Bach-Archiv Leipzig - Jahresbericht 2009

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Jahresbericht 2009 B a c h s E r be – E i n A u f t r a g f ü r d i e Z u k u n f t


Um- und Er weiterungsbau, Museums- und Bibliotheksausstattung

Impr essum Bach-Archiv Leipzig an der Universität Leipzig Stiftung bürgerlichen Rechts

Unser Dank gilt allen Förderern, die das Vorhaben seit dem ersten Spendenaufruf 2007 unterstützt haben:

Thomaskirchhof 15/16 04109 Leipzig

Packard Humanities Institute,   Los Altos, CA (USA) ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius,   Hamburg Ostdeutsche Sparkassenstiftung     gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig Dr. Arend Oetker, Berlin Susanne Klatten, München ALDI GMBH & CO KG, Essen „arche“ Kammermusik e.V.,   Bad Pyrmont Bärenreiter Verlag, Kassel Peter Baum, Strasbourg (F) Bayer Schering Pharma AG, Berlin Dr. Rüdiger Bettenhausen, Hanau Eberhard und Karen Blume, Pinneberg Dr. Frederick und Dr. Elizabeth   Bonkowsky, San Diego, CA (USA) Breitkopf & Härtel,   Wiesbaden – Leipzig – Paris Carus Verlag, Stuttgart Commerzbank-Stiftung,   Frankfurt (Main) DAUN & CIE. AG, Rastede Lothar Decher, Worms Madeleine Delacroix, Grandcour (CH) Deutsche Stiftung Denkmalschutz,   Bonn

Peter Dussmann, Berlin Dr. Eckehard und Christine Drews, Grimma Dr. Albrecht Fiedler, Schwäbisch Gmünd Sabine Geipel, Neuwied Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Frankfurt (Main) Georg Olms Verlag, Hildesheim Fielmann AG, Hamburg Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf Gregor Fuchshuber & Partner   Freie Architekten BDA, Leipzig Frank und Harriet Grell,   Scharstorf Schellhorn Hans-Joachim Schulze Fonds der Stiftung Bach-Archiv, Leipzig Dr. Dirk M. Harmsen, Karlsruhe Dr. Otto Happel, Luzern (CH) Christian Peter Henle, Mülheim (Ruhr) Helmut und Ingrid Kaußler, Börwang klopfer datennetzwerke gmbh, Böhlen Dr. Karl Koenen, Wuppertal Sir Ralph Kohn FRS und   Lady Zahava Kohn, London (GB) Prof. Dr. Dietrich Kramm, München Elias N. Kulukundis, Greenwich,   CT (USA) Barbara Lambrecht-Schadeberg,   Kreuztal

Dr. Werner Minzlaff, Falkensee Ute und Gerd Misse, Winsen (Luhe) Michael Niss, Hamburg Inge und Burkhart Ostersehlte, Bremen Karl-Heinz Petri, Berlin Ernst-Herbert Pfleiderer, Neumarkt Dr. B.-J. Rasch, Hamburg Ratskeller der Stadt Leipzig GmbH,     Leipzig Prof. Dr. Eckehard und Ina Renner, Bergisch Gladbach William Schaefer, Denzlingen Dr. h. c. William H. Scheide,   Princeton, NJ (USA) András Schiff, Florenz (I) José Maria Terrer Nadal, Barcelona (ES) Dr. Johannes Ullrich, Calw-Hirsau Vereinigung der Freunde des   Bach-Archivs, Leipzig Ernst Willenbrock, Sankt Augustin Programm „Städtebaulicher Denkmal  schutz“ der Bundesrepublik   Deutschland, des Freistaates   Sachsen und der Stadt Leipzig

Postfach 101349 04103 Leipzig info@bach-leipzig.de www.bach-leipzig.de Tel.: +49-(0)341-9137-0 Fax: +49-(0)341-9137-105

Vorstand Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph Wolff (Direktor) Dr. Dettloff Schwerdtfeger (Geschäftsführer)

Stiftungsaufsicht Regierungspräsidium Leipzig Stiftungsregisternummer: 3/97

Steuernummer: 231/140/18481 … sowie zahlreichen anonymen Spendern

USt-IdNr.: DE 192542521

Redaktion: Sandra Schmidt Gestaltung: Kassler Grafik-Design © Stiftung Bach-Archiv


Bach-A rch i v L e i pz ig a n

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U n i v e r s i t ä t

L e i p z i g

Stiftung bürgerlichen Rechts

Jahresbericht 2009 B a c h s E r be – E i n A u f t r a g f ü r d i e Z u k u n f t


Komponistensonne, 1799


Inhalt

1. Grusswort

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2. Vorwort

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3. Bach-Archiv Leipzig – Aufgaben und Ziele

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4. „Ein Dach für Bach“ – keine leere Phrase

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4.1 Dankbar unter Dach und Fach – Fundraising vor der Finanzkrise

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4.2 Die Krone im neuen Logo des Bach-Archivs

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4.3 Alles unter einem Dach – ein einheitlicher Auftritt

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5. Tätigkeitsberichte der Abteilungen

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5.1 Forschungsinstitut

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5.2 Bibliothek

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5.3 Museum

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5.4 Künstlerisches Betriebsbüro

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6. Kooperationsprojekt „Bach–Mendelssohn–Schumann“

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7. Vereinigung der Freunde des

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Bach-Archivs Leipzig e.V. 8. Zahlen – Fakten – Personen

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8.1 Zahlenmäßiger Rechenschaftsbericht

45

8.2 Veröffentlichungen

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8.3 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

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8.4 Gremien

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8.5 Förderer

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Jahresbericht 2009


1. Grusswort

Sehr verehrte Leserinnen und Leser, liebe Bach-Freunde, als Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst im Freistaat Sachsen lege ich Ihnen die Lektüre des vorliegenden Jahresberichtes ans Herz, denn er dokumentiert erneut ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr für das Leipziger Bach-Archiv. Vor dem Hintergrund der spektakulären Neu-Eröffnung des Bach-Museums am 21. März 2010 kann ich in der Rückschau auf das Jahr 2009 und die Vorbereitungen zu diesem Quantensprung in der Geschichte des Bach-Archivs Leipzig gratulieren. Es ist der ge­ samten Mannschaft gelungen, auch in einer Übergangssituation sämtliche Funktionen des Hauses wach und lebendig zu halten und dieses nach zweijähriger Umbauzeit pünktlich zur Eröffnung in Bestform zu führen. Die ersten Bände der wichtigen Gesamtausgaben der Bach-Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel erschienen planmäßig im Jahr 2009; die Bibliotheksbestände wurden neu sortiert und in zeitgemäße, elektronische bibliothekarische Recherchesysteme integriert; das Bachfest Leipzig 2009 und die Meisterkurse zur Vorbereitung des Bach-Wettbewerbes 2010 konnten erfolgreich und mit Besucherrekorden veranstaltet werden; der museumspädagogische Dienst hat im Bach-Archiv ganze Arbeit geleistet und in der Schließzeit des Museums weit über 5.000 Schülerinnen und Schüler vor Ort in Schulen, Kindergärten und Horten besucht. In engem Verbund zwischen Forschung, Museumsleitung und Museumsgestaltern ist schließlich ein schlüssiges Konzept für die neue Dauerausstellung erarbeitet und in den letzten Tagen des Jahres 2009 umgesetzt worden. Ich wünsche insbesondere dem Museum für das Jahr des Neustarts großen Erfolg. Die Arbeit des Bach-Archivs, zu der der Freistaat Sachsen und das Sächsische Staatsminis­ terium für Wissenschaft und Kunst mit ideeller und materieller Unterstützung bei­ tragen, verdient große Anerkennung. Zu der gelungenen Symbiose aus Forschungs-, Bib­ liotheks-, Museums- und Veranstaltungsleistungen gratuliere ich dem Bach-Archiv und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich.

Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst

GRUSSwort

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6 Das Bosehaus w채hrend der Umbauphase 2009

Jahresbericht 2009


2. Vorwort

Am Wochenende des 20./21. März 2010 wurde mit der Eröffnung des neuen BachMu­seums der Wiedereinzug des Bach-Archivs ins historische Bosehaus in Anwesenheit von Bundespräsident Horst Köhler, Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Staatsministerin Sabine von Schorlemer und Oberbürger­meis­ter Burkhard Jung festlich begangen – ein für unser Haus überaus zukunftsträchtiges Ereignis. Es gehört freilich in den nächsten Jahresbericht, denn im Berichtsjahr 2009 spielten vielmehr die Vorbereitungen und vielfältigen Planungen für den bevorstehenden Neu­beginn die beherrschende Rolle. Spannend wurde es im Sommer 2009, als sich Verzögerungen im Bauprogramm abzeichneten und der geplante Eröffnungstermin im März 2010 ernsthaft gefährdet schien. Es erforderte ungewöhnliche Anstrengungen, den Zeitplan einzuhalten. Aber es bewährte sich schließlich das gute und vertrauensvolle Zusammenspiel von Kultur- und Hochbauamt der Stadt Leipzig, Architekten-Team und Bach-Archiv – hier allen voran Thomas Meier, unserem bewährten Haustechnik-Chef. So konnte der Rückumzug tatsächlich wie geplant vor Ende 2009 stattfinden, auch wenn das Bosehaus kaum bezugsfertig war und eher einer Baustelle glich. Alle Betroffenen haben jedoch die damit zusammenhängenden Beschwerden mit einem bemerkenswerten Gemisch aus Ärger, Entmutigung, Geduld und Zuversicht ertragen. Auch im zweiten Jahr des Interims hat sich der Wünschmanns Hof am Dittrichring als geeignetes und flexibles Ausweichquartier erwiesen. Es ermöglichte immerhin dem Forschungsinstitut ein weitgehend störungsfreies Arbeiten und bot der Bibliothek neben dem Betrieb eines Provisoriums die Gelegenheit zur kompletten Umsignierung aller Bestände im Vorgriff auf die Freihandaufstellung im neuen Lesesaal. Das Museum aber blieb nach wie vor geschlossen und reduziert auf einen Platzhalter am Thomaskirchhof (im Nebengebäude Nr. 14) unter dem Zeichen „Bach-Museum auf Zeit“, das zugleich einen kleinen Vorgeschmack auf das zukünftige Museum geben sollte. Derweil waren die Museums-Mitarbeiter, teilweise im Verein mit den Kollegen der Forschungsabteilung und in ständigem Dialog mit der hannoverschen Design-Firma Homann Güner Blum, vollauf damit beschäftigt, die vielerlei Ideen für die künftige Dauerausstellung in ein realisier­ bares Konzept zu übersetzen. Das künstlerische Betriebsbüro, von den Interimsräum­ lichkeiten am wenigsten berührt, konnte sein Veranstaltungsprogramm mit den Höhepunkten Bachfest und Bach-Meisterkurse fast unbeeinträchtigt umsetzen.

Vorwort

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8 Das Bosehaus w채hrend der Umbauphase 2009

Jahresbericht 2009


Nichtsdestoweniger waren die Mitarbeiter des Bach-Archivs in allen Abteilungen auch während des zweiten Interimsjahres in besonderem Maße gefordert, da vor allem die Vorbereitung und Durchführung des Rückumzuges kaum weniger beschwerlich waren als der Auszug aus dem Bosehaus im Jahr zuvor. Als Stiftungsvorstand ergreifen wir darum an dieser Stelle die Gelegenheit, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den verdienten Dank auch öffentlich auszusprechen. Ebenfalls ist es uns ein aufrichtiges Bedürfnis, den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung als neuen Vorsitzenden unseres Stiftungsrates zu begrüßen. Herr Jung hat die Geschicke des Bach-Archivs seit seiner Wahl zum Stadtoberhaupt mit Aufmerksamkeit, Verständnis und Unterstützung begleitet. Nun spricht es besonders für den Nimbus von Leipzig, wenn sich der Oberbürgermeister in dieser Weise dem Namenspatron der Musikstadt verpflichtet weiß.

Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph Wolff

Dr. Dettloff Schwerdtfeger

Vorwort

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3. Bach-Archiv Leipzig – Aufgaben und Ziele Das Bach-Archiv verdankt Existenz und Legitimation seinem Standort Leipzig, der wichtigsten Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs. Hier verbrachte Bach 27 Jahre seines Lebens, sein Grab befindet sich heute in der Thomaskirche. In Leipzig entstanden mit der h-Moll-Messe, der Matthäus-Passion und zahl­ reichen weiteren Vokal- und Instrumentalkompositionen viele seiner berühmtesten Werke. Hier schrieb Bach Musikgeschichte und prägte damit wie kein anderer das Schaffen und Wirken nachfolgender Generationen. Unter dem Einfluss so bedeutender Musikerpersönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann nahm in Leipzig auch die weltweite Bach-Pflege ihren Ausgang. Ab 1850 erschien in der traditionsreichen Musikverlagsstadt die erste Bach-Gesamtaus­ gabe. Und nach wie vor hält hier der Thomanerchor, dem der Thomaskantor Bach einst vorstand, eine ungebrochene Bach-Tradition lebendig. Einen Monat nach dem Tod ihres Mannes übergab die Witwe Anna Magdalena Bach Ende August 1750 dem Rat der Stadt Leipzig aus ihrem Erbteil die Originalhandschriften von 44 Choralkantaten. Sie bilden den Grundstock der umfangreichen Sammlung des Bach-Archivs im historischen Bosehaus am Thomaskirchhof. Es befindet sich nur wenige Schritte entfernt vom Aufführungsort der Kantaten, der Thomaskirche, sowie ihrem Entstehungsort, der einstigen Kantorenwohnung in der nicht mehr erhaltenen alten Thomasschule. Das stattliche Bosehaus gehörte zu Bachs Lebzeiten dem wohlhabenden und kunst­ liebenden Kaufmann Georg Heinrich Bose, mit dessen Familie die Bachs durch mehrere Patenschaften freundschaftlich verbunden waren. Hier ging der Thomaskantor seinerzeit ein und aus, hier erinnert der barocke Festsaal mit seiner einzigartigen Musikerempore an das Bachsche Leipzig, hier widmet sich nun das Bach-Archiv an histo­r i­ scher Stätte dem überkommenen Erbe als Auftrag für die Zukunft. Im Zentrum der Tätigkeit stehen: kustodiale Verpflichtungen – Pflege und Ausbau eines umfassenden Archivs kostbarer Bachscher Originalhandschriften, Frühdrucke, Dokumente und wichtiger historischer Quellenmaterialien zu Bach und seinem Umfeld;

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Jahresbericht 2009


wissenschaftliche Ziele – Erforschung von Leben, Werk, Nachwirken und geschicht­

Forschen –

lichem Umfeld Johann Sebastian Bachs unter Einbeziehung der thüringisch-sächsischen

Ve r m i t t e l n –

Musikerfamilie Bach vom 16. bis ins 19. Jahrhundert;

Sammeln –

bibliothekarische Funktionen – Bereitstellung und laufende Aktualisierung eines um-

Präsentieren

fassenden Bestandes an einschlägiger Fachliteratur, Musikalien und Tonträgern; museale Aufgaben – Vermittlung von Bachs Leben und Wirken im historischen Kontext mit Schwerpunkt seiner Leipziger Tätigkeit in einer Dauerausstellung und wechselnden Kabinettausstellungen, ergänzt durch vielfältige museumspädagogische Angebote; musikalische Veranstaltungen – Planung und Organisation des jährlichen Bachfestes der Stadt Leipzig, Ausrichtung des Internationalen Bach-Wettbewerbs zur Förderung des musikalischen Nachwuchses sowie Durchführung von Meisterkursen, Konzerten und Vorträgen. Als modern ausgestattetes Forschungsinstitut bietet das Bach-Archiv Musikwissenschaftlern, Musikern und Musikliebhabern aus aller Welt attraktive Studienbedingungen. Die wissenschaftlichen Projekte konzentrieren sich auf Grundlagenforschung (vor allem umfassende Quellenstudien) und Daueraufgaben wie die kritische Gesamtausgabe der Bach-Werke. Hinzu kommen ein vielfältiges Veröffentlichungsprogramm (Periodika, Kataloge, Editionen, Faksimiles etc.) und die Bereitstellung von elektronischen Datenbanken (Bach Digital, Bach-Bibliographie), die sich an einen weltweiten Nutzerkreis richten. Das Bach-Museum, das museumspädagogische Programm und ein vielfältiges Veranstaltungsangebot unterstreichen den Öffentlichkeitsbezug und die lokale Präsenz des Bach-Archivs. Mit dem jährlichen Bachfest Leipzig setzt das Bach-Archiv inter­ national aktive Impulse zur Aufführungspraxis und Bachpflege. So leistet das Haus mit seiner umfassenden Aufgabenstellung einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Ausstrahlung der Bach- und Musikstadt Leipzig. Das Bach-Archiv ist seit 1998 eine rechtlich selbständige gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts, getragen von der Stadt Leipzig, der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Sachsen. Seit 2008 ist es zudem ein An-Institut der Universität Leipzig.

