Zeitungsartikel Luc Müller

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JUDITH STAMM Die ehemalige CVP-Nationalrätin stellte ihre Biografie in Seite 31 Unterägeri vor. NEUE LUZERNER ZEITUNG

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Zugersee

Die Graugänse fressen das Schilf kahl EXPRESS 6 Am Zugersee leben derzeit rund 90 Graugänse aus ehemaliger Zucht. 6 Die massigen Wasservögel stehen auf der Liste der gefährdeten Tiere.

Abschüsse», erklärt er. Doch Graugans sei nicht gleich Graugans. Denn bei jenen am Zugersee handelt es nicht um wild geborene Graugänse, sondern um Gefangeschaftsflüchtlinge, präzisiert Uebelhart. Den Abschuss einzelner dieser Vögel würde man tolerieren. Doch: Diese lassen sich jedoch nicht eindeutig von den wilden Tieren unterscheiden – und so stehen alle Graugänse auf der Liste der gefährdeten Tiere.

Am Nordufer des Zugersees – wie hier im Gebiet Brüggli – halten sich die Graugänse gerne auf.

Einst ist sie aus Gefangenschaft geflohen, nun bedroht sie die Uferzonen am Zugersee: Abschüsse sollen helfen. VON LUC MÜLLER

Dem Zuger Schilf geht es schlecht: In den vergangenen 30 Jahren ist der Bestand um zwei Drittel geschrumpft. Verschiedene Ursachen wie die Überdüngung des Sees waren dafür verantwortlich. Doch nun wird die Graugans zum grossen Problem – im Frühling frisst sie die zarten Pflanzentriebe kahl. Das Schilf muss ein zweites Mal austreiben. Dadurch ist es weniger vital und kommt so nicht mehr zum Blühen. Die Folge: Das Schilfwurzelgeflecht ist nicht mehr in der Lage, die instabilen Seekreide-Böden zu armieren. Deshalb kommt es zur Erosion des Seegrundes, und die Flachwasserzonen werden allmählich zu Steilufern. Der Seeboden ist nun zu tief, damit das Schilf Wurzeln schlagen kann – der «Bannwald der Seeufer» bleibt an solchen Stellen für immer verschwunden.

«Der Verlust von Wasser-Land-Übergangsflächen ist aus ökologischer Sicht gravierend. Denn hier gibt es die grösste Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen», so Peter Ulmann, Leiter des kantonalen Amtes für Fischerei und Jagd. Er sitzt in der ämterübergreifenden Arbeitsgruppe Schilfschutz, die am Zugersee konkrete Hilfsmassnahmen

BILDER AMT FÜR FISCHEREI UND JAGD /REUTERS

das haben Versuche am Nordufer (im Gebiet Choller und Brüggli) gezeigt. Doch das Problem: Eine Zäunung kostet mehrere zehntausend Franken, zudem könne und solle das ganze Schilfufer im Naturschutzgebiet nicht eingezäunt werden. «Wächst der Bestand der Graugans weiter, wird es kaum möglich, adäquate Schutzmassnahmen zu erstellen», warnt Ulmann.

Gefrässiges Tier Die Verantwortlichen sind alarmiert: Die Graugans vermehrt sich fast explosionsartig – waren es 2005 noch 18 Exemplare, so leben nun rund 90 Tiere am Zugersee. Häufig sind diese in Zug auf der Öschwiese, in der Badi am Chamer Fussweg, im Brüggli sowie am Westufer bei Buonas anzutreffen. «Eine Graugans frisst zehnmal so viel wie ein Taucherli», rechnet Ulmann vor. Deshalb wird nun über die Erhöhung der Abschussquote diskutiert. Zwar steht die Graugans auf der Liste der geschützten Tiere: Verursachen Einzeltiere übermässige Schäden, dürfen diese durch die Wildhut abgeschossen werden, «wie viele Tiere, ist nicht explizit geregelt. Als Verwaltungspraxis gilt –

«Wir müssen mit den Gänsen leben lernen.» PETER ULMANN

plant und umsetzt. Die Umzäunung einzelner Schilfpartien hat sich als wirkungsvollste Massnahme erwiesen: Sie schützt gegen zerstörerischen Wellenschlag, gegen Treibgut und Vogelfrass –

nicht mehr als 10 Prozent des Bestandes», erläutert Ulmann. Das Jagdgesetz des Bundes gibt den Kantonen die Kompetenz. In den vergangenen vier Jahren wurden am Zugersee sieben Tiere durch den Wildhüter abgeschossen. «So können wir den Bestand nicht stabilisieren. Die Population wächst weiter.» Will man den Bestand wegen der verursachten Schäden massiv verringern, braucht es eine Bewilligung vom Bund.

Aus dem Reusstal geflohen Die Gefangenschaftsflüchtlinge sind Nachkommen von Gänsen, die in den Siebzigerjahren im Reusstal von einem Zuchtbetrieb abgehauen sind und sich in der ganzen Schweiz verbreitet haben, erklärt Christa Glauser, stellvertretende Geschäftsführerin vom Schweizer Vogelschutz. Im Gegensatz zu wild geborenen Graugänsen – die als Zugvögel nur im Winter in der Schweiz auftauchen (am Zugersee wurden sie noch nie gesichtet) – sind die Zuchttiere sehr zutraulich und wagen sich bis an die Badestrände, wo sie alles verkoten. Der Abschuss alleine regle das Problem sowieso nicht: «Die Gänse brauchen eine alternative Futterquelle.»

