CHODORKOWSKI

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Was soll das russische Volk mit Freiheit anfangen. Es wird die Freiheit erst vergewaltigen und sie danach in Wodka ersäufen. Volk: Freiheit. Freiheit. Freiheit. Der Lärm wird bedrohlich. Putin dreht die Wählscheibe. Putin: Hallo. Hallo Zentrale? Hier Abteilung XII, Oberstleutnant Putin. Wir werden gestürmt. Ich bin allein hier. Schicken Sie Verstärkung. Was? Was soll ich tun? Hallo. Hallo. Entsetzt lässt er den Hörer sinken. KGB-Offizier Setschin taucht von hinten auf. Putin: Aufgelegt. Die Partei stellt sich tot und lässt uns im Stich. Setschin: Wenn die Partei sich tot stellt, ist sie tot. Schnell. Durch den Keller und den Hinterhof. Das Tor bricht gleich. Putin: Wir müssen die Stellung halten. Zumindest die geheimen Akten retten. Setschin: Unsere Haut müssen wir retten. Komm. Und es ist auch höchste Zeit: die Tür bricht, die aufgebrachte Menge stürmt die KGB-Residentur. Putin und Setschin entkommen knapp.

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3. Chodorkowskis Mutter, Marina Fillipowna, hat am kleinen Tischchen Tee und die Lieblingsmehlspeise ihres Sohnes Mischa vorbereitet. Chodorkowski: Als ich zum Komsomol ging und Funktionär wurde, warst du nicht zufrieden, Mamulja. Aber du wolltest mir nicht sagen, warum. Marina: Ich fand besser, dass dus einmal selbst verstehst. Chodorkowski: Ich versteh es jetzt. Du wolltest nicht, dass ich einer von den Betonköpfen werde, die Ideologie sagen und Macht meinen. Marina: Ja, Mischa, das dachte ich. Chodorkowski: Dann wird dir gefallen, was ich jetzt tun will. Ich verlasse den Komsomol, denn ich habe eine Lizenz bekommen und gründe meine unabhängige eigene Bank. Das Monopol ist gefallen.


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