Bach-Archiv Leipzig – Aufgaben und Ziele

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Altes Bach-Denkmal in Leipzig


4. „Ein Dach für Bach“ – keine leere Phrase Renovierung

Das marode barocke Dach des Bosehauses bildete nur einen der vielen Gründe, die eine

des Bosehauses

Sanierung und Renovierung des historischen Gebäudekomplexes, der das Bach-Archiv beherbergt, unaufschiebbar machten. Der Kurzreim „Ein Dach für Bach“, der bildhafteffektiv die Dringlichkeit des Bauvorhabens deutlich machte, konnte aber auch ganz gut als Einstieg dienen, wenn es um das Einwerben von Fördermitteln ging. Nicht weniger wichtig erschien, dass der Kurzreim auf die Notwendigkeit hinwies, die verschiedenen und unter einem Dach befindlichen Bach-Aktivitäten nach außen hin einheitlich zu vermitteln. Im Sinn der Doppelbedeutung des Kurzreimes berichten die beiden nach­ folgenden Abschnitte einerseits über den erfolgreichen Abschluss unseres ambitionierten Fundraising-Projektes und andererseits über den abgeschlossenen Prozess, mit

Das marode Dach im Jahr 2007

Hilfe eines verbindlichen Logos den einheitlichen Auftritt für Bach-Archiv, BachMu­s eum, Bachfest und Bach-Wettbewerb zu gewährleisten.

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Jahresbericht 2009


4 .1 D a n k b a r u n t e r D a c h u n d Fac h – F u n dr a i s i n g v o r der Fi na nzk r ise Der aufwändige Plan, den historischen Bosehaus-Komplex zu sanieren, für die Zwecke des Bach-Archivs zu renovieren, um einen Anbau zu erweitern sowie das Museum zu ver­größern, neu zu gestalten und die Bibliothek zu mo ­ der­nisieren, erforderte große finan­zielle Anstrengungen. Durch gemeinsame Aktion von Stadt, Land und Bund wurde es möglich, für den Großteil der anfallenden Kosten Mittel des städtebaulichen Denkmalschutzes in Anspruch zu nehmen. Doch zeichnete sich von Anfang an ab, dass die Bedingungen dieses öffentlichen Förderprogramms dem Bach-Archiv abverlangten, einen prozentualen Eigenanteil zu leisten. Da aber die Stiftung Bach-Archiv über keine Eigen­mittel verfügt,

Dachsanierung 2009

konnte der erforderliche Betrag nur mit Unter­s tützung privater Förderer aufgebracht werden. Auf Anregung von Dr. Arend Oetker, Sprecher des Kurato­r iums der Stiftung Bach-Archiv Leipzig, konstituierte sich Anfang 2007 ein Finanzausschuss, dem die Aufgabe oblag, ein effektives und realistisches Fundraising-Projekt ins Leben zu rufen. Dem dreiköp­figen Ausschuss traten neben Dr. Oetker selbst zwei weitere Mitglieder des Kuratoriums bei: Dr. Martin Kohlhaussen und Peter Dussmann. Der Ausschuss beriet sodann den Vorstand des Bach-Archivs in allen einschlägigen Fragen, von der Gesamtstrategie über die Entwicklung einer attraktiven Fundraising-Broschüre bis hin zur Herstellung von Kon­t akten zu potenziellen persönlichen und korporativen Spendern. Ohne das Engagement der drei Herren, denen an dieser Stelle erneut ganz beson­derer Dank gilt, wäre das Pro­jekt sicher nicht gelungen. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist aber auch der unermüd­liche Einsatz von Miriam Wolf, der Vorstands­r eferentin im Bach-Archiv, die sich den unbedingten Erfolg des Fundraising zum per­sönlichen Ziel gemacht hatte. Eine erste Krise galt es im Sommer 2007 zu bewältigen. Der Leipziger Stadtrat musste am 18. Juli 2007 dem geplanten Bauvorhaben seine grundsätzliche Zustimmung erteilen. Erst nach der Genehmigung durch den Stadtrat konnte eine erste Rate der öffentlichen Mittel in Höhe von 3,3 Mio. Euro freigegeben werden. Zu spät hatte sich allerdings herausgestellt, dass die Zustimmung der kommunalen Behörde erst dann erfolgen könne, wenn das Bach-Archiv einen komplementären Betrag von 750.000 Euro als vorhandene Eigenmittel nachzuweisen im Stande war. Andernfalls müsse der vorgesehene Baubeginn verschoben werden. Dies aber bedeutete, dass nicht nur der Baubeginn, sondern auch dessen Abschluss in Frage stand. Außerdem war nicht gesichert, dass die vorgesehenen öffentlichen Fördermittel zu einem späteren Zeitpunkt noch verfügbar sein würden. Guter Rat war teuer.

„Ein Dach für Bach“ – keine leere Phrase

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Krisenmanagement


Fundraising-Kampagne zum Umbau des Bach-Archivs

Hilfe kam dann aber aus den entfernten USA. Seit vielen Jahren unterstützt das Packard Humanities Institute (PHI) in Los Altos, Kalifornien, die wissenschaftliche Arbeit des BachArchivs mit ansehnlichen Förderbeträgen. PHI ist eine gemeinnützige Stiftung, die im Wesentlichen eigene Programme auf den Gebieten “archaeology, music, film preserva­ tion, historic conservation, and early education” betreibt. Zu den PHI-Programmen zählt auch Carl Philipp Emanuel Bach, The Complete Works – eine auf rund 100 Bände bemessene Edition, die in Zusammenarbeit mit dem Bach-Archiv, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Harvard University betrieben wird und seit 2005 erscheint. Zu den weiteren von PHI geförderten Programmen im Bach-Archiv gehören die Gesamtausgabe der Werke Wilhelm Friedemann Bachs, das Langzeit-Projekt „Bach-Reper­ torium“ (u. a. mit den Katalogen der Bach-Quellen der Sing-Akademie zu Berlin sowie in Wien und Alt-Österreich), Veröffentlichungen weiterer Bücher und Editionen, schließlich die projektbezogene Unterstützung der Bibliothek, des Museums und des Forschungs­ institutes. Dr. David W. Packard, Präsident des PHI, war im Sommer 2007 zu schnellem Handeln bereit, so dass der dringend benötigte Betrag von 750.000 Euro (umgerechnet mehr als 1 Mio. US-Dollar) durch telegrafische Überweisung termingerecht erfolgen konnte. Damit hatte PHI die brenzlige Situation gerettet, gleich zu Beginn den mit Abstand größten Beitrag für das Bauvorhaben zur Verfügung gestellt und damit ein Signal gesetzt, das weitere Förderer inspirieren und motivieren sollte.

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Jahresbericht 2009


Die durch privates Fundraising aufzubringenden Eigenmittel beliefen sich auf Grund der

Wichtige

Kostenschätzungen auf insgesamt rund 2 Mio. Euro. Die ZEIT-Stiftung, die das Bach-

Unterstützung

Archiv bereits bei früherer Gelegenheit unterstützt hatte, reihte sich als erste unter die Großspender ein, finanzierte zum Schutz der wertvollen Sammlung von Originalhandschriften im Bach-Archiv einen klimatisierten, feuer- und einbruchssicheren Tresorraum und leistete einen Beitrag zum Bau der Schatzkammer des Museums, in der die kost­ barsten Exponate gezeigt werden können. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung erklärte sich gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig bereit, die Kosten der Umgestaltung von Bibliothek mit Lesesaal, Arbeitsplätzen und Magazinräumen zu einem modernen Forschungs- und Studienzentrum im Wesentlichen zu tragen. Somit konnte allein mit Hilfe der großzügigen Unterstützung durch PHI, ZEIT- und Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig mehr als die Hälfte der erforderlichen Eigenmittel aufgebracht werden. Wir haben unglaublich großes Glück gehabt. Denn zu Beginn unseres Fundraising-Pro­ jektes konnte von einer bevorstehenden Finanz- und Wirtschaftskrise keine Rede sein. Als diese jedoch im Herbst 2008 voll einbrach, war unser Fundraising im Wesentlichen abgeschlossen, so dass wir 2008 und 2009 zügig bauen konnten, als so manch anderes Bauvorhaben verschoben oder abgeblasen werden musste. Unsere Hauptförderer, die allein insgesamt mehr als 1,4 Mio. Euro aufbrachten, waren: The Packard Humanities Institute, die ZEIT-Stiftung, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig, Herr Dr. Arend Oetker und Frau Susanne Klatten. Eine vollständige Liste aller Förderer, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben, findet sich auf der 2. Umschlagseite dieses Heftes.

4 . 2 D i e K r o n e i m n e u e n L o g o de s B ac h-A rc h i vs Aufmerksame Betrachter werden den Unterschied bemerken: das im bisherigen Logo erschienene Spie­ gelmonogramm des Briefsiegels von Johann Sebastian Bach hat gegenwärtig zwei Zacken seiner Bekrönung verloren. Damit weicht es von der Gestalt ab, wie sie bisher bekannt war und vor allem über die Einbandvignette der Neuen Bach-Ausgabe weltweite Verbreitung gefunden hat. Das originale Petschaft (Siegelstempel) oder der Siegelring, den Bach in Briefen und Dokumenten in der Zeit nach 1720 verwendete und der ein älteres, schlichteres Siegel ablöste, ist nicht erhalten. Wohl

„Ein Dach für Bach“ – keine leere Phrase

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Abb. links: Abdruck von J. S. Bachs Siegelring Provisorischer Revers zur Übernahme des Thomas­k antorats, Leipzig 19. April 1723


Wappen im Innendeckel der Bachschen Geldkiste

aber gibt es eine Reihe von Siegelabdrucken auf Ori­gi­naldokumenten. Bachs persönliches Wappen besteht aus drei Komponenten: einem gespiegelten Monogramm der Anfangsbuchstaben seines Namens „JSB“, einem Lorbeerkranz und einer Krone. Diese drei Bestandteile treten deutlich zutage auf dem Bachschen Wappen im Innendeckel der Geldkiste, die sich als Dauerleihgabe des Meißener Dom­s tiftes im neuen Bach-Museum Leipzig befindet (vgl. auch die Beschreibung im Bach-Jahrbuch 2009, S. 214–225). Die dortige Krone hat fünf Zacken, wie sie ebenfalls im besterhaltenen Bachschen Siegel­ abdruck auf einem Schriftstück vom 19. April 1723 im Stadtarchiv Leipzig erkennbar sind. Auch entspricht eine Krone mit fünf Zacken der bürgerlichen Heraldik. Die siebenzackige Bekrönung des Bachschen Wappens, wie sie in allen Wiedergaben seit den 1930er Jahren zu finden ist, erweist sich als fehlerhafte Wiedergabe des Originals und wurde darum jetzt im Logo des Bach-Archivs korrigiert.

4 . 3 Alle s u n t e r e i n e m D a c h – e i n e i n h e i t l i c h e r A u f t r i t t

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Jahresbericht 2009


Das Siegel führt in seiner neuen Gestalt den Schriftzug „Bach-Archiv Leipzig“ an. Der kalligrafisch gestaltete Schriftzug „bach“ stellt in diesem Logo des Bach-Archivs das verbindende Element einer sehr heterogenen Aufgaben- und Angebotsstruktur dar. Um den vielfältig differenzierten Publikums- und Besucherkreisen den Zugang zu diesen Angeboten zu erleichtern, wurden unter dem Dach des Bach-Archivs drei Submarken mit vornehmlich touristischem Zuschnitt neu eingeführt. Die Dachmarke Bach-Archiv wurde in diesem Kontext bewusst etwas zurückgenommen:

Printmedien in neuem Design

„Ein Dach für Bach“ – keine leere Phrase

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Das Bach-Museum Leipzig steht dabei für das permanente Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Pädagogikangebot am Thomaskirchhof. Ein neu eingeführter Quartalsflyer weist auf das vielseitige Angebot mit Vorträgen, Führungen und Konzerten hin. Teil des Museums­ konzeptes ist der Shop mit der Museumskasse und dem neuen Kooperationspartner „Café Gloria“. Die Marken „Bachfest Leipzig“ und „Bach-Wettbewerb Leipzig“ stehen für die Veran­s taltungshöhepunkte mit internationaler Ausstrahlung. Neben dem kalligrafischen Schriftzug „bach“ in allen Logovarianten wurde als zentrales Gestaltungselement ein aufstrebender Balken eingeführt, der sämtliche Werbe- und Kommunikationsmittel in Verbindung mit der jeweiligen Logovariante eindeutig dem BachArchiv zuordnen lässt.

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Jahresbericht 2009


5. Tätigkeitsberichte der Abteilungen 5 .1 F o r s c h u n g s i n s t i t u t I n t e r n a t i o n a le s Z e n t r u m d e r B a c h - F o r s c h u n g Die Arbeit der Forschungsabteilung konnte 2009 im Interimsquartier Wünschmannshof fast ohne Einschränkungen fortgesetzt werden, da die Bibliothek nach dem Umzug nahezu vollständig aufgestellt werden konnte. Lediglich die Bach-Handschriften sowie die kostbarsten Rara-Bestände wurden aus Sicherheitsgründen in das Magazin der Universitäts­ bibliothek ausgelagert. Hier konnte aber in den meisten Fällen alternativ mit den im Bach-Archiv vorhandenen hochwertigen Digitalisaten gearbeitet werden. Dennoch spielten die Planungen für die Neuausstattung von Museum und Bibliothek auch

Wissenschaft

in der Forschungsabteilung eine große Rolle, schließlich wird die Bibliothek exakt auf die

gestalten

Bedürfnisse der wissenschaftlichen Mitarbeiter ausgerichtet, um langfristig optimale Forschungsbedingungen zu schaffen. Auch bei den Planungen des neuen Museums waren die Mitarbeiter der Abteilung Forschung beratend tätig, einerseits um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Leben und Wirken Bachs in der neuen Ausstellung zu be­ rücksichtigen, andererseits aber auch um die Arbeit des Forschungsinstituts Bach-Archiv in einem eigenen Ausstellungsbereich angemessen und verständlich dazustellen.

