Archiv, unter www.teleclubsport.ch, verpasste Tore und Spielszenen nach einem Spieltag bequem am Computer nochmals angesehen werden – Mehr Eishockey geht nicht. Empfangbar im Kabelnetz und über Bluewin TV. Jetzt anmelden: 044 947 87 87 www.teleclub.ch

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KEYSTONE

über pro Jahr


Lakers

Geiz ist nicht mehr geil

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Charisma Wer Rappi hört, denkt an Kinderzoo und Knie, aber nicht an Reto Klaus und sein Team. Kompetenz Sport Ein neuer Eishockey-Palast sollte mit IKEAInneneinrichtungen möbliert werden. Kompetenz Wirtschaft Beim Charme von Reto Klaus wurde sogar der Erotik-Markt weich. Kreativität Die hässlichste Dressfarbe der Eishockeyweltgeschichte provoziert auf alle Zeiten eine Minimalnote. Kontinuität Manager Reto Klaus ist bald länger im Amt als der Samichlaus. Unabhängigkeit von Mäzen Am Obersee haben viele genug Geld, um den Lakers ein wenig zu helfen. Aber keiner hat so viel Geld, um die Lakers alleine zu finanzieren.

NOCH VOR DREI JAHREN HÄTTEN GESCHÄFTSFÜHRER RETO KLAUS UND DIE GRAUE EMINENZ BRUNO HUG IN EINEM MANAGEMENT-RATING DEN ERSTEN ODER ZWEITEN PLATZ BEKOMMEN. WARUM DIESER FALL IN DEN KELLER DER BEWERTUNG? Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller Klaus hat jahrelang aus einem Minimum ein Maximum heraus geholt. Beschränkte finanzielle Mittel ermöglichten nur beschränkte Investitionen und Klaus ist ein Meister in der Rekrutierung von billigen, andernorts verkannten Spielern. Oder anders gesagt: Ein König in der Verwaltung einer finanziellen und sportlichen Mangelwirtschaft. Geiz war geil. Hug setzte mit Klaus im Grunde sein erfolgreiches Geschäftsmodell als Verleger auch im Eishockey erfolgreich um: Er hat Anfang der 1990er Jahre mit einer wöchentlichen Gratiszeitung (also mit Billigjournalismus) ein Imperium aufgebaut, das ihm die Ehrenbezeichnung «Obersee-Berlusconi» eingetragen

hat und mit dem er sich gegen die publizistischen Titanen aus der Stadt Zürich behauptet. Mit Mittelmass ist es ihm gelungen, den SC RapperswilJona (bzw. die Lakers) nach dem Aufstieg von 1994 in der NL A zu etablieren. Durch den Umbau des Stadions ist das Hockey-Biotop der Lakers nun mit Geld überdüngt worden. Die Erwartungen sind gestiegen. Die Macher der Lakers haben auf einmal das Portemonnaie für eine Spitzenmannschaft. Aber in den Köpfen steckt noch immer das beschauliche Mittelmass. Es ist so, wie wenn Hug mit seinen «Obersee Nachrichten» auf einmal das journalistische Niveau der New York Times anstreben würde. Und für Klaus ist es so, wie wenn ein Aldi-Filialleiter auf einmal eine Edelboutique an der Zürcher Bahnhofstrasse managen sollte. Geiz ist nicht mehr

Reto Klaus Beziehungsnetz: Exzellent zum Spielerproletariat, zu wenig gut zu den Stars, exzellent nach Skandinavien, zu wenig gut nach Nordamerika.

Image Seriosität macht keinen Lärm und ist nicht sexy, 14 Jahre in der NL A und kaum jemand im Lande hat es bemerkt. Nachwuchsorganisation Versorgt die erste Mannschaft mit brauchbaren Talenten, aber bis zum ersten NHL-Draft dauert es noch eine Weile. Beziehungsnetz Exzellent zum Spielerproletariat, zu wenig gut zu den Stars, exzellent nach Skandinavien, zu wenig gut nach Nordamerika. Einfluss in der Liga Seit dem Vorschlag einer Salärlimite werden die Lakers nicht mehr ernst genommen. geil. Die Umstellung im Denken und Handeln, der Umstieg von der sportlichen und wirtschaftlichen Economy- in die Businessklasse, ist dem Management noch nicht ganz gelungen und deshalb die tiefe Bewertung. ●

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National League B

Zur端ck ins Scheinwerferlich


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EHC Arosa DER EINSTIGE SERIENMEISTER EHC AROSA WILL NACH JAHREN DES HERUMDÜMPELNS IN DEN AMATEURLIGEN ZURÜCK INS BEZAHLTE EISHOCKEY – ZURÜCK INS SCHEINWERFERLICHT. EINEM AMBITIONIERTEN BUSINESSPLAN FOLGEND SOLL SPÄTESTENS 2012 DER AUFSTIEG IN DIE NATIONAL LEAGUE B REALISIERT WERDEN. ODER GELINGT DEM TEAM DES LANGJÄHRIGEN NATIONALSPIELERS ANDREAS RITSCH (IM BILD) DER AUFSTIEGSCOUP BEREITS FRÜHER ALS GEPLANT?

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National League B

Text: Reto Kirchhofer Fotos: Pius Koller, Eishockey 83 (Archiv) Und alle waren sie gekommen: Markus und Guido Lindemann, Peter Bossert, Andy Jorns, Pietro Cunti, Reto Dekumbis, Barry Jenkins – um bloss ein Extrakt der edlen Gästeliste zu zitieren. Die Premiere des Dokumentarfilms «Arosa isch besser», der den Aufstieg und Fall des EHC Arosa von 1972 bis 1986 in kompakter Form veranschaulicht, mutierte im April 2008 zum bunten Klassentreffen einer goldenen Aroser Eishockeygeneration. Guido Linde-

mann, der letzte Torschützenkönig in der höchsten Schweizer Liga mit helvetischem Pass, erinnert sich: «Bei der Vorführung des Dokumentarfilms dachte manch ein Besucher, wie schön es doch wäre, würde der EHC Arosa nochmals einen sportlichen Aufschwung erleben und in die National League zurückkehren.»

VERDOPPELUNG DES BUDGETS Jener sportliche Aufschwung, den nicht nur die ehemaligen Meisterspieler des Schanfigger Traditionsclubs herbeisehnen, könnte in mittelbarer Zukunft zur Realität werden: Unlängst haben die Vereinsverantwortlichen um Präsident Roger Meier ihre Vision öffentlich deklariert, wonach der EHC Arosa bis spätestens 2012 ins bezahlte Eishockey zurückkehren will. «Als wir in der Vorsaison den Abstieg in die 2. Liga erst im letzten Spiel gegen Sankt Moritz hatten verhindern können, wurde uns bewusst,

«Arosa isch besser» «AROSA ISCH BESSER» – DER TITEL DES IM FRÜHLING 2008 VERÖFFENTLICHTEN DOKUMENTARFILMS PASST NICHT NUR ZUR FILMISCH VERARBEITETEN ÄRA MIT DEN BEIDEN MEISTERTITELN 1980 UND 1982, SONDERN PRIMÄR ZUR EPOCHE DES HELVETISCHEN EISHOCKEYS IN DEN 50ER JAHREN. 60

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dass Arosa wohl als nächstes an der Reihe sein wird, falls wir nicht reagieren», sagt Roger Meier. Sportliche Not gebärt so manche Tugend – auch in Arosa: Nach jahrelangem Herumdümpeln zwischen 1. und 2. Liga als «gebeuteltes Amateurteam» (Roger Meier) entschloss sich die Vereinsspitze zu einem radikalen Vorwärtsschritt: Das Budget wurde im Vergleich zur Vorsaison (330 000 Franken) beinahe verdoppelt (650 000). Durch ein attraktives Werbepaket, welches zahlreiche Deals mit dem Aroser Gewerbe beinhaltet, sowie die Gründung eines Gönnerclubs, will der Verein ein mehr als solides finanzielles Fundament legen. Und auch der Präsident weiss, dass die attraktive Bündner Region für finanzkräftige Protagonisten immer noch einen beliebten Zweitwohnsitz darstellt.

