Swiss Council Marktreport 2020

3

Aufbau und Quellen

SWISS COUNCIL MARKTREPORT 2020

Aufbau und Quellen

Aufbau des Marktreports Beim vorliegenden Marktreport handelt es sich um die fünfte Ausgabe des Schweizer Fachberichts von stoffelzurich für die Retail-, Shoppingcenter- und Handelsimmobilien-Branche.

Der Report gliedert sich in drei Teile: → 1. Marktanalyse Retail- und Shoppingcenter-Markt → 2. Studienergebnisse aus der Expertenumfrage → 3. Gastbeiträge Quellenangabe

Der Marktbericht stützt sich in erster Linie auf Recherchen von Marktinformationen, die öffentlich zugänglich sind, auf Gespräche mit Exponenten der Retail- und HandelsimmobilienBranche sowie auf publizierte Medienberichte.

Grundlage der Studienergebnisse aus der Expertenumfrage ist eine durch die Retail Forum Switzerland GmbH durchgeführte Online-Expertenbefragung. An der Umfrage teilgenommen haben dieses Jahr 275 Experten aus den Branchen Handel/Detailhandel, Shoppingcenter-Entwickler und -Planer, Shoppingcenter-Betreiber und -Management, Eigentümer und Investoren von Detailhandelsimmobilien und Berater / übrige Dienstleister. Die Umfrage wurde in der Zeit vom 14.09. bis 13.10.2017 durchgeführt.

From Spaces to Places

Hauptquellen für die Recherchen: Retail Forum Switzerland, GfK Switzerland, seco, KOF, BAK Basel, BfS u. a.

Rethinking Retail, Marketplaces and Shopping Destinations

We merge emotions and experience.

Wir setzten Markenwelten in Szene.

Für Kommunikation, Retail, Interior + Events.

Konzeptionell stark. Überzeugend in der Umsetzung.

Bureau Trois •

info@bureautrois.ch •

+41 76 541 08 08 •

bureautrois.ch

Sehr geehrte Leserin, Sehr geehrter Leser, Sie halten den top aktuellen Swiss Council Marktreport 2020 in Ihren Händen, und wir freuen uns sehr darüber, Sie nach einem Jahr Pause wieder mit aktuellen Marktdaten rund um die Themen Retail, Handelsimmobilien und Shoppingcenter zu bedienen.

Der Titel des diesjährigen Reports lautet: From Spaces To Places. Dabei geht es darum, dass klassische Retailflächen zunehmend durch neue Nutzungskonzepte ersetzt werden.

Shoppingcenter und Retail-Destinationen werden durch Angebote aus den Bereichen Freizeit, Unterhaltung, Wellness, Medizin, Schönheit, Gesundheit und Gastronomie zu eigentlichen Mixed-Use-Destinationen.

PLACEMAKING nennt die Branche diese Managementdisziplin.

Der Fokus liegt dieses Jahr auf der aktuellen Expertenumfrage, welche zwischen dem 25.02. und 09.03.2020 stattgefunden hat, also genau eine Woche vor dem Lockdown vom 16.03.2020.

Dem Thema Lockdown haben wir aus Aktualitätsgründen ebenfalls ein Kapitel gewidmet. Es hat den Titel «Die Auswirkungen und Folgen des Lockdowns auf die Retailbranche und die Immobilienwirtschaft».

Die quantitativen Fakten und Zahlen über den Detailhandels- und Shoppingcenter-Markt haben wir bewusst kurz gehalten. Wir verweisen hierfür auf die kompletten und detaillierten Informationen auf die Publikationen der GfK

Switzerland, Detailhandel Schweiz 2019/2020, und Shoppingcenter-Markt Schweiz 2019/2020 (shop.gfk.ch) zu finden. Diese beiden Studien nutzten wir auch als Quelle für das Kapitel 1 «Marktanalyse Retail- und Shoppingcenter-Markt» sowie die Ranglisten der Center.

Für die Beiträge «From Spaces To Places – Rethinking Retail Destinations, Marketplaces & Shopping Centers» und «Das Shoppingcenter der Zukunft wird kein Shopping-Center mehr sein» dienen Recherchen und Gespräche während der letzten zwölf Monate mit vielen Exponenten, Freunden und Kollegen, welchen ich hiermit für ihre Gesprächsbereitschaft und Ihre Inputs und Ideen danken möchte.

Auch in dieser Ausgabe finden Sie verschiedene Gastbeiträge von namhaften Experten aus der Retail- und Handelsimmobilienbranche: Mein Dank geht an dieser Stelle an Klaus Striebich, Stephan Peyer, Thomas Hinderling, Philipp Zutt und Richard Wörösch für die wertvolle Mitarbeit und die spannenden Beiträge.

Ihnen wünsche ich eine spannende Lektüre und hoffe, dass Ihnen möglichst viele Erkenntnisse aus diesem Bericht bei Ihrer Arbeit einen wertvollen Nutzen bringen.

Marcel Stoffel PS: Übrigens bieten wir neu auch individuelle Präsentationen und Vorträge über detaillierte Inhalte des Swiss Council Marktreport an. Ich freue mich über Ihre Kontaktaufnahme unter stoffel@swisscouncil.swiss.

5

From Spaces To Places

From Spaces To Places – Rethinking Retail Destinations, Marketplaces & Shopping Centers Handelsimmobilien im Umbruch – Die neue Dimension des «Lädeli-Sterbens» Sie wissen es bereits – die Retailbranche befindet sich in einem massiven Wandel. Keine Woche vergeht ohne neue Hiobsbotschaften. Möbel Pfister wird an XXXL Lutz verkauft, die Migros stösst ihre Handelsunternehmen ab, darunter ehemalige «Perlen» wie Globus und Interio, Charles Vögele hat dichtgemacht, Oviesse hat sich nach einem kurzen «Besuch» aus der Schweiz wieder verabschiedet u. s. w.

Die Umsätze im stationären Handel sind je nach Branche und Unternehmen in den letzten Jahren teilweise massiv geschrumpft. Läden wurden geschlossen, Flächen reduziert. Unternehmen wie Schild, Yendi, Blackout oder Herren Globus sind komplett verschwunden.

Gemäss dem renommierten Marktforschungsinstitut GfK Switzerland wurden alleine in den Jahren 2010 bis 2018 in der Schweiz über 6'000 Läden geschlossen.

«Gemäss dem Shoppingcenter Marktreport 2018 werden in den nächsten 5 Jahren rund ein Viertel aller Geschäfte in Shoppingcentern schliessen. Bei ca.

Mio. 2.5 m2 Shoppingcenter-Gesamtfläche bedeutet dies eine halbe Million Quadratmeter Leerstand.»

Die Hälfte der restlichen Retailflächen wird sich konzeptionell vom reinen Verkaufsladen deutlich unterscheiden.

Mehr Service, mehr Dienstleistung, mehr Unterhaltung, mehr Erlebnis, dafür weniger Produkte.

Interessant daran ist die Tatsache, dass sich diese Entwicklung schon vor Jahren abgezeichnet hat.

Eine Marktstudie, welche im Auftrag des Retail Forums Switzerland publiziert worden ist, hat bereits im Jahr 2014 aufgezeigt, dass 78 % der top Shoppingcenter kontinuierlich Umsatz einbüssen werden und die Nachfrage nach Detailhandelsfläche zunehmend rückläufig sein wird. Die Markteinschätzung der befragten 115 Experten aus der Handels- und Handelsimmobilien-Branche für die kommenden 5 Jahre sah schon damals alles andere als erfreulich aus. Und nun (5 Jahre später) wissen wir, dass die Prognosen richtig waren. Übrigens ist das kein reines Schweizer Problem. Viele europäische Länder erfahren momentan dieselbe Veränderung, ganz zu schweigen von den USA, dem Geburtsland der Shopping Malls und lange DAS Retail-Vorzeigebeispiel und DIE Benchmark schlechthin.

Ein grosses Problem dieser Entwicklung besteht darin, dass niemand so richtig weiss, in welcher Phase dieser disruptiven Transformation der Retail gerade steckt. Aber so wie es aussieht, stehen wir noch ganz am Anfang. In der aktuellen GDI-Studie mit dem Titel «Das Ende des Konsums» steht dazu: «Momentan befinden wir uns am Anfang einer Transformationsphase, die zur Entortung des Konsums führen wird. Die Länge dieser Phase ist schwer abschätzbar. Was klar ist: Die Veränderungen auf diesem Gebiet werden nie mehr so langsam geschehen wie in den letzten 25 Jahren ...»

6

From Spaces To Places

Wir müssen also davon ausgehen, dass sich die Situation im stationären Handel weiterhin verschärft, was heisst, dass auch in Zukunft mit Ladenschliessungen und Flächenreduktionen zu rechnen ist.

Während nun der Retail versucht, sich neu zu erfinden und sich auch erfolgreich mit innovativen Concept Stores, Retail Labs und Experience Hubs ein Überleben sichert, sind nun die Investoren und Eigentümer von RetailImmobilien und Shoppingcentern gefordert.

Was tun, wenn es eine massiv tiefere oder gar keine natürliche Nachfrage nach klassischen Retailflächen mehr gibt?

Wie entscheiden, wenn bestehende Mieter aufgrund des Umsatzrückgangs oder den zu hohen Kosten die Miete nicht mehr bezahlen können und Mietzinsreduktionen beantragen?

Welche Massnahmen ergreifen, wenn der Leerstand zunimmt und es mit der Nachvermietung nicht funktioniert?

«Solange die Hauptnutzung der Flächen beim Retail liegt, wird es wohl zunehmend schwieriger, eine verlässliche Prognose abzugeben oder realistisch zu planen. Selbst bestehende Mietverträge sind keine Garantie. Und selbst wenn, irgendwann laufen auch diese aus.»

Investoren und Eigentümer von Handelsimmobilien und Shoppingcentern stehen also vor einer wichtigen Entscheidung: → 1. Möchten wir solche Retail-Assets überhaupt in unserem Portfolio? → 2. Welche (alternative) Nutzung bringt wirtschaftlichen Erfolg in Form von Rendite und Werterhalt oder Wertsteigerung der Immobilie?

Fakt ist, das Shoppingcenter als Konsumtempel oder die verstaubten Läden als Warenlager haben ausgedient.

Alleine der Begriff «Shoppingcenter» ist schon widersprüchlich. Zum «Shoppen» braucht es heute kein «Center» mehr, und in einem «Center» möchten die Kunden heute durchwegs mehr als nur einkaufen.

Und klar ist: Das grösste Shoppingcenter ist heute das Internet: Es hat permanent geöffnet, hat eine fast uneingeschränkte Auswahl und es macht das OnlineShopping Dank der Anwendung von Algorithmen sogar noch einfacher.

– Man müsste also theoretisch weder in ein Shoppingcenter noch in einen Laden gehen, um etwas einzukaufen.

Vielmehr werden diese «stationären» Orte zukünftig zu sozialen Treffpunkten und Freizeit- und Erlebnisdestinationen.

«Es geht dann wohl weniger darum, was wir den Kunden verkaufen möchten, sondern welche Form von Unterhaltung, welche Dienstleistungen und Services dem Kunden angeboten werden.»

7

Aufbau und Quellen

Aufbau und Quellen Aufbau des Marktreports Beim vorliegenden Marktreport handelt es sich um die sechste Ausgabe des Schweizer Fachberichts von stoffelzurich für die Retail-, Shoppingcenterund Handelsimmobilien-Branche.

In diesem Jahr wird der Report zum ersten Mal durch den Swiss Council of Shopping Places herausgegeben.

Der Report gliedert sich in vier Teile: → 1. Marktanalyse Retail- und Shoppingcenter-Markt → 2. Lockdown Special → 3. Studienergebnisse aus der Expertenumfrage → 4. Gastbeiträge Quellenangabe Der Marktbericht stützt sich in erster Linie auf Recherchen von Marktinformationen, die öffentlich zugänglich sind, auf Gespräche mit Exponenten der Retail- und HandelsimmobilienBranche sowie auf publizierte Medienberichte.

Grundlage der Studienergebnisse aus der Expertenumfrage ist eine Onlinebefragung. An der Umfrage teilgenommen haben dieses Jahr 178 Experten aus den Branchen Handel/Detailhandel, Shoppingcenter-Entwickler, -Betreiber und -Manager, Eigentümer und Investoren von Detailhandelsimmobilien, Berater/Dienstleister und andere.

Die Umfrage wurde in der Zeit vom 25.02. bis 09.03.2020 durchgeführt.

Hauptquellen für die Recherchen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): GfK Switzerland, Credit Suisse, stoffelzurich

8

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

3/4

From Spaces To Places – Rethinking Retail Destinations, Marketplaces & Shopping Centers

5/6

Aufbau und Quellen

7

Inhaltsverzeichnis

8

1.

Marktanalyse Retail- und Shoppingcenter-Markt

10

1.1

Marktentwicklung im Detailhandel Schweiz 2019

11

1.2

Marktentwicklung Schweizer Shoppingcenter 2019

11

Liste Top 20 Shoppingcenter nach Verkaufsfläche im Jahr 2019

12

Liste Top 20 Shoppingcenter nach Umsatz im Jahr 2019

12

Lockdown Special

14

Der Lockdown: Massiver Umsatzverlust in Schweizer Shoppingcentern

15

2.

