Ein: Blicke
Ausgabe Nr. 36 Juni 2013
Teilhabe für alle! Seit anderthalb Jahren setzen sich Schulsozialarbeiter des SCI in Grundschulen für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder ein. Die Zwischenbilanz ist klar: Ohne Schulsozialarbeit ginge es gar nicht mehr.
T
homas ist sieben Jahre alt und hat oft Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben. Außerdem leidet er unter Sprachstörungen und lispelt auffällig. Und weil seine Eltern Arbeitslosengeld II beziehen, bleibt nicht genug Geld für Dinge, die für Thomas Klassenkameraden selbstverständlich sind: ein Fahrrad zum Beispiel. Oder die Mitgliedschaft im Fußballverein.
Thomas steht stellvertretend für viele Kinder, deren Eltern es finanziell nicht stemmen können, Klassenfahrten zu bezahlen oder den Sportverein. Um diese Kinder kümmern sich die Schulsozialarbeiter des SCI:Moers, die seit anderthalb Jahren an sieben Grundschulen im Moerser Stadtgebiet im Einsatz sind.
Sie bringen Eltern, Lehrern und auch Schülern das sogenannte Bildungsund Teilhabepaket des Bundes näher. Zu den Leistungen des Pakets gehören Mittagsverpflegung, Nachhilfeangebote, Kosten für Schulausflüge und Klassenfahrten oder Mitgliedsbeiträge in Sportvereinen. Durch die Hilfe der Schulsozialarbeiter wurden in den letzten anderthalb Jahren fast 200 Anträge gestellt – allein an den Grundschulen. „Da liegt auch unser Schwerpunkt“, sagt Frank Liebert, stellvertretender SCI-Geschäftsführer. „Aber die Gymnasien und Realschulen sehen an ihren Schulen ebenfalls einen Bedarf.“ In einem Fall wie dem des kleinen Thomas helfen die Schulsozialarbeiter den Eltern, den Antrag zu
stellen, damit der Junge einen Fußballverein besuchen kann. Auch über die Angebote des Bildungsund Teilhabepakets hinaus können die Schulsozialarbeiter helfen. Nils Bohländer, einer von ihnen, erklärt: „Wir zeigen den Eltern zum Beispiel, wo gute Logopäden sitzen, die sich den Sprachproblemen des Kindes annehmen.“ Und über Vereine wie „Klartext für Kinder“ können etwa Fahrräder für bedürftige Schüler organisiert werden. Die Bemühungen tragen bereits Früchte: „Es gibt niemanden mehr, der nicht mit auf eine Klassenfahrt fahren kann“, freut sich Schulsozialarbeiter Boris Heinsch, der an der Emanuel-Felke-Grundschule arbeitet. Auch wenn es in den Klassen Probleme gibt, sind die Schulsozialarbeiter vor Ort: „Wird ein Kind ausgegrenzt, beziehen wir die ganze Klasse in unsere Arbeit mit ein. Dann gibt es Gruppenspiele, bei denen wir
Der häufigste Anlass für Anträge: Stehen Klassenfahrten an, werden Eltern finanziell unterstützt, die sich die Kosten sonst nicht leisten könnten.
die Schüler spielerisch dafür sensibilisieren, welchen Schaden Hänseln anrichten kann“, sagt Nils Bohländer. Die Schulsozialarbeiter arbeiten eng mit den Schulen und anderen Instanzen zusammen. „Wir haben eine hervorragende Kooperation mit dem Repelener Jugendamt“, freut sich Frank Liebert. Denn in vielen Fällen ist es nötig, das Jugendamt für weitere Hilfeleistungen ins Boot zu holen. „Rückenwind für unsere Arbeit erhalten wir vor allem durch das Job-
center“, erklärt Frank Liebert. „Aber auch durch die Schulen, die sind sehr zufrieden mit der externen Hilfe.“ Der Einsatz der Schulsozialarbeiter an Moerser Grundschulen ist allerdings zunächst zeitlich beschränkt: Das Programm läuft noch bis spätestens Ende Juni des nächsten Jahres. Frank Liebert hofft jedoch, dass die Schulsozialarbeit bald als Dauerprogramm eingeführt wird. Denn: „Der Bedarf ist überall da, keine Schulform kommt mehr ohne Schulsozialarbeit aus.“
Focus
Schulsozialarbeit soll weitergehen
D
ie Förderung für die Schulsozialarbeit des SCI:Moers im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets läuft spätestens Ende Juni 2014 aus – wenn die Bundesregierung nicht umschwenkt. Eine Hoffnung von Schülern und Eltern, dass die Befristung der Förderung aufgehoben wird, beruht auf einer Initiative des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Dieser dringt darauf, dass die Bundesregierung das Programm verlängert. Frank Liebert vom SCI ist optimistisch: „Es hat ja keinen Sinn, erst die Strukturen aufzubauen, um sie dann nach so kurzer Zeit wieder abreißen zu lassen.“