Anatomie und Physiologie

Page 24

4 Herzkreislauf ˘ 4.2 Herz

Tab. 6 ˘ Gefäße des Herzens 1. obere Hohlvene (V. cava superior) 2. untere Hohlvene (V. cava inferior) 3. Sinus coronarius – 1. - 3. münden in den rechten Vorhof 4. Stamm der Lungenarterien (Truncus pulmonalis) – beginnt nach der rechten Kammer 5. Lungenvenen (Vv. pulmonales) – münden in den linken Vorhof 6. Aorta – beginnt nach der linken Kammer 7. Herzkranzgefäße – entspringen am Abgang der Aorta

linke Koronararterie, die A. coronaria sinistra, den linken Vorhof, die linke Kammer und den Großteil der Kammerscheidewand versorgt. Die Koronarvenen V. coronaria dextra und sinistra verlaufen in etwa parallel zu den Koronararterien. Sie schließen sich in einem Sammelgefäß zusammen, dem Sinus coronarius, der in den rechten Vorhof mündet.

4.2.6

Erregungsbildung und Erregungsleitung im Herzen

Um koordiniert zu funktionieren, besitzt das Herz zwei Typen von Muskelzellen, die Schrittmacherzellen und die Arbeitszellen. Die Schrittmacherzellen sind Zellen, die spezialisiert sind, Impulse zu bilden und weiterzuleiten, während die Arbeitszellen normalerweise diese Impulse mit einer Kontraktion, das ist eine Verkürzung, beantworten. Damit sich die elektrische Erregung, die für die Herzaktion verantwortlich ist, schnell und effizient über das Herz ausbreiten kann, sind die einzelnen Herzmuskelzellen über Glanzstreifen verbunden. Diese Glanzstreifen enthalten kleine Poren, sogenannte Gap Junctions, über die die Ionen von Zelle zu Zelle fließen können, und ferner Desmosomen genannte Haftkontakte zur Stabilisierung untereinander (zum Mechanismus der elektrischen Erregung vgl. 2.1.4.6). Das Herz besitzt hierarchisch gegliederte, eigenständige Erregungszentren. Sie sorgen dafür, dass die Kontraktionen gleichmäßig verlaufen und dass es beim gesunden Herzen nicht zu Herzrhythmusstörungen kommt.

4.2.6.1

Sinusknoten

Die Erregung des Herzens wird im Sinusknoten gebildet, daher wird er auch als natürlicher oder primärer Schrittmacher bezeichnet. Er befindet sich in der Wand des rechten Vorhofs in Höhe der Einmündung der Vena cava

80

superior. Hierbei handelt es sich nicht um einen Knoten im Gewebe, sondern um eine Ansammlung von spezialisierten Herzmuskelzellen, die die Fähigkeit zur spontanen Selbsterregung besitzen. Die Eigenfrequenz des Sinusknotens beträgt in Ruhe gewöhnlich etwa 60 bis 80 Herzschläge pro Minute; dies entspricht in der Regel der normalen Schlagfrequenz des Herzens, dem Puls.

4.2.6.2

Atrioventrikularknoten

Die im Sinusknoten entstandene Erregung gelangt über die Erregung der Vorhofmuskulatur als sogenannte Arbeitsmuskulatur zunächst zum AV-Knoten. Seine Zellen können noch eine Eigenfrequenz von 40 bis 60 Frequenzen pro Minute erzeugen, zum Beispiel beim Ausfall des Sinusknotens. Daher wird er als der Sekundäre Schrittmacher – erstes Ersatzzentrum oder auch »Escape-Schrittmacher« – bezeichnet. Normalerweise depolarisieren die Reize des Sinusknotens jedoch den AV-Knoten und zwingen ihm so ihren Rhythmus auf. Die Zellen des AV-Knotens liegen am Boden des rechten Vorhofs nahe der Grenze zwischen Vorhof und Kammer. Sie verzögern leicht die Weiterleitung, damit sich erst die Vorhöfe und dann die Kammern kontrahieren.

4.2.6.3

His-Bündel

Unmittelbar unter dem AV-Knoten beginnen die Zellen des His-Bündels. Auch sie besitzen einen Eigenrhythmus mit einer Frequenz von 20 – 30 Herzschlägen pro Minute. Das His-Bündel ist sehr kurz und verläuft am Boden des rechten Vorhofs in Richtung Kammerseptum. Hier teilt es sich in drei Äste auf: zwei linke und einen rechten Schenkel, die TawaraSchenkel.

4.2.6.4

Kammerschenkel – Purkinje-Fasern

Die Kammer- oder Tawara-Schenkel ziehen an beiden Seiten des Kammerseptums zur Herzspitze. Der rechte Kammerschenkel verläuft zunächst unverzweigt, während sich der linke in einen vorderen, mittleren und hinteren Faszikel aufteilt. Am Ende verzweigen sich beide netzartig in die Purkinje-Fasern. Sie leiten die Erregung bis in die Innenschicht der Muskulatur der Herzkammern und bewirken die Erregung und somit die rhythmische Kontraktion des Myokards. Dabei wird die Papillarmuskulatur als erste erregt und kontrahiert, wodurch die Segelklappen zu Beginn der Anspannungsphase in der Systole fest verschlossen sind und kein Blut in den Vorhof, das Atrium, zurückfließt. Erregungsleitung: Sinusknoten  AV-Knoten  His-Bündel  Kammerschenkel  Purkinje-Fasern


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Anatomie und Physiologie by Verlag Stumpf & Kossendey - Issuu