Geraetediagnostik im Rettungsdienst

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3 ˘ Kapnografie

Wenn die Ergebnisse der Kohlendioxidmessung ausschließlich numerisch angezeigt werden, spricht man von Kapnometrie. Wird auch eine grafische Kurve des Konzentrationsverlaufs der einzelnen Exspirationen dargestellt, wird dies als Kapnografie bezeichnet. Dadurch lassen sich nicht nur Auffälligkeiten und Abweichungen innerhalb der einzelnen Ausatemphasen, sondern insbesondere auch Trends wesentlich besser analysieren. Dazu später mehr. Das normale Kapnogramm gliedert sich in vier Phasen (Abb. 3.1). In der Inspirationsphase 1, wenn der Patient gerade beatmet wird, liegt die Grundlinie des Kapnogramms auf der Nulllinie (kein CO2) – logisch, es wird ja mit Sauerstoff bzw. Umluft-Sauerstoffgemisch und nicht mit Kohlendioxid beatmet. Wer in dieser Phase also Kohlendioxid in relevanter Konzentration misst, sollte im Hinblick auf das eigene Wohlbefinden eine kurze Ursachenforschung betreiben, um dann mal schnell das Fenster zwecks Durchlüftung zu öffnen oder gar die Räumlichkeiten zu wechseln. Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass der Patient spontan »mitatmet« und deshalb spontane Ausatemluft während einer »versuchten« Beatmung gemessen wird. Phase 2 des Kapnogramms repräsentiert die beginnende Exspiration. Zunächst wird der Messkopf von einem Gasgemisch passiert, das sich aus kohlendioxidhaltiger Luft aus tieferen Bronchialabschnitten und Totraumluft (Luft, die sich im luftleitenden Atemweg befunden hat, aber nicht am Gasaustausch in den Alveolen beteiligt war) zusammensetzt. Letztere Fraktion enthält nicht besonders viel Kohlendioxid, daher steigt die Kapnografiekurve zwar rasch, aber nicht senkrecht an. In Phase 3 folgt ein typisches Plateau, das der Abatmung CO2-reicher Alveolarluft entspricht. Am Ende dieses Plateaus erreicht die Kurve ihren Höhepunkt, den endexspiratorischen oder endtidalen CO2-Wert (etCO2), der normalerweise zwischen 35 und 45 mmHg bzw. zwischen 4,5 und 6 Vol% liegt. Phase 4 zeigt einen raschen Abfall des CO2 bis zur Nulllinie und entspricht dem Beginn der nächsten Inspiration mit kohlendioxidfreier Luft. Bis zur nächsten Ausatmung folgt dann wieder die Grundlinie des Kapnogramms. Soweit die Theorie, was bedeutet dieses Hintergrundwissen für die Praxis? Worin besteht der diagnostische Wert eines Kapnografen?

3.3 Technik: Wie funktioniert die Messung? Eine Eigenschaft von Kohlendioxid besteht darin, Infrarotlicht innerhalb eines bestimmten Wellenlängenbereiches (426 nm) zu absorbieren. Ein Kapnometer durchstrahlt die kohlendioxidhaltige Ausatemluft mit diesem Licht und lässt es von einem Sensor wieder aufnehmen. Aus der Absorptionsdifferenz in der Exspirationsluft kann die exspiratorische CO2-Konzentration errechnet werden. Grundsätzlich stehen auf der Basis dieser Infrarotspektrometrie im Rettungsdienst zwei Messtechniken zur Verfügung: das Hauptstrom- und das Nebenstromverfahren. Für die Messung im Hauptstrom wird ein Messröhrchen zwischen Tubus und Beatmungsbeutel oder Beatmungsgerät eingefügt, das auf der einen Seite von einer Lichtquelle und auf der anderen Seite von einem Sensor umgeben ist (Abb. 3.2). So kann die Expirationsluft direkt nach Passage des Tubus durchstrahlt werden. Um ein Beschlagen des

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