MISSTÖNE IM BÜNDNERLAND Neben den intensivierten Bemühungen abseits des Eises hat der EHC Arosa natürlich auch in die Mannschaft invesLasst hören aus alter Zeit: Damals, in den 50er Jahren, dominierte der 1924 gegründete Club aus der Region Schanfigg die Schweizer Eishockeyszene nach Belieben – sieben Meistertitel en suite gewann Arosa von 1951 bis 1957 und begründete eine ähnliche Dynastie wie zuvor der Kantonsrivale Davos. Doch in der Folge verschwand der Seriensieger schrittweise aus den populärsten Eishallen des Landes: 1960 stieg Arosa in die National League B ab, 1967 gar in die Amateurliga.

DIE GOLDENE GENERATION Bereits Mitte der 60er-Jahre hatte der Verein indes auf die sportliche Misere reagiert und in der Nachwuchsförderung Akzente gesetzt. Es sollte eine beeindruckende Spielergeneration um Jöri Mattli, Markus und Guido Lindemann sowie Reto Dekumbis heranwachsen. Die stetige Konzent-


EHC Arosa tiert. Dass dabei einige Spieler von NLB-Absteiger Chur – wie Fabian Ziegler, Pierino Bigliel oder der langjährige Nationalliga-Spieler Marc Haueter – zu Arosa wechselten, sorgte zwischen den 365 Kurven vom Bündner Hauptort nach Arosa für Misstöne. «Im Bündnerland wurde mit einer baldigen Rückkehr Churs in die Amateurliga gerechnet. Und hätte Arosa dann immer noch ein Mauerblümchendasein gefristet, wären unsere besten Spieler wohl nach Chur disloziert. Nun ist eben das Gegenteil eingetreten», sagt Roger Meier. Das bekannteste Gesicht in der neu formierten Aroser Equipe agiert indes weder in der Verteidigung (Marc Haueter), noch im Tor (der NLA-erfahrene Flavio Lüdke), sondern an der Bande: Der ehemalige Aroser Meisterverteidiger Andreas Ritsch leitet seit Saisonbeginn die Geschicke der ersten Mannschaft als Trainer. «Ich wusste um die Visionen und die Aufbruchstimmung in Arosa. Und bei meiner Rückkehr in die Aroser Eishalle ging ich gleich in die Garderobe, rechts um die Ecke direkt an meinen früheren Platz», sagt Ritsch und ergänzt mit einem Schmunzeln, dass sich dort «ausser einem neuen Namen sowie ein bis zwei Anstrichen» nichts geändert habe.

1986 ALS MAHNMAL 2009 sollte im Bündner Skiort die neue Eishalle bezugsbereit sein, bis 2011 mit integrierter Mantellnutzung. Passend sieht der Aroser Businessplan vor, dass spätestens 2012 die Rückkehr ins bezahlte Eishockey erfolgen muss. Alsbald soll auch das Budget auf 1,5 Millionen Franken aufgestockt werden. Das sind hochtrabende Pläne, zumindest aus finanzieller Perspektive. «Die Fangemeinschaft im Dorf ist immer noch sehr gross», weiss Guido Lindemann, der nahe der Eishalle ein kleines Hotel führt. Doch der ehemalige Aroser Topscorer gibt zu bedenken, dass

«EIN FRÜHER AUFSTIEG WÄRE EIN ANGENEHMES PROBLEM.» A NDY R ITSCH , TRAINER EHC A ROSA

«die Finanzierung sehr gut durchdacht sein muss.» In dieser Hinsicht wirken die Erinnerungen an den einstigen finanziellen Kollaps 1986 als Mahnmal – auch für den damaligen Präsidenten Arosas und heutigen VR-Präsidenten der EHC Kloten Sport AG, Peter Bossert. «Wir hatten auch einmal eine Vision in Arosa, diese führte uns bekanntlich von der 1.Liga bis zum Meistertitel», sagt Bossert in der Retrospektive. Nicht selten ist Peter Bossert auch heute noch unter den Zuschauern anzutreffen, wenn Arosa im Unterland spielt, «mein Herz ist immer noch in Arosa, Kopf und Verstand jedoch bei Kloten». Bezüglich der Vorwärtsstrategie der Schanfigger sagt Bossert: «Grundsätzlich fin-

ration auf die Ausbildung an der Basis leitete jenen sportlichen Umschwung ein, der Arosa von der Anonymität der

Ausser dem Namen und ein bis zwei Anstrichen hat sich in der Garderobe des EHC Arosa seit Andy Ritschs Zeiten als Spieler nicht viel verändert.

1.Liga zurück in die NLB (1973) sowie 1977 in die NL A führte. Der neuerliche Aufschwung gipfelte 1980 im achten Meistertitel, in einer Saison, die der EHC als Abstiegskandidat in Angriff genommen hatte. Doch die jüngste Equipe der Liga (im Schnitt 22-jährig) durchbrach unter der Ägide Lasse Liljas die Berner Phalanx (Langnau, Biel, Bern) und holte zwei Jahre später erneut den Meisterkübel ins Schanfigg. Gelang der Titelgewinn 1980 noch als Aussenseiter, waren die Bündner zwei Jahre später hingegen Favorit auf die Meisterschaft. Dabei war die Aroser Equipe äusserst homogen besetzt und überzeugte mit einer disziplinierten, defensiv orientierten Spieltaktik. Im Defensivverbund agierte unter anderen Verteidiger Andy Ritsch, mittlerweile Trainer des

Aroser Fanionteams. Zum Meisterensemble gehörten auch offensive Ausnahmekönner wie Ligatopscorer Guido Lindemann, von Trainer Lilja als «komplettester Stürmer der Schweiz» gepriesen. Einen Grund für die Erfolge der damaligen Zeit sah Pierre Benoit, Redakteur des Nachschlagewerks «Eishockey 83» im erfolgsorientierten Weg, der unter Präsident Peter Bossert sowie Trainer Lasse Lilja eingeschlagen wurde: Arosa habe als erster Schweizer Club die internationalen Spielkontakte richtig gepflegt, «die Aroser kehrten dem Inzucht-Eishockey den Rücken, statt dreimal gegen denselben NLB-Club Probegalopps auszutragen, nahmen die Bündner an internationalen Gegnern Mass. Die Mannschaft lernte in diesen Spielen viel und war in der Lage, während sechzig Minuten ein hohes Tempo durchzuhalten und trotzdem noch präzis und im Abschluss konzentriert zu agieren».

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National League B würden wir aber sicher nicht ablehnen», findet Ritsch, derweil Präsident Roger Meier im «Falle dieses Falles sicher mit allen Beteiligten wie der Gemeinde oder den Sponsoren zusammensitzen müsste. Aber ein solches Szenario ist derzeit ein Wunschdenken». Noch in dieselbe Kategorie gehört auch Meiers Traum von einem Mäzen, der den zielstrebigen Verein finanziell unterstützen will. Völlig abwegig ist dieser Gedanke gewiss nicht: Immer noch existieren zahlreiche Arosa-Sympathisanten. Dieses Faktum belegen auch die zuletzt realisierten Filmprojekte «Arosa isch besser» sowie «Champions». Der zweitgenannte Film soll übrigens Ende Jahr in den Kinos ausgestrahlt werden, wobei im Plot eine Auswahl ehemaliger Meisterspieler nochmals aufs Eis zurückkehren muss, um den Aroser Traditionsverein vor dem Untergang zu retten. Selbiges Szenario wird sich in der Realität mit Sicherheit nicht wiederholen – der positive Turnaround ist dem EHC Arosa bereits mit frischen Kräften geglückt. ●

Andy Ritsch beim leiten des Trainings des EHC Arosa. de ich es positiv, dass im Dorf wieder eine Vision vorhanden ist und ambitionierte Ziele verfolgt werden. Doch die Finanzierung muss gut durchdacht und breit abgestützt sein.»

Die Konzentration liegt jedoch auf einem mittelfristigen, sukzessiven Aufbau», sagt Ritsch, der als erstes Ziel das

«REALISTISCHE PLANUNG» Präsident Roger Meier ist sich der Wichtigkeit eines soliden finanziellen Fundaments bewusst, «wir machen keine Schnellschüsse und halten uns an die Vorgaben». Und der Präsident spricht mit Überzeugung, dass der EHC Arosa dank einer «realistischen Planung» auch in einer von Westschweizer Equipen dominierten National League B bestehen könne. «Aber natürlich würde uns eine Trennung in Ost- und Westgruppe von den Anfahrtswegen her enorm entgegenkommen.»

