Skip Viennale Guide 2015

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Viennale GUIDE VOLLER DURCHBLICK:

Dein Festival-Begleiter mit dem kompletten Programm zum Herausnehmen

Viennale'15 » WEGSCHAUEN GILT NICHT « WAS KOMMT DA AUF UNS ZU?

ROONEY MARA

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IN CAROL

COLIN FARRELL LAURIE ANDERSON CHARLIE KAUFMAN JESSICA CHASTAIN TODD HAYNES EMMA STONE MARK RUFFALO

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PROMOTION Sie waren auch schon da (v. l. o. n. r. u.): Robert Pattinson, Tilda Swinton, Emily Blunt, Diane Kruger mit Matthias Schoenaerts, Valeria Golino mit ihrem Coppa Volpi 2015, Dakota Johnson und Emma Stone (großes Bild rechts)

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FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH

[ Berlin, Cannes, Venedig ] – und du mittendrin: Hol dir dein VIP-Ticket in den Movie-Himmel!


Du bist Cineast? Du träumst davon, die drei größten Filmfestivals Europas zu besuchen? Sky & SKIP bringen dich hin! Nutz jetzt deine Chance: Der Gewinner fliegt 2016 mit Begleitperson für jeweils ein langes Wochenende zu den Festivals von Berlin, Cannes und Venedig!

1. Etappe: 12. bis 14. Februar

BERLIN 2016

2. Etappe: 13. bis 15. Mai

CANNES 2016

3. Etappe: 02. bis 04. September

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Schnuppere Filmluft und erlebe die Festivals hautnah! 30.09.15 15:42


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VON FESTI VAL ZU FESTIVAL 2016 SO GEWINNST DU Geh auf www.skip.at, beantworte unsere Frage und nimm so am Gewinnspiel teil. Oder sende eine SMS mit dem Kennwort „Festivalpass“ an die Handynummer 0670 80 90 800 . Du erhältst umgehend eine SMS zurück mit einer Frage, zu der dir zwei Antwortmöglichkeiten angeboten werden: A und B. Entscheide dich für die richtige Antwort und sende eine SMS retour – mit dem jeweiligen Buchstaben. War die Antwort richtig, spielst du schon um den Hauptpreis mit. Falls nicht – einfach nochmal versuchen!

DEIN TRAUMGEWINN Du fliegst mit einer Begleitperson deiner Wahl vom 112. bis 14. Februar nach Berlin, vom 13. bis 15. Mai nach Cannes und vom 2. bis 4. September nach Venedig. Flüge und Transfers sind inkludiert, genau wie jeweils zwei Nächte im Top-Hotel (DZ) mit Frühstück und Festivaltickets für die Dauer eurer Aufenthalte. Vor Ort werdet ihr vom SKIP-Team persönlich betreut.

FESTIVAL TOTAL MIT S Sky & SKIP SKIP hat für den cineastischen Superpreis des Jahres – die drei Trips der Festival-Tour 2016 – den perfekten Partner gefunden: Sky ist genauso nahe dran an den besten Filmen und talentiertesten Stars wie wir. Hier siehst du deine Lieblingsschauspieler und ihre Glanzleistungen als Erster im Fernsehen – so wie du es dir immer gewünscht hast. Aber auch Sport, Serien, Dokus etc. sind drin: Was du möchtest, wann du es möchtest – Sky ist Entertainment auf höchstem Niveau.

JETZT MITMACHEN AUF WWW.SKIP.AT ODER PER SMS MIT DEM KENNWORT FESTIVALPASS AN 0670 80 90 800 Für die SMS fallen die tarifmäßigen Kosten Ihres Netzbetreibers an. Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem 18. Lebensjahr. Der Teilnehmer erklärt sich damit einverstanden, dass die Sky Österreich Fernsehen GmbH, Handelskai 92, Gate 1, 1200 Wien & die SKIP Media GmbH, 1050 Wien, seine angegebenen Daten (Name, Adresse, Telefonnummer, E-Mail und Geburtsdatum) bis zu seinem Widerruf zu Marketing-, Analyse- und Marktforschungszwecken nutzt und ihn zu diesen Zwecken per Post, E-Mail, Telefon oder SMS kontaktiert, um ihn über aktuelle Angebote aus dem Bereich Pay TV & Kino zu informieren. Der Teilnehmer kann diese Einwilligung gegenüber Sky & SKIP jederzeit, auch teilweise, widerrufen (u. a. per Post). Die Gewinner werden telefonisch oder per E-Mail verständigt. Teilnahmeschluss: 25.12.2015. Teilnahmebedingungen unter www.skip.at/teilnahme

Und wenn du nicht so lange warten willst, MA_Viennale_SKIP_400x45_abf_V01.indd 2


PROMOTION Palmen, Stars und Sonnenschein: Der alljährliche Höhepunkt der Festivalsaison an der Croisette kombiniert großes Kino mit

FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH

[ Stars für dich ] am Roten Teppich (v. l. o. n. r. u.): Doutzen Kroes, Tim Roth, Natalie Portman, Cate Blanchett, Salma Hayek, das Mad Max-Trio Tom Hardy, Charlize Theron und Nicholas Hoult, Sophie Marceau, Michael Fassbender und Marion Cotillard, Juliette Binoche und (großes Foto links) Sienna Miller mit Jake Gyllenhaal.

dann hol dir die Stars nach Hause – mit Sky! 30.09.15 15:43


EDITORIAL

’15

VO RS PA N N

Die 53. VIENNALE: 22. 10. bis 5. 11. 2015

Viennale GUIDE VOLLER DURCHBLICK:

Schauen Sie sich das an!

Liebe SKIP-LeserInnen, VIENNALE-BesucherInnen & Filmfans!

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ROONEY MARA

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IN CAROL

COLIN FARRELL LAURIE ANDERSON CHARLIE KAUFMAN JESSICA CHASTAIN TODD HAYNES EMMA STONE MARK RUFFALO

P.b.b. GZ 09z038017M, Skip Media GmbH, Grohgasse 5-7/Top 1, 1050 Wien

Viennale-Stargast Tippi Hedren Unter dem Titel Choreografie des Begehrens widmet die VIENNALE heuer Hitchcock-Entdeckung und Hollywood-Star Tippi Hedren ein Tribute. Gezeigt werden die Thriller-Klassiker Birds und Marnie; Hedren wird auch persönlich die VIENNALE beehren!

InternationalFEIERTAG 26. Oktober 2015, ab 10.30 Uhr, Gartenbaukino Die VIENNALE hat in diesem Jahr den 26. Oktober zum Internationalfeiertag erklärt und zeigt im Gartenbaukino den gesamten Tag hindurch ein Filmprogramm, das sich mit den Themen Flucht, Migration, Vertreibung und Fremde beschäftigt. Der Reinerlös des Internationalfeiertages der VIENNALE geht je zur Hälfte an die Caritas und die Volkshilfe. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

EDITORIAL

VON VIENNALE-DIREKTOR HANS HURCH

Festival wie wir Im Grunde sind Festivals auch ein wenig wie Menschen. Ein jedes hat seine spezifischen Eigenschaften, ein eigenes Aussehen und eine besondere Anmutung. Manche machen sich chic und schön, sind oft auch ein wenig neureich gestylt, andere haben noch die alten Klamotten vom letzten Jahr. Manche sind selbstbewusst und ganz und gar von ihrer Wichtigkeit überzeugt, andere wiederum vorsichtiger, zweifelnd und bescheiden. Es gibt so viele verschiedene Formen von Festivals, und die VIENNALE ist eine davon, wie wir hoffen unverwechselbar und mit ihren eigenen Besonderheiten. Und natürlich haben wir auch unsere Schwächen und Eitelkeiten und die eine oder andere schlechte Gewohnheit. Aber wir können auch großzügig sein. Wir haben in diesem Jahr rund 150 neue Spiel- und Dokumentarfilme aus dem aktuellen Kinogeschehen ausgewählt, darunter so viele aus Österreich wie selten zuvor. Und dazu eine ganze Reihe von Weltpremieren von Billy Woodberry bis Jean-Marie Straub, von John Gianvito bis Raúl Perrone, von Nicolas Azalbert bis Mark Rappaport. Aber ebenso finden sich viele der großen, prominenten Filme des Jahres im Programm wie Carol, A Most Violent Year, Irrational Man, Mia madre, Anomalisa oder Rak ti khon kaen. Und gar nicht zu reden von der großen Retrospektive, die diesmal den Tieren gewidmet ist, und den zahlreichen Tributes und Sonderprogrammen. Um nur auf eines von vielen hinzuweisen: Wussten Sie, dass der legendäre Hollywoodstar Ida Lupino die Regisseurin einer Reihe politisch hoch relevanter und feministisch orientierter Arbeiten war? Dies und vieles andere wollen wir Ihnen in den nächsten zwei Wochen erzählen. Und eine kleine Bitte zum Schluss: Nehmen Sie uns doch einfach so, wie wir sind.

» IMPRESSUM: SKIP-VIENNALE-GUIDE SKIP Media GmbH, Grohgasse 5-7/1, 1050 Wien. Tel: +43/1/545 24 00, office@skip.at. Herausgeber: Michael Ginalis, Josef Hruby. Geschäftsführung: Michael Ginalis. Chefredaktion: Kurt Zechner, Gini Brenner. Fotoredaktion: Andrea Mühlwisch. Redaktion: Gini Brenner (gb), Klaus Hübner (kh), Magdalena Miedl (mm), Christoph Prenner (cp), Julia Pühringer (jp), David Rams (dr), Kurt Zechner (kz), VIENNALE. Chef vom Dienst: Uwe Bubik. Korrektur: Gerfried Panovsky, Fredi Themel, Hellmut Goebel, Michael Zeindlinger. Grafik: Bettina Lasser, Grillo, Ronnie Feichtinger. Produktionsleitung: Ronnie Feichtinger. Fotos: Andrea Mühlwisch, VIENNALE. Event-Marketing: Walter Schreier. Anzeigenleitung: Oliver Dvorsky. Key Account: Christian Boye. Anzeigenverwaltung & Finanzen: Andrea Permoser. Druckvorstufe: GraphicCooperation – Rudolf Huber, Bergsiedlung 139, 2571 Altenmarkt an der Triesting. Druckerei: Infopress Group, Nádas u. 6., 2600 Vác, Ungarn. Homepage: www.skip.at

6 VIENNALE 2015

FOTO: VIENNALE (1), ALEXANDER TUMA/VIENNALE (1)

Kino hat viele Funktionen. Einerseits dient es der Realitätsflucht – oder, netter formuliert, es bietet für ein paar Stunden Schutz vor der drohenden Unsicherheit der Wirklichkeit. Andererseits hat das Kino als Kunstform auch den Anspruch der Wahrhaftigkeit: Die Realität zu repräsentieren und zu kommentieren. Und deshalb ist gerade eine Zeit wie diese, die kein zufriedenes Zurücklehnen erlaubt, auch eine Zeit, in der sich ein Filmfestival dem Reality Check stellen muss. Und wie relevant, wie aktuell und wie wichtig die VIENNALE ist, werden Sie und wir in den kommenden Wochen einmal mehr feststellen. Watch out!

COVER-FOTO: ANDREA MÜHLWISCH

Dein Festival-Begleiter mit dem kompletten Programm zum Herausnehmen


Best of Viennale für dich

SKIP VERLOST TÄGLICH ZWEI FESTIVAL-TICKETS!

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EW KET INN S EN

F OTO : T U M A

Skip lädt vom 22. Oktober bis 5. November täglich 1 mal 2 Leser zur Hauptabendvorstellung ins Gartenbaukino ein. Am Dienstag, dem 20. Oktober, werden die Tickets für den 22. Oktober verlost; ab dann gibt’s täglich 1 mal 2 Karten zu gewinnen, jeweils zwei Tage im Voraus. Die VIENNALE-Karten liegen dann am Tag der Vorstellung unter den Namen der Gewinner an der Abendkassa bereit. Die Gewinner werden von uns rechtzeitig schriftlich verständigt.

Hol dir deine Tickets jetzt auf skip.at


’15

EVENTS

PART Y S , KON ZE RT E, D I S KU S SI ON E N

Das VIENNALE-Festivalzentrum in der alten Post

Post Never Sleeps

Going postal: Die Festivalzentrale im ehemaligen Hauptpostamt in der Innenstadt (1010 Wien, Dominikanerbastei 11 – U1, U4 Schwedenplatz) ist heuer zum letzten Mal während der gesamten VIENNALE die standesgemäße Kulisse für Partys, Konzerte und Diskussionen – täglich von 18 bis 4 Uhr früh. Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen und Konzerten! David Meran an den Turntables

Guerilla Bakery / DJ nay.lo KUCHEN & DJ-SET. MO. 26. 10., 15.00 UHR

Fuck the Backmischung: Kuchen- und Beatbuffet.

DJ-SET & PARTY. DO. 22. 10., 22.00 UHR

Tanzgarantie mit Kultfaktor!

FilmemacherInnen an den Plattentellern DJ-SET & PARTY. FR. 23. 10., 22.00 UHR

Mit Akiz (Der Nachtmahr), Jiyoung Lee und Dave Bonawits (Female Pervert) und Georg Tiller (White Coal).

kontroversiell!: Silvina Landsmann (Hotline) im Gespräch mit Manfred Nowak GESPRÄCH. SA. 24. 10., 20.30 UHR

Gespräch zwischen der Regisseurin Silvina Landsmann und dem renommierten Juristen und Menschenrechtsexperten Manfred Nowak.

FM4 Club: DJ exel. Pauly (Fettes Brot) / DJ Phekt (FM4)/ Teatime (TLM) DJ-SET & PARTY. SA. 24. 10., 22.00 UHR

HipHop, knackige Beats und fette Bässe.

Listen to Eric GESPRÄCH. SO. 25 .10., 19.00 UHR

Martin Kohlstedt (live) / Bretterbodendisko KONZERT & DJ-SET. MO. 26. 10., 20.00 UHR

Zeitgenössische Klaviermusik, anschließend feine Auflegerei.

DJ-SET & PARTY. DI. 27. 10., 21.00 UHR

Mit Marina Gioti (Krifo Scholio) und Mike Ott (Lancaster, CA).

Beirut Groove Collective (DJ Spindle & Natalie S) DJ-SET & PARTY. MI. 28. 10., 21.00 UHR

Deep Funk, Northern Soul & Afrobeat, Strictly Vinyl!

A Thousand Fuegos (live) / DJ Gloriaviktoria / DJ Seayou KONZERT & DJ-SET. DO. 29. 10., 21.00 UHR

Indie-Rock mit Beats, Loops und spacigen Synthesizern.

DJ Smoab & Shantisan DJ-SET & PARTY. FR. 30. 10., 22.00 UHR

Soul, Funk, Disco & Brazilian Vibes.

Malefiz Special Issue DJ-SET & PARTY. SA. 31. 10., 22.00 UHR

Halloween-Sause für Party-Animals und TanzoptimistInnen mit den DJs J’aime Julien und Hertzbube.

Canblaster (Club Cheval) & Sinjin Hawke (Pelican Fly) / Canyoudigit

Hans Hurch aka DJ Ohannes

French Electronic & hippe Dance-Beats.

Tex Rubinowitz

FilmemacherInnen an den Plattentellern

Gespräch mit VIENNALE-Präsident, HollywoodExperte und Geschichtenerzähler Eric Pleskow.

DJ-SET & PARTY. SO. 25. 10., 22.00 UHR

Andy Fletcher

DJ-SET & PARTY. SO. 01. 11., 21.00 UHR

Es musste ja kommen: Johannes Hurch, Langzeitdirektor der Viennale, legt uns eins auf. 8 VIENNALE 2015

Jerusalem In My Heart (live) KONZERT. MO. 02. 11., 20.00 UHR

Traditionelle und moderne arabische Musik, dekonstruiert.

Tex Rubinowitz / Tomas Zierhofer-Kin DJ-SET. MO. 02. 11., 21.00 UHR

Viennale-Jury-Mitglieder präsentieren ihre Lieblingssongs.

Squalloscope (live) / Deux Gitanes KONZERT & DJ-SET. DI. 03. 11., 20.00 UHR

Spoken Word, unterlegt mit mehrstimmigen Chören, Beats und akustischen Samples.

Terror + Martina vs Die Positive Kanone DJ-SET & PARTY. MI. 04. 11., 21.00 UHR

Techno vom Female-DJ-Collective & den positiven Jungs.

VIENNALE-Abschlussparty Bande À Part / Amblio / Bolek / JBoony / Matijae DJ-SET & PARTY. DO. 05. 11., 22.00 UHR

House, Disco und Bass Music bis zum Happy End.

FOTOS: VIENNALE

VIENNALE-Eröffnungsparty Andy Fletcher (Depeche Mode) / Davi DB (Salopp!)


’15

Partner & Sponsoren V’15

PROGRAMM

Genau das war der Plan. Voll im Einsatz: Das SKIP-VIENNALEFaltprogramm mit Spielplan & Eckdaten klebt hier nicht mehr!

Den kompletten Spielplan, umfassende Infos zu den besten VIENNALE-Filmen sowie die schönsten VIENNALE-Gewinnspiele finden Sie auch auf www.skip.at, weitere Infos gibt’s auf www.viennale.at!

