ISSN 2512-7519
1/2019
Blütenpresse
Schutzgebühr 2 €
Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V.
Blütenpresse Inhalt Heft 1-2019 Impressum 2 Editorial 3 Neues aus dem Garten 4 E-Bike-Tankstelle im Botanischen Garten 10 Der Botanischen Garten zu Gast bei den SW SG 11 Die Sponsorentafeln im Botanischen Garten 12 10 Jahre Stiftungsfahrt 13 Baumfarne, ein lebendes Relikt 15 Katazome-Workshop 18 Aus der Bromelienhalle 19 Plan des Botanischen Gartens 20/21 Der Kampf um die Hecke 22 Der Bauerngarten im neuen Kleid 24 Kaiser Karls Garten 26 Aquarium wiederhergestellt 28 Die Banane im Botanischen Garten 30 Die Kulturgeschichte der Zitruspflanzen 31 Helfer gesucht – Mitmachen erwünscht! 35 Mitglieder werben Mitglieder 37 Mitgliedsantrag 38 Das besondere Foto 39 Veranstaltungsprogramm Ende April-Juli 40
Impressum Redaktion: Harro Hieronimus (v.i.S.d.P.) Matthias Nitsche Zuschriften an: H. Hieronimus Dompfaff weg 53 42659 Solingen Tel.: 0212-819878 redaktion@bluetenpresse.de Die Blütenpresse ist eine Zeitschrift für die Mitglieder der Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. sowie die Besucher des Botanischen Gartens. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Abonnementsmöglichkeiten bitte bei der Redaktion erfragen. Veröffentlichte und namentlich gekennzeichnete Manuskripte stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers dar. Für den Inhalt sind die Autoren selbst verantwortlich. Jegliche Gewährleistung für
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www.botanischer-garten-solingen.de
Blütenpresse Foto: Privat
Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V.
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde des Botanischen Gartens Solingen, das war eine lange Pause. Zugegeben. Aber ich habe ein neues Projekt angefangen und hatte einfach zu viel zu tun. So blieb nicht nur für die Blütenpresse viel zu wenig Zeit und deshalb die einjährige Pause. Aber nun geht es weiter und Sie werden regelmäßig zwei- bis dreimal im Jahr von der Blütenpresse über Neuigkeiten, Veranstaltungen und einfach Interessantes aus dem Botanischen Garten Solingen informiert. Natürlich gab es auch letztes Jahr viel Neues im Botanischen Garten. Deswegen ist dieses Heft sogar etwas umfangreicher ausgefallen, damit alles das, was eigentlich letztes Jahr abgedruckt werden sollte, aber auch heute noch von Interesse ist, Ihre Aufmerksamkeit finden. Es gab Erfreuliches, wie die Neugestaltung etwa von Karls Garten und des Bauerngartens, aber auch sehr Ärgerliches, wie die Zerstörung der Glasscheibe des Aquariums mit allen notwendigen Folgearbeiten. Es war nicht nur viel Arbeit, sondern es entstanden auch erhebliche Kosten (inzwischen ist die Scheibe versichert) und eigentlich ist der derzeitige Zustand noch nicht optimal – aber es wird sich dieses Jahr hoffentlich noch zum Positiven ändern. Aber selbstverständlich ist auch für dieses Jahr wieder viel Neues und Schönes geplant. Alpinum und Tanzfläche werden erneuert bzw. verbessert, es wird eine E-Bike-Tankstelle geben, damit noch mehr Radfahrer von der Korkenziehertrasse aus einen Abstecher in den Garten machen. Durch die neuen Möglichkeiten der Häuser 1 und 2 gibt es auch einen ganz neuen Schwerpunkt: Zitruspflanzen. Ein erster Bericht dazu findet sich in diesem Heft. Und hoffentlich macht Ihnen der Bericht über die Jahresfahrt 2019 Lust darauf, einmal mitzufahren. Eine ganz wichtige Angelegenheit finden Sie hinten im Heft: den Wettbewerb „Mitglieder werben Mitglieder“. Wir brauchen mehr helfende Hände für die vielfältigen Aufgaben, da auch leider einige Helfer aus Altersgründen aufhörten oder verstarben. Zuletzt noch eine Bitte: Wenn tatsächlich noch weitere Hefte der Blütenpresse erscheinen sollen, braucht es Artikel. Schreiben Sie einfach etwas und schicken es an redaktion@bluetenpresse.de oder matthias.nitsche@t-online.de. Ich bin sicher, auch den Mitarbeitern dieses Hefts, denen an dieser Stelle mein besonderer Dank gilt, werden sich weiterhin beteiligen, aber es dürfen ruhig noch mehr Artikel kommen (übrigens auch handschriftlich, bitte an die Redaktionsadresse schicken, gerne auch mit Handyfotos), schließlich wurden diese über knapp zwei Jahre gesammelt. Mit herzlichen Grüßen Ihr Harro Hieronimus 3
Neues aus dem Botanischen Garten Die Stiftung freut sich sehr, dass ab der Saison 2019 Menschen mit Behinderung den Botanischen Garnach dem jahrelangen Provisorium ist es endlich ten und die vielen Veranstaltungen nutzen können, soweit. Die Zeit der Dixi-Klos oder der Toiletten- ohne sich auf den weiten Weg zur Behindertentoicontainer, die zu einigem Naserümpfen und Un- lette im Solinger Klinikum machen zu müssen. behagen geführt haben, ist endgültig zu Ende.
Die neuen Toiletten sind fertig
Die Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. freut sich über die Fertigstellung der neuen Toilettenanlage am Haupteingang des Botanischen Gartens. Im neuen Gebäude gibt es neben einer Herren- und einer Damentoilette endlich auch eine Behindertentoilette. Alle drei Toiletten sind jetzt ebenerdig zu erreichen, befinden sich auf dem Stand der Technik und sind klimatisiert. Besonders freut es die Stiftung, dass jetzt auf große Nachfrage von jungen Familien nach einem Wickelraum auch dieser Wunsch erfüllt werden konnte. In der Behindertentoilette wurde extra ein ausklappbarer Wickeltisch eingerichtet. Der Wickelraum wie auch die weiteren Toiletten sind von außen durch Metallpiktogramme links neben den Türen gekennzeichnet.
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Die Toiletten besitzen auch eine intelligente, ressourcensparende Technologie. Die Beleuchtung schaltet sich selbständig aus, aber keine Angst, eine Handbewegung oder Rufen löst den Bewegungsbzw. Geräuschsensor aus und das Licht geht wieder an. Alle 24 Stunden wird das Wasser in der Toilettenanlage automatisch durchgespült, um die Legionellengefahr zu minimieren. Und beim Händewaschen geht alles berührungslos vonstatten, einfach die Hände unter den Wasserhahn halten und es läuft. An der Außenwand der Toilettenanlage haben wir jetzt zwei Lampen, die über eine Zeitschaltuhr gesteuert werden. So ist es nicht nur vor den Toilettentüren hell, sondern auch der Haupteingang mit seinen Toren ist jetzt ausgeleuchtet. Die neue Toilette ist auch wieder in die Schließanlage des Botanischen Garten integriert und wird so auch wieder vom Schließdienst bei Gartenschließung mit abgeschlossen. Für die Errichtung dieser gelungenen Toilettenanlage bedankt sich die Stiftung recht herzlich bei allen beteiligten Mitarbeitern der Stadt Solingen. Die Stiftung und die Stadt werden sich gemeinschaftlich um die Pflege und den Erhalt der Toilettenanlage kümmern. Für die Besucher des Botanischen Gartens ist die Nutzung der Toilette natürlich kostenlos. Text & Fotos: Matthias Nitsche
Fotos: Matthias Nitsche
Saatgutbörse Die Saatgutbörse im Botanischen Garten fand dieses Jahr am 17. Februar zum zweiten Mal statt und sie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Sie wurde 2018 von Carmen Dörner und Sabine SchulzWolff ins Leben gerufen mit der Absicht, Pflanzenfreunden eine Gelegenheit zu bieten, ihr selbst gewonnenes Saatgut – aus Gründen der Missverständlichkeit wird an dieser Stelle das Wort „Samen“ vermieden – weiterzugeben und sich gegebenenfalls mit neuen Arten einzudecken.
Natürlich steckt auch dahinter, die reichliche Samenproduktion der Pflanzen im Botanischen Garten für andere Interessenten nutzbar zu machen. Carmen Dörner hat fleißig geerntet und die Körnchen für den Tausch vorbereitet. Die Besucher der Börse waren in ihren eigenen Gärten ebenso fleißig tätig und haben Arten und Sorten mitgebracht, von denen wir von der Stiftung bisher noch nicht gehört hatten und die zur Bereicherung des Pflanzenangebots im Botanischen Garten beitragen können. Dazu gehören besondere Päoniensorten ebenso wie das „Sibirische Birnchen“, eine schmackhafte kleine Tomatensorte. Viele der Pflanzen wurden über Jahre in Gärten in und um
Solingen kultiviert, sind also gut an das bergische Klima angepasst, und es sind keine sogenannten F1-Hybriden, wie sie von den Saatgutfirmen vertrieben werden. Das sind Züchtungen, deren Blüten und Früchte von besonderer Schönheit und Qualität sind, die aber nicht im eigenen Garten weiter vermehrt werden können, ohne diese Qualitäten zu verlieren. Der Gartenbesitzer wird eine herbe Enttäuschung erleben, wenn er diese F1-Hybriden weiter züchten will. Das ist mit den Sämereien, die auf der Saatgutbörse getauscht werden, nicht der Fall. Oft handelt es sich dabei um regionale Sorten, die vom Aussterben bedroht wären, wenn sie nicht enthusiastische Gartenliebhaber fänden, die sich weiter um sie bemühten. Die Saatgutbörse dient damit auch dem Erhalt der pflanzlichen Vielfalt in unseren Gärten. Dass diese Absichten zunehmend mehr Anklang finden, war am regen Austausch an den Tischen in der Orchideenhalle festzustellen. Die Besucher, die teilweise zum ersten Mal im Botanischen Garten Solingen waren, freuen sich schon auf die Saatgutbörse im nächsten Jahr. Vielleicht gibt es auch Fotos von den Zuchterfolgen mit den getauschten Sämereien im eigenen Garten auf der Website des Botanischen Gartens – die ehrenamtlichen Helfer, die die Saatgutbörse ermöglicht haben, würden sich darüber freuen. Text: Sabine Schulze-Wolff 5
Was gibt es 2019 Neues im Botanischen Garten? Für das Jahr 2019 sind einige neue Dinge geplant. Die Stadt versucht in diesem Jahr, die beiden Unterstände, das „Heidehaus“ und den „Pilz“ am Teich, neu eindecken zulassen. Das Heidehaus wurde ja schon mehrfach angezündet und jedes Mal ist das Reetdach den Flammen zum Opfer gefallen. Das Reetdach am „Pilz“ war so verwittert und marode, das dieses ebenfalls abgetragen werden musste. Nach einigen statischen Berechnungen und vielen Vorplanungen der Stadt sollen die Dächer bepflanzt werden. Als Pflanzmaterial soll u.a. sukkulente Pflanzen eingesetzt werden.