«WIR MACHEN KEINE FINANZIELLEN SCHNELLSCHÜSSE.»

DER GELUNGENE SAISONSTART Die sportliche Komponente jedenfalls stimmt mit den Ambitionen bisher mehr als überein – das Team von Andreas «Zibo» Ritsch spielt derzeit an der Tabellenspitze der Gruppe Ost mit. «Wir haben eine positive Stimmung im Team. Alle sind gewillt, einen Schritt vorwärts zu machen.

Guido Lindemann, bis heute letzter Schweizer NL A-Topscorer.

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ROGER M EIER , P RÄSIDENT EHC A ROSA

Erreichen der Masterround angibt. Natürlich weiss auch der Ex-Nationalspieler und langjährige Eckpfeiler des Aroser Meisterteams um die Qualitäten seiner Equipe: «Falls wir keine Verletzungen haben, ist auch die Finalqualifikation möglich.»

AUFSTIEG FRÜHER ALS GEPLANT? Unter Berücksichtigung des gelungenen Saisonauftakts muss die Frage erlaubt sein: Was geschieht, wenn der Aufstieg in die National League B bereits früher als kalkuliert – wieso nicht bereits in der aktuellen Spielzeit – zur Tatsache wird? Denn planbar war Erfolg im Sportbusiness noch nie. «Das wäre ein angenehmes Problem. Die National League B zu erreichen bedeutet für ein Team mit diesem Einzugsgebiet einen riesigen Effort. Aus sportlicher Sicht

Roger Meier, Präsident des EHC Arosa

EIN SITUATIONSPARADOX Der Titelgewinn 1982 sollte das bis dato letzte Erfolgserlebnis des EHC Arosa bleiben, weil sich in den folgenden Jahren die Probleme primär neben dem Eis akzentuierten. Der damalige Präsident Peter Bossert resümierte 1984 nach dem Gewinn des Vizemeistertitels in seinem Jahresbericht: «Sportlich zufrieden stellend, finanziell am Rande des Abgrundes.» Der finanzielle Verlust von rund 250 000 Franken fusste dabei in einem massiven Einbruch der Zuschauerzahlen. 1986, als sich eine Lösung, in welcher das Dorf als Vereinsmäzen den EHC massiv hätte unterstützen sollen, zerschlagen hatte, zog Präsident Bossert die Notbremse und beschloss den Rückzug in die Amateurliga – es war ein Entscheid der Vernunft in einer paradoxen Situation: Der nachwuchs-

starke Dorfclub Arosa, der die Professionalisierung im Schweizer Eishockey mitbegründet hatte, wurde zum ersten Opfer selbiger Entwicklung, als konkurrierende Clubs begannen, mit höheren Budgets zu operieren. Ob es den Schanfiggern in Bälde gelingen wird, wieder ins Scheinwerferlicht der National League zurückzukehren, und somit ein weiteres Erfolgskapitel in der ruhmreichen Historie aufzuschlagen? Sollte sich der sportliche Erfolg wider Erwarten nicht einstellen, könnte gemäss Andy Jorns auch eine meteorologische Komponente unterstützend einwirken – liess sich doch der ehemalige Meistergoalie unlängst in der «Sonntags Zeitung» zitieren: «Wenn die Klimaerwärmung im gleichen Stil weitergeht, wird es bald nur noch in Orten wie Arosa Eis und Eishockey geben...»


Kolumne von Thomas Roost

Talentmanagement im Eishockey Talentmanagement oder der so genannte «Krieg um Talente» ist aktuell eines der ganz grossen Themen in der Managementliteratur. Zu meinem Glück: Ich werde immer wieder als Referent für Seminare zu diesem Thema gebucht. Die Manager möchten wissen, welche Erkenntnisse vom Talentscouting im Spitzensport ins Talentscouting der Wirtschaft übertragen werden können. Eine sehr interessante Frage, die zu vielen lebhaften Diskussionen Anlass gibt. Für die SLAPSHOT-Leser ist hingegen der umgekehrte Ansatz der Frage wesentlich interessanter: Welche Erkenntnisse vom Talentscouting in der Wirtschaft kann man aufs Talentscouting im Eishockey übertragen? Dieses Ergebnis ist weit nahrhafter als umgekehrt, denn dem Talentscouting in der Wirtschaft liegen viele interessante wissenschaftliche Studien zu Grunde. Im Eishockey werden (noch) zu viele Thesen ohne echtes Fundament, ohne wasserdichte Untersuchungen präsentiert und als «Wahrheiten» verkauft. Es gibt beispielsweise die «Wahrheit» betreffend Luca Sbisa, dass er vor allem wegen seines Wechsels nach Nordamerika ein Erstrundendraft werden konnte und man daraus ableitet, dass man sich nur beim frühzeitigen Schritt über den Teich eine spätere NHL-Karriere erhoffen darf. Es gibt aber auch die andere Wahrheit, diejenige des jungen Goalies Robert Mayer. Er galt vor einem Jahr als sicherer Top-60-Pick, in einer gewichtigen Gazette sogar als Erstrundendraft. Sein Weg nach Nordamerika hat letztlich aber dazu geführt, dass er gar nicht gedraftet wurde. Wenn er in Europa geblieben wäre, dann hätten die NHL-Verantwortlichen vor allem seine guten Leistungen an internationalen Turnieren in Erinnerung gehabt und ihn trotz seiner durchzogenen U20-WM mindestens in einer späten Runde gedraftet. Dies die beiden Wahrheiten – die eben keine sind. Die echte Wahrheit ist unspektakulär: Es gibt kein Patentrezept für den Weg zur Weltklasse. Die Wege sind höchst unterschiedlich und das Richtig und das Falsch in einer

Karriere sind extrem situationsbezogen. Vieles ist unklar ...es gibt tausend Theorien. Nur, was es ist, ist weitgehend unentdeckt. Trotzdem – was kann das Talentmanagement im Eishockey von der Wirtschaft lernen? Untersuchungen haben folgendes ergeben: Weltklasseperformer sind in der Regel keine guten Redner und keine guten Verkäufer ihrer selbst, sie sind selten charismatisch. Wenn wir beim Beispiel Eishockey an Wayne Gretzky denken, dann stimmt diese These zu 100%.

grüssen. Diese Leidenschaft führt dazu, dass sie sich nie mit vorgegebenen Pfaden begnügen. Sie tüfteln, sie experimentieren, sie werden niemals müde, sich und ihre Ideen zu verbessern und zu hinterfragen. Als Club und als Trainer ist es beinahe unmöglich, Supertalente besser zu machen, sie zu formen und zu fördern. Dies können die Talente nur selbst in Eigenverantwortung. Das Gegenteil ist aber sehr wohl möglich. Es gibt viele Supertalente, die in einem talentfeindlichen Umfeld reifen und direkt oder indirekt an der Entfaltung ihres Talentes gebremst

«WELTKLASSEPERFORMER SIND IN DER REGEL KEINE GUTEN REDNER UND KEINE GUTEN VERKÄUFER IHRER SELBST, SIE SIND SELTEN CHARISMATISCH. WENN WIR BEIM BEISPIEL EISHOCKEY AN WAYNE GRETZKY DENKEN, DANN STIMMT DIESE THESE ZU 100%.» Weltklasseperformer haben ein hohes Ego. Ich kann dieses Untersuchungsergebnis aufgrund meiner bisherigen Persönlichkeitsprofilanalysen mit Eishockeyspielern nur bestätigen. Weltklasseperformer sind aussergewöhnlich leidenschaftlich und fokussiert, in dem was sie tun. Martin Gerber und Mark Streit lassen

werden. Welches sind denn die Gefahren für die Weiterentwicklung von Weltklassetalenten? Gefahr Nr. 1: Sie werden zu stark in ein System, in Prozesse, in Strukturen gepresst. Die Coaches fühlen sich viel wohler, wenn sie disziplinierte und gehorsame Spieler haben. Fantasievolle, eigenständige Spieler werden dadurch immer mehr vom Team ferngehalten. Gefahr Nr. 2: Einige Trainingsprozesse sind heute zu akademisch. Eine akademische