SPONSOREN Canon card complete Corona Extra DS Automobiles Frederique Constant Hong Kong Economic and Trade Office, Berlin Julius Meinl Kaffee TP Vision Austria Vöslauer Mineralwasser Wiener Wohnen PRODUKTSPONSOREN Albrechtsberger FedEx Gewista urban media Gibson Innovations GOMI Zelte & Mietmöbel INFOSCREEN Lusthaus Wien MMO – Media Market Observer Pannobile Plantical Reinwerfen statt Wegwerfen Remaprint-Litteradruck Schloss Gobelsburg Sektkellerei Johann Kattus Synchro Film, Video & Audio von feichtinger Blumen Weingut Bründlmayer Weingut Christoph Edelbauer Weingut Hagn Wirecard CEE Wolford RESTAURANTSPONSOREN burg.ring1 Café Ansari Café Diglas Comida y ron Figlmüller Wien Glacis Beisl Labstelle Lusthaus Wien Motto ON Market Stadtwirt Xpedit MEDIENPARTNER SONDERPUBLIKATIONEN celluloid Filmmagazin DER STANDARD derstandard.at Falter FM4 INFOSCREEN orf.at ORF Kultur ORF Wien Ö1 ray Filmmagazin SKIP – Das Kinomagzin skip.at W24 MEDIENPARTNER Cineplexx Constantin Film dot. FAQ Magazine film.at Filmclicks OKTO SPIKE Superfly 98.3 The Gap uni:view vice

MARKETING-PARTNER FILM Austrian Film Commission Berlinale Cinéma du Réel Crossing Europe Diagonale dok.at Festival dei Popoli Filmarchiv Austria Forum Österreichischer Filmfestivals FrauenFilmTage Kino im Kesselhaus Int. Frauenfilmfestival Dortmund/Köln Int. Kinderfilmfestival Wien Int. Kurzfilmtage Oberhausen Metro Kinokulturhaus Österreichisches Filmmuseum Punto de Vista Documentary Film Festival VIS Vienna Independent Shorts Visions du Réel MEDIEN APA biorama brand eins goodnight.at MALMOE ORF III skip.at springerin stadtbekannt uni:mag KULTUR, KUNST, NON-PROFIT Akademie der Bildenden Künste Amnesty International Blickfang brut Büchereien Wien Festspielhaus St. Pölten Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaft Kulturreferat ÖH Uni Wien Kunsthalle Wien Kunsthistorisches Museum Wien Lateinamerika Institut Student Point Tanzquartier Wien The Sorority Verband Wiener Volksbildung waves vienna Wiener Festwochen WUK BUSINESS ARGE Fuchs/Itze/Mathoi cyledge European Youth Card Facultas Filmgalerie 8 1/2 freikarte.at Goldbach Audience KAFFEEKÜCHE Schottentor-Passage ORF OMC philiale Schüren Verlag snipcard Thalia Tiergarten Schönbrunn Tools at work UCI Kinowelt United Internet Media Wiener Linien ZONE Media


SPIELFILME

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E XK L U S I V-I N TE RV I EW

Todd HAYNES Spread the Love. Haynes mit Cate Blanchett und Rooney Mara, die für Carol in Cannes zur besten Darstellerin gekürt wurde.

Tough Love Im VIENNALE-Eröffnungsfilm CAROL setzt Kino-Ästhet Todd Haynes (I’m Not There) Cate Blanchett und Rooney Mara als Liebespaar in Szene. SKIP traf ihn in Cannes.

Carol LIEBESDRAMA. USA 2015. LÄNGE: 118 Min. REGIE: Todd Haynes. BUCH: Phyllis Nagy, nach dem Roman Salz und sein Preis von Patricia Highsmith. KAMERA: Edward Lachman. SCHNITT: Affonso Gonçalves. MIT: Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson, Kyle Chandler.

USA in den 1950ern. Die junge Verkäuferin Therèse (Mara) träumt von einer Karriere als Fotografin. Doch die Zukunft als Ehefrau des eh netten Richard scheint unausweichlich. Aber dann verliebt sie sich in die um einiges ältere, unglücklich verheiratete Carol (Cate Blanchett) – und beginnt mit ihr eine Beziehung mit fatalen Folgen. Denn gelebte Homosexualität war damals gegen das Gesetz.

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DO. 22. 10., GARTENBAUKINO, 19.30 UHR (NUR MIT EINLADUNG) DO. 22. 10., GARTENBAUKINO, 23.30 UHR SA. 24.10., GARTENBAUKINO, 10.30 UHR INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2), VIENNALE (1)

SKIP: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Patricia Highsmiths Roman Salz und sein Preis zu verfilmen? TODD HAYNES: Die Idee stammt gar nicht von mir, das Projekt gab’s schon, bevor ich an Bord war. Zum ersten Mal hörte ich davon von Sandy Powell, der Kostümdesignerin, mit der ich schon bei Far From Heaven zusammengearbeitet hatte – sie war damals schon an Bord, so wie auch Cate Blanchett. Das hat mich neugierig gemacht, und ich hab mir das Drehbuch angesehen. Ich kannte den Roman nicht, aber das Skript hat mich echt überzeugt. Sie kannten das Buch nicht? Es ist doch ziemlich legendär … Ja, eh. Und alle meine lesbischen Freundinnen haben mir deshalb auch erklärt, was für ein ungebildeter Tropf ich bin (lacht). Die Geschichte ist an den eigenen Erfahrungen von Patricia Highsmith angelehnt … Ja, es ist eine Kombination aus ihren Erlebnissen und ihrer Fantasie. Sie war damals eine ganz junge Autorin, hatte gerade ihren Debütroman Zwei Fremde im Zug geschrieben und war bitterarm. So nahm sie einen Halbtagsjob im Kaufhaus Bloomingdale’s an und arbeitete dort in der Spielzeugabteilung. Und diese wunderschöne Frau wollte bei ihr eine 10 VIENNALE 2015

Puppe für ihre Tochter kaufen; Patricia schrieb sich ihren Namen und ihre Adresse auf. Und genau einen Tag später brechen bei ihr die Windpocken aus, und zwar so stark, dass sie ins Spital musste – wo ihr in einem Fiebertraum diese Geschichte einfiel. Die Frau hat sie nie wiedergetroffen, aber die Adresse hat sie sich aufgehoben – und noch Jahre später, als sie längst eine etablierte und wohlhabende Autorin war, fuhr sie immer wieder zu deren Haus und beobachtete es heimlich. Es ist faszinierend, die Liebesgeschichte in diesem Kontext zu sehen. Ja, stimmt. Und man fragt sich automatisch „Was wäre, wenn die beiden 50 Jahre später gelebt hätten?“ Heutzutage haben wir ja ziemlich klare, ausdefinierte Vorstellungen, was hetero- und was homosexuell ist. Diese Klarheit hilft auch sehr dabei, legal und sozial die Gleichberechtigung der Homosexuellen anzusteuern. Allerdings ist in Wirklichkeit alles viel komplizierter. Und gerade dieses Ringen um die sexuelle Identität finde ich bei der Figur der Therèse so wunderbar dargestellt. Denn sie hat ja überhaupt keine Idee davon, was Homosexualität ist, sie identifiziert sich überhaupt nicht damit. Sie verliebt sich einfach Hals über Kopf in einen Menschen, der zufällig – oder nicht zufällig – eine Frau ist.


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VIENNALE-Spätvorstellungen kombinieren sehr außergewöhnliche Filme mit intensivem Festival-Feeling. SKIP und TAXI 40100 vergeben dafür täglich 2 Tickets – und einen Taxi-Gutschein im Wert von 15 Euro gibt’s natürlich dazu.

FOTO: VIENNALE / TUMA

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SPIELFILME

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E XK L U S I V-I N TE RV I EW

Emma STONE

Ganz schön crazy In Woody Allens IRRATIONAL MAN spielt Emma die Studentin und Geliebte eines um vieles älteren Professors – doch keine Sorge: Die Geschichte läuft nicht so simpel, wie man es zunächst erwartet.

Woody Allen mit seinen Darstellerinnen Emma Stone und Parker Posey in Cannes – Joaquin Phoenix schwänzte.

SKIP: Sie haben nach Magic in the Moonlinght nun schon das zweite Mal mit Woody gearbeitet – wird das langsam zur Gewohnheit? EMMA STONE: Nein, gar nicht, überhaupt nicht. Es war eigentlich kaum zu merken, dass hier der gleiche Autor und Regisseur am Werk war.

Irrational Man TRAGIKOMÖDIE. USA 2015. LÄNGE: 95 Min. BUCH & REGIE: Woody Allen. KAMERA: Darius Khondji. SCHNITT: Alisa Lepselter. MIT: Joaquin Phoenix, Emma Stone, Parker Posey, Jamie Blackley.

Der geniale, aber sozial ziemlich unbegabte Philosophieprofessor Abe (Phoenix) kommt an eine neue Uni und wird dort sogleich massiv von seiner Kollegin (Posey) angeflirtet. Doch er verliebt sich in die ebenso fesche wie kluge Studentin Jill (Stone). Er ist scharf auf sie, sie bewundert ihn, man hält es für wahre Liebe und eine heiße Affäre beginnt. Aber dann begeht Abe, um ihr zu imponieren, einen Mord. Doch Jill reagiert nicht wie erwartet …

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SA. 31. 10., GARTENBAUKINO, 21.00 UHR MO. 02. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2), VIENNALE (1)

Die Geschichte wirft einen ganz neuen Blick auf die klassische Alter-Mann-mitjunger-Frau-Story. Ja, das fand ich besonders faszinierend. Und was ich für mich persönlich daraus gelernt habe: Wenn dir jemand offenbart, wie er tickt, dann glaube es ihm besser. Wenn dir jemand sagt: „Glaube mir, ich bin ziemlich verrückt“, dann meint er das meistens ernst. Wie würden Sie sich selber beschreiben? Ich bin … total verrückt, würde ich sagen. Apropos – wie war es denn, mit Joaquin zu arbeiten? Äußerst interessant. Er ist ein faszinierender Mensch, sehr intelligent, ehrlich, witzig, hochtalentiert – und unendlich unsicher. Ich glaube, er ist sich selbst nie gut genug, versucht aber immer mit ganzer Kraft, die Vision des Regisseurs umzusetzen. Er hat Woody die ganze Zeit mit „Maestro“ angeredet (lacht). 12 VIENNALE 2015

Emma, Sie waren unlängst auf der Bühne zu sehen: im legendären Studio 54 in New York gaben Sie die Sally Bowles im Musical Cabaret. Wie war diese Erfahrung? Großartig, es ist so eine tolle Rolle. Jede Schauspielerin sollte einmal die Sally Bowles spielen. Aber ich sag es Ihnen: Musical ist anstrengend. Unglaublich anstrengend. Wir spielten 8 Vorstellungen pro Woche, und dazwischen habe ich nur gegessen und geschlafen. Ich habe trotzdem ständig die Stimme verloren; ich weiß nicht, wie die Profis das schaffen. Als Musicaldarsteller muss man leben wie ein Mönch und ein Spitzensportler zugleich. Ständig hab ich Kräutertee getrunken, und ein paarmal ging’s tatsächlich nur mit einer Steroid-Spritze. Steroide? Echt? Ja, sonst hätte ich Vorstellungen absagen müssen. Das hilft gegen Schwellungen und macht einen kurzfristig unempfindlich gegen Schmerzen. Man fühlt sich stark wie Hulk, wenn er gerade einen Wutanfall hat. Allerdings: Wenn die Wirkung schließlich nachlässt, geht es einem noch viel schlechter als vorher. Kein Wunder, dass das Zeug als so gefährlich gilt. Ich könnte das nie auf Dauer durchhalten, ich weiß nicht, wie Leute das jahrelang bewerkstelligen.


BENICIO DEL TORO TIM ROBBINS OLGA KURYLENKO MÉLANIE THIERRY FEDJA ŠTUKAN

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Mark RUFFALO

Im Rampenlicht Der Erfolg kam für den 47-jährigen Wahl-New-Yorker spät, dafür umso nachhaltiger: Er ist der Hulk in den Avengers-Filmen, für The Kids Are All Right und Foxcatcher war er jeweils für den Oscar nominiert. In SPOTLIGHT gibt er einen neugierigen Journalisten.

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SPIELFILME

SKIP: Nachdem Sie jetzt selber einen Journalisten verkörpert haben – verstehen Sie uns jetzt besser? MARK RUFFALO: (lacht) Ja, schon. Obwohl ich den Journalismus eigentlich immer schon sehr geschätzt habe – ich sehe meine Arbeit nämlich auch als eine Art Journalismus, es ist wie wenn man eine Reportage macht über menschliche Verhaltensweisen. Vor allem wenn ich Leute spiele, die es wirklich gibt oder gegeben hat. Man muss wahrhaftig sein und sie möglichst ehrlich wiedergeben, und das im Kontext der Zeit und der Umstände, in denen sie gelebt haben. Man muss ihre Umgebung kennen, die politische Situation, die Musik, die sie gehört haben, was sie gegessen haben, wie sie sich angezogen haben. Schon als ganz junger Schauspieler habe ich einen großen Teil meiner Arbeitszeit in Bibliotheken und Archiven verbracht. Wie war es bei Spotlight, wie gut waren Sie mit der Geschichte vertraut? Ziemlich gut eigentlich, zumindest dachte ich das – ich habe aber erst durch die Vorbereitung auf die Rolle herausgefunden, wie massiv dieser Skandal eigentlich war, und wie weite Kreise das zog. Sie haben ja auch viel Zeit mit dem echten Mike Rezendes verbracht, dem Reporter, den Sie in Spotlight spielen, nicht wahr? Ja, ich habe ihm auch viel bei der Arbeit zugesehen und habe gelernt, ein bisschen zu verstehen, was ihn antreibt. Er ist ein ziemlich außergewöhnlicher Typ, er war sozusagen der Punk in seinem Team, immer ein Außenseiter. Was ihn an dieser Geschichte angezogen hat, war ja sein eigenes Verhältnis zum Katholizismus: Er war selbst Katholik, ist dann aber während des Vietnamkrieges aus der Kirche ausgetreten, weil sich die Kirche offen für den Krieg aussprach. Wenn Sie sich auf Rollen in Blockbustern vorbereiten, wie etwa Hulk in den Avenger-Filmen, haben Sie da einen anderen Zugang als bei den kleineren Arthouse-Filmen? Eigentlich schon, ja. Als man mir die Rolle des Hulk zum ersten Mal angeboten hat, habe ich gedacht: „Ey, ihr fragt da den völlig falschen Typen.“ Aber dann habe ich mit Joss Whedon

geredet und bin draufgekommen, dass er ganz ähnlich tickt wie ich. Er hat total verstanden, dass ich mir wirklich viel Zeit nehmen will, auch diese Figur und ihre Motivationen zu verstehen. Und ihn so zu spielen, dass er nicht langweilig wird. Wissen Sie, das ist ja so ein bisschen mein Mantra: Alles, nur nicht langweilig sein!

Paartanz. Zur Spotlight-Premiere in Venedig brachte Ruffalo seine Kollegin und Ehefrau Sunrise Coigney mit, mit der er drei Kinder hat.

Für Sie läuft’s in den letzten Jahren ja ziemlich gut, aber es gab schon mal eine Zeit, in der Sie nicht mehr dran glaubten, dass das mit der Schauspielkarriere was wird. Was wäre denn Ihr Plan B gewesen? Naja, ich hab als Barmann gearbeitet, so hab ich mein Geld verdient. Aber dann kam irgendwann mal der Punkt, wo ich gemerkt habe: Wenn ich das noch länger mache, werde ich zum Alkoholiker (lacht). Sie haben ja auch mal eine Band gehabt, nicht wahr? Ja, wir machten so Post-Punk, ich spielte Bass. Aber ich war kein besonders guter Musiker. Ich bin nun mal Schauspieler. Naja, und dann wurde um 2000 rum bei mir ein Gehirntumor diagnostiziert, und nach der Operation war eine Gesichtshälfte komplett gelähmt. Da dachte ich dann: „Tja, das war’s wohl mit der Hollywood-Karriere.“

Spotlight DRAMA. USA 2015. LÄNGE: 127 Min. REGIE: Thomas McCarthy. BUCH: Tom McCarthy, Josh Singer. KAMERA: Masanobu Takayanagi. SCHNITT: Tom McArdle. MIT: Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Stanley Tucci, Liev Schreiber, Billy Crudup.

Doch das Gegenteil war der Fall. Ja, es war wirklich erstaunlich. Ich hab mich wieder erholt, und ein paar Jahre später sind dann plötzlich die Angebote hereingekommen, eins nach dem anderen, und das hat nie wieder aufgehört. Es ist irgendwie surreal, ich versteh’s noch immer nicht ganz.

Innerhalb der Redaktion der traditionsreichen Tageszeitung The Boston Globe ist das Spotlight-Team für die großen investigativen Stories zuständig. 2002 stößt Mike Rezendes (Ruffalo) auf einen brisanten Hinweis: Anscheinend hat der Kindesmissbrauch durch katholische Priester viel größere Ausmaße als bisher befürchtet und wird noch dazu von obersten Stellen gedeckt. Doch die Recherche stößt an Mauern des Schweigens …

Sie wirken auch immer noch sehr geerdet. Was hält Sie am Boden? Die Wahrheit. Meine Frau. Poesie, Dylan Thomas, und meine Kinder. Die Natur, meine Arbeit … die wirklich wichtigen Sachen halt, die großen Dinge des Lebens.

» SA. 24. 10., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR

15 VIENNALE 2015

DI. 27. 10., GARTENBAUKINO, 10.30 UHR

INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2), PARAMOUNT/VIENNALE


SPIELFILME

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E XK L U S I V-I N TE RV I EW

Chloé ZHAO

Last First Nation SONGS MY BROTHERS TAUGHT ME ist ein ungewöhnlicher Film aus einer unbekannten Welt: Mit SKIP sprach die Regisseurin Chloé Zhao über den Dreh in der Pine Ridge Indian Reservation in South Dakota.

Songs My Brothers Taught Me DRAMA. USA 2015. LÄNGE: 94 Min. BUCH & REGIE: Chloé Zhao. KAMERA: Joshua James Richards. SCHNITT: Alan Canant. MIT: John Reddy, Jashaun St. John, Irene Bedard, Tashya Fuller, Travis Lone Hill, Jorge Dullknife.

Teenager Johnny und seine 11-jährige Schwester Jashaun sind Lakota und leben mit ihrer Mutter im Pine-Ridge-Reservat; ihren Vater kennen sie kaum. Außer Arbeitslosigkeit und Alkoholmissbrauch scheint auf Johnny nicht viel zu warten, er will weg. Doch dann müsste er seine Schwester alleine lassen … Indie-Kino, hautnah am wirklichen Leben.