Ein namhafter Solinger Unternehmer hat es uns ermöglicht, dass das Alpinum überarbeitet werden kann. Die Firma Steen wird in enger Abstimmung mit den Gärtnern der Stadt Trockenmauern wie-
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der neu aufbauen, lose Steine und Wegeplatten befestigen und Beete wieder neu einfassen. Bei der Bepflanzung sollen Gehölze zurückgeschnitten oder durch neue Gehölze ersetzt werden. Es soll hier keine Neugestaltung durchgeführt werden, sondern Instandhaltungs- und Ausbesserungsarbeiten, die in den normalen Pflegeaufgaben der städtischen Gärtner nicht enthalten sind. Auch der Festplatz soll ein Facelift bekommen. Damit wir bei Veranstaltungen nicht immer die schweren Bodenmatten bzw. bei Tanztees den Tanzboden aufbauen müssen, soll der Festplatz einen dauerhaften tanz- und bespielbaren Boden erhalten. Dieser neue Boden soll auch nivelliert werden, so dass das Gefälle ausgeglichen wird. Zur Zeit beträgt der Höhenunterschied von der Pergolaseite zur Teichseite 41 cm. Eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass der Platz nur 10,5 m breit ist. Für den Umbau sind noch eine Dinge zu klären und vorzubereiten. Wenn alles klappt, soll der Festplatz zum Gartenund Blumenmarkt einsatzbereit sein. Text & Fotos: Matthias Nitsche
Putztag in der Orchideenhalle: Die Stiftung sagt Danke! Am Samstag, den 19. Januar, war es soweit: Dem Schmutz und Dreck an den Fenstern der Orchideenhalle ging es an den Kragen. Carmen Dörner, Matthias Müller und viele weitere Mitstreiter nahmen sich ein Fenster nach dem anderen vor. Nachdem zuvor schon die Bepflanzung der Orchideenhalle zurückgeschnitten wurde, um an die Fenster zu gelangen, wurde es von gereinigten zu gereinigtem Fenster immer heller in der Halle. Vielen Dank für diesen Einsatz, der hat sich richtig gelohnt.
Vielen Dank auch an die Mitglieder, die jetzt nicht erwähnt wurden und so viel für die Stiftung und den Botanischen Garten leisten. Viele Dinge werden mittlerweile als selbstverständlich angesehen, sind es aber nicht. Danke für das Auf- und Abschließen des Gartens. Danke für das Reinigen der Toiletten. Danke für das Spülen. Danke für das Kuchenbacken und Kaffeekochen. Danke für das Auf- und Abbauen bei Veranstaltungen. Danke für die vielen Pflegestunden in den Gewächshäusern und in den Beeten im Freiland. Danke für die vielen Aufsichtsstunden. Danke für die Einkäufe. Danke den Verkauf von Kaffee, Kuchen, Eis, Getränken und Würstchen. Danke für das Erstellen der Gartenzeit, Blütenpresse, Plakate und Einladungen. Danke für die Pflege des Aquariums. Danke für das Werben von Sponsoren und die Pflege der Sponsorentafel. Danke für das Organisieren und Verwalten der Baumpatenschaften. Danke für das Führen unserer Bücher und Konten. Danke für das Pflegen der Mitgliederliste. Danke für das Sammeln mit den Sammeldosen. Danke für das Pflegen der Homepage und der Facebookseite. Danke für das Instandsetzen, Reparieren und Pflegen unserer Werkzeuge, Geräte, Maschinen und Gebäude. Danke für das Verteilen der Gartenzeit und das Werben für den Garten. Danke für ein Lächeln, Lachen oder ein Lob. Danke für Kritik, Ratschläge und die vielen Verbesserungsvorschläge. Danke für das Ausstellen von Spendenbescheinigungen, Verwalten von Dokumenten und Unterlagen. Danke für die vielen Verwaltungstätigkeiten und Arbeiten für die Stiftung. Danke für das Organisieren und Aussenden der Spendenschreiben. Danke für das Werben von neuen Mitgliedern. Danke für die Hilfe bei rechtlichen Fragen. Danke für den tollen Zusammenhalt. Danke für die Schlüsselverwaltung. Danke für die Planung und Organisation von Veranstaltungen. Danke für die Pressearbeit. Danke für ein nettes Wort. Danke für die viele Zeit, die für den Botanischen Garten aufgebracht wird. Danke für die vielen Führungen und Vorträge. Danke für das Rasenmähen. Danke für das Entgegennehmen von Lieferungen und Waren für den Garten. Danke für das Leeren unseres Postfachs. Falls wir eine Tätigkeit vergessen haben sollten, zeigt das nur, wie viel „Danke“ wir an all die vielen fleißigen Helfer sagen müssen und wollen. Ihr seid Spitze, vielen Dank. Text & Fotos: Matthias Nitsche 7
Die Sonnenschirme sind da! Seit 2004 richtet die Stiftung Veranstaltungen im Botanischen Garten aus, um den Garten bekannter zu machen und um Einnahmen zu generieren. Der Erfolg gab uns recht und jedes Jahr nahmen die Veranstaltungen zu. Eine der aufwendigsten Arbeiten ist das Auf und Abbauen der Zelte. 2017 kam aus Reihen des Aufbauteams der Vorschlag, statt der Zelte Schirme zu nehmen. Ein Jahr dauerte es, bis alle Planungen abgeschlossen waren, denn beim Aufstellen von Schirmen im öffentlichen Raum, was der Botanische Garten nun einmal ist, muss viel beachtet werden. Auch ist der Hülsen mit Klappscharnieren bestellt. So können Denkmalschutz ein wichtiger Punkt, der nicht die Schirme schräg in die Haltehülsen gesetzt und dann mittels der Klappscharniere aufgerichtet und vergessen werden darf. fixiert werden. Natürlich steckte der Teufel im Detail und die Lieferung der Klappscharniere verzögerte sich bis Mitte September und damit zu spät für die Saison 2018. Auch konnte das siebte Fundament wegen eines Kanaldeckels nicht an der geplanten Stelle gesetzt werden. Im Frühjahr diese Jahres wird das fehlenden Fundament aber etwas versetzt errichtet werden. Für die Saison 2019 stehen die Schirme dann aber zur Verfügung und werden die Zelte ablösen. Nur noch der Grill- und der Getränkestand werden als Zelt aufgebaut. Da es sich aber um „Schnellaufbaupavillons“ handelt, wird das kein großer Aufwand sein. Die Schirme werden noch durch flexible „Regenrinnen“ miteinander Die Schirme müssen schwer entflammbar sein und mit den beiden Pavillons verbunden, um eine und stärkeren Windböen standhalten können. Die durchgehend überdachte Fläche zu schaffen. Text & Fotos: Matthias Nitsche Wahl fiel auf spezielle, über 3 m hohe Schirme für die Gastronomie mit den Maßen 4,5 x 4,5 m, die wir als Vorführmodelle mit einen großen Nachlass erwerben konnten. Es wurden sieben Schirme angeschafft, die alle ein spezielles Betonfundament wegen der Standsicherheit erhalten mussten. Wegen des Baubooms konnten die Fundamente erst Mitte des letzten Jahres fertiggestellt werden. Um die Schirme aufstellen zu können, müssen diese in Haltehülsen geschoben werden. Um bei der Größe der Schirme das sichere Aufstellen gewährleisten zu können, wurden 8
Das Tropenhaus, ein kurzer Sachstandsbericht zur Sanierung Im Jahr 2013 hatte die Stiftung die Idee, das unter Denkmalschutz stehende Tropenhaus zu seinen 50-jährigen Geburtstag 2015 zu sanieren. Das Tropenhaus verfügt über keine automatische Lüftungssteuerung wie die anderen Häuser. Hier muss alles noch von Hand eingestellt werden. Auch sind viele der Fensterabdichtungen defekt, so dass das Tropenhaus einen hohen Wärmeverlust hat, was auch zu hohen Heizkosten führt.