Der Restart: Erwartungen werden übertroffen, aber nicht für alle Branchen und in allen Landesteilen

16

Der Lockdown wirkt wie ein Brandbeschleuniger

17

Studienergebnisse aus der Expertenumfrage

18

Summary der Expertenumfrage

20

3.1

Umsatzentwicklung im stationären Handel

21

3.2

Umsatzentwicklung im Online-Handel

21

3.3

Nachfrage nach Verkaufsflächen und neuen Standorten für Detailhändler

22

3.4

Attraktivität diverser Standorte aus Sicht des Detailhandels

22

3.5

Wahrscheinlichkeit von Geschäftsaufgaben und Ladenschliessungen

23

3.6

Branchen mit Zukunftschancen im stationären Handel

23

3.7

Alternativnutzung zu Retail mit Potential

24

4

Zukunftsthese

26

... und dann der Lockdown

27

Zukunftstrends

28

Diversität / Flexibilität / Emotionalität

29

6

Gastbeiträge

30

6.1

Thomas Hinderling, Mixed-Use-Site-Management-Areale als pulsierende Lebensräume

31

6.2

Klaus Striebich, Leerstand oder Umnutzung von Retail-Flächen?

34

6.3

Philipp Zutt, Shopping-Flächen müssen zur Kundenbühne werden

36

6.4

Stephan Peyer, Leerstand-Management als Chance erkennen

39

6.5

Richard Wörsöch, Quartierentwicklung in Europa

41

3.

5

Der Autor

45

Impressum

48

SWISS COUNCIL CONGRESS SEP 18, 2020 Last Call

2. Swiss Council Congress Freitag, 18. September 2020 Metropol, Zürich von 9 –17h Der Swiss Council Congress ist die Jahresveranstaltung des Swiss Council, der grössten, unabhängigen Schweizer Community für die Retail-, Handelsimmobilienund Shoppingcenter Branche.

> Lockdown Special > Topaktuelle Markstudien und Marktreporte > From Spaces to Places > Rethinking Retail, Shopping Malls & Marketplaces

www.sccongress.ch

1. Marktanalyse Retailund Shoppingcenter-Markt

11

Marktanalyse Retail- und Shoppingcenter-Markt

1.1 Marktentwicklung im Detailhandel Schweiz 2019 (Quellen: GfK, VSV, Credit Suisse) Im Jahr 2019 erwirtschaftete der Schweizer Detailhandel einen Gesamtumsatz von CHF 91.3 Mrd., was dem Umsatz des Vorjahres entspricht.

Der Food-Bereich schliesst mit einem leichten Plus von 0.2 % (Vorjahr Plus 1.3 %), während der Non-Food-Markt ein leichtes Minus von 0.3 % verzeichnet (Vorjahr Minus 1.3%). Bei den NonFood-Märkten legt der Bereich «Freizeit» mit Plus 3.3 % an Umsatz zu (Vorjahr Plus 2.4 %), während der Bereich «Fashion» mit einem Minus von 4.2 % abschliesst (Vorjahr Minus 9.1 %).

Online-Versandhandel (E-Commerce) Gemäss einer Erhebung des Verbandes des Schweizerischen Versandhandels VSV mit der GfK in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Post kauften die Schweizer Konsumenten im Jahr 2019 für CHF 10.3 Mrd. Waren und Güter online, was einer Steigerung von 8.4 % gegenüber dem Vorjahr (2018) entspricht.Aus der Langzeitbetrachtung 2010 bis 2019 wird ersichtlich, dass sich der Online-Umsatz in der Schweiz um CHF 5.2 Mrd. verdoppelt hat. Davon wird rund CHF 2 Mrd. im Ausland bestellt.

Der wertmässige Anteil des OnlineVersandhandels am Schweizer Detailhandel liegt bei Food/Near-Food bei 2.8 % und bei Non-Food bei 16.9 %.

Ausblick 2020 Durch den Lockdown vom 16.03. bis 11.05.2020 und die damit verbundene Schliessung vieler Geschäfte ist eine Umsatzprognose für das laufende Jahr sehr schwer zu erstellen.

Acht Wochen lang waren rund 35'000 Geschäfte geschlossen. Der geschätzte Umsatzverlust beläuft sich auf ca.

CHF 200 Mio. pro Tag! Es muss davon ausgegangen werden, dass während des Lockdowns dem Schweizer Detailhandel rund CHF 9.6 Mrd. Umsatz entgangen ist (vorwiegend in den NonFood-Märkten). Das sind über 10 % des gesamten Detailhandelsumsatzes des letzten Jahres oder knapp weniger als der gesamte Online-Umsatz im Jahr 2019.

Die Credit Suisse geht in ihrem Bericht vom 27.04.2020 davon aus, dass sich die Food-Umsätze auf dem Niveau des Vorjahres einpendeln dürften. Für den Non-Food-Markt prognostiziert sie einen Umsatzrückgang von 20 % gegenüber 2019. Umgekehrt dürfte der Online-Umsatz ein Plus von 30 % verzeichnen.

1.2. Marktentwicklung Schweizer Shoppingcenter 2019 In der Schweiz existieren 197 Schweizer Shoppingcenter (> 5’000 m2 Verkaufsfläche). Dazu gehören auch die fünf grössten Bahnhöfe und das Airport Shopping in Zurich/Kloten. Die Gesamtfläche der 191 Center (ohne die fünf Bahnhofscenter und den Flughafen Zurich) liegt bei rund Mio. 2.8 m2.

Wie schon in den Vorjahren verloren die mittelgrossen Center überdurchschnittlich an Umsatz (Minus 1.9 %), während die grossen Center mit über 40'000 m2 sogar an Umsatz zulegen konnten (Plus 1.1 %).

Im 10- Jahresvergleich verloren die 20 umsatzstärksten Center rund 450 Mio. Umsatz, wobei alleine schon der Anteil der Top 5 bei rund CHF 220 Mio. liegt.

Ausblick 2020 Auch bei den Shoppingcentern ist durch den Lockdown vom 16.03. bis 11.05.2020 und die damit verbundene Schliessung vieler Geschäfte eine Umsatzprognose für das laufende Jahr nur sehr schwer zu erstellen. Die Schweizer Shoppingcenter werden jedoch aufgrund der strukturellen Veränderungen im Detailhandel mit grösster Wahrscheinlichkeit auch weiterhin mit Umsatzrückgängen rechnen müssen. Dies ist einerseits auf die generell negative Umsatzentwicklung im stationären Handel zurückzuführen, andererseits auf die Veränderung im Nutzungsmix der Center.

Vor 10 Jahren wurden noch 110 Center mit einer Gesamtfläche von Mio. 1.38 m2 gezählt. Dieser Zuwachs entspricht einer Verdoppelung der Fläche.

1.3 Fazit → Es ist weiterhin mit sinkenden Umsätzen im stationären Handel und in den Shoppingcentern zu rechnen.

Gemäss der aktuellen Studie «Shoppingcenter-Markt Schweiz 2019/2020» von GfK Switzerland verloren die Schweizer Shoppingcenter auch dieses Jahr wieder an Umsatz, und zwar um 1 %. Somit sank der Umsatz der Konsumtempel in der Schweiz zum fünften Jahr in Folge. Dabei verloren 45 % der Center mehr als 1 % an Umsatz.

Gleichzeitig konnten die Airport- und Bahnhofcenter ihren Umsatz um mindestens 2.2 % steigern.

→ Die Leerstände von Ladenlokalen in Innenstädten und Shoppingcentern werden weiterhin zunehmen. → Die Umsätze im Online-Handel werden weiterhin und noch schneller und stärker wachsen. → In den Shoppingcentern wird sich der Nutzungsmix in den nächsten Jahren massiv verändern (mehr Services und Dienstleistungen, Freizeit und Unterhaltung, Gastronomie und Verpflegung).

12

Marktanalyse Retail- und Shoppingcenter-Markt

Rangliste Shoppingcenter nach Umsatz 2019

1 Einkaufszentrum Glatt, Glattzentrum 2 Centre Balexert, Genève 3 Shoppi Tivoli, Spreitenbach 4 Sihlcity, Zürich

Rangliste Shoppingcenter nach Grösse 2019

1 Shoppi Tivoli, Spreitenbach 2 Mall of Switzerland, Ebikon 3 Centre Balexert, Genève 4 Shoppyland, Schönbühl

5 Shoppyland, Schönbühl

5 Einkaufszentrum Glatt, Glattzentrum

6 Zugerland, Steinhausen

6 Emmen Center, Emmenbrücke

7 Emmen Center, Emmenbrücke

7 Sihlcity, Zürich

8 Shopping Arena, St. Gallen

8 Centro Lugano Sud, Grancia

9 Westside, Bern

9 Gäupark, Egerkingen

10 Seedamm-Center, Pfäffikon 11 Marin Centre, Marin-Epagnier

10 Parco Commerciale Grancia, Grancia

12 Gäupark, Egerkingen

11 Shopping Arena, St. Gallen

13 Einkaufszentrum Surseepark, Sursee

12 Marin Centre, Marin-Epagnier

14 Centre Manor, Chavannes

13 Avry Centre, Avry-sur-Matran

15 Avry Centre, Avry-sur-Matran

14 Wohncenter Emmen, Emmenbrücke

16 Centre Commercial La Praille, Carouge

15 Letzipark, Zürich

17 Centre commercial de Crissier, Crissier

17 Hinwil Center, Hinwil

18 Mythen Center, Schwyz 19 Einkaufscenter Länderpark, Stans 20 Einkaufs-Allee Metalli, Zug

16 Galerie Tissot Arena, Biel

18 Westside, Bern 19 Serfontana, Morbio Inferiore 20 Mparc Dreispitz, Basel

Quelle: GfK Switzerland, 2019 Shoppingcenter Markt Schweiz

WERDEN SIE TEIL UNSERER STARKEN COMMUNITY. Priority und Sonderkonditionen

Benefits Kostenloser Zugriff zu allen Onlinediensten der SCCWebsite (inkl. Memberbereich).

Kostenloser Zugriff auf den Swiss Council Marktreport.

Gfk Markreport zur aktuellen Situation im Retail- und Shoppingcenter-Markt.

Berechtigung der Verwendung des SCC Logos als “Offical Member of the SCC Swiss Council Community”.

SCC Mitgliederliste mit Kontaktdaten jederzeit online abrufbar.

Regelmässige Newsletter mit relevanten Marktinformationen.

Internationale Vernetzung mit den Partnerorganisationen der Swiss Council Community.

Spezialrabatt von CHF 150.– am Retail Forum Switzerland auf den Normalpreis.

Reduzierte Mitgliederpreise bei Aktivitäten der Partnerverbände GCSC German Council und ACSC Austrian Council.

Spezialrabatt von 50 % am Swiss Council Congress auf den regulären Preis.

Priorität und Spezialpreise für alle SCC Mettings und Studienreisen.

Spezialpreise für alle Angebote der SCC Academie.

Spezialpreise bei Angeboten der Partnerorganisationen der Swiss Council Community (je nach Angebot). www.swisscouncil.swiss

2. Lockdown Special Die Folgen und Auswirkungen des Lockdowns auf die Retailbranche und die Shoppingcenter

15

Lockdown Special

Der Lockdown: Massiver Umsatzverlust in Schweizer Shoppingcentern (Lagebericht vom 25. März 2020)

Aufgrund des Lockdowns und der damit verbundenen Schliessung eines Grossteils aller Geschäfte und Gastronomiebetriebe verlieren die Schweizer Shoppingcenter im Moment pro Tag ca. CHF 39 Mio. Umsatz.

Die Berechnungsgrundlage für diese Prognose besteht in den geschätzten und hochgerechneten Umsätzen derjenigen Branchen, welche gemäss BAG in der Verordnung vom 17.03.2020 den Betrieb weiterhin aufrechterhalten dürfen. Konkret sind dies Lebensmittelgeschäfte und Gesundheitseinrichtungen (Medikamente, Waren des täglichen Gebrauchs, inkl. Pet-Food).

Der Flächen- und Umsatzanteil dieser Branchen ist bei kleineren und mittelgrossen Centern (Nahversorgungscentern) wesentlich höher als bei grösseren Centern, oftmals bedingt durch einen Lebensmittel-Supermarkt als Ankerstore. Entsprechend kann davon

ausgegangen werden, dass die Umsatzeinbussen bei kleineren und mittelgrossen Center prozentual niedriger liegen.

Wie stark die einzelnen Center vom momentanen Umsatzverlust betroffen sind, hängt also überwiegend vom Angebots- und Branchenmix ab. Bei der vorliegenden Prognose handelt es sich um eine Gesamtbetrachtung, bei der nur derjenige Flächenanteil berücksichtigt wurde, welcher aktuell in den 191 Centern bewirtschaftet wird.

