Drogistenstern 2-3/19

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Nussallergie – die versteckte Gefahr Die Spur einer Nuss könnte bei dem 8-jährigen Willi aus St. Gallen einen schweren Allergieschock auslösen. Mama Pascale Ulbricht ist daher immer mehr als wachsam. Willi schnallt sich jeden Morgen eine feuer­rote Tasche um den Bauch. «Ana­phy­ laxie» steht drauf. Der 8-Jährige spricht das Wort fliessend aus. In der Tasche sind die Allergie-Notfall­medi­ka­mente: ein Antihistaminikum und Kortison so­ wie ein Adrenalin-Pen. Sie können das Leben des Buben retten, denn er hat eine schwere Nussallergie. 15 Monate war er alt, als ihm an einem Freitagabend plötz­ lich die Nase lief, er überall rote Flecken bekam und seine Ohren anschwollen. Sofort brachten ihn seine Eltern in die Notaufnahme, wie seine Mutter Pascale Ulbricht (43) erzählt. «Zum Glück, denn im Spital lief er blau an und hatte einen Kreislaufkollaps.»

Schnell war klar: Schuld war eine Cashew­ nuss. Auch Haselnüsse und Pistazien kön­ nen bei ihm zu einem anaphylaktischen Schock (siehe auch Seite 20) führen, der schlimmstenfalls tödlich enden kann. Willi weiss darum genau, was er im Not­ fall tun muss. «Den Pen nimmst du in die Hand», sagt er und machts mit einem

eranz? Körper nicht genügend von gewissen Enzymen oder Transport­proteinen, um bestimmte Bestand­teile der Nah­ rung, wie etwa Laktose, Fruktose oder Histamin, abzubauen oder aufzu­ nehmen. Die Beschwerden konzentrieren sich in der Regel auf den MagenDarm-Trakt (Durchfall, Erbrechen, Magenschmerzen, Blähungen etc.). Quellen: www.aha.ch / Dr. Earl Mindell, Dr. Pamela Wartian Smith: «Die AllergieBibel», Mankau Verlag GmbH, 2018 /  Medizinische Universität Wien /  allergieinformationsdienst.de

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WILLI WEISS GENAU BESCHEID Pascale Ulbricht übt mit ihrem Sohn regelmässig, wie er den Adrenalin-Pen richtig anwenden muss.

Übungs-Pen gleich vor. «Oben das blaue Plastik weg, die orange Spitze fest an den Oberschenkel drücken und bis zehn zäh­ len.» «Und dann den Notarzt verständi­ gen», ergänzt seine Mutter. Auch das ganze Umfeld kennt diese Notfallmassnahmen, die zum Glück noch nie nötig waren. Alle haben immer aufge­ passt. Damit das klappt, müssen alle Be­ treu­ ungspersonen unbedingt Bescheid wis­sen über Prävention und Symptom­er­ kennung. Sie müssen wissen, worauf zu achten ist. Immer und überall. So wie es auch die Eltern tun. «Ich lese beim Ein­ kaufen die Zutatenliste aller Lebens­mittel, jedes Mal, immer wieder.» Sind – auch

nur möglicherweise – Spuren von Nüssen enthalten, wandert das Produkt zurück ins Regal. Offen verkaufte Lebens­mittel meidet sie. Einen Geburtstags­kuchen vom Schulgspähndli schnabulieren oder ein Brötchen vom Bäcker, das alles darf Willi auch nicht. «Das Coole ist aber», sagt er, «dass ich immer etwas Spezielles bekom­ me, wenn die anderen Kinder Schoggi essen.» Schokolade mag er nämlich über­ haupt nicht. In ihrem Blog (http://blog.annafuellerxi.ch) erzählt Pascale Ulbricht von ihrem Alltag mit Willis Allergie. Anna Füller Xi ist eine kleine Hexen­figur. Den Namen hat ein Sechsjähriger erfunden, um sich Wort «Anaphylaxie» merken zu können.

ALLERGIEN 17

Susanne Keller

Immer aufpassen


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