Nach ersten Planungen und Untersuchungen wurde aber schnell klar, dass die Sanierung aufwendiger und langwieriger werden würde als zuerst angedacht. Bei einem ersten Schadstoffgutachten wurden an den Fensterrahmen Reste von Asbest gefunden. Als in den 1990er-Jahren die original einfachverglasten Fenster durch wärmedämmende Doppelstegplatten ersetzt wurden, wurde nicht alles von dem alten, asbesthaltigen Fensterkitt entfernt. Mit Hilfe des Solinger Architekten Manfred Krause, der die Stiftung ehrenamtlich unterstützt, wurde ein Sanierungsplan erstellt. Die vier Wände des Tropenhauses (das Dach wurde schon saniert, leider nicht denkmalgerecht, da vor der Unterdenkmalschutzstellung die Sanierung erfolgte) sollen denkmalgerecht saniert werden und zur besseren Wärmedämmung mit doppelverglasten Scheiben eingedeckt werden. Um herauszufinden, welche Glasart die optimale für die Pflanzen im Tropenhaus ist, wurden zwei Modelle ausgewählt und an zwei mit dem Denkmalamt abgestimmten Stellen eingebaut. Der Austausch war sehr aufwendig, da wegen des Asbests die Baustelle komplett verhüllt werden musste und die Glaser Schutzanzüge zu tragen hatten. Wäh-
rend der Arbeiten mussten weitere Schadstoffmessungen durch eine Fachfirma durchgeführt werden. Die alten Fenster wurden fachgerecht entsorgt und die Fensterrahmen auf mögliche Korrosionsschäden untersucht. Um die verzinkten Stahlrahmen nicht zu beschädigen, wurde beim Entfernen des Fensterkitts eine Art Heißluftföhn verwendet. Ein Statiker hatte zwischenzeitlich die Stahlkonstruktion des Tropenhauses auf die Tragfähigkeit für die doppeltverglasten Scheiben berechnet und grünes Licht gegeben. Nun ist die Testphase der beiden Fenstermodelle abgeschlossen und das finale Fensterglas ist gefunden. In Zusammenarbeit mit den städtischen Stellen ist eine Arbeitsgruppe aus Stiftung und Stadt zusammengestellt worden, die die Planungen zum erfolgreichen Abschluss führen sollen. Zurzeit erfolgt die Kostenermittlung, da das Tropenhaus auch eine moderne Steuerung erhalten soll, damit Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die Lüftung über einen Klimacomputer gesteuert werden können. Die Kosten für die Sanierung werden aber auf über 200.000 Euro geschätzt. Nach der Kostenermittlung soll eine Infobroschüre erstellt werden, um Sponsoren zu gewinnen und Förderanträge stellen zu können. Diese soll bis Mitte des Jahres fertig sein. Wenn die benötigten Mittel zusammenkommen, soll die Sanierung von Mitte August 2020 bis Ende Oktober 2020 erfolgen. Für den November 2020 ist dann die Wiedereröffnung geplant. Also, Sponsoren gesucht! Text & Fotos: Matthias Nitsche
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E-Bike-Tankstelle im Botanischen Garten:
Die Stadtwerke Solingen helfen mit Aufgrund des immer stärker zunehmenden Fahrradtourismus im Bergischen Land und des geplanten Lückenschlusses des Radwegenetzes zwischen dem Rheinland und dem Ruhrgebiet möchte auch der Botanischer Garten Solingen, der an der Korkenziehertrasse liegt, die ein Teil des Bergischen Panoramaradweges ist, sein Angebot für den Fahrradtourismus ausbauen. Neben weiteren Fahrradständern an Eingang Frankfurter Damm und am neuen Eingang am Klinikum soll am Haupteingang rechts neben der neuen Toilettenanlage eine E-Bike-Tankstelle entstehen. Die neue E-Bike-Tankstelle soll aus einem ca. 2 m hohen rechteckigen Turm bestehen, der wie im Schwimmband drei Schließfächer hat. In jedem Schließfach soll dann zukünftig an einer Steckdose je ein Akku aufgeladen werden können. Links neben dem Ladeturm entstanden dann fünf grüne Fahrradständer, die beidseitig genutzt werden können und so Platz für zehn Fahrräder bieten. Für den Ladeturm wurde schon ein Leerrohr ver-
legt, um diesen zukünftig aus dem Technikraum der Toilettenanlage mit Strom zu versorgen. Die Pflaster- und Einbauarbeiten werden von der Ausbildungskolonne der technischen Betriebe übernommen. Die Wartung und Pflege der Anlage soll von der Stiftung übernommen werden. Wir erhoffen uns mit der E-Bike-Tankstelle, den Botanischen Garten auch für weitere Zielgruppen interessanter und attraktiver zu machen. Die Natur aus aller Welt kennenlernen und dabei umweltfreundlich anreisen ist nachhaltig und zukunftsweisend. Das ist auch der Ansatz, den die Stadtwerke Solingen haben und deswegen die EMobilität in Solingen unterstützen und fördern. Wir freuen uns sehr, dass die Stadtwerke Solingen uns bei diesem Projekt mit 4.000 Euro unterstützen. So ist der Kauf der Ladesäule finanziert. Wenn alle Arbeiten nach Plan laufen, wollen wir Mitte Mai die neue E-Bike-Tankstelle einweihen. Den genauen Termin geben wir natürlich in der Presse und auf unserer Homepage bekannt. Text & Fotos: Stiftung Botanischer Garten Solingen Logo: © Stadtwerke Solingen
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Hälfte davon sogar im Bromelienhaus, das von den SW SG gesponsort wird. Frau Schulz-Wolff leitet die offene Malgruppe im Botanischen Garten, die einmal im Jahr ihre Arbeiten dort Elf großformatige Blumen- und Pfl anzenmoti- präsentiert. ve in Acryltechnik, gestaltet von Sabine Schulz- Wer jetzt Lust bekommen hat, bei der offenen Wolff, wurden von Februar bis April im Kun- Malgruppe im Botanischen Garten vorbeizudencenter der Stadtwerke Solingen (SW SG) schauen, findet die Termine auf der Internetseite ausgestellt. Die Bilder sind bis auf eines im Bo- des Botanischen Gartens. tanischen Garten Solingen entstanden, etwa die Text & Fotos: Sabine Schulz-Wolff
Der Botanische Garten zu Gast bei den Stadtwerken Solingen (SW SG)
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Die Sponsorentafeln im Botanischen Garten Es war im Jahr 1998, als der Verein Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. von engagierten Solingern gegründet wurde und es sich zur Aufgabe machte, den einzigartigen Botanischen Garten in Solingen zu erhalten. Damals war die Umwidmung als Denkmal noch nicht erfolgt. Zu dieser Zeit war ebenfalls noch nicht abzusehen, welche finanziellen Kraftanstrengungen neben der ehrenamtlichen Arbeit auf den Schultern des Vereins lasten würden, besonders durch die denkmalgerechte Erhaltung des Gartens. Durch das beherzte Engagement der Mitglieder, die Großzügigkeit vieler Förderer und die gut frequentierten Veranstaltungen auf dem Gartengelände konnte diese Aufgabe bis heute gemeistert werden. Mit Errichtung der Spender- und Sponsorentafeln, die sich am Haupteingang befinden, wurde eine weitere Möglichkeit geschaffen, die vielen Unterstützer auch offiziell namentlich zu erwähnen. Mit dem Erwerb einer Tafel mit Ihrem Namen, besonders werbewirksam für Firmen, Vereine oder Restaurants, tragen Sie mit dazu bei, den Garten zu verschönern und zu erhalten. Jede Spende fließt zu 100 % in unsere Arbeit am und im Garten. Diese Tafeln gibt es in den Größen 58 x 18 cm und 58 x 38 cm. Die damit verbundenen Kosten liegen zwischen € 200,00 und € 600,00 für eine Laufzeit von zwei Jahren. Eine Verlängerung ist unbürokratisch jederzeit möglich, darüber freuen wir uns selbstverständlich sehr.
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Noch kurz erwähnt: Die Fundamente der Tafeln sind durch ehrenamtliche Helfer und Mitglieder errichtet worden und wurden statisch berechnet. Die Holzbalken der Tafeln sind gegen Verwitterung dampfimprägniert und stehen somit auf festen Füßen. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung, sprechen Sie uns persönlich an unseren Gartentagen an oder per E-Mail unter info@botanischer-garten-solingen.de. Text & Fotos: Bärbel Mentzel
10 Jahre Stiftungsfahrt
Leider konnten wir die kanarische Zwergbananenstaude, von der wir 1963 zur Eröffnung des Botanischen Gartens Solingen vom damaligen Direktor des Palmengartens Samen geschenkt bekommen hatten, nicht besichtigen. Auch ohne die Banane war es ein sehr schöner, aber auch anstrengender Tag, und der Bus der Firma Wiedenhoff brachte uns um 17 Uhr wieder zurück nach Solingen. In diesem Jahr führt uns die Stiftungsfahrt 2019 zu den Gärten von Schloss Arcen (Kasteeltuinen) in den Niederlanden.
Foto: Matthias Nitsche
Foto: Redaktion
Jedes Jahr wird eine andere grüne Oase angesteuert. 2018 ging es zum Palmengarten in Frankfurt. Der Palmengarten ist einer von zwei Botanischen Gärten in Frankfurt am Main und liegt im Stadtteil Westend. Mit 22 ha ist er einer der größten Gärten seiner Art in Deutschland. Direkt an die nordöstliche Ecke des Palmengartens schließt der Botanische Garten Frankfurt an, der bis 2011 zum Fachbereich Biowissenschaften der JohannWolfgang-Goethe-Universität Frankfurt gehörte. Ebenfalls direkt benachbart liegt der Grüneburgpark. Diese drei Gärten bilden die größte innenstadtnahe Grünanlage Frankfurts.
durch die Schauhäuser führte. Hierzu wurde unsere Reisegruppe in drei gleichgroße Gruppen aufgeteilt, die zeitgleich, aber in verschiedenen Richtungen startete. Neben viel Wissenswertem gab es auch viel zu fühlen, testen oder zu probieren. Foto: Matthias Nitsche
Die Stiftungsfahrt wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen, damit sich die Mitglieder der Stiftung, die in den verschiedensten Abteilungen und Teams arbeiten, einmal in Ruhe kennenlernen, sich mit dem Vorstand austauschen und einen anderen Garten oder Park kennenlernen können.
Am Samstag, den 31. August, fahren wir um 8.00 Uhr vom Parkplatz Vogelsang/Ecke Frankenstraße Von 10-17 Uhr hatten die 56 Teilnehmer der mit einem Reisebus der Firma Wiedenhoff pünktausverkauften Stiftungsfahrt die Möglichkeit, bei lich los (bitte um 7.45 Uhr am Treffpunkt sein!). strahlemden Sonnenschein die drei Gärten zu er- Zwischen der Maas und der deutsch-niederlänkunden. Zwischen 10.30 und 12 Uhr gab es eine dischen Grenze befindet sich – im Südosten von Führung, die durch die Freilandfläche und auch Arcen – das Landgut Arcen (494 Hektar). An der 13
Fotos: Redaktion
Westseite des Landguts befindet sich das mit einer doppelten Gracht umgebene Schloss mit den angrenzenden Gärten und dem Naturentwicklungsgebiet ‚Barbaras Weerd‘. Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Schloss wurde im Auftrag der Herzöge von Geldern (Gelre) erbaut. Das heutige Schloss wurde auf den Ruinen der früheren Burg erbaut, die wiederum auf den Überresten der ersten Burg ‚Huys den Kamp‘ gebaut wurde.
