Zum Verhältnis interkultureller Kommunikationsforschung und interkultureller 'Trainings'

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38 2.3.5. Lernziele interkultureller Trainings oder ‚Was heißt interkulturelle Kommunikationsfähigkeit?‘ Lernziele IKT sind unterschiedlich. Grundsätzlich gilt zu beachten, daß viele (USamerikanische) Autoren mit ‚intercultural training‘ gar nicht so sehr IKK im Fokus haben, wie man das aufgrund der Anfänge vermuten könnte, sondern Themen wie Adaptation, Akkulturaltion oder der Umgang mit Stress oder Unsicherheit eine mindestens ebenso große Rolle spielen. Dies zeigen z.B. auch die recht allgemein gehaltenen Lernzielbeschreibungen von Brislin, Landis und Brandt (1983, zitiert nach Helmolt & Müller, 1993 ) (in Oberbegriffen): Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten, oder von Hammer, Gudykunst und Wisemann (1978 zitiert nach Helmolt & Müller, 1991): Fähigkeit, mit psychischem Stress umzugehen, Fähigkeit zu effektiver Kommunikation und zum Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen. Bei letzteren ist Kommunikation zumindest einer der genannten Faktoren. Solche allgemeinen Lernziele werden auch dort angeführt, wenn von ‚intercultural communication training‘ (z.B. Brislin & Yoshida, 1994) die Rede ist (s.u.). Man erkennt m.E. hier deutlich den Einfluß psychologischer Modelle informationstheoretischer Prägung (zumindest für die USA, vgl. Kritikpunkt 1 unten). In diesen psychologischen (oder psychologisch beeinflußten) Modellen geht es vorwiegend um Fähigkeiten, die als Voraussetzungen für interkulturelle Kommunikationsfähigkeit angesehen werden (Gudykunst & Hammer, 1983; Gudykunst & Kim, 1984; Müller, 1993; Thomas, 1993). Somit geht es im Grunde bei den Lernzielen vorrangig um die Frage ‚Was ist interkulturelle Kommunikationsfähigkeit?‘. Die meisten Autoren unterlassen jedoch eine gründliche, theoriegeleitete Beantwortung dieser Frage. Häufig unterstellen sie stattdessen implizit bestimmte Annahmen über die Lehr- und Lernbarkeit interkultureller Kommunikation - oder ihrer Voraussetzungen -, anhand derer sie ihre Lernziele formulieren. In der BRD äußern sich hingegen vielfach Linguisten, die sich mit IKK befaßen, zu Fragen IKTs und, meist sofern sie aus dem fremdsprachendidaktischen Bereich kommen, auch der Didaktik interkultureller Kommunikation. Entsprechend ihrer Vorstellungen von IKK, werden darum auch Kommunikation und Kommunikationsprozesse in den Vordergrund interkultureller ‚Trainings‘prozesse gestellt (Bolten, 1991, 1992; Knapp, 1992, 1995 ; Knapp & Knapp-Potthoff, 1990; Knapp-Potthoff, 1997; Müller, 1993; Helmolt & Müller, 1993). K&K-P (1990) beziehen sich zwar auch auf die allgemeine Trainingsliteratur (z.B. Gudykunst & Hammer, 1983), grenzen sich davon nicht explizit ab und stellen auch nicht


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