Wie sich die aktuelle Umsatzsituation auf den Jahresumsatz auswirken wird, ist noch ungewiss. Schwierig einzuschätzen ist der Gewöhnungseffekt des Online-Handels. Gegenwärtig boomt das Geschäft mit dem E-Commerce, und viele Neukunden machen erstmals mit diesem für sie neuen Einkaufskanal Erfahrungen. Ungewiss ist, wie viele dieser Kunden zum stationä-

ren Handel zurückkehren und wie häufig sie die Möglichkeiten des OnlineHandels weiterhin nutzen werden.

Etliche Center, welche noch vor kurzer Zeit einen regelrechten Ansturm (Hamsterkäufe) erlebten und überdurchschnittliche Umsätze erzielten, verzeichnen aktuell einen massiven Frequenzrückgang. Dies führt zwar zu weiteren Umsatzrückgängen, dafür scheint aber die Empfehlung des Bundesrates «Bleiben Sie zu Hause» zu greifen, was angesichts der akuten Lage auch wünschenswert ist.

Die Schliessung der betroffenen Geschäfte bringt eine weitere Herausforderung mit sich, nämlich die Miete (und die Nebenkosten). Hat die bekannte Regel «Miete kommt aus Umsatz» jetzt noch Gültigkeit? Auf jeden Fall gilt es jetzt für Mieter wie Vermieter, rasch partnerschaftliche, tragbare und annehmbare Lösungen zu finden.

16

Lockdown Special

Der Restart: Erwartungen werden übertroffen, aber nicht für alle Branchen und in allen Landesteilen (Lagebericht vom 16. Mai 2020)

Eine Umfrage bei den grössten Shoppingcentern und verschiedenen Retailern bestätigt: Die Hoffnungen wurden nicht enttäuscht und die Erwartungen mehr als erfüllt. Teilweise wurden in den Centern und den Geschäften sogar höhere Frequenzen und Umsätze gemessen als im Vorjahr. Wie es scheint, geniessen die Kunden die neugewonnene Freiheit, wieder einzukaufen, und machen auch rege davon Gebrauch.

Ein wesentlicher Grund dafür ist das grosse Vertrauen in die Sicherheit und die beispielhafte Umsetzung der Hygiene- und Schutzbestimmungen, aber ganz bestimmt auch ein gewisser Nachholbedarf. Und es zeigt auch, dass die Menschen sich möglichst bald wieder die Normalität zurückwünschen, die sie vor dem Lockdown gehabt haben, und dazu gehört nun einmal das Shopping dazu.

Diese positive Entwicklung dürfte auch die Vermieter der Geschäftsliegenschaften freuen. Schliesslich «kommt Miete aus Umsatz», und dieser blieb während des Lockdowns vollumfänglich aus, was entsprechend zu Forderungen seitens der Mieter nach Mieterlass oder Reduktion führte. Komplett werden die Diskussionen um flexible Umsatz- oder Fixmiete jedoch nicht abgeschlossen sein.

Verhalten scheint die Konsumstimmung momentan noch in den französischen und italienischen Landesteilen zu sein. Hier besteht aufgrund der hohen Ansteckungsraten noch eine gewisse Zurückhaltung.

Gastronomie vor massiven Herausforderungen So positiv sich diese ersten Tage nach dem Lockdown für die Shoppingcenter und Geschäfte entwickelt haben, so dramatisch verlief der Restart für viele Gastronomiebetriebe. Es ist eingetreten, was schon befürchtet wurde. Unter den vorgegebenen Schutzmassnahmen und aufgrund der aktuellen Lage ist für viele Gastronomieunternehmen ein wirtschaftlicher Betrieb schlichtweg unmöglich. Die Umsätze der rund 2/3 geöffneten Schweizer Betriebe liegen gemäss Brancheninsidern bei bis zu minus 70 % des üblichen Umsatzes.

Und das bei ca. 80 % der Kosten.

Diese Rechnung kann nicht aufgehen.

Wenn hier nicht dringend neue Lösungen entwickelt und Kosten (Miete, Personal) gesenkt werden, verlieren etliche Betreiber ihre Existenz.

17

Lockdown Special

Der Lockdown wirkt wie ein Brandbeschleuniger

Die Auswirkungen des Lockdowns auf den Umsatz im stationären Handel und somit auch auf die Shoppingcenter waren absehbar.

Beeinflusst von der Schliessung der meisten Geschäfte zwischen dem 16. März und dem 11. Mai 2020 sanken die Detailhandelsumsätze im April gemäss dem Bundesamt für Statistik gegenüber dem Vorjahresmonat um rund 20 %. Dabei traf es den Nicht-Nahrungsmittelsektor mit einem Minus von ca. 41 % besonders stark.

Noch bis Ende März 2020 lagen die Umsätze kumuliert für Food / NearFood bei einem Plus von 9.1 % und Non-Food bei Minus 8.6 % Der Strukturwandel im Detailhandel wird sich fortsetzen – jedoch schneller und stärker Nebst den kurzfristigen Umsatzverlusten im stationären Handel wird sich eine Entwicklung fortsetzen, die schon vor dem Lockdown beobachtet werden konnte, jetzt jedoch schneller und stärker. → Umsatzrückgang im stationären Handel → Umsatzzuwachs im Online-Handel → Sinkende Nachfrage nach Ladenflächen

→ Zunahme an Geschäftsaufgaben und Ladenschliessungen → Vermehrt Leerstände in Innenstädten und Shoppingcentern Mindestmieten unter Druck Es gibt eine alte Regel in der Handelsimmobilienbranche, und die heisst: «Miete kommt aus Umsatz».

Aber gerade während der Zeit des Lockdowns, der damit verbundenen Ladenschliessungen und den entsprechenden Umsatzausfällen war zu beobachten, dass diese Formel nur bedingt Gültigkeit hat.

Nun war die Miete aufgrund der Umsatzrückgänge in den letzten Jahren schon ohne Lockdown ein grosses Thema. Und es muss davon ausgegangen werden, dass sich die Diskussionen um Umsatz- und Mindestmieten im stationären Handel und in der Gastronomie nicht nur fortsetzen, sondern verstärken werden. Die gegenseitige Abhängigkeit muss hier automatisch auch zu einem gemeinsamen Verständnis und einer gemeinsamen, partnerschaftlichen und fairen Lösung führen.

Es ist das Ziel aller Parteien: Leerstand verhindern.

Schutzkonzepte und Hygienemassnahmen sind eine Betriebsbasis, aber keine Erfolgsgarantie Es war beeindruckend zu beobachten, mit welchem Engagement und welcher Geschwindigkeit sich Geschäfte, Restaurants und Shoppingcenter auf den Restart vorbreitet haben. Die Schutzund Hygienekonzepte für die langersehnte Wiedereröffnung wurden in kürzester Zeit vorbildlich entwickelt und beispielhaft umgesetzt.

Viele Geschäfte und Center durften in den ersten Wochen einen regelrechten Ansturm verzeichnen, für etliche wurden die Erwartungen sogar übertroffen.

Nun handelt es sich aber während der Zeit des Restarts genauso wie während der Zeit des Lockdowns um eine Ausnahmephase. Die Menschen hatten einen Nachholbedarf, und gewisse Branchen profitierten von einer kurzfristigen Nachfrage.

Langfristig betrachtet müssen sich der Handel, aber vor allem auch die Shoppingcenter aufgrund des Strukturwandels dringend weiterentwickeln.

Wir bewegen uns von reinen Shoppingcentern weg, hin zu Shopping Places, und die benötigen vor allem Anziehungskraft und Aufenthaltsqualität.

3. Studienergebnisse aus der Expertenumfrage

19

Studienergebnisse aus der Expertenumfrage

Nachfolgend werden die Ergebnisse der Online-Expertenumfrage aufgezeigt. Die Umfrage fand im Zeitraum 25. Februar bis 09. März 2020 statt.

Teilgenommen haben 178 Experten aus den folgenden Gruppen: → Handel/Detailhandel (20.7 %) → Shoppingcenter-Entwickler, -Planer, -Betreiber (13.5 %) → Investoren und Eigentumer von Handels- und Detailhandelsimmobilien (19.7 %) → Berater und Dienstleister (37.1 %) → Andere (9.0 %) Die Fragestellungen nahmen Bezug auf folgende Themen: → Umsatzerwartung im stationären Handel → Umsatzerwartung im Online-Handel → Nachfrage nach Verkaufsflächen oder Standorten → Attraktivität diverser Standorte aus Sicht des Detailhandels → Wahrscheinlichkeit von Geschäftsaufgaben und Ladenschliessungen → Zukunftschancen diverser Branchen → Mögliche Alternativnutzungen zu Retail mit Potenzial Einige Fragen wurden in dieser Form bereits zum sechsten Mal vorgelegt.

Dies erlaubt eine mehrjährige Analyse der Antworten.

20

Studienergebnisse aus der Expertenumfrage

Summary der Expertenumfrage

Weitere Umsatzrückgänge im stationären Handel, kaum Wachstum in Sicht ...

Rund 61 % der befragten Experten erwarten im stationären Handel in den nächsten zwei bis drei Jahren geringere Umsätze, während ca. 36 % davon ausgehen, dass die Umsätze stabil bleiben.

Lediglich 2.8 % der Experten erwarten für die nächsten Jahre ein Umsatzwachstum. Im Jahr 2014 waren es noch fast 11 %. ... dafür steigende Umsätze im OnlineHandel 91 % der Experten prognostizieren weiterhin steigende Umsätze im Online-Handel.

Von einer Stabilisierung der Online Umsätze gehen 7.5 % aus.

Stark sinkende und so gut wie keine Nachfrage nach Verkaufsflächen Über 72 % aller Experten erwartet für die nächsten Jahre eine sinkende Nachfrage nach Verkaufsfläche, wogegen 25.5 % von einer eine stabile

Nachfrage ausgehen. Lediglich 2.3 % der befragten Experten gehen von einer steigenden Nachfrage aus. Das ist der tiefste Wert seit dem Jahr 2013.

Im Jahr 2013 waren es noch 15.7 %.

Flächen in Shoppingcentern auf der grünen Wiese werden zunehmend unattraktiv – Flächen in Stadtzentren und Strassenlagen deutlich besser bewertet Rund 26 % der befragten Experten gehen davon aus, dass Stadtzentren / City- oder Strassenlagen für Retailer zunehmend attraktiv werden. Bei innenstädtischen Shoppingcenter liegt der Wert bei 18.5 %, und lediglich 3.5 % der befragten Teilnehmer sehen eine zunehmende Attraktivität von Shoppingcentern auf der grünen Wiese.

Entsprechend prognostizieren ca. 66 % der Experten eine abnehmende Attraktivität bei Shoppingcentern auf der grünen Wiese.

Weitere Ladenschliessungen vorwiegend in Shoppingcentern in der Agglomeration, aber auch in Innenstädten Über 82 % der befragten Experten gehen davon aus, dass es in den Shoppingentern ausserhalb der Städte zu weiteren Geschäftsschliessungen kommen wird. Die Wahrscheinlichkeit von Schliessungen in den Innenstädten und Strassenlagen liegt bei ca. 50 %.

Branchen mit Zukunftschancen im stationären Handel Die Zukunftschancen für die Branchen Gesundheit, Schönheit, Sport und Ernährung werden von den Studienteilnehmern wesentlich höher eingestuft als die Branchen Mode, Bekleidung, Unterhaltungselektronik und Büromaterial/Papeterie.

Alternativnutzungen zu Retail mit Potenzial Gastronomie, kosmetische und medizinische Behandlungen, Sport/Fitness/ Yoga und Wellnessangebote gehören zu den am stärksten gewichteten Nutzungen als Alternativen oder Ergänzungen zum stationären Handel.

21

Studienergebnisse aus der Expertenumfrage

3.1 Umsatzentwicklung im stationären Handel

«Rund 61 % der befragten Experten erwarten im stationären Handel in den nächsten zwei bis drei Jahren geringere Umsätze, während ca. 36 % davon ausgehen, dass die Umsätze stabil bleiben.»

Analysiert man die Antworten nach Gruppen, so fällt auf, dass die Gruppe «Eigentümer/Investoren» eine wesentlich schlechtere Umsatzentwicklung prognostiziert als die restlichen Gruppen. Über 71 % der befragten Experten gehen von zukünftig tieferen Umsätzen aus. Die Gruppe «Handel/Detailhandel» wiederum sieht die Umsatzentwicklung nicht ganz so negativ. Lediglich 46 % der befragten Experten aus dieser Gruppe prognostizieren für die nächsten Jahre Umsatzrückgänge.

«Lediglich 2.8 % der Experten erwarten für die nächsten Jahre ein Umsatzwachstum. Aber auch hier sieht die Gruppe «Handel/Detailhandel» die Situation positiver als der Rest der Befragten. Über 8 % glaubt an ein Umsatzwachstum. Im Jahr 2014 waren es noch fast 11 %.»

3.2 Umsatzentwicklung im Online-Handel

Wie schätzen Sie die Umsatzentwicklung des stationären Handels (am Verkaufspunkt/im Geschäft) in der Schweiz in den nächsten 2-3 Jahren ein? 쐽 Sinkend 쐽 Stabil 쐽 Steigend

2.8%

60.8% 36.4%

«Über 91 % der Experten prognostizieren weiterhin steigende Umsätze im Online-Handel.»