Das heutige Schloss wurde in der Barockzeit gebaut. Der Barock zeichnet sich durch üppige Formen und das damalige Streben nach Größe und Reichtum aus. Der linke Seitenflügel und die linke Seite des Schlosses brannten zwischen 1806 und 1850 bis auf die Grundmauern ab. Nur die linke Seite des Schlosses wurde später wieder aufgebaut. Der letzte Bewohner des Schlosses, Professor Deusser, verließ das Schloss im Jahr 1931. Danach folgen viele Jahre Leerstand und Verfall.
Innerhalb von zwei Jahren wurde mit dem Entwurf des Gartenarchitekten Niek Roozen eine einzigartige Gartenanlage realisiert, die am 21. Mai 1988 von Prinz Bernhard eröffnet wurde. Seit dieser Zeit besuchten jährlich Tausende Besucher den Park. Seit Ende 2012 leitet die Stiftung Het Limburgs Landschaft wieder in eigener Regie und betreibt den Park selbst. (Text von der Homepage des Parks) www.kasteeltuinen.nl/de)
Wir werden gegen 10:00 Uhr am Schloss ankommen. Im Park und am Schloss gibt es verschiedene Restaurants und Cafés. Der historische Ort Arcen ist ca. 200 m vom Schloss entfernt und liegt direkt an der Maas. Die alte Schlossmühle befindet sich 300 m die Hauptstraße rauf und beherbergt neben einem Café mit Biergarten an der Maas auch eine Likörfabrik, die auch besichtigt werden kann. Für die Besichtigung des Parks, des Schlosses und der Umgebung ist Zeit bis 17:45 Uhr zur freien Verfügung Um 18 Uhr treten wir dann wieder die Rückfahrt an. Wir werden dann gegen 20 Uhr auf dem Parkplatz am Vogelsang/Frankenstraße wieder ankommen. Auf Anfrage stehen auch Rollstühle zur Verfügung. Wege und Toilettenanlagen sind behindertengerecht ausgebaut. Die Teilnahmegebühr inkl. Eintritt in den Park (32 ha) und das Schloss sowie Busfahrt beträgt 28 Euro für Mitglieder und 33 Euro für Gäste von Mitgliedern. Achtung: Mitglieder bis einschl. 17 1976 verkaufte die Stiftung Antonie Deusser das Jahre zahlen nur 14,50 Euro (der Ausweis ist an Schloss mit den Nebengebäuden und dem ausge- der Kasse vorzulegen). Die Gruppengröße ist auf dehnten Landgut an die Stichting (Stiftung) Het 63 Personen beschränkt. Verbindliche Anmeldung Limburgs Landschap. Diese Stiftung begann mit unter der Telefonnummer 310385. Die Teilnaheiner umfangreichen Restaurierung des Schlos- megebühr ist umgehend nach der Anmeldung ses und des dazugehörenden Außenbereichs. Seit auf das Konto der Stiftung, Stichwort „Stiftungs1986 werden das Schloss und das 32 Hektar um- fahrt“, zu überweisen (IBAN: DE26 3425 0000 fassende Landgut in Erbpacht von Kasteeltuinen 0005 4490 20; BIC: SOLSDE33XXX). Arcen B.V. verwaltet. Text: Matthias Nitsche 14
Baumfarne, ein lebendes Relikt der Urzeit Sie sind seit einigen Jahren auch bei uns im Botanischen Garten in Solingen zu bestaunen. Und jetzt vieles Interessantes dazu: Als vielseitig botanisch interessierter Orchideenliebhaber begegneten mir in Beschreibungen von Orchideenstandorten in den Regen- und Nebelwäldern von Mittelamerika auch immer wieder die Fotos verschiedener exotischer Baumfarne. Die strahlten doch etwas Unwiderstehliches, Exotisches aus, einen Hauch von „Urzeit, aber hier auch jetzt immer noch präsent, ein Wunder der Evolution und der Natur“. Und dann begann ich, mich mal mehr mit dieser faszinierebden Pflanzenfamilie zu befassen. Was sind eigentlich Baumfarne und was ist das Charakteristische an ihnen? Es sind eben keine Farne die auf Bäumen wachsen (auch derartige, epiphytischen Farne gibt es vielfach!), sondern solche, die einen aufrechten Stamm mit einer ausladenden Krone aus fein gefiederten Farnwedeln bilden. An den Naturstandorten können diese mehr als 20 m hoch werden. Die Stabilität der bei den meisten Arten sehr schlanken Stämme wird dadurch erreicht, dass ein Wurzelwerk von der Krone abwärts den ganzen Stamm umschließt. So ist es dann auch gut zu wissen, dass es bei der Kulter von Baumfarnen, egal, wo auch immer, nötig ist, die Stämme immer gut feucht zu halten.
Bei meinem ersten Besuch auf Madeira im Jahre 1973 bestaunte ich über die überall auf der Insel zu findenden üppigen Baumfarne, vornehmlich in den kühleren, nebelfeuchten Bergregionen. Eigentlich sind die Baumfarbe hier gar nicht heimisch, ihre Heimat ist die Südhalbkugel: Australien, Tasmanien, Neuseeland, Neu-Kaledonien, Papua-Neuguinea und auch Süd- und Mittelamerika. Man fand mehrfach Fossilien, die ca. 380 Mill. Jahre alt sind, eine unvorstellbare Zeit, in der sich eine Pflanze in der Evolution (die ja auch heute noch aktuell und aktiv ist) bis heute entwickelt hat. Diese Farne haben sich auch bis heute kaum verändert! Das war dann im Erdzeitalter des Karbon, vor ca. 360 bis 300 Millionen Jahren, als unvorstellbare Mengen Baumfarne, Schachtelhalm- und Bärlappgewächse riesige Gebiete auf dem Globus bedeckten, abstarben, unter Schlamm begraben wurden und unter enormen Drücken und Temperaturen die weltweiten Steinkohleflöze entstehen ließen. Ausgelöst wurde dies durch mehrfache, extreme Klimaveränderungen. Und dann, in der Kreidezeit, vor 145 bis 66 Millionen Jahren, gab es dann die größte Ausbreitung dieser Baumfarne, z.T. auch in der nördlichen Hemisphäre. Diese wurden dann aber durch mehrere Eiszeiten völlig auf die Südhalbkugel verdrängt, wo sie auch heute noch weit verbreitet sind und oft
Abb. 1: Baumfarne auf Madeira. Foto: Baldur Bert
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Wegen ihrer exotischen Anmut und Schönheit fanden diese inzwischen auch viele Liebhaber bei uns in Europa, aber da ist immer die Frage: Ist deren Kultur bei uns im Freiland überhaupt möglich? Aber ja! Mit ein wenig Sachverstand und viel Einfühlungsvermögen kann man einige Baumfarnarten auch bei uns im Freiland mit entsprechendem Winterschutz erfolgreich kultivieren (so z.B. Dicksonia antarctica, Dicksonia fibrosa, Cyathea cooperi). Baumfarne bevorzugen einen leicht schattigen bis leicht sonnigen Standort und ein gut durchlässiges, humoses Substrat, gleichmäßig feucht und ohne Staunässe. Gießen sollte man immer über Kopf und besonders bei trockener Luft die Wedel und
Abb. 2: Fossiler Baumfarn aus dem Perm. Foto: CC-BY SA 3.0, www.ogy.de/baumfarn
regelrechte, wunderschöne Wälder bilden (Neuseeland, Australien, Tasmanien). Vor ca. 200 Jahren kamen dann auch die ersten Baunfarne (Dicksonia antarctica) nach Europa, mitgebracht von Seefahrern und Botanikern, so u.a. nach Madeira, auf die Azoren (wo sie ein exzellent geeigtnetes Klima vorfanden ) und nach SüdwestEngland, wo sie auch heute im Freien ohne Winterschutz gedeihen.
Abb. 3: Dicksonia antarctica in Tasmanien. Foto: Eric Hunt, Flickr
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Abb. 4: Dicksonia fibrosa. Foto: sanxiaodevea, Flickr
Abb. 5: Blick von oben auf meinen Baumfarn. Foto: Baldur Bert
den Stamm gut feucht halten. Hat man einen hellen, frostfreien Überwinterungsraum, kann man sie auch gut in größeren Kübeln kultivieren und vor den ersten Frösten reinstellen. Eine oft angegebene Frosttoleranz sollte man mit Vorsicht genießen, also bitte möglichst jedes RiAbb. 6: Cyathea cooperi. siko vermeiden. Im Jahre 1973, als ich Cyathea Foto: Baldur Bert cooperi auf Madeira bewunderte, nahm ich eine ganz kleine Jungpflanze mit nach Solingen in meinen Garten. Dort wuchs dieser Baumfarn in 30 Jahren auf ca. 3 m Stammhöhe heran, wo er in jedem Frühjahr wieder eine neue, imposante Krone mit über 3 m Durchmesser ausbildete. Und dann kam das Ende einer 30-jährigen, liebevollen Pflege, in einer eisigen Sylvesternacht fiel im „Überwinterungsschutz“ die Heizung komplett aus und minus 6 °C herrschten im Inneren, das war dann das Aus. Retten konnte ich noch einige Wedel mit reifen Sporangien (= Sporenbehältern), wobei ich dann auch noch große Mengen staubfeiner Farnsporen gesammelt habe. Die Vermehrung dieser Baumfarne geschieht generativ, d.h. durch Samen bzw. hier durch Sporen. Da habe ich hier nun die gesammelten, staubfeinen Farnsporen, jede mikroskopisch klein, und jede enthält das Erbgut ihrer Mutterpflanze, seit Millionen von Jahren immer wieder weitergegeben, ein wahres Wunder der Evolution und der Natur. Die habe ich dann auch mal ausgesät und unter Beachtung ganz strenger Vorgehensweise nach zwei oder drei Versuchen Abb. 7: Sporangien von Cyaschon nach wenigen Monaten lebensfähige Baumthea dealbata aus Neuseefarn-Jungpflanzen auf den Weg gebracht, in den land. Foto: SilverStack, Flickr Kreislauf, aus dem sie vor Millionen von Jahren hervorgingen und in dem sie weiterleben werden. Inzwischen sind daraus stattliche Kübelpflanzen geworden und immer noch sind es bewundernswerte Relikte der Urzeit. Text: Baldur Bert 17
Katazome-Workshop im Botanischen Garten Solingen Färberpflanzen haben im Botanischen Garten Solingen bereits eine Tradition. Beispielsweise finden sich Krapp (rote Farbe) und Färberwaid (blauer Farbstoff) neben anderen Färbepflanzen schon länger in den Beeten. Das Färben mit den Naturfarbstoffen wird hingegen noch nicht so lange angeboten. Im letzten Jahr fand erstmalig ein Indigo-Färbeworkshop mit der Shibori-Technik unter Anleitung von Ulrike Bogdan statt. Auch dieses Jahr wird es einen umwelt- und geruchsfreundlichen Indigo-Workshop geben. Die Handwerkskunst des Blaufärbens mit Indigo war früher recht „anrüchig“, weil für das Ansetzen der Färbe-Küpe Urin verwendet wurde (bevorzugt von jungen Knaben). Ulrike Bogdan verwendet dagegen eine unschädliche und nasenfreundliche Fructose-Küpe um die wunderschönen Blautöne zu erzielen, für die Indigo so berühmt ist. Dieses Mal geschieht die Textilgestaltung mit der Naturfarbe jedoch nicht mittels Abbindetechnik (Shibori), sondern durch eine Reservetechnik. Katazome ist die japanische Variante des Blaudrucks. Dabei wird eine Reispaste auf den Stoff aufgetragen, die verhindert, dass an diesen Stellen die Farbe in das Gewebe dringt. So entstehen weißbleibende Muster auf blauem Grund. Dauer des Katazome-Workshops: 17.5.2019 11-18 Uhr und 18.5.2019 11-18 Uhr Treffpunkt: Orchideenhalle des Botanischen Gartens Solingen Anmeldung an: Ulrike Bogdan mail@nemo-ignorat.de Text & Fotos: Sabine Schulz-Wolff
Abb. 2-4: Bilder vom letztjährigen Indigo-Workshop mit Sihibori-Technik.
