Dez 13 - Jan 14

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THEMA

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DIE ENTSTEHUNG VON KRIPPENSPIELEN CHRISTA OLEARIUS ÜBER EINE ETWA 1000 JAHRE ALTE TRADITION Krippenspiele gehören nach unserem Verständnis am Heiligabend in mindestens einen Gottesdienst, den Familiengottesdienst. Für viele ist Heiligabend ohne die Darstellung von Maria, Josef und dem Kind in der Krippe unvorstellbar. Das war allerdings nicht immer so in der Geschichte der christlichen Kirche. Seit etwa eintausend Jahren, also seit dem zwölften Jahrhundert, sind die ersten Krippen- und Weihnachtsspiele überliefert, die um den Altar herum stattfanden. Hervorgegangen sind sie aus den liturgischen Weihnachtsfeiern. Man interpretiert diese damals neu aufkommende Art der Darstellung als Möglichkeit der „Teilhabe an Wirkung und Inhalt der Heiligen Schrift“ (Wolfgang Teichert). Denn Teilhaben am göttlichen Geschehen und nicht ein rein rationales Verständnis von Jesus Christus ist das, was die Heilige Schrift geben will. Das mittelalterliche Weihnachtsspiel nahm die Gemeinde aus ihrem Alltag mit in die biblische Verheißung. Die Suche nach einer Herberge, der Stall, Hirten und Schafe, Dunkelheit und Verlassenheit waren bekannte Elemente und Mo-

mente im eigenen Leben. Nach und nach ging man dazu über, auch die drei Weisen aus dem Matthäusevangelium (das Dreikönigsspiel) in die Weihnachtsgeschichte des Lukas mit einzubauen, weil nur in ihr von den Hirten berichtet wird. Als Darsteller fungierten Menschen aus der Gemeinde und nicht geweihte Amtsträger. Jedoch war die Sprache der Krippenspiele zunächst Latein. Das änderte sich mit der Reformation, die die besondere Bedeutung der deutschen Sprache hervorhob. Heute noch gibt es die verschiedensten Arten der Darstellung der Geburt Jesu. Neben den alljährlich stattfindenden Krippenspielen in unseren Weihnachtsgottesdiensten ist auf die Krippendarstellung in unserem holländischen Nachbarort Denekamp hinzuweisen, die in der Adventszeit das Weihnachtsgeschehen mit lebenden Tieren darstellt. In der portugiesischen Gemeinde Nordhorn, die ihre Gottesdienste in der St. Elisabethkirche feiert, wird noch heute traditionell das zuletzt geborene Kind aus der Gemeinde als Jesuskind am Heiligabend in die Krippe gelegt.


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