RETTUNGSDIENST 3/2009

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UNTERSUCHUNGSMETHODEN

FORTBILDUNG

Untersuchungsmethoden im Rettungsdienst: Die Temperaturmessung Über einen langen Zeitraum wurde die Temperaturmessung in der Präklinik eher vernachlässigt. In den letzten Jahren entwickelte sie sich aber zunehmend zum Standard. Wendet man diese an, ist es wichtig, sich der korrekten Messmethoden und der korrekten Platzierung der Thermometer bewusst zu sein. Gerade bei der Anwendung von Ohrthermometern werden nicht selten vermeidbare Fehler begangen, was im weiteren Verlauf zu falschen Messergebnissen führen kann. Auch die Wahl des richtigen Thermometers spielt eine entscheidende Rolle. So sind die elektronischen Standardthermometer kaum für den Rettungsdienst geeignet. Dies vor allem, da sie niedrige Temperaturbereiche unter 34° C oftmals nicht erfassen können.

Wie die Temperatur entsteht Bei der Temperatur handelt es sich um eine physikalische und thermodynamische Zustandsgröße. Die ermittelten Werte werden in der Maßeinheit Grad (°) angegeben. Im europäischen Raum arbeitet man mit der Temperaturskala Celsius. Im US-amerikanischen Raum sowie in einigen

■ Physiologische Körpertemperatur in Abhängigkeit vom Messort

Tab. 1

Autor: Frank Flake Malteser Hilfsdienst gemeinnützige GmbH, Nadorster Str. 133a, 26123 Oldenburg, frank.flake@ maltanet.de

Das Temperatur- oder Wärmeempfinden des Menschen wird durch Wärmestrom erzeugt und nicht durch die eigentliche Temperatur. Deshalb wird auch häufig von der gefühlten Temperatur gesprochen. Diese weicht zum Teil erheblich von der tatsächlichen Temperatur ab. Die Körpertemperatur wird im Hypothalamus, dem Wärmeregulationszentrum des Körpers, gesteuert. Durch einen Ist-Vergleich der Thermorezeptoren mit dem Sollwert im Hypothalamus steuert er das System. Sollte hier eine Differenz auftreten, finden durch ihn entsprechende Maßnahmen zur Angleichung statt. Dies geschieht durch

■ Temperaturbereiche (rektale Messung) Körperkerntemperatur (° C) < 27

Scheintod

30 – 27

Lähmungsstadium

34 – 30

Erschöpfungsstadium

35 – 34

Abwehrstadium

36,3 – 37,0

Normalwert

37,1 – 37,7

subfebrile Temperaturen

37,8 – 38,5

leichtes Fieber

38,6 – 39,0

mäßiges Fieber

Temperatur (° C)

39,1 – 39,9

hohes Fieber

Ohr

35,8 – 37,0

> 40,0

sehr hohes Fieber

sublingual

35,5 – 36,7

Achselhöhle

34,7 – 36,3

rektal

36,6 – 37,0

3 · 2009 I 32. Jahrgang I Rettungsdienst I 237

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Tab. 2

Bezeichnung

Messort

anderen englischsprachigen Ländern wird die Skala Fahrenheit verwendet. Es gibt aber noch andere Skalen wie Kelvin, Newton und viele weitere, die aber in der Medizin keine Anwendung finden.

Abb. 1: Eine Temperaturerhöhung auf 38,7 Grad Celsius liegt noch im Bereich des mäßigen Fiebers

Hypothermie

Fieber (körpereigene Sollwerterhöhung) oder Hyperthermie (Regulationsstörung)

die Wechselwirkung von Wärmeerzeugung (z.B. Stoffwechsel), Wärmeerhaltung (z.B. Verminderung der Schalendurchblutung, Muskelzittern, Bewegung) und Wärmeabgabe (z.B. Konduktion, Konvektion, Abstrahlung, Verdunstung). Als Körperkerntemperatur (KKT) bezeichnet man die Temperatur in den zentralen Regionen des Körpers wie z.B. der I 37 I

19.02.09 12:09


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