Abb. 1: Die Teilnehmer hatten 2018 viel Spaß beim Workshop.
Abb. 5: Vorschau auf den Katazome-Workshop.
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Aus der Bromelienhalle Wer mit offenen Augen durch die Bromelienhalle geht, wird Interessantes sehen. Manche Blüten sind groß, andere klein. Ein Mittelding ist die Blüte von Neoregelia ampullaria (in der Sammlung falsch mit nur einem l im Artnamen bezeichnet). Sie stammt aus Brasilien und wird relativ häufig angeboten, auch wegen ihrer schön gezeichneten Blätter. Foto: Redaktion
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Der Kampf um die Hecke Ein Falter erobert Mitteleuropa
Foto: Carmen Dörner
Er sieht eigentlich gar nicht so schrecklich aus, ein wenig fremd vielleicht. Schließlich kommt er aus Ostasien und ist noch nicht so lange bei uns. Er kam zusammen mit seiner Futterpflanze nach Europa und infizierte den europäischen Buchs. Die Rede ist vom Buchsbaumzünsler, wissenschaftlich Cydalima perspectalis.
Der Falter kam vor etwa zehn Jahren in Europa an. Sein erster Auftritt fand wohl im Raum Basel/ Lörrach statt; von da aus konnte er erst Deutschland, dann Österreich, Frankreich, die Schweiz, die Niederlande und England erobern. Seit 2013 treibt er sein Unwesen in NRW und wandert weiter nach Norddeutschland. Der Schmetterling hat sich natürlich die Zuneigung der Gartenliebhaber zum Buchs zunutze gemacht. Aus eigener Kraft hätte er viel länger für die Strecken gebraucht. Ein Falter kann ungefähr eine Strecke von drei Kilometern fliegen. Der Handel mit den jungen Buchsbäumchen half Eiern und Raupen, große Entfernungen zu überwinden. Der Lebenszyklus des Buchsbaumzünslers Der nachtaktive Falter lebt ca. acht Tage. Während dieser Zeit legt das befruchtete Weibchen etwa Abb. 2: Buchsbaumzünslerraupe. Foto: Redaktion
100 linsenförmige Eier an die äußeren Blätter des Buchsbaums. Die Raupen wandern nach dem Schlupf meist ins Innere der Pflanze, um geschützt zu sein, und fressen sich nach außen durch. Gegen März/April kann man die ersten Raupen und viele Kothäufchen beobachten, frisch geschlüpfte Falter sind im Juni zu sehen. Etwa sechs bis sieben Larvenstadien macht eine Raupe durch. Die Larvenzeit kann zehn Wochen betragen, sehr warmes feuchtes Wetter kann die Zeit auf bis zu drei Wochen verkürzen. Im Juli schlüpft die zweite Population an Raupen, die als Falter im August/September fertig ist. Erwachsene Raupen sind etwa 5 cm lang und verpuppen sich dann in einem lockeren Gespinst aus toten Blättern, die von Spinnfäden zusammen gehalten werden.
Abb. 3: Raupen und Kothäufchen. Foto: Camen Dörner
Im Sommer dauert es etwa eine Woche, bis der fertige Falter schlüpft. In einem Jahr gibt es drei Gelege, die Raupen des letzten Geleges im Jahr spinnen sich im 3. oder 4. Raupenstadium gegen Ende Oktober ein, um zu überwintern. Geht Abb. 4: Junge Puppe. Foto: Camen Dörner
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die Temperatur im Winter über 7 °C, beginnt die Raupe wieder zu fressen. Fatal ist, dass die Raupe weiter frisst, wenn der Buchs längst alle Blätter verloren hat. Sie macht dann einfach an der Rinde weiter. Ist die auch nicht mehr vorhanden, geht’s ans Holz. Das bringt den Buchsbaum zum Absterben. Der Zünsler im Botanischen Garten Wie unsere Besucher damals unschwer erkennen konnten, führte die Stiftung Botanischer Garten seit 2016 einen Kampf gegen den Zünsler. Im Sommer 2017 sah es noch so aus, als würden sich die Buchsbaumhecken im Bauerngarten erholen. Wir hatten die Hecke und Buchskugeln stark gestutzt, tote Blätter mit Raupen, Puppen und Eiern herausgesaugt und zwei Pheronomfallen aufgehängt. Während der Brutzeit flogen die Meisen munter in die durch das Stutzen geöffnete Hecke. Mittlerweile gibt es Beweise dafür, dass die heimische Vogelwelt den Zünsler als Futterquelle für sich entdeckt hat. Er galt lange Zeit als für Vögel ungenießbar, weil manche Vögel die verschluckten Raupen wieder ausgewürgt hatten. Vielleicht war unseren gefiederten Freunden einfach der Geschmack der Raupen zu fremd.
Abb. 5: Pheromonfalle mit Zünslern. Foto: Camen Dörner
Seit dem Spätsommer ging es unseren Hecken und Buchskugeln wieder schlecht. Ob es am Ende der Brutzeit lag oder ob die Wetterlage es begünstigte: Der Zünsler hatte sich explosionsartig vermehrt. Uns blieb nichts weiter übrig, als den Buchs herauszureißen und im nächsten Jahr durch geeignete Pflanzen zu ersetzen. Wir müssen nach vorne schauen! Welche Gegenmaßnahmen gibt es? Der Kampf gegen die Raupen ist langwierig und mühselig. Sind noch nicht so viele Raupen im Buchs, kann der Pflanzenfreund sie absammeln, um der Pflanze eine Atempause zu verschaffen. Mittels Hochdruckreiniger können die gefräßigen Tierchen aus
dem Buchs gespült werden. Dabei wird aber nur ein Teil der Schädlinge erfasst. Mit dem Laubsauger können wenigstens die abgestorbenen Blätter mit den Eiern und Larven der ersten Stadien herausgesaugt werden. Das beugt auch dem Befall mit dem Pilz Cylindrocladium buxicola vor, der für das Buchssterben verantwortlich ist und im Verdacht steht, durch die Kothäufchen der Raupen begünstigt zu werden.
Abb. 6: Ein trauriger Anblick. Foto: Redaktion
Alles herausgesaugte und abgeschnittene Material musste bis vor kurzem noch im Müllheizkraft werk entsorgt werden. Mittlerweile haben die Betreiber der Kompostieranlagen die Kerntemperatur so hoch gefahren, dass keine Gefahr besteht, den eigenen Garten durch Kompost zu infizieren. Die meisten Gifte gegen die Raupen sind bedenklich. Das hochgelobte Mittel „Calypso“ ist umstritten, gegen viele Fraßgifte ist die Raupe resistent. Für Säugetiere sind einige Spritzungen nicht gefährlich, bei Vögeln und Hautflüglern (z.B. Bienen) können sie fatale Folgen haben. Ein rechtzeitiger Rückschnitt kann die Pflanzen retten, weil oft, damit verbunden, der größte Teil der Raupen auf diese Art entfernt wird. Der Gartenfreund kann seine wenigen Buchsbäume so gut durch das Zünsler-Jahr bringen. Das Bakterium Bacillus thuringiensis hat sich in manchen Fällen bewährt, auch das Neem-Pflanzenöl kann helfen. Es soll die Pflanzen widerstandsfähiger machen. Pheronomfallen mit ihrem Lockstoff sorgen dafür, dass die männlichen Falter gefangen werden und die Weibchen nicht befruchten können. So kann auch festgestellt werden, wie viele Falter zurzeit im Bereich des Gartens fliegen. Wenn auf Giftspritzungen verzichtet wird, haben Vögel wie der Sperling, der Gartenrotschwanz und die Meise eine Chance, den Raupenbefall in Schach zu halten. Mit Nistkästen und Ganzjahresfütterung kann man die gefiederten Freunde im eigenen Garten halten. 23
Hilfreich ist vielleicht auch folgende Seite im Internet: www.lepiforum.de. Dort erfährt der interessierte Leser noch mehr über den Zünsler.