Tät igk e i tssc h w e r pu n k t e 2 0 0 9 be i d e n l a u f e n d e n Projek t en Expedition Bach – Dokumentation der Musikerfamilie Bach in den staatlichen, städtischen und kirchlichen Archiven Mitteldeutschlands (Förderung durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung) Seit Beginn des Projekts (Februar 2002) wurden die historischen Aktenbestände von etwa 400 städtischen Rats­archiven und 100 Ephorien sowie die Konsisto­rialakten zu etwa 120 Städten im Raum Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgesehen. Im Vordergrund der Arbeiten standen 2009 die Archive in Weimar und Dresden. Dabei werden relevante Dokumente verfilmt, im Bach-Archiv verzeichnet und aufbereitet; die er­gän­zend an­gelegte Personenkartei umfasst derzeit mehr als 15.000 Ein­ träge mit neu ermittelten biographischen Daten.

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

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Auch im Berichtsjahr erbrachte die systematische Sichtung der Archiv- und Bibliotheks­ bestände bemerkenswerte Ergebnisse. Insbesondere in Ostsachsen, Thüringen und dem südlichen Sachsen-Anhalt konnten eine Reihe von bisher unbekannten Archivalien und Briefen rund um die Bach-Familie erschlossen, digitalisiert und aufbereitet werden, da­ runter mehrere Dokumente, die Johann Sebastian Bach selbst betreffen. Diese werden vom Bach-Archiv künftig auch online publiziert, um den schnellen Zugriff für die weltweite Forschung zu gewährleisten. Bedeutende

Daneben gab es aber auch andere musikgeschichtlich bedeutsame Funde: unbekannte

Funde

Musikhandschriften des frühen 18. Jahrhunderts, Liederbücher von Studenten der BachZeit, Stammbucheinträge von Georg Philipp Telemann, Johann Mattheson und Heinrich Schütz. Ein überraschender Fund gelang im Zusammenhang mit der neuerlichen Auswertung klein-städtischer historischer Kirchenbibliotheken: bei der Aufarbeitung der Notenbibliothek zu Mügeln (Sachsen) konnte unter den anonymen Handschriften eine eigenhändige Kantaten­partitur von J. S. Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel identifiziert werden, die dieser Anfang der 1730er Jahre unter den Augen des Vaters in Leipzig anfertigte – ein besonders herausragender Quellenfund, da es sich um die früheste bekannte Komposi­ tion dieses berühmten Bach-Sohnes und die einzige überlieferte Kompositionspartitur aus seiner Feder handelt. Das Stück wurde am 325. Geburtstag J. S. Bachs am 21. März 2010 in der Leipziger Thomaskirche erstaufgeführt und wird nun – in Form einer Edition und eines Faksimiles – der musikalischen Praxis zugänglich. Ein weiterer unerwarteter Fund führte ins Dommuseum zu Meißen. Dem Hinweis eines Kir­chenmusikers folgend, konnte nachgewiesen werden, dass eine dort seit Jahrzehnten ausgestellte historische Kiste aus dem Besitz Bachs stammt. Erstmals ist so überhaupt ein Möbelstück Bachs greifbar. Die Kiste wird seit März 2010 in der Dauerausstellung un­ seres Bach-Museums gezeigt. Bei der Sichtung der historischen Gerichtsprotokolle der Leipziger Universität (Zeitraum 1710–1755; circa 40 000 Seiten) fand sich zudem ein bemerkenswertes, bislang unbekanntes J. S. Bach-Dokument vom Juni 1750: das derzeit späteste Lebenszeichen des Thomaskantors, der wenige Wochen später starb. Über die genannten Funde berichten die Bach-Jahrbücher 2009 und 2010. Bach-Dokumente

Dokumentation

Die Fertigstellung des letzten Dokumentenbandes, der im Jahresbericht 2008 für Ende 2009 avisiert wurde, hat sich verzögert. Das Manuskript steht kurz vor der Ablieferung an den Verlag. Band VIII, der die Quellen-Überlieferung der Musik Johann Sebastian Bachs aus den Jahren 1800 – 1850 enthält, wird nun im Jahr 2010 erwartet. Dokumente zur Geschichte des Thomaskantorats Zum 800jährigen Jubiläum der Schola Thomana im Jahr 2012 wird eine Dokumentation zur Geschichte des Thomaskantorates von der Reformation bis zu Bach und von Bach bis zum Ende des 18. Jahrhunderts vorbereitet. In diesem Zusammenhang steht auch die 2009 erfolgte Erarbeitung eines Musikalienverzeichnisses der alten Thomasschul-Bibliothek

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Jahresbericht 2009


im Rahmen der Leipziger Beiträge zur Bach-Forschung mit dem nachweisbaren Bestand von Musikalien des 16. bis 18. Jahrhunderts. Der historische Notenbestand der Thomana – Musikalien des 16. bis 18. Jahrhunderts Nachdem die Thomasschule bei dem schweren Bombenangriff auf Leipzig Anfang Dezember 1943 beschädigt worden war, wurde das Gebäude vorsorglich evakuiert. Der Thomaskantor Günter Ramin begab sich noch am Abend des 4. Dezember mit den Alumnen nach Grimma, wo sie bis Kriegsende in der dortigen Fürstenschule untergebracht werden konnten. Bei der übereilt organisierten Abreise wurden zunächst nur die Zimelien der Schulbibliothek mitgenommen, darunter die 44 Originalstimmensätze von J. S. Bachs Choralkantaten. Über das Schicksal der übrigen, in der Thomasschule noch verbliebenen Handschriften liegen bis heute noch immer keine gesicherten Erkenntnisse vor. Nach ungesicherter Überlieferung sollen Teile der historischen Bibliothek Anfang 1944 in das Schloss Belgershain bei Grimma (wo Ramin ge­legentlich als Cembalist gastierte) verlagert worden sein. Die Bibliothek der Thomasschule war nie eine öffentliche Einrichtung. Daher ist der Bestand an historischen Notenhandschriften und -drucken zu keiner Zeit unter bibliothekarischen Gesichtspunkten erfasst und vollständig katalogisiert worden. Auch wurden die Musikalien immer nur punktuell von Wissenschaftlern herangezogen und ausgewertet. Umso erfreulicher ist der Umstand, dass drei unbekannte, bislang nicht publizierte Musi­kalienkataloge (aus den Jahren 1823, 1893 und 1921) erhalten geblieben sind und über die seit 1945 vermissten ca. 2.500 Notenhandschriften und -drucke Auskunft geben können. Mit der Zusammenführung dieser Verzeichnisse und unter Hinzuziehung weiterer Quellen und Aufzeichnungen wird erstmalig der Versuch unternommen, den historischen Musika­lienbestand der Thomasschule in seiner Gesamtheit zu dokumentieren. Auch sind über dessen Provenienz inzwischen nähere Angaben möglich. Einige Musikalien stammen aus der Notenbibliothek Johann Sebastian Bachs, seiner Amtsnachfolger Gottlob Harrer, Johann Friedrich Doles, Johann Adam Hiller und Johann Gottfried Schicht, beziehungsweise befanden sich ehedem in den Notenarchiven der Leipziger Collegia musica oder des 1743 gegründeten „Großen Conzerts“. Ein Teil der Handschriften war im Besitz des Leipziger Verlegers Johann Gottlob Immanuel Breitkopf und wurde von die-

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

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Fagottstimme einer Ouvertüre von J. F. Fasch


sem in den Jahren nach 1760 zum Kauf angeboten. Mit der Dokumentation des vermissten Musika­lienbestandes kann ein weiterer Beitrag zur Leipziger Musikgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts geleistet werden.

Schloss Nelahozeves mit Lobkowitz-Bibliothek, Böhmen

Bach-Repertorium (Förderung durch das Packard Humanities Institute und die Sächsische Akademie der Wissenschaften) Erforschung der Bach-Quellen in Wiener und alt-österreichischen Bibliotheken Spurensuche

Kein Mitglied der Bach-Familie war – soweit wir wissen – je in Wien; die langjährige Hauptstadt des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ kann somit kaum als Bach-Stadt apostrophiert werden. Und doch waren Quellen mit Bachscher Musik – neben Johann Sebastian vor allem Carl Philip Emanuel und Johann Christian – wichtige Bestandteile Wiener Musiksammlungen. Heute finden sich etliche hochrangige Autographe sowie Abschriften aus dem Umkreis der Bache in Wiener Bibliotheken. Darunter hat vieles, namentlich aus den heutigen Beständen der Nationalbibliothek, erst in der 2. Hälfte des 19. und dann im 20. Jahrhundert den Weg nach Wien gefunden – erworben auf dem Antiquariatsmarkt oder durch Schenkungen bedeutender Sammler. Anders verhält es sich mit einer Vielzahl von Aufführungsmaterialien des 18. Jahrhunderts, die auf k.k. österreichischem Terrain zu Lebzeiten der jeweiligen Komponisten geschrieben wurden, und damit deutlich die Wertschätzung der Zeitgenossen dokumentieren. Es sind dies Musikalien des in Wien versammelten Adels aus allen Teilen der k.k. Doppel­ monarchie: Stimmensätze für Sinfonien, Ouvertüren, Quartette, Trios, sowie Klaviermusik

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Jahresbericht 2009


und Arien für die zahlreichen Musikkapellen. Diese Quellen, großenteils aus Böhmen und Mähren stammend – finden sich heute meist in Prager Bibliotheken. Sie zeigen gerade die Wertschätzung der Kammermusik des jüngsten Bach-Sohnes sowie der Clavier- und Kammermusik Carl Philipp Emanuels. Die private Wiener Sammlung der „Gesellschaft der Musikfreunde“, seit 1813 die wichtigste,

„Gesell schaf t d er

kontinuierlich Musikalien zusammentragende Bibliothek, zeigt ein breites Spektrum. Hier

M u s i k f r e u n d e“

sind sowohl Restbestände der bürgerlichen und adligen Musikkultur der Hauptstadt zu finden (meist ohne Hinweise auf die Vorbesitzer) als auch Bachiana aus umfangreichen Nach­lässen. Berühmt ist die Bibliothek etwa für die Schenkungen von Carl Czerny, Anthony van Hoboken und Johannes Brahms. Durch Brahms gelangten 1897 eine Vielzahl Auto­ graphe und Abschriften aus dem Umkreis C.P. E. Bachs in diese Bibliothek. Der musikhistorisch bewanderte Komponist führte viele Werke Bachs und seiner Söhne ebenfalls auf oder gab sie heraus; unter den Söhnen lag ihm der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wenig be­achtete Carl Philipp Emanuel besonders am Herzen, nicht zuletzt, weil dieser in Brahms‘ Heimatstadt Hamburg als Kapellmeister gewirkt hatte. Nahezu völlig unbekannte Bach-Quellen enthalten die großen Klöster Österreichs, die die Säkularisation Josefs II. im Jahre 1783 überstanden hatten. Namentlich die Benediktinerstifte in Kremsmünster und Melk, daneben auch Seitenstetten, Göttweig, das Prämon­stratenserstift Stams in Tirol und einige kleinere Sammlungen (in etwas geringerem Maße und anderem zeitlichen Kontext) sind hier hervorzuheben. Die Quellen-Recherchen haben auch zu scheinbar entlegenen Sammlungen geführt: so etwa in das Südtiroler Benediktinerstift Marienberg, das zwar nur wenige Quellen von J. S. und

Benediktinerstift Marienberg, Südtirol

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

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C. P. E. Bach aus dem 18. Jahrhundert beherbergt – wobei offenbar ein einst größerer Bestand mittlerweile dezimiert wurde – dafür aber eine auf 1795 datierte akribisch genau ange­fertigt Abschrift des Standard-Lehrwerkes des Bach-Sohnes: „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“. Durch die Existenz an diesem nur scheinbar entlegenen Ort wird somit die außerordentliche Verbreitung dieser Schrift dokumentiert. Gerade von Seiten der Klosterbibliotheken ist das Projekt „Bach-Quellen in Wien und Österreich“ auf viel Interesse gestoßen und wurde durch engagierte und freundliche Mithilfe bei der Suche nach solchen Quellen erleichtert. Manchmal wurde auch ein Einblick in den historischen Gesamtbestand einer klösterlichen Musikbibliothek gewährt. Diese Schätze, die noch durch Sammlungen historischer Instrumente komplettiert werden, also noch bis heute am Ort ihres Entstehens bewahrt werden, geben ein authentisches Abbild ver­ gan­gener musikalischer Epochen. E i n Te i l f ü g t s i c h

Doch Wiener bzw. österreichische Quellen sind heute nicht nur auf diesem Gebiet – bzw. in

zum Anderen ...

Prag, Brno, Bratislava, Budapest oder Ljubljana zu finden: österreichische Privat-Samm­ lungen wurden im 19. und 20. Jahrhundert von der Berliner Staatsbibliothek aufgekauft sowie vereinzelt auf dem Antiquariatsmarkt veräußert. Sinn des nun entstandenen Kataloges ist es, sowohl den einstigen, auf österreichischen Boden versammelten Quellenbestand aufzuzeigen als auch die heute im ehemaligen k.k. Österreich vorhandenen Quellen, die aber nicht dort entstanden sind, zu dokumentieren. Er zielt darauf, heute auseinandergerissene Bach-Sammlungen, wie beispielsweise die des berühmten Beethoven-Gönners Erzherzog Rudolph oder die des Kaisers Franz und seiner Gattin Marie Therese, des Mozart-Förderers Gottfried van Swieten oder des Sammlers Aloys Fuchs – wenigstens auf dem Papier – wieder zusammenzuführen: ein kompliziertes Puzzlespiel, bei dem die Recherchen nach Kopisten-Schriften, Wasserzeichen, EinbandGestaltungen, Nummerierungen und Preisangaben maßgebliche Hinweise zur Provenienz einer Quelle geben, die bisher – ohne die Gesamtschau von beinahe 1500 Quellen, frühe Drucke einberechnet – nicht gedeutet werden konnten. Bach Digital. Digitale Bibliothek der Originalhandschriften Johann Sebastian Bachs. Kooperationsprojekt mit der Staatsbibliothek zu Berlin, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden – und dem Rechenzentrum der Universität Leipzig, koordiniert vom Bach-Archiv Leipzig (Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft) Das Ziel, einen ersten Teilabschnitt der digitalen Bibliothek aller Bach-Autographe fertig zu stellen, wurde erreicht. Seit Sommer 2009 können erste Digitalisate über eine „Preview“Funktion der Seite www.bachdigital.de eingesehen werden. Bis Jahresende konnten auch – bis auf wenige Ausnahmen – sämtliche autographen Partituren J. S. Bachs der Berliner Staatsbibliothek sowie der komplette Originalhandschriften-Bestand des BachArchivs hinzu­gefügt werden. Die Präsentation und endgültige Freischaltung der Homepage ist für Mai 2010 vorgesehen.

