
1 minute read
Nachwort
in den letzten Jahren Digitalisate auf Plattformen bereitgestellt haben, überwinden sie in einer zweiten «Digitalen Revolution » die Grenzen ihrer traditionellen bibliotheks- bzw. archivspezifischen Standards. Die Spezialistinnen und Spezialisten aus den Gedächtnisinstitutionen vernetzen sich verstärkt mit der Forschung und lassen sich damit auf einen kollaborativen Arbeits-, Erkenntnis- und weiterführenden Entwicklungsprozess ein. Damit verschwimmt die Abgrenzung zwischen der bibliothekarischen Basisarbeit und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Quellenmaterial. Das Wagnis einer solchen Nähe zur Forschung verschiebt die tradierten Grenzen von Bibliotheken und Archiven hin zu einer direkten Auseinandersetzung mit jenen den Gedächtnisinstitutionen anvertrauten Beständen. In einer solch gestalteten Zusammenarbeit werden Bibliotheken mit in den Diskurs der Forschung einbezogen und damit zu Partnern, was ihnen ermöglicht, selbst Teil der Forschung an ihren eigenen Beständen zu werden.
Die vorliegenden Beiträge öffnen den Blick in die digitale Editionswissenschaft und in eine forschungsorientierte Bibliothek und zeigen dabei die absolute Notwendigkeit einer strukturierten Vernetzung innerhalb der Digital Humanities zur Generierung einer langzeitigen Nachhaltigkeit von Daten. In der Diskussion um die Möglichkeiten der digitalen Erschliessung und der strukturierter Vernetzung innerhalb der Forschungscommunity ist die Lavater-Forschung Teil des sich ständig erweiternden Wissens im technischen Bereich und gibt über Lavaters Korrespondenzen einen vertieften Einblick in den europäischen Diskurs der vernetzen Gelehrtenrepublik des 18. Jahrhunderts. Mit der Erschliessung von Lavaters Korrespondenzen öffnen sich neue Wissensfelder, -strukturen und Aspekte zu Methoden und Perspektiven in Digitalen Editionen als auch zu diesem bedeutenden Autor, Theologen und Philosophen. Es zeigen sich zudem Bestrebungen zu einer länderübergreifenden wissenschaftlichen Zusammenarbeit, wie sie Johann Caspar Lavater als europäischer Gelehrter bereits in seiner Zeit mit seiner Korrespondenz und seinem Werk angeregt hatte.21
Advertisement
Dr. Ursula Caflisch-Schnetzler, Deutsches Seminar der Universität Zürich, Edition Johann Caspar Lavater, Schönberggasse 2, CH-8001 Zürich, ursula.caflisch-schnetzler@uzh.ch
21 Seit September 2019 werden die Zürcher Bestände als Kooperationsprojekt zwischen der Forschungsstiftung Johann Caspar Lavater und der Zentralbibliothek Zürich im Pilotprojekt Johann Caspar Lavater: Physiognomisches Kabinett Digital (PKD) für die Präsentationsplattform e-manuscripta erschlossen ( vgl. https ://lavater.com/kabinett; 06. 04. 2020). In Zusammenarbeit mit JCLB ist nach Abschluss dieses Pilotprojektes mit der ZBZ in Kooperation mit der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien ein Digitalisierungs- und Forschungsprojekt von Lavaters gesamtem Kunstkabinett geplant. Ein Einblick in diese über 22’000 Blätter umfassende Sammlung wurde 1999 in Wien und 2001 in Zürich gegeben. Vgl. dazu G. Mraz, U. Schögl, Kunstkabinett; U. Stadler, K. Pestalozzi, Johann Caspar Lavater Studien, Bd. 1.