RETTUNGSDIENST 10/2012

Page 61

Zertifizierte fortbildung

ohne unnötige Verzögerung durchzuführen. Zu Bedenken ist außerdem, dass bei Kindern, adipösen Patienten und Patientinnen in fortgeschrittener Schwangerschaft trotz Präoxygenierung die Sauerstoffsättigung deutlich schneller wieder abfallen kann. Pulsoxymetrie Eine Pulsoxymetrie ist präklinisch zur Bestimmung des Oxygenierungserfolges unerlässlich. Leider ist sie aber auch sehr fehleranfällig. Ohne Ausnahme ist bei der Pulsoxymetrie immer auf dem Monitor die Pulskurve darzustellen. Nur wenn diese Kurve stabil ist und in puncto Form und Rhythmik glaubwürdig erscheint, ist die SpO2 verwertbar. Pulsoxymeter ohne grafische Kurvendarstellung sollten aus diesem Grund generell nicht verwendet werden. Bei schlechter Durchblutung (Zentralisation, Kälte), Muskelzittern oder bei schlechtem Straßenzustand während der Fahrt im RTW ist auch das Signal und mit ihm die Pulsoxykurve verzittert, trotzdem zeigen die Geräte in diesem Fall fast immer SpO2-Werte an, die aber nur selten der Realität entsprechen. Kann keine Pulsoxykurve dargestellt werden, so muss zur Vermeidung einer unerkannten Hypoxämie besonders zügig vorgegangen werden. In diesem Fall ist auf die Klinik des Patienten zu achten (Thoraxbewegungen, Zyanose). Merke: Niemals darf der SpO2-Wert unabhängig von der dargestellten Pulskurve interpretiert werden! Lagerung Bereits bei der Lagerung beginnen in vielen Fällen die Fehler. Grund hierfür ist, dass man die Lagerung, die für die Beutel-Masken-Beatmung verwendet wird, fälschlicherweise auf die Intubationssituation überträgt: Bei der Beutel-Masken-Beatmung eines erwachsenen Notfallpatienten liegt der Kopf meistens auf dem Boden und ist – natürlich unter Hervorziehen des Unterkiefers mittels C-Griff – maximal rekliniert. Dies garantiert eine Anspannung von Zungengrund und weichem Pharynx, hält hierdurch die Atemwege frei und ermöglicht die Luftinsufflation.

10 · 2012 I 35. Jahrgang I Rettungsdienst I 985

Der häufigste Fehler, der jetzt gemacht wird, ist, dass nun einfach die Maske abgenommen und das Laryngoskop ohne Lageveränderung eingeführt wird. Dabei zeigt ein kurzer Blick in die Fachliteratur: Die richtige Lagerung bei der Intubation eines Notfallpatienten ist die verbesserte Jackson-Position. Hierbei befindet sich der Kopf in Neutralstellung oder nur leicht rekliniert auf einem Polster, sodass er einige Zentimeter erhöht zu liegen kommt. Nur hierdurch werden die Achsen von Mund, Pharynx und Larynx soweit übereinander gebracht, dass die Sicht auf die Stimmritze ermöglicht wird. Bei sehr adipösen Patienten kann die Lagerung erschwert bis unmöglich sein. Hier muss leider nach Bedarf improvisiert werden.

Abb. 5: SellickHandgriff und BURPManöver sind zwei vollkommen unterschiedliche Techniken (1)! Sellick-Handgriff = Druck auf Ringknorpel (5a); BURP-Manöver = Druck auf Schildknorpel (5b) (Grafiken aus dem Buch „Startklar“ von Ralf Schnelle)

Medikation Bei der Auswahl der Medikamente zur Narkoseeinleitung sind vor allem die möglichen Nebenwirkungen zu beachten. So kann es z.B. nach der Injektion von Etomidat, das u.a. wegen seiner potenziell supprimierenden Wirkung auf die Nebenniere für diverse Situationen nicht mehr empfohlen wird, zu Dyskinesien, Myoklonien, tonisch-klonischen (an einen Krampfanfall erinnernde) Bewegungen, Kieferklemme, Husten oder Schluckauf kommen. Hierdurch kann zum einen die Intubation direkt erschwert sein, zum anderen

I 61 I


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.