WohnWERKen 04

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Ausgabe 04

Wohnen und leben mit Ecken und Kanten

IN DER STADT WOHNEN IN DER GÄRTNEREI IM CONTAINER DAS ZUHAUSE IST IMMER DABEI AUF DER ALM HOCH IN DEN BERGEN


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WERK

INHALT

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Geschichte zwischen vier Wänden a

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„Kommen Sie da runter!“ a

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Kontrastreich, stilvoll, rau, still a

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„Machen Sie denn sowas öfter?“ a

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„Fat House“ a

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Holy Wood statt Hollywood a

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Zirkus ist eine eigene, kleine Welt a

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#Daddymodus: Sommer mit Kids a

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Helfen für ein Lächeln a

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Machen wir‘s den Schnecken nach a

WERK

LEBENS

KUNST

102 Traumberuf Hirte a 112

Mehr Leben pro m² a


ESS EN

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WERK

120 „Grillen ist wie kochen, nur geiler!“ a N GRÜN E

130 Schrebergarten ohne Gartenzwerge a

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WERK

144 Wohnen und leben in einer alten Gärtnerei a

Bild: Alison Cornford-Matheson – Fotolia.com

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WERK

EN

KRAFT

166

WERK

156 Clever kühlen a

EN SELBST

168 Do it yourself: Täschchen aus Holz a 178 Lieblingsspielzeug in der Lieblingsfarbe a 04

EDITORIAL a

185 IMPRESSUM a

UNSERE PARTNER:

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JUTTA JUNGE CHEFREDAKTION


EDITORIAL

Endlich Sommer. Die meisten von uns werden ihn – mit Ausnahme von einigen Tagen am Meer oder in den Bergen – in der Stadt verbringen. Unsere Autoren erzählen, was sie vom Sommer in der Stadt oder anderswo halten und wie sie ihn erleben. Mitten in der Stadt: Als junge Familie mit kleinen Kindern in der alten Hansestadt und modernen Regiopole Rostock. In einer alten Gärtnerei, die zum Heim geworden ist. Unterwegs mit dem „fahrenden Volk“ in vielen verschiedenen Städten und Städtchen. Oder, ganz bewusst, fern der Ballungszentren, in einem Bauwagen beispielswohnwerken.de_Ausgabe 04

weise oder auf der Alm in fast 2.000 m Höhe. Es geht um individuelle Lebensentwürfe und die unterschiedlichsten Vorstellungen vom Wohnen. Und um Geschichten, die Häuser erzählen können. Wie das Haus der schwarzen Bürgerrechtlerin Rosa Parks, das über den Atlantik von Detroit nach Berlin gereist ist. Oder das menschenhaft fettleibige „Fat House“, Werk des österreichischen Künstlers Erwin Wurm. Wir geben nicht zuletzt Einblicke in Träume. Träumen Sie mit. Einen wunderschönen Sommer mit vielen neuen Eindrücken wünscht Ihnen Ihre

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WIE FUNKTIONIERT WOHNWERKEN? wohnWERKen ist ein digitales Magazin mit Lesestücken verschiedener Autoren. In ihrem Stil, mit ihren Worten. Als digitales Magazin bietet wohnWERKen mehr als eine gedruckte Zeitschrift: E ingebunden sind Videos, ­ 6

Bilder und Links mit ergänzenden und zusätzlichen Infor­mationen, Tipps und Hinweisen.

SYMBOLE IM MAGAZIN

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S N E LEB


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Bilder: simke, Alexey Klementiev - Fotolia.com

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IMPRESSUM


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GESCHICHTE ZWISCHEN VIER WÄNDEN DAS HAUS DER SCHWARZEN BÜRGERRECHTLERIN ROSA PARKS REISTE EINMAL QUER ÜBER DEN ATLANTIK. DER KÜNSTLER RYAN MENDOZA HAT ES IN BERLIN WIEDER AUFGEBAUT. wohnwerken.de_Ausgabe 04

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Text und Bilder: Anna Engberg lesezeit 5 min Zurück zum INHALT

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BERLIN-WEDDING, ein Ar­b eiterviertel. Vögel zwitschern, vereinzelt fällt Sonnenlicht durch die Bäume. Stumm steht hier inmitten von Wohnblocks ein Haus aus einer anderen Welt, das Haus der amerikanischen Bürgerrechtsikone Rosa Parks. Auf den abgeblätterten, schwarz-weißen Holzlatten neben dem Eingang prangt noch die typisch amerikanische Hausnummer „2672“. Türen und Fenster sind fest verschlossen, die Vorhänge zugezogen. Kein neugieriger Blick dringt ins Innere. Und doch ist die Atmosphäre an diesem Samstag rund um das Haus geradezu idyllisch, friedlich.

Latte für Latte von Detroit nach Berlin Was das amerikanische Wohnhaus in den Innenhof eines in Berlin ansässigen US-Künstlers verschlagen hat, ist eine ungewöhnliche Geschichte. Ryan Mendoza, in New York geboren und aufgewachsen, trifft sich mit mir am Schauplatz der heutigen Besichtigung. „Bevor ich das Haus von Detroit, seinem ursprünglichen Standort, nach Berlin verschifft habe, hatte ich viele schlaflose Nächte“, erzählt er. Innerhalb von 18 Tagen gelang dem Künstler das ehemalige Haus von Rosa Parks, Latte für Latte, mit Hilfe von Freiwilligen abzubauen. Im Herbst 2016 begann der Wie-


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„SCHWIERIG, DAS HAUS AUS DETROIT HERAUS­ ZUSCHMUGGELN, OHNE ERWISCHT ZU WERDEN.“ deraufbau im Innenhof seines Berliner Studios. Das Schwierigste dabei? „Das Haus aus Detroit herauszuschmuggeln, ohne erwischt zu werden“, verrät Mendoza und erklärt: wohnwerken.de_Ausgabe 04

