Zwei Gründer schwelgen in Erinnerungen.

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WB

Dienstag, 21. Juni 2016, Willisauer Bote, Nr. 49

BLICKPUNKT

NEBIKON «Live in Church» zelebrierte den Sommer

PFAFFNAU Pater Adolf Sanar feiert sein 25-Jahr-Jubiläum

WIKON Zwei Kandidaten für einen Gemeinderatssitz

Sommer, wo ist er geblieben? Diese Frage stellte sich trotz nass-kaltem Wetter am Sonntag nicht. Dem Chor Live in Church sei Dank!

Für die Gemeinde ist Pater Adolf Sanar Gold wert. Kein Wunder, geht da sein silbernes Priesterjubiläum nicht sang- und klanglos vonstatten.

Markus Dietrich und Roland Solleder stellen sich der Wahl: Die Wikoner entscheiden am 7. August an der Urne, wer in den Gemeinderat einzieht.

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Wiggertal

Zwei Gründer schwelgen in Erinnerungen NEBIKON 60 Jahre Sportclub Nebikon: Am 1./2. Juli stehen die Jubiläumsfeierlichkeiten an. Als Ehrengäste eingeladen sind zwei Herren, die bei der Gründung 1956 selbst die Schuhe geschnürt haben. von Pascal Vogel Sie blicken auf das satte Grün des Nebiker Fussballplatzes und diskutieren. Über Spielsysteme, Fussballschuhe und die Grösse des Spielfeldes: Der 81-jährige Alois Wermelinger und der zwei Jahre jüngere Walter «Walti» Kreienbühl. Beide waren mit dabei, als der Sportclub Nebikon 1956 aus der Taufe gehoben wurde – und erinnern sich an den Tag, als wäre er gestern gewesen. «Mittwoch, 11. April», sagt Wermelinger wie aus der Pistole geschossen. Mehr als 60 Jahre sind seither vergangen. Eine lange Zeit, in der viel passiert ist. Eines blieb jedoch bis heute bestehen: die Verbundenheit zwischen den Leuten und ihrem Sportclub. So schmerzte der jüngste Abstieg des SC Nebikon in die 4. Liga. Blöd verschuldete Elfmeter, Gegentore in der Schlussphase und unnötige Platzverweise: «Uns fehlte nebst der Qualität auch ein wenig Wettkampfglück, um in der 3. Liga bestehen zu können», blickt Alois Wermelinger zurück. Er wohnt mittlerweile in Willisau, liess sich in der Saison 2015/16 aber dennoch nur wenige Heimspiele auf dem «Stämpfel» entgehen. Der Abstieg bugsiert das Fanionteam dorthin, wo alles begann…

Alois Wermelinger (links) und Walter Kreienbühl stöbern in alten Unterlagen. Sie waren mit dabei, als der SC Nebikon 1956 gegründet wurde.  Foto Pascal Vogel

Die leer gefegten Strassen In der 4. Liga starteten die Kicker um Alois Wermelinger und Walter Kreienbühl 1956. Weite, hohe Bälle, schnelle Überbrückung des Mittelfeldes und Powern bis zum Umfallen: Mit ihrer «Englischen Spielweise» sollte die Premierensaison zu einer der erfolgreichsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte werden. Mit gerade mal zwölf Spielern traten die «Rot-Weissen» zu ihren Matches an – und sicherten sich im vorletzten Spiel die Gruppenmeisterschaft. Ausgerechnet in Reiden. «Ein Derby, das die Massen elektrisierte», sagt Wermelinger mit leuchtenden Augen. «Die Strassen in Nebikon waren wie leer gefegt.» Nach einem erkämpften 3:1-Sieg konnten sie sich feiern lassen. «Der eine oder andere hat an diesem Abend eins über den Durst getrunken», so Wermelinger und lacht. Nach Niederlagen in den Finalspielen gegen Emmen und Luzern platzte der Traum vom Aufstieg. Zwei Jahre später sollte es dann doch noch klappen. 4-4-2, 4-3-3, 4-5-1, 3-5-2: So flexibel die Spielsysteme heute sind, so starr hielten die Mannschaften früher an ihrer Taktik fest. «Wir spielten im sogenannten Riegelsystem», sagt Wermelinger, «mit fünf Stürmern und fünf Verteidigern.» Der Fussball von heute sei mit jenem von damals nicht zu vergleichen, so Walter Kreienbühl, der in der 56er-Mannschaft als «Centerhalf» agierte und gemäss Wermelinger «der Beste war, den wir je auf dieser Position hatten.» Das Spiel lesen und Bälle verteilen: Dies seien die grössten Stärken von Kreienbühl gewesen. «Ein richtiger Spielmacher, der Kopf unserer Mannschaft», schwärmt Wermelinger. Er selbst agierte als rechter «Aussenhalf», vergleichbar mit der heutigen Aussenverteidiger-Position. «Ich war ein Windhund, gab keinen Ball verloren und machte den Angreifern das Leben schwer», sagt er sichtlich stolz.