Wie schon in den letzten Jahren sind sich die Studienteilnehmer einig, dass der Online-Handel weiterhin wachsen wird.

«Alle befragten Experten sind sich einig, dass die Online-Umsätze in den nächsten Jahren weiterhin steigen werden. Waren es im Jahr 2017 noch 2.2 %, die an eine stabile Entwicklung geglaubt hatten, sind es heute 7.5%.»

Wie schätzen Sie die Umsatzentwicklung des online Handels (eCommerce) in den nächsten 2-3 Jahren ein? 쐽 Sinkend 쐽 Stabil 쐽 Steigend

1.1%

7.5% 91.4%

22

Studienergebnisse aus der Expertenumfrage

3.3 Nachfrage nach Verkaufsflächen und neuen Standorten für Detailhändler

«Über 72 % aller Experten erwartet für die nächsten Jahre eine sinkende Nachfrage nach Verkaufsflächen und neuen Standorten. Bei der Gruppe «Shoppingcenter» sind es sogar fast 82 %.»

Vor sechs Jahren gingen noch 53 % der befragten Experten davon aus, dass es eine stabile Nachfrage oder sogar eine zunehmende Nachfrage nach Verkaufsfläche geben wird.

Heute beträgt dieser Anteil noch 25.4 %. – Der tiefste Wert seit 2013.

2.3%

«Seit Beginn der Expertenumfrage im Jahr 2013 wurde die Nachfrage nach Verkaufsfläche von den Studienteilnehmern noch nie so gering bewertet wie in diesem Jahr. Lediglich 2.3 % aller Befragten gehen von einer zunehmenden Nachfrage nach Verkaufsfläche aus (im Jahr 2013 waren es noch 15.7 %).»

25.4%

72.3%

Wie wird sich die Nachfrage nach Verkaufsfläche oder nach Standorten für Retailer in den nächsten 2-3 Jahren verändern? 쐽 Sinkend 쐽 Stabil 쐽 Steigend

3.4 Attraktivität diverser Standorte aus Sicht des Detailhandels

«Shoppingcenter auf der grünen Wiese verlieren stark an Attraktivität» Über 65 % der befragten Experten erwarten für die Shoppingcenter auf der grünen Wiese eine abnehmende Attraktivität. Bei den Stadtzentren/ Strassenlagen hingegen beträgt dieser Wert

lediglich 14.3 % und bei innenstädtischen Shoppingcentern rund 26 %.

Umgekehrt gehen über 26 % der Befragten davon aus, dass die Stadtzentren/Strassenlagen an Attraktivität gewinnen. Bei den innenstädtischen Shoppingcentern waren es 18.5 % und bei den Shoppingcentern auf der grünen Wiese lediglich noch 1.9 %.

Wie bewerten Sie die zukünftige Attraktivität folgender Standorte für den Detailhandel?

Attraktivität abnehmend 1

Attraktivität gleichbleibend 2

◼ Arithmetisches Mittel Ø ◼ Standardabweichung ±

Attraktivität zunehmend 3

Ʃ

%

Ʃ

%

Ʃ

%

Ø

Stadtzentrum/City- oder…

24x

14.37

99x

59.28

44x

26.35

2.12 0.63

Shoppingcenter auf der g…

110x

65.87

51x

30.54

6x

3.59

1.38 0.56

Shoppingcenter in der In…

43x

25.75

93x

55.69

31x

18.56

1.93 0.66

±

1

2

3

23

Studienergebnisse aus der Expertenumfrage

3.5 Wahrscheinlichkeit von Geschäftsaufgaben und Ladenschliessungen

« Weitere Ladenschliessungen, vorwiegend in Shoppingcentern auf der grünen Wiese.»

pingentern ausserhalb der Städte zu weiteren Geschäftsschliessungen kommen wird. Die Wahrscheinlichkeit von Schliessungen in den Innenstädten und Strassenlagen liegt bei ca. 50 %.

Über 82 % der befragten Experten gehen davon aus, dass es in den Shop-

Wie schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit für folgende Standorte ein, dass in den nächsten Jahren hier Geschäfte/Läden schliessen werden? ◼ Arithmetisches Mittel Ø ◼ Standardabweichung ±

Geringe Wahrscheinlichkeit 2

Hohe Wahrscheinlichkeit 1 Ʃ

%

Ʃ

%

Stadtzentrum/City- oder…

90x

53.89

77x

46.11

1.46 0.50

Shoppingcenter auf der g…

138x

82.63

29x

17.37

1.17 0.38

Shoppingcenter in der In…

81x

48.50

86x

51.50

1.51 0.50

Ø

±

1

1.5

2

3.6 Branchen mit Zukunftschancen im stationären Handel

Die Zukunftschancen für die Branchen Gesundheit, Schönheit, Sport und Ernährung werden von den Studienteil-

nehmern wesentlich höher eingestuft als die Branchen Mode, Bekleidung, Unterhaltungselektronik und Büromaterial/Papeterie.

Wie beurteilen Sie die Zukunftschancen folgender Branchen im stationären Handel?

Geringe Zukunftschancen 1

◼ Arithmetisches Mittel Ø ◼ Standardabweichung ±

Hohe Zukunftschancen 2

Ʃ

%

Ʃ

%

Ø

Mode/Bekleidung/Schuhe

120x

74.53

41x

25.47

1.25 0.44

Sportartikel/Fitness

55x

34.16

106x

65.84

1.66 0.48

Telecom/Mobile

86x

53.42

75x

46.58

1.47 0.50

Bijouterie/Optik/Hörakustik

19x

11.80

142x

88.20

1.88 0.32

Unterhaltungselektronik/H…

138x

85.71

23x

14.29

1.14 0.35

Möbel/Lampen/Teppiche

76x

47.20

85x

52.80

1.53 0.50

Haushaltsartikel (Küche, Ba…

82x

50.93

79x

49.07

1.49 0.50

Geschenkartikel/Bücher/Sp…

102x

63.35

59x

36.65

1.37 0.48

Drogerie/Apotheke

27x

16.77

134x

83.23

1.83 0.37

Büromaterial/Papeterie

133x

82.61

28x

17.39

1.17 0.38

Parfumerie/Pflegeartikel/B…

41x

25.47

120x

74.53

1.75 0.44

Lebensmittel/Food

12x

7.45

149x

92.55

1.93 0.26

±

1

1.5

2

24

Studienergebnisse aus der Expertenumfrage

3.7 Alternativnutzungen zu Retail mit Potenzial

Gastronomie, kosmetische und medizinische Behandlungen, Sport/Fitness/ 35% Yoga und Wellnessangebote gehören zu den am stärksten gewichteten Nutzungen als Alternative oder Ergänzung zum stationären Handel.

Für welche Alternativnutzungen zu Retail (oder in Ergänzung zu Retail) sehen Sie ein Potential?

Potential vorhanden / Sinnvolles Angebot 1

Potential nicht vorhanden / Kein sinnvolles Angebot 2

◼ Arithmetisches Mittel Ø ◼ Standardabweichung ±

Ʃ

%

Ʃ

%

Ø

Kosmetische Behandlung…

136x

86.08

22x

13.92

1.14 0.35

Medizinische Behandlung…

146x

92.41

12x

7.59

1.08 0.27

Sport-, Fitness- und Yoga…

144x

91.14

14x

8.86

1.09 0.29

Wellnessangebote/SPA/ …

125x

79.11

33x

20.89

1.21 0.41

Kurse und Schulungen (F…

122x

77.22

36x

22.78

1.23 0.42

Coworking / Arbeiten

115x

72.78

43x

27.22

1.27 0.45

Öffentliche Verwaltungen

63x

39.87

95x

60.13

1.60 0.49

Bank, Post, Versicherung…

53x

33.54

105x

66.46

1.66 0.47

Gastronomie

146x

92.41

12x

7.59

1.08 0.27

±

1

1.5

2

Room Viewer Sie wollen mehr potenzielle Mieter, Kunden, Käufer oder Investoren auf Ihre Immobilie oder Ihr Ladenlokal aufmerksam machen?

Wir fertigen für Sie eine digitale Kopie Ihrer Immobilie an, die einen realistischen digitalen 3D-Rundgang ermöglicht.

Einfach QR Code anklicken und reinschauen.

Weder Sie noch Ihre Kunden benötigen zusätzliche Programme und können so bequem von zu Hause aus die Räume auf dem PC, Tablett oder Smartphone erkunden und besonders interessante Details heranzoomen.

Möchten Sie mehr erfahren?

André Suter – KlarText AG, Seelaubenweg 15, CH-6045 Meggen andre.suter@klartext-ag.ch / +41 (0)79 432 82 78

4. Zukunftsthese Das Shoppingcenter der Zukunft wird kein Shopping-Center mehr sein.

27

Zukunftsthese

… und dann der Lockdown

Der Lockdown und die damit verbundene Schliessung vieler Geschäfte verstärkt und beschleunigt diese Entwicklung massiv. Eine Branche, die schon zuvor geschwächt war, wird nun mit voller Wucht getroffen. Etliche Unternehmen kämpfen jetzt nicht mehr nur mit massiven Umsatzeinbussen, sondern um ihre Existenz. Dabei stellt die Bezahlung der Miete (als wesentlicher Kostenfaktor) viele Unternehmen vor grosse Probleme.

Vom Lockdown zum Restart Mit der schrittweisen Wiedereröffnung der Geschäfte, der Gastronomie und der Service- und Dienstleistungsangebote wächst in der Branche die Hoffnung auf eine Besserung der Situation.

Gleichzeitig machen sich aber auch Bedenken breit: Wie reagieren die Konsumenten? Wie und was wird in Zu-

kunft eingekauft? Sind die Menschen jetzt überhaupt in Konsumlaune?

Glaubt man den Prognosen von Zukunftsforschern, ändert sich das Konsumentenverhalten nicht nur im Moment, sondern auf lange Zeit. Das GDI (Gottlieb Duttweiler Institut) beschreibt die «neue Normalität» wie folgt: «Hygienestandards bleiben hoch, Abstandhalten wird zur Normalität, und man berührt in der Öffentlichkeit so wenig Gegenstände wie möglich.»

Die Begriffe Shopping Experience, Entertainment und Unterhaltung galten bis vor der Krise als Rettungsanker für die Shoppingcenter- und die Retailbranche. Heute stehen Schutz, Sicherheit, Hygiene und Kontrolle an erster Stelle.

Ohne professionelle und kontrollierte Schutz- und Hygienemassnahmen werden Shoppingcenter, Retail-Destinationen und Marktplätze ihre Kunden wohl

nicht mehr zurückgewinnen können.

Gleichzeitig wird sich der Nutzungsund Mietermix in den Centern noch schneller verändern als vor der Coronakrise. Einerseits, weil etliche Detailhändler, Gastronomen und Dienstleistungsunternehmen die Krise schlichtweg finanziell nicht überleben werden, und andererseits, weil die Nachfrage nach Services und Angeboten in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Wellness, Pflege und Beauty sowie medizinische und kosmetische Behandlungen noch stärker zunehmen wird.

Shoppingcenter und Retail-Destinationen benötigen deshalb dringend überzeugende Schutzkonzepte, und gleichzeitig müssen die Center jetzt noch schneller als vor dem Lockdown ihre Positionierungsstrategie überarbeiten und neue Nutzungskonzepte entwickeln und umsetzen.

5. Zukunftstrends Die drei wichtigsten Trends für Shoppingcenter als tationäre Marktplätze und belebte Retail-Destinationen

29

Zukunftstrends

Trend 1: Diversität

Trend 2: Flexibilität

Trend 3: Emotionalität

Shoppingcenter und Retail-Destinationen werden durch Angebote aus den Bereichen Freizeit, Co-Working, Unterhaltung, Wellness, Fitness, Medizin, Schönheit, Gesundheit und Gastronomie zu wirklichen Mixed-Use-Destinationen. Services und Dienstleitungsangebote werden massiv zunehmen.

Dies setzt eine hohe bauliche und genehmigungstechnische Flexibilität an die Mietflächen voraus.

Flexible Nutzungen, temporäre Vermietungen, flexible Mietverträge, flexible Vertragslaufzeiten lösen Fixmiete, langjährige Mietverträge und AngebotsEinheitsbrei ab. Moderne Marktplätze und lebendige Retail Destinationen werden sich in Zukunft viel schneller an die sich verändernden Bedürfnisse, Wünsche und das Konsum- und Freizeitverhalten der Gesellschaft anpassen müssen.

Erfolgreiche Shoppingcenter und Markplätze werden zu sozialen Treffpunkten, Begegnungszonen und spannenden Erlebnisdestinationen. Third Places, wo Menschen nicht nur ihr Geld ausgeben, sondern auch ihre Zeit verbringen.

Ganz nach dem Motto: Spend Money on Experiences, Not Things. Orte, die Emotionen wecken.