Eibe – Taxus media Kleinwüchsige Kiefer – Pinus mungo ‘Glauca‘ Liguster – Ligustrum vulgare Heckenkirsche – Linicera nitida Geeignete Ersatzpflanzen Scheinzypresse – Chamaecyparis columnaris Ist der Buchs nicht mehr zu retten, gibt es einige Spindelstrauch – Euonymus fortunei gute Ersatzpflanzen, hier eine kleine Auswahl: Bei folgenden Pflanzen besteht der Verdacht, dass Japanische Stechpalme – Ilex crenata sie vom Zünsler angegangen werden, aber es ist bis Gewöhnliche Stechpalme - Ilex aquifolium jetzt nur ein Verdacht: Buchsblättrige Berberitze – Berberis buxifolia Rote Stechpalme – Ilex purpurea Blutberberitze – Berberis thunbergia Japanischer Spindelstrauch – Euonymus japonicus Fichten – Picea abies ‘Little Gem‘ und Picea glauca Korkspindelstrauch – Euonymus alatus ‘Alberta Globe‘ Text: Carmen Dörner
Der Bauerngarten im neuen Kleid Leider hat der Buchsbaumzünsler die Hecken im Bauerngarten, Küchenkräutergarten und Heilpflanzengarten so geschädigt, dass wir uns davon trennen mussten. Danach sah der Bauerngarten, die „Gute Stube“ des Botanischen Gartens, sehr traurig aus. Manchmal hat der Mensch aber auch Glück im Unglück. Ein gutes Angebot vom Gartencenter Heidehof kam uns zur Hilfe. Am 17.11., einem strahlend schönen Novembertag, hatten wir die Möglichkeit, die ersten Pflanzen einzusetzen. Welche Pflanzen? Die möchte ich einmal gerne vorstellen:
Abb. 1: Es dauert noch etwas, dann sieht die Hecke wieder gut aus.
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Es handelt sich um Ilex crenata – Japanische Stechpalme oder Bergilex. Sie gehört zu den Stechpalmengewächsen – Aquifoliaceae. Ihre Heimat liegt in Asien. Der Strauch wird drei Meter hoch oder höher, wächst aber recht langsam. Ilex crenata eignet sich gut zum Heckenschnitt, um die Pflanzen niedrig zu halten. Die Pflanzen sind zweihäusig, d. h. es existieren weibliche und männliche Pflanzen. Die „Weibchen“ bekommen kleine, weiße Blüten und später schwarze Beeren. Die ganze Pflanze ist giftig. Für Grünanlagen werden männliche Pflanzen gezüchtet, um das Risiko für Kinder und Tiere zu mini-
Abb. 3: Auf den ersten Blick kaum vom Buchs zu unterscheiden: Ilex crenata.
Abb. 2: Wenn viele Hände anpacken, geht es viel leichter.
mieren. Der Bitterstoff im Pflanzensaft sorgt auch dafür, dass sie nicht gefressen werden, weder vom Zünsler noch von anderen Tieren. Der Buchsbaum ist übrigens nicht weniger giftig. Der Bergilex ähnelt im Wuchs dem Buchsbaum, darum ist er zur Zeit die Ersatzpflanze No. 1. Die Blätter sitzen wechselständig am Geäst und werden 1 bis 2 cm lang. Der Blattrand ist leicht gekerbt, da erkennt man ein wenig die Verwandtschaft mit dem europäischen Ilex. Stechen tut Ilex crenata allerdings kein bisschen. Zurück zu unserer Pflanzaktion. Ganz spontan hatten sich ein paar Mitglieder bei mir gemeldet und ihre Hilfe zugesagt. Den mitgelieferten Kompost mischten wir mit der vorhandenen Erde, um den Boden zu verbessern. In die danach vorbereiteten Löcher pflanzten wir dann den Ilex. Man sollte darauf achten, dass die Pflanze nicht tiefer in der Erde sitzt als vorher im Topf. Steht sie zu tief, kann Fäulnis die Folge sein. Bei Heckenpflanzungen lautet die Faustregel: Je nach Größe der Pflanzen nimmt
man drei bis fünf Pflanzen pro Meter. Wichtig sind gleichmäßige Abstände zwischen den einzelnen Pflanzen. So sollte zwischen den Pflanzen noch etwas Platz sein, der Wurzelballen und das Geäst entwickeln sich ja noch. Nach der Pflanzung muss gewässert werden, auch wenn es gerade regnen sollte. Wenn sich nicht durch ausreichendes Angießen sofort die feuchte Erde um die Wurzeln legt, können die Wurzelspitzen vertrocknen. An der Wurzelspitze sitzen aber die Wurzelhärchen, die für die Pflanze zur Aufnahme von Wasser und Nährstoffen lebensnotwendig sind. Nach der ganzen Aktion machten wir erst mal Mittagspause und ließen uns eine herzhafte Mahlzeit schmecken. Der Bauerngarten kann sich nun wieder sehen lassen. In letzten Frühjahr bekamen die Pflanzen ihren ersten Schnitt, damit sie sich verzweigen. Sobald es unsere Zeit und gutes Wetter erlaubt, werden wir auch die anderen beiden Themengärten mit neuen Heckenpflanzen bestücken. Text & Fotos: Carmen Dörner
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Kaiser Karls Garten Der frühmittelalterliche Heilpflanzengarten rückt nicht sofort ins Blickfeld, wenn man durch den Botanischen Garten geht. Die duftende Pracht der Rosen muss der Besucher erst hinter sich lassen, um dorthin zu gelangen. Als erstes fällt die Blattmasse der Heilkräuter auf, sie blühen leiser als die typischen Gartenpflanzen. An Sommertagen duftet es dort nach Engelwurz, Fenchel, Eberraute und Katzenminze.
Abb. 2: Großes Interesse an der Führung.
Abb. 1: Engelwurz.
Der Ursprung des Heilpflanzengartens geht auf die „Capitulare de villis vel curtis imperii Caroli Magni“, kurz: die Landesgüterverordnung Karls des Großen, aus der Zeit um 814 n. Chr. zurück. Um diesen Garten zu verstehen müssen wir in die Vergangenheit reisen. Das sogenannte „Dunkle Zeitalter“, wie das Frühmittelalter auch genannt wird, war geprägt von Mangel. Gutes Wasser war knapp. Die oberirdischen römischen Wasserleitungen, die die Städte mit sauberem Wasser versorgt hatten, waren durch Vernachlässigung und Kriege verfallen. Weil es wenige Möglichkeiten zur Kühlung gab, war das Essen auch nicht immer einwandfrei. Dazu gab es diverse Kriegswirren unter den Herrschern, den Merowingern und später den Karolingern, wodurch die Äcker verwüstet wurden und die Bevölkerung verarmte. 26
Abb. 3: Ein Lindenbaumschwärmer am Ewigen Kohl.
Abb. 4: Große Vielfalt in Karls Garten.
Durch die Landesgüterverordnung der königlichen Hofgüter, auch Kapitularien genannt, wurde der gesamte Haushalt geregelt. Dazu gehörten unter anderen die Viehhaltung, Pferdezucht, Felderwirtschaft, Stoff- und Weinproduktion und Gartenbau. Sogar die Wolfsjagd war strikt geregelt. Das war auch nötig, denn die Hofgüter waren dazu verpflichtet, Karl den Großen und seinen gesamten Tross während seiner Reisen und Kriegszüge unterzubringen und zu versorgen.
Abb. 6: Wegwarte.
Abb. 5: Blühender Porree.
Das Kapitel 70 der Kapitularien beinhaltet 90 Pflanzen mit latinisierten Namen, die die medizinische Versorgung gewährleisten sollten. Auch die Klöster waren angewiesen, diese Pflanzen zu pflegen, waren sie doch als einzige Institution, Hebammen und Druiden ausgenommen, fähig, Kranke zu versorgen. Die Stiftung Botanischer Garten Solingen pflegt auf 60 qm ungefähr sechzig Pfl anzen des Kapitels 70. Die Pfl anzenauswahl schwankt von Jahr zu Jahr, viele ein- und zweijährigen Pfl anzen werden nach dem Gesetz der Fruchtfolge angebaut. Aus diesem Grund erscheinen die 24 Einzelbeete jedes Jahr anders. Unser Bestreben geht dahin, viele längst vergessenen Gewächse des Mittelalters anzubauen, aber auch uns bekannte Pfl anzen eine Brücke zur heutigen Zeit schlagen zu lassen.
Einige der Pflanzen sind nicht nur selten, sondern auch sehr giftig. Andere Pflanzen können Allergien oder fototoxische Symptome auslösen. Wir bitten darum, keine Pflanzenteile abzuzupfen, sondern bis zu den Führungen zu warten, um die Pflanzen näher kennenzulernen. Zum Verständnis dieses Gartens nach historischer Vorgabe, es gibt nur wenige davon in Deutschland, bietet die Stiftung zwei Führungen im Jahr an, die von Donata Lockenvitz und Carmen Dörner geleitet werden. Die Führung im Frühjahr findet im Zeitraum Mai/Juni statt. Die Ernteführung kann im ausklingenden Sommer um der September herum besucht werden. Bei der Ernteführung geben wir dann an unsere Besucher weiter, was die jeweilige Pflanze an Blattmasse entbehren kann. Auch mitgebrachte Leckereien, unter Verwendung der Kräuter zubereitet, können gekostet werden. Zum Termin der Ernteführung sollten sich unsere Gartengäste Papiertüten (Butterbrottüten) mitbringen. Diese sind verträglicher für Pflanzenteile als Plastiktüten. Der Spendenerlös der Führungen kommt der Stiftung Botanischer Garten zugute. Noch ein kurzes Wort zum Schluss: Viele Besucher werden schmerzlich die sich durch den Heilpflanzengarten windende Buchbaumhecke vermissen. Sie musste leider entfernt werden, weil sie stark vom Buchsbaumzünsler befallen war. Die Hecke im Bauerngarten hat uns gelehrt, dass wir den Kampf gegen den Zünsler nicht gewinnen können. Der Heilpflanzengarten wird aber wieder eine neue Hecke bekommen, natürlich keinen Buchsbaum, und im Frühjahr wieder ein schönes Erscheinungsbild haben. Text & Fotos: Carmen Dörner 27
Aquarium wiederhergestellt Groß war der Schreck, als Mite 2017 festgestellt wurde, dass sich in der Aquarienscheibe ein Riss zeigte. Die Scheibe – 3 cm dick – bestand aus zwei Scheiben Sicherheitsglas, miteinander verklebt. Der Riss vergrößerte sich immer mehr und drohte, auch auf die Vorderseite überzugehen. Es war klar, es musste gehandelt werden. Fische und Pflanzen raus Natürlich musste das Aquarium vorher komplett geleert werden. Fische und Pflanzen fanden in je einem Faltaquarium Unterschlupf. Leider verzögerte sich der Einbau etwas, was den Fischen nicht besonders gut tat und letztlich zu einigen Verlusten führte. Nachdem das Wasser raus war (was auch nur mit Hilfe von Andreas Deutrich, einem sehr schlanken Freund von mir, gelang), konnte es an das Herausnehmen der Scheibe gehen.