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Jahresbericht 2009


L au f e n de Proj e k t e Editionsreihen • Carl Philipp Emanuel Bach, The Complete Works

(Förderung durch die Sächsische Akademie der Wissenschaften und das Packard

Humanities Institute)

• Wilhelm Friedemann Bach: Gesammelte Werke

(Förderung durch das Packard Humanities Institute)

Im Berichtsjahr erschienen die drei ersten Bände. Die auf insgesamt 11 Bände angelegte

erste Gesamtausgabe der Werke des ältesten Bach-Sohnes soll 2010 zum 300. Geburts-

tag des Komponisten im Wesentlichen abgeschlossen werden.

Eine Gesamtübersicht der Veröffentlichungen des Forschungsinstituts findet sich in Kapitel 8.2.

5 . 2 B i bl i o t h e k Ge s a m m el t e s W i s s e n , wa c h s e n d e E r k e n n t n i s Die Bibliothek des Bach-Archivs bietet eine einzigartige Spezialsammlung zum Thema Bach und zur Geschichte des Leipziger Thomaskantorats. Zu den Schätzen der Sammlung zählen Bach-Handschriften und Originaldrucke sowie die Restbestände der alten Thomasschulbibliothek. Ein großer Bestand an wissenschaftlicher Literatur, Musikalien und Tonträgern ergänzt die Möglichkeiten der Bach-Recherche, die Musikwissenschaftler, Mu­siker und Studenten aus aller Welt schätzen und nutzen.

Pl a n u n g s - u n d V o r be r e i t u n g s ­­a r be i t e n z u r S c h a f fu ng einer moder nen For schu ngs - u nd St udienb i bl i o t h e k Die Arbeiten am Konzept für die Neugestaltung und -einrichtung der Bibliothek (Lesesaal, Magazin, Tresor) nahmen im Jahr vor der Wiedereröffnung einen vorrangigen Platz ein. Von Anfang an stand bei unseren Überlegungen das Ziel im Vordergrund, die Studien- und Arbeitsbedingungen für die zukünftigen Nutzer der Bibliothek wesentlich zu verbessern und langfristig konservatorisch bestmögliche Aufbewahrungskapazitäten für alle Teile der Sammlung zu schaffen.

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

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Rohbau Lesesaal, September 2009

Erweiterung und

Um gestalterisch eine optimale Lösung zu finden, wurde Anfang des Jahres Frau Ines

Optimierung

Büttner, eine Innenraumgestalterin, in die Planungsarbeiten mit eingebunden. Mit ihrer Hilfe erfolgte Mitte des Jahres die öffentliche Ausschreibung für die komplette Bibliothekseinrichtung. An der Ausschreibung beteiligten sich insgesamt vier Fachfirmen. Mit der Ausführung der Arbeiten wurde Ende des Jahres die Firma Bibliothekseinrichtung Lenk GmbH in Schönheide/Sachsen beauftragt. Die Planungen für die neue Bibliothek sehen eine deutliche Erweiterung der Gesamtfläche von 185 auf ca. 319m² sowie eine Verdopplung der laufenden Regalmeter von 300 auf 590m vor. Für die Bibliotheksbesucher ist ein großzügiger und heller Benutzungs- und Informa­ tionsbereich vorgesehen, in dem zukünftig der gesamte Bestand an wissenschaftlicher Spezialliteratur in Freihand Platz finden wird. Modern ausgestattete Arbeitsplätze bieten den Wissenschaftlern und Besuchern dann ideale Arbeitsbedingungen. Teile der Magazinräumlichkeiten sowie der Tresorraum werden klimatisiert und mit modernsten Brandschutzvorrichtungen ausgestattet. Damit wird dem Erhalt und der Sicherung der wertvollen Sammlung der Bibliothek langfristig Rechnung getragen.

E rw e r bu ng Im Berichtsjahr konnte der Bestand der Sammlung entsprechend unseres Sammlungsprofils weiter ausgebaut werden. Wie aus der Tabellenübersicht gut zu sehen ist, ist besonders der Bestand an Monographien und Quellenkopien deutlich an­gewachsen. Der

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Jahresbericht 2009


außergewöhnlich große Zuwachs resultiert aus den vom aufgelösten Johann-SebastianBach-Institut Göttingen übernommenen und nunmehr komplett ka­talogisierten Be­ ständen. Mit der Umsignierung und Neuaufstellung des wissenschaftlichen Literaturbestandes wurden erstmalig veraltete und stark beschädigte Exemplare aus dem Bestand aus­ gesondert, insgesamt 184 Monographien und 42 Musikdrucke. B e s t a n d s e n t w i c k l u n g B i bl i o t h e k 2005

2006

2007

2008

2009

Monographien

9.828

10.294

10.723

11.010

11.568

Musikalien

9.778

10.193

10.904

11.196

11.502

Handschriften/Autographe

812

812

845

845

845

Erst- und Frühdrucke (Rara)

470

500

516

528

568

13

18

19

19

20

5.299

5.459

5.723

6.074

6.156

16.358

17.705

19.052

19.052

19.052

Sammlung Plastiken und Büsten

23

23

24

24

25

Sammlung Münzen und Medaillen

138

138

139

139

149

Sammlung Graphik

653

684

687

689

689

2.200

2.296

4.056

4.110

6.073

45.572

48.122

52.688

53.686

56.647

Gelehrten-Nachlässe Tonträger Sammlung Mikroformen

Sammlung Quellenkopien Gesamtbestand Quelle: Bach-Archiv Leipzig, Bibliothek

Mit Unterstützung der Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs Leipzig e. V., der Fielmann Stiftung und des Scheide-Fonds konnten in der Bibliothek 2009 folgende Rarissima erworben werden: Nicolai, Friedrich: Über den Gebrauch der falschen Haare und Perrucken in alten und neuen Zeiten. Eine historische Untersuchung. – Berlin und Stettin, 1801 Sehr seltene kulturhistorische Schrift über die Perückenmoden des 18. Jahrhunderts; erwähnt wird auch ein Porträt J. S. Bachs. Leipziger Adress-, Post- und Reise-Calender auf das Jahr Christi 1750. (s. Abb.) – Leipzig: Barnbeck, 1750 Enthält zahlreiche historische Daten zu Jahres­ zeiten, besonderen Ereignissen, Festen und Personen in öffentlichen Ämtern.

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Bogatzky, Carl Heinrich von: Die Hebung der Gottseligkeit in allerley Geistichen Liedern … – Halle, 1750 Seltenes Liederbuch der Bach-Zeit. Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen … – Berlin, 1752 Zentrales Lehrwerk des 18. Jahrhunderts mit ausgedehnten stilkritischen und musik­ geschichtlichen Exkursen aus der Feder des Bach-Schülers Johann Friedrich Agricola. An mehreren Stellen wird auch Bachs Orgelspiel und seine Verbindungen zu Musikern seiner Zeit erwähnt. [Ernesti, J. A.]: Io. Zachariae (Richtero) civit. Lips. senat … – Leipzig, 1766 Nachruf auf Johann Zacharias Richter, dem Schwiegersohn G. H. Boses und späteren Besitzer des Hauses Thomaskirchhof 16. Richter zeigte dort seine erlesene Bildnissammlung. Die seltene Trauerschrift ist mit Vignetten von A. F. Oeser geschmückt, dem Lehrer des Landschaftsmalers J. S. Bach jun., dem Enkel des Thomaskantors. Heinse, Johann Jacob Wilhelm: Hildegard von Hohenthal, 1. und 2. Teil, Berlin 1795 und 1796 Seltene Erstausgabe des romantischen Bildungsromans von J. J. W. Heinse, der zugleich auch ein Entwurf einer romantischen Musikästhetik ist. An zahlreichen Stellen wird die Kunst J. S. Bachs erwähnt, darunter auch die „miraculosen Fugen voll Melodieen der de­liciosen Sphärenmusik“. Rabener, Gottlieb Wilhelm: Sämtliche Schriften, 1. bis 6. Teil. – Leipzig 1777 Weiße, C. F.: Trauerspiele 1.–4. Teil (in 2 Bänden), Leipzig, 1776 Weiße, C. F.: Komische Opern 1.–3. Teil (in 2 Bänden), Leipzig, 1777 (s. Abb.) Die Ausgaben der Schriften von Gottlieb Wilhelm Rabener und Christian Friedrich Weiße enthalten zahlreiche Titelkupfer und Vignetten von Johann Sebastian Bach d. J.; mit dem Ankauf der sechs Bände besitzt das Bach-Archiv nunmehr die gesamte bekannte Druckgraphik dieses Künstlers. Oden mit Melodieen, vom Herrn Carl Philipp Emanuel Bach Handschrift des späten 18. Jahrhunderts, Abschrift nach der Druckausgabe von 1774.

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Das Privilegirte Ordentliche und Vermehrte Dreßdnische Gesang-Buch… – Leipzig und Dresden 1793 Seltene Ausgabe des erstmals 1725 erschienenen Dresdnischen Gesangbuchs, das für das Kurfürstentum Sachsen und damit auch für Leipzig verbindlich war. Zeitungen: Historische Remarques über die neuesten Sachen in Europa, • Ausgabe Nr. 14 von 1701 • Ausgabe Nr. 26 von 1701 • Ausgabe Nr. 24 vom 13. 6. 1699 • Ausgabe Nr. 19 vom 10. 5. 1701 • Ausgabe Nr. 15 vom 8. 4. 1704 • Ausgabe Nr. 34 vom 19. 8. 1704 Hamburgische Berichte von gelehrten Sachen auf das Jahr 1733, Nr. 43. Hamburg, den 20. Nov. [1733] Die sechs Hefte der „Historischen Remarques“, einer wöchentlich erscheinenden über­­regionalen Zeitung, enthalten wichtige, von der Forschung bislang nicht berücksich­ tigte Berichte über die Kirchenmusik in Leipzig. Die „Hamburgischen Berichte“ von 1733 ent­halten eine unbekannte Anzeige eines Druckwerks von G. P. Telemann.

E r s c h l i eSS u n g Verbundkatalogisierung Seit Mitte des Berichtsjahres arbeitet die Bibliothek aktiv im Südwestdeutschen Biblio-

Beitritt zum

theksverbund (SWB) mit. Konkret heißt dies, dass die Katalogisierung der Bestände auf

Südwestdeutschen

Verbundebene erfolgt und die Daten danach in das lokale Libero-System geladen werden.

Bibliotheksverbund

Dem Beitritt zum SWB waren eine lange Planungs-, Schulungs- und Testphase im Haus vorausgegangen. In einem zweiten Schritt ist für 2010 die noch nicht realisierte Kon­ vertierung der Altdaten aus dem Liberosystem in den SWB geplant. Nachlässe Alle vorhandenen Nachlässe (20) sind im Verbundsystem Kalliope erfasst, so dass damit die Bestände vollständig nachgewiesen sind. Der inhaltlich wichtigste und umfangreichste Nachlass von Ernst Friedrich und Bernhard Friedrich Richter wird noch detaillierter erfasst. Auf unserer Internetseite gibt es für die Recherche eine direkte Verlinkung zum System Kalliope. Umsignierung Das Projekt wurde nach zwei Jahren erfolgreich abgeschlossen. Der gesamte wissenschaftliche Literaturbestand hat damit eine neue Signatur nach der Regensburger Verbundklassifikation erhalten.

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

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Im neu eingerichteten Lesesaal der Bibliothek im Bosehaus wurden die Bestände Ende des Jahres nach der Neuen Systematik in Freihand aufgestellt. Damit haben die Benutzer in Zukunft einen direkten Zugang zum gesamten Literaturbestand. Quellenkopien Das Projekt der Erschließung und elektronischen Erfassung der Quellenkopienbestände verlief planmäßig. Die Quellenkopien der Werke von Johann Christoph Friedrich, Johann Ludwig, Johann Ernst und Wilhelm Friedrich Ernst Bach sind gegenwärtig vollständig in den Bestand eingewww.bachdigital.de

arbeitet. Die bereits vorbereiteten Quellen­ kopien der Werke von Johann Christoph Friedrich Bach wurden bis Ende Mai komplett in Bach Digital aufgenommen. Somit sind in Bach Digital 318 Werke und 80 Quellen J. C. F. Bachs verzeichnet. Im Berichtsjahr begann auch die Einar­b eitung der Werke Johann Christian Bachs. Bis Jahresende wurde Bach Digital seitens der Bibliothek damit um 512 Werke sowie 401 Quellenkopien ergänzt. Außerdem sind in der digitalen Da­ tenbank fast 400 Quellenkopien der Werke von Johann Sebastian Bach verzeichnet (erfasst sind die Werke BWV 1–129).

Informationsstand beim Leipziger Straßenfest

Öffent lichk eits a r be i t Straßenfest der Leipziger Bibliotheken und Archive Erstmalig nahm die Bibliothek am Straßenfest der Leipziger Bibliothe­ ken und Archive am 23. August 2009 in der Leipziger Beethovenstraße vor der Albertina teil. Gemeinsam mit Frau Claudia Marx, einer Kollegin aus der Museumspädagogik, informierten Frau Viera Lippold und Frau Maria Schuster an einem eigenen Stand über die Arbeit im Bach-

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Jahresbericht 2009


Archiv. Eine Schreibwerkstatt sowie die Möglichkeit Papier zu schöpfen, stießen bei den Leipzigern auf großes Interesse.

Nutzu ng Im Berichtszeitraum haben 196 Besucher im Lesesaal der Bibliothek gearbeitet. Die ver-

Die Bibliothek

gleichsweise niedrigeren Besucherzahlen der Jahre 2008–09 lassen sich auf die Interims-

als Interim

unterbringung und den damit nicht zur Verfügung stehen­den Rarabestand zurückführen. Die Bibliothek war zudem wegen des zweimaligen Umzugs von November 2007 bis Januar 2008 und im Berichtsjahr ab November geschlossen. Von den Mitarbeitern der Bibliothek wurden auch 2009 zahlreiche Nutzeranfragen bearbeitet und beantwortet. Dazu zählt neben Recherchen und Anfragen nach Bilddokumenten auch das Erbringen einer Vielzahl reprographischer Leistungen.

