SIS Friedrichshafen Das etwas andere Leseprojekt: Ein Leseportfolio in der Chipsrolle Annette Steinlein, Gymnasiallehrerin
Auf eher ungewöhnliche Art und Weise konnte ich im Deutschunterricht die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 5 fürs Lesen begeistern, obwohl diese normalerweise nicht so gerne ein Buch lesen und sich Gedanken über den Inhalt machen. Ziel der Epoche war es, sich mit einem selbstgewählten Jugendbuch kreativ auseinanderzusetzen. Dazu wählte ich die »Leserolle« aus, eine Art Lese-Portfolio, in dem die Ergebnisse einer längeren Phase selbstständigen Arbeitens mit einem Buch dokumentiert werden. Eine Rolle (beispielsweise eine Chipsdose oder eine Dose für Tennisbälle) wird außen passend und ansprechend zum Buch gestaltet, so dass sie Neugier auf den Inhalt weckt. In der Rolle bewahren die Schülerinnen und Schüler ihre Bearbeitungen von verschiedenen Aufgaben auf, die zu einer langen Schriftrolle zusammengeklebt werden. Schüler wählen Buch und Aufgaben selbst aus Die Schülerinnen und Schüler wählen zunächst nach eigenem Leseinteresse ein alters gemäßes Buch aus der Schulbücherei aus. Das kann ein Sachbuch oder ein Roman sein, ein dickes oder dünnes Buch, bilderreiche oder komplexe, anspruchsvolle Jugendliteratur, je nach Einschätzung der eigenen Lesefähigkeit und -motivation. Parallel zur und nach der Lektüre entsteht eine Leserolle, in der die Schülerinnen und Schüler ihre Bearbeitungen von bestimmten Wahl- und Pflichtaufgaben aufbewahren, die sie aus einem Aufgabenangebot ausgewählt haben. Zu den Pflichtaufgaben gehört unter anderem, einen Zeitplan zu erstellen, die Leserolle von außen zu gestalten, den Bewertungs- und den Selbsteinschätzungsbogen auszufüllen. Die Wahlaufgaben sind sehr vielfältig, angefangen von Steckbriefen der wichtigsten Figuren über den Entwurf eines neuen Titelbilds bis hin zum Abschreiben und Illustrieren der Lieblingsstelle. Ob die Schülerinnen und Schüler ein Kapitel oder einen Ausschnitt szenisch darstellen oder betont vorlesen, hängt von ihren Vorlieben ab. Meine Fünftklässler fassten also Kapitel zusammen, schrieben ein eigenes Ende, recherchierten zu ihren Autoren, kommentierten Illustrationen oder erstellten eine Landkarte zu ihrem Buch. Sie fühlten sich in eine literarische Figur ein, indem sie für sie eine Geburtstagskarte oder einen Brief formulierten, oder erweiterten ihr Allgemeinwissen, indem sie ein Quiz zu einem Sachbuchthema selbst entwickelten. Das Beste kommt zum Schluss Nachdem die Pflicht- und Wahlaufgaben erledigt sind, werden alle geschriebenen oder getippten Blätter, Fotos und Zeichnungen zu einer langen Schriftrolle aneinandergeklebt. Danach wird die Chipsrolle zu einer schönen Aufbewahrungsbox umgestaltet. Die Schülerinnen und Schüler sammeln dazu Zitate, Bilder, Aufkleber, Zeitungsausschnitte oder Fotos, die zu ihrer Geschichte oder ihrem Sachthema passen, und kleben sie auf. Selbst Muscheln zum Thema Meerjungfrau finden hier ihren Platz. Die Gestaltung soll neugierig auf den Inhalt machen und die Sorgfalt zeigen, mit der die Schülerinnen und Schüler gearbeitet haben.
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