» FR. 23. 10., GARTENBAUKINO, 13.30 UHR

SA. 31. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 18.30 UHR

INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1), VIENNALE

SKIP: Für mich als Europäerin wirkt das Reservat wie eine völlig fremde Welt. Ich habe am Anfang des Filmes nicht gewusst, ob es sich hier nicht vielleicht doch um ein dystopisches SciFi-Drama handelt. CHLOÉ ZHAO: Ich als Amerikanerin habe darüber auch kaum etwas gewusst. Es ist teilweise erschütternd, wie kaputt die Strukturen in den Reservaten sind. Dabei wäre theoretisch sogar genug Geld da. Aber die Kultur der First Nations ist eben nachhaltig zerstört worden. Michelle Obama hat den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen, als sie gesagt hat: „Man kann nicht einfach Millionen Dollar da reinwerfen und erwarten, dass von alleine eine funktionierende Gesellschaft entsteht.“ Allerdings: Ich will mit meinem Film kein Statement über eine gesellschaftliche Situation machen, sondern eine Geschichte erzählen. Woher kam die Idee dazu? Am Anfang stand die Idee, dass es eine Geschichte sein müsste über die Entscheidung, ob man dort bleiben will oder gehen. Wissen Sie, gerade in den USA hört man oft die Aussage: „Na wenn es dir dort nicht passt, wo du bist, dann zieh doch einfach woanders hin!“ Das ist eine sehr amerikanische Denk16 VIENNALE 2015

weise. Aber es ist genauso eine Lüge wie das Klischee, dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten hätten. Ihre jungen Hauptdarsteller hatten keinerlei Schauspielerfahrung. Wie haben Sie es geschafft, sie zu solch beeindruckenden darstellerischen Leistungen zu bringen? Nicht nur die Hauptdarsteller – ich glaube, man sieht insgesamt drei Leute im Film, die nicht dort geboren und aufgewachsen sind. Wir haben den Dreh um ihr Leben herumgebaut. Wir haben in ihren Häusern gefilmt, mit ihren Freunden, die teilweise mitgespielt haben. Der Halbbruder, der Johnny am Ende hilft, ist Mitglied der American-Indian-Bewegung. Ich habe ihn bei einer Protestveranstaltung kennengelernt. Ich habe ihn gefragt: „Willst du in meinem Film mitspielen?“ Und er drauf: „Spielen? Mein Leben ist doch schon ein Film!“ (lacht) Sie zeigen auch viel von der versteckten Schönheit dieser Gegend. Man vergisst ja oft, dass diese Kids zwar in ihren Häusern sehr viel Hässliches zu sehen bekommen – aber sobald sie rausgehen, haben sie eine der schönsten Landschaften des ganzen Kontinents direkt hinterm Haus.


UND

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Colin FARRELL

Wendekreis des Krebses Eines muss man ihm lassen: Angst hat er vor keiner Rolle. In THE LOBSTER spielt Colin Farrell einen Mann, der in einer futuristischen Beziehungs-Zwangsdiktatur lebt – und eine Zukunft als Hummer in Betracht zieht.

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SKIP: Die Geschichte von The Lobster ist ziemlich überdrüber. Was haben Sie gedacht, als Sie das Drehbuch zum ersten Mal gelesen haben? Haben Sie es gleich verstanden? COLIN FARRELL: Nein, nicht beim ersten Mal. Weil man diese Geschichte einfach nicht so schnell einordnen kann; sie ist komplett anders als alles, was ich bisher gemacht habe. Haben Sie konkret nach so einem ungewöhnlichen Projekt gesucht? Nein, eben nicht! Obwohl ich schon Yorgos’ letzten Film Dogtooth so großartig fand. Ich hab mir den damals mit meiner Schwester angesehen und wir waren hin und weg. Rachel (Weisz, Farrells Filmpartnerin, Anm.) hat mir erzählt, dass sie nach Dogtooth ihrem Agenten aufgetragen hat, sich unbedingt um eine Rolle in Yorgos’ nächstem Film zu bemühen. Und ich hab mir nur gedacht: „Wieso hab ich das eigentlich nicht getan?“ (lacht). Ich bin ganz schlecht bei solchen Sachen, ich sollte mich wirklich proaktiver um meine Karriere kümmern. Also war es ein Zufall, dass Sie die Rolle angeboten bekamen? Ja! Mein Agent rief mich an und fragte: „Hast du schon mal von einem Film namens Dogtooth gehört? Der Regisseur will jetzt seinen ersten englischsprachigen Film drehen …“ Wie haben Sie sich eigentlich körperlich für diese doch recht gewichtige Rolle vorbereitet? Ich habe 8 Wochen lang gefressen wie ein Schwein. Zucker, Carbs … 8.000, 9.000 Kalorien am Tag. Wenn man den Speiseplan liest, klingt es wie die Traum-Diät – aber glauben Sie mir, am dritten Tag hat man’s echt satt. Ich liebe Cheeseburger, Pizza und Eis, aber wenn man das den ganzen Tag regelrecht in sich reinstopfen muss, dann hat man sehr, sehr schnell genug davon. Colin, Sie haben ja erst unlängst mit Ihrem Einsatz in der TV-Serie True Detective für Schlagzeilen gesorgt. Berührungsängste mit dem Fernsehen kennen Sie keine, oder?

Hummer im Korb: Colin Farrell mit seinen The Lobster-Co-Stars Léa Seydoux und Rachel Weisz beim Filmfestival von Cannes.

Eher nicht. Wenn man sich anschaut, was im letzten Monat fürs Kino und was fürs Fernsehen produziert wurde, dann sieht man, dass der Standard beim TV außergewöhnlich ist. Sie haben ja am Beginn Ihrer Karriere schon mal in einer Fernsehserie mitgespielt, nicht wahr? Ja, das war Ballykissangel, für die britische BBC. Und ich muss sagen, seit damals hat sich bei der Fernseharbeit wirklich enorm viel verändert – bzw. ist eine HBO-Produktion wirklich eine ganz andere Dimension. Damals sind wir am Set aufgetaucht, hatten ein bisschen Spaß und das war’s. Bei True Detective war es ein fünfeinhalb Monate langer Dreh mit allen Schikanen. Es ist einfach wirklich nicht mehr so, dass Fernsehen sowas wie eine „kleinere“ Version von Kino ist. Hier war überhaupt nichts kleiner, weder das Budget noch das Set noch die Anforderungen an das Team. Was haben Sie – außer das mit den guten Skripts – noch alles gelernt in Ihrer Karriere? Sind Sie heute ein ganz anderer Schauspieler als früher? Älter und weiser? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht! (lacht) Als Mensch hab ich mich sicher verändert, klar. Ich finde jetzt Yoga cool. Sie sehen heute auch um einiges gesünder aus als vor 10 Jahren. Ich lebe auch sehr gesund. Viel gesünder, als ich mir das jemals hätte vorstellen können. Aber es gefällt mir, ich genieße es wirklich; ich mach’s nicht primär, weil ich gut aussehen will. Schon auch, aber nicht nur. Also gar kein Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll mehr wie früher? Been there, done that. Es wird fad mit der Zeit. Saufen ist sooo 2005. 19 VIENNALE 2015

The Lobster SCIFI-GROTESKE. GR/GB/IRL/NL/F 2015. LÄNGE: 118 Min. REGIE: Yorgos Lanthimos. BUCH: Yorgos Lanthimos, Efthymis Filippou. KAMERA: Thimios Bakatakis. SCHNITT: Yorgos Mavropsaridis. MIT: Colin Farrell, Rachel Weisz, John C. Reilly, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Angeliki Papoulia.

Entweder man lebt in einer harmonischen Paarbeziehung oder man ist vogelfrei, so sind die Regeln. Als David (Farrell) von seiner Frau verlassen wird, wird er mit anderen Alleinstehenden in ein luxuriöses Resort-Hotel eingeschlossen, wo er eine neue Partnerin finden muss; ansonsten wird er in ein Tier seiner Wahl verwandelt, in Davids Fall einen Hummer. Doch es gelingt ihm die Flucht – und er landet ausgerechnet in einer Kolonie militanter Singles.

» DI. 27. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR DI. 03. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2), VIENNALE


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Zoë KRAVITZ

Da Hot Shit Je weiter ihr Musiker-Papa Lenny in der Geschichte verschwindet, desto mehr tritt Zoë ins Rampenlicht: Nach ihrem Auftritt in Mad Max: Fury Road beehrt sie uns nun in der umwerfenden Komödie DOPE .

Dope KOMÖDIE. USA 2015. LÄNGE: 103 Min. BUCH & REGIE: Rick Famuyiwa. KAMERA: Rachel Morrison. SCHNITT: Lee Haugen. MIT: Shameik Moore, A$ap Rocky, Zoë Kravitz, Tony Revolori, Quincy Brown, Kimberly Elise, Chanel Iman, Kiersey Clemons.

Eigentlich will Malcolm (Moore) einfach nur Eighties-Nerd sein: Back to the Future, Star Trek TNG, Neonsocken. Doch wenn man als Schwarzer in einer der übelsten Gegenden von L. A. aufwächst, ist das nicht so einfach. Erst recht, als er sich in die Freundin (Kravitz) eines Drogendealers (A$ap Rocky) verknallt, und dann auch noch ein Drogenpaket in seinem Schulrucksack findet … Frech clevere Komödie ums Erwachsenwerden.

» MO. 02. 11., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR MI. 04. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1), VIENNALE (1)

SKIP: Wie gut kennen Sie die Gegend, in der der Film spielt? ZOË KRAVITZ: Persönlich nicht sehr gut. Aber aus dieser Gegend von L. A. – Inglewood, Compton, South Central – kommen so viele Einflüsse auf die aktuelle Musik und Popkultur der USA, dass man, auch wenn man nie dort gelebt hat, irgendwie vertraut damit ist. Die besten Rapper der USA kommen von dort. Die sind vielleicht nicht in die feinsten Schulen gegangen, aber das sind wirklich die smartesten Leute auf der Welt. War es gefährlich, dort zu drehen? Nicht sehr. Ich hatte auch nicht so viel Drehzeit dort. Aber ich muss generell sagen, ich hab schon in einigen ziemlich miesen Gegenden gearbeitet – und wenn man nett und höflich zu den Leuten ist und ihnen nicht zu sehr im Weg steht, dann wird man überall freundlich aufgenommen. Das Schlimmste war eigentlich die Hitze. Der Dialog in Dope wirkt extrem natürlich – haben Sie viel improvisiert am Set? Nein, lustigerweise überhaupt nicht. Ich bin ja ein bisschen berüchtigt dafür, dass ich immer eigenmächtig an meinen Lines herumstreiche. Ich mag es nicht, wenn allzu viel gequatscht wird. Ich spiele lieber etwas, als es einfach nur auszusprechen. Aber bei diesem Drehbuch hat wirklich alles gepasst. 20 VIENNALE 2015

Obwohl es ziemlich viel Text war, war nichts überflüssig, und jeder Satz hat gesessen. Sie haben sich mittlerweile schon ziemlich aus dem Schatten Ihres Vaters freigespielt. Freut Sie das? Na klar! Doch so ganz kann es noch nicht stimmen, sonst hätten Sie mich das jetzt nicht gefragt (lacht). Aber mittlerweile habe ich meinen Platz gefunden, es macht mir nichts mehr aus, wenn ich auf meinen Vater angesprochen werde, weil ich weiß, wer ich bin und was ich kann, und dass ich meine Karriere mittlerweile sicher nur dem verdanke, was ich mir selber erarbeitet habe. Puff Daddys Stiefsohn Quincy ist einer Ihrer Filmpartner in Dope – und er hat gemeint, wenn man so einen Background hat, muss man doppelt so hart arbeiten, um anerkannt zu werden. Einerseits kommt man sicher leichter wo rein – aber um drinzubleiben, muss man sich sehr, sehr anstrengen. Und Sie treffen offensichtlich auch die richtigen Entscheidungen – wie z. B. Ihre Rolle in Mad Max beweist … Das war allerdings nicht wirklich schwierig – man bekommt einen Anruf von George Miller, da bleibt einer nicht viel übrig außer: „Ja, klar!“ zu sagen.


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John TURTURRO

Mamma Mia! In Nanni Morettis MIA MADRE spielt John Turturro einen schwer danebenen MöchtegernHollywoodstar. Im SKIP-Interview war der großartige Charakterdarsteller selbstredend wieder ganz bei sich.

mia madre DRAMA. Italien/Frankreich 2015. LÄNGE: 103 Min. REGIE: Nanni Moretti. BUCH: Nanni Moretti, Francesco Piccolo, Valia Santella. KAMERA: Arnaldo Catinari. SCHNITT: Clelio Benevento. MIT: Margherita Buy, John Turturro, Nanni Moretti, Domenico Diele.

Regisseurin Margherita (Buy) kämpft an allen Fronten: Die Beziehung mit ihrem Freund ist am Ende, die pubertierende Tochter hat Probleme in der Schule, und am Set ihres neuesten Projekts gibt’s schwere Probleme mit dem amerikanischen Starschauspieler (Turtorro). Doch am meisten belastet sie, dass ihre Mamma schwer herzkrank im Spital liegt – von allen ihren Problemen ist dies das mit Abstand existenziellste.

» SO. 25. 10., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR MI. 28. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1), VIENNALE

SKIP: Nanni Moretti hat uns erzählt, er hätte Sie vor allem deshalb gecastet, weil er Ihre ganz besondere Verrücktheit schätzt. Was sagen Sie dazu? JOHN TURTURRO: Das hat er gesagt? (lacht) Ach, ich spiele doch nur das, was man von mir verlangt. Manchmal bin ich ruhig, manchmal wild und manchmal halt verrückt. Aber ich schätze, er wollte jemanden, der die Melancholie seiner Geschichte ein bisschen aufrauht. Ich mochte sein Drehbuch ja wirklich sehr gern – es berührt so viele Wahrheiten. Zum Beispiel die, dass man immer glaubt, das Leben werde mit dem Alter einfacher. Dabei wird es immer komplizierter. Sie spielen einen Schauspieler mit ziemlich heftigen Allüren. Kennen Sie solche Leute aus eigener Erfahrung? Oh ja, auch solche sind mir schon untergekommen. Steckt von Ihnen selber vielleicht auch etwas in dieser Figur? Das verrate ich sicher nicht (lacht). Aber ich kann Ihnen sagen, was ich nicht bin: Ich bin im Gegensatz zu meiner Filmfigur ein ziemlich organisierter Schauspieler, der immer möglichst vorbereitet ans Set kommt. Es sind mir schon sehr viele Kollegen untergekom22 VIENNALE 2015

men, die nicht einmal ihren Text können. So was ist einfach mühsam für alle Beteiligten. Das Detail, dass Ihre Filmfigur schon mal von Stanley Kubrick persönlich gefeuert wurde, ist aber schon von Ihrer eigenen Geschichte inspiriert, nicht wahr? Nun, Stanley wollte damals, dass ich bei Eyes Wide Shut mitspiele. Er hat sogar eine eigene Rolle für mich geschrieben. Den Klavierspieler. Aber ich war lange nicht sicher, ob ich verfügbar sein würde, und schließlich hat er mich umbesetzt. Aber von einem Set gefeuert wurde ich nie. Waren Sie manchmal nahe dran? Schon, ja. Ich habe ja bereits mit allen möglichen Regisseuren gearbeitet, und da waren durchaus Härtefälle dabei. Ich habe mit Billy Friedkin gedreht und mit Michael Cimino; ich habe mühsam lernen müssen, mich zu behaupten. Aber tut man das nicht, überrollen die einen wie eine Dampfwalze. Sehen Sie eigentlich hin und wieder Ihre alten Filme an? Wenn sie im Fernsehen laufen, dann bleiben meine Frau und ich öfters hängen. The Big Lebowski z. B. schaut sie gerne an, dann kann sie wieder „Bowling Jesus“ zu mir sagen.


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KAWASE Naomi

Slow Life Eingebettet in eine zärtliche, kulinarische Geschichte um einen Einsamen, der zu einer Patchworkfamilie findet, erzählt Kawase Naomi (Mogari no Mori) in AN von einem politisch heiklen Thema.

An DRAMA. Japan/Frankreich/Deutschland 2015. LÄNGE: 113 Min. REGIE: Kawase Naomi. BUCH: Kawase Naomi, nach dem Roman von Sukegawa Durian. KAMERA: Akiyama Shigeki. SCHNITT: Tina Baz. MIT: Kirin Kiki, Nagase Masatoshi, Uchida Kyara, Asada Miyoko.

Sentaro hat ein kleines Standl, an dem er Pfannkuchen mit süßer Bohnenfülle, in Japan An genannt, verkauft. Die Arbeit nervt, er hat aber Schulden und kann nicht weg. Für Wakana, eines der Schulmädchen, das mittags zu ihm kommt, ist Sentaro aber ein wichtiger Ansprechpartner. Und neuerdings kommt ständig eine kleine alte Dame mit knorrigen Händen vorbei und will Sentaro ihr Rezept für Bohnenpaste beibringen. Doch die Dame hat ein trauriges Geheimnis …

» MO. 26. 10., URANIA, 20.30 UHR INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1), VIENNALE

SKIP: Es ist das erste Mal, dass Sie ein Buch von jemand anderem verfilmen. Ist die Vorlage sehr bekannt? KAWASE NAOMI: Das Buch handelt vom grausamen Umgang mit Leprakranken in Japan (Infizierte mussten bis 1996 in geschlossenen Anstalten leben und wurden zwangssterilisiert, Anm.) und wurde deswegen von vielen großen Verlegern abgelehnt. Nur ein kleiner Verlag brachte das Buch heraus; die erste Auflage betrug nur 10.000 Stück, das ist sehr wenig in Japan. Aber allmählich wird es bekannter. Und zusätzlich habe ich versucht, den Film noch weiter in der Realität zu verankern. Meinen Sie damit das Sanatorium für Leprapatienten? Ja, das Sanatorium im Film ist echt, es war das erste Mal, dass einer Filmcrew erlaubt wurde, dort zu drehen. Die Genehmigung zu bekommen war fürchterlich kompliziert, normalerweise ist das für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Dort zu drehen war ähnlich wie die Arbeit an meinen Dokumentarfilmen: Ich bin hingefahren und habe versucht, mich anzufreunden mit den Leuten, die unter dieser Krankheit leiden. Manche von ihnen kommen sogar im Film vor. 23 VIENNALE 2015

Ihre Hauptdarstellerin Kirin Kiki spielt auch eine kleine Rolle in Koreedas Film Umimachi Diary. Sie ist in Japan ein Star, nicht wahr? Ja, sie ist eine Ikone, aber sie hat bisher hauptsächlich im Fernsehen und in großen Filmproduktionen gespielt. Da war meine Arbeitsweise für sie natürlich fremd – etwa, dass in meinen Filmen Leute mitspielen, die diese Dinge wirklich erlebt haben. Das fand sie faszinierend. Der Autor der Vorlage hatte schon an Kiki gedacht, als er den Roman schrieb, und so beschlossen wir, dabei zu bleiben. Sie hat mir dann ihre Enkelin Kyara vorgestellt, und die hat mir so gut gefallen, dass ich sie als das junge Mädchen im Film besetzt habe. In An spielt Essen die Rolle, die in anderen Ihrer Filme die Natur einnimmt. Ist in Japan Essen so heilig wie die Bäume und das Wasser? Ich denke, das gilt doch für die ganze Welt, oder nicht? Ich persönlich finde, Essen ist etwas Heiliges, wovor wir Respekt haben müssen. Aber die jüngere Generation ist heute vor allem auf Fast Food aus. Sie zahlen und wollen dann schnell essen. Mein Film handelt von sehr langsamem Essen. Slow Food!