B i bl i o t h e k s be n u t z u n g 400 394

350

370

300

360 334

316

310 280

250

245

233

200 196

150 100 50

2005

2006

2007

Zahl der Benutzer im Lesesaal

2009

2008

Interim

Interim

Zahl der beantworteten Fragen

Quelle: Bach-Archiv Leipzig

5 . 3 M u s e u m

Ne u g e s t a l t u n g d e s B a c h - M u s e u m s

Die Neugestaltung des Bach-Museums bildete den zentralen Aufgabenschwerpunkt im Berichtsjahr. Zusammen mit dem Gestalterbüro Homann Güner Blum aus Hannover, dem Amt für Denkmalpflege und diversen Fachplanern wurde die Konzeption und ihre gestalterische Umsetzung erarbeitet. Archiv-, Bild- und Exponatrecherchen sowie das

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

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Verfassen von Ausstellungstexten bestimmten die inhaltliche Tätigkeit ebenso, wie Termine mit dem Gestalterbüro und den zahlreichen ausführenden Firmen. Daneben führten Diskussionen über Medienstationen und Bemusterungen die gestalterische Arbeit voran. Ziel der Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen war es, die Museums­f läche von bisher ca. 250 qm auf künftig 750 qm zu vergrößern und die Servicebereiche zu verbessern. Der Museumseingang wurde in die barocke Achse des Bosehauses verlegt, die Ausstellung thematisch gegliedert und für jeden Raum eine eigene Gestaltung entworfen, die dessen Inhalt widerspiegelt. Hinter dem historischen Gebäude entstand im Laufe des Jahres ein eingeschossiger, voll klimatisierter Anbau, in dem ein Raum für Kabinettausstellungen und eine Schatzkammer ihren Platz finden sollen. Beide Räume waren bislang ein Desiderat. Aufgrund der optimalen konservatoUmbau Museumsfoyer, Herbst 2009

rischen Bedingungen die dieser Erweiterungsbau bietet, wird zukünftig erstmals eine dauerhafte Präsentation von Originalhandschriften und anderen kostbaren Exponaten in der permanenten Ausstellung möglich sein. In unmittelbarer räumlicher Nähe zur Schatzkammer soll das Forschungslabor seinen Platz finden, dessen Ziel es sein wird, die Besucher auf spie­lerische Weise in Aspekte der Bachforschung einzuführen. Besonderes Augenmerk wurde bei der Konzeption darauf gelegt, das Museum durch interaktive Elemente zu beleben und der Musik den ihr gebührenden Raum zu geben. In den historischen Ausstellungsräumen im Obergeschoss galt es zudem, mit der denkmalgeschützten Sub­s tanz behutsam umzugehen. Neben die auratische und konservatorisch gesicherte Präsentation von empfindlichen Originalen sollen im neuen Bach-Mu­s eum zukünftig zahlreiche interaktive Elemente wie Medien- und Hörstationen, ein Raum, der das barocke Orchester zum Klingen bringt, oder ein Hörkabinett, in dem das gesamte Werk von Johann Sebastian Bach nach verschiedenen Kriterien abgerufen werden kann,

Orgelspieltisch nach der Restaurierung

zu finden sein, die einen möglichst großen Besucherkreis ansprechen. Die Ausstellungstexte werden konsequent zweisprachig gehalten sein. Im Erdgeschoss soll zudem eine großzügige museumspädagogische Werkstatt eingerichtet werden, die die profes­sionelle Arbeit mit Gruppen in Schulklassenstärke ermöglicht. Neben dem Museumsshop wird ein kleines Museumscafé entstehen. Der Orgelspieltisch aus der Leipziger Johanniskirche Restaurierung einer „Bach-Reliquie“ Als exemplarisch für die vielschichtigen Restaurationsarbeiten an Haus und Objekten kann die Restaurierung einer Bach-Reliquie gelten. Für die neu entstehende Dauerausstellung wurde dieses ganz besondere Exponat liebevoll aufgearbeitet: der Spieltisch einer Orgel, an der Bach einst selbst gespielt hatte. 1743 hatte Johann Scheibe das Instrument in der Leipziger Johanniskirche fertig gestellt. Johann Sebastian Bach führte gemeinsam mit dem Orgelbaumeister Hildebrandt die Begutachtung durch und war von der Qualität des Instrumentes begeistert. Im Laufe der Zeit wurden die Orgel und auch die Orgelbank, auf der Bach während der

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Jahresbericht 2009


Probe gesessen hatte, zu „Bach-Reliquien“. So berichtete die in Leipzig erscheinende Zeit­ schrift der Internationalen Musikgesellschaft, dass man diese durch ein Holzgitter habe schützen müssen, „weil die Touristen häufig Andenken herauszuschnitzeln versuchten“. Um 1900 erwarb der in Leipzig ansässige Instrumentensammler Paul de Wit die Orgel

Ein wertvolles

und stellte den Spieltisch in seinem musikhistorischen Museum aus, das er in den

Sammlerstück

Räumen des heutigen Bach-Museums unterhielt. Das Instrument, das sich seit 1929 im Besitz des Grassi Museums für Musikinstrumente der Universität Leipzig befindet, wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Für die neue Ausstellung des BachMuseums wurde es umfassend restauriert und wird erstmals seit dem Krieg wieder öffentlich ausgestellt. Die Restaurierung führten der Dresdner Orgelbauer Marcus Stahl und die Restaurierungswerkstatt gruppe E durch. Be sucher ent w ick lu ng Aufgrund der Umbau- und Sanierungsarbeiten blieb das Bach-Museum auch im Jahr 2009 geschlossen. Die Interimsausstellung „Bach-Museum auf Zeit“, die den Besuchern seit 12. Januar 2008 im Nachbargebäude zur Verfügung stand, musste wegen beginnender Abbrucharbeiten am 26. Oktober 2009 ebenfalls geschlossen werden. Während dieser Zeit besuchten 20.361 Personen das „Bach-Museum auf Zeit“ (Zum Vergleich: Von Januar bis Oktober 2008 besuchten 21.822 Personen das Museum). Davon nahmen 5.866 Personen an 202 Führungen und museumspädagogischen Ange­ boten des Bach-Museums teil (Vergleich 2008: 4.961 Personen/266 Angebote). Dies bedeutet, trotz der Interimssituation und dadurch bedingt einer verminderten Zahl von Angeboten, eine Steigerung der Teilnehmerzahl.

Be suc h e r s tat is t i k Bac h-M useu m Besucher

Blick ins „Bach-Museum auf Zeit“

35.000 30.000

30.534

31.300

31.588

25.000 24.126

20.000

20.361

15.000 10.000 5.000 0 2005

2006

2007

2008 Interim

2009 Jahr Interim

Quelle: Bach-Museum Leipzig

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

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M u s e u m s pä dag o g i k Die museumspädagogischen Angebote wurden wie im Vorjahr auch 2009 vorwiegend in Schulen, Horten und Kindertagesstätten durchgeführt, da Veranstaltungen in den eigenen Räumlichkeiten umbaubedingt nicht möglich waren. Die Museumspädagogen besuchten die Einrichtungen mit ihrem „Museumskoffer“, der allerlei Gegenstände enthält, die den Kindern die Lebenswelt und Musik Johann Sebastian Bachs näher bringen. In den Ferien wurden zusätzliche Programme im Stadtgeschichtlichen Museum angeboten. Sonderveranstaltungen wie die Museumsnacht oder Aktionen zum Bachfest fanden im Thomashaus, in der Alten Handelsbörse und im Hauptbahnhof statt. Einige Angebote wurden im Bach-Museum auf Zeit durchgeführt. Kinder im Bach-Museum

Kooperationsveranstaltung mit der Bach-Stiftung St. Gallen, 15. März 2009 Die Bach-Stiftung St. Gallen präsentierte auf der Buchmesse 2009 die ersten Bände einer Bach-Anthologie mit zugehörigen DVD’s, die bislang anlässlich eines Aufführungszyklus von Bachs gesamten Vokalwerk erschienen sind. Leiter des Projekts ist Rudolf Lutz, den enge Kontakte mit dem Bach-Archiv verbinden. Das Bach-Museum trat als Kooperationspartner auf. An der Buchvorstellung im Museum für Musikinstrumente nahmen ca. 60 Personen teil. Geburtstagsfest für Johann Sebastian Bach, 21. März 2009 Zum Bach-Geburtstag bot das Bach-Museum Familienprogramme im Museums-Interim und Baustellenführungen im Bosehaus an. Das Interimsmuseum wurde von 373 Personen besucht. Davon beteiligten sich 83 Kinder und 60 Erwachsene an den Familienveranstaltungen. Die Baustellenführungen waren mit 80 Personen ausgebucht. Traditioneller Anschnitt der Geburtstagstorte

Das gesamte Fest rund um den Thomaskirchhof wurde gemeinsam mit dem Thomanerchor und der Kirchgemeinde St. Thomas organisiert. KNK-Workshop, 27. März 2009 Die Erforschung und Förderung kultureller Bildung ist einer der Schwerpunkte der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen. Im Rahmen des Projektes „Das Museum als Laboratorium kultureller Bildung“ richtete das Bach-Museum gemeinsam mit dem Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig einen eintägigen Workshop unter dem Titel „Musik? Museen! Konzepte für die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen“ im Museum für Musikinstrumente aus. Ziel war es, Vermittlungsstrategien in Musikmuseen vorzustellen und ihre Chancen für die kulturelle Bildung zu diskutieren. Es nahmen knapp 50 Vertreter aus Museen, Schulen, Horten, integrativen Einrichtungen und anderen Institutionen teil.

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Jahresbericht 2009


Museumsnacht, 25. April 2009 Zu ihrem zehnjährigen Jubiläum fand die Leipziger Museumsnacht im Jahr 2009 als Kooperation mit der Stadt Halle unter dem Motto „Gemischtes Doppel“ statt. Das Bach-Museum war zu Gast im Stadtgeschichtlichen Museum. Neben dem „Bach-Museum auf Zeit“ stand die gesamte Handelsbörse als Veranstaltungsort zur Verfügung. Angeboten wurden Rätsel- und Wandelkonzerte, ein Menuett-Schnellkurs, ein Vortrag mit Live-Musik sowie eine Papierwerkstatt, eine Memory-Station und weitere museumspädagogische Aktionen. Die Veranstaltungen in der Alten Handelsbörse wurden von 2.267 Personen geradezu überrannt. Im „Bach-Museum auf Zeit“ wurden 243 Besucher gezählt. Insgesamt wurde die Museumsnacht ausgesprochen gut angenommen. In Leipzig wurden 10.000 Karten verkauft. Familientag und Aktionen zum Bachfest Zum Familientag, der 357 Besucher anlockte und wie im letzten Jahr in der Alten Handelsbörse stattfand, führten die Musikschule J. S. Bach und die Waldorfschule Sing- und Schauspiele zum Thema „Sommernachtstraum“ auf. Außerdem gab es ein Mitmachkonzert mit dem Ensemble Märchenklang und Bastelstationen (Postkartendruck, Basteln von Baumgeistern und Feen). Als Kooperationspartner des Tages trat UNICEF auf. Kupferstich der Thomaskirche um 1700 – Ausschnitt der Bauzaun-Ausstellung

A u s s t ell u n g e n i m B e r i c h t s ze i t r a u m Bach-Museum auf Zeit Das „Bach-Museum auf Zeit“ präsentierte auf 45 qm eine Ausstellung zu Leben und Wirken Johann Sebastian Bachs in Leipzig sowie ein kleines Hörkabinett. Außerdem wurde über die Umbaupläne des Bach-Museums informiert. Im Nachbargebäude befand sich der Museumsshop.

Impression von „Bach im Bahnhof“

Bauzaun-Ausstellungen Um das Bach-Museum während der Schließzeit im Bewußtsein der Öffentlichkeit präsent zu halten, wurden Mitte März 2008 Bauzaunflächen an drei Standorten in der Leipziger Innenstadt mit einer Interimsausstellung gestaltet. Die Flächen am Markt sind dem Thema „Bach in Leipzig“ gewidmet und gegenwärtig noch zu sehen. Gegenüber dem Hauptbahnhof wurden „Bachs Reisen“ behandelt. Der Bauzaun vor dem Bosehaus informierte bis Herbst 2009 über das Bach-Archiv und seine Umbaupläne. Ausstellung „Bach im Bahnhof“, 12. – 21. 6. 2009 Während des Bachfestes fand nach dem Erfolg des Vorjahres erneut eine Ausstellung mit dem Titel „Bach ist Anfang und Ende aller Musik– Bach und Reger“ in einer der Rotunden der untersten Ladenpassage des Leipziger Hauptbahnhofs statt. Die Ausstellung setzte sich mit dem Motto des Bachfestes 2009 auseinander und wurde inhaltlich vom Max-Reger-Institut, Karlsruhe, unterstützt. In der gegenüberliegenden Rotunde zeigte das Mendelssohn-Haus eine Ausstellung zum zweiten Schwerpunkt des Bachfestes: Mendelssohn. Im 1. Untergeschoss des Hauptbahnhofes gab es eine Ausstellung der Initiative Notenspur, die die gesamte Musikstadt Leipzig im Blick hatte.

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

35


5 . 4 K ü n s t le r i s c h e s B e t r i eb s b ü r o P r o f e s s i o n elle s Ve r a n s t a l t u n g s m a n a g e m e n t u n t e r de m Dac h von Bac h Solide Basis für

Im Zuge der Einführung der neuen Corporate Identity (vgl. Abschnitt 4.3) wurde der

Bachfest und

Veranstaltungsbereich in künstlerisches Betriebsbüro (KBB) umbenannt. Dies würdigt

B a c h -We t t b e w e r b

insbesondere die zeitgemäße und professionelle Planungs- und Durchführungsleistung des Bach-Archivs, die sich mit den künstlerischen Betriebsbüros institutionalisierter und etablierter Konzert- und Festspielhäuser messen lässt. Als Service- und Querschnittsabteilung ist das künstlerische Betriebsbüro des Bach-Archivs ein verlässlicher Ansprechpartner für die Fachabteilungen in allen planerischen Belangen. Schwerpunkte der Arbeit im KBB sind die jährlichen Bachfeste, der zweijährliche Bach-Wettbewerb und die Konzerte im Bach-Museum. Bachfest Leipzig 2009 Das Leipziger Bachfest 2009 stand unter dem Motto „Bach – Mendelssohn – Reger“. Felix Mendelssohn Bartholdy und Max Reger markieren Anfang und Ende einer Musi­k­ epoche, in der Johann Sebastian Bachs Werke zunehmend in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit gelangten und an deren Verbreitung gerade jene Musiker maßgeblichen Anteil hatten. Mendelssohn, dessen Geburtstag sich im Jahre 2009 zum 200. Male jährte, war bereits im Kindesalter mit Kompositionen Bachs vertraut; namentlich seine Jugendwerke sind davon spürbar beeinflusst. Zusammen mit anderen Persönlichkeiten gehörte er zu den Initiatoren und Wegbereitern der ersten Bach-Gesamtausgabe. Rund ein halbes Jahrhundert später hat sich Reger (wie kaum ein anderer Musiker seiner Generation) mit dem Schaffen des Leipziger Thomaskantors auseinandergesetzt –

Shakuhachi-Meister Tadashi Tajima

nicht allein als Tonsetzer, sondern auch als Bearbeiter und Heraus­­geber. Reger war seit 1907 Musikdirektor an der Leipziger Alma Mater. Deren 2009 begangene 600-Jahrfeier nahm das künstlerische Direktorium des Bachfestes zum Anlass, den Blick nicht allein auf die Universitätsmusiken der Bachzeit zu richten, sondern auch das Werk jenes Spätromantikers zu würdigen, für den der Thomaskantor „Anfang und Ende aller Musik“ bedeutete. Uraufführung „Voyage X“ Am 14.6.2009 wurde um 20.00 Uhr Toshio Hosokawas Werk „Voyage X“ für einen Shaku­ hachi-Spieler (Shakuhachi: japanische Bam­ bus­­flöte) und Kammerensemble uraufgeführt. In Anwesenheit des Komponisten spiel­te die musikFabrik unter der Leitung von Ilan Volkov. Solist war der Shakuhachi-Meister Tadashi