Schulung hilft zwar, die Mittelmässigen besser zu machen, aber sie hilft auch, die Aussergewöhnlichen gewöhnlich zu machen. Gefahr Nr. 3: Die Angst. Wir haben Angst vor der Niederlage, Angst vor der Entlassung und setzen darum nur ungern auf unberechenbare «crazy» Spieler. Diese bunten Schmetterlinge – das sind übrigens diejenigen Spieler, die Tickets verkaufen – geben einem im Spiel immer alles oder nichts und da ist sie wieder: Die Angst. Die Angst vor dem Nichts. Angst führt zu konservativen Entscheidungen und dies ist ein Nährboden für zwar solide, aber leider auch mittelmässige, konventionelle, berechenbare Produkte, Dienstleistungen, Hockeyspieler, Resultate. Supertalentierte, unberechenbare «crazy» Spieler unter die Wolldecke zu stecken, verringert zwar das Risiko für ein demütigendes Resultat – ist aber zugleich ein Verbrechen am Eishockey.

WAS SOLLEN WIR TUN? Individualität zulassen, Egoismus nicht nur negativ sehen, Gleichmacherei in Frage stellen. Die Aufgabenstellungen auf dem Eis an die aussergewöhnlichen Fähigkeiten der Spieler anpassen und nicht alle Spieler in ein und dasselbe Korsett stecken. Wenn ich schon von Wissenschaft spreche, dann muss ich diese Thesen kritisch in Frage stellen. Sie entsprechen nicht der 100%-ig nachweisbaren Wahrheit – aber – es lohnt sich, darüber nachzudenken. ●

ZUM AUTOR UND ZUR RUBRIK : Thomas Roost ist seit zehn Jahren als NHL-Scout tätig und ein profunder Kenner der europäischen Spielermärkte. Bei Central Scouting Europe ist er alleinverantwortlich für die Spielerrankings in der Schweiz und Deutschland sowie mitverantwortlich für die gesamteuropäischen Rankings. Hauptberuflich ist Roost Head Human Resources und Mitglied der Konzernleitung in der Touristikbranche. Roost schreibt während der gesamten Saison 2008/09 monatlich eine Kolumne im SLAPSHOT. Roosts persönliche Meinung kann, muss sich aber nicht unbedingt mit derjenigen der SLAP SHOT-Redaktion decken. Lesermeinungen zu den Kolumnen-Beiträgen nehmen wir gerne via slapshot@mails.ch entgegen. Sie können Ihr Feedback dem Autor auch direkt zukommen lassen: thomasroost@hotmail.com

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Versus

Roman Wick vs. Jul ROMAN WICK UND JULIEN SPRUNGER SIND DIE BESTEN STÜRMERTALENTE IN DER SCHWEIZ, JA SIE SIND MEHR ALS TALENTE, SIE GEHÖREN BEREITS ZU DEN LEISTUNGSTRÄGERN IN DER NATIONALMANNSCHAFT. TALENTE SIND SIE NUR NOCH AUS SICHT DER NHL, SIE HABEN IHR LEISTUNGSPOTENZIAL NOCH NICHT ERREICHT. Text: Thomas Roost Central Scouting Europe Fotos: Pius Koller Roman Wick ist kein typischer Schweizer Stürmer. Leicht unterdurchschnittliche Körpergrösse, mittelmässiges Talent, akzeptables Skating, hölzern in der Scheibenkontrolle, nicht fähig, aus einer «Eins gegen eins Situation» eine Torchance zu kreieren, diszipliniert und auf dem Eis hart arbeitend. All dies ist die durchschnittliche Sicht ehrlicher ausländischer Experten, wenn es darum geht, den typischen

ROMAN WICK Persönlich: Geb. 30.12.1985 187cm, 89kg Flügel, schiesst links 2008/09:

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Schweizer Hockeyspieler zu beschreiben. Roman Wick ist anders: Er ist gross gewachsen, super talentiert und dies selbst im NHL-Standard, d.h. wenn man mit strengsten Massstäben misst! Roman Wick ist einer der sehr wenigen Schweizer Stürmer, dem ich auch in anspruchsvollsten internationalen Vergleichen zutraue, in einer offensiven «Eins gegen eins Situation» eine Torchance zu kreieren. Er hat mindestens den einen «Move», den man dazu braucht. Er ist derjenige Schweizer Stürmer mit den meisten «HighlightGoals». Die Zuschauer bezahlen Tickets

dafür, dass sie Spieler wie Roman Wick sehen können. Seine technischen Einlagen sind allererste Sahne! Das Skating ist ebenfalls mit internationaler Klasse zu bewerten. Defizite: Das Körperspiel, PuckMoving, die Explosivität und der «Grit», das unter die Haut schlüpfen beim Gegner, er muss lernen, noch härter zu spielen, er ist noch immer zu brav. Zudem orte

ich ebenfalls VerbesserungspotenTial bei seinen Spielmacherqualitäten. In Roman Wicks Augen möchte ich den Blick eines ausgehungerten Piraten sehen und nicht denjenigen eines Teddybären. Julien Sprunger ist ebenfalls kein typischer Schweizer Stürmer. Mit über 190 cm ist er für Schweizer Verhältnisse ein Riese und selbst in der NHL wäre er damit überdurchschnittlich gross. Er hat in den letzten Jahren gelernt, seine Grösse zu seinem Vorteil einzusetzen und deckt dank seinen langen Hebeln die Scheibe gut ab. Zugelegt hat er im Bereich des letzten Passes. Er spielt geschickte kleine letzte Pässe, die grosse Gefahr heraufbeschwören und er ist mit seinen guten Händen auch ein sicherer Goalscorer. Sprunger in der Slotgegend bedeutet grösste Gefahr für das gegnerische Tor. Sprunger hat ein gutes Spielverständnis und zeigt bereits


Kloten Flyers vs. Fribourg-Gottéron

lien Sprunger in seinem jungen Alter Leaderqualitäten. Julien Sprunger geht auch dorthin, wo es weh tut. Er lässt sich durch Schläge in den Rücken und den Nacken nur unwesentlich beeindrucken. Wenn man ihn reizt, reagiert er aber hin und wieder zu übermotiviert. Wachsende Erfahrung wird ihn diesbezüglich gelassener und abgeklärter werden lassen. Nicht zufrieden bin ich mit seiner körperlichen Entwicklung. Noch immer passt einiges an Muskelmasse in seinen imposanten Rahmen. Speziell im unteren Bereich der Hüfte und Oberschenkel muss er zulegen. Diese Defizite führen dazu, dass Sprunger – obwohl verbessert – zu leicht ausgehebelt wird, zu wenig standfest wirkt und zu oft das Eis küsst. Beide Spieler sind nahe dran – am Hockeyolymp. Die beschriebenen Defizite sind aber nur Teil der Wahrheit, warum

sie noch nicht in der NHL spielen. Der wichtigste Punkt ist die Leidenschaft und die Eigenverantwortung. Mark Streit und Martin Gerber sind leuchtende Beispiele zu diesem Punkt. Nicht, dass Sprunger und Wick in diesem Punkt Defizite aufweisen, aber…in diesem Punkt keine Defizite aufzuweisen, genügt nicht. Jeder normale Hockeyprofi tut viel für seine Karriere. Viel ist aber zu wenig für die NHL. Leidenschaft und Eigenverantwortung als billige Schlagworte? Ich versuche, diese sehr wesentlichen Punkte mit zwei Beispielen zu erklären: Valeri Zelepukin, knapp 600-facher NHL Spieler, hat sich vor jedem Frühstück zu 1 000 Kniebeugen gequält. Kein Coach hat ihm dies in Auftrag gegeben. Das ist Eigenverantwortung. Zweites Beispiel: Der US-Amerikaner Nathan Gerbe, 21-jähriger Buffalo