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Stephan RICHTER

Aus dem Leben Vor 6 Jahren wurde in Krems ein unbewaffneter 14-Jähriger bei einem Supermarkt-Einbruch von einem Polizisten von hinten erschossen. Filmemacher Stephan Richter zeichnet den furchtbaren Fall in EINER VON UNS nach.

Einer von uns DRAMA. Österreich 2015. LÄNGE: 86 Min. BUCH & REGIE: Stephan Richter. KAMERA: Enzo Brandner. SCHNITT: Andreas Wodraschke, Julia Drack. MIT: Jack Hofer, Christopher Schärf, Simon Morzé, Markus Schleinzer, Andreas Lust, Birgit Linauer.

Jung sein in Lerchenfeld bei Krems: Viel Energie, kreative Ideen und nichts zu tun. Nicht mal Rumhängen geht, sofort wird man von einem Erwachsenen vertrieben. Als der 14-Jährige Julian den etwas älteren, rebellischen Marko kennenlernt, gibt’s endlich ein bisschen Action – und aus Langeweile fassen die beiden einen abenteuerlichen Plan … Eindringliche, aber nie wertende Verfilmung des Kriminalfalls, mit Andreas Lust als Polizist.

» SA. 31. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR DI. 03. 11., URANIA, 13.00 UHR

INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: LILI SCHAGERL VIENNALE

SKIP: Stephan, du kommst vom Experimentalfilm – wie bist du da ausgerechnet auf dieses Thema gestoßen? STEPHAN RICHTER: Diese Geschichte hat mich ganz speziell berührt. Schon weil ich mich damals doch ziemlich stark damit identifiziert habe, was die Kids dort gemacht haben. Weil das so Sachen sind, die ich mehr oder weniger in meiner Jugend auch gemacht habe – so wie wohl jeder andere auch. Und da habe ich gedacht: „He, da könnte ich jetzt auch tot sein.“ Wo habt ihr gedreht? Wohl nicht am Originalschauplatz? Nein, natürlich nicht. Es ist kein Markt einer großen Konzernkette, die haben ja sowieso gleich alle abgewunken. Wir haben dann Gott sei Dank diesen wunderschönen Supermarkt gefunden, der von einer Einzelperson geführt wird, was ja im Lebensmittelhandel wirklich sehr rar geworden ist. Christoph Schärfs Figur des Rädelsführers erinnert fast ein bisschen an James Franco in Spring Breakers. Mit Absicht? (lacht) Nicht so wirklich, der ist uns in der Mitte des Drehs irgendwie so ein wenig druntergekommen, der James Franco. Wir merkten, dass da eine gewisse Ähnlichkeit da ist. Aber mich hat es dann nicht gestört, denn das ist 24 VIENNALE 2015

ja auch genau das, worum es eigentlich geht: Ein total überhöhter Typ, der in seinem Leben ziemlich viel versaut hat und eigentlich ein ziemlicher Verlierer ist, aber es reicht immer noch, dass die 14- bis 16-Jährigen den ein bisschen anhimmeln. Wegen ein bisschen Style oder einer fetten Karre. Welche Reaktionen erwartest du dir jetzt vom österreichischen Publikum? Ich wünsche mir einfach endlich einen ehrlichen und offenen Diskurs. Wir sind ja schon im Vorfeld von der Kronen Zeitung dafür kritisiert worden, dass wir überhaupt einen Film über dieses Thema machen. Dort stand ja auch damals der unfassbare Satz „Wer alt genug zum Einbrechen ist, ist auch alt genug zum Sterben.“ Michael Jeannées Kommentar war einfach eine Katastrophe. Wenn man sowas schreibt, frag ich mich schon, ob man geschnallt hat, was da eigentlich passiert ist. Da ist ein Kind erschossen worden! Wo ist da die Grenze zwischen einem schwerkriminellen Akt oder dem, was es in dem Fall einfach war, einer lächerlichen Mutprobe? Heißt es dann auch „Wer alt genug zum Kiffen oder Saufen ist, ist alt genug zum Sterben?“ Ich glaube, genau in diesen seltsamen Abgründen des Alltags, da fängt Faschismus an.


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Jessica CHASTAIN

Frau im Schatten Von Strindberg bis Science Fiction: Kein Genre, das Jessica Chastain nicht schon ausprobiert hat. In J. C. Chandors Thriller A MOST VIOLENT YEAR ist sie die Unternehmersgattin von Oscar Isaac, der um seine Integrität ringt.

A Most Violent Year THRILLER. LÄNGE: 125 Min. USA 2015. BUCH & REGIE: J. C. Chandor. KAMERA: Bradford Young. SCHNITT: Ron Patane. MIT: Jessica Chastain, Oscar Isaac, David Oyelowo, Albert Brooks.

New York, 1981: Die Kriminalitätsrate ist auf einem historischen Höchststand. Abel Morales (Isaac) träumt dennoch den amerikanischen Traum: Er ist verheiratet mit Anna (Chastain), der Tochter eines Brooklyner Mobsters, dessen Heizölhandel er übernommen hat. Er schwört, das Geschäft legal aufzuziehen, doch die Konkurrenz schläft nicht, und Anna ist zu allem bereit, um die Familie zu schützen …

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FR. 23. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR DI. 27. 10., GARTENBAUKINO, 06.30 UHR MI. 28. 10., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR

INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1), VIENNALE (1)

SKIP: J. C. Chandor ist einer der überraschendsten Regisseure der letzten Jahre. Wie schätzen Sie ihn ein? JESSICA CHASTAIN: Er ist ein wichtiger Filmemacher, weil er über den Kapitalismus in den USA auf eine Weise aufklärt, wie wir sonst nicht darüber nachdenken. Margin Call, All Is Lost und jetzt A Most Violent Year sind alles Filme, die davon handeln, was der Kapitalismus mit einem Menschen macht. A Most Violent Year spielt in jenem Moment der amerikanischen Wirtschaft, kurz bevor Gordon Gekko sagt: „Gier ist gut“.

Ach, diese drei Frauen sind sehr unterschiedlich. Die Mossad-Agentin Rachel ist eine gebrochene Frau, sie ist keine echte Mörderin, sie sucht nach Zugehörigkeit zu einer Familie, zu einem Volk. Maya in Zero Dark Thirty wird tatsächlich vom Bedürfnis nach Rache aufgefressen. Ganz anders als Anna in A Most Violent Year – sie ist eine Frau in einer Männerwelt. Sie spielt nur die Rolle der Ehefrau, dabei ist sie in Wirklichkeit nicht anders als Dick Cheney an der Seite von George W. Bush: sie tut vieles hinter den Kulissen, dessen sich niemand bewusst ist.

Ist die US-Wirtschaft auf dieser Form der Kriminalität mit aufgebaut? Ich bin Optimistin. Ich will daran glauben, dass es möglich ist, Erfolg zu haben ohne aufzugeben, wer man ist. Natürlich ist dieser Film auch eine flammende Anklage gegen den Kapitalismus, und deswegen muss das so erzählt werden.

Sie haben Oscar Isaac für die Rolle vorgeschlagen. War ihm bewusst, dass er der Bush zu Ihrem Cheney ist? Ja, ich habe ihn vorgeschlagen, er ist ein alter Studienfreund von mir. Aber sobald J. C. ihn getroffen hatte, war offensichtlich, dass er wirklich ideal ist. Und ja, als ich die erste Drehbuchfassung bekommen hatte, hatte ich gerade eine Doku über Cheney gesehen, und sagte zu J. C.: „Das ist für mich das Besondere an diesen beiden, das trennt sie vom Stereotyp eines normalen Ehepaares.“ Davon ausgehend entwickelte er weitere Szenen und Details. Oscar wusste das. Und es hat ihm gefallen (lacht).

Anna, die Sie hier spielen, ist ziemlich furchteinflößend. Macht es Ihnen Spaß, stählerne Frauen zu verkörpern, wie z. B. Maya in Zero Dark Thirty, Rachel Singer in Eine offene Rechnung und jetzt eben Anna? 25 VIENNALE 2015


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Guillaume NICLOUX

Tal der Erkenntnis Im Death Valley hatte der französische Filmemacher eine derart elementare Erfahrung, dass er daraus gleich seinen Film VALLEY OF LOVE mit Isabelle Huppert und Gérard Depardieu machte. SKIP traf ihn in Cannes.

Valley of Love DRAMA. Frankreich/Belgien 2015. LÄNGE: 93 min. REGIE: Guillaume Nicloux. BUCH: Guillaume Nicloux, David H. Pickering. KAMERA: Christophe Offenstein. SCHNITT: Guy Lecorne. MIT: Isabelle Huppert, Gérard Depardieu, Dan Warner.

35 Jahre nach Maurice Pialats Loulou sehen wir die beiden französischen Superstars Isabelle Huppert und Gérard Depardieu endlich wieder gemeinsam in einem Kinofilm – und die Reunion ist so antiklimaktisch, dass es eine Freude ist. Guillaume Nicloux (Die Entführung des Michel Houellebecq) schickt die beiden als Schauspieler-Ex-Ehepaar auf der Suche nach den Hintergründen für den Selbstmord ihres gemeinsamen Sohnes in die Mojave-Wüste. SA. 24. 10., GARTENBAUKINO, 01.00 UHR (VON SA. AUF SO.) MI. 04. 11., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1) VIENNALE

SKIP: Wieso haben Sie als französischer Regisseur Ihren Film ausgerechnet in den USA im Death Valley gedreht? GUILLAUME NICLOUX: Die Landschaft und die Umgebung sind immer eine Hauptinspirationsquelle für einen Kinofilm. Und ich habe privat die Mojave-Wüste und das Death Valley besucht und hatte dort eine ganz elementare Erfahrung, die mich zutiefst bewegt hat – und dort fiel mir auch die Geschichte zu diesem Film ein. Ich hätte ihn woanders gar nicht machen können. Was für eine Art Erfahrung war das? Eine spirituelle, mentale oder physische? Allumfassend! Ich kann es mit Worten einfach nicht besser beschreiben. Es ist nicht wirklich konkret etwas passiert, aber es war einer dieser Momente, die mein Leben verändert haben. Sie haben gesagt, die Wüste sei einer dieser Plätze, an denen die Zeit horizontal verläuft. Wie genau meinen Sie das? Wenn Sie schon mal in der Wüste waren, können Sie das wahrscheinlich ein bisschen nachvollziehen. Die Wüste hat heftige Auswirkungen auf unsere innere chemische Balance, auf unseren Metabolismus. Und das verändert auch das Zeitgefühl. Man ist nicht mehr bestimmt vom selben Rhythmus wie wir hier in der westlichen Welt. Deshalb 26 VIENNALE 2015

gehen viele Grenzen und Beschränkungen einfach verloren. Hier bei uns bin ich Herr meines Lebens, teile mir meine Zeit ein und handle danach. In der Wüste richtet man sich nicht nach der Zeit, und das Leben wird nicht von einem selber, sondern von den Elementen bestimmt. Wenn Sie sagen, dass Sie in der Wüste nicht über Ihr Leben bestimmen können, wie war es dann für Sie als Regisseur, dort zu drehen? Man muss die Widerstände, die Einschränkungen und dort wirkenden Kräfte nutzen, so gut es geht. Man darf sich daran nicht entmutigen, sondern muss sich stimulieren lassen, die Kreativität darauf ausrichten. Man wird dann oft aufmerksamer und sensibler, weil man im Moment entscheiden muss. Wie ging es Isabelle Huppert und Gérard Depardieu dort? Es ist ja faszinierend anzusehen, wie die beiden in dieser fremden Gegend herumwandern, zum ersten Mal seit 35 Jahren gemeinsam in einem Film. Die beiden waren wirklich wunderbar. Sie sind großartige Schauspieler und haben die Idee, für einen Dreh in diese mächtige Landschaft verpflanzt zu werden, toll gefunden – es war mit Sicherheit für uns alle eine sehr intensive Erfahrung.


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Charlie KAUFMAN

Ausnahmsweise Being John Malkovich, Adaptation, Eternal Sunshine of the Spotless Mind … Kaufmans Drehbücher sind allesamt Ausnahmeerscheinungen. Nun präsentiert er das Stop-Motion-Kunstwerk ANOMALISA , bei dem er auch Co-Regie führt.

Anomalisa DRAMA. USA 2015. LÄNGE: 90 Min. REGIE: Charlie Kaufman, Duke Johnson.BUCH: Charlie Kaufman. KAMERA: Joe Passarelli. SCHNITT: Garret Elkins. MIT DEN STIMMEN VON: David Thewlis, Jennifer Jason Leigh, Tom Noonan.

Michael Stone ist erfolgreicher Autor, Familienvater, und deprimiert. Die Welt ist so banal, alle Menschen haben die gleichen Gesichter, die gleiche Stimme. Da trifft er die schüchterne Callcenter-Angestellte Lisa – und hört zum ersten Mal eine Stimme, die anders klingt … Wunderschöne Puppen-Liebesgeschichte, in Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. SKIP-Klugscheißer-Tipp: Vor dem Screening „Fregoli-Syndrom“ googeln!

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DO. 05. 11., GARTENBAUKINO, 19.30 UHR (NUR MIT EINLADUNG) DO. 05. 11., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR

INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH VIENNALE

SKIP: Anomalisa entstand bereits vor 10 Jahren, und zwar als Theaterstück, bzw. ein auf der Bühne aufgeführtes Hörspiel. Wie kam’s zur die Idee, daraus einen Stop-Motion-Animationsfilm zu machen? CHARLIE KAUFMAN: Ein Freund eines Freundes hat das Stück gesehen und sich das Skript schicken lassen, weil es ihm so gefallen hat. Und genau der hat vor ein paar Jahren ein Studio für Animationsfilme gegründet und ist wieder auf meine Geschichte gekommen. Sie haben als Voice Actors auch wieder dieselben Schauspieler verwendet? Ja, genau. David Thewlis, Jennifer Jason Leigh und Tom Noonan. Sie waren damals schon unglaublich gut, und ich hätte mir niemand anderen für den Film vorstellen können. Wie schwer war es, die Geschichte von Hörspiel auf Animationsfilm zu übersetzen? Wir mussten viele komplexe Entscheidungen treffen. Das Hörspiel kommt oft ganz anders rüber als der Film, obwohl der Dialog genau der gleiche ist. Die Sex-Szene etwa war im Original eher komisch, im Film wollten wir sie so emotional und berührend wie möglich machen. 28 VIENNALE 2015

Wie lange wurde die vorausgeplant, wie sind Sie da überhaupt herangegangen? Nun, das Erste, worüber man sich da immer klar werden muss, ist, was will man mit einer Szene bezwecken, was will man aussagen? Und wir wollten hier echte Intimität zeigen, nicht einfach einen Sketch über zwei Marionetten, die Sex haben. Wir haben stundenlang darüber geredet, was das Wesen dieser Szene ausmachen könnte. Es war ein langer Prozess. Sie haben Ihre Karriere als Schreiber für Fernsehserien begonnen. War das ein harter Einstieg? Nicht wirklich. Als ich damals beim Fernsehen angefangen habe, war das ja eine tolle Entwicklung für mich. Ich hatte zuvor über 10 Jahre lang irgendwelche Telefonjobs gemacht – und nun konnte ich erstmals mit dem Geld verdienen, was mir wirklich lag. Ich war sehr happy, dort gelandet zu sein. Sicher, man ist sich halt auch immer bewusst, dass man für jemand anderen arbeitet. Mein erstes Kinodrehbuch, Being John Malkovich, habe ich nebenbei geschrieben, in meiner Freizeit – und ich hatte das große Glück, dass es dann wirklich jemand verfilmen wollte.


San SebaStián int. Film FeStival New Directors Competition 2015

Zurich Film FeStival Competition 2015

GolDeN Girls Film präsentiert

ab mber 2 0 . n ov e im KiNo

einer von unS ein Film von sTePHaN riCHTer nach einer wahren begebenheit


’15 Spielfilme

Dheepan DRAMA/THRILLER. Frankreich 2015. LÄNGE: 109 Min. REGIE: Jacques Audiard. BUCH: Jacques Audiard, Thomas Bidegain & Noé Debré. KAMERA: Éponine Momenceau. SCHNITT: Juliette Welfing. MIT: Jesuthasan Antonythasan, Kalieaswari Srinivasan, Claudine Vinasithamby, Vincent Rottiers.

des aktuellen Autorenkinos Europas etabliert – umso überraschender, dass sich seine in Cannes palmenprämierte neue Arbeit nun über weite Strecken nahezu nüchtern anlässt. Diese (bis zum gewohnt vitalen Finale) ungewohnten Töne geben Dheepan dabei aber eine subtile Dringlichkeit; während Fragen zur Lage Vertriebener angerissen werden, die brennender kaum sein könnten. Ein Film zur Zeit. CP DO. 29. 10., GARTENBAUKINO, 17.30 UHR SA. 31. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

Der Nachtmahr

Réalité

Queen Of Earth

MYSTERY/HORROR/THRILLER. Deutschland 2015. LÄNGE: 88 Min. BUCH, REGIE & SCHNITT: Akiz. KAMERA: Clemens Baumeister. MIT: Carolyn Genzkow, Sina Tkotsch, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Kim Gordon.

GROTESKE/KOMÖDIE. Frankreich/Belgien/USA 2014. LÄNGE: 95 Min. BUCH, REGIE, KAMERA & SCHNITT: Quentin Dupieux. MIT: Alain Chabat, Jonathan Lambert, Élodie Bouchez, Jon Heder.

DRAMA/THRILLER. USA 2015. LÄNGE: 90 Min. BUCH & REGIE: Alex Ross Perry. KAMERA: Sean Williams. SCHNITT: Robert Greene. MIT: Elisabeth Moss, Katherine Waterston, Patrick Fugit, Kentucker Audley, Keith Poulson.