36

Jahresbericht 2009


Tajima. Dieser spielte nach der Uraufführung eine traditionelle Improvisation. Außerdem führte das Leipziger Barock­orchester das Brandenburgische Konzert Nr. 5 D-Dur, BWV 1050, unter Leitung von Prof. Christine Schornsheim (Cembalo) von der Empore der Thomaskirche aus auf. Danach wurde die Uraufführung wiederholt. Vor dem Konzert fand eine Konzerteinführung statt, in der der Komponist Hosokawa und der Bratschist Axel Porath als Mitglied der musikFabrik im Gespräch mit Dr. Dettloff Schwerdtfeger (Geschäftsführer Bach-Archiv) dem Pub­likum das Werk vorstellten. Das Ziel einer Gegenüberstellung herausragender Kompositionen Bachs mit zeitgenössischen Neukompositionen wurde in besonderer Weise erfüllt. Die Brandenbur­gi­s chen Konzerte stellen eine Sammlung von Concerti grossi dar, die in ihrer Zeit als wegweisend, herausragend, teils sogar „grenzüberschreitend“ sowohl in kompositorischer als auch in spieltechnischer Hinsicht zu bezeichnen sind. Das Concertino (Solis­t en­e n­s emble) des 5. Brandenburgischen Konzerts ist für Flöte, Violine und Cembalo besetzt. Das Flötensolo schlägt den Bogen zu „Voyage X“, welches als Solokonzert für Shakuhachi und Kammerorchester komponiert ist. Das Programm hat auf besondere Weise die Begegnung von Kulturen und Epochen ermöglicht und in diesen Dimensionen sowohl Verbindendes als auch Trennendes verdeutlicht. Das Gespräch mit Hosokawa zur Einführung hat darüber hinaus die kulturellen und philosophischen Unterschiede im abendländischen und fernöstlichen Kompositions­v erständnis herausgestellt. Der Misslungene Braut-Wechsel oder Ricchardus I. auf Kultur-Gut Ermlitz „Händels Oper in Telemanns Gewand“ – so ließe sich die Oper „Der Mißlungene Braut-Wechsel oder Richardus I.“ in aller Kürze beschreiben. Was im heutigen Musikbetrieb als ein außergewöhnliches Ereignis erscheint, wenn die Musik zweier so herausragender Komponisten der Barockzeit sich in einer Oper vereint findet, war für das 18. Jahrhundert zwar nicht der Regelfall, aber auch keine allzu große Seltenheit. Anlass genug, um im Bachfest Leipzig ein Bewusstsein für dieses Repertoire zu bieten. Das Ensemble Merseburger Hofmusik unter der Leitung von Michael Schönheit und das Regieteam um Prof. Andreas Baumann haben auf dem historischen Kultur-Gut Ermlitz für ein groß­artiges Gesamt­ erlebnis gesorgt. „Bach on Air“ – Nigel Kennedy zu Gast beim Bachfest Der Punk-Geiger Nigel Kennedy hat bei Bach on Air einen großen Publikumserfolg landen können. Über 10.000 kamen, um auf dem gesteckt vollen Augustusplatz den modernen Reflexionen zu folgen. Kennedy läutete damit auch den Reigen der inzwischen tradi­ tionell im Bachfest verwurzelten Reihe „Reflections in Jazz“ ein. Mit diesen Konzerten beweist das Bachfest regelmäßig, wie umfassend Bachs Musik auch heute noch im gesamten musikalischen Spektrum verwurzelt ist.

Tätigkeitsberichte der Abteilungen

37

Szene aus der Aufführung auf Kultur-Gut Ermlitz


Nigel Kennedy auf der Augustusplatzbühne

Bach familiär und Bach im Bahnhof Die Vernetzung von Bachfest und Bach-Museum mit unterschiedlichen Formaten vom familiengeeigneten Konzerten bis hin zu einem breit gefächerten museumspädago­ gischen Angebot, hat auch 2009 wieder zahlreiche neue Besucher zum Bachfest geführt und verzeichnet mit nahezu 13.000 gezählten Besuchern einen nicht unerheb­ lichen Anteil an den Gesamtbesucherzahlen. Das Bachfest 2009 konnte den Wachstumstrend der vergangenen Jahre fortsetzen und knüpft mit 66.369 Besuchern an das Rekordjahr 2000 zum 250. Todestag Bachs an:

Be such e r e n t w ick lu ng Bach fe s t L e i pz ig 2005 –2009 Besucher 66.000

60.000 55.000

50.000

50.000 45.000

40.000 30.000

37.000

20.000 10.000 0 2005 Quelle: Bachfest Leipzig

38

Jahresbericht 2009

2006

2007

2008

2009

Jahr


Bach-Medaille 2009 Die Bach-Medaille 2009 wurde am 19. Juni 2009 durch Oberbürgermeister Burkhard Jung an Frieder Bernius verliehen. Die Jury, bestehend aus dem Direktorium des Leip­ziger Bachfestes Thomaskantor Prof. Georg Christoph Biller, Dr. Elmar Weingarten, Prof. Dr. Christoph Wolff, dem Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly, dem Di­r ektor der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Prof. Robert Ehrlich und dem kommissarischen Intendanten der Oper Leipzig Alexander von Maravic, begründet die Würdigung wie folgt: „Frieder Bernius hat sich nicht nur um die Pflege des Bachschen Œuvre verdient gemacht. Als Leiter des weltweit anerkannten Stuttgarter Kammerchors hat er bereits seit den 1980er Jahren nicht wenige der seinerzeit noch weitgehend unbekannten Vokalwerke Mendelssohns erstmalig wieder aufgeführt und in mustergültigen Schallplatten-Einspielungen vorgelegt. Bernius gilt als einer der bahnbrechenden Interpreten für die Kirchenmusik des lange Zeit vernachlässigten Komponisten.“ Die Laudatio hielt Dr. Uwe Schweikert. Die Bach-Medaille wurde 2009 zum sechsten Mal vergeben. Bisher erhielten Gustav Leonhardt (2002), Helmuth Rilling (2003), Sir John Eliot Gardiner (2004), Ton Koopman (2006), Nikolaus Harnoncourt (2007) und Hermann Max (2008) diese Auszeichnung. Internationaler Bach-Wettbewerb/Meisterkurs 2009 In den Jahren zwischen den Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerben führt das Bach-Archiv einen Meisterkurs in den Fachgruppen des kommenden Wettbewerbes durch. 2009 haben an den Meister­kursen für Klavier (Leitung: Prof. Robert Levin), Cembalo (Leitung: Andreas Staier) und

Violine/Barockvioline (Leitung:

Prof. Rainer Kussmaul) insgesamt 84

Musi-

men. Ein Abschlusskonzert, das von

ker teilgenomMit wirken-

den des Kurses am 22. Novem-

ber 2009

gestaltet wurde, bewies das

enorme

künstlerische Niveau, das den

K u r s

auszeichnete.

Vorwort

39

Überreichung der BachMedaille an Frieder Bernius


6. KooperationsProjekt „Bach–Mendelssohn– Schumann“ (Förderung durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und den Freistaat Sachsen, Staatsministe­ rium für Wissenschaft und Kunst) Partner: Bach-Archiv Leipzig (federführend), Mendelssohn-Haus, Schumann-Haus, Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig

M usi k s ta dt L e i pz ig Leipziger

Leipzig verdankt seine Bedeutung als Musikstadt des Barock und der Romantik vor allem

Komponistenhäuser

dem Lebenswerk und Schaffen dieser drei Musiker und Komponisten, die in der Musik­ geschichte untrennbar miteinander verknüpft sind: die kompositorische Entwicklung Mendelssohns und Schumanns vollzog sich wesentlich in der intensiven Auseinander­ setzung mit dem von ihnen verehrten Vorbild des Thomaskantors. Gleichzeitig wäre Bachs Rückkehr in das Musikleben der Moderne ohne den Einsatz der Leipziger Bachianer Mendelssohn und Schumann so nicht möglich gewesen.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Um diese vielfältigen Bezüge sowohl für die Fachwelt als auch für die Öffentlichkeit sichtbar und fruchtbar zu machen, haben sich Bach-Archiv, Mendelssohn-Haus, Schumann-Haus und das Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig zu einem gemeinsamen Forschungsprojekt zusammen­ge­ schlossen. Ziel ist es nicht nur, bisher unerschlossene Do­ku­ mente zur Biographie der drei Komponisten und zur Musik­ge­ schichte Leipzigs zu erfassen und diese wissen­schaft­lichen Neuerkenntnisse und Notenfunde mittels Publikationsvorhaben, Konferenzen und Ton­aufnahmen allgemein zugänglich zu machen. Zugleich geht es darum, die in den beteiligten Institutionen vor­handenen kreativen Poten­ tiale zu bündeln und damit musikinteressierten Besuchern der Stadt ein attrak­tives Angebot zu unterbreiten. In Leipzigs einzigartigen historischen Originalstätten – einem „Klangquartier“ von wahrhaft internationaler Bedeutung – kann Musikgeschichte als unmittelbare und bereichernde Begegnung über die Jahrhunderte hinweg erlebt werden. Thematische Son­­der­kon­ zerte und Aus­stellun­gen, Füh­­run­gen und musikalische Spa­ziergänge sowie Maßnahmen koordinier-

40

Jahresbericht 2009


ter Öffentlichkeitsarbeit ergänzen daher das Spektrum des Projektes und laden dazu ein, den ganzen Reichtum des kulturellen Erbes der „Musikstadt Leipzig“ zu ent­decken. Die Aktivitäten des Projektes standen im Jahr 2009 durch die mit dem 200. Geburtstag Felix Mendelssohn Bartholdys verbundene zusätzliche Breitenwirkung vor besonderen Herausforderungen, denen mit einer Bündelung der Kräfte und einer weiteren inhalt­ lichen Profilierung der wissenschaftlichen Forschung und Öffentlichkeitsarbeit über­ zeugend entsprochen werden konnte.

Tät igk e i tssc h w e r pu n k t e 2 0 09 Sommerkonzerte 2009 Erstmals wurden im Projekt unter dem Titel „KlangQuartier Leipzig – Sommerkonzerte 2009“ die im Rahmen des Kooperationsprojektes durchgeführten Veranstaltungen mit dem Leipziger Sommerprogramm verknüpft. Im Ergebnis konnten neben den fünf Eigenveranstaltungen gut 20 weitere Konzerte zu einem regelrechten Festivalkalender zu­sammengeführt werden. Zu dem Kartenangebot von rund 3.000 Tickets aus eigenen Ver­anstaltungen kamen so gut 4.000 zusätzlich verfügbare Tickets in Fremdveran­ stal­tungen hinzu. Bei einer durchschnittlichen Auslastung von 70 % konnte die Wahrnehmung des Labels „KlangQuartier“ auf diese Weise hervorragend gesteigert werden. Eine CityLight-Plakatkampagne hat im Sommer 2009 die Som­merkonzerte zusätzlich im Bewusstsein der Leipziger und ihrer Gäste verankert.

KooperationsProjekt „Bach–Mendelssohn–Schumann“

41

KlangQuartier Leipzig


Projektpräsentation in der Glashalle der Leipziger Messe

Buchmesse Leipzig 2009 Erstmals konnten sich alle Teilnehmer des Projektes an einem gemeinsamen Stand unter dem Label „KlangQuartier Leipzig“ auf der Leipziger Buchmesse präsentieren. An zentraler Stelle der Buchmesse in der großen Glashalle war der Messestand günstig platziert. Im Jahr 2009 konnte mit der Leitung der Buchmesse Leipzig eine Vereinbarung getroffen werden, den Messestand künftig gemeinsam als Zentrum der Musikverlage zu ent­wickeln. Mendelssohns, Schumanns und Bachs Leipzig Im Rahmen der wichtigen Musikerju­ biläen in Leipzig ist das Buch „Lobgesang“ als erstes Buch einer Reihe über Mendelssohns, Schumanns und Bachs Leipzig erschienen. Die Reihe knüpft an das Buch „Musikalische Spaziergänge“ an, dessen zweite Auflage inzwischen ebenfalls vergriffen ist. Die weiteren Bücher sind für 2010 geplant. Mit den drei Bänden soll einmal mehr ein Beitrag ge­leistet werden, die Musik- und Musikerstadt Leipzig einer breiten kulturinteressierten Öffent-

„Lobgesang“ bildet den Auftakt einer kleinen Buchreihe

lichkeit bekannt zu machen.

42

Jahresbericht 2009


7. Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs Leipzig e.V. E i n e w e r t v o lle F r e u n d s c h a f t Die Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs hatte im Jahr 2009 erneut einen deut­-

Mitgliederzuwachs

lichen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. Über 40 neue Mitglieder, ein Plus von 20 %, setzte den Trend vergangener Jahre fort. Damit trägt die Vereinigung der Freunde einen wichtigen materiellen und ideellen Anteil an der Arbeit im Bach-Archiv. Mitglieder der Vereinigung der Freunde profitieren vom exklusiven Vorverkauf für das Leipziger Bachfest, sie erhalten auf Wunsch das Bach-Magazin zum vergünstigten Bezugspreis. Schon zum zweiten Mal fand 2009 die jährliche Mitgliederversammlung im Rahmen des Leipziger Bachfestes am 16. Juni 2009 in der Alten Börse zu Leipzig statt. Die Mitgliederversammlung hat dabei Projekte des Bach-Archivs mit einem Gesamt­ volumen von 12.000 Euro beschlossen, die den Bereichen Museum, Bibliothek und erstmals auch Forschung zugute kommen.

Fö r d e r p r o j e k t e 2 0 0 9 ( A u s wa h l ) Modell der Thomasschule Nach der Stiftung eines neuen Cembalos in den Jahren 2006 und 2007, hat die Mit­glie-

Unterstützung

derversammlung in den Jahren 2008 und 2009 ein Modell der alten Thomasschule ge­-

der neuen

stiftet, das im neuen Bach-Museum ausgestellt werden soll. Die zweite Rate in Höhe

Dauerausstellung

von 5.000 Euro wurde bewilligt. Das Modell wird pünktlich zur Eröffnung fertig gestellt und gezeigt. Unterstützung der museumspädagogischen Arbeit des Bach-Museums Für die museumspädagogische Abteilung des Bach-Museums wurden 2009 Kinder­kos­tüme im Stile der Bach-Zeit angeschafft. Forschungsförderung: Bach Digital Das Projekt Bach Digital umfasst außer den hochauflösenden Digitalisaten der Originalquellen J. S. Bachs eine umfangreiche Quellendatenbank sowie ein Werkverzeichnis. Quellendatenbank und Werkverzeichnis gehen dabei auf eine ältere Datenbank zurück. Gerade das Werkverzeichnis erfreut sich bei den Nutzern der Datenbank seit jeher großer Beliebtheit, hatte aber bisher nie dieselbe Priorität bei der Bearbeitung wie Quellen­ datenbank und digitale Bibliothek. Diesem Mangel konnte nun Dank eines aus Mitteln des Freundeskreises finanzierten Werkauftrages beigekommen werden. Alle Werk­ datensätze wurden vereinheitlich und vor allem auch die englische Seite um viele An­

Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs Leipzig e.V.