Sabres Draftpick. Er wird in dieser Saison in der AHL beginnen. Ich wage aber die mutige Vorhersage, dass Gerbe ein guter NHL-Spieler werden wird. Mutig ist die Vorhersage darum, weil Gerbe lediglich 165 cm – in Worten: Einhundertundfünfundsechzig Zentimeter! – klein ist. Er wäre der kleinste Neuzeitspieler, der je in der NHL gespielt hat. Seine Stärke ist die Freude, die Leidenschaft und die Fokussierung auf sein grosses Ziel: Die NHL. Ich kenne keinen Spieler mit einem derartigen Leuchten in den Augen, mit einem derart grossen Eishockeyherzen. Er hat in seiner Juniorenzeit jeweils nach einem Spiel darauf bestanden, das Auto seines Vaters die letzten drei Kilometer nach Hause in die Garage zu stossen inkl. Insassen (Vater und Teamkollege). «Als Eishockeyspieler muss ich starke Beine haben», war seine lapidare Erklärung für diese ungewöhnlichen Übungen... Nathan

Gerbe wurde nie ernst genommen im Eishockey. 165 cm – na ja. Auch ich habe ihm in seinem Draftjahr eine grosse Europakarriere vorausgesagt und damals (noch) nicht gewagt, ihn als NHL-Spieler zu sehen. Nicht zuletzt seit ich weiss, dass er Autos nach Hause stösst, habe ich meine Meinung geändert. Stossen Sprunger und Wick ihre Autos nach Hause? Macht irgendein Schweizer Hockeyspieler 1 000 Kniebeugen vor dem Frühstück? Gibt es Schweizer Spieler, die mich Lügen strafen? Ich verneige mich vor ihnen! Löwenherzen, Fokussierung, leuchtende, leidenschaftliche Augen, Eigenverantwortung – wenn Julien Sprunger und Roman Wick in diesen Bereichen noch 20% zulegen, dann feiern wir bald Schweizer Stürmertore in der NHL. ●

JULIEN SRUNGER Persönlich: 04.01.1986 194cm, 84kg Flügel, schiesst rechts 2008/09:

11 Sp. 6 T. 4 As. 10 Pt.

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Mein Arbeitsplatz

SERGE PELLETIER IST EINER DER AM MEISTEN UNTERSCHÄTZTEN EISHOCKEYFACHLEUTE IN DER SCHWEIZ. KEIN SPORTCHEF ODER TRAINER DER NATIONAL LEAGUE HAT SO AUSGEZEICHNETE BEZIEHUNGEN IN DIE FRANCOPHONE EISHOCKEYWELT QUÉBEC, DER TRANSFER UND DIE WEITERVERPFLICHTUNG DES STANLEY CUP-SIEGERS SÉBASTIEN CARON FÜR DEN HC FRIBOURGGOTTÉRON IST DER BESTE BEWEIS FÜR PELLETIERS FEINES VERHANDLUNGSGESCHICK. SEINE ERFOLGREICHE ARBEIT BESTREITET PELLETIER MIT LAPTOP, SPEZIELLER SOFTWARE UND TRILLERPFEIFE...

NOTEBOOK «Der Laptop ist sehr wichtig für meine Arbeit, ich nutze ihn jeden Tag, um die Spiele zu analysieren. Dort ist auch eine entsprechende Software installiert, sodass ich die einzelnen Spielsituationen schneiden und studieren kann. Auf dem Notebook erledige ich aber auch meine persönlichen Angelegenheiten.»


Serge Pelletier / HC Fribourg-Gottéron

PFEIFE Ohne Pfeife kann ich kein Training leiten. Ich benutze sie, um Anweisungen zu geben oder die Spieler zu motivieren und benutze sie ebenfalls jeden Tag.

HANDY «Das Handy ist wie das Notebook mein stetiger Begleiter, ich benutze es jeden Tag und könnte nicht mehr darauf verzichten.»

CAP «Wenn ich aufs Eis gehe, ziehe ich stets mein Gottéron-Cap an, es wärmt meinen Kopf und zeigt eine gewisse Loyalität zu meinem Arbeitgeber.» AGENDA «Ohne Agenda könnte ich wohl kaum funktionieren (lacht). In der Agenda protokolliere ich auch die Meetings. Sie ist eine Sammlung meines Alltags.» NOVEMBER ’08

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Homestory

Freizeit – Fa 68

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Marc Gianola / HC Davos

amilienzeit

MARC GIANOLA IST EINERSEITS CAPTAIN DES HC DAVOS, ANDERERSEITS AUCH OBERHAUPT EINER FÜNFKÖPFIGEN FAMILIE. AUF DEM EIS ZÄHLT ER AUF SEINE MITSPIELER, ZU HAUSE AUF SEINE FRAU ANDREA. OBWOHL SOWOHL IM STADION WIE AUCH IM TRAUTEN HEIM MANCHMAL DISKUSSIONEN UND PROBLEME ÜBERSTANDEN WERDEN MÜSSEN, MAN TRIFFT BEIDERORTS AUF EIN EINGESPIELTES TEAM, DAS ERFOLGREICH AGIERT.

Text: Luzia Kunz Fotos: Pius Koller 35b, die Hausnummer von Marc und Andrea Gianola. Die Nummer 35 ist leicht zu finden, doch wo liegt 35b? Etwas versteckt werden sodann die Neubauten sichtbar: Die charmanten Holzhäuser strahlen in modernem Stil: Balkon, Panoramafenster und grosser Garten. Der Spielplatz mit Rutschbahn, Trampolin und Sandkasten lässt erahnen, wo die Familie Gianola seit vergangenem Januar daheim ist. Nach kurzem Läuten öffnet der Hausherr selbst die Tür; die Homestory kann beginnen. Fröhliches Kinderlachen empfängt den Besucher beim Betreten der modernen Wohnung. Beim Anblick von zwei Fremden in den eigenen vier Wänden verstummen die Kleinen jedoch und verkriechen sich in der hintersten Ecke des Sofas. Nach kurzem Zögern verrät mir Julina ihren Namen und strahlt mich an. Ihrem kleinen Bruder ist die Situation noch nicht geheuer; er versteckt sich lieber hinter seinem Papa. Erst als er – mit Bastelarbeit beschäftigt – neben seinem Vater am Gartentisch sitzt, taut er auf. Fröhlich kommentiert er seine Werke und verrät mir sodann auch seinen Namen: «Livio», erklärt der Fünfjährige kurz angebunden. «Und hier haben wir noch den Dritten im Bunde, Luca», ergänzt Marc Gianola und lehnt sich zurück zum Kinderwagen. Der Kleinste hält, dem Lärm seiner Geschwister zum Trotz, seelenruhig in der Herbstsonne seinen Mittagsschlaf. Nichts kann den Zweijährigen bei seinem Nickerchen stören. Die zwei Älteren werkeln derweil munter weiter. Livios Scherenschnitt gleicht einer Maske, welcher er auf Hinweis seines Vaters noch einen Mund schneidet. Die aufgemalten Hörner – von Künstler Papa – stellen einen Hirsch dar. Erst kürzlich hat die Familie einen solchen auf einer Wanderung beobachten können. Sobald Tochter Julina nach ihrem Lieblingsplüschtier gefragt

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Homestory

wird, werden Stift und Papier Nebensache. «Ich hole meine Sternschnuppe», erklärt sie. Nach kurzer Zeit kehrt die Älteste mit einem kleinen Dalmatiner im Arm zurück, welchen die Siebenjährige stolz präsentiert. Ohne seine Scherenschnitttätigkeit aufzugeben murmelt Livio: «Ich habe einen Tiger, doch der hat keinen Namen.»