Sein Ruf eilt ihm zu Recht voraus: Der schon als Student oscarnominierte deutsche Artist Akiz versteht sich zweifellos auf den Einsatz seines audiovisuellen Überwältigungsarsenals, so wie er seinem zwischen Twilight Zone, E.T. und Lynchesque ungezähmt flirrenden Herzensprojekt, das ein Mädchen ob der (imaginierten?) Anwesenheit einer gollumesken Kreatur in die Psychohölle schickt und damit Germany’s Genrekino selten gesehene Geilheiten abringt. Get Ur Freak On! CP

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FR. 23. 10., GARTENBAUKINO, 23.59 UHR SA. 24. 10., URANIA, 15.30 UHR

Ein Film im Film! Ein Traum? Ein Traum im Film? Ein Traum von einem Film ist auch die vierte Langarbeit von Quentin Dupieux (als Musikant als Mr. Oizo bekannt) so oder so – vorausgesetzt man kann sich fallen lassen in die Welt (patentiert weird) des Franzosen mit all ihren doppelten Böden, surrealen Schnitzeljagden und Meta-Spielereien. Reality is just an illusion!? Irgendwo träumt Charlie Kaufman grad unruhig – von blauen Videokassetten in erlegten Wildsäuen. CP

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MI. 04. 11., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR DO. 05. 11., URANIA, 20.30 UHR

30 VIENNALE 2015

Ein Haus am See. Zwei Freundinnen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Und ein mysteriöser Fremder, der alles durcheinander wirbelt: Willkommen im neuesten filmischen Kammerspiel des amerikanischen Independent-Wunderkinds Alex Ross Perry (Listen Up Philip). Zwischen Polanski und Bergman liefert der cinephile Eigenbrödler hier mit Hilfe seiner Filmmuse Elisabeth Moss einen Thriller der Extraklasse ab, bei dem die „schärfste Waffe“ einmal mehr der Verstand ist. DR

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SO. 25. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR MO. 26. 10., STADTKINO IM KH, 13.30 UHR

FOTOS: VIENNALE

SRI LANKA: Der Bürgerkrieg steht vor seinem Ende, der Aufstand der tamilischen Tiger wurde niedergeschlagen, die Rebellen müssen nun schauen, dass sie so schnell es geht außer Landes gelangen. Einer dieser Fighter ist Dheepan, zusammen mit einer Frau und einer Tochter, die nicht seine sind, aber die Chancen auf Asyl verbessern, setzt er sich nach Paris ab, wo er in einem Sozialbau am Stadtrand strandet. Das Alltagsleben dort entpuppt sich durch das Schalten und Walten übler Drogengangs allerdings kaum weniger gefährlich als das in der Heimat … Mit seinem elektrifizierenden Eskalationskino (Ein Prophet) hat sich Jacques Audiard als einer der spannendsten Player


SPIELFILME

Experimenter DRAMA. USA 2014. LÄNGE: 97 Min. BUCH & REGIE: Michael Almereyda. KAMERA: Ryan Samul. SCHNITT: Kathryn J. Schubert. MIT: Peter Sarsgaard, Winona Ryder, John Leguizamo.

Stanley Milgrams berüchtigtes Experiment, in dem Probanden als „Lehrer“ auf Befehl teilnehmende „Schüler“ mit vorgeblichen Stromstößen bestraften, schrieb 1961 Psychologiegeschichte. Peter Sarsgaard spielt den waghalsigen Forscher, der sich dem Geheimnis vom Gehorsam widmet, Winona Ryder seine Gattin. Der schon im echten Leben ziemlich unglaublichen Story und ihren Folgen verpasst Regisseur Michael Almereyda (Nadja, Trance) eine angenehm unsentimentale, unangepasste Form. JP

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MO. 02. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR DI. 03. 11., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR

The Diary of a Teenage Girl DRAMA. USA 2015. LÄNGE: 102 Min. BUCH & REGIE: Marielle Heller. KAMERA: Brandon Trost. SCHNITT: Marie-Hélène Dozo, Koen Timmerman. MIT: Bel Powley, Alexander Skarsgård, Kristen Wiig, Christopher Meloni.

Ihr Tagebuch führt das titelgebende Girl im San Francisco der 1970er mit dem Dictaphone: Obwohl Minnie hochgradig schüchtern ist, würde sie gern mal was mit einem Jungen haben. Das erste Mal passiert ihr dann jedoch mit dem Freund der Mutter – was Leben noch mehr auf den Kopf stellt. Feinfühlig gezeichnetes, stark gespieltes, spritzig inszeniertes Coming-of-Age-Drama. CP

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DI. 27. 10., URANIA, 23.00 UHR DI. 03. 11., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR

Umimachi Diary

DRAMA. USA 2015. LÄNGE: 112 Min. REGIE: Ramin Bahrani. BUCH: Ramin Bahrani, Amir Nader. KAMERA: Bobby Bukowski. SCHNITT: Ramin Bahrani. Mit: Andrew Garfield, Michael Shannon, Laura Dern, Noah Lomax.

Der alleinerziehende Vater Dennis (Garfield) wird aus seinem Haus geworfen, ein Kredit war fällig. Doch der Typ (Shannon), der ihn rausgeschmissen hat, bietet ihm ein Geschäft an: Wenn Dennis für ihn die Drecksarbeit übernimmt und seinerseits Räumungen durchführt, kann er sein Haus behalten. Aus Existenzangst wird Aufstiegshoffnung wird Moralverlust: Ramin Bahrani (Chop Shop, At Any Price) berichtet aus dem pechschwarzen Herzen der Immobilienkrise. MM

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MO. 02. 11., GARTENBAUKINO 20.30 UHR DI. 03. 11., GARTENBAUKINO 06.30 UHR DO. 05. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

Chevalier

FAMILIENGESCHICHTE. JAPAN 2015. LÄNGE: 128 Min. REGIE: Koreeda Hirokazu. BUCH: Koreeda Hirokazu nach dem Manga von Yoshida Akimi. KAMERA: Takimoto Mikiya. SCHNITT: Koreeda Hirokazu. MIT: Ayase Haruka, Nagasawa Masami, Kaho, Hirose Suzu.

FOTOS: VIENNALE

99 Homes

DRAMA/KOMÖDIE. Griechenland 2014. LÄNGE: 105 Min. REGIE: Athina Rachel Tsangari. BUCH: Athina Rachel Tsangari, Efthimis Filippou. KAMERA: Christos Karamanis. SCHNITT: Matt Johnson, Yorgos Mavropsaridis. MIT: Yorgos Kentros, Panos Koronis.

ERST BEIM BEGRÄBNIS ihres lang verschollenen Vaters erfahren die drei Schwestern Sachi, Yoshiko und Chika, dass sie eine junge Halbschwester haben: Die 13-jährige Suzu hat sich in seinen letzten Lebensmonaten allein um den kranken Vater gekümmert. Aus einem Impuls schlägt die älteste Schwester vor, Suzu möge doch bei ihnen wohnen, und die anderen sind begeistert: In Umimachi Diary (nach einem Manga von Yoshida Akimi) lotet Koreeda Hirokazu nach Like Father, Like Son erneut aus, woraus Liebe und Familie gemacht sind, in einer zärtlichen Erzählung, in der die Schwestern von zaghafter Freundschaft zu inniger Liebe finden – und mit Hilfe von sehr viel wunderschönem Essen. MM

It’s a man’s world! Zumindest davon sind die maskulinen Prachtexemplare auf einer Luxusyacht im Ägäischen Meer überzeugt. Da Jet-Ski fahren und Angeln auf Dauer doch zu eintönig sind, beschließen die sechs Freunde kurzerhand, den besten Mann unter ihnen zu krönen: den Chevalier. Athina Rachel Tsangari (Attenberg) liefert in ihrer bissigen und herrlich trockenen Satire vielleicht den tragikomischsten „Schwanzvergleich“ seit Langem ab. DR

» FR. 23. 10., URANIA, 15.30 UHR / SA. 31. 10., METRO, HISTORISCHER SAAL, 18.30 UHR

DI. 03. 11., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR MI. 04. 11., URANIA, 23.00 UHR

31 VIENNALE 2015

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SPIELFILME

’15 Spielfilme

As mil e uma noites

Kiseiju

DRAMA. Portugal/Frankreich/Deutschland/Schweiz 2015. LÄNGE: 125 Min./131 MIN./125 MIN. REGIE: Miguel Gomes. BUCH: Telmo Churro, Miguel Gomes, Mariana Ricardo. KAMERA: Mário Castanheira, Sayombhu Mukdeeprom. SCHNITT: Telmo Churro, Miguel Gomes, Pedro Filipe Marques. MIT: Miguel Gomes, Carloto Cotta, Crista Alfaiate, João Pedro Bénard, Isabel Muñoz Cardoso.

HORROR. Japan 2014. LÄNGE: 107 Min. REGIE: Yamazaki Takashi. BUCH: Kosawa Ryôta, Yamazaki Takashi. KAMERA: Atô Shôichi. SCHNITT: Hogaki Junosuke. MIT: Sometani Shôta, Fukatsu Eri, Hashimoto Ai.

NICHT SCHEHEREZADE erzählt hier um ihr Leben, sondern der portugiesische Regisseur Miguel Gomes (Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Schuld) selbst, der auch in einer Hauptrolle zu sehen ist. In drei Teilen finden sich Geschichten, die die Wirtschaftskrise geschrieben hat, voll absurder Nebenfiguren und Höhepunkte: da gibt’s ein Hundegespenst, Politiker und Banker mit Dauererektion, Vogelwettsingen und sonst noch allerhand. Surreal, magisch, wortwörtlich fabelhaft und immer elegant. JP

Wurmartige Außerirdische überfallen die Erde und kriechen nachts durch die Ohren den Menschen ins Hirn. Der 17-jährige Izumi allerdings trägt im Schlaf Kopfhörer, daher kriecht das Alien namens Migi in seinen Arm hinein und übernimmt nur die rechte Hand. Die beiden lernen, sich miteinander zu arrangieren und werden zu Vermittlern zwischen den Lagern, doch kann Izumi die Invasion stoppen? Superschräge Verfilmung des Horrormanga von Iwaaki Hitoshi. MM

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MI. 28. 10., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR MO. 02. 11. STADTKINO IM KH, 11.00 UHR

The End of the Tour

Boi Neon

L‘ Aquarium et la nation

ROAD MOVIE. USA 2014. LÄNGE: 106 Min. REGIE: James Ponsoldt. BUCH: Donald Margulies, nach einer Vorlage von David Lipsky. KAMERA: Jakob Ihre. SCHNITT: Darrin Navarro. MIT: Jesse Eisenberg, Jason Segel, Mamie Gummer, Joan Cusack.

DRAMA. Brasilien/Uruguay/Niederlande 2015. LÄNGE: 101 Min. BUCH & REGIE: Gabriel Mascaro. KAMERA: Diego Garcia. SCHNITT: Fernando Epstein, Eduardo Serrano. MIT: Juliano Cazarré, Maeve Jinkings, Josinaldo Alves, Roberto Berindelli, Samya De Lavor.

KURZFILM. Schweiz/Frankreich 2015. LÄNGE: 31 Min. BUCH & REGIE: Jean-Marie Straub. KAMERA: Christophe Clavert.

Der Suizid des Schriftstellers David Foster Wallace 2008 hat in das intellektuelle Leben der USA ein Loch gerissen. Jetzt gibt es einen Film, in dem DFW wieder zu uns spricht: The End of The Tour ist die Geschichte eines Interviews, das der Rolling Stone-Journalist David Lipsky (Eisenberg) mit Wallace (Segel) führt, gegen Ende der Promotiontour für Infinite Jest. Das Ergebnis ist ein eindringliches Road Movie. MM

Brasilien ist eine sich ständig verändernde Gesellschaft mit ganz eigenen Typologien. Iremar (Cazarré) ist so ein Typ. Er zieht mit einer kleinen Gruppe von Leuten und 12 Stieren im besten Alter durch die Lande, um mit einer Rodeoshow sein karges, aber ausreichendes Brot zu verdienen. In seiner Freizeit geht er dem Traum nach, als Klamottendesigner edle Abendroben für die festlichen Gelegenheiten in aller Welt zu schneidern und sich bestenfalls international feiern zu lassen. KH

SO. 01. 11., GARTENBAUKINO, 13.00 UHR DI. 03. 11., STADTKINO IM KH, 21.00 UHR

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DI. 03. 11., GARTENBAUKINO 13.30 UHR MI. 04. 11., STADTKINO IM KH 21.00 UHR

32 VIENNALE 2015

Sind Fische wirklich stumm? Können sie Beethoven-Musik hören? Ist nicht das Kino eigentlich ein Aquarium? Was war, bevor es Religion und Mythos gab? Warum hatten im alten Ägypten die Toten Doubles, die ihre Seele darstellten? Fragen über Fragen. Ein kleiner Film in drei Teilen von Jean-Marie Straub. Eine Uraufführung bei der Viennale, und am Ende lässt der Revolutionär den Königstreuen ungeschoren davonkommen. Als Flüchtling nach Deutschland mit dem freundlichen Gruß „Auf nie mehr Wiedersehen“. Straub forever.

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FR. 30. 10., METRO, H. SAAL, 21.00 UHR (OMEU) SA. 31. 10., STADTKINO IM KH, 16.00 UHR (OMDU)

FOTOS: VIENNALE

VOLUME 1, O INQUIETO: DO. 29. 10., GARTENBAUKINO, 15.00 UHR SO. 01. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 18.30 UHR VOLUME 2, O DESOLADO: FR. 30. 10., GARTENBAUKINO, 15.00 UHR SO. 01. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 21.00 UHR VOLUME 3, O ENCANTADO: SA. 31. 10., GARTENBAUKINO, 15.00 UHR SO. 01. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR


AB 13. NOVEMBER IM KINO AB AB 13. 13. NOVEMBER NOVEMBER IM IM KINO KINO Skip_Viennale_IrrationalMan.indd 1 Skip_Viennale_IrrationalMan.indd 1 Skip_Viennale_IrrationalMan.indd 1

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’15

E XK L U S I V-I N TE RV I EW

Laurie ANDERSON

Des Terriers Kern Universalkünstlerin Laurie Anderson hat mit HEART OF A DOG einen zauberhaft tiefgründigen filmischen Nachruf auf ihren kleinen Hund geschaffen – und eine Liebeserklärung an das Leben.

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DOKUMENTARFILME Ms. Anderson. Musikerin, Performancekünstlerin, Bildhauerin und Filmemacherin: Laurie Anderson, Jahrgang 1947, ist nach wie vor hochaktiv.

SKIP: Was war Ihre Ausgangsbasis für diesen Film? LAURIE ANDERSON: Mein Arbeitstitel war „Jede Liebesgeschichte ist eine Geistergeschichte“, ein Satz des Autors David Foster Wallace. Dabei geht’s wohl weniger um Gespenster als vielmehr um Schatten der Vergangenheit. Und ein Film dreht sich immer um Geschichten und wie sie funktionieren. Ich wollte eine ganz bestimmte Geschichte erzählen, eine Geschichte ohne Höhepunkt nämlich. Eine Geschichte wie ein Leben. Mein Leben, zum Beispiel, hat ja keinen Höhepunkt, keine „Punch Line“, und auch keine lineare Handlung. Es passieren irgendwelche Dinge, und dann passieren andere Dinge, und dann versucht man Worte draufzusetzen, aber die passen so gut wie nie deckungsgleich dazu. Aber das Herz eines Hundes hat gut gepasst? Ja, indem ich den Film letztendlich Heart of a Dog genannt habe, wollte ich die Idee von Verständnis und Empathie anklingen lassen. Denn Hunde sind da ja besonders gut darin: Sie studieren uns ständig. Ich meine, wir sind ja ihre Nahrungsquelle, also müssen sie unsere Aktionen deuten können, damit sie wissen, wann wir sie füttern. Außerdem: Im Unterschied zu Katzen bewundern uns Hunde aufrichtig und unendlich. Meine Theorie ist, dass das deswegen ist, weil wir Autos erfunden haben. Und Hunde lieben Autofahren. Sie hüpfen rein und freuen sich: „Schneller! Japs, schneller!!!“ Ich glaube, wir Menschen beeindrucken sie wirklich sehr, und sie strengen sich wirklich an, um uns zu verstehen. Im Film kommt auch Ihr Eheman Lou Reed vor, der vor 2 Jahren verstorben ist. War das schmerzhaft, die Aufnahmen mit ihm für den Film zu verwenden?

Nein, kein Schmerz. Er war ein großer Teil meines Lebens, und ich widme ihm diesen Film, und klar kommt er auch darin vor. Aber es dreht sich nicht primär um ihn oder meine Lebensgeschichte mit ihm. Ich wollte nur seine Schärfe würdigen, seine Präzision als Künstler. Er hat so klar geschrieben, immer ohne Drumherum auf den Punkt. Ich glaube, er hätte diesen Film sehr gerne gemocht. Es ist ein Film über das Leben und über den Tod – was glauben Sie denn, was „danach“ kommt? Jedenfalls sicher weder Himmel noch Hölle. Im Film zitiere ich das Tibetische Totenbuch, dessen Titel übersetzt soviel heißt wie „Befreiung durch Hören im Zwischenzustand“ – denn die Buddhisten glauben daran, dass das Hören der letzte Sinn ist, der den Menschen verlässt, wenn er stirbt. Zuerst wird alles schwarz, dann setzt das Hirn aus, schließlich stoppt das Herz – und als letztes das Gehör. Denn das braucht man bis zum Schluss, damit man die Anweisungen aus dem letzten Portal hören kann. Also ich glaube, dass wir zwar physisch verschwinden, aber unsere Energie bestehen bleibt. Sie lebt. Nicht als Energie wie Elektrizität oder so, aber eben irgendwie lebendig. Sie sind ja vor allem Musikerin – kein Wunder, dass Sie das mit dem Hören anspricht. Mit der Avantgarde-Pop-Nummer O Superman hatten Sie vor über 30 Jahren sogar einmal einen Charts-Hit, der mittlerweile zum Evergreen wurde. Können Sie den Song noch hören? Es ist oft schwer, seiner Vergangenheit zu entkommen, also muss ich sie wohl annehmen. Auch wenn ich eigentlich kein großer Fan von Popkultur im Allgemeinen bin. Wie gesagt: Meine Geschichte ist nicht linear, und sie hat keinen Höhepunkt. 35 VIENNALE 2015

Heart of a Dog DOKU. USA 2015. LÄNGE: 75 Min. REGIE/ BUCH/MUSIK: Laurie Anderson. KAMERA: Laurie Anderson, Toshiaki Ozawa, Joshua ZuckerPluda. SCHNITT: Melody London, Katherine Nolfi. MIT: Archie, Jason Berg, Heung-Heung Chin, Lucy Hafitz, Julian Schnabel, Lolabelle.

Kunstkino zum Liebhaben: In einer mitreißenden Collage aus Bildern, Archivaufnahmen, Animationen und Eindrücken präsentiert Laurie Anderson mit ihrer unvergleichlichen Stimme einen Stream of Consciousness über ihren verstorbenen Terrier Lolabelle, das New York nach dem 11. September 2001 und den Sinn des Lebens im Allgemeinen. Heart of a Dog lief beim heurigen Filmfestival von Venedig im offiziellen Wettbewerb.

» SO. 25. 10., GARTENBAUKINO, 13.30 UHR DI. 03. 11., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR

INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) VIENNALE


DOKUMENTARFILME

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E XK L U S I V-I N TE RV I EW

Joshua OPPENHEIMER

Im Reich der Toten

Nach der mehrfach preisgekrönten Doku The Act of Killing über Täter und Opfer der Massaker in Indonesien zeigt die VIENNALE heuer Oppenheimers Nachfolgefilm THE LOOK OF SILENCE , der sich genauer mit der Aufarbeitung der Verbrechen auseinandersetzt.