43

Kinder in historischen Kostümen


gaben und übersetze Werktitel ergänzt. Die Plattform Bach Digital ist damit dem Ziel einer umfassenden, Wissenschaftler wie Laien ansprechenden online-Plattform zum Thema Bach, ein gutes Stück näher gerückt. Siehe auch: www.bachdigital.de Bibliotheksförderung: Ankaufsunterstützung Anbei eine Auswahl wertvoller Bücher und Graphiken, die mit Unterstützung des Freundeskreises im Jahr 2009 angekauft wurden (Erläuterungen dazu auch in Kapitel 5.2): Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen … – Berlin, 1752 (s. Abb.) Nicolai, Friedrich: Über den Gebrauch der falschen Haare und Perrucken in alten und neuen Zeiten. Eine historische Untersuchung. – Berlin und Stettin, 1801 (s. Abb.) [Ernesti, J. A.]: Io. Zachariae (Richtero) civit. Lips. senat… Leipzig, 1766 Heinse, Johann Jacob Wilhelm: Hildegard von Hohenthal, 1. und 2. Teil, Berlin 1795 und 1796 Bach, Johann Christian (17135–1782) Porträt-Medaillon inmitten der gestochenen Wiedergabe von Bachs Grabmal in London, Kupferstich von F. Bartolozzi nach dem vom Bildhauer Aug. Carlini gestalteten pompösen Grabmal Christians in London Weigel, Johann Christoph, Hautboist. Waldhorn Original-Kupferstiche aus “Musica­ lisches Theatrum“, 1722 Sehr seltene Original-Kupferstiche aus der von Johann Christoph Weigel um 1722 herausgegebenen losen Folge von Instrumenten-Darstellungen, die sich in ihrer Zusammen­ setzung sehr stark an Matthesons „Neueröffnetem Orchestre“ anlehnt und mit ins­ gesamt 36 Blättern eine gute Vorstellung des Instrumentariums des 18. Jahrhunderts bietet.

44

Jahresbericht 2009


8. Zahlen – Fakten – Personen 8 .1 Z a h le n m ä SS i g e r Re c h e n s c h a f t s be r i c h t H au s h a lt s s t ru k t u r u n d H au s h a lt s l ag e Der Haushalt des Bach-Archivs gliedert sich in vier Teilhaushalte (Hauptkostenstellen): Institutioneller Haushalt, Veranstaltungen, Projekte und Investitionen. Der Haushalt konnte im Jahr 2009 durch Nachbewilligungen der institutionellen Zuwendungsgeber zum Jahresende ausgeglichen werden. Für das Haushaltsjahr 2010 wurden die Haushaltsansätze angepasst. Alle Ergebnisse werden als Saldo aus Einnahmen und Ausgaben (Einnahmenüberschussrechnung; EÜR) sowie als kostenrechnerisches Ergebnis (KR) ausgewiesen.

J a h r e s e r g eb n i s r e c h n u n g Gesamthaushalt Ent w ick lu ng Ge s a m t h a u s h a l t Einnahmen Öffentliche Zuwendungen Eigeneinnahmen Drittmittel Einnahmen Gesamt

+

Ausgaben Personalkosten Sachkosten

2007

2008

Ist (Tsd. EUR)

Ist (Tsd. EUR)

Ist (Tsd. EUR)

2009 Plan (Tsd. EUR)

Ist./.Plan (Tsd. EUR)

2010 Plan (Tsd. EUR)

2.846 861 784

3.791 779 451

3.649 726 1.211

3.751 752 1.131

- 102 - 25 80

3.779 887 354

4.491

5.021

5.587

5.634

- 47

5.019

1.670 2.629

1.821 3.179

1.829 3.404

1.767 3.867

63 - 463

2.019 3.001 5.020

Ausgaben Gesamt

./.

4.299

5.000

5.233

5.634

- 401

Umsatzsteuer (Zahllast)

./.

44

54

26

0

26

0

Finanzergebnis

+

12

- 20

2

0

1

0

160

- 52

330

0

329

0

Bestandsveränderungen

+

- 20

- 20

-7

0

-7

0

Rücklage

./.

6

7

Ergebnis lfd. Jahr

=

140

- 78

316

0

317

0

Saldo der Sonderposten

+

- 68

78

- 317

0

- 317

0

Ergebnis (KR)

=

72

0

0

0

0

0

Ergebnis (EUR)

Quelle: Bach-Archiv Leipzig, Finanzbuchhaltung

Durch die Investitionen im Bereich Bach-Museum und Bibliothek sind die Einnahmen des Hauses gegenüber dem Vorjahr und gegenüber der Planung gestiegen. Zweckgebundene Mittel für die Aufgabenbereiche Forschung und Neuausstattung wurden in Höhe von 317 TEUR in einen Sonderposten eingestellt. Die öffentlich geförderten Bereiche schließen zum Jahresende mit Null ab.

Zahlen – Fakten – Personen

45


Institutioneller Haushalt I n s t i t u t i o n elle r H au s h a lt

2007

2008

Ist (Tsd. EUR)

Ist (Tsd. EUR)

Ist (Tsd. EUR)

Plan (Tsd. EUR)

Ist./.Plan (Tsd. EUR)

Plan (Tsd. EUR)

1.731 260 10

1.841 149 2

1.908 117 8

1.926 123 10

- 18 -6 -2

1.981 334 6

2.001

1.993

2.033

2.059

- 26

2.320

1.453 513

1.512 444

1.542 466

1.553 506

- 11 - 40

1.776 545 2.320

Einnahmen Öffentliche Zuwendungen Eigeneinnahmen Drittmittel Einnahmen Gesamt

+

Ausgaben Personalkosten Sachkosten

2009

2010

Ausgaben Gesamt

./.

1.966

1.957

2.008

2.059

- 51

Umsatzsteuer (Zahllast)

./.

12

10

12

0

12

0

Finanzergebnis

+

7

- 31

0

0

-1

0

30

-4

13

0

13

0

Bestandsveränderungen

+

- 20

- 20

-7

0

-7

0

Ergebnis (EUR) Rücklage

./.

6

7

Ergebnis lfd. Jahr

=

10

- 30

0

0

0

0

Saldo der Sonderposten

+

- 30

30

0

0

0

0

Ergebnis (KR)

=

- 20

0

0

0

0

0

Quelle: Bach-Archiv Leipzig, Finanzbuchhaltung

Der Wirtschaftsplan für den institutionellen Haushalt wurde im Zuge einer Nachbewilligung im September aktualisiert. Der Haushaltsüberschuss in Höhe von 13 TEUR setzt sich kostenrechnerisch lediglich aus der Rücklage für Zahlungen des Leistungsentgeltes gem. TvÖD und aus Bestandsveränderungen im Shop zusammen. Der Haushalt ist aus­ geglichen. Shop De c k u n g s be i t r a g s r e c h n u n g S h o p

Umsatz Wareneinsatz

2007  Ist (Tsd. EUR)

2008  Ist (Tsd. EUR)

2009  Ist (Tsd. EUR)

127 69

112 67

91 61 30

Deckungsbeitrag I

59

45

anteilige Personalkosten (Kasse)

54

103

99

5

- 57

- 69

kalkulatorische Positionen Abschreibungen Bestandsveränderungen Jahresabgrenzungen

0 - 20 0

0 - 20 0

0 -7 0

Deckungsbeitrag III

- 16

- 77

- 76

Deckungsbeitrag II

Quelle: Bach-Archiv Leipzig, Finanzbuchhaltung

Auch im zweiten Jahr der Museumsschließung konnte der Shop noch einen hervorragenden Beitrag zur Deckung von laufenden Personal- und Sachkosten leisten. Der Rückgang der Erlöse ist darauf zurückzuführen, dass der Shop Mitte Oktober schließen musste und keine Umsätze im Jahresendgeschäft generieren konnte.

46

Jahresbericht 2009


Veranstaltungshaushalt Bach fe s t (abweichendes HH-Jahr) Einnahmen Öffentliche Zuwendungen Eigeneinnahmen Drittmittel Einnahmen Gesamt

+

Ausgaben Personalkosten Sachkosten

2006/07

2007/08

Ist (Tsd. EUR)

Ist (Tsd. EUR)

Ist (Tsd. EUR)

2008/09 Plan (Tsd. EUR)

Ist./.Plan (Tsd. EUR)

2009/10 Plan (Tsd. EUR)

970 578 371

1.185 539 294

1.230 525 282

1.220 538 263

10 - 13 19

1.300 527 260

1.920

2.018

2.037

2.021

16

2.087

141 1.673

158 1.916

164 1.930

160 1.861

4 69

195 1.892 2.087

Ausgaben Gesamt

./.

1.815

2.075

2.095

2.021

74

Umsatzsteuer (Zahllast)

./.

25

20

13

0

13

0

Finanzergebnis

+

-1

80

0

0

0

0 0

79

3

- 71

0

- 71

Bestandsveränderungen

Ergebnis (EÜR) +

0

0

0

0

0

0

Ergebnis lfd. Jahr

=

79

3

- 71

0

- 71

0

Saldo der Sonderposten

+

- 79

-3

71

0

71

0

Ergebnis (KR)

=

0

0

0

0

0

0

Quelle: Bach-Archiv Leipzig, Finanzbuchhaltung

Der Berichtszeitraum Januar bis Dezember 2009 weicht vom Durchführungszeitraum des Bachfestes 2009 ab. Daher werden die Zahlen gem. Antragstellung (Verwendungsnachweis) dargestellt, um die Entwicklung jeweils projektweise vergleichen zu können. Im Bachfest 2009 (Rechnungsperiode 2008/09) ist aufgrund höherer Sachkosten ein Defizit in Höhe von 71 TEUR entstanden, das im Jahr 2010 (Rechnungsperiode 2009/10) ausge­ glichen wird. Die Liquidität im Bachfest war stets gegeben. Projekthaushalt Projek t e

Einnahmen Öffentliche Zuwendungen Eigeneinnahmen Drittmittel Einnahmen Gesamt

+

Ausgaben Personalkosten Sachkosten

2007

2008

Ist (Tsd. EUR)

Ist (Tsd. EUR)

Ist (Tsd. EUR)

2009 Plan (Tsd. EUR)

Ist./.Plan (Tsd. EUR)

2010 Plan (Tsd. EUR)

110 36 449

365 32 126

486 31 912

570 1 858

- 84 30 54

88 2 38

595

523

1.428

1.429

0

128

56 357

97 415

122 976

54 1.375

68 - 399

25 103 128

Ausgaben Gesamt

./.

413

512

1.098

1.429

- 331

Umsatzsteuer (Zahllast)

./.

5

2

1

0

1

0

Finanzergebnis

+

7

11

3

0

3

0 0

184

20

333

0

333

Bestandsveränderungen

Ergebnis (kameral) +

0

0

0

0

0

0

Ergebnis lfd. Jahr

=

184

20

333

0

333

0

Saldo der Sonderposten

+

- 91

- 20

- 333

0

- 333

0

Ergebnis

=

93

0

0

0

0

0

Quelle: Bach-Archiv Leipzig, Finanzbuchhaltung

Zahlen – Fakten – Personen

47


Im Projekthaushalt sind die Investitionen für die Ausstellung im Bach-Museum und die Bibliothek enthalten. Zugesagte öffentliche Fördermittel sind aufgrund des Verzugs des Baufortschrittes erst im Folgejahr geflossen, so dass die Umsätze niedriger als avisiert waren. Es konnten mehr Drittmittel als erwartet eingenommen werden. Zum Jahresende wurden die zweckgebundenen Mittel in einen Sonderposten eingestellt. Vermögen und Investitionen Die vollständige Erhebung, Inventarisierung und Bewertung des Vermögens im Blick auf die Erstellung einer Eröffnungsbilanz konnte im Jahr 2009 abgeschlossen werden. Die Vermögensversicherung wurde 2009 letztmalig von der Stadt Leipzig übernommen und geht ab dem 1.1.2010 auf das Bach-Archiv über. Die eigenen Vermögensbestände wurden vorläufig wie folgt bewertet: A n l age v e r möge n

2009 (Tsd. EUR)

Immaterielle Vermögensgegenstände Sachanlagen

8 8.656

Anlagevermögen

8.864

Quelle: Bach-Archiv Leipzig, Finanzbuchhaltung

Ferner verwahrt das Bach-Archiv die sog. „Thomana-Stimmen“ (44 handschriftlich überlieferte Kantaten J. S. Bachs), die mit einem Versicherungswert von 50 Mio. EUR ver­ sichert sind. Die Stimmen sind Eigentum des Thomanerchores. Im Vermögenshaushalt des Bach-Archivs wurde 2009 erstmals eine Summe für Ersatzbeschaffungen von technischen Anlagen bewilligt.

8 . 2 Ve r ö f f e n t l i c h u n g e n Bach Magazin • Ausgaben 13–14, Redaktion: Christiane Sporn und Alexander Hiller. Leipzig (Bach-Archiv Leipzig) 2009 Publikationen zum Bachfest • Bachfest Leipzig 2009 „Bach – Mendelssohn – Reger“. CD In Zusammenarbeit mit MDR FIGARO, Deutschlandradio Kultur, Rondeau Production GmbH und der GENUIN recording group Wilhelm Friedemann Bach: Gesammelte Werke (s. Abb.) Ein Projekt des Packard Humanities Institute, Los Altos, California, in Zusammenarbeit mit dem Bach-Archiv Leipzig. • I: Klaviermusik, herausgegeben von Peter Wollny, Stuttgart (Carus) 2009 • V: Orchestermusik, herausgegeben von Peter Wollny, Stuttgart (Carus) 2009

48

Jahresbericht 2009


Carl Philipp Emanuel Bach: The Complete Works (s. Abb.) Ein Projekt des Packard Humanities Institute, Los Altos, California, in Zusammenarbeit mit dem Bach-Archiv Leipzig, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Harvard University. • I/4.1 u. 4.2: „Kenner und Liebhaber“ Collections I u. II, herausgegeben von Christopher Hogwood • III/9.2: Keyboard Concertos from Manuscript Sources II, herausgegeben von David Schulenberg • III/9.15: Keyboard Concertos from Manuscript Sources XV, herausgegeben von Douglas Lee • IV/5.2 Passion according to St. Mark (1774), herausgegeben von Uwe Wolf • IV/6.1: Passion according to St. Luke (1771), herausgegeben von Daniel R. Melamed • IV/7.2: Passion according to St. John (1776), herausgegeben von Paul Corneilson • VI/1: Gellert Songs, herausgegeben von Darrell M. Berg • VI/2: Cramer and Sturm Songs, herausgegeben von Anja Morgenstern Alle Bände: Los Altos (PHI) 2009 Bach-Jahrbuch • Bach-Jahrbuch 2009, Veröffentlichung der Neuen Bachgesellschaft, Internationale Ver einigung, Sitz Leipzig, redaktionell unterstützt vom Bach-Archiv Leipzig. 95. Jahrgang 2009, herausgegeben von Peter Wollny. Leipzig (Evangelische Verlagsanstalt) 2009 Publikationen im Rahmen des Kooperationsprojektes Bach–Mendelssohn–Schumann • Lobgesang, Mendelssohn in Leipzig, herausgegeben von Hagen Kunze. (Lehmanns Media) 2009 Stuttgarter Bach-Ausgaben • Johann Sebastian Bach, Preise, Allein zu dir, Herr Jesu Christ (BWV 33), herausgegeben von Clemens Harasim. Stuttgart (Carus) 2009 • Johann Sebastian Bach, Preise, Du Friedefürst, Herr Jesu Christ (BWV 116), herausgegeben von Anselm Hartinger. Stuttgart (Carus) 2009 • Johann Sebastian Bach, Mit Fried und Freud ich fahr dahin (BWV 125), herausgegeben von Wolfram Enßlin. Stuttgart (Carus) 2009 • Johann Sebastian Bach, Gelobet sei der Herr, mein Gott (BWV 129), herausgegeben von Christine Blanken. Stuttgart (Carus) 2009

