RETTUNGSDIENST 1/2011

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Zertifizierte fortbildung

Differenzialdiagnosen des akuten Abdomens im linken Oberbauch

Herzinfarkt Brustfellentzündung (Pleuritis diaphragmatica) Milzinfarkt Ulcus ventriculi (Magengeschwür) Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) Nierenerkrankung

Differenzialdiagnosen des akuten Abdomens im linken Unterbauch

Nierenbeckenstein

Ureterstein

Morbus Crohn Ovarialzyste/EU-Gravidität/Adnexitis Colitis ulcerosa Divertikulitis

Abb. 3 a–d: Die vier Quadranten beim Abdominalschmerz (aus LPN 3)

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Bauch – als Ausdruck einer peritonealen Reizung mit Abwehrspannung gibt. Begleitet werden kann dies durch eine Störung der Magen-Darmperistaltik mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall oder Obstipation. Wurde ein akutes Abdomen festgestellt, ist rasches Handeln oberstes Gebot. Erstmaßnahmen sind – nach Sicherung der Vitalparameter – Identifizierung des führenden Leitsymptoms, Flüssigkeitsgabe und Schmerztherapie. Da die zugrunde liegende Ursache abgeklärt werden muss, ist in nahezu allen Fällen eine unverzügliche Klinikeinweisung notwendig. Präklinische Daten aus dem deutschen Sprach­ raum über die dem akuten Abdomen zugrunde lie­ gende Ätiologie sind aufgrund der unterschiedlichen Vercodierungspraxis und der Schwierigkeiten, die

letztliche Diagnose kommuniziert und erfasst zu be­ kommen, schwer zu ermitteln. Die häufigsten Ursachen des akuten Abdomens in einem typischen ländlichen Krankenhaus sind: • Appendizitis 55% • Cholezystitis 10% • Ileus 10% • Magen-, Duodenalulkusperforation 7% • akute Pankreatitis 5% • Mesenterialinfarkt 4% Bei jüngeren Patienten finden sich gehäuft unspezi­ fische Abdominalbeschwerden und Blinddarmentzün­ dungen, bei über 50-Jährigen wird die akute Entzün­ dung der Gallenblase als führend angegeben. Untersuchung  Einsatzstellenanalyse Bereits beim Betreten der Einsatzstelle können Gerü­ che von Blut, Erbrochenem, Urin oder Stuhl erste Hin­ weise geben. Bei der Annäherung an den Patienten sollen Körperhaltung, Gesichtsausdruck und Haut­ kolorit beurteilt werden. Patienten mit signifikanten Bauchschmerzen haben meist angezogene Knie, um die Bauchdecke zu entlasten. Patienten mit Appendi­ zitis oder Peritonitis liegen eher flach und still, um kei­ nen weiteren Schmerzreiz auszulösen. Patienten mit Koliken (z.B. durch Gallen- oder Nierensteine) ver­ suchen ihre Schmerzen oft durch leichtes Schaukeln des Körperstammes zu lindern. Der herumlaufende Patient sucht eine einigermaßen komfortable Position und hat meist einen viszeralen Schmerz.  ABCDE-Untersuchung Die rasche orientierende Erstuntersuchung erfolgt nach dem ABCDE-Schema. Folgende Ergebnisse der ABCDE-Untersuchung würden im Zusammenhang mit dem primären Symptom Bauchschmerzen auf einen kritischen Patienten hinweisen: • A: • B: Atemnot • C: Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt, Bluthusten, Bluterbrechen, starkes Schwitzen, schwache/fehlende periphere Pulse • D: Schwindel, Synkope • E: Bauchschmerzen mit Abwehrspannung, akute Bauchschmerzen, blutiger Urin. Cave: Patienten > 60 Jahre mit Schwindel und akuten Bauch­ schmerzen weisen eine erhöhte Sterblichkeit auf. In diesen Fällen würde eine akute Intervention mit Sauerstoffgabe, rascher Transportaufnahme und Schaf­ 1 · 2012 I 35. Jahrgang I Rettungsdienst I 58


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