The Look of Silence DOKU. Indonesien/Norwegen/Großbritannien 2014. LÄNGE: 104 Min. REGIE: Joshua Oppenheimer. KAMERA: Lars Skree. SCHNITT: Nils Pagh Andersen.

Nach einem missglückten Staatsstreich fand in Indonesien von 1965 bis 1966 ein antikommunistisches Massaker statt, bei dem nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 500.000 Menschen ermordet wurden. Während der Dreharbeiten zu The Act of Killing hatte eine indonesische Familie die Identität der Mörder eines ihrer Söhne herausgefunden. Dessen jüngerer Bruder möchte nun die Täter konfrontieren, um das Schweigen zu brechen.

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FR. 23. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR

INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: VIENNALE

SKIP: War es Ihnen immer schon klar, dass Sie gleich zwei Filme über die mangelnde Aufarbeitung der Massaker in Indonesien 1965 – 66 drehen würden? JOSHUA OPPENHEIMER: Eigentlich war nur ein Film geplant. Aber dann habe ich eine Szene gedreht, die nicht in den ersten Film reinpasste. In ihr führen mich zwei Männer zu einem Fluss, an dem 10.500 Leute getötet wurden. Sie gehen mit mir das Flußufer entlang und zeigen mir genau, wie sie mitgeholfen haben, so viele Leute umzubringen – und dann fotografierten sie sich dort gegenseitig lächelnd: Erinnerungen an einen glücklichen Tag. Ich hatte bis dahin nicht vorgehabt, zehn Jahre meines Lebens in Indonesien zu verbringen, aber an diesem Nachmittag wusste ich, ich muss so lange dortbleiben, wie es nötig sein würde. Im ersten Film ging’s eher um den Genozid selbst und die auch noch heute andauernde Verherrlichung der Täter – diesmal um die konkreten Auswirkungen auf das Leben dort, wo viele Täter und Opfer immer noch Tür an Tür leben. Genau. Ich wollte der Frage nachgehen, was es bedeutet, sich nach diesem Wahnsinn ein Leben aufbauen zu müssen, ohne jemals über die Ursachen des Traumas reden zu können – weil es zu gefährlich ist. Mein Protagonist Adi ist ein Mann, der sich um eine Art von 36 VIENNALE 2015

Aussöhnung bemüht und dabei komplett scheitert. Adi, dessen Bruder im Genozid ermordet wurde, wollte sich mit den Tätern treffen. Er dachte, wenn sie zugeben würden, was sie getan haben, und dass es falsch war, dann könnte er ihnen irgendwie vergeben, und man könnte Seite an Seite weiter miteinander leben. Er scheitert, weil keiner der Täter zugibt, etwas Unrechtes getan zu haben. In Indonesien herrscht strenge Medienzensur. Ist es möglich, den Film dort zu zeigen? Nach The Act Of Killing war es nicht mehr so schwer, weil wir schon wussten, wo wir ansetzen mussten. Wir haben mit geschlossenen Vorstellungen für führende indonesische Journalisten, Filmemacher, Kulturschaffende, Erzieher und progressive Politiker begonnen. Und die fingen dann an, selbst weitere Vorstellungen zu organisieren. Das führte zu einer Flut von Vorführungen, es gab Tausende davon, am Ende waren die meisten davon öffentlich. Als Reaktion auf den Film brachen die Medien ihr Schweigen über den Genozid. Der Herausgeber des führenden indonesischen Nachrichtenmagazins rief mich an, nachdem er den Film gesehen hatte und sagte: „Ich habe Geschichten über den Genozid zensuriert, seitdem ich diesen Job mache. Aber jetzt werde ich damit Schluss machen. Ich möchte nicht als Täter alt werden.“


DER KAMPF UM SOLIDARITÄT AM RANDE EUROPAS EINDRINGLICH UND AKTUELL! (SRF)

BOCCALINO D‘ORO BESTER FILM

LAMPEDUSA IM WINTER EIN DOKUMENTARFILM VON JAKOB BROSSMANN

A B 6. N O V E M B E R I M K I N O /lampedusaimwinter

lampedusaimwinter.derfilm.at


DOKUMENTARFILME

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E XK L U S I V-I N TE RV I EW

Amy BERG

Piece of my Heart Auch sie war eine der Stars, die just mit 27 Jahren den frühen Tod fanden und hernach in die Popkultur-Mythologie eingingen: Janis Joplin, der Amy Berg ihre Doku JANIS: LITTLE GIRL BLUE gewidmet hat.

Janis: Little Girl Blue DOKUMENTATION. USA 2015. LÄNGE: 115 min. REGIE: Amy Berg. SCHNITT: Maya Hawke, Garret Price, Brendan Walsh. MIT: Cat Power (Stimme).

Piece Of My Heart, Me and Bobby McGee, Mercedes Benz … in wenigen Jahren wurde Janis Joplin (1943–1970) zu einer der bis heute einflussreichsten Rocksängerinnen. Amy Berg versucht sich an einem Blick hinter das Klischee von der heroinsüchtigen Hysterikerin: Private Briefe an Eltern, Freunde und Liebschaften (gelesen von Singer-Songwriterin Cat Power) dienen als Dokumente einer sehnsüchtigen, innerlich glühenden Künstlerin und jungen Frau, die ihren Platz sucht.

» SO. 25. 10., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR MI. 28. 10., GARTENBAUKINO, 13.00 UHR

INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1), VIENNALE

SKIP: Nach Asif Kapadias Doku über Amy Winehouse und Brett Morgens Kurt Cobain: Montage of Heck ist das nun schon die dritte Doku innerhalb kürzester Zeit über einen Rockstar, der mit 27 Jahren den Tod fand. Ein seltsamer Zufall? AMY BERG: Ja, die berühmte Legende um den so genannten 27 Club … Wenn, dann wollte ich den Mythos eher entzaubern. Ich wollte nicht, dass Janis auf ewig in diesem Klischee hängenbleibt. Schon alleine, weil ich den 27 Club ziemlich sexistisch finde: Bei den Männern wird immer betont, was für viel zu früh verstorbene Genies sie sind – Janis Joplin sehen die meisten, genauso wie ja auch Amy Winehouse, hauptsächlich als Drogenopfer. Dabei war sie vor allem eine unglaublich begabte Musikerin. In Ihrem Film stellen Sie Janis nicht als Opfer dar, es gibt auch keinen definierten „Schuldigen“ für ihren Verfall. Genau. Ich wollte mich auch nicht auf ihren Untergang konzentrieren, sondern vielmehr auf das, was sie ausgemacht hat, und was sie alles in ihrer kurzen Karriere erreicht hat. Sie haben auch gemeint, dass es Ihnen wichtiger war, sie als Frau zu zeigen als als Künstlerin. Ja, weil das, was sie als Frau ausgemacht hat, war es ja erst, was sie zu dieser unglaublichen 38 VIENNALE 2015

Sängerin und Performerin gemacht hat. Im Grunde war sie der erste echte weibliche Rockstar: sie hat den Boden erst bereitet für viele Musikerinnen nach ihr. Was waren die größten Schwierigkeiten, denen Sie bei diesem Film begegnet sind? Statements von Janis’ Weggefährtinnen und Musikerinnen ihrer Zeit zu bekommen. Es war sehr seltsam, aber z. B. Grace Slick (Sängerin von Jefferson Starship etc., Anm.) wollte absolut nicht mit uns über die Zeit damals reden. „Keiner will mich in diesem Kontext sehen“, meinte sie. Ich verstehe das bis heute nicht. Es war damals extrem viel Drogenkonsum im Spiel. Wie sehen das die Protagonisten von damals, mit denen Sie gesprochen haben, heute? Ich denke schon, dass viele das heute bereuen – es gab oft den Moment, wo ich das Gefühl hatte, sie wünschten sich, sie hätten damals etwas anders gemacht. Aber mit all dem, was ich jetzt weiß, denke ich: Es hätte zumindest in Bezug auf Janis’ Tod auch kaum was geändert: den hätte man wohl nicht verhindern können. Ich meine, viele haben ja versucht, sie zu retten und sie wurde nach Hause zu ihrer Familie geschickt. Aber das hat auch nichts gebracht. Denn ausgerechnet zurück an den Ort zu gehen, wo man so viel Leid, so viel Schmerz erlebt hat, das ist nie eine gute Lösung.


DOKUMENTARFILME

E XK L USIV- IN T ERV I E W

Jakob BROSSMANN

Die Rettungsinsel Für LAMPEDUSA IM WINTER arbeitete Jakob Brossmann drei Jahre lang an einem Porträt der winzigen italienischen Insel, die Erstaufnahmestelle für viele Neuankömmlinge in Europa ist.

Lampedusa im Winter DOKU. Österreich/Italien/Schweiz 2015. LÄNGE: 93 Min. REGIE: Jakob Brossmann. ÜBERSETZUNG: Stefania Schenk Vitale. KAMERA: Serafin Spitzer, Christian Flatzek. SCHNITT: Nela Märki. MIT: Giusi Nicolini u. v. a.

Lampedusa liegt auf halbem Weg zwischen Tunesien und Italien; winzig, sturmumtost, malerisch. 5000 Menschen leben hier. Doch inzwischen kommen dort jedes Jahr Hunderttausende an, auf der Suche nach einem würdevollen Leben in Europa. Wie geht die kleine Gemeinschaft mit dieser Überforderung um? Mit seinem Langfilmdebüt ist Brossmann ein großer Film nah an den Menschen gelungen, dessen Wurzeln im italienischen Neorealismo liegen.

» MO. 26. 10., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR DI. 27. 10., URANIA, 15.30 UHR

INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1), VIENNALE

SKIP: Was hat Sie dazu gebracht, einen Film über Lampedusa zu machen? JAKOB BROSSMANN: Ich habe mich schon lange mit der Frage der Flucht befasst, auch in der österreichischen Geschichte, und als im Zuge des arabischen Frühlings Lampedusa immer öfter in den Medien aufgetaucht ist, hat mich das nicht mehr losgelassen. Früher war Österreich ein Ort, von dem aus Flucht losging, heute ist Europa ein Fluchtziel, aber die wesentlichen Fragen wiederholen sich: Wem gewährt man Schutz und wem nicht? Diese Entscheidungen wurden oft falsch getroffen, etwa wenn man sich die Abschiebung jüdischer Flüchtlinge aus der Schweiz ansieht. Doch das sind oft Entscheidungen über Leben und Tod. Viele Ihrer ProtagonistInnen wären ihren eigenen Film wert: Die jungen Fußballer, die streikenden Fischer, die Flüchtlinge, die löwinnenhafte Bürgermeisterin … Mir war wichtig, die Insel in ihrer Gesamtheit zu porträtieren. Die Besonderheit von Lampedusa liegt in dem Mit-den-Fragen-Leben, in der Normalität, die mit dem Schrecken weitergeht. Lampedusa ist seit zwanzig Jahren immer wiederkehrenden Notstandssituationen ausgesetzt und kann immer nur erste Hilfe leisten. Trotzdem hat diese Insel auch ein normales Leben, die Kinder versuchen gute Fußballer zu werden, und die Bürgermeisterin möchte, dass es wieder eine lebenswerte Insel wird. So, wie die Lampedusani gleichzeitig die Probleme der Flüchtlinge und ihre eigenen denken müssen, wollte ich, dass dieser Film das auch kann. 39 VIENNALE 2015

Inzwischen ist für uns in Österreich nicht mehr Lampedusa der Brennpunkt, sondern Traiskirchen, Nickelsdorf, der Hauptbahnhof in Wien. Hat die Realität den Film überholt? Lampedusa ist für mich in gewisser Weise ein Modell. Die Fragen, mit denen ich 2012 dorthin gegangen bin, haben schon damals ganz Europa betroffen. Jetzt sind sie nicht mehr zu überhören. Wir stehen jetzt vor denselben Probleme wie etwa Paola, die seit Jahren das Grauen vor ihrer Tür erlebt, und immer wieder von Neuem sagt: „Es ist unsere Menschenpflicht, zu helfen“ – obwohl sie weiß, die Menschen kommen in ein völlig entmenschlichtes Asylsystem. Obwohl die Lampedusani mit uns Festlandeuropäern dieselbe Ohnmacht und Überforderung teilen, lassen sie sich nicht entmutigen.


’15 Dokumentarfilme

Last Shelter

DOKU. Österreich 2015. LÄNGE: 101 Min. BUCH & REGIE: Gerald Igor Hauzenberger. KAMERA: Joerg Burger, Mathias Gritsch, Gerald Igor Hauzenberger, Martin Klingenböck , Mustafa Nagvi. SCHNITT: Andrea Wagner, Gerald Igor Hauzenberger.

» SA. 24. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 21.00 UHR MO. 26. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR

Seit die Welt Welt ist Iris

In Jackson Heights

DOKU. Österreich/Spanien 2015. LÄNGE: 115 Min. BUCH, REGIE & KAMERA: Günther Schwaiger. SCHNITT: Günther Schwaiger, Martin Eller.

DOKU. USA 2015. LÄNGE: 190 Min. BUCH, REGIE & SCHNITT: Frederick Wiseman. KAMERA: John Davey.

Porträt der dörflichen Familie des Kleinbauern Gonzalo im kastillianischen Hochland: Bewährtes zum bestmöglichen Eigennutzen zu bewahren und sich die Rosinen aus dem zu picken, was die Moderne an Innovationen in den Markt pfercht – im Fall von Gonzalo wird dieses Prinzip zu einer nachhaltigen, universalen Smartness, deren Absenz den urbanen Menschen, der sich für weltoffen und aufgeklärt hält, als bemitleidenswertes Propaganda-Opfer dastehen lässt. KH

» DI. 27. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 20.30 UHR

PORTRÄT. USA 2014. REGIE: Albert Maysles. KAMERA: Albert Maysles, Nelson Walker III, Sean Price Williams. SCHNITT: Paul Lovelace. MIT: Iris Apfel, Carl Apfel, Billy Apfel, Alexis, Bittar, Linda Fargo, Dries Van Noten.

„Pah, es ging mir doch nicht um die Party selbst. Es ging mir immer nur darum, mich für die Party anzuziehen!“ Iris Apfel, legendäre New Yorker Fashionikone, kann mit 93 Jahren zurückblicken auf etwa 75 Jahre Modegeschichte, die sie mitgeprägt hat. Albert Maysles (Regisseur von Dokuklassikern wie Gimme Shelter und Grey Gardens) setzte der alten Dame kurz vor seinem Tod ein Denkmal: Der wahrscheinlich stylishste Film der ganzen Viennale. Dress accordingly! MM

» MI. 28. 10., URANIA, 18.00 UHR

DO. 05. 11., METRO, HIST. SAAL, 11.00 UHR

40 VIENNALE 2015

Was man an New York City nicht aus Film und Fernsehen kennt, spielt sich z. B. in Jackson Heights ab, einem von Traditionen europäischer Einwanderer geprägten Stadtviertel, wo schon längst auch Asiaten und Südamerikaner leben. Aber neuerdings hält Gentrifizierung Einzug: für die einen Zerstörung gewachsener Strukturen, für die anderen Modernisierung. In seinem 40. Film beobachtet Frederick Wiseman mit seinem Langzeit-Kameramann John Davey in seinem bewährt wortlosen und observativen Stil das Treiben. KH

» DO. 29. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

FOTOS: VIENNALE

FLÜCHTLINGSKRISE, 2012: Im Dezember 2012 begleiteten Aktivistinnen und Aktivisten beim „Refugee March“ Flüchtlinge von Traiskirchen nach Wien, um auf die unzulängliche Asylpolitik im Allgemeinen und die unannehmbaren Lebensbedingungen in Traiskirchen im Besonderen aufmerksam zu machen. Im Schnellverfahren hatten Menschen negative Asylbescheide erhalten, die vor Mord und religiösem Fanatismus geflohen waren. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Drei Monate lang besetzten Asylwerber aus Pakistan und Afghanistan bei winterlichen Temperaturen die Wiener Votivkirche. Die Reaktionen der Zivilgesellschaft waren gespalten, es kam zu Hungerstreiks, letztlich wurden Menschen abgeschoben; zurück blieb eine leere Kirche, ein Symbol des Scheiterns. Regisseur Gerald Igor Hauzenberger schuf bereits mit seiner preisgekrönten Doku Der Prozess über den Tierschützerprozess in Wiener Neustadt einen filmischen Präzedenzfall für das Erzählen über eine Justiz, die ein tendenziöses Eigenleben entwickelt hat. JP


DOKUMENTARFILME

Welcome To Leith DOKU. USA 2015. LÄNGE: 86 Min. REGIE: Michael Beach Nichols, Christopher K. Walker. KAMERA: Michael Beach Nichols. SCHNITT: Christopher K. Walker, Michael Beach Nichols, Joshua Woltermann. MIT: Mit Ryan Schock, Michelle Schock, Lee Cook, Craig Cobb, Kynan Dutton.

Das 16-Seelen-Dorf Leith in North Dakota war ein unendlich langweiliger Flecken Land – bis der berüchtigte Neonazi Craig Cobb 2012 in der Gemeinde Baugrund kaufte und begann, seine allerbesten Freunde, ihre Familien und ihre Hakenkreuzflaggen hier anzusiedeln, gegen den ohnmächtigen Widerstand der ursprünglichen Bewohner von Leith: Welcome to Leith ist ein haarsträubendes Dokument weißer Allmachtsfantasien und schiefgegangener Meinungsfreiheit. MM

» SO. 25. 10., METRO, ERIC P. SAAL, 20.30 UHR MO. 26. 10., METRO, HIST. SAAL, 11.00 UHR

Wake (Subic)

FOTOS: VIENNALE

DRAMA. Philippinen/USA 2015. LÄNGE: 277 Min. BUCH, REGIE UND KAMERA: John Gianvito. SCHNITT: John Gianvito, Eric P. Gulliver.

The Black Panthers: Vanguard of the Revolution

DOKU. USA 2015. LÄNGE: 116 Min. BUCH & REGIE: Stanley Nelson. KAMERA: Antonio Rossi, Rick Butler. SCHNITT: Aljernon Tunsil.

