3 Medizinische Diagnostik und Therapie ˘ 3.2 Erweiterte medizinische Diagnostik und Therapie
kung oder gar Fehlen sofort lebensbedrohend sind. Die Erfassung von D (Disability/Bewusstsein und Neurologie) und E (Exposure/Examination – Umgebung und weitere Untersuchung sowie Wärmeerhalt) vervollständigen das Schema. Bei einem generalisierten Trauma-Mechanismus kann direkt nach der Kontrolle der oberen Atemwege, der Atmung und der Kreislaufsituation ABC eine fokussierte und schnelle Trauma-Untersuchung (FTU/STU) erfolgen. Diese dient dem frühzeitigen Erkennen von lebensbedrohlichen Verletzungen mit hoher Transportpriorität. Eine vollständige oder gezielte Untersuchung erfolgt unter E.
Die Anwendung des Primary Survey erfolgt nach den immer gleichen Vorgaben: – Die Störung, die am schnellsten zum Tode führt, wird auch zuerst behandelt. – Relevante Störungen müssen immer erst behoben werden, bevor man zum nächsten Buchstaben übergeht. – Behandle zunächst effizient und schnell; später im Bedarfsfall auch maximal invasiv. – Erkannte vitalbedrohliche Störungen sind umgehend innerhalb des Teams zu kommunizieren. – Das ABCDE stellt auch den roten Faden für eine sich ständig wiederholende Reevaluation dar.
– Airway = Atemweg: Kontrolle und Sicherung der oberen Atemwege. – Breathing = Belüftung/Atmung: Sicherstellung einer ausreichenden Sauerstoffversorgung der Lungen. – Circulation = Kreislauf: Sicherung einer ausreichenden Organund Gewebeperfusion. – Disability = Bewusstsein und Neurologie: Kontrolle und Einschätzung der neurologischen Funktionen. – Exposure/Examination = Umgebung und erweiterte Untersuchung sowie Wärmeerhalt: Suche nach begleitenden Verletzungen und Erhalt einer normalen Körpertemperatur sowie Schmerzbekämpfung.
Das ABCDE stellt eine sinnvolle Abfolge der Beurteilung und Sicherstellung bzw. Wiederherstellung der Vitalfunktionen dar.
Beim Primary Survey – so eine andere Bezeichnung für das ABCDE – handelt es sich also um ein Beurteilungs- und Managementsystem, das inzwischen von sehr vielen nationalen und internationalen Fachgesellschaften empfohlen wird.
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3.2.2 A – Airway Atemweg Der Buchstabe A steht im Englischen für den Begriff Airway (Atemweg). Ziel der Untersuchung und Notfallmaßnahmen ist es, einen verlegten oder bedrohten Atemweg zu erkennen, diesen freizumachen, anschließend freizuhalten und abschließend zu sichern. Bei generalisiertem Traumamechanismus oder bei Bewusstseinstrübung mit unklarem Traumamechanismus oder direktem Hinweis auf Kopf- bzw. Halswirbelsäulenbeteiligung soll frühzeitig durch ein weiteres Teammitglied die manuelle Immobilisierung der Halswirbelsäule (HWS) erfolgen. Diese wird situationsabhängig um eine technische Immobilisierung (HWS-Schiene) erweitert.