EIN GANZ NORMALER TAG Während Julina und Livio eifrig Bilder malen und die Blätter an den Tisch

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kleben, erzählt Marc Gianola aus seinem Leben: «Nach dem Aufstehen widmen wir uns voll und ganz den Kindern, bis die zwei älteren um kurz vor 8 Uhr das Haus verlassen. Dann mache ich mich auf ins Stadion, wo wir vor dem Einsatz auf dem Eis noch ein Krafttraining absolvieren. Zum Mittagessen kehre ich immer nach Hause zurück. Am späteren Nachmittag absolviere ich entweder noch einmal eine Trainingseinheit oder bereite mich auf das Spiel am Abend vor.» Zeit zu zweit bleibt dem Ehepaar meist nur an spielfreien Abenden, wenn die Kinder bereits im Bett oder bei den in der Nähe wohnenden Grosseltern zu Besuch sind. Für Marc Gianola ist es nicht weiter schwierig, Familie und Sport unter einen Hut – beziehungsweise Helm – zu bringen. «Bei vielen Familien arbeitet der Vater unter der Woche und hat am Wochenende viel Zeit für den Nachwuchs. Bei uns ist es umgekehrt: Wir verbringen unter der Woche viel Zeit miteinander und sehen uns am Wochenende weniger», erzählt der Papa. Die gemeinsame Zeit nutzen die fünf für Ausflüge in die Natur, Gesellschaftsspiele oder Basteln. Vor allem im diesjährigen warmen und wunderschönen Herbst zieht es die Familie nach draussen. Regelmässig packen Marc und Andrea ihre Rücksäcke und gehen mit Julina, Livio und Luca auf Wanderschaft. «Das Picknick ist immer super, nur das lange Wandern mag ich nicht», meint Julina.

Lieber spielt sie mit ihren Brüdern im Sandkasten. Auf diesem Spielfeld kommt sich der Nachwuchs jedoch oft in die Quere. Mama Andrea muss schlichten und die drei in verschiedene Ecken verteilen. Hilft auch das nicht, greift sie wiederum in die Trickkiste: Den Vorschlag, sich auf der Rutschbahn auszutoben, braucht sie ihnen nicht zweimal zu sagen: Unermüdlich steigen die Geschwister hinauf, rutschen hinab und springen sogleich wider zur kleinen Treppe – oder aufs Trampolin. Viel schöner als zu viert ist es doch, wenn man zu fünft spielen kann. So steigt auch Papa Marc nach einigem Betteln der Ältesten aufs Trampolin. Nach ein paar Standsprüngen lässt er sich auf den Hintern fallen, was von den drei Kleinen sofort unter grossen Lachern imitiert wird. Scheint die Sonne nicht, werden UNO, Schwarzer Peter, Kikeriki oder das Leiterlispiel gespielt. Livio spielt aber am liebsten mit seinen LEGO-Klötzchen: Er übt wohl bereits für seine berufliche Zukunft – schliesslich will er später Baggerfahrer werden. Julina ist sich noch nicht so schlüssig, was sie später werden möchte. Lieber gibt sie Auskunft über ihre Hobbies. Nebst dem Schmusen mit ihrem Plüschdalmatiner «Sternschnuppe» spielt sie mit den zwei neusten Familienmitgliedern Browny und Neiro. Die beiden Hasen sind ihr bereits so stark ans Herz gewachsen wie ihr Reitpony «Camille». Marc Gianola hat seine Tochter bereits zum Reiten begleitet, doch «Reiten ist nicht gerade meine Leidenschaft.» Mehr Freude bereiten ihm die zwei Älteren, wenn sie auf Schlittschuhen stehen. Beide sind in der lokalen Hockeyschule engagiert und eifern ihrem Papa nach. Es wäre doch erstaunlich, wenn der Eissport nicht auch den Nachwuchs in seinen Bann ziehen würde…


Marc Gianola / HC Davos M OTTO: Immer das Beste geben

LIEBLINGSESSEN:

Fondue Chinoise «Der Sport prägt auch schon mal das Leben zu Hause», meint Mama Andrea. «Bevor wir Kinder hatten, erkannte ich an Marcs Gesichtausdruck, wie das Spiel ausgegangen ist. Heute merkt man ihm nicht mehr so stark an, ob sie gewonnen oder verloren haben.» Während den Playoffs gehen Andrea und die Kinder ihrem Mann jedoch schon mal aus dem Weg und gönnen ihm seine wohl verdiente Ruhe.

MARC GIANOLA – DER HAUSMANN? «Ich mache die Arbeit, wenn ich sie sehe», erklärt der Papa grinsend. Andrea schüttelt lachend den Kopf: «Das Zuhause ist mein Revier». Die Vollblut-Mama mag ihre Aufgabe und blüht im Umgang mit den Kleinen auf. Ihren Beruf als Hochbauzeichnerin hat sie bis auf weiteres auf Eis gelegt. «Papa bäckt aber manchmal Pizza», erzählt Julina. «Aber viel zu selten, oder?», lacht Marc Gianola. Was macht denn der Captain des HCD als erstes, wenn er nach Hause kommt? «Er erzählt Geschichten», sagt die Älteste nach kurzem Überlegen. Lachend meint die Mama, dass Julina dies wohl gerne so hätte. «Nein, als erstes geht er zum Computer», erklärt Livio. Hier informiert er sich über die Nachrichten aus aller Welt. «Ich bin sehr lernbegierig und will wissen, was in der Welt passiert ist», erklärt der 35-jährige. Hierfür verfolgt er zudem Diskussionssendungen im Fernsehen oder bildet sich mit Fachbüchern weiter. Seine Literatur geniesst er bei schönem Wetter am liebsten in seinem grünen Sessel auf der Terrasse. Hier erholt er sich auch schon mal von den Streichen der Jungmannschaft. «Erst vor kurzem hat Julina ihrem kleinen Bruder die gute Idee gegeben, sich auf den Duschablauf zu setzen während das Wasser lief», beginnt Mama Andrea. «Die beiden haben den halben Gang unter Wasser gesetzt.» Was heute lustig klingt, strapazierte die Nerven der Eltern über die Massen. Setzen die Kleinen mal wieder ihren eigenen Kopf durch, hat Mama Andrea eine gelungene Lösung bereit: Mit einer kleinen Nascherei lockt sie die Kinder zum Fotoshooting. Brav lächelnd schaut die Jungmannschaft genau so lange in die Kamera, bis sich der Fotograf abwendet. Keine Sekunde später stehen sie mit glänzenden Augen vor dem Küchenschrank. Der Einblick ins Leben der Gianolas zeigt ein bestens funktionierendes Fünferteam. In der modernen Wohnung lebt eine ganz normale Familie – bis Papa Marc vom Sofa aufsteht, sich von allen verabschiedet und mit dem Velo ins Training fährt. ●

LIEBLINGSFREIZEITBESCHÄFTIGUNG: Mit Familie zusammen sein

SPEZIELLES H OBBY: Bergseefischen

LETZTE FREIEN: Ausflug ins Tessin mit Familie

MACKE: Ungeduld

A NMACHE BEI A NDREA: Hast Du kalt? Möchtest Du meine Jacke?

SPORTINTERESSE: Italienischer Fussball

MARC GIANOLA PERSÖNLICH Geburtstag: 01.11.1973, 179 cm, 85 kg Familie: Frau Andrea, Julina (7), Livio (5), Luca (2) Beruf: Eishockey-Profi, Marketingplaner Ehemalige Clubs: EHC St. Moriz Bei Davos seit: 1993/1994 Hobbies: Familie, Fischen

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NHL Exklusiv

Ruhige Insel im «Big Text: Peter Leuenberger, Jürg Federer Fotos: Peter Eggimann

DER 20 MILLIONEN-DOLLAR MANN STEHT AM BAHNHOF UND WARTET AUF SEINEN ZUG NACH MANHATTAN. MARK STREIT IST IN NEW YORK EIN NHL-STAR, DOCH SEIN LEBEN IST NEU VIEL RUHIGER ALS DAS NOCH ALS ROOKIE IN MONTREAL DER FALL WAR. STREIT NUTZT DIE LONG ISLAND RAILROAD, UM IN DER FREIZEIT VON SEINEM RUHIGEN WOHNORT IN DEN PULSIERENDEN «BIG APPLE» MANHATTAN ZU GELANGEN. «ANFANGS WAR DER GEDANKE, IN MANHATTAN ZU WOHNEN, REIZVOLL. DOCH ALS ICH ERFAHREN HABE, DASS SICH NICHT EINMAL SPIELER DER IN MANHATTAN BEHEIMATETEN NEW YORK RANGERS MIT DEM STRASSENVERKEHR IN MANHATTAN AUSEINANDERSETZEN WOLLEN, HABE ICH MICH FÜR GARDEN CITY ENTSCHIEDEN. IN GARDEN CITY STEHT AUCH DAS NASSAU VETERANS COLLISEUM, IN DEM STREIT NEU SPIELT.