Diese Entstehungsgeschichte der Black-PantherBewegung beschreibt auch das politische Klima der USA der 1960er Jahre, aus verschiedenen Perspektiven. Historisches Filmmaterial und Interviews mit Zeitzeugen sowie Wegbegleitern der Gründer Bobby Seale und Huey P. Newton erzählen vom Kampf gegen die staatliche Unterdrückung, der mehr als eine Generation beeinflusste und angesichts der aktuellen Vorfälle in den USA an Aktualität nichts verloren hat. JP

» SA. 24. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR DI. 03. 11., METRO, HIST. SAAL, 11.00 UHR

No Home Movie DOKU. Belgien/Frankreich 2015. LÄNGE: 115 Min. BUCH, REGIE & KAMERA: Chantal Akerman. SCHNITT: Claire Atherton.

Der letzte Film der visionären, kurz vor der VIENNALE im 66. Lebensjahr verstorbenen Filmemacherin porträtiert die Brüsseler Wohnung ihrer Mutter, zumeist in deren Anwesenheit. Sie ist eine Frau, die 1938 vor der Gewalt in Polen nach Belgien flüchtete – nur um später von den Nazis wieder ins KZ nach Polen deportiert zu werden. Diese Geschichte zu kennen ist essentiell, um diese brütende, schnörkellose Monografie in all ihrer Statik, Ereignis- und scheinbarer Teilnahmslosigkeit verstehen zu können. KH

» DI. 03. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 13.30 UHR

Bei Xi Moshuo DOKU. China 2015. LÄNGE: 90 Min. REGIE: Zhao Liang. BUCH: Zhao Liang, Sylvie Blum. KAMERA: Zhao Liang. SCHNITT: Fabrice Rouaud.

Während Friedensnobelpreisträger Barack Obama immer wieder mit Kriegsverbrechen der USA konfrontiert ist, deckt Dokumentarist Gianvito einmal mehr mit einer eindringlichen Montage von untrügerischen Bildbeweisen und O-Tönen auf, welche Umwelt-Sauereien die US-Militärstützpunkte auf den Philippinen angerichtet haben: Als Kriegsgewinnler haben sie die bislang üppige Biosphäre der Paradiesinseln mit Füßen getreten und nachhaltig zerstört. Ein Mosaikstein mehr in der Geschichte des Amerikanischen Albtraums. KH

BEHEMOTH, die Titelübersetzung, ist eine biblische Figur, die alle Ressourcen verzehrt, bis nichts mehr übrig und alles zu Ende ist. Auch Zhao Liang sieht seinen Film über die Zustände in mongolischen Eisen- und Kohleminen in der Tradition dieses biblischen Gleichnisses. Riesige von Tagbau zerfressene Staublandschaften, Arbeiter im Kampf gegen die Maschinen, das widerspenstige Erz, das flüssige Eisen, die giftige Luft. Wie, fragt man sich als westlicher Zuseher, landet ein Mensch in so einem Schicksal? Aber der Film gibt keine Antworten. Er zeigt die Fakten und überlässt das Urteilen dem Zuseher. So gehört sich das, vor allem angesichts solch gewaltiger Bilder. KH

» MI. 28. 10., METRO, HIST. SAAL, 18.30 UHR

FR. 23. 10., URANIA, 23.00 UHR / SA. 31. 10., URANIA, 23.00 UHR

DO. 29. 10., METRO, ERIC P. SAAL, 12.30 UHR

41 VIENNALE 2015


DOKUMENTARFILME

’15 Dokumentarfilme

The Wolfpack

Breaking A Monster DOKU. USA 2014. LÄNGE: 93 Min. REGIE: Luke Meyer. BUCH: Luke Meyer, Brad Turner. KAMERA: Ethan Palmer, Hillary Spera. SCHNITT: Brad Turner. MIT: Malcolm Brickhouse, Jarad Dawkins, Alec Atkins, Alan Sacks, Annette Jackson, Tracey Brickhouse.

CRYSTAL MOSELLE war in NY unterwegs, als ihr sechs laufende Burschen auffielen. Sie folgte den seltsamen Jungs und fand eine unglaubliche Geschichte vor: Die Brüder und ihre Schwester waren von ihren Eltern in einem Apartment aufgezogen worden, das sie kaum verlassen hatten. Der Vater hatte den einzigen Schlüssel, sie wurden von der Mutter zu Hause unterrichtet und kannten die Welt nur durch Filme, die sie nachspielten. Erst als einer der Brüder beschloss, sich zu widersetzen, lernten sie die verheißungsvolle Freiheit kennen. The Wolfpack ist ein faszinierendes Dokumentardebüt, das in Sundance den Jurypreis bekam – und diese Chronik jener vier Jahre, die Moselle die Brüder begleitete, stellt dabei die Frage: Ist die Welt hier draußen die Mühe überhaupt wert? MM

Das Internet ist ja heutzutage ein toller Ort. Auf Youtube ist beispielsweise die Heavy Metal Band Unlocking The Truth zu finden, die drei 12-jährige afroamerikanische Jungs gegründet haben, weil sie die Hintergrundmusik beim Wrestling so cool fanden. Ein paar Millionen Klicks später wurde die Musikbranche hellhörig: Breaking A Monster begleitet die drei durch ihre ersten paar Monate in der kalten Businesswelt, deren Regeln sie ganz und gar nicht zu befolgen gedenken. MM

» MI. 28. 10., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR / SA. 31. 10., URANIA, 13.00 UHR

MO. 02. 11., GARTENBAUKINO, 13.00 UHR

Posledniy Limuzin DOKU. Russland/Deutschland 2015. LÄNGE: 74 Min. BUCH & REGIE: Daria Khlestkina. KAMERA: Anna Dashina, Evgeniy Kurbatov. SCHNITT: Daria Khlestkina, Mieneke Kramer.

Die Moskauer Autofabrik ZIL – Sinnbild für den Zerfall der Sowjetunion. Einst wurden hier die eleganten schwarzen Limousinen für die Militärparaden am Roten Platz handgefertigt, seit Gorbatschow stehen die riesigen Hallen zusehends leer. Aber dann: eine Bestellung! Drei Limousinen wollen die neuen Herrscher für ihren Fuhrpark. Und ein Team aus verbliebenen ZIL-Spezialisten gibt alles, um noch einmal zu zeigen, was in ihnen steckt. KH

» SA. 24. 10., METRO, ERIC P. SAAL, 13.00 UHR SO. 01. 11., STADTKINO IM KH, 16.00 UHR

My Nazi Legacy: What Our Fathers Did

DOKU. GB 2015. LÄNGE: 92 Min. REGIE: David Evans. BUCH: Philippe Sands. KAMERA: Philipp Blaubach, Matt Gray, Sam Hardy. SCHNITT: David Charap.

Der englische Menschenrechtsanwalt Philippe Sands trifft Horst von Wächter und Niklas Frank, beide um die 70, beide Söhne mächtiger Nazis, die für die Ermordung zigtausender Menschen verantwortlich waren. Wie haben sie ihre Eltern, ihre Kindheit erlebt? Wie gehen sie mit den Taten ihrer Väter um, die an der „Endlösung“ beteiligt waren? Hochspannende Fragestellungen, illustriert mit zahlreichen Dokumenten; am Ende steht eine Reise an Originalschauplätze … JP

» SA. 31. 10., GARTENBAUKINO, 13.00 UHR DI. 03. 11., STADTKINO IM KH, 18.30 UHR

42 VIENNALE 2015

» SO. 01. 11., URANIA, 23.00 UHR

The Nightmare DOKU. USA 2014. LÄNGE: 90 Min. BUCH, REGIE & SCHNITT: Rodney Asher. KAMERA: Bridger Nielson.

Der wahre Albtraum: Was wäre, wenn sich Nacht für Nacht die schlimmsten Urängste bei vollem Bewusstsein manifestieren würden und man schlichtweg keine Chance hätte, dem heftigen Treiben zu entkommen? In Rodney Ashers (Room 237) ambitionierter Dokumentation bekommt, dank zahlreicher nachgestellter Interviews mit Betroffenen, nicht nur das Phänomen Schlafparalyse eine eindringliche Aufarbeitung verpasst, sondern auch die dunklen und erschreckenden Visionen hinter dieser seltenen Schlafstörung. DR

» DO. 29. 10., GARTENBAUKINO, 23.30 UHR MI. 04. 11., URANIA, 13.00 UHR

FOTOS: VIENNALE

DOKU. USA 2015. LÄNGE: 89 Min. REGIE, BUCH, KAMERA: Crystal Moselle. SCHNITT: Enat Sidi. MIT: Bhagavan Angulo, Govinda Angulo, Jagadisa Angulo, Krsna Angulo, Mukunda Angulo, Narayana Angulo, Chloe Pecorino.


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TRIBUTES

’15

T RIB U T E

Tippi HEDREN

Choreographie des Begehrens The Cougar Lady: Tierschützerin, Leinwandgöttin, Projektionsfigur und VIENNALE-Stargast – Tippi Hedrens kurze Hitchcock-Karriere war der Beginn einer Laufbahn voller Brüche und Kuriositäten.

The Birds

Marnie

THRILLER, USA 1963. LÄNGE: 120 Min. REGIE: Alfred Hitchcock. BUCH: Evan Hunter. KAMERA: Robert Burks. SCHNITT: George Tomasini. MIT: Tippi Hedren, Rod Taylor, Suzanne Pleshette, Jessica Tandy.

THRILLER. USA 1964. LÄNGE: 130 Min. REGIE: Alfred Hitchcock. BUCH: Jay Presson Allen. KAMERA: Robert Burks. SCHNITT: George Tomasini. MIT: Tippi Hedren, Sean Connery, Martin Gabel, Louise Latham.

Wenn das Alltägliche zur Bedrohung wird, beginnt der wahre Albtraum: Das war eins der großen Geheimnisse, warum Alfred Hitchcocks Thriller bis heute gar so wirksam sind. In The Birds wird eine Gruppe Menschen (darunter die frisch entdeckte Tippi Hedren als todschickes Societygirl im blassgrünen Zweiteiler) in einer Kleinstadt kalt überrascht, als sich sämtliche Vögel der Gegend zusammenrotten und von herzigen Piepmätzen zu eiskalt mordenden Bestien werden. Tschilp.

Hedren spielt die kleptomanische Marnie, die ihre wechselnden Anstellungen als Sekretärin ausnützt, um ihre jeweiligen Arbeitgeber zu bestehlen. Als einer (Sean Connery!) sie erwischt, nutzt er die Gelegenheit, um sie zur Heirat zu zwingen. Doch erst danach wird deutlich, dass Kleptomanie nicht ihr einziges Problem ist: Marnie ist einer der bedrückendsten Hitchcock-Thriller, die Geschichte einer Frau, die immer nur verlieren kann, denn die Welt ist für sie eine einzige Bedrohung.

» FR. 30. 10., FILMMUSEUM, 20.30 UHR (IN ANWESENHEIT VON TIPPI

» DO. 29. 10., GARTENBAUKINO, 20.00 UHR (GALA IN ANWESENHEIT VON

HEDREN) / SA. 28. 11., FILMMUSEUM, 20.30 UHR

TIPPI HEDREN)

44 VIENNALE 2015

FOTOS: VIENNALE (3)

katzen-WG, das Hedren mit Ehemann Noel Marshall produzierte, und bei dem die ganze Familie – inklusive Tochter Melanie Griffith – mitspielte. Hedren lebt bis heute am Drehort von Roar, gemeinsam mit 70 Raubkatzen. Angeblich ohne Verletzungen – aber das soll sie uns am besten in Wien selbst erzählen.

TEXT: MAGDALENA MIEDL

GRACE KELLY WAR ans Fürstentum Monaco verloren gegangen, also musste eine neue kühle Blonde her: Tippi Hedren war ein Werbegirl aus Minnesota, als „Hitch“ sie entdeckte und nach seinen Vorstellungen umzuformen begann. Doch Hedren war zwar unübertroffen elegant, aber nicht gefügig: Den Dreh von Birds begleiteten Geschichten von Nervenzusammenbrüchen, und bei Marnie, ihrem nach wie vor liebsten Film, widersetzte sie sich den ständigen Zudringlichkeiten des besitzergreifenden Regisseurs. Hitchcock verweigerte Hedren daraufhin jede weitere Rolle. Erst nach Ablauf ihres Siebenjahresvertrags durfte sie frei arbeiten, in Chaplins A Countess from Hongkong und über 80 Film- und Fernsehproduktionen. Spektakulär ist vor allem das erfolglose B-Movie Roar, ein aberwitziges Raubtierdrama in einer Art Groß-


TRIBUTES

TRIBUTES

T RIB UT E

Manoel de OLIVEIRA

DOKU/DRAMA. Portugal 1962. LÄNGE: 90 Min. BUCH, REGIE, KAMERA, SCHNITT: Manoel de Oliveira. MIT: Nicolau Nunes Da Silva, Maria Madalena, Francisco Luís.

Eine Passionsgeschichte mit bäuerlichem Lokalkolorit und großen politischen Statements: Nachdem sein LangspielfilmDebüt Aniki Bóbó (1942) zum kommerziellen Fiasko wurde, realisiert de Oliveira über 20 Jahre später einen Genrehybrid, der die cinephile Szene auch außerhalb seiner Landesgrenzen aufhorchen lässt. Radikal montiert der große Portugiese hier Szenen vom Tod Jesu mit denen des Vietnamkriegs und macht aus Acto da Primavera den zentralen Wendepunkt seines Schaffens. DI. 27. 10., METRO, HIST. SAAL, 16.00 UHR

O Estranho Caso de Angélica DRAMA. Portugal 2010. LÄNGE: 97 Min. BUCH & REGIE: Manoel de Oliveira. KAMERA: Sabine Lancelin. SCHNITT: Valérie Loiseleux. MIT: Ricardo Trêpa, Pilar López de Ayala.

Non“, ou a Vã Glória de Mandar

Acto da Primavera

HISTORIENFILM. Portugal/Spanien/Frankreich 1990. LÄNGE: 111 Min. REGIE: Manoel de Oliveira. BUCH: Manoel de Oliveira, P. João Marques. KAMERA: Elso Roque. SCHNITT: Manoel de Oliveira, Sabine Franel. MIT: Luís Miguel Cintra.

Im „zarten“ Alter von 102 Jahren inszeniert der portugiesische Altmeister dieses Meisterstück, mit dem er von der großen Bühne bereits leise Abschied nimmt. Der Film erzählt die Geschichte des jungen Fotografen Isaac, der von einer wohlhabenden Familie beauftragt wird, ein Porträt ihrer verstorbenen Tochter zu schießen. Als Isaac durch den Sucher blickt, erwacht Angélica zum Leben. Der Fotograf verliert seinen Kopf für die bildschöne Tote – und wir mit ihm.

Das monumentale Zentralwerk in Manoel de Oliveiras Schaffen ist auch einer der aufregendsten „Geschichtsfilme“ des 20. Jahrhunderts: Als Ausgangspunkt dient das Schicksal einer Soldatentruppe in einer portugiesischen Kolonie in Afrika Anfang der 1970er Jahre. Mittels aufwendiger Flashbacks zeichnet de Oliveira danach, gewohnt kompromisslos, den militärischen Werdegang Portugals in all seinen (ungeschönten) Facetten.

FR. 30. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 18.30 UHR

MO. 26. 10., METRO, ERIC PLESKOW SAAL, 20.30 UHR

FOTOS: VIENNALE (3), ANDREA MÜHLWISCH (1) TEXT: DAVID RAMS

TEXT: MAGDALENA MIEDL

FOTOS: VIENNALE (3)

Senhor Cinema Mit dem Tod von Manoel de Oliveira ist auch ein großes Stück lebendige Kinogeschichte verschwunden. Die VIENNALE zollt dem unglaublichen Lebenswerk des legendären portugiesischen Filmemachers einen umfassenden Tribut. STUMME LIEBE. Als sein Vater ihn 1917 im Alter von acht Jahren mit ins Kino nahm, muss es für den kleinen Bengel namens Manoel de Oliveira schon die ganz große Liebe gewesen sein. Zumindest ist nicht anders zu erklären, wie der portugiesische Filmemacher über 80 Jahre lang (mit kleineren und größeren Schaffenspausen) die Kinogeschichte auf seine unnachahmliche Art mitschrieb und zu keiner Zeit „ermüdete“. Der Sohn einer wohlhabenden Industriellenfamilie ließ sich seit Beginn seiner aktiven Filmkarriere auf keinen

45 VIENNALE 2015

Konsens runterbrechen. Als er schließlich am 2. April dieses Jahres im Alter von 106 Jahren verstarb, ging ein Künstler verloren, der selbst im hohen Alter nicht aufhören wollte, vom Kino zu träumen. Wie der junge Fotograf Isaac die verstorbene Angélica in O Estranho Caso de Angélica durch seine Linse lebendig werden lässt, erwacht auch der scharfe Geist von Manoel de Oliveira durch seine Filme immer wieder aufs Neue. Auch deshalb ehrt die VIENNALE den großen Portugiesen mit dieser Schau, kuratiert von Pedro Costa.


Der Mann aus Ituzaingó The Last of the Independents ALS UMTRIEBIG kann man den argentinischen Quergeist Raúl Perrone wahrlich nicht bezeichnen. Seinen Heimatort Ituzaingó, ca. 30km westlich von Buenos Aires, hat der Regisseur fast nie verlassen. Wer seinen neuen Film sehen möchte, muss schon zur Privataudienz ins Haus Perrone pilgern. Doch der Film-Autodidakt, dessen ästhetisches Feingefühl vor allem von seiner Tätigkeit als Zeichner herrührt, ist ein absolutes Unikat in der argentinischen Filmlandschaft und ein emsiger Arbeiter obendrauf: Seine sensorisch überwältigenden Arbeiten arrangiert der Regie-Maestro fast alle in Eigenhand in seinem geliebten Zuhause. Einer der letzten echten „Independents“, dessen scharfer Verstand in jedem Bild des vielschichtigen Œuvres zu spüren ist.

Labios de churrasco

Ida LUPINO

Hard, Fast and Beautiful Die Produzentin und Regisseurin Ida Lupino SIE WAR KIND einer italienischstämmigen Zirkusdynastie in England; winzig, widerspenstig und glamourös, stand in ihrem Nachruf 1995 zu lesen: Ida Lupino, geboren 1918, bezeichnete sich als „Bette Davis für arme Leute“ und war längst Schauspielstar, als sie 1949 ihre Produktionsfirma gründete. In der Folge produzierte und inszenierte sie sechs Kinofilme mit überschaubarem Budget und größtmöglicher Unabhängigkeit, unsentimentale Arbeiten zu politisch relevanten Themen, die ihre in Hollywood ungewöhnliche, feministische Perspektive verrieten. Ihre Produktionsfirma zerbrach 1953, Lupino wechselte ins noch junge Fernsehen und drehte bis in die späten sechziger Jahre viele Folgen beliebter Fernsehserien. Die Viennale zeigt fünf ihrer Kinofilme und drei Fernsehregiearbeiten.

