Zum Verhältnis interkultureller Kommunikationsforschung und interkultureller 'Trainings'

Page 28

28 In der BRD ist man vorraussichtlich noch längere Zeit davon entfernt, die kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz mit interkultureller Personalentwicklung (im Sinne einer Vielfalt kultureller Herkunftskulturen der lokal ansässigen Mitarbeitenden) in Verbindung zu setzen. So ist, im Gegensatz zu angelsächsischen Ländern oder auch einem Land wie Südfarika (Institute for Democracy in South Africa, 1995), in der BRD etwas vergleichbares wie Diversity Training nicht absehbar, ganz zu schweigen davon, daß sich Multikultur hier (fast) immer noch ausschließlich auf ‚ethnische‘ bzw. ‚religiösen‘ Kulturen bezieht, Minderheiten(kulturen) wie ‚Behinderte‘, Frauen oder Homosexuelle und deren Anliegen werden nicht unter Multikultur gefaßt bzw. unter multikultureller Perspektive betrachtet. Eine Ausnahme bildet hier Prengel’s „Pädagogik der Vielfalt“ (1995). Gleichwohl spielt auch in Deutschland IKK und/oder interkulturelles Lernen in verschiedenen Bereichen eine Rolle: über Fremdsprachenunterricht (Mattheier, 1991; Bausch, Christ & Krumm, 1994; Bredella, 1994; Bredella & Christ, 1995; Bredella, Christ, Legutke, 1997), Deutsch als Fremdsprache (Gerighaus & Seel, 1987)‚ ‚Ausländer’pädagogik bzw. interkultureller Pädagogik (Auernheimer, 1996; Borelli & Hoff, 1988; Hohmann & Reich, 1989; Luchtenberg, 1994, in Druck; Luchtenberg & Nieke, 1994; Radtke, in Druck; Sandhaas, 1988; Schweitzer, 1994), Betriebspädagogik (Arnold, 1991, 1992) bis hin zu Verhandlungstraining (z.B. Bolten, 1992; Merk, 1989a, 1989b); oder interkulturellem Management (z.B. Adler, 1997; Barmeyer & Bolten, 1998; Bergemann & Sourisseaux, 1992; Bittner & Reisch, 1994; Breuer & de Bartha, 1990, 1993; Bolten, 1995a; Elashmawi & Harris, 1993; Strutz & Wiedemann, 1992, s.a. die Bibliografie des Instituts für Auslandsbeziehungen, 1997). Was an sich gute Voraussetzungen für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sein könnten, führte in der Praxis bislang nur wenig zu einem entsprechenden Bemühen, die Konzepte zu integrieren. Wenn interkulturelle Vielfalt in der BRD thematisiert wird, so geschieht dies im Zusammenhang IKT häufig, wie z.B. bei Helmolt und Müller (1993), unter der Perspektive der „wirtschaftlichen und kulturellen Integrationsbewegungen in Europa“ (S. 537). Hierin spiegelt sich ein Bewußtsein, das als Quelle der Verschiedenheit eher die Weiterentwicklung der Europäischen Union oder die ‚Globalisierung‘ im Blickfeld hat, sprich die ‚Karrieremigranten‘, nicht aber die Arbeitsmigranten der 60er und 70er Jahre oder die Exilanten und deren Sprößlinge, die mit deutschem und/oder ausländischem Paß doch den Großteil der kulturellen und kommunikativen Vielfalt in der BRD ausmachen, und das nicht erst seit 1992. Jedes neunte Kind, das in der BRD geboren wird, ist von binationalen Eltern


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.