MAGAZIN
DIALOG
„Wir müssen uns dem markttechnischen System stellen“ Die MHD-Leitung NRW im Gespräch Im Gespräch
Abb. 1: Hans-Gerd Achnitz, Leiter Notfallvorsorge der Malteser NordrheinWestfalen (l.), der nordrhein-westfälische Landes- und Regionalgeschäftsführer Oliver Mirring (Mitte) und RETTUNGSDIENST-Redakteur Peter Poguntke
Für Aufsehen sorgte unlängst die Kritik des neuen Landesbeauftragten des Malteser Hilfsdienstes (MHD) für Nordrhein-Westfalen, Rudolph Erbprinz von Croy, an der vielerorts praktizierten Ausschreibungs- und Vergabepraxis rettungsdienstlicher Leistungen. Schließlich hatte sich seine Organisation in jüngster Vergangenheit an zahlreichen Ausschreibungen beteiligt und in etlichen Fällen auch durchgesetzt. Im Gespräch mit RETTUNGSDIENST erläuterten nun Oliver Mirring, der nordrhein-westfälische Landes- und Regionalgeschäftsführer, sowie Hans-Gerd Achnitz, Leiter Notfallvorsorge des Malteser Hilfsdienstes Nordrhein-Westfalen, die Haltung ihrer Organisation in diesem Bundesland. Die Fragen stellte Peter Poguntke.
Umstand zu verdanken, dass wir an unserem Personal gespart hätten. Unserem Angebot lag die Bezahlung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Tarifvertrag zu Grunde. Lediglich wegen des geringen Altersdurchschnitts der Belegschaft kam ein günstigerer Personalkostenfaktor zustande. Lassen Sie mich an dieser Stelle aber auch gleich etwas Grundsätzliches sagen: Wir in Nordrhein-Westfalen sind schon seit dem entsprechenden Regierungserlass von 2003 mit der Pflicht zur Ausschreibung konfrontiert. 2006 wurde dieser Erlass dann zwar wegen der gegenteiligen Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Düsseldorf wieder zurückgezogen, aber seit der Entscheidung des Bundesgerichtshofs im vergangenen Dezember sind die Karten jetzt wieder neu gemischt. Die Thematik ist also nicht neu für uns.
Der Malteser Hilfsdienst NordrheinWestfalen beschäftigt an seinen 44 Rettungswachen in dem Bundesland 876 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie besetzen 8,5 NEF, 54 RTW und 76 KTW
RETTUNGSDIENST: Ihr Landesbeauftragter, Erbprinz von Croy, sieht nach seinen eigenen Worten in der Ausschreibungspraxis die Gefahr eines ruinösen Preiswettkampfs unter den Rettungsdienstanbietern. Nun haben die Malteser vor nicht allzu langer Zeit im nordrhein-westfälischen Heinsberg gerade dank eines sehr günstigen Angebots zusammen mit der Johanniter Unfall-Hilfe den Zuschlag erhalten. Ist das nicht ein Widerspruch? Mirring: Es ist richtig, dass unser Angebot in Heinsberg deutlich günstiger war als das des DRK, das dann nach Jahrzehnten den Rettungsdienst in diesem Bereich auch verloren hat. Keinesfalls ist dies aber dem
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Achnitz: Und wir haben bereits unsere Erfahrungen mit Ausschreibungen gemacht. In Köln und Duisburg, wo einst nur Vertragsverhandlungen stattgefunden hatten, kam es ab 2003 wegen der Neuvergabe auf Basis von Ausschreibungen zu Verschiebungen, die von vielen als geradezu brachial empfunden wurden. Dies war für die Malteser mit empfindlichen Substanzverlusten verbunden. In Simmerath im Landkreis Aachen wurden wir beispielsweise nach 35-jähriger Tätigkeit an der dortigen Rettungswache vom DRK ausgehebelt. Dieses Ereignis stellte dann aber auch eine Initialzündung für unseren Verband dar, sich auf die neuen Verhältnisse einzustellen und den Verband dafür aufzustellen. Unsere zentrale Organisationsform ist hier ohne Zweifel ein Vorteil. RETTUNGSDIENST: Wie sieht vor diesem Hintergrund die Strategie des MHD im nordrhein-westfälischen Rettungsdienst aus?
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