Not Wanted

DRAMA. Argentinien 1994. LÄNGE: 61 Min. BUCH & REGIE: Raúl Perrone. MIT: Fabián Vena, Violeta Naón, Gustavo Prone.

Mit seinem Frühwerk Labios de churrasco steuerte Raúl Perrone Mitte der 1990er Jahre einen weiteren prägenden Baustein zur Neuausrichtung des argentinischen Independent-Kino bei. In den Mittelpunkt seines Films stellt er perspektivlose Jugendliche in den Straßen von Ituzaingó, deren zärtliche Annäherungen und Beziehungen er genauso präzise beobachtet wie die Plätze, Häuser und Straßen seines geliebten Heimatortes, in denen sie sich bewegen.

» MO. 02. 11., METRO, ERIC PLESKOW SAAL, 15.30 UHR

DRAMA. USA 1949. LÄNGE: 91 Min. REGIE: Elmer Clifton. MIT: Sally Forrest, Keefe Brasselle, Leo Penn, Dorothy Adams.

Als Regisseur Clifton kurz nach Drehbeginn einen Herzinfarkt hatte, übernahm die Koautorin und Koproduzentin Lupino kurzerhand (und erstmals) auch die Regie: Not Wanted handelt von der unverheirateten Sally, die ein Kind von ihrem Exgeliebten erwartet.

» SO. 01. 11., METRO, HISTORISCHER SAAL, 21.00 UHR

The Hitch-Hiker

Samuray-s

THRILLER. USA 1953. LÄNGE: 71 Min. REGIE: Ida Lupino. MIT: Edmond O’Brien, Frank Lovejoy, William Talman, José Torvay.

DRAMA. Argentinien 2015. LÄNGE: 110 Min. BUCH & REGIE: Raúl Perrone. MIT: Ornella Retro, José Maldonado, Migual Sirna.

Ein guter Samurai, ein böser Samurai und eine rotierende Diskokugel. Sie alle sind Protagonisten des dichten Bilderrausches, den Raúl Perrone in seiner Variante eines „jidai-geki“ inszeniert. Er erzählt dabei drei experimentell-arrangierte Geschichten, die sich in traumähnlicher Manier mittels Überblenden immer wieder selbst überschneiden, neu arrangieren und bis zur Unendlichkeit auflösen. Ein cineastischer Fiebertraum der Extraklasse.

» MI. 28. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 18.30 UHR

SPECIAL PROGRAMS

Raúl PERRONE

SPE C I A L PR OGR A M S

Ein psychopathischer Mörder zwingt zwei Freunde mit vorgehaltener Waffe, ihn mitzunehmen, und die beiden versuchen zu entkommen: Der Thriller beruht auf einem wahren Fall und gilt als erster amerikanischer Film Noir, der von einer Frau inszeniert wurde.

» MO. 26. 10., METRO, HISTORISCHER SAAL, 21.00 UHR DO. 29. 10., METRO, ERIC PLESKOW SAAL, 23.00 UHR

46 VIENNALE 2015

FOTOS: SAMMLUNG ÖSTERREICHISCHES FILMMUSEUM (1), VIENNALE (5)

T RIB U T E

TEXT: DAVID RAMS, MAGDALENA MIEDL

TRIBUTES

’15


CAT H ER I N E

A N DR É

MICH EL

CHR ISTA

FROT

M A RCON

FAU

THÉR ET

MADAME MARGUERITE oder

Die Kunst der schiefen Töne Ab 30. Okt. im Kino

Eine Gesellschaftskomödie in bester Tonlage! VARIETY

Catherine Frot als wenig begabte Operndiva – herzzerreißend und urkomisch! NEW YORK TIMES

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’15 Special Programs

Aus Fleisch & Blut

Austrian Pulp: Genre-Kino aus Wien und Anderswo Blut & Beuschel. Nackte Haut und billige Effekte! Sektenwahn und Hexerei! Jugendsünden berühmter Stars! Retro-Kurator Paul Poet barg aus dem Archiv der Austro-Exploitation Schätze zwischen Kunst und Grind.

KRIMINALFILM. Österreich 1965. LÄNGE: 83 Min. BUCH & REGIE: Eddy Saller. KAMERA: Edgar Osterberger. MUSIK: Gerhard Heinz. MIT: Herbert Fux, Peter Janisch.

Lustmord zu genialem Beat-Soundtrack: Herbert Fux (Kaisermühlenblues) gibt den triebgesteuerten Finsterling, der einer jugendlichen Ballerina brutal zu Leibe rückt. Das alles ist wild-plakativ inszeniert von Franz Antel-Schüler Eddy Saller (Empfehlung auch: Schamlos) – laszive Frauenbeine, glubschende Männeraugen, nächtliche Clubs, schreckliche Taten. Herrlich. Am 9. 10. in Anwesenheit des Komponisten Gerhard Heinz.

» FR. 09. 10., METRO, HISTORISCHER SAAL, 19.30 UHR DO. 15. 10., METRO, ERIC PLESKOW SAAL, 18.00 UHR

Wienerinnen

Schrei nach Liebe KRIMINALFILM. Österreich, 1952. LÄNGE: 96 Min. BUCH & REGIE: Kurt Steinwendner. KAMERA: Elio Carniel, Walter Partsch. SCHNITT: Renate Knitschke. MIT: Elisabeth Stemberger, Margit Herzog, Helmi Mareich, Edith Klinger.

Unsichtbare Gegner KRIMINALFILM. Österreich 1933. REGIE: Rudolf Katschner. BUCH: Philipp L. Mayring, Heinrich Oberländer, Reinhart Steinbicker. KAMERA: Eugen Schüfftan. SCHNITT: Phillis Fehr, Rudolf Schaad. MIT: Paul Hartmann, Gerda Maurus, Oskar Homolka, Peter Lorre, Paul Kemp.

Vier Frauenschicksale, vier Eifersuchtsdramen, vier Episoden. Schauplatz ist Wien hier nicht nur als Walzerstadt, sondern auch als Industriegebiet mit Ziegeleien und Gstetten, frei nach dem Vorbild des italienischen Neorealismus. In einer Nebenrolle sind Karlheinz Böhm sowie die spätere Tiersendungs-Ikone Edith Klinger zu bewundern – manisch mit Kasperlpuppen. Muss man gesehen haben.

Wirtschaftskrimi und Film Noir in einem: Der Chef eines Erdölkonzerns, dessen Ölfelder versiegt sind, trickst mit gefälschten Unterlagen. Doch die Interessenten scheuen vor kriminellen Maßnahmen nicht zurück … Oscar Homolka und Peter Lorre brillieren als Verbrecher-Duo, die denkwürdige Schlusssequenz vergisst man nicht so schnell. Vorfilm ist Virgil Widrichs legendärer oscarnominierter Kurzfilm Copy Shop (Österreich 2001, 12 Min.).

» SA., 17. 10., METRO, HISTORISCHER SAAL,

» DO., 05. 11., METRO, HISTORISCHER SAAL,

16.00 UHR

48 VIENNALE 2015

16.00 UHR

FOTOS: VIENNALE (4)

GeiBel des Fleisches

Datums (In 3 Tagen bist du tot, Ich seh, ich seh). Ebenso gilt es, skurrile Erstauftritte späterer Größen zu entdecken, von Peter Simonischek in Sukkubus – Den Teufel im Leib bis Edith „Wer Will Mich“ Klinger in Wienerinnen – Schrei nach Liebe oder den wohl einzigen Österreichischen New-Wave-SlasherFilm (!) Das Gold der Liebe mit den Bands DAF und Blümchen Blau. Und wer mal den sagenumwobenen Schulmädchenreport im Kino sehen will, findet hier auch seine nackte, ähm, helle Freude. Schön!

TEXT: JULIA PÜHRINGER

TODESGÖTTIN DES LIEBESCAMPS. Hexen bis aufs Blut gequält. Baron Pornos nächtliche Freuden. Das waren noch Filmtitel! Die Filmarchiv-Retro bietet alles: Aufregerkino von seinerzeit (Schamlos! Der blutjunge Udo Kier als brutaler Zuhälter!) genauso wie unter Verschluss gehaltene Schätze (Walter Bannerts Politschocker Die Erben). Neben vergessenen Meisterwerken aus dem Ausland mit dem finsteren Nachkriegsschauplatz Wien (Der Mörder mit dem Seidenschal, Der Killer von Wien) läuft auch Austro-Horror neueren


SPECIAL PROGRAMS

Griechenland

The 3Rs

FILME AUS GRIECHENLAND 2005-2015 zeigt dieses Special Program und nimmt sich eines der heißesten Jahrzehnte an, die die Wiege der Demokratie nicht nur wettertechnisch durchmachen musste. 2008 begannen nach der Tötung eines 15-Jährigen in Athen brutale Unruhen. Von der Zeit davor und danach zeugt und kündet die Schau, auch wenn sie sich selten absichtlich dem Zeitzeugentum hingibt. Fast alle ihre Filme hätten es verdient, hier gesondert genannt zu werden, etwa das herausragende, leider fast von der Welt übersehene Kostüm-Epos Mavro Livadi oder die Gender-Lovestory Strella, der jegliche öffentliche Finanzierungshilfe verweigert wurde. Leider haben nur zwei hier Platz.

Proti yli DOKU. Griechenland 2011. LÄNGE: 78 Min. REGIE: Hristos Karakepelis. BUCH: Natasha Segou, Hristos Karakepelis.

FOTOS: VIENNALE (7) TEXT: JULIA PÜHRINGER, KLAUS HÜBNER

TEXT: JULIA PÜHRINGER

FOTOS: VIENNALE (4)

Ein seltener Glücksfall im Dokumentarmilieu ist dieses ab 2007 über sechs Jahre gedrehte Porträt von Altmetallsammlern in Athen, stellvertretend ausgestellt für das Heer aus Habenichtsen, ohne das Metallrecycling in Griechenland ein Witz wäre. Hier, am untersten Ende der Verwertungskette, zeigt sich die Zukunft der EU in drastischer und unspekulativer Klarheit, wird die Methode hinter dem Irrsinn wie von selbst entblößt.

» DO. 29. 10., METRO, ERIC PLESKOW SAAL, 20.30 UHR

Filme von Anne Charlotte Robertson, Mark Rappaport und Jean-Claude Rousseau ANNE CHARLOTTE ROBERTSON führt per Film Tagebuch und nützt ihn,um ihrer bipolaren Störung Herr zu werden. Bei Jean-Claude Rousseau entwickeln die Bilder ihren eigenen Film. Mark Rappaport lässt Versatzstücke des Hollywoodkinos für sich sprechen: Film als Einsicht, Rückblick und Innensicht.

Filme von Mark Rappaport Programm 1 KURZFILME. LÄNGE: 70 Min. USA/ Frankreich 2002 – 2015. BUCH & REGIE: Mark Rappaport.

Essay-Kino im besten Sinne: The Vanity Tables of Douglas Sirk behandelt Frauenrollen, Max & James & Danielle die Dreiecksbeziehung von Max Ophüls. John Garfield widmet sich dem gleichnamigen jüdischen Sex-Symbol, Dalio einem, der immer als „Der Jude“ besetzt wurde.

» SA. 24. 10. METRO, HISTORISCHER SAAL, 18.30 UHR

In Focus Geschichten vom nützlichen Leben Der Filmemacher Federico Veiroj WERKSCHAU: Der 1976 in Uruguay geborene Veiroj, heute in Spanien tätig, hat einige Kurzfilme im Portfolio und drei Spielfilme: Acné, La Via Útil und El Apóstata, letzterer brandneu. Dank seines elaborierten Stils gilt er als künstlerische Entdeckung und Ausnahmetalent.

To mikro psari (Stratos)

Acné DRAMA. Uruguay/Argentinien/ Spanien/Mexiko 2008. LÄNGE: 87 Min. REGIE: F. Veiroj. MIT: Alejandro Tocar u.v.m.

DRAMA. Griechenland 2014. LÄNGE: 138 Min. REGIE: Yannis Economides. MIT: Vangelis Mourikis, Vicky Papadopoulou.

Ein wortkarger Auftragsmörder ist der Held – nicht Antiheld – dieses „mediterranen Film Noir“: Das Geld, das der Killer kassiert, spart er, um einen Tunnel zu bauen für seinen Freund im Gefängnis, dem er sein Leben verdankt. Ein unheimlich starker Film, der jegliche Moralbegriffe dehnt und biegt und durcheinanderschüttelt und damit den Prinzipien seines Genres so gerecht wird wie Hollywood zuletzt vor Jahrzehnten.

» MO. 02. 11., METRO, ERIC PLESKOW SAAL, 20.30 UHR

Die Eltern stellen Rafael mit Geld ruhig, das er für Huren ausgibt. Er ist 13, aber das ignorieren alle. So stellt ihn die Realität vor unüberwindbare Hürden: Wie soll er die Akne loswerden, ein Mädchen küssen, Halt finden? Eindringliches Generationenporträt.

» SO. 25. 10., METRO, ERIC PLESKOW SAAL, 18.00 UHR

49 VIENNALE 2015

IN FOCUS

Noch einmal mit Gefühl


RE T R OS P EKT I V E

ANIMALS - Eine kleine Zoologie des Kinos

RETROSPEKTIVE

’15

Tierische Liebe Filmzoo VIENNALE: Mit unzähligen Filmklassikern und außergewöhnlichen Neuentdeckungen wird in der diesjährigen Retrospektive das Tierkino in allen Formen zelebriert. Anschauen ausdrücklich erlaubt!

DRAMA. GB 1969. LÄNGE: 110 Min. REGIE: Ken Loach. BUCH: Barry Hines, Ken Loach, Tony Garnett. KAMERA: Chris Menges. SCHNITT: Roy Watts. MIT: David Bradley, Freddie Fletcher.

Bonjour Tristesse. Der fünfzehnjährige Billy Casper (David Bradley) ist ein „Problemkind“, wie es im Buche steht: Malträtiert von seinem Bruder, gehänselt von seinen Mitschülern und mit keinerlei Perspektive in seinem Alltag, findet er eines Tages einen Turmfalken, den er zu trainieren beginnt … Mit Kes gelang dem britischen „Working Class“Chronisten Ken Loach der endgültige Durchbruch auf dem großen Kinoparkett mit einem gleichsam bedrückenden wie beeindruckenden Frühwerk.

» DO. 05. 11., FILMMUSEUM, 18.30 UHR SA. 21. 11., FILMMUSEUM, 18.30 UHR

Sen to Chihiro no Kamikakushi

Clash of the Wolves

ANIMATION. JAPAN 2001. LÄNGE: 124 Min. BUCH & REGIE: Hayao Miyazaki. KAMERA: Atsushi Okui. SCHNITT: Takeshi Seyama. MUSIK: Joe Hisaishi.

ABENTEUER. USA 1925. LÄNGE: 74 Min. REGIE: Noel M. Smith. BUCH: Charles Logue. KAMERA: Edwin B. DuPar, Allen Thompson. SCHNITT: Clarence Kolster. MIT: Rin Tin Tin.

Einen einzelnes Juwel aus der vollgefüllten Schatztruhe des japanischen Animationsgenies Hayao Miyazaki auszuwählen ist ein unmögliches Unterfangen. Doch zweifellos markiert die oscarprämierte Geschichte (dt. Titel: Chihiros Reise ins Zauberland) eines kleinen Mädchens, das in einer mysteriösen Welt voller Götter, Zauberer und Geister für die Freilassung ihrer (animalischen) Eltern kämpfen muss, einen absoluten Höhepunkt im Œuvre des mittlerweile zurückgetretenen Meisterregisseurs.

Auch in der Stummfilmära standen tierische Helden ganz hoch im Kurs: Der weltberühmte Hollywood-Schäferhund Rin Tin Tin, der in mehr als 20 Stummfilmen mitwirkte, spielt in diesem Abenteuerklassiker den Halbblut-Anführer einer Wolfsmeute, die auf die umliegenden Zweibeiner nicht allzu gut zu sprechen sind. So muss sich das tierische Ausnahmetalent furchtlos auf eine gefährliche Mission begeben, in der neben spannenden Actioneinlagen auch jede Menge „Dog Romance“ steckt.

» SO. 08. 11., FILMMUSEUM, 16.00 UHR

» MO. 26. 10., FILMMUSEUM, 15.30 UHR

50 VIENNALE 2015

FOTOS: SAMMLUNG ÖSTERREICHISCHES FILMMUSEUM

Kes

vielschichtiges und umfassendes Bild jener Spielarten ab, in denen sich das Tierkino seit seiner Entstehung bewegt: Von monströsen „Zeiterscheinungen“, die nichts Geringeres im Schilde führen als die Weltordnung von Grund auf neu durchzumischen (Godzilla), über die wohl berühmtesten TierMensch-Verbindungen (La belle et la bête, The Fly) bis hin zu animalisch angehauchten Animationsgroßtaten (The Fantastic Mr. Fox, Bambi) bleibt garantiert kein Tier- und Filmgeschmack unbefriedigt.

TEXT: DAVID RAMS

DER TIEFE FALL EINES AFFEN. Der Leidensweg eines Esels. Der Mut eines kleinen Ferkels. Es sind nur drei Beispiele einer ganzen Filmgattung, die uns seit Anbeginn der Kinematografie begleitet und dennoch nur selten die Wertschätzung erfahren hat, die ihr wirklich entsprochen hätte. Doch in der diesjährigen VIENNALE-Retrospektive, in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum, stehen die Animals in knapp 140 Filmbeispielen im wohlverdienten Rampenlicht. Das dichte Programm zeichnet ein


Topaktuelle Topaktuelle Serien Serien –– wann wann und und wo wo Sie Sie wollen. wollen. Bei Bei der der Suche Suche nach nach gestohlenen gestohlenen Juwelen Juwelen stoßen stoßen eine eine britische Detektivin (Samantha Morton) und ein französischer britische Detektivin (Samantha Morton) und ein französischer Cop Cop (Tahar Rahim) auf die berüchtigte Diebesbande „Pink Panthers“ (Tahar Rahim) auf die berüchtigte Diebesbande „Pink Panthers“ –– von von „Breaking-Bad“-Regisseur „Breaking-Bad“-Regisseur Johan Johan Renck. Renck. The The Last Last Panthers Panthers Ab 12. November Ab 12. November donnerstags donnerstags um um 21 21 Uhr Uhr exklusiv exklusiv auf Sky Atlantic HD sowie jederzeit auf Abruf. auf Sky Atlantic HD sowie jederzeit auf Abruf.

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