6. Gastbeiträge Thomas Hinderling - Klaus Striebich - Philipp Zutt Stephan Peyer - Richard Wörösch

31

Gastbeiträge - Thomas Hinderling

Mixed-Use–Site-ManagementAreale als pulsierende Lebensräume Firmen haben heute immer häufiger das Bedürfnis, sich über die Arbeitsplatzqualität und Attraktivität der Umgebung positiv zu positionieren, um so die besten Fachkräfte an sich zu binden. Dies erfordert von den Eigentümern Mehrinvestitionen und von den Immobilien-Dienstleistern eine übergreifende, strategische Mitarbeit im Areal-Management.

Thomas Hinderling verfügt über einen Executive MBA Marketing FH sowie den CAS Urban Management Curem und ist seit Januar 2017 Leiter Mixed-Use Site Management bei Wincasa.

Mit rund 35 Mitarbeitenden betreut, vermarktet und entwickelt er aktuell an fünf Standorten in der Schweiz 14 Grossareale/ Projekte.

Um die immer komplexer werdenden Ansprüche der Mieter und Besucher an Grossareale zu erfüllen, sind neue Dienstleistungsansätze gefragt. Eine rein klassische kaufmännische und technische Bewirtschaftungsform reicht dazu nicht mehr aus. Hinzu kommt, dass Leerstände, Überkapazitäten, Co-Working-Spaces und die Konkurrenz mit Neubauten zusätzliche Herausforderungen im Immobilienmarkt darstellen.

Management in jeder Phase des Lebenszyklus Das Management von Arealen mit gemischter Nutzung, das Mixed-UseSite-Management, trägt diesen Entwicklungen Rechnung. Um den vielfältigen Aufgaben in den unterschiedlichen Phasen einer Immobilie während ihres gesamten Lebenszyklusses gerecht zu werden, ist ein Team von Spezialisten aus verschiedenen Disziplinen gefragt, das sich um die Entwicklung, Betreuung und Vermarktung kümmert.

In der Praxis zeigt sich, dass es Spezialisten mit Erfahrung im kaufmännischen, technischen, baulichen und kommunikativen Bereich braucht, um den vielfältigen Herausforderungen begegnen zu können. Schnelle Reaktionszeiten und exakte Steuerung werden durch eine ständige Präsenz direkt auf dem Areal entscheidend verbessert. Doch nicht nur die reine Präsenz ist wichtig: Spezialisten vor Ort, die Areal, Eigentümer, Mieter und Besucher sehr gut kennen sowie lokal gut vernetzt sind, bringen den entscheidenden Mehrwert. Insbesondere der Leitungsposition fällt eine besondere Rolle zu – durch Präsenz, Kontakte und ausgesprochenes Gespür für die verschiedenen Stakeholder trägt diese entscheidend dazu bei, wie sich ein Areal gegen aussen präsentiert und weiterentwickelt.

Kundenansprüche steigen Die Erfahrung von Wincasa zeigt, dass die Ansprüche der Mieter in der Regel linear mit dem Quadratmeterpreis der Immobilie ansteigen. Es werden schnellere Reaktionszeiten, besserer Service, technisch modernste Ausstattung, Proaktivität, Zusatzleistungen und eine attraktive Bespielung des Areals gefordert. Die Standorte sollen möglichst als pulsierende Lebensräume wahrgenommen werden, was wiederum den Mietzins und die Auslastung der Liegenschaft positiv beeinflusst. Um im Gespräch und in den Köpfen möglicher Interessenten zu bleiben, müssen Grossareale zwingend auch mittels PR- und Marketingmassnahmen ins optimale Licht gerückt werden. Ein gutes Verständnis für die Erwartungen der öffentlichen Hand sowie die individuelle Betrachtung eines jeden Areals und die Führung mit eigener Strategie und eigenem Businessplan unterstützen die Positionierung.

Konsequente Strategie und gutes Management zeigen sich vor allem bei Arealen mit weniger guter Lage. Hier ist der Markt hart umkämpft, und durch ein interessantes und passendes Angebot ist es möglich, sich Vorteile zu verschaffen.

Der Mieter im Zentrum und das Areal als Marke Jedes Areal ist ein eigenes Universum, jeder Mieter hat seine ganz eigenen Bedürfnisse, und die Voraussetzungen können sich immer wieder und vor allem sehr schnell ändern. Darauf müssen sich Eigentümer und ImmobilienDienstleister einstellen und deshalb jedes Areal differenziert betrachten.

Dazu ist es wichtig, die Mieter und Besucher ins Zentrum des Denkens zu stellen und die Areale unterschiedlich zu bespielen. Dies ist umso wichtiger, als die Mieter zu Botschaftern werden

Bilder Seite 27, Thomas Hinderling Prime Tower, Turm Areal, Stücki Park

33

Gastbeiträge - Thomas Hinderling

sollen. Erst dadurch wird ein Areal zur Marke mit eigener DNA. Aber es sind noch weitere Faktoren zur Bildung einer Areal-DNA entscheidend: In erster Linie die Zusammensetzung des Mietermixes mit einem Zusammenspiel von Arbeit, Wohnen, Erholung, Freizeit, Wissen, Bildung, Kultur, Gastronomie und Retail sowie die räumliche Beschaffenheit (der Quartiercharakter).

Vielfalt ist notwendig, um eine anziehende Wirkung auf Besucher zu erzielen und so schlussendlich eine starke Community zu bilden. Deren Mitglieder sollen sich gegenseitig immer wieder neu inspirieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass eine Community in den allermeisten Fällen nicht von selbst entsteht, sondern explizit durch das Team vor Ort gefördert werden muss. Sondernutzungen, Events und attraktive Zwischennutzungen unterstützen dies zusätzlich. Bei der Entwicklung hin zu einer Areal-DNA ist es zudem von Vorteil, dass die Märkte Residential, Office, Retail und Commercial gemeinsam betrachtet werden.

Entwicklungspotenzial im Markt Die Dienstleistung Mixed-Use-Site-Management von Wincasa erfreut sich schweizweit einer grossen Nachfrage.

Im Januar 2017 am Standort Zürich mit drei Mitarbeitenden gestartet, konnte der Bestand an Projekten von zu Beginn zwei auf mittlerweile 14 an fünf Standorten in der ganzen Schweiz ausgebaut werden. Insgesamt arbeiteten Ende 2019 in den Standorten Zürich, Genf, Altenrhein sowie Basel rund 35 Mitarbeitende für insgesamt sechs Eigentümer. Bis Ende 2021 sind zwei bis drei weitere Standorte in der Schweiz geplant.

Grosses Entwicklungspotenzial stellen Areale mit mehreren Eigentümern dar.

Bis anhin wurde hier aus Konkurrenzgründen auf ein übergreifendes Management verzichtet. Diese Betrachtungsweise wird sich künftig ändern müssen. Bereits jetzt zeigt sich, dass ein professionelles Management von Arealen generell zu einer deutlich besseren Kommunikation, höherer Betreuungsperformance, gesteigerter Proaktivität, aktiverer Mitarbeit an Entwicklungsprojekten, früherem Einstieg in die Planung sowie verbesserten Nutzungskonzepten führt. Das Mixed-UseSite-Management-Team von Wincasa konnte hier bereits erste Projekte übernehmen und Erfahrungen sammeln.

Grundsätzlich kommen als Mixed-UseSite-Projekte Areale bzw. Liegenschaften mit einer Nutzfläche von min.

20‘000 m2 sowie hoher technischer und kaufmännischer Komplexität in Frage. Dazu sollte Potenzial für wechselnde (Teil)-Nutzungen sowie Branding und Community-Bildung bestehen. Ebenso sollte der Mietermix verschiedene Nutzergruppen umfassen, um dem Areal die nötigte Heterogenität und Attraktivität zu verleihen.

The Future – Verbindung zum CenterManagement Das bereits seit 2007 erfolgreich am Markt agierende Center-Management von Wincasa bildete in der Organisationsstruktur das Grundfundament für den Aufbau des Mixed-Use-Site-Management. Denn beide Dienstleistungen verfolgen ähnliche Ziele: optimale Bedingungen, interessanter Mix, Besucherfreundlichkeit, Weiterentwicklung der Liegenschaft. Es gibt jedoch auch Unterschiede: Areale sind oft 24 Stun-

den zugänglich und meist einer erhöhten Besucherfrequenz sowie Durchgangstraffic ausgesetzt. Areale sind zudem oft heterogen durchmischt: Wohneigentum trifft auf Entertainment, Retail auf Business, Kultur auf Gewerbe. Dies führt zu Herausforderungen und bedarf eines engen Kontakts zu den verschiedenen Stakeholdern.

Das konsequente Zusammenspiel der beiden Dienstleistungen könnte ein Ansatz für die Zukunft sein. Durch den Rückgang im klassischen Retail entwickeln sich grosse Shoppingcenter immer mehr in Richtung Mixed-UseSites. Dies verlangt von den Centerleitern mehr Erfahrung mit breitem Nutzungsmix und gleichzeitig von ArealManagern mehr Expertise in der Betreuung von Retailern. Hier setzt Wincasa auf enge Zusammenarbeit und regelmässigen gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Dies immer im Sinne einer fortschrittlichen und erfolgreichen Dienstleistung für die Eigentümer.

Mixed-Use–Site-Projekte von Wincasa → YOND (Siemens Areal), Zürich-Albisrieden → Prime Tower/Maag Areal, Zürich-West → NZZ Areal, Schlieren → Turm Areal, Winterthur → Toro1, Zürich-Oerlikon → Horgen Oberdorf, Horgen → Maaghöfe, Zürich → Stücki Park, Basel → Klybeck, Basel → Werkplatz Altenrhein, Altenrhein → Espace Tourbillon, Plan-les-Ouates (Genf) → Geneva Business Terminal, Genf → Riantbosson Centre, Meyrin → Pont-Rouge, Carouge

34

Gastbeiträge - Klaus Striebich

Kommentar «Swiss Council Studie 2020» : Klaus Striebich («RaRE Advise»):

«Leerstand oder Umnutzung (von Retail-Flächen) … (?)».

Man mag es kaum glauben, aber es scheint immer noch Branchenteilnehmer im Bereich Retail-Immobilien zu geben, die sich diese Frage ernsthaft stellen bzw. dem Glauben aufsitzen, dass einmal Erstelltes für lange Zeit so (weil langfristig im Vertrag geschrieben) verbleiben muss … Alle (Business-) Welt spricht von Veränderungen, dem «notwendigen Change», der eine künftige Daseinsberechtigung oder Existenz erst ermöglicht … nur die Immobilienbranche tut sich unglaublich schwer damit.

Man kann sich das mit einem Pendel mit schwerer Eisenspitze veranschaulichen. Angestossen, scheint es unablässig in (immer gleicher) Bewegung zu sein. Die kürzer werdenden Schwingungen des Pendels fallen kaum auf, oder man macht sich wenig Gedanken dazu. Was passiert aber, wenn eine Hand in den Pendelschlag greift und die Schwingung unterbindet (ich meine damit die mittlerweile kräftige Hand des mündigen, mutigen und selbstbewussten Konsumenten) oder aber andere externe Faktoren eingreifen, z. B.

ein starker Magnet, der die Richtung des Pendels massiv verändert? (Damit meine ich natürlich die vielen neuen und technologischen Veränderungen, die unser Leben permanent stark beeinflussen.)

Es ist im Grunde relativ einfach: Es wird etwas passieren! Entweder hart und massiv, oder die Zeit selbst wird ihres dazu tun und … «Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!», getreu dem Darwin´schen Prinzip: nicht die Stärksten überleben, sondern diejenigen, denen es schnell genug gelingt, sich den veränderten aktuellen Umfeldbedingungen anzupassen (und damit zu überleben bzw. wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben).

Die Entwicklung und die Funktionen der Shoppingcenter in den letzten Jahrzehnten kann man in drei wesentliche Phasen unterteilen. Die erste Phase war geprägt durch «Alles-untereinem-Dach»-Angebote in Zeiten von hoher Nachfrage und wenig Flächenangebot. Die enorme Zunahme an Mobilität und Wünschen und Sehnsüchten

Klaus Striebich ist seit Januar 2018 Inhaber von «RaRE Advise – Retail and Real Estate», einer Beratungsfirma, die sich auf das Consulting und die Unterstützung von Retailern und Retail-Immobilien im europäischen Raum konzentriert.

Schwerpunkt ist die Übernahme von Mandaten in Aufsichtsund Beiratsgremien, neben individuellen Beratungsmandaten, Coachings, Vorträgen oder auch Vorlesungen an verschiedenen Hochschulen.

Im Jahre 1992 stiess er als Leasing-Manager zur Hamburger ECE Projektmanagement GmbH&Co.KG, eine der führenden europäischen Shopping-Center-Betreibern, wo er auch von 2003-2017 die Verantwortung als Geschäftsführer Vermietung für die 200 national und international verwalteten ShoppingCenter trug.

Von 2006-2018 war er auch als Vorstand im GCSC e.V. (German Council of Shopping-Centers e.V. , www.gcsc.de) aktiv, davon 4 Jahre als dessen Vorsitzender.

Web : www.rare-advise.com Blog : www.retailandrealestate.com

35

Gastbeiträge - Klaus Striebich

der Menschen sorgte für einen gewaltigen Expansionsschub grosser Handelsflächen, sowohl in der Breite, d. h. an vielen Orten, als auch in der Höhe, wenn die Grundfläche begrenzt war.