Abb. 2: Die Notlösung als Zwischenquartier.
Scheibe raus – und interessante Erkenntnisse Dazu kamen die Glaser mit einem Hebekran und wollten die Scheibe vorne herausbugsieren. Ergebnis: Es klappte nicht. Die Scheibe war schlichtweg zu groß. Wir mussten sie am Riss abschlagen, sonst wäre sie nicht herausgegangen. Dann konnte sie abtransportiert werden. Erst zu diesem Zeitpunkt konnten die Maße für die neue Scheibe genommen werden, sie musste ja passen. Aber davon noch später mehr. Diese Ereignisse lassen übrigens nur einen Schluss zu: Die Scheibe wurde in den 1960er-Jahren als erstes ins Aquarium eingebracht, erst dann wurde das Aquarium und natürlich auch das Gewächshaus an dieser Stelle drumherum gebaut. Falls das Gewächshaus schon fertig war, muss die Scheibe in den heutigen Aquarienraum gestellt worden sein und dann erst wurde die vordere Wand gebaut, die Scheibe eingesetzt und das Aquarium gebaut. Wie 28
Abb. 1: Es hätte so einfach sein können...
auch immer, es bleibt ein gewisses Rätsel, wie das damals bewerkstelligt haben. Als Ursache war auch ein Schaden im Boden des Aquariums nicht ausgeschlossen worden. Wie sich aber nach dem Ausbau der Scheibe zeigte, kann das nicht so gewesen sein. Die einzige Möglichkeit, die übrig bleibt, ist: Vandalismus der übelsten Art. Es muss jemand so heftig gegen die Scheibe getreten haben, dass die innere Scheibe einen Riss bekam. Vorbereitende Arbeiten Als die Scheibe draußen war, konnten die weiteren Arbeiten beginnen. Der gesamte Bodengrund musste raus. Unter dem Kies lag Blähton, insgesamt waren ca. 200 l zu entfernen. Dazu kamen alte Backsteine, die aus unerfindlichen Gründen (von vorne oder oben unsichtbar) eingebaut worden waren. Die Schieferplatten wurden vorsichtig entfernt, schließlich musste der Originalzustand aus Denkmalschutzgründen wieder hergestellt werden. Die hölzerne Umrandung wurde mit einem Speziallack gestrichen, um sie gegen Schmierereien zu sichern, ein Ärgernis der letzten Jahre.
Die neue Scheibe
Die neue Scheibe musste extra angefertigt werden und sollte eingebaut werden. Die Glaser kamen, den Hebekran wieder dabei – und was stellte sich heraus: Sie war zu groß. Zurück in die Glaserei, beschneiden, wieder zurück und dann einkleben (mit ein paar Litern Silikonkautschuk). Abb. 4: Da war guter Rat teuer – zu groß!
Nachdem alles getrocknet war, kam mein Freund Andreas und setzte die Pflanzen, die die Auslagerung überstanden hatten, wieder ein. Nun konnte auch das Wasser wieder hinein. Nach einigen Tagen war das Wasser klar und auch die Fische konnten wieder zurück. Abb. 7: Ein MollyMännchen in Gold.
Ausblick Nachdem es zu einigen Verlusten gekommen war, Innenausbau Nun kam Christoph Feyer zum Einsatz, der dan- setzte ich drei Pärchen Goldmollys ins Aquarium kenswerter Weise die Rolle übernommen hatte, (die mit den komplett schwarzen Black Mollys die Schieferplatten wieder einzubauen. Das war biologisch identisch sind, es ist also nur eine Art). keine leichte Aufgabe und wurde vorbildlich er- Diese haben das Aquarium als wunderbar empfunden und sich extrem vermehrt. Da ihre Farbe ledigt. allerdings hübsch ist, finden die Besucher, die ich gesprochen habe, das Aquarium schön. Auch mit Abb. 5: Christoph bei seiden Pflanzen bin ich noch nicht zufrieden, eininer verdienstvollen Arbeit. ge machen sich zu breit. Allerdings ist hier eine Änderung am schwersten. Aber demnächst wird es eine Umgestaltung geben, was die Pflanzen angeht, und es werden auch wieder andere Fischarten einziehen, die auf dem Schild angeführt sind, aber jetzt nicht oder nur in sehr geringen Stückzahlen vorhanden sind. Dafür werden einige Mollys weichen müssen. Wer also einige für sein heimisches Aquarium haben möchte, kann sich gerne mit mir Die Aquaristikfirma JBL hat uns gratis den neu- in Verbindung setzen. Text & Fotos: Harro Hieronimus en Bodengrund zur Verfügung gestellt, bestellt aus einer 3 cm dicken Schicht Düngererde und 6 cm Manado Aquarien-Bodengrund. An dieser Stelle sei auch ihnen nochmals gedankt. Abb. 6: Das Aquarium nach der Neueinrichtung.
Abb. 8: Die Seerosen im Aquarium blühen nicht nur unter, sondern selten auch einmal über Wasser.
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Die Banane im Botanischen Garten Bananenpflanzen können eine Höhe von 15 m erreichen – da sollte man annehmen, es handele sich um Bäume. Auch unsere Banane im Gewächshaus des Botanischen Gartens würde gern größer werden als die Raumhöhe es erlaubt, ihr Wachstum wird jedoch begrenzt durch das Dach des Gewächshauses – und die Schnittmaßnahmen der Gärtner.
Im Gegensatz zu anderen Pflanzen dieser Höhe verfügt die Banane nicht über einen hölzernen Stamm. Ihr „Pseudostamm“ entsteht durch die Verflechtung und Überlappung der Basis ihrer Laubblätter und erweckt damit den baumähnlichen Eindruck. Aber es handelt sich um ein Kraut, die größte blühende krautige Pflanze, die es gibt. Der „Stamm“ dieser Staude ist so kräftig, dass er nicht nur die ausladenden Blätter zu tragen vermag, sondern auch die große Anzahl von schweren Früchten, die sie nach der Blüte ausbildet. Botanisch gesehen sind diese Früchte Beeren. Die Samen darin sind bei den gezüchteten Sorten so weit verkümmert, dass sie nur noch als schwarze Punkte in der Frucht erkennbar sind. Nach der Fruchtreife stirbt die Hauptpflanze ab, aber normalerweise hat sie an der Basis Ableger gebildet, sodass sie, insgesamt gesehen, ausdau30
ernd ist. Der Blütenstand ist zusammengesetzt aus Reihen von Blüten, zwischen denen sich Hochblätter befinden. Die weiblichen Blüten, aus denen die Früchte entstehen, befinden sich näher an den Laubblättern als die männlichen Blüten. Der Fruchtknoten ist unterständig, das bedeutet, dass die winzigen Blütenblätter und anderen Blütenbestandteile oberhalb der Fruchtknoten zu sehen sind. Die Fruchtstände der Bananen werden als Büschel bezeichnet, eine einzelne Reihe von 10 bis 20 Früchten als Hand und eine einzelne Banane als Finger. Ein Büschel wiegt 35 bis 50 Kilogramm. Beim Wachstum der Bananen wird der ursprünglich aufrechte Fruchtstand der Bananen immer schwerer. Er senkt sich nach unten und wächst zur Erde hin. Die einzelnen Bananenfrüchte aber wachsen der Sonne entgegen, also nach oben. Deshalb biegen sie sich. Damit ist auch die Frage beantwortet, warum die Banane krumm ist. Von den zahlreichen unterschiedlichen Bananensorten sind in Europa nur wenige bekannt, anders als in Asien, wo Bananen nicht nur als Nahrungsmittel verwendet werden, sondern beispielsweise auch zur Fasergewinnung und zum Gerben von Leder. Bei der Bananenpflanze im Botanischen
Garten handelt es sich um eine kanarische Banane Musa acuminata „Dwarf Cavendish“ . Sie ist uns zur Eröffnung des Botanischen Gartens 1963 vom damaligen Direktor des Palmengartens in Frankfurt geschenkt worden. Seitdem wächst sie im Bromelienhaus, dass von den Stadtwerken Solingen seit vielen Jahren gesponsert wird. Ihre Früchte, die
sie jetzt in all den Jahren zum zweiten Mal entwickelt hat, sind kleiner, kürzer und süßer als die ihrer südamerikanischen Verwandten, die bei uns im Handel erhältlich sind. Die Reifezeit beträgt ca. 100 Tage – lassen wir uns überraschen, wann es soweit ist und Besucher davon kosten dürfen! Text & Fotos: Sabine Schulz-Wolff
Die Kulturgeschichte der Zitruspflanzen Die klassischen Zitrusanbaugebiete liegen in einem Bereich, der sich zwischen dem 40. Grad nördlicher Breite und dem 35. Grad südlicher Breite erstreckt. Innerhalb dieses Zitrusgürtels blicken viele Länder auf eine seit Jahrhunderten bestehende Zitruspfl anzenkultur zurück, die vor mehr als 4000 Jahren in Indien, Südchina und auf den indonesischen Inseln ihren Anfang nahm. Zu den ursprünglichen Zitrusarten zählen Citrus medica (Zitronatzitrone), Citrus reticulata (Mandarine) und Citrus maxima (Pampelmuse). Ihrer Kreuzfreudigkeit untereinander ist es zu verdanken, dass sich eine kaum zu überschauende Anzahl an Hybriden entwickeln konnte, von denen nur eine Minderheit für Kultivierungsabsichten
in Betracht gezogen wurden. Sowohl Geschmack als auch bizarre äußere Erscheinungsformen spielten bei der Selektion eine entscheidende Rolle. Den Nachweis für die ersten Agrumenkulturen liefern schriftliche Aufzeichnungen aus dem fernöstlichen chinesischen Kaiserreich, die um das Jahr 1000 vor Christi Geburt datieren. Zu dieser Zeit galten Zitruspflanzen als Sinnbild für Reichtum und Wohlstand, deren Konsum lediglich den Ranghöchsten vorbehalten war. Insbesondere unter den hoch angesehenen chinesischen Zivilbeamten, den so genannten Mandarinen, war die Citrus reticulata außerordentlich begehrt. Ihr weitaus geläufigerer Name „Mandarine“ ist ein Erbe aus dieser Zeit, das sich bis zum heutigen Tage hin erhalten konnte. 31
Abb. 1: Citrus medica ‚Etrog‘ – Zitronat-Zitrone.