Zahlen – Fakten – Personen

49


Gottfried August Homilius, Ausgewählte Werke Die 2006 ins Leben gerufene Auswahlausgabe mit Werken des Dresdner Kreuzkantors G. A. Homilius wird seit 2007 in Zusammenarbeit mit dem Bach-Archiv herausgegeben. Homilius war Schüler J. S. Bachs und ist einer der wichtigsten Komponisten für die Hamburger Kirchenmusik C. P. E. Bachs. 2009 erschien: • Serie 5: Supplement, Bd. 1: Uwe Wolf, G. A. Homilius, Studien zu Leben und Werk, mit Werkverzeichnis (kleine Ausgabe), Stuttgart (Carus) 2009 Faksimile-Reihe Bachscher Werke und Schriftstücke – Neue Folge (s. Abb.) • Band 5: Johann Sebastian Bach, Vier Zeugnisse des Präfekten des Thomanerchores 1743–1749, herausge geben von Andreas Glöckner. Kassel (Bärenreiter) 2009 Dissertation • Barockoper in Leipzig, herausgegeben von Michael Maul, Freiburg (Voces. Freiburger Beiträge zur Musikgeschichte, Band 12) 2009

8 . 3 M i t a r be i t e r i n n e n u n d M i t a r be i t e r Im Berichtsjahr waren insgesamt 53 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon ein knappes Drittel in Teilzeit und eine Person ehrenamtlich. Projektbezogene Stellen sind als solche ausgewiesen. Der bewilligte Stellenplan der Stiftung Bach-Archiv Leipzig weist insgesamt 31 volle Stellen aus, von denen eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle seit 2005 und eine Verwaltungsstelle seit 2007 unbesetzt sind. • Katrin Ahlmann, Finanzen • Gabriele Anders, Vorstand (Sekretariat) • Greta Anton, KBB (Sekretariat) • Ingrid Baumbach, Bach-Museum (Shop/Aufsicht) • Mareile Bernard, KBB 1 • Hartmut Bischof, Haustechnik (EDV) • Manuel Bärwald, Studentische Hilfskraft 6 • Dr. Christine Blanken, Forschung 2 • Brigitte Braun, Bach-Museum • Jennifer Bröcher, Pressearbeit 1 • Clemens Buchwald, Marketing 1 • Iris Burschberg, Finanzen

50

Jahresbericht 2009


• Dr. Wolfram Enßlin, Forschung 2 • Kristina Funk-Kunath, Bibliothek (Leitung) • Dr. Andreas Glöckner, Forschung und Dramaturgie • Sebastian Gosch, KBB 1 • Silka Gosch, KBB • Dr. Christiane Hausmann, Forschung 5 • Frauke Heinze, Studentische Hilfskraft 2 • Wolfhard Henze, KBB (Ticketing) 1 • Alexander Hiller, Bach Magazin 3 • Maria Hübner, Bach-Museum • Dagmar Hürdler, Bach-Museum (Sekretariat) • Gerhard Kuhtz, Haustechnik • Dorothee Ladewig, Bach-Museum (Shop/Aufsicht) • Dr. Elisabeth Liebau, KBB • Andrea Ließke, Bach-Museum (Shop/Aufsicht) • Viera Lippold, Bibliothek • Anette Mai, Bach-Museum (Shop/Aufsicht) • Claudia Marks, Bach-Museum (Museumspädagogik) • Sabine Martin, KBB (Leitung) • Dr. Michael Maul, Forschung • Thomas Meier, Haustechnik (Leitung) • Peggy Reinboth, KBB (Ticketing) • Tobias Rimek, Forschung 2 • Eva Schiffmann, KBB und Bach-Museum • Prof. em. Dr. Hans-Joachim Schulze, Forschung 4 • Maria Schuster, Bibliothek 7 • Alexandrina Schwenke, Bach-Museum (Shop/Aufsicht) • Dr. Dettloff Schwerdtfeger, Vorstand (Geschäftsführer) • Kathrin Seemann, Bach-Museum (Shop/Aufsicht) • Marion Söhnel, Forschung • Carola Sonntag, KBB • Dr. Christiane Sporn, Bach Magazin 3 • Patricia Steer, KBB 1 • Akio Takano, Pressearbeit 3 • Kathy Weigand, Bibliothek 8 • Kerstin Wiese, Bach-Museum (Leitung) • Kathrin Winkler, Bach-Museum (Museumspädagogik) • Miriam Wolf, Vorstand (Referentin) • Dr. Uwe Wolf, Forschung (Leitung Referat II) • Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph Wolff, Vorstand (Direktor) • PD Dr. Peter Wollny, Forschung (Leitung Referat I) Projekt Bachfest Leipzig   2 Projekt „Bach Repertorium“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig   3 freie Mitarbeit   4 ehrenamtliche Tätigkeit   5 Projekt Bach Digital   6 Projekt Expedition Bach 7 Projekt Quellenkopien   8 Projekt Umsignierung   (KBB = künstlerisches Betriebsbüro) 1

Zahlen – Fakten – Personen

51


8 . 4 G r e m i e n Das Bach-Archiv Leipzig ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts. Sie wird getragen von der Stadt Leipzig, der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Sachsen. Ihrer Satzung gemäß verfolgt die Stiftung ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Die Stiftung wird von einem Vorstand geleitet. Die Aufsicht übt ein Stiftungsrat aus, in dem die Zuwendungsgeber vertreten sind und dem der Stiftungsvorstand beisitzt. Vorstand und Stiftungsrat werden von einem Kuratorium beraten, dem renommierte Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft angehören. Vorstand Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph Wolff, Direktor Dr. Dettloff Schwerdtfeger, Geschäftsführer Stiftungsrat Dr. Georg Girardet, Bürgermeister für Kultur der Stadt Leipzig   (Vorsitzender des Stiftungsrates; 1. 1. 2009 bis 31. 5. 2009) Michael Faber, Bürgermeister für Kultur der Stadt Leipzig   (Vorsitzender des Stiftungsrates; 1. 6. 2009 bis 28. 10. 2009) Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig   (Vorsitzender des Stiftungsrates; seit 29. 10. 2009) Herbert Begri, Referatsleiter K 22 beim Beauftragten der Bundesregierung   für Kultur und Medien   (Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates) Björn Deicke, Referatsleiter K 14 beim Beauftragten der Bundesregierung   für Kultur und Medien Rodica Tines, Regierungsoberrätin, Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Prof. Dr. Martin Petzoldt, Vorsitzender der Neuen Bachgesellschaft Leipzig e. V. Jochen Müller-Berndorff, Mitglied des Stadtrates der Stadt Leipzig   (1. 1. 2009 bis 5. 8. 2009) Kuratorium • Dr. Arend Oetker, Berlin (Sprecher) • Prof. Gilles Cantagrel, Vaueresson • Riccardo Chailly, Leipzig • Peter Dussmann, Berlin • Dr. Georg Girardet, Leipzig • Dr. Mary Greer, Cambridge, Massachusetts • Sir Nicholas Kenyon, London • Gerhard R. Koch, Kelkheim • Dr. h. c. Martin Kohlhaussen, Frankfurt/M. • Sir Ralph Kohn, London • Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg • Elias N. Kulukundis, Greenwich, Connecticut

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Jahresbericht 2009


• Barbara Lambrecht-Schadeberg, Kreuztal • Prof. Dr. h. c. Klaus-Dieter Lehmann, München • Prof. Dr. h. c. Jutta Limbach, München • Prof. Dr. Helmut Loos, Leipzig • Johann Michael Möller, Halle • Dr. Michael Naumann, Hamburg • Prof. Franz Xaver Ohnesorg, Köln • Dr. Gertrud Peters, Köln • Dr. Martina Rebmann, Berlin • Dr. Stephen Roe, London • Dr. h. c. William H. Scheide, Princeton, New Jersey • Prof. Dr. Hans Schneider, Tutzing • Dr. Guiseppe Vita, Berlin • Catherine von Fürstenberg-Dussmann, Berlin • Dr. Reiner Zimmermann, Kreischa

8 .5 Fö r d e r e r Der institutionelle Grundhaushalt des Bach-Archivs ist aus öffentlichen Mitteln finanziert und wird von der Stadt Leipzig, der Bundesrepublik Deutschland, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), und dem Freistaat Sachsen, Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK), getragen. Den Zuwendungsgebern gilt unser herzlichster Dank für Ihre Unterstützung sowie die gute, stets konstruktive Zusammenarbeit. Unser herzlicher Dank geht gleichzeitig an die zahlreichen privaten Förderer, die die Arbeit des Bach-Archivs im vergangenen Jahr unterstützt bzw. konkrete Projekte überhaupt erst ermöglicht haben. Öffentliche Förderer Stadt Leipzig* Bundesrepublik Deutschland, Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur   und Medien (BKM) Freistaat Sachsen, Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK)* Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Private Förderer Christa Bach-Marschall Peter Dussmann Susanne Klatten Elias N. Kulukundis Barbara Lambrecht-Schadeberg

Zahlen – Fakten – Personen

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Dr. Werner Minzlaff Dr. Arend Oetker Dr. h. c. William H. Scheide Stiftungen und Vereine Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Stiftung Chorherren zu St. Thomae* Commerzbank-Stiftung* Deutsche Stiftung Denkmalschutz Ernst von Siemens Musikstiftung* Gerda Henkel Stiftung Kulturstiftung des Bundes* Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig Packard Humanities Institute Zeitgeschichtliches Forum Leipzig* Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs Leipzig e. V. ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius * Förderer und Sponsoren Aon Jauch & Hübener GmbH* Best Western Premier Victor’s Residenz-Hotel Leipzig* Commerzbank AG* Deutschlandradio Kultur* Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens* Fielmann AG HypoVereinsbank* Leipziger Volkszeitung* Leipzig Marriott Hotel* Leipzig Tourismus und Marketing GmbH* Lindner Hotel Leipzig* Mercure Hotel Leipzig am Johannisplatz* MDR Figaro* New York Community Trust Novotel Leipzig City* pentahotel Leipzig* PROMENADEN Hauptbahnhof Leipzig* Sächsische Lotto-GmbH* Seaside Park-Hotel Leipzig* Sparkasse Leipzig* Ströer Deutsche Städte Medien GmbH* Verbundnetz Gas AG* Veolia Wasser GmbH* * Förderer Bachfest Leipzig 2009

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Jahresbericht 2009


Neues Bach-Denkmal in Leipzig

Zahlen – Fakten – Personen

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Bildnachweis Sammlung Bach-Archiv Leipzig Amira Al-Dahoodi-Kauschke (Umschlag, 16) Dr. Christine Blanken (22, 23) Brigitte Braun (35) Clemens Buchwald (11, 55) Dr. Andreas Glöckner (21) Frank Grätz (5) Gregor Fuchshuber & Partner (4) Homann Güner Blum Visuelle Kommunikation (14, 35) Martin Klindtworth (10) Matthias Knoch (32) Brigitte Kowsky (25) Claudia Marks (43) Thomas Meier (6, 8, 12, 13, 26, 32) Gert Mothes (9, 11, 28, 33, 34, 36, 37, 38, 39) William H. Scheide (19) Stadtarchiv Leipzig (15) Universitätsbibliothek Leipzig (30) Miriam Wolf (42)


Um- und Er weiterungsbau, Museums- und Bibliotheksausstattung

Impr essum Bach-Archiv Leipzig an der Universität Leipzig Stiftung bürgerlichen Rechts

Unser Dank gilt allen Förderern, die das Vorhaben seit dem ersten Spendenaufruf 2007 unterstützt haben:

Thomaskirchhof 15/16 04109 Leipzig

Packard Humanities Institute,   Los Altos, CA (USA) ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius,   Hamburg Ostdeutsche Sparkassenstiftung     gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig Dr. Arend Oetker, Berlin Susanne Klatten, München ALDI GMBH & CO KG, Essen „arche“ Kammermusik e.V.,   Bad Pyrmont Bärenreiter Verlag, Kassel Peter Baum, Strasbourg (F) Bayer Schering Pharma AG, Berlin Dr. Rüdiger Bettenhausen, Hanau Eberhard und Karen Blume, Pinneberg Dr. Frederick und Dr. Elizabeth   Bonkowsky, San Diego, CA (USA) Breitkopf & Härtel,   Wiesbaden – Leipzig – Paris Carus Verlag, Stuttgart Commerzbank-Stiftung,   Frankfurt (Main) DAUN & CIE. AG, Rastede Lothar Decher, Worms Madeleine Delacroix, Grandcour (CH) Deutsche Stiftung Denkmalschutz,   Bonn

Peter Dussmann, Berlin Dr. Eckehard und Christine Drews, Grimma Dr. Albrecht Fiedler, Schwäbisch Gmünd Sabine Geipel, Neuwied Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Frankfurt (Main) Georg Olms Verlag, Hildesheim Fielmann AG, Hamburg Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf Gregor Fuchshuber & Partner   Freie Architekten BDA, Leipzig Frank und Harriet Grell,   Scharstorf Schellhorn Hans-Joachim Schulze Fonds der Stiftung Bach-Archiv, Leipzig Dr. Dirk M. Harmsen, Karlsruhe Dr. Otto Happel, Luzern (CH) Christian Peter Henle, Mülheim (Ruhr) Helmut und Ingrid Kaußler, Börwang klopfer datennetzwerke gmbh, Böhlen Dr. Karl Koenen, Wuppertal Sir Ralph Kohn FRS und   Lady Zahava Kohn, London (GB) Prof. Dr. Dietrich Kramm, München Elias N. Kulukundis, Greenwich,   CT (USA) Barbara Lambrecht-Schadeberg,   Kreuztal

Dr. Werner Minzlaff, Falkensee Ute und Gerd Misse, Winsen (Luhe) Michael Niss, Hamburg Inge und Burkhart Ostersehlte, Bremen Karl-Heinz Petri, Berlin Ernst-Herbert Pfleiderer, Neumarkt Dr. B.-J. Rasch, Hamburg Ratskeller der Stadt Leipzig GmbH,     Leipzig Prof. Dr. Eckehard und Ina Renner, Bergisch Gladbach William Schaefer, Denzlingen Dr. h. c. William H. Scheide,   Princeton, NJ (USA) András Schiff, Florenz (I) José Maria Terrer Nadal, Barcelona (ES) Dr. Johannes Ullrich, Calw-Hirsau Vereinigung der Freunde des   Bach-Archivs, Leipzig Ernst Willenbrock, Sankt Augustin Programm „Städtebaulicher Denkmal  schutz“ der Bundesrepublik   Deutschland, des Freistaates   Sachsen und der Stadt Leipzig

Postfach 101349 04103 Leipzig info@bach-leipzig.de www.bach-leipzig.de Tel.: +49-(0)341-9137-0 Fax: +49-(0)341-9137-105

Vorstand Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph Wolff (Direktor) Dr. Dettloff Schwerdtfeger (Geschäftsführer)

Stiftungsaufsicht Regierungspräsidium Leipzig Stiftungsregisternummer: 3/97

Steuernummer: 231/140/18481 … sowie zahlreichen anonymen Spendern

USt-IdNr.: DE 192542521

Redaktion: Sandra Schmidt Gestaltung: Kassler Grafik-Design © Stiftung Bach-Archiv


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Jahresbericht 2009 B a c h s E r be – E i n A u f t r a g f ü r d i e Z u k u n f t


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