Die zweite Phase war geprägt durch die Einflussnahme des Kapital- und Finanzmarktes, der aus Shoppingflächen, die von Unternehmern entwickelt worden waren, die vornehmlich von Handelsbetrieben oder aus dem Handel stammten, eine neue Anlageform schuf, die die „Asset-Klasse der RetailImmobilien“ ähnlich wie Wertpapiere oder Finanzanleihen behandelt. Im Vordergrund steht die auszuschüttende Rendite, idealerweise höher als vergleichbare Anlageformen und natürlich permanent steigend.

Nachteilig wirkte sich leider der Faktor Zeit aus, denn auf die sich schnell ändernden Anforderungen von Kunden und Handelsbetriebsformen kann die Finanz- und Immobilienwirtschaft nicht schnell genug reagieren. Beginnend mit einer scheinbaren Unterversorgung von Angeboten und Flächen steht man mittelfristig zu vielen Flächenangeboten gegenüber. Dies in Balance zu halten ist fast schon unmöglich.

Die Zyklen der Bedarfsänderungen beim Kunden haben sich zudem in den letzten Jahren durch die enorme Informationstransparenz über die vielen Medienangebote, die Schnelligkeit der Kommunikation oder auch die enorme globale Innovationsvielfalt der Anbieter massiv verkürzt. Was gestern noch aktuell und «en vogue» war, ist heute bereits Normalität und morgen veraltet.

Das gilt für einzelne Produkte (meine Lieblingsbeispiele: Fidget Spinner und Bubble-Tea) genauso wie für Handelsbetriebsformen, die sich in Frage stellen lassen müssen.

Dies in dem Wissen, dass nun der Kunde mit seinen Bedarfen und Anforderungen Ausgangspunkt allen Handelns sein soll (das ist interessanterweise keine wirklich neue Erkenntnis).

Aufgrund des absoluten Informations-

zugangs, der Erhältlichkeit im Grunde aller Produkte und Angebote «any– what/-where/-time», werden sich grossflächige Shopping-Immobilien in wirkliche Handelsflächen verwandeln und entwickeln lassen müssen. Das ist die nun kommende dritte Phase, in die sich die Shoppingcenter-Szene hineinentwickelt.

Antriebsfeder ist und bleibt der Kunde mit seinen Ansprüchen – nicht mehr und nicht weniger. Händler und Anbieter von entsprechenden Services werden darauf schnell und unkompliziert reagieren – ohne Zeitverzug, unabhängig von bisherigen Angebotsformen und Nutzungen.

Benötigt man weniger Flächen für das Zeigen von Produkten (da z. B. eine Vorauswahl online geschieht und auch die Lagerhaltung optimiert oder gar just-in-time erfolgt), werden klassischen Verkaufsräumen mehr Zusatzflächen für schlicht andere Nutzungen zur Verfügung gestellt. Das können Serviceeinrichtungen sein, z. B. das Kosmetikstudio, das nach dem Verkauf der Creme direkt eine Anwendung ermöglicht, das Kochstudio, das die Verarbeitung und Zubereitung von gerade gekauften Lebensmitteln ermöglicht, oder die Musikschule, die nach dem Kauf der Gitarre die ersten Griffe lehrt.

Dies erfordert neue Eigenschaften der Vermieter und Eigentümer von Shoppingcentern. Gilt es doch, zunächst die heutigen und künftigen Bedürfnisse und Nachfragen der Kunden richtig einzuschätzen und nicht mehr auf die blosse Flächennachfrage des Immobilienmarktes zu reagieren.

Das richtige Kuratieren von Anbietern, Produkten und Services zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ist eine klassische Aufgabe des Handels, und entsprechend muss der Vermieter reagieren und danach arbeiten. Es geht um schnelle Reaktionsgeschwindigkeiten, Flexibilisierung der Räume in Sachen Grösse, Zuschnitt oder Erreichbarkeit und Zugänglichkeit bei

gleichzeitiger Variabilität der Zeiträume in Nutzungsfragen. Eine ständige Lernbereitschaft und permanente Informationsverarbeitung ist genauso gefordert wie kreative und innovative Lösungsansätze, die mit den Nutzern gemeinsam zu entwickeln sein werden.

Langfristige Bindungen an Flächen (in Form entsprechender Mietverträge) oder «copy/paste»-Ansätze widersprechen den individuellen Ansätzen der Kunden vor Ort. International sieht man bereits Flächen und Angebote, die von Shoppingcenter-Eigentümern und -Betreibern betrieben werden, die diesen Bedürfnissen gerecht werden (u. a. der K11 Designstore in Hongkong, der mit dem K11-Musea auch bereits das erste Shoppingcenter in Kombination mit einem Museum in Hongkong eröffnet hat). Pop-up-Stores, die von Produzenten oder auch kleinen Manufakturen betrieben werden, die sich klassische Ladenformate nicht leisten können, bedürfen zwar grösserer Anstrengungen und Anfangsinvestitionen der Shoppingcenter, bekommen das aber in positiver Weise vom Kunden goutiert.

Einer der ersten Kinobetriebe («Cinematographentheater») in einer grossen Handelsimmobilie entstand übrigens bereits im 1905 von Oscar Tietz gebauten Kaufhaus in München - im Erdgeschoss.

Mit dem klaren Fokus auf die vielfältigen Kundenbedürfnisse, die Möglichkeiten einer schnellen Adaption, die praktische Umsetzbarkeit in einer bestehenden Immobilie und ohne Angst vor Veränderung werden Shoppingcenter-Immobilien zu „KundenImmobilien“. Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob der Kunde Ware aus den Räumen rausträgt, Dienstleistungen in Anspruch nimmt, sich an kulturellen Angeboten erfreut, Neues erlernen kann, darin arbeitet oder sogar darin wohnt.

36

Gastbeiträge - Interview Philipp Zutt

INTERVIEW, Juni 2020

Shopping-Flächen müssen zur Kundenbühne werden Philipp Zutt, Neuromarketing-Experte und geschäftsleitender Partner der Zutt & Partner AG, erklärt in diesem Interview, warum Emotionen der Schlüssel zu neuem Erfolg für Shopping Destinationen und Marktplätze sind.

Digitale Einkaufsmöglichkeiten verdrängen immer mehr – und jetzt sogar beschleunigt – physische ShoppingFlächen. Was ist aus neuropsychologischer Sicht der Grund dafür?

Die Digitalisierung deckt ein wichtiges psychologisches Motiv unseres Shopping-Bedürfnisses hervorragend ab – «Instant Satisfaction»: Noch nie hatten wir so schnell, so einfach, so convenient den Überblick, die transparente

Philipp Zutt beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Funktion unseres Hirns, der Wirkung von Emotionen und dem gezielten Einsatz unserer Sinne fürs Marketing.

Er ist Dozent für Neuromarketing an verschiedenen Hochschulen sowie Autor von Fachartikeln und Neuromarketing-Studien. Als geschäftsleitender Partner und Delegierter des Verwaltungsrats der Zutt & Partner AG mit Sitz im Zürcher Oberland berät er mit seinem Team nationale und internationale Kunden bei der «Emotionalisierung» von Produkten, Marken und Kundenerlebnissen.

Auswahl und die Ware –auch noch kostenlos retournierbar – im Haus. In einer Welt, in der die Produkte selbst immer austauschbarer werden, hilft uns die Digitalisierung damit auf bequeme Art und Weise, günstig einzukaufen. Auf der anderen Seite fehlt den meisten physischen Shopping-Flächen sogenanntes «Rich Enjoyment», das zweite wichtige Motiv beim Shoppen.

Wir dürsten nach einem Erlebnis, nach Weitererzählbarem, Share-barem, für Erinnerungen Sorgendes. Die reine Erhältlichkeit der Ware reicht nicht mehr, respektive verlagert sich ins Digitale, weil dort zumindest das erste Motiv, der Überblick über das Angebot, viel besser abgedeckt wird.

Was wäre also der Schlüssel zu neuem Erfolg?

Instant Satisfaction und Rich Enjoyment im Vergleich

Es geht darum, auf der Shopping-Fläche dieses Rich Enjoyment zu bieten.

Um so mehr, als man ja den grossen Vorteil der Fünfsinnigkeit vor Ort hat.

Unser Hirn liebt Erlebnisse für alle Sinne. Es memoriert sie besser, und die Chance, dass der Anbieter, die Marke dahinter mit positiven Emotionen verknüpft wird, steigt exponenziell. Wem es gelingt, eine emotionale Welt für alle Sinne zu etablieren, die auch mit seinem Produkt verknüpft wird – und der daher nicht einfach eine losgelöste Bespassung bietet – gewinnt. Es gibt

hervorragende Beispiele bei den grossen Welt-Brands, wieApple oder Nike.

Aber lässt der Digitalisierungstrend überhaupt noch zu, solche Emotionen physisch auszulösen?

Natürlich ist es heute schwieriger als früher, als z. B. das klassische Shoppingcenter oder die Einkaufsstrasse mit «allen» Anbietern an einem Ort den Bündelungs- und Instant-SatisfactionEffekt ausspielen konnte. Dieser Vorteil ist heute durch den Online-Handelschlicht weg. Umso wichtiger ist der Gang der Extrameile und die clevere Bespielung des zweiten Motivs, die Anregung möglichst vieler Sinne. Ein Stück weit macht es uns der OnlineHandel diesbezüglich aber auch einfach, denn praktisch alle digitalen Shops funktionieren heute noch 1sinnig, maximal 2-sinnig. Diesen «Lack of Senses», das Fehlen also des vollen 5-Sinnes-Erlebnisses, ist ein DigitalHandicap, welches von den Offlinern viel zu wenig ausgenutzt und aufgegriffen wird. Oder umgekehrt: Deshalb funktionieren Flächen, welche konsequent Stoff für alle fünf Sinne bereithalten, so gut. Noch mehr Bindung erzielt, wer die Kunden auch aktiv involviert, Kunden wie auf einem Marktplatz zusammenbringt und so die ebenfalls verlorengegangenen Treffpunkte wie Kirche, Stammbeiz und Dorfplatz ersetzt.

37

Gastbeiträge - Interview Philipp Zutt

Was heisst das konkret, welche Strategien und Massnahmen könnten Shopping-Flächen also wiederaufleben lassen?

Stellen Sie sich vor, Shopping-Flächen würden Ihren Kunden wirklich als Bühne dienen. Jeder Kunde wird so zum Teilnehmer einer Inszenierung, welche rund um das Produkt und den Brand gespielt wird. Spielerisch, mit Freude und damit doppelter Motivation und in der Community. Es gibt zum Beispiel Anbieter für Hochzeitskleider, welche diese Rezepte wörtlich umsetzen: Da führt die – wie ein Starmodel hofierte – künftige Braut verschiedene, möglicherweise passende Hochzeitskleider ihren engsten Freundinnen als «Beraterinnen» vor. Letztere werden ebenso «kuratiert», mit Häppchen und

Champagner versorgt, und sie kommentieren in fröhlicher Runde die vorgetragenen Kleider. Das ist HighInvolvement. Oder besuchen Sie mal Doodah in der Zürcher Europaallee: Kein Online-Shopping kann das Skaterund Boarder-Feeling dieses Ladens ersetzen. Es geht auch mit weniger tangiblen Produkten (oder erst recht mit ihnen): Für die Liechtensteinische Landesbank haben wir ein sogenanntes «Bankorama» entwickelt, welches mitten in der Filiale steht, Kunden anzieht, abstrakte Bankthemen fassbarer und den Besuch wertvoller macht – das sorgt für Mund-zu-Mund-Propaganda und Differenzierung.

Halfpipe im Doodah-Store in der Zürcher Europaallee: Hier wird der Kunde wirklich auf die Bühne gestellt.

Das 5-Sinnes-«Bankorama» in einer Geschäftsstelle der Liechtensteinischen Landesbank: Rich Enjoyment lässt sich sogar bei abstrakten Finanzdienstleitungen ausspielen.

38

Gastbeiträge - Interview Philipp Zutt

Gibt es noch weitere Themen/Prinzipien, die helfen?

«Analog und Digital näher zusammenbringen – und SINN-voll anreichern»

Ja, es gibt eine Vielzahl von Prinzipien, wir arbeiten mit über 50. Zum Beispiel das gezielte Bespielen sogenannter Spiegelneuronen – das sind Hirnzellen, welche allein durch die Beobachtung der Umwelt Prozesse im Hirn in Gang setzen und Gefühle auslösen. Nike spielt das z. B. grandios aus, und zwar in der Art, wie sie die Kleiderpuppen in ihren Läden anziehen, aufstellen und sogar in der Gruppe miteinander interagieren lassen. Der für Running affine Kunde, der solchen «Läuferpuppen» im Laden begegnet, fühlt sich als Teil dieser Community und möchte dieselben Kleider und Schuhe tragen – obwohl auch die genauso austauschbar sind wie alle anderen‘ Produkte.

Sie bekommen für ihn aber dadurch einen starken emotionalen Mehrwert.

