2 Standardisiertes Vorgehen im Rettungsdienst ˘ 2.4 A
2.4.3.5
Sondersituation endobronchiales Absaugen
Das tiefe endobronchiale Absaugen bezieht sich grundsätzlich auf das Absaugen von Sekret und Schleim aus dem Bronchialsystem des Patienten. Das endobronchiale Absaugen ist nur möglich, wenn der Patient (klassisch) mit einem Endotrachealtubus intubiert ist oder wenn er eine Trachealkanüle trägt. Der Absaugvorgang selbst vollzieht sich wie beim Absaugen der oberen Atemwege beschrieben (vorsichtiges Einführen des Absaugkatheters ohne Sog usw.). Allerdings wird der Absaugkatheter beim endobronchialen Absaugen direkt in den Tubus oder über eine vorhandene Trachealkanüle eingeführt. In der Intensivtherapie werden aus vielfältigen Gründen Einmal-Beatmungssysteme mit integrierter Absaugmöglichkeit eingesetzt, ein Diskonnektion des Patienten von der Beatmung ist hierbei nicht erforderlich. Besonders sind beim endobronchialen Absaugen die Hygieneaspekte zu beachten (Handschuhe, Einmalkatheter), da der Tubus direkt in den tiefen Atemwegen endet und somit Krankheitserreger jederzeit hier eindringen und eine Infektion verursachen können (Gefahr der Lungenentzündung). Das tiefe endobronchiale Absaugen muss im Rahmen der klinischen Ausbildung (z. B. auf einer Intensivstation) erlernt werden, damit auch im Rettungsdienst und beispielsweise bei Intensivverlegungen die notwendige Fachkompetenz verfügbar ist. Besonders bei Patienten mit Trachealkanülen soll der Umgang mit den Kanülen, ggf. der Kanülenwechsel und das Absaugen, erlernt werden. Dies dient dazu, die notwendige Kompetenz für Notfallsituationen in dieser Patientengruppe zu erzielen.
2.4.3.6
Airway – Atemweg
Schläge erfolglos, soll das sogenannte Heimlich-Manöver versucht werden (s. Abb. 21/22). Dazu steht der Helfer (bzw. kniet bei Kindern) hinter dem nach vorn gebeugten Patienten und legt beide Arme um dessen Oberbauch. Eine Faust liegt zwischen Bauchnabel und Schwertfortsatz (dem unteren Anteil des Brustbeins) und wird mit der anderen Hand gefasst. Dann drückt man mit beiden Händen bis zu fünfmal bauchund kopfwärts kräftig zu. Die Druckerhöhung im Bauchraum wird in den Brustkorb weitergeleitet, dadurch soll der Bolus gelöst werden. Wird der Bolus hierdurch nicht entfernt und der Patient zusätzlich bewusstlos, wird sofort mit Thoraxkompressionen die CPR (kardiopulmonale Reanimation) gestartet. Unter laufender CPR wird der obere Atemweg entsprechend inspiziert und der Bolus ggf. unter laryngoskopischer Sicht entfernt. Falls in extremen Ausnahmefällen ein trachealer Fremdkörper die gesamte Trachea (oberer Atemweg frei) verlegt und hierdurch keine Beatmung möglich ist, kann zur unmittelbaren Lebensrettung (nach Versagen der o. g. Techniken der Fremdkörperentfernung und drohendem (eingetretenen)
Sondersituation Bolusgeschehen
Besteht der Verdacht auf eine Bolusaspiration mit Verlegung der Atemwege, müssen die Schwere der Atemwegsverlegung erkannt, die Effektivität des Hustens eingeschätzt und der Bolus möglichst sofort entfernt werden: – Hustet der Patient effektiv und kann er dabei noch sprechen, ist der Atemweg nur teilweise verlegt. Der Patient soll in allen Altersgruppen zum weiteren Husten animiert und auf Veränderung beobachtet werden. – Zeigt sich im Verlauf eine Verschlechterung (Husten wird ineffektiv, Zyanose setzt ein), werden altersabhängig einfache Manöver bis zur erfolgreichen Bolusentfernung durchgeführt.
Abb. 19/20 ˘ Schläge zwischen die Schulterblätter
˘ Erwachsene Patienten und Kinder > 1 Jahr (ineffektiver Husten)
Es werden erfolgsabhängig bis zu 5 dorsale Schläge zwischen die Schulterblätter ausgeführt (s. Abb. 19/20). Sind diese
Abb. 21/22 ˘ Heimlich-Manöver beim Erwachsenen
19