NOTFALLPRA XIS
Abb. 1: Schwangere in Seitenlage im RTW
Kollaps einer schwangeren Migrantin: Einsatz ohne Dolmetscher und Mutterpass Die Alarmierungsmeldung traf um 13.00 Uhr ein: „Kollaps einer schwangeren Frau.“ Nach 4 Minuten erreicht das NEF die angegebene Adresse noch vor dem RTW. Es folgt ein Einsatz in der Parterre-Wohnung einer Familie arabischer Nationalität.
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Der Ehemann der Patientin führt uns in die Wohnung. Auf dem Bett liegt eine schwangere Frau mittleren Alters mit auffällig blassem Hautkolorit. Die Schwangere ist wach und ansprechbar. Eine Befragung der Frau ist bei Fremdsprachigkeit und fehlenden Deutschkenntnissen nicht möglich. Vom Bauchaspekt her liegt ein fortgeschrittenes Schwangerschaftsstadium vor. Zwischen den Beinen der Patientin ist ein durchgeblutetes Handtuch positioniert.
Dr. med. Gerrit Müntefering Facharzt für Chirurgie/ Unfallchirurgie/Notfallmedizin Lessingstr. 26 47445 Moers gemuente@t-online.de
AnamneseErhebung Das Einholen der notwendigen Informationen gestaltet sich ohne die Anwesenheit eines Dolmetschers schwierig. Die Anfrage des Notarztes nach dem Mutterpass löst eine große Diskussion und eine sofor-
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tige Suchaktion im Familienkreis aus, verläuft aber leider nicht erfolgreich. Zur allgemeinen Beruhigung sei gesagt: Ein fehlender Mutterpass ist sicher eine Rarität. Leider hält die Pechsträhne des Rettungsteams weiter an: Als weitere Informationsquelle wird versucht, den Namen der behandelnden Frauenärztin herauszubekommen. Mit viel Gestik klappt die Verständigung schließlich. Doch die telefonische Kontaktaufnahme zur Frauenärztin scheitert an der Sprechstundenzeit der Praxis: Es ist kurz nach 13.00 Uhr. Es bleibt letztendlich nur der Versuch der Anamnese-Erhebung über den Ehemann, der glücklicherweise über geringe Deutschkenntnisse verfügt und auch einiges schriftlich mitteilen kann: Seine Frau ist 37 Jahre 10 · 2012 I 35. Jahrgang I Rettungsdienst I 994