Und dennoch ist das Miteinbeziehen von digitalen Möglichkeiten ebenso wichtig für physische ShoppingFlächen, oder etwa nicht?

Selbstverständlich. Es ist einerseits sogar ein Must, um langfristig überleben zu können. Anderseits ist die echte Verbindung von analog und digital auch eine Riesenchance, weil man dann die Vorteile beider Ebenen zusammen-

bringen kann. Dabei ist zu beachten, dass man nicht einfach klassisches Multi- oder Omni-Channeling macht, sondern eine analog-digitale Welt schafft. Man muss also nicht nur Analoges clever digitalisieren, sondern auch umgekehrt Digitales analogisieren. Die vorher erwähnten Prinzipien lassen sich übrigens auch in einer digital-analogen Welt ausspielen. Das App-basierte Einsetzen von IkeaMöbeln in der eigenen Wohnung geht

Nike-Store in Argentinien: Die Puppen rechts komplettieren im Zusammenspiel einen Sprint-Start und wecken damit beim Kunden erfolgswirksame Spiegelneuronen.

z. B. in diese Richtung. Oder das Hointer-Experiment in den USA, wo ein Offline-Kleiderladen voll durchdigitalisiert wurde, um die menschliche Komponente in der Beratung erst recht wieder ausspielen zu können. Letzten Endes geht es darum, beide erwähnten Motive – Instant Satisfaction und Rich Enjoyment – gleichermassen zu bespielen. Die Digitalisierung ist dabei kein Feind, sondern ein wunderbarer Helfer.

Hointer in den USA: Dank durchdigitalisierter Prozesse kann sich der Verkaufsberater statt aufs Kleiderverräumen wieder voll und ganz aufs Beraten fokussieren

39

Gastbeiträge - Stephan Peyer

Leerstand-Management als Chance erkennen Bedrängt vom florierenden Online-Handel, gefordert vom steigenden Verlangen nach Unterhaltung – den teilweise arg gebeutelten Konsumtempeln könnte diese Herangehensweise eine ganz neue Dimension des Denkens eröffnen.

Aber wie?

Stephan Peyer war nach seinem Ökonomiestudium an der HSG in leitenden Funktionen bei Firmen in den Bereichen Konsumguter (u.a. Unilever), ICT (u.a. Compaq) und Luxusguter (u.a. Movado) tätig. 2001 grundete er mit einem Partner die Beratungsfirma Vendbridge, die er 2007 verliess, um als Konzernleitungsmitglied in die MCH Group einzutreten.

Seit Mitte 2019 leitet er die Firma hauser & partner AG in Dübendorf.

Auf den ersten Blick ist die Formel für den Erfolg eines Shoppingcenters schnell erklärt: Relevanz + Aufenthaltsqualität. Was einfach klingt, erweist sich beim genaueren Hinsehen aber als wahrer Kraftakt. Es ist eine vielfältige Herausforderung, gepaart mit eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten und immer anspruchsvolleren Konsumenten. Und es ist ja nicht so, dass die Shoppingcenter-Verantwortlichen kurz einmal in einen gut gefüllten Topf von Ingredienzien greifen und sich damit ihre Erfolgsrezeptur zusammenmixen können. Die Möglichkeiten sind überschaubar. Wunschmieter sind rar gesät – sie stehen auch bei erfolgreichen Destinationen nicht mehr Schlange, weil es zwischenzeitlich eben andere, spannendere Alternativen gibt –, die finanzwirtschaftlichen Anforderungen drücken, die generellen Trends zum Online-Handel und einem steten Mehr an Unterhaltung verlangen nach immer neuen Ideen.

Eine Erkenntnis hat sich durchgesetzt: Der erfolgreiche Centerleiter von heute ist nicht nur mehr Betriebswirtschafter, sondern in erster Linie Kurator seines Centers. Es geht darum, dass er das kommerzielle Angebot (Commerce), die gebotene Unterhaltung (Content) und die Einbindung der verschiedenen Interessensgemeinschaften (Communitys) optimal aufeinander und auf das unmittelbare Umfeld (Context) abstimmt. Kommunikativ wirkungsvoll umgesetzt (Communication), d. h. mit einer aktiven Einbindung aller Beziehungsgruppen (nicht Zielgruppen), stellt das Ganze am Ende mehr dar als die Summe seiner Einzelteile: CCCCC. Umschalten von Reaktion auf Aktion Als wäre das herausfordernde Orchestrieren dieser 5 C’s nicht schon Grund genug, an die Grenzen des vermeintlich Machbaren zu kommen, sind in Shoppingcentern zunehmend Leer-

stände zu verzeichnen. Und die haben es in sich. Verlust von wahrgenommener Attraktivität, Verärgerung der (angrenzenden) Mieter, um nur zwei von vielen negativen Auswirkungen eines solchen Ausfalls zu nennen. Im Idealfall ist die Herausforderung von begrenzter Dauer; es braucht «nur» eine Zwischennutzung, weil die Nachfolge eines ausscheidenden Mieters bereits geregelt ist. Fehlt jedoch die Nachfolge, wird die Aufgabenstellung schwieriger und kann schon mal existenzielle Züge annehmen, je nachdem, wie lange und wie gross bzw. relevant der Verlust ist.

Ein Grund zu verzweifeln? Allen Unkenrufen zum Trotz: Es gibt einen Weg aus dem Dilemma heraus. Am Anfang steht die Einsicht, tradierte Reaktionsmuster zu hinterfragen. Es gilt, den Teufelskreis der Untätigkeit, ausgelöst durch betriebswirtschaftliche Grundsätze, die jeglichen Handlungsspielraum blockieren, zu durchbrechen. An ihre Stelle müssen innovative Lösungsansätze treten, die die Attraktivität für Besucher und Mieter sicherstellen. So überlebenswichtig es sein mag, sich in gewissen Lebenssituationen nicht zu bewegen, so letal ist ein solches Verhalten für Shoppingcenter im heutigen Kontext. Denn es geht um Frequenz, Frequenz und noch einmal Frequenz.

Nur wenn diese sichergestellt ist, sind im Universum Shoppingcenter alle zufrieden.

Krisenmanagement mit System Aber wie soll mit dem Problem Leerstand umgegangen werden? Obwohl rasches Handeln angezeigt ist, sollte kein wildes «Drauflosentwickeln» Einzug halten. Vielmehr liegt die Antwort a) in einer systematischen Herangehensweise mit klaren Zielsetzungen, b) im Einbezug von verschiedenen Spezialisten und c) in der Leitung eines kundigen Projektmanagements, das auch um die Vermarktung der ausgearbeiteten Lösung bemüht ist.

40

Gastbeiträge - Stephan Peyer

Systematisch heisst, dass Lösungen unter Einbezug aller wichtigen externen wie internen Faktoren und Daten sowie nach genau definierten Vorgehensschritten hergeleitet werden müssen.

Eine attraktive Idee, ein spannendes Konzept alleine genügt in der Regel nicht, greift zu kurz. Es braucht umfassende Lösungen. Diese müssen zum einen auf die Ziel-Positionierung des Centers einzahlen sowie die bestehende Programmation des Centers, sollte es eine solche geben, mitberücksichtigen. Zum anderen sollte die Lösung dem Shoppingcenter einen konkreten, messbaren Nutzen stiften, und das heisst in erster Linie, qualitativ hochwertige Frequenz zu generieren. Hochwertig heisst kaufkräftig: Im Idealfall hat der Warenkorb mit der entwickelten Leerstandslösung noch den gleich hohen Warenwert. Nur wer systematisch vorgeht, maximiert die Chance, diesem Anspruch gerecht zu werden.

Die zunehmende Komplexität der Kundenreise und damit die Frage nach

einer wirtschaftlichen Erreichbarkeit der Kunden von morgen ist nur eines der vielen Puzzleteile, die es bei der Entwicklung einer Leerstandlösung bzw. Zwischennutzung zusammenzusetzen gilt. Es braucht deshalb Spezialisten für die diversen Umsetzungsthemen, damit gemeinschaftlich eine Idee entwickelt und verfeinert werden kann.

Und das, ohne den Blick fürs Ganze und für die verfolgten Zielsetzungen aus den Augen zu verlieren. Deshalb ist es eminent wichtig, dass der Centerleiter bei der Lösungsentwicklung mit dabei ist.

qualifizierten Fachkräften adressiert, ist mit Sicherheit gut gewappnet. Und es geht noch eine Stufe besser: Wer Leerstand antizipiert und proaktiv an Lösungen arbeitet, läuft dem Problem nicht hinterher und reagiert, sondern kann im Falle des Eintretens selbstbewusst agieren und damit in erster Linie gegenüber Mietern Stärke demonstrieren. So vermeiden Center-Verantwortliche bei Ausfällen negative Rückkoppelungen sowie fatale Dominoeffekte, die ab einem bestimmten Punkt erfahrungemäss einen irreversiblen Charakter annehmen.

Und genau dafür braucht es zu guter Letzt die kundige Projektleitung: Als ‘single point of contact’, welcher dem Centerleiter die Aufgabe abnimmt, die komplexe Koordinationsaufgabe einer ausgearbeiteten Lösung selber managen zu müssen. Und natürlich muss die Projektleitung verstehen, mit den gegebenen Sachzwängen wie Infrastrukturen etc. umzugehen.

Die hauser & partner AG mit Sitz in Dübendorf ist ein Team aus kreativen Köpfen und Fachkräften, das seit 1981 mit analogen und virtuellen Inszenierungen unvergessliche Raumgefühle für Marken und Unternehmen schafft.

Im Bereich Shoppingcenter hat hauser & partner mit interdisziplinären Teams diverse Angebote zum Thema Leerstandsmanagement entwickelt, von Workshops bis zum Einsatz vorgefertigter Konzepte. Auch komplette Outsourcing-Lösungen gehören zum Portfolio.

Wer das Thema «Leerstand» also systematisch, ganzheitlich und mit

Nike-Store in Argentinien: Die Puppen rechts komplettieren im Zusammenspiel einen Sprint-Start und wecken damit beim Kunden erfolgswirksame Spiegelneuronen.

Nike-Store in Argentinien: Die Puppen rechts komplettieren im Zusammenspiel einen Sprint-Start und wecken damit beim Kunden erfolgswirksame Spiegelneuronen.

41

Gastbeiträge - Richard Wörösch

Quartierentwicklung in Europa Glaskugellesen in Coronazeiten – ein Beitrag von Richard Wörösch

Richard Wörösch, ist Head of Corporate Communication und Produktentwicklung der i Live Group mit Sitz in Aalen, einem in Deutschland führenden Unternehmen für Lifestyle Wohnen und Serviced Apartments.

Darüberhinaus ist er Geschäftsführer der we Live Group, die sich die Entwicklung innovativer Quartiere widmet.

Zuvor war Wörösch langjähriger Geschäftsführer bei Schwitzke & Partner, Düsseldorf. Ein international führendes Unternehmen für Retail Design und Markenkommunikation.

In dieser Zeit hat Wörösch zahlreiche Handelskonzepte entwickelt, seinen Schwerpunkt aber auf die erfolgreiche Konzeption und Revitalisierung von Shopping Center und grossen Handelsimmobilien gelegt.

Aus dieser langen Berufserfahrung heraus bringt er sein gesamtes Know How der «User Experience» in die Entwicklung gemischt genutzter Quartiere ein.

Sein Devise ist: Quartiere zu schaffen, die die Menschen inspirieren und echte Mehrwerte bieten. Lieblingsorte die Alle gern besuchen. Immer wieder.

Die Welt hat sich geändert – für uns alle – kein Stein scheint mehr auf dem anderen zu liegen, wie es in der Zeit vor Corona der Fall war – auch nicht in der Immobilienbranche. Doch dies ist wahrlich kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, im Gegenteil! Und warum? Weil jede Krise und jede Veränderung neue Chancen mit sich bringt.

Bereits vor der Corona-Pandemie haben sich deutliche Veränderungen in der Immobilienbranche abgezeichnet.

Auch in den Monaten davor war dies bereits deutlich sichtbar. Werfen wir einmal einen ehrlichen und ungeschönten Blick darauf: Corona ist zwar zum Beschleuniger einer dramatischen Veränderung des Handels geworden, aber der Trend zum E-Commerce, der den

42

Gastbeiträge - Richard Wörösch

stationären Handel vor Ort immer mehr verdrängt, lag bereits vorher auf der Hand.

Ein Grossteil der Detailhandelsunternehmen steht vor der Frage, wie sie künftig ihr Geschäftsmodell weiterführen können und ihre Miete begleichen sollen. Die kleinen Einzelhändler trifft es mangels Rücklagen noch viel härter.

Diese Detailhändler – aber auch Filialisten, die es versäumt haben, frühzeitig ein digitales Konzept und digitale Strukturen aufzubauen – zahlen jetzt die Zeche. Was aus Kostengründen seinerzeit nicht vorangetrieben wurde, rächt sich nun.