Mark Streit / New York Islanders

g Apple»

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NHL Exklusiv

rk. Anders nd ist New Yo Auch Long Isla ng Island Lo et et bi ple» als der «Big Ap enaden om e, schöne Pr endlose Stränd se die es ni ge ch «I te. und ruhige Städ nd», hebt Streit die Isla Ruhe auf Long hatte . «In Montreal us ra he e Vorzüg chen is zw t holungszei ich weniger Er den Spielen.»

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Nach drei Lehrjahren im Mutterland des Eishockeys ist Mark Streit bei «Stars and Stripes» angekommen. «Müssten wir nicht eine Schweizer Flagge aufhängen?» Schmunzelte der Nationalverteidiger, bevor dieses Bild geschossen wurde.

? nadiens ers / Ca r und er d n la Is y me iede ler anon ehr familintersch d die U ein Hockeyspie ts in s is s ld a fe W nd ist ein Um lang Hockey, in la M Is t. g n n n o In L erka d en 24 Stun ngebot grösser. ht gleich wird nic treal lebte man A e v ti a ern on är. In M ist dafür das alt rk New Yo Mit wem teilen Sie auf Road-Trips das Zimmer? Nachdem ich in Montreal drei Jahre lang das Zimmer mit dem Tschechen Tomas Plekanec geteilt habe, ist es nun der Tscheche Radek Martinek. Radek ist ein ruhiger Typ, wir werden noch lange zusammen leben. Ein NHL-Spieler hat erst ab 600 Einsätzen Anrecht auf ein Einzelzimmer.

Nach nur wenigen Nächten im Hotel hat Mark Streit in diesem Apartmentkomplex ein Zuhause gefunden. Ein Immobilienmakler, der bei den New York Islanders angestellt ist, hat Streit das Apartment organisiert. Streits Teamkollegen Frans Nielsen, Andy Sutton (ex-ZSC), Jeff Tambelini, Chris Campoli und Mike Comrie wohnen am selben Ort mit Streit. Von der Wäscherei, dem SushiRestaurant bis zu Einkaufsmöglichkeiten findet Streit alles in wenigen Minuten von seinem neuen Wohnort entfernt.

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Mark Streit / New York Islanders Werden Sie Ihre Karriere in der Schweiz beende «Das ist ein reizv n? oller Gedanke, mehr nicht. Ich be, wer einmal glauin der NHL ange kom auch sein Karrier enende in der NH men ist, sollte L planen.»

Was macht Si e in New Yo rk zum Schweizer? «Die Musik von Züri West auf m einem iPod und die vie len Freunde und die Familie, die mich regelmässig be suchen kommen. Sie he lfen mir auch, immer bestens über da s Schweizer Eish ockey informiert zu se in. Wenn ich mei n iPhone dann einmal richtig aufgeset zt habe, werde ich auch auf ‹Road Trips› Zeit finden, mich über das Schweizer Ei shockey zu informieren. »

In Montreal sp rach der Coach gar nicht mit M New York hat ark Streit, in der Schweizer neu einen Stat erlaubt, dem Co us, der es ihm ach auch einm al zu widerspre chen.

Manhattan übte schon auf «Road Trips» mit den Montreal Canadiens eine Faszination auf Streit aus. Seine Freizeit verbringt er im «Big Apple». Dort wollte er sich auch für den Interviewtermin mit SLAPSHOT-Chefredaktor Jürg Federer (links im Bild) treffen.

Die Eishockey-Saison 2008/2009 und hockeymanager.ch-Saison ist vollends am laufen. Bereits haben sich über 20’500 aktive Hockey-Manager angemeldet. Der Manager-Markt lebt – es wird gekauft und verkauft. Einige Top-Spieler reihen sich bereits in die diversen Ranglisten ein: Beliebteste Spieler: Meistgekaufte Spieler: Meistverkaufte Spieler: • Petteri Nummelin, HC Lugano • Martin Kariya, SCL Tigers • John Pohl, HC Lugano • Christian Dubé, SC Bern • Christian Dubé, SC Bern • Randy Robitaille, HC Lugano • Kimmo Rintanen, Kloten Flyers • Kimmo Rintanen, Kloten Flyers • Jean-Guy Trudel, ZSC Lions

Haben Sie sich bereits angemeldet? Wenn NEIN – bitte sofort anmelden und mitmachen – www.hockeymanager.ch Sponsor

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Die Schweizer WM-Geschichte

Tumba – der Revolutionär DIE WM 1953 IN ZÜRICH UND BASEL BLEIBT ZWEI TRADITIONSREICHEN EISHOCKEYNATIONEN IN UNTERSCHIEDLICHER ERINNERUNG. DIE SCHWEDEN WURDEN ERSTMALS WELTMEISTER UND DIE SCHWEIZER GEWANNEN MIT BRONZE IHRE ALLERLETZTE WM-MEDAILLE BEI DEN AKTIVEN. DER STAR DES TURNIERS WAR EIN ERST 21-JÄHRIGER SCHWEDISCHER STÜRMER: SVEN OLOF GUNNAR JOHANSSON, GENANNT TUMBA. Text: Werner Haller Fotos: fotonet, Jürg Wymanns Privatarchiv Es war die Zeit der eleganten Schlittschuhläufer und starken Stocktechniker. Die Zeit der Künstler und Zauberer. Die Zeit, als Eishockey noch ein Spiel im wahrsten Sinne des Wortes und im Zeitlupentempo war. Sven Tumba Johansson jedoch spielte ein anderes, ein neues Spiel. Er war ein Revolutionär. Der Schweizer Stürmer Gian Bazzi, der mit den Young Sprinters aus Neuenburg 1957, 58 und 63 den Schweizer Cup gewann, hat seine ersten Spiele gegen Schweden und Tumba nie vergessen: «Er war der erste Spieler, der seine erstklassige Lauf- und Stocktechnik mit enormer Kraft und einer ausgezeichneten athletischen Verfassung kombinierte. Er kam mir vor wie ein Tank, der durch nichts aufzuhalten war und einfach alles niederwalzte.» So wie beispielsweise beim ersten Länderspiel, das Tumba am 12. Dezember 1951 in Stockholm für das «Tre Kronor»-Team bestritt und beim 10:1-Kantersieg gegen die USA gleich die Hälfte aller Tore erzielte.

DIE REGIERUNG STIMMTE ZU Sven Tumba Johansson ist einer der populärsten schwedischen Sportler aller Zeiten. Damit er nicht mit den Abertausenden anderer Johanssons verwechselt wird, stimmte die schwedische Regierung einer Ausnahmeregelung zu und erlaubte der Eishockey-Legende den Namen seines Heimatortes zu tragen: Tumba und ganz Schweden weiss,

DIE SERIE: Eishockeyarchivar Werner Haller senior veröffentlicht im Vorfeld der IIHF-Weltmeisterschaft in der Schweiz im SLAPSHOT acht Schweizer WM-Geschichten.

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Tumba Johansson, der – um sich von allen anderen Johanssons abzuheben – das Recht erhielt, den Namen seines Heimatortes «Tumba» im Namen zu tragen.


Tumba Johansson Ein Zeitungsartikel über Tumba Johansson, nachdem der Schwede 1997 in die Hall of Fame des Internationalen Eishockeyverbandes aufgenommen wurde.

von wem die Rede ist. Gestern, heute und bestimmt auch morgen noch. Tumba war nicht nur ein Eishockeystürmer der Extraklasse, sondern ein sportliches Multitalent. Im Sommer bestritt er mit Djurgardens Stockholm die Fussballmeisterschaft, wurde 1959 einmal Meister und sogar für ein Länderspiel aufgeboten. Nach seiner Eishockey- und Fussballkarriere gehörte er in seiner Heimat zu den Pionieren des Golfsportes. Auch in dieser Sportart stieg der vom Ehrgeiz besessene Tumba bis ins schwedische Nationalteam auf, gewann Internationale Meisterschaften und eröffnete 1967 das «Tumba Golf Center», die erste Indoor Driving Range seines Landes.