Der Sprung nach Europa gelang als erster Vertreterin ihrer Gattung der Zitronat-Zitrone. Als Mitbringsel von den Persienfeldzügen unter Alexander dem Großen hielt sie zunächst um das 4. Jhdt. v. Chr. in Kleinasien Einzug, bevor sie im
Abb. 2: Citrus x aurantium ‚Myrtifolia‘ – Bitterorange.
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Abb. 3: Citrus limon ‚Foliis Variegatis Sanguineum‘ – Rosafleischige und buntlaubige Speisezitrone
1. Jhdt. n. Chr. durch jüdische Einwanderer unter anderem in Italien eingeführt wurde. Ihr wissenschaftlicher Name Citrus medica bezieht sich auf das historische Land Medien, das dem heutigen iranirakischen Grenzgebiet entspricht. Bereits Hunderte Jahre vor ihrer Ansiedlung in Europa war die Zitronat-Zitrone in dieser Region als Kulturpflanze bekannt. Spätestens im 9. Jhdt. gelangten durch arabischer Besatzer die Bitterorange und die Speisezitrone nach Europa. Die süße Orange war noch längere Zeit in Europa unbekannt und konnte erstmalig im 15. Jhdt. durch den Einfluss der Portugiesen in Europa Fuß fassen. Maßgeblich am Aufleben des ZitruspflanzenKults in Europa beteiligt war die italienische Fa-
Abb. 4: Ein Teil der Ernte 2018.
Abb. 6: Citrus maxima – Pampelmuse.
Abb. 5: Citrus x limon (Syn. C. bergamia) ‚Fantastico‘ – Bergamotte.
milie Medici im Zeitalter der Renaissance. Ihre weltweit einzigartige Sammlung umfasst mehr als 1000 seltene und historisch-bedeutsame Zitruspflanzen, die auch noch im 21. Jhdt. im Garten der Villa Medici di Castello und zum kleinen Teil im Bobli Garten in Florenz besichtigt werden können. Bis ins 17. Jhdt. hinein breitete sich der Kult auch unter den Fürsten und Adeligen nördlich der Alpen aus und führte zu einem regelrechten Wettbewerb um den Bau der imposantesten Orangerien mit den größten und seltensten Sammlungen. Das harmonische Zusammenspiel von Zitruspflanzen, eingebettet in Parkanlagen mit Orangerien im barocken Stil, kann vielerorts noch heute bewundert werden. Abb. 7: Überblick über einen Teil der Zitrussammlung im Botanischen Garten.
Dank der zunehmenden Begeisterung für Agrumen unter den Pfl anzenliebhabern verfügen immer mehr Botanische Gärten über eine interessante Auswahl an Zitruspfl anzen, die mit den Sammlungen historischer Parkanlagen durchaus mithalten können. Seit etwa zwei Jahren zählt auch der Botanische Garten der Stadt Solingen zu den stolzen Besitzern einer mit dem Schwerpunkt auf den historischen Sorten liegenden Sammlung. Mit voller Leidenschaft und Liebe für Raritäten wurde die Sammlung von Timm Preuhs, dem Betreuer der Zitrusgewächse, in mühevoller Detailarbeit aufgebaut. Neben einer Vielzahl bekannter Zitrusfrüchte wie Zitronen, süßen Orangen und Mandarinen, werden dem Besucher skurrile und bizarre Sorten der Bitterorangen, sowie der Zedrat- und Zitronatzitronen präsentiert. Dem interessierten Besucher steht die Orangerie an jedem zweiten und vierten Samstag im Monat von 14 Uhr bis 17 Uhr oder nach Voranmeldung zur Besichtigung zur Verfügung. Spätestens nach dem ersten Besuch werden keine Zweifel mehr bestehen, dass auch unter der mitteleuropäischen Sonne Zitrusfrüchte mit hervorragender Qualität gedeihen und heranreifen können. Ein Teil des stolzen Ernteerfolgs aus dem Jahre 2018 zeigt das weiter oben eingefügte Bild. Text & Fotos: Timm Preuhs 33
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Helfer gesucht – Mitmachen erwünscht Die Stiftung Botanischer Garten Solingen e.V. hat sich zur Aufgabe gemacht, Solingens grüne Lunge, den Botanischen Garten, zu erhalten und zu attraktivieren. Unter unserem Wahlspruch „Gemeinsam für ein schönes Stück Solingen“ suchen wir Gleichgesinnte, die Lust haben, unsere einzelnen Arbeitsteams zu unterstützen. Ihre Hilfe wird dringend benötigt, vielleicht schnuppern Sie einfach bei einem unserer Teams rein. Unser Freilandpflegeteam Die Stiftung pflegt einige Beete im Freigelände, u.a. den Bauerngarten, den Heilpflanzengarten, den Bibelgarten oder die Wechselbepflanzungsfläche. Die Teams treffen sich mittwochs und samstags oder nach Absprache und jäten Unkraut, mähen den Rasen, schneiden den Ilex, pflanzen Blumen u.v.m.
Unser Schauhauspflegeteam Die Stiftung hat die Pflege des Sukkulentenhauses, des Bromelienhauses und der Orchideenhalle übernommen. Auch hier sind weitere Mitstreiter jederzeit herzlich willkommen. Auch für die Anzuchtarbeiten im „Mutterpflanzenhaus“ wird immer Verstärkung gebraucht.
Kiosk und Küchenteam Seit 2008 bietet die Stiftung in ihrem Kiosk Kaffee, Kuchen, Eis und Erfrischungsgetränke an. Von Ostersonntag bis Ende Oktober wird dieser ehrenamtliche Service für die Besucher an jedem Sonn- und Feiertag von 14-18 Uhr angeboten. Vielleicht haben Sie Spaß dabei, uns im Verkauf, in der Küche, beim Kaffeekochen und Spülen oder oder beim Backen von Kuchen- und Tortenspenden zu unterstützen. Ohne Kuchen gibt es natürlich auch keinen Verkauf, daher freuen wir uns immer über Kuchen- und Tortenspenden. 35
Reparaturtungsteam
und
Instandhal-
Dazu werden Bastler und Tüftler gesucht. In einem Botanischen Garten mit über sechs Hektar Fläche gibt es viel instandzusetzen und zu reparieren. Sie haben Spaß am Schrauben, Malern, Mauern, Schreinern usw.? Dann ist dieses Team vielleicht etwas für Sie. Mitglieder verschiedenster Gewerke arbeiten hier ehrenamtlich Hand in Hand für den Botanischen Garten. Veranstaltungsteam Der Botanische Garten ist bekannt für seine vielen abwechslungsreichen Veranstaltungen, von Konzerten über Tanztees bis hin zu Vorträgen und Führungen. Auch für den Auf-, Abbau und die Durchführung dieser Veranstaltungen werden wieder viele fleißige Hände benötigt. Bei einigen Veranstaltungen werden auch ein Grill und ein Getränkestand aufgebaut, deren Betreuer sich über weitere Verstärkung freuen würden.
Schließ- und Aufsichtsdienst Dieses Team ist unsere dienstälteste Gruppe. Seit 2004 schließt die Stiftung jeden Tag den Botanischen Garten ab und an Wochenenden und Feiertagen auch auf. Auch die Aufsicht in den Gewächshäusern an Sonn- und Feiertagen hat die Stiftung übernommen, damit die Häuser für die Besucher weiter offenbleiben können. Auch hier suchen wir zuverlässige Verstärkungen. Sie haben Interesse, Lust und Spaß, uns in einer der verschiedenen Gruppen zu unterstützen, möchten mehr erfahren oder einfach mal bei uns reinschnuppern, dann nehmen Sie doch einfach Kontakt mit uns auf. Wir freuen uns auf Sie: info@botanischer-garten-solingen.de 36
Mitglieder werben Mitglieder – und fleißige Hände Ein Wettbewerb für Gartenfreunde Name: ______________________________________________ Straße: ______________________________________________ PLZ, Wohnort: _______________________________________
Saison 2019 Liebe Freunde des Botanischen Gartens, die neue Saison steht vor der Tür und wie in jedem Jahr bedeutet das für uns personell eine große Herausforderung. Damit alle Veranstaltungen reibungslos funktionieren, benötigen wir viele fleißige Hände. Altersbedingt und durch Krankheiten stehen Helfer, die uns jahrelang die Treue gehalten haben, nicht mehr zur Verfügung. Wir bitten Sie, in Ihrer Umgebung, Familie, bei Freunden, Nachbarn usw. einmal Ausschau nach neuen Helfern zu halten. Gute Geister werden beim Aufbau, im Kiosk, in der Küche, am Grillstand, am Getränkestand, in den Schauhäusern, für Reparaturen, beim Schließdienst und im Freiland gebraucht. Um Sie ein klein wenig anzuspornen, haben wir uns überlegt, Ihre Bemühungen zu belohnen. Für den 1. Platz gibt es eine 2-jährige Baumpatenschaft im Wert von € 100,00. Für den 2. Platz gibt es ein Polo-Shirt mit unserem Logo im Wert von € 40,00 Für den 3. Platz gibt es ein Buch und eine Flasche Stiftungs-Sekt im Wert von € 25,00 Die Aktion startet im März 2019 und endet im Februar 2020. Wir freuen uns, viele neue Helfer willkommen zu heißen. Der Vorstand Umseitig finden Sie eine Mitgliedserklärung. Wenn Ihre Werbung Erfolg hatte, vermerken Sie bitte Ihren Namen oben oder auf dem Anmeldeformular auf der Umseite (Stelle beliebig).
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Das besondere Foto Eine Honigbiene bei der Arbeit – aufgenommen links neben dem Eingang der Gewächshäuser in der Fetthenne (Sedum floriferum ‚Weihenstephaner Gold‘). Foto: Redaktion
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