1 ˘ Einleitung
1 Einleitung Unfallzahlen
zentraler Eingriff
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In der Bundesrepublik Deutschland verunglücken jährlich ca. 8 Millionen Menschen (BAuA 2012, Zahl für das Jahr 2009), die Mehrzahl davon im Heim- und Freizeitbereich, nämlich 5,4 Millionen (BAuA 2012a), knapp 920 000 im Beruf (meldepflichtige Arbeitsunfälle 2011), 1,4 Millionen in den Schulen (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung 2011) und 305 000 im Straßenverkehr (Statistisches Bundesamt Deutschland 2012, Zahlen für 2011). Die Verunglückten erhalten relativ schnell kompetente medizinische Hilfe: Ungefähr 8 Minuten braucht ein Rettungswagen durchschnittlich, bis er an der Unfallstelle eintrifft. Die technische Ausstattung mit medizinischem Gerät und der Ausbildungsgrad von Rettungsdienstpersonal und Notärzten sind hinsichtlich der medizinischen Ersten Hilfe recht gut. Derartige Statistiken und Angaben sagen jedoch nichts darüber aus, wie es den direkt und indirekt Betroffenen unter psychologischen Gesichtspunkten während und nach einem Unfall geht, d.h. wie sie sich fühlen, welche Gedanken ihnen durch den Kopf gehen, wie sie das Geschehen verarbeiten etc. Die meisten Kontaktpersonen machen sich nicht bewusst, dass ein Unfall oder auch ein anderer Notfall einen plötzlich eintretenden zentralen Eingriff in das Leben eines Menschen darstellt, für den häufig keine direkten Vorerfahrungen vorliegen. Schlagartig ändert sich mehr oder minder stark die gesamte Lebenssituation und beeinflusst zum Teil dramatisch das aktuelle Erleben und Verhalten und in schwereren Fällen auch das der nahen oder ferneren Zukunft. Dies gilt nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für deren gesamtes soziales Umfeld. Dieser Aspekt, nämlich dass ein verunglückter Mensch mehr ist als eine Zahl in einer Statistik, dass er auch eine Psyche hat, die bei einem Unfall ebenso »verletzt« ist wie sein Körper, wird in der Theorie wie auch in der Praxis oft vergessen. Im vorliegenden Buch sollen deshalb die psychische Situation eines Unfallpatienten aufgezeigt und Regeln vorgestellt werden, wie Unfallpatienten unter psy-