Mit Mass «Wir wollen jetzt aber nicht einfach wild Gänse abschiessen», betont Ulmann, «wir müssen mit den Gänsen leben lernen.» Die Schilfschutzthematik sei ein Schulbeispiel für den Interessenkonflikt im Natur- und Artenschutz. «Unsere Arbeitsgruppe plädiert für eine Bestandesregulation auf einem Niveau, das die Schutzorganisationen mittragen.» An einer Ortsbegehung im Mai war auch Thomas Uebelhart, Präsident des Zuger Vogelschutzes, im Schilf vor Ort. «Wir sind grundsätzlich nicht gegen

Zug

«Neues Kunsthaus soll beim Volk verankert sein»

Das Kunsthaus nimmt immer konkretere Formen an. Wird die geplante kantonale Richtplananpassung vom Kantonsrat abgesegnet, ist der Bau des neuen Kunsthauses auf einem guten Weg. Nun kann erst einmal die Bevölkerung aktiv werden – im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens – und Vorschläge und Anregungen zum Bauprojekt einreichen. Aus diesem Grund bekräftigt Martin Elbel, Präsident der Stiftung Freunde Kunsthaus Zug, dass das «neue Kunsthaus beim Volk verankert sein soll». Er plant Ende Oktober eine öffentliche Veranstaltung, «um mit einem grösseren Kreis an Interessierten in einen Dialog zu treten».

«Zunächst für Zuger spannend» Dies nicht nur, um die Nähe zum traditionellen Kunsthauspublikum zu suchen, sondern um aufzuzeigen, wie man ein möglichst breites Spektrum an

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Archäologisch heikel

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So langsam geht es ans Eingemachte. Ab heute kann die Bevölkerung ein Wörtchen mitreden.

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Perimeter Museumsbau

Grafik: Oliver Marx Quelle: Baudirektion Kt. Zug

Besuchern fürs neue Kunsthaus am See gewinnen kann. Für Elbel sind dafür nicht nur ein Café und ein Mehrzwecksaal für Musikveranstaltungen und Lesungen im künftigen Kunsthaus baulich

Denkbare Erweiterung

wünschenswert. Er will auch dafür Sorge tragen, dass für die Jugendlichen auf dem Schützenmattareal eine Lösung gefunden werden kann. «Natürlich ist das Gelände am See auch ein wunderschö-

ner Ort, und es muss deshalb für das Kunsthaus ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden», so der Stiftungsratspräsident. Er versichert, dass die private Hand einen wichtigen Anteil an der Finanzierung des neuen, rund 30 Millionen Franken teuren Kunsthauses übernehmen will. Auch was die Liga betrifft, in der ein künftiges Museum für Bildende Kunst in Zug spielen soll, bleibt Elbel bodenständig: «Es soll zunächst für die Zuger spannend sein.» Gleichzeitig sei es vom Programm und von der bedeutenden Sammlung Kamm her wie andere mittelgrosse Museen in der Schweiz natürlich auch für ein grösseres Publikum bestimmt.

Basketball beim Podium? Was das Bauvorhaben des Kunsthauses am See betrifft, sind laut kantonalem Richtplan bereits Leitlinien zu erkennen. Der Neubau soll entsprechend gut auf dem Schützenmattgelände platziert werden. Dabei wird ein Mindestabstand von 12 Metern zum Seeufer eingehalten. Zur Chamerstrasse hin zwischen 10 und 12 Meter – nach dem Abriss der Schützenmattturnhallen. Das Kunsthaus kann direkt von der Chamerstrasse aus angefahren werden – mit Einbahnregelung Rich-

tung Zug. Entlang dieser Einfahrt soll es einige wenige Betriebsparkplätze geben. Besucher mit Autos müssten bekanntlich die umliegenden öffentlichen Parkhäuser und Parkplätze ansteuern. Der Basketballplatz für die Jugendlichen, der dem Kunsthausneubau zum Opfer fällt, könnte laut Bericht in die Anlage beim Podium 41 oder beim Bürgerasyl integriert werden. Eine denkbare Erweiterung des Kunsthauses könnte nach Osten Richtung Rehgarten erfolgen. Das Feld von vermuteten archäologischen Funden auf der Schützenmatt, wo prähistorische Ufersiedlungen vermutet werden, wäre durch den Neubau nur am Rande berührt. Was die Finanzierung des neuen Museums anbelangt, wollen Stadt und Kanton auch eine angemessene Beteiligung der Zuger Gemeinden überprüfen. WOLFGANG HOLZ

HINWEIS 6 Der Bericht zur Anpassung des Richtplans ist bis 10. November im Internet unter www.zug.ch/ raumplanung einzusehen. Die Bevölkerung kann Vorschläge einbringen und an die Adresse richten: Amt für Raumplanung, Stichwort: Richtplananpassung Museumsstandort, Postfach, 6301 Zug 5


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