Spielzeitschwerpunkt Thielemann

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Auch Ballett haben Sie schon dirigiert.

des gemeinsamen Musizierens, deswegen sollte ein Regisseur auch Rücksicht auf die Musik nehmen.

Ja. Man muss einfach wissen, wie wichtig die Partner auf und hinter der Bühne sind, und dass man im selben Boot sitzt. Beim Konzert ist das etwas völlig anderes: Da begleiten Sie auch oder hören auf Wörter, aber es handelt sich um einen kleineren Kreis, während es bei einer Opern- oder Ballettvorstellung von vielerlei Sachen abhängig ist, zum Beispiel ob ein Auftritt klappt. Wenn die Künstler nicht auf der Bühne sind, können Sie halt nicht weitermachen! Sie müssen wissen, dass manche Sänger am einen Abend vielleicht mehr Luft oder Kraft haben als am nächsten Abend. Und das alles hab ich aufgesogen, seit ich 19 bin.

Und er kann ja auch beim Hören helfen. Natürlich! Was nützen alle Gespräche, wenn am Ende der Regisseur auf seinem Standpunkt beharrt und auch der Dirigent auf seinem. Ich habe immer festgestellt: Wenn Leute ihr Handwerk verstehen, dann kann man sich auch gut daran reiben. Ich freue mich zum Beispiel auf Puccinis »Manon Lescaut« mit Stefan Herheim. Er kann wirklich sehr, sehr viel, ist erfahren und versteht die Musik, inszeniert aus der Partitur heraus – das ist ein Niveau, das mir sehr gefällt.

Ihren Operneinstand bei uns geben Sie mit dem »Rosenkavalier« am 18. November. Warum gerade dieses Stück?

Hinzu kommt ein riesiger Kenntnishorizont Ihrerseits, gerade auch, was theatralische Abläufe betrifft.

Ich habe mit dem »Rosenkavalier« immer etwas gekämpft – als ich ihn die ersten Male dirigierte, habe ich Dinge gemacht, die sich später als daneben entpuppt haben: zu langsame Tempi, zu klebriges Musizieren.

Das ist Handwerk! Das lernt man beim Theater früh und weiß einfach, welche Ingredienzien dafür von Nöten sind. Man weiß zum Beispiel, was »Parsifal« braucht. Und bedenkt bereits bei der Vorstellung des Regiekonzepts, was es bedeutet, wenn der Chor von der Seite auftritt oder wie die Glocken positioniert sein sollten. Das beruht auf Erfahrung. Früher habe ich dieses Wissen bei anderen sehr bewundert. Doch man lernt selbst daraus, wenn mal etwas schief gegangen ist oder man mit etwas unzufrieden war.

Und wer weiß, vielleicht kommen ja wieder die Sonderzüge aus Berlin wie vor über hundert Jahren bei der Uraufführung. Das Schöne heutzutage ist ja, dass wir durch diese unglaubliche Vernetzung immer wissen, wer in Dresden singt oder in Berlin, München, Wien ... Und auch Reisen ist nicht mehr so aufwändig.

Was ist Ihnen wichtig in der Zusammenarbeit mit Regisseuren?

2013 ist Wagner-Jahr. Sie läuten es am 13. Januar 2013 mit dem »Lohengrin« hier in der Semperoper und in Dresden ein. Wann erlebten Sie Ihre erste Wagneraufführung? Ist der Funke sofort übergesprungen?

Zunächst ist es wichtig für mich, zu wissen, dass es handwerklich stimmt. Das ist wie beim Dirigieren: Wenn jemand das Stück sehr eigenwillig dirigiert, aber wirklich gut, dann trifft das vielleicht nicht meinen Geschmack, aber ich muss anerkennen: Toll gemacht! Das ist der Reiz der Oper und der Reiz

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