4 Rettungsdienstliche Arbeitstechniken ˘ 4.5 Exposure – Erweiterte Untersuchung
Abb. 59 ˘ Anlegen der Manschette am Oberarm
Abb. 60 ˘ Auskultatorische Messung
– Phase II: dumpfes, leises Geräusch; – Phase III: Töne verschwinden, entspricht dem diastolischen Blutdruck. Die an sich banale Forderung nach einer exakten präklinischen Blutdruckmessung stößt unter den besonderen Bedingungen des Rettungsdienstes nicht selten auf Schwierigkeiten: Die exakte Auskultation der Korotkow-Töne kann präklinisch allein aufgrund der Umgebungsbedingungen unmöglich werden. Der Lärmpegel am Einsatzort und die Geräuschentwicklung an Bord eines bodengebundenen Rettungsmittels oder eines Rettungshubschraubers ermöglichen keine sichere auskultatorische Blutdruckmessung, sodass häufig nur die palpatorische Bestimmung des systolischen Blutdrucks möglich ist. Eine weitere Fehlermöglichkeit der auskultatorischen Blutdruckmessung besteht darin, dass nicht richtig passende Manschettengrößen verwendet werden. Da im Rettungsdienst meist nur eine Größe für Erwachsene vorgehalten wird, kann es hierdurch zu Fehlmessungen von bis zu 10 % kommen.
˘ Oszillometrie (Non-Invasive Blood Pressure, NIBP)
Diese Unzulänglichkeiten der traditionellen Methoden der Blutdruckmessung fallen insbesondere bei Versorgung und Transport kritisch Kranker ins Gewicht. Eine kontinuierliche, verlässliche und ortsunabhängige sowie vibrationsunempfindliche Blutdruckmessung ermöglicht die Oszillometrie. Bei dem oszillometrischen Messverfahren werden die unterschiedlichen Amplituden der Gefäßwandschwingungen (Pulsationen) direkt von einem Drucksensor gemessen. Dabei kommen herkömmliche Blutdruckmanschetten zum Einsatz. Die oszillometrische Blutdruckmessung ist auch bei Säuglingen und Kleinkindern einsetzbar und erfüllt darüber
Abb. 61 ˘ Aufpumpen bis Pulslosigkeit spur-/hörbar
Abb. 62 ˘ Ablassen der Manschette
hinaus weitere Anforderungen der präklinischen Notfallmedizin: – frei variierbare Messintervalle, – frei einstellbare Alarmgrenzen, – Dokumentation aller gemessenen Werte, – die Helfer haben die »Hände frei« für andere Maßnahmen. Ein weiterer Vorteil der automatischen Blutdruckmessung besteht darin, dass neben systolischem und diastolischem Druck auch der arterielle Mitteldruck und die Herzfrequenz nicht-invasiv messbar sind. Insbesondere beim Einsatz im Rettungsdienst zeigt die oszillometrische Blutdruckmessung aber auch erhebliche Schwächen: große Ungenauigkeit bei einem systolischen Blutdruck von unter 70 mmHg und häufiges Versagen im Fahrbetrieb bei Patienten mit absoluter Arrhythmie sowie bei unruhigen Patienten. Da aber gerade beim hämodynamischen, d. h. den Blutfluss betreffend instabilen, Patienten eine exakte Blutdruckmessung von größter Wichtigkeit ist, kann die automatische, nicht-invasive Messmethode eine palpatorische bzw. eine auskultatorische Blutdruckkontrolle nicht vollständig ersetzen.
4.5.2
Blutzuckermessung
Blutzuckerentgleisungen wie Hypoglykämie oder diabetisches Koma sind wegen ihrer vielfältigen klinischen Symptomatik häufig schwer zu erkennen. Deshalb ist die Blutzuckerbestimmung bei allen bewusstseinsgetrübten und neurologisch auffälligen Notfallpatienten heute Standard. Exakte Werte liefert die Blutzuckermessung mit akkubetriebenen Miniphotometern (z. B. Glucometer Elite®). Bei die-
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