Für Besitzer grosser Handelsimmobilien wird dies kurz- bis mittelfristig bedeuten, dass sie ihre Flächen nicht mehr gefüllt bekommen. Stattdessen brauchen sie alternative Nutzungskonzepte für diese Immobilien. Es braucht Konzepte, die das Scheitern einer Immobilie abfedern können – oder, noch viel besser, die etwas viel Besseres, Zukunftsweisenderes aus diesen entstehen lassen.

Der Bedarf an Büroflächen wird durch die neue Akzeptanz der Homeoffices schneller schrumpfen als erwartet, der Bedarf an mehr Wohnfläche jedoch durch die vielfältige Nutzung von Wohnraum auch als Arbeitsraum wachsen, die steigende Zahl von Singlehaushalten erzeugt ebenfalls neue Bedarfe. Grosse Immobilienflächen sind mit dem Auge von ganz neuen Bedürfnissen zu betrachten und entsprechend umzugestalten.

Der aufmerksame Beobachter kann in dieser Krise auch ein anderes interessantes Phänomen wahrnehmen. Corona zeigt gerade im Stadium der vorsichtigen Öffnung von Läden und der Lockerung der Einschränkungen, dass

Menschen soziale Wesen sind und bleiben, Krise hin oder her, und dass sie soziale Nähe suchen und brauchen.

Die Folge der aktuellen Erlebnisse wird vermutlich eben nicht darin liegen, dass die digitalen Möglichkeiten die echten analogen und realen Erlebnisse und Kontakte dauerhaft ersetzen. Das Gegenteil ist zu erwarten.

Die Lebensrealität der Menschen ändert sich. Reisen um den halben Erdball für ein Meeting werden keine Selbstverständlichkeit mehr sein, Homeoffice dafür umso mehr, Homeschooling könnte das neue Wort 2020 werden. Das Leben in Familien, für Singles, Paare und die ältere Generation ändert sich gerade grundlegend. Und darin liegen ausgesprochen spannende Ansätze für die Immobilienwirtschaft.

Wir werden eine ganz neue Quartierentwicklung brauchen, die den Aspekt der sozialen Kontakte und des guten Lebens daheim in den Vordergrund rückt. Dies bietet eine grosse Chance, aus den Monokulturen von Shoppingcentern, Bürovierteln oder Wohnsiedlungen lebhafte und vielfältig genutzte Wohn- und Lebeflächen entstehen zu lassen. Denn, was wünschen sich Menschen, die viel Lebens- und Arbeitszeit zuhause verbringen? Sie möchten es «muckelig», «heimelig», «gemütlich» haben … wie auch immer. Sie wollen sich wohlfühlen, sie wollen Gemeinschaft und Vielfalt, aber dennoch auch Individualität erleben können. Sie wollen sich vernetzen – und das ganz gewiss nicht nur digital. Das Thema Wohnen wird immer wichtiger, und der Aufbau eines sozialen Netzwerk, das es umgibt, ebenfalls.

Und es gibt eine Entwicklung und einen Wunsch, autark zu sein, ob mit den heimisch angebauten Tomaten oder mit den in der Nachbarschaft produzierten

Schutzmasken. Die Spreizung der Schere zwischen digitalem und analogem Detailhandel wird sich weiter öffnen. Dinge wie «Need & Love» spielen dabei eine immer grössere Rolle.

«Need» wird in Zukunft digital gekauft, ohne Frage. Aber Produkte aus dem Bereich «Love» werden vor Ort erworben: wertige, nachhaltige und emotionale Produkte.

Diese Veränderungen kann sich die Immobilienindustrie zunutze machen und unwirtschaftliche und seelenlose Shoppingcenter mit neuen Konzepten zu neuem Leben erwecken – Räume schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen wieder näher kommen.

Gemischt genutzte Immobilien werden an Attraktivität zunehmen. Die Versorgung innerhalb des eigenen Viertels wird immer mehr an Bedeutung gewinnen. Das meint dabei nicht einfach Konzepte, bei denen „Alles unter einem Dach“ zu kaufen ist, plus Friseur und Restaurant. Solche Konzepte hat es in der Vergangenheit in Hülle und Fülle gegeben. Etwas ganz Entscheidendes ist diesen Altkonzepten hinzuzufügen: Möglichkeiten für ein soziales Miteinander, einen Austausch, ein Vernetzen, ein Sichgegenseitighelfen und vieles mehr, was Gemeinschaft ausmacht.

Das Quartier der Zukunft bildet die Vielfalt des täglichen Lebens ab. Die Mixed-used-Immobilien von heute haben bisher nur wenig Netzwerkcharakter und dienen im Wesentlichen der Risikoabfederung. So entstehen jedoch nur geringe Mehrwerte. Echter Mehrwert der Quartierentwicklung entsteht, indem dort eine Community aufgebaut und gelebt wird, die die Menschen Gemeinschaft erleben lässt. Aus Zielgruppen werden dort Gleichgesinnte, Nachbarn, Freunde.

43

Gastbeiträge - Richard Wörösch

Dafür braucht es ein Community-Management – nicht im Sinne von Technik und Facility-Management, das natürlich auch, aber im eigentlichen Sinne ist der «Community Host» der Gastgeber, der «Kümmerer» des Quartiers.

Die Menschen erhalten in diesem Quartier den Raum, selbst etwas geben zu können und etwas zu bekommen. Der Community Host verknüpft die Bedürfnisse der Menschen und schafft und organisiert entsprechende Angebote.

Und was für Angebote können dies sein? Eine Ideenliste wäre hier lang.

Bildung, Kultur, Freizeit: Je nach Gegebenheit sind dies Sport- und Freizeitangebote, der gemeinsame Sundowner am Abend am öffentlichen Grill oder die Autorenlesung im Restaurant, die Kita-Räumlichkeiten, die abends zum Yoga für die Eltern genutzt werden können, das gemeinschaftliche Kochen oder Grillen an Wochenenden oder, oder, oder. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, ausser den räumlichen.

Neben dem professionellen Managen einer Immobilie braucht es für dieses Berufsbild des professionellen «Gastgebers» viele Kompetenzen, um soziale Aktivitäten zu stimulieren. Neue Berufsfelder werden geschaffen. Durch diese Angebote an ein Miteinander entsteht eine Art «Spirit» der Menschen, die sich ihrem Quartier verbunden fühlen. Und dies schafft Zufriedenheit, langfristige Bindung und den Wunsch Aussenstehender, ebenfalls Teil dieses Quartiers zu werden.

Und was hat jetzt die Immobilienindustrie von all dem? Es hört sich doch erst einmal nach Aufwand und Kosten an. Stimmt, es ist Aufwand, Flächen umzugestalten, Angebote zu machen und einen Community Host zu beschäftigten. Doch welche Früchte lassen sich dann ernten? Eine Community, die lebt, begehrt ist und vital, wird dadurch zu einer echten Marke. Sie umfasst weit mehr als ein spektakuläres Gebäude mit modernen Wohn- und Arbeitsbereichen, Freizeit- und Conve-

nienceangeboten. Jetzt bekommt die Immobilie einen anderen Eigenwert und wird zu einer begehrten Marke.

Dieser Markenwert lässt sich dann selbstverständlich bemessen und vermarkten, und er zahlt sich bei der Drittveräusserung entsprechend aus.

Nutzen wir doch die Chancen, die sich hier gerade bieten! Die Welt ist in Veränderung, ja. Machen wir etwas daraus! Schaffen wir neue Konzepte und nehmen wir nicht nur Architekten, Statiker und Techniker in der Konzeptphase dazu, sondern auch Soziologen, Psychologen, Eventmanager, Menschen aus der Kultur. Denken wir die Immobilienentwicklung konsequent aus der Sicht der künftigen Nutzer. Holen wir die Menschen bei ihren neuen Bedürfnissen ab und schaffen wir innovative und nachhaltige Konzepte. Vielleicht fragen wir uns dann eines Tages, warum wir da eigentlich erst durch Corona drauf gekommen sind.

MIT RETAIL AUF DU. “ ... mit erfolgreichen Projekten in der Shoppingcenter-

Branche hat sich Retail für

uns zu einer Paradedisziplin entwickelt.”

info@visualix.ch . visualix.ch

Christian Dür

visualix_communications

6. Der Autor des Swiss Council Marktreports 2020

46

Der Autor des Swiss Council Marktreports 2020

Stoffelzurich ist ein Beratungsunternehmen für Handels-, Handelsimmobilienunternehmen und Shoppingcenter mit folgendem Leistungsspektrum → Strategie und Konzeptentwicklung → Projektentwicklung und Revitalisierung → Vermarktungs- und Vermietungsmanagement stoffelzurich Neue Winterthurerstrasse 99 CH 8340 Wallisellen +41 79 456 26 56 stoffel@stoffelzurich.ch www.stoffelzurich

Marcel Stoffel ist zudem Inhaber der 2011 von ihm gegründeten Retail Forum Switzerland GmbH und organsiert seit dem Jahr 2010 den gleichnamigen Fachkongress für die Schweizer Retail- und Shoppingcenter-Branche. Das Retail Forum gehört mit über 300 Teilnehmern zum wichtigsten Jahresanlass der Branche. www.retailforum.ch

Der Autor des Swiss Council Marktreports 2020

Marcel Stoffel ist Gründungsmitglied und ehemaliger Präsident des SCSC Swiss Council of Shopping Centers.

Er leitete ab Januar 2011 die Geschäftsstelle des SCSC (der SCSC wurde ab 31.12.2018 in die SCC transformiert).

Marcel Stoffel ist zudem Gründer und CEO des Swiss Council of Shopping Places, welcher ab 01.01.2019 den SCSC Swiss Council of Shopping Center abgelöst hat. Der Swiss Council of Shopping Places ist die grösste unabhängige Schweizer Community für die Retail-, Handelsimmobilienund Shoppingcenter-Branche mit länder- und branchenübergreifender Ausrichtung und Ausstrahlung. http://www.swisscouncil.swiss

Mit seiner im Januar 2011 gegründeten Einzelfirma stoffelzurich berät Marcel Stoffel Unternehmen aus der Retail-, Handelsimmobilien- und Shoppingcenter-Branche mit Schwerpunkt Strategieentwicklung sowie der Erarbeitung von Nutzungs- und Flächenkonzepten und der Vermarktung und Vermietung. www.stoffelzurich.ch.

Seit dem Jahr 2013 publiziert er jährlich den Shoppingcenter Marktreport Schweiz.

Von 2000 bis 2010 war Marcel Stoffel Geschäftsführer des Einkaufszentrums Glatt in Wallisellen bei Zürich, dem im Jahr 2010 mit rund CHF 675 Mio. umsatzstärksten Shoppingcenter der Schweiz.

Davor besetzte er von 1990 bis 2000 verschiedene Führungspositionen bei der Swatch Group in Biel, zuletzt als Geschäftsführer und Direktor von Swatch in der Schweiz.

stoffelzurich

SWISS COUNCIL RETAIL FORUM NOV 12, 2020

ELaarslty BCiarldl

10. RETAIL FORUM DONNERSTAG, 12. NOV RADISSON BLU ZURICH AIRPORT Das Retail Forum Switzerland ist innerhalb der letzten neun Jahre mit weit über 300 Besuchern pro Jahr zum wichtigsten und grössten Branchentreffen der Schweiz geworden.

Diskutieren Sie mit nationalen und internationalen Branchenvertretern die zukünftige Marktentwicklung und deren Auswirkungen auf den Schweizer Markt.

Early Bird – Frühbucher bis 31. Juli 2020 profitieren von einem Rabatt von CHF 300.– gegenüber dem Normalpreis. 3 für 2 – bei gleichzeitiger Anmeldung nimmt jeder dritte Teilnehmer der gleichen Firma kostenlos am Kongress teil. Anmeldung www.retailforum.ch

www.retailforum.ch

48

Impressum

Impressum Swiss Council Marktreport 2020

Herausgeber

SWISS COUNCIL OF SHOPPING PLACES Swiss Council of Shopping Places Neue Winterthurerstrasse 99 8304 Wallisellen info@swisscouncil.swiss www.swisscouncil.swiss Redaktion Marcel Stoffel stoffel@stoffelzurich.ch +41 79 456 26 56 Layout visualix_communications. info@visualix.ch www.visualix.ch Lektorat Lektorat Dr. Berndl Dr. Klaus Berndl Dillenburger Strasse 56c D-14199 Berlin www.klausberndl.de

Wallisellen, im Juni 2020

Haftungsausschluss / Wichtige Information Dieser Bericht dient Informationszwecken. Die in diesem Bericht enthaltenen Daten beruhen auf zugänglichen Quellen, welche wir für zuverlässig halten. Eine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit können wir nicht übernehmen. stoffelzurich übernimmt keine Haftung für die Verwendung dieses Berichts bzw. seiner Inhalte.

Das vorliegende Dokument darf ohne Genehmigung von stoffelzurich weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt werden.

Bildnachweis Bilder Shutterstock Seite 10, Australia SC Seite 14, Shoppingcenter Schaufenster Seite 18, Frankfurt HB Seite 19, Shoppingcenter Rolltreppen Seite 26, Menschen in Center Seite 28, Mall of Berlin Seite 30, Wien City Seite 43, Milano Galleria / Paris Department Store Seite 45, Madrid City

stoffelzurich