3 Standardisiertes Vorgehen im Rettungsdienst ˘ 3.4 A
Airway – Atemweg Gefahren bei Bewusstseinsstörungen Zwerchfell
Lunge
1
Magen
Luftröhre 3
2
4
Mageninhalt
Speiseröhre
Abb. 7 ˘ Gefahren bei Bewusstseinsstörungen: Verlegung der Atemwege durch Zurücksinken des Unterkiefers und Erschlaffung der Zungenmuskulatur (1); Zurücklaufen von Mageninhalt = Regurgitation (2); Eindringen von Mageninhalt und anderen Flüssigkeiten in die Atemwege = Aspiration (3); Abschwächung oder Ausfall von Schutzreflexen (Husten, Schlucken) (4) weise auf das Notfallereignis erkannt werden (plötzliches Ereignis, Nahrungsaufnahme, Kleinspielzeug etc.). Weiterhin kann beim Notfallpatienten manchmal auch eine verstärkte Zwerchfellaktivität oder der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur beobachtet werden. Bei Verdacht auf ein Bolusgeschehen, also das Eindringen eines Fremdkörpers in die Atemwege, müssen geeignete Sofortmaßnahmen begonnen werden (s. Kap. 3.4.3.5). Wenn bereits eine Apnoe (Atemstillstand) vorliegt oder aber der Atemweg komplett verlegt ist, sind keine Atemgeräusche mehr hör- oder fühlbar.
˘ Atemgeräusche, die auf Atemwegsprobleme hinweisen können
Bei einer normalen Atmung ist nur ein leises inspiratorisches und exspiratorisches Atemgeräusch mit einer etwas längeren Phase der Exspiration zu hören. Laute Atemnebengeräusche sind hingegen oft schon von Weitem zu hören und bedürfen der diagnostischen Abklärung. Besonders inspiratorische Atemgeräusche, die auf ein Problem im Bereich der Atemwege hinweisen können, sollen zu diesem Zeitpunkt erkannt werden, damit entsprechend gehandelt werden kann (Sofortmaßnahmen A). Sonst erfolgt die Beurteilung der Belüftung unter B (s. Kap. 3.5). – Ein Stridor, d. h. ein pfeifendes, ziehendes Atemgeräusch, ist meist in der Inspiration deutlicher und lauter zu hören. Es weist auf eine Einengung der oberen Luftwege, häufig im Bereich des Kehlkopfes, hin. – Blasige Rasselgeräusche treten auf, wenn Luftblasen Flüssigkeit durchdringen (z. B. bei Flüssigkeitsansammlung im Mund/Rachen oder in den Alveolen beim Lungenödem). – Spastische Atemnebengeräusche liefern ein deutliches Pfeifen und Giemen bei pathologisch verlängerter Aus-
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atemphase (Exspiration). Sie sind typisch für eine Verengung der kleinen Atemwege (z. B. bei Asthma).
˘ Sonderfall Traumapatient mit Kopf- / HWS-Beteiligung
Bei der initialen Überprüfung des Atemweges soll bei Patienten mit HWS- oder schweren Kopfverletzungen, generalisiertem Unfallmechanismus (Ersteinschätzung) oder eingeschränkter Bewusstseinslage und unklarem Unfallmechanismus grundsätzlich frühzeitig die HWS immobilisiert werden. Dies erfolgt zuerst manuell, damit die erforderlichen A- und B-Maßnahmen und Untersuchungen durchgeführt werden können. Im englischen Sprachgebrauch wurde deshalb ein kleines c für »cervical spine immobilisation« eingeführt. Anschließend wird zusätzlich mittels HWS-Schiene und abschließend mittels Spineboard oder Vakuummatratze ruhiggestellt (immobilisiert). MERKE Ein Verzicht auf eine HWS-Immobilisierung kann bei völlig asymptomatischen, orientierten Patienten und entsprechend »checklistenbasiert« erfolgen.
3.4.3
Atemwege freimachen
Falls die schnelle Beurteilung der Atemwege Hinweise auf eine Verlegung ergibt, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um den Atemweg freizumachen. Hierbei gilt der Grundsatz, dass einfache und schnelle Maßnahmen sofort durchgeführt und dann stufenweise und erfolgsabhängig durch weitere (invasive) Maßnahmen ergänzt werden.