RETTUNGSDIENST 10/2012

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Zertifizierte fortbildung

Abb. 8: Manchmal ist die Epiglottis im Weg und kann weder mit aufgeladen noch richtig begradigt werden

Abb. 9: Verwendung eines vorgebogenen Tubus (Achtung: Die Intubation erfolgt hierbei NICHT unter Sicht!): Aufladen der Epiglottis mit einem vorgebogenen Tubus, die Tubusspitze zeigt von dieser Position aus nach hinten oben. Die Spitze wird vor der Stimmritze platziert, der Tubus vorgeschoben, gleichzeitig von einem Helfer der Führungsstab vorsichtig zurückgezogen Abb. 10: Die Intubation von Traumapatienten mit HWS-Immobilisation sollte möglichst nur von besonders erfahrenen Notärzten durchgeführt werden

Intubation bei starker Blutung Gerade bei Traumata oder bei einer aktiven Ösophagusvarizenblutung ist die Intubation durch einen „Blutsee“ im Mund-Rachen-Bereich erschwert. Eine supraglottische Atemwegshilfe ist in solchen Fällen meist nicht ohne Weiteres anwendbar, sodass der Patient wohl oder übel endotracheal intubiert werden muss. Bei bereits zum Stillstand gekommener Blutung kann der Blutsee z.B. abgesaugt werden, die Intubation erfolgt dann wie sonst auch. Bei einer massiven aktiven Blutung aber wird es schwieriger. Zum einen bietet es sich an, einen Absaugkatheter durch den Tubus zu schieben, sodass an der Tubusspitze abgesaugt werden kann. Die Absaugung durch den Intubierenden selbst hat gegenüber der Absaugung durch einen Helfer den Vorteil, dass unter Sicht abgesaugt werden kann. Des Weiteren kann eine veränderte Lagerung des Patienten hilfreich sein. Eine weite Reklination des Kopfes (ähnlich der Maskenbeatmung, wie sie normalerweise bei der Intubation zugunsten der verbesserten Jackson-Position vermieden werden sollte) kann hier sogar günstig sein, da das Niveau der Stimmritze nun oberhalb des Blutsees zu liegen kommt. Ist die Stimmritze zumindest teilweise einsehbar, so kann oft trotzdem intubiert werden (evtl. unter Verwendung des Führungsstabes). Während diese Methode bei einer Ösophagusvarizenblutung mehr oder weniger problemlos anwendbar ist, ist bei Traumapatienten jedoch anzumerken, dass die Lagerung leider alles andere als HWS-schonend ist. Bei massivem bzw. akut drohendem Reflux aus dem Ösophagus kann auch der Sellick-Handgriff, der eigentlich nicht für die Intubation gedacht ist, hilfreich sein. Fazit Schlüssel zum Intubationserfolg sind neben der persönlichen Erfahrung und Übung eine gute Vorbereitung mit ausreichender Präoxygenierung, da hierdurch der Zeitdruck genommen wird und in einem Durchgang häufig 2-3 Intubationsversuche ohne SpO2-Abfall möglich sind. Ist eine Narkose erforderlich, so muss sich der Notarzt mit der Medikation und ihren Eigenheiten hinreichend auskennen. Des Weiteren ist eine adäquate Lagerung des Kopfes unerlässlich, ggf. muss die Lagerung für eine erfolgreiche Intubation mehrfach korrigiert werden. Entsprechende Anwendung des Führungsstabes kann helfen, der Führungsstab muss aber in die für die jeweilige Situation richtige Form gebracht werden und darf zur Vermeidung von Verletzungen keinesfalls über die Tubusspitze hinausstehen. Ist der Patient sicher unter Sicht intubiert und ist eine ösophageale Fehllage auch nach Auskultation

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10 · 2012 I 35. Jahrgang I Rettungsdienst I 988


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