Bach-Archiv Leipzig - Jahresbericht 2013

Page 52

enische Musik seit dem 17. Jahrhundert beinahe alle kulturellen Zentren geprägt hat und der Kulturaustausch in erster Linie von Süden nach Norden – von Italien, über Süd- und Mitteldeutschland bis nach Skandinavien – verlaufen ist. So betreffen die Forschungsthemen der Mitarbeiter mehrere in diesem Zusammenhang stehende kulturgeschichtliche Phänomene, etwa die Bearbeitung italienischer Musik im Dänemark der 1640er Jahre, die Bedeutung römischer Vokalmusik im London der 1660er Jahre oder die Rolle der italienischen Oper im Leipzig des mittleren 18. Jahrhunderts. Andere Teilprojekte widmen sich der Erschließung, Analyse und Rekonstruktion historischer Musikaliensammlungen, die so einen Eindruck von Umfang und Struktur des einstigen Kulturaustauschs vermitteln. Zentrale Quellenkomplexe, die im Zentrum dieser Untersuchungen stehen, sind die Notensammlung des Stockholmer Hofkapellmeisters Gustav Düben, die seit dem frühen 18. Jahrhundert in der Universitätsbibliothek in Uppsala aufbewahrt wird, und die verstreuten Reste des einstigen Handschriftenarchivs des Leipziger Verlagshauses von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, die sich heute in den Musikaliensammlungen zahlreicher europäischer Bibliotheken finden. Neben mehreren individuellen Forschungsaufenthalten und informellen Treffen einzelner Projektmitarbeiter fanden in 2013 zwei große Plenarkolloquien statt, die sich verschiedenen Teilaspekten der Projektarbeit gewidmet haben. So standen im Zentrum des Treffens, das vom 17. bis 19. April 2013 im Musikwissenschaftlichen Institut der Royal Holloway University in London abgehalten wurde, die Musikernetzwerke und die Infrastruktur des Musikalienhandels im 17. Jahrhundert sowie die Rolle der zeitgenössischen Musikaliensammler. Projektteilnehmer bei einem Kolloquium im April 2013 in London

Während eines zweiten Treffens, das vom 27. bis 29. November 2013 im Bach-Archiv Leipzig stattfand, haben sich die Mitarbeiter mit den spezifischen Herausforderungen quellen­ philologischer Untersuchungen beschäftigt. An den historischen Musikalien­ beständen des Bach-Archivs und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden wurden sowohl Fragen zur Provenienzforschung als auch konservatorische Aspekte im Zusammenhang mit der fortschreitenden Digitalisierung der Quellenbestände diskutiert. Das Treffen wurde ergänzt durch einen Workshop im Deutschen Buch- und Schriftmuseum, wo die Projektmitarbeiter unter der Anleitung von Dr. Frieder Schmidt die Möglichkeit hatten, die einzigartige papierhistorische Sammlung des Museums kennenzulernen. Nach diesem Muster aus individueller Forschung und halbjährlichen Plenarkolloquien soll die Projektarbeit fortgesetzt und in 2015 mit einer wissenschaft­lichen Konferenz, die die Projektergebnisse vorstellt und zusammenfasst, abgeschlossen werden.

50

Jahresbericht 2013


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.