EIN ZU «BISSIGER» SCHERZ Tumba war ein stark erfolgsorientierter Weltklasseathlet, der es allerdings auch gerne lustig hatte. Einer seiner vielen Spässe könnte ihm sogar eine Karriere in der NHL gekostet haben. 1957 wurde er von den Boston Bruins als erster Europäer überhaupt ins Trainingscamp eingeladen. Zum NHL-Alltag gehörte es damals, dass die Spieler ihre Zahnprothesen in ein Glas legten, bevor sie aufs Eis gingen. Eines Tages wartete Tumba bis die Garderobe leer war und vertauschte noch rasch ein halbes Dutzend Gebisse. Mit diesem Scherz hatte er es sich allerdings mit den Boston Bruins gründlich verscherzt.

Wenige Tage später teilte ihm der Manager mit, dass er für ihn den Rückflug nach Stockholm gebucht habe.

TUMBA WIE NUMMELIN Die Karriere von Tumba. - Geboren am 27. August 1931 in Tumba bei Stockholm. – Mit der schwedischen Nationalmannschaft (1951 bis 66): Vier Olympia-Teilnahmen und 14 WM-A-Turniere. Es gibt nur noch zwei weitere Spieler mit 14 WM-Selektionen: Jiri Holik (Tsch; 1964 bis 77) und Luganos Verteidiger Petteri Nummelin (Fi; 1995 bis 08). - Grösste WM-Erfolge: Gold 1953, 57, 62; Silber 63, 64; Bronze 52, 54, 58, 65; 1957 und 62 bester WM-Stürmer. - Olympische Spiele: Silber 64; Bronze 52; 1964 Topscorer des Turniers. – 245 Länderspiele mit 223 Toren. – Grösste Cluberfolge: Mit Djurgardens Stockholm acht Mal Meister (von 1958 bis 63 in Serie); 369 Scorerpunkte (279 Tore/90 Assists) in 121 Spielen; 3 Mal Topscorer der höchsten schwedischen Liga. – 1997 Aufnahme in der Hall of Fame des Internationalen Eishockeyverbandes. ●

Das kurioseste Turnier aller Zeiten Eine kuriosere Welt- und Europameisterschaft als diejenige von 1953 in Basel und Zürich findet man in der gesamten Eishockeygeschichte nicht. Das A-Turnier begann mit vier Mannschaften, der kleinsten Anzahl teilnehmender Nationen aller Zeiten, und endete mit drei Teams. Während des Turniers starb der tschechoslowakische Staatspräsident Klement Gottwald. Sportminister Janda forderte die WM-Delegation auf, den Titelkampf abzubrechen und unverzüglich in die Heimat zurückzukehren. Die bis zu diesem Zeitpunkt erzielten Resultate der Tschechoslowaken mit ihrer Weltklasse-Sturmlinie Barton-BubnikDanda wurden gestrichen. Damit standen die Schweden, dies als weiteres Kuriosum, nach zwei Siegen gegen die Schweiz (9:2, 9:1) sowie einem Erfolg gegen Deutschland (8:6) bereits vor ihrem letzten Spiel als Welt- und Europameister fest. Zum Abschluss des Miniturniers revanchierte sich Deutschland gegen die Schweiz mit 7:3 für die 2:3-Niederlage in der ersten Begegnung und gewann damit die Silbermedaille.

RAUBEINE AUSGELADEN Kuriosum Nummer 3: Ausgerechnet ein Schweizer war dafür verantwortlich, dass die WM und EM in seinem Land zu einer sportlichen Farce wurde. Der Davoser Zahnarzt Fritz Kraatz war Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes. An den Olympischen Winterspielen 1952 in Oslo führten sich die Kanadier und Amerikaner auf und neben dem Eis wie Raubeine auf. Der SCBStürmer Gian Bazzi, während seiner ganzen Karriere ein Vorbild eines Sportsmannes, erinnert sich noch an die ungehobelten Überseer: «Stellen Sie sich vor, in Oslo habe ich tatsächlich dreingeschlagen, das einzige Mal in meiner ganzen Karriere. Ein amerikanischer Verteidi-

ger war auf den schmächtigen Otto Schubiger losgegangen und da hat es mich einfach verjagt.» Als die Kanadier, vertreten durch den Amateurmeister Edmonton Mercurys, nach dem Gewinn der Goldmedaille in ihrem Olympischen Quartier auch noch sämtliches Mobiliar demolierten und aus den Fenstern warfen, platzte auch Fritz Kraatz der Kragen: «Solche Mannschaften wollen wir in Europa nicht sehen.» Die stolzen Nordamerikaner liessen sich diese Provokation nicht bieten und verzichteten 1953 auf die Reise in die Schweiz. Damit konnte man im St. Margarethenpark in Basel und auf der Dolder-Kunsteisbahn in Zürich die alles überragende Eishockeynation der damaligen Zeit nicht bewundern. Die Kanadier hatten zwischen 1920 und 1952 nicht weniger als 15 von 19 möglichen WMund Olympiamedaillen gewonnen. Von den A-Nationen verzichteten aus verschiedenen Gründen auch Norwegen und Polen sowie die Sowjetunion, die 1952 zwar in den Internationalen Eishockeyverband aufgenommen worden war, aber erst 1954 an der WM in Stockholm an einem internationalen Titelkampf mitmachte.

TOPSCORER ALS VERTEIDIGER Kuriosum Nummer 4. Ein Kanadier war an der WM 1953 trotzdem dabei. Er hiess Frank Sullivan und war Headcoach der Schweizer Nationalmannschaft. Er war ein Gentleman, aber auch ein Schlitzohr mit Mut. Weil Schweizer Verteidiger von internationalem Format, genauso wie heute, Mangelware waren, stellte er zwei Topskorer der National League A in der Abwehr auf: den legendären Davoser Stürmer Walter «Watschga» Dürst und Otto Schläpfer, ebenfalls ein Davoser, der aber seine ganz grossen Zeiten beim ZSC feierte.

1953. WM und EM in Basel und Zürich Schlussklassement des A-Turniers nach je 4 Spielen: 1. Schweden 8 Punkte (38:11 Tore). 2. Deutschland 2 (17:26). 3. Schweiz 2 (9:27). – Die Tschechoslowakei zog sich nach drei Siegen und einer Niederlage wegen des Todes von Staatpräsident Klement Gottwald aus dem WM-Turnier zurück. – Die Resultate der Schweizer: Schweden 2:9, 1:9. Deutschland 3:2, 3:7. Nicht gewertet: Tschechoslowakei 4:9. Schlussklassement des B-Turniers nach je 5 Spielen: 1. Italien 10 Punkte. 2. Grossbritannien 8. 3. (ausser Konkurrenz) Schweiz B 6. 4. Österreich 4. 5. Holland 2. 6. Frankreich 0. Der Kader der Schweizer. Torhüter: Hans Bänninger (ZSC) und Martin Riesen (Arosa). – Verteidiger: Emil Handschin (Basel), Rudolf Keller (Grasshoppers Zürich), Walter Dürst (Davos), Otto Schläpfer, Silvio Rossi und Armin Schütz (alle ZSC). – Stürmer: Hans-Martin Trepp, Ueli und Gebi Poltera (alle Arosa), Gian Bazzi (SC Bern), Otto Schubiger (Grasshoppers Zürich), Michel Wehrli, Francis Blank (beide Young Sprinters Neuenburg) und Oscar Mudry (Lausanne). – Headcoach Frank Sullivan (CA).

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«Chapeau»

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Man hätte meinen können, der HC Genf-Servette wolle von den Rapperswil-Jona Lakers den Preis für das hässlichste Trikot in 100 Jahren Eishockey-Geschichte übernehmen, als der HC Genf-Servette am 28. Oktober 2008 ganz in Rosarot zum Heimspiel gegen die SCL Tigers antrat. Doch weit gefehlt: Ganz

nach nordamerikanischem Vorbild veranstaltete der HC GenfServette einen Abend gegen den Brustkrebs. Die Spielertrikots wurden, wie auch Chris McSorleys pinke Krawatte, nach dem Spiel versteigert. Der Erlös von gegen 20 000 Franken wird für den Kampf gegen den Brustkrebs eingesetzt – Chapeau! ●

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