Die «weisse Weste» Gespielt haben damals alle in schwarzen Lederschuhen – inklusive Zapfen

aus Leder. Waren diese «durch», kamen die Nägel zum Vorschein. «Schienbeinschoner waren damals noch nicht obligatorisch. Manche haben sich einfach Karton in die Stutzen gesteckt», sagt Wermelinger. Er wäre positionsgetreu mit der Nummer 4 auf dem Rücken aufgelaufen, Kreienbühl mit der 5. Doch die Gründermannschaft hatte sprichwörtlich eine «weisse Weste». Aus Kostengründen, so Kreienbühl. Denn im Geld geschwommen sei der Verein ebenso wenig wie er selbst. «20 Rappen pro Stunde habe ich im ersten Lehrjahr verdient, musste also fünf Stunden chrampfen, um den monatlichen Beitrag von einem Franken berappen zu können.» So erstaunt es nicht, dass die Spieler auf ihren Drahteseln zu den Auswärtsspielen fuhren. Ob Luzern, Emmen oder Gunzwil: Selten durften sie nach den Spielen unter die Dusche hüpfen. «In Gunzwil mussten wir uns im laufenden Brunnen waschen. Und dies nach einem Match bei Schneeregen und einer Saukälte», erzählt Wermelinger. «Wir haben ausgesehen wie Moorschweine.»

nach den Spielen um die Häuser gezogen, gingen alle gemeinsam an die Kilbi oder in die ‹Pinte›.» Ein super Team seien sie gewesen, schwärmt der Ältere der beiden. «Auf und neben dem Platz. Wir haben füreinander Gras gefressen.»

Das Ausnahmetalent 16 Mitglieder zählte der SC Nebikon bei seiner Gründung, heute sind es 377, verteilt auf 17 Mannschaften. Stolz ist man in Nebikon auf seinen Sportclub. Doch wieso nennt sich der Verein überhaupt so? «Das hat einen einfachen Grund», sagt Alois Wermelinger. «Wir wollten die Tür für andere Sportler offen halten.» Angeschlossen haben sich dem SC bis heute aber ausschliesslich Fussballer. Der erfolgreichste davon ist Fabian Lustenberger, seines Zeichens Kapitän von Hertha BSC Berlin. Den

mittlerweile 28-jährigen Nebiker durfte Alois Wermelinger während seiner Zeit als Juniorenobmann betreuen. «Ein super Fussballer – und noch besserer Typ», sagt der 81-Jährige.

Das Spielaufgebot An der einen Wand des Clublokals hängt ein blauer Schal mit dem Konterfei von Lustenberger, an einer anderen Bilder mit spielenden Junioren. «Es hat sich schon einiges verändert», sagt Kreienbühl und nimmt eine bräunliche Karte hervor. «Zu unserer Zeit bekamen wir das Spielaufgebot mit der Post zugeschickt.» Zum Verhängnis wurde dies Alois Wermelinger, der sich erinnert: «Ich kam vom Militär nach Hause und habe die Mutter gefragt, ob Post für mich gekommen sei.» Nachdem diese verneinte, habe er sich einen schönen Tag mit seiner Freundin gemacht.

Chapuisat & Co. auf dem Stämpfel

Der Teamgeist Wermelinger und Kreienbühl haben an einem Tisch im neuen Clubhaus Platz genommen. «Schön ist es geworden», sagt Kreienbühl. Er ist zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder auf dem «Stämpfel». Der 79-Jährige, der in Egolzwil aufgewachsen ist, geniesst seine Pension mittlerweile in Muttenz. «So schön hätten wir es früher auch gern gehabt», sagt er. Neidisch auf die heutigen Kicker sind die beiden nicht. Im Gegenteil: «Wir sind stolz darauf, diesen Verein gegründet zu haben. Dass die Spieler heute so gute Trainingsbedingungen vorfinden, ist ein Stück weit auch unser Verdienst», so Wermelinger. Der 56er-Mannschaft diente als Umkleideraum die Turnhalle, ein Beizli gab es nicht. «Wir sind

Die gesalzene Rechnung bekam er beim nächsten Training: zehn Franken Busse wegen Nichterscheinens zum Spiel. «Zu dieser Zeit ein Riesenbetrag», sagt er. Beide lachen. Auch heute noch verstehen sie sich blendend, stehen in regem Kontakt. Vor der Jubiläumsfeier sowieso. Mit ins Boot holten sie einen alten Bekannten, der in Nebikon längst vergessen schien: Georg Schertl, deutsches Gründungsmitglied des SCN. «Wir haben ihn ausfindig gemacht und statteten ihm in der Nähe von Freiburg einen Besuch ab», sagt Alois Wermelinger. «59 Jahre haben wir ihn nicht mehr gesehen, doch es herrschte auf Anhieb wieder eine grosse Vertrautheit.» An der Jubiläumsfeier werden die drei einen ganz besonderen Auftritt erhalten. So viel sei verraten: Es wird mehr rotiert als in der Gründermannschaft.

Die Gründermannschaft von 1956/57 SC NEBIKON Stehend, v.l.: Josef Ineichen, Walter Kreienbühl, Martin Linggi, Robert Lütolf, Ernst Lütolf, Otto Lütolf, Kaspar Meier (Spieler-

trainer), Josef Renggli (Platzwart). Kniend, v.l.: Werner Basler, Alois Wermelinger, Josef Bucher, Ernst Bisang, Georg Schertl. aw.

1./2. JULI 60 Jahre SC Nebikon: Das muss gebührend gefeiert werden. Ab Freitag, 17 Uhr, wird Feierabendbier ausgeschenkt. Um 18 Uhr beginnt mit dem «24-Stunden-nonstop-Fussballspiel» das grosse Highlight der Feierlichkeiten. Auf dem Sportplatz findet zudem ein Penaltycup statt, es wird eine Panini-Tauschbörse eingerichtet und die Gäste können bei einer Ballonfahrt das Geschehen aus der Luft betrachten. Persönlichkeiten aus Sport und Kultur werden auf dem Stämpfel zu Gast sein. So erweisen unter anderem Stéphane Chapuisat, Andy Egli, Mario Cantaluppi, Petar Alexandrov, Edith Hunkeler, Sämi Deubelbeiss oder Ida Glanzmann dem SC Nebikon die Ehre. pv


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