Schnüss 2013/06

Page 22

2013_06_018-023_AMA_005

22.05.2013

18:14 Uhr

Seite 22

Thema

D

unkle Wolkenberge türmen sich an diesem Morgen über dem Melbtal auf. »Bei schlechtem Wetter kommen die Bienen schnell nach Hause«, kommentiert Imkermeister Dete Papendieck das aufgeregte Gestöber der Insekten über den Stöcken. Papendieck betreibt gemeinsam mit der Auszubildenden Jana Bundschuh die Lehr- und Versuchsimkerei der Uni Bonn. Die Beschäftigung mit Bienen hat an der Bonner Universität Tradition: Schon im 19. Jahrhundert hielt der Bienenforscher August Pollmann (18131898) Vorlesungen an der damaligen Landwirtschaftlichen Lehranstalt Poppelsdorf. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Bienenhaltung im Rahmen des Universitätsbetriebes. Damals noch nicht im Melbtal, sondern beim alten Bienenhaus im Poppelsdorfer Nutzpflanzengarten. »Unsere Aufgabe ist es, für den Forschungs- und Lehrbetrieb der Universität etwa 80-100 Bienenvölker zu unterhalten«, berichtet Papendieck. Sie werden für wissenschaftliche Studien benötigt, etwa zu Bestäubungsvorgängen oder Bienenkrankheiten. Auch den Studenten können die Tiere nahe gebracht werden. »Unser Bienenkurs ist sehr gefragt«, erzählt Auszubildende Bundschuh. Im laufenden Semester habe man den Kurs aufgrund der hohen Teilnehmerzahl aufteilen müssen. Neben Fragen der Bienenbiologie werden den angehenden Agrar- und Ernährungswissenschaftlern auch praktische Einblicke ins Imkerhandwerk geboten. Sie betreuen dann in Grüppchen für ein paar Monate ihr ›eigenes‹ Bienenvolk. »Das Tolle ist, dass sich die Studis mit der Aufgabe meistens sehr identifizieren. Auch außerhalb der verpflichtenden Zeiten kommen sie vorbei, um bei ihren Bienen nach dem Rechten zu sehen«, so Bundschuh.

IMMENFLEISS

Arbeiten im Rhythmus des Bienenjahres: Die Imkerei der Universität Bonn

Als Imker, oder wie es amtlich heißt »Tierwirt, Bienenhaltung«, ist man viel draußen unterwegs, klappert im Sommer die verstreut stehenden Bienenstöcke ab, um die Schwärme zu kontrollieren und durch pflegerische Maßnahmen etwa das Entstehen von Bienenkrankheiten zu vermeiden. Im tagtäglichen Umgang lernt man sogar Launen der Tiere einzuschätzen: »Wenn es zum Beispiel kalt ist, können sie schlecht gelaunt und aggressiver sein«, sagt Papendieck. Im Herbst wird den Völkern zusätzliches Futter zur Verfügung gestellt, damit die letzte Generation der Arbeiterbienen gestärkt ist, um den Winter zu überstehen. In der kalten Jahreszeit ziehen die Arbeiterinnen sich zurück, um einander und auch der Königin Wärme zu spenden. So erhält sich das Volk über Jahresfrist. Die Natur hat es so eingerichtet, dass die letzte Generation der ansonsten kurzlebigen Arbeiterbienen gestärkt genug ist, um über den Winter zu kommen, erläutert Papendieck. »Leider versteht das mancher Imker nicht und erntet den Honig zu spät, dessen Bearbeitung die Bienen dann so schwächt, dass sie nicht mehr genug Kräfte haben, um die Zeit bis zum Frühjahr zu überstehen.« So wie die Aktivitäten der Bienen sich im Jahresverlauf ändern, ändern sich auch die Aufgaben der Imker. Es ist die Abwechslung, die sowohl Papen-

22 · THEMA

SCHNÜSS · 06 | 2013


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Schnüss 2013/06 by Schnüss - Das Bonner Stadtmagazin - Issuu