„Mehr als 80.000 Häusern in Detroit steht der Abriss bevor. Der Bürgermeister von Detroit fand keinen Gefallen an der Idee, dass ich eines dieser Häuser für ein künstlerisches


Bild: Rosa Parks Family Foundation

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Projekt erhalte und zu einem Ort des Erinnerns mache.“

Haus als Symbol für Widerstand Zwei Jahre lang, Ende der 50er-Jahre, hatte die amerikanische Bürgerrechtlerin Rosa Parks mit vielen weiteren Familienmitgliedern in Armut und Arbeitslosigkeit in dem zweistöckigen Detroiter Haus gelebt, nachdem sie im Montgomery Bus Boykott ein mutiges Zeichen des

Widerstands gegen die Rassentrennung gesetzt hatte. Während man in Alabama sogar ein Museum für die Afroamerikanerin errichtete, fand sich in Detroit keine Institution, die aus dem früheren Wohnhaus von Rosa Parks einen Gedenk­ ort machen wollte. Dass das Haus der schwarzen Bürgerrechtsaktivistin nun im Hinterhof von Mendozas Privatgrundstück in Berlin steht, ist, wie der Künstler zugibt, eher eine Notlösung: „Das Haus soll wieder nach Amerika


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Rosa Parks, geboren 1913, war eine Afroamerikanerin, die durch ihren Protest im Bus­ boykott von Montgomery, Alabama, zur Ikone der schwarzen Bürgerrechts­ bewegung in Amerika wurde.

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Bild: Steve Schapiro

Wer war Rosa Parks?

Widerstand gegen Rassentrennung

Indem sie sich am 1. Dezem­ ber 1955 weigerte, ihren Sitz­ spätere Aufhebung der platz im Bus für einen Weißen Rassentrennungsgesetze. zu räumen, setzte sie als eine In den 90er-Jahren erhielt der Ersten ein Zeichen des Parks mit der Freiheitsmedail­ Widerstands gegen die Ras­ le und der Goldenen Ehren­ sentrennung und Ungleichbe­ medaille des Kongresses die handlung von Schwarzen. beiden höchsten zivilen Aus­ Ihre Verhaftung in den zeichnungen der USA. 50er-Jahren, ihr En­ gagement und ihre ry Reden gegen die Ras­ Der Film The Rosa Parks Sto hlt Parks’ ä z r e 2 0 0 2 r h senhierarchie waren a J aus dem . Meilensteine für die Lebensgeschichte res/ Quelle: XenonPictu wohnwerken.de_Ausgabe 04

www.youtube.com

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„DIE BOTSCHAFT SELBST MUSS VON DENEN KOMMUNIZIERT WERDEN, DENEN DAS HAUS EIGENTLICH GEHÖRT: DEN SCHWARZEN IN DEN USA.“


zurückkehren.“ Aus diesem Grund hat der Künstler auch auf die Rekonstruktion des Innenlebens verzichtet: „Türen, Treppen und selbst die Böden, über die Rosa Parks gelaufen ist – alles ist noch da und wir wissen genau, wie alles angeordnet war. Doch alles wiederherzustellen würde bedeuten, dass das Haus hier bleibt.“

Engagement für Bürgerrechtsikone Mit öffentlichen Besichtigungen und Fundraising-Veranstaltungen hofft Mendoza nun das öffentliche Interesse so weit zu schüren, dass sich schließlich ein Botschafter findet, um das Haus wieder in seine rechtmäßige Heimat, die USA, zu überführen. Ob dieser Botschafter, wie Mendoza hofft, die ehemalige US-Präsidentengattin Michelle Obama sein wird, bleibt abzuwarten. wohnwerken.de_Ausgabe 04

Fest steht: Seit das Haus im April der Berliner Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, haben sich etliche Musiker und Unterstützer gefunden, die sich für das Erbe der US-Bürgerrechts­ ikone Parks engagieren. Ryan Mendoza hält sich bewusst zurück: „Ich bin nur ein Botschafter, ein Hausverwalter. Aber die Botschaft selbst muss von denen kommuniziert werden, denen das Haus eigentlich gehört: den Schwarzen in den USA.“ Und so sammelt er am heutigen Tag fleißig Spenden und erklärt Schaulustigen im farb­ bespritzten Künster-Overall und mit Cowboyhut, dass die Gelder nach Detroit fließen, damit auf dem nun leeren Grundstück, wo einst das Rosa-Parks-Haus stand, ein urbaner Garten gepflanzt werden kann. O

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Über Ryan Mendoza, Hauskünstler

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Vom Persönlichen zum Po­ litischen. Rosa Parks Haus ist nicht das erste Haus, das der Installations- und Per­ formance-Künstler Ryan Mendoza für seine Insze­ nierungen umgestaltet und verschifft hat. Bereits zuvor hat der US-Künstler, der seit über 20 Jahren in Europa lebt, Wohnhäuser aus Detroit inszeniert, u. a. das „White House“, das er als Nostalgieund Erinnerungsobjekt einer Detroiter Familie auf der Art Rotterdam präsentierte. „Mit

meinem ersten Hausprojekt wollte ich die Immobilienkri­ se in Detroit thematisieren, die Gier der Banken, die Hy­ potheken an zahlungsunfähi­ ge Menschen geben. Ich weiß, wie sich diese Last anfühlt, wenn die Preise über die Zeit immer weiter steigen.“

Politisches Statement „The Invitation“, ein wei­ teres Projekt während des US-Wahlkampfs, hatte poli­ tische Schlagkraft: Mendoza lud die Kandidaten Trump und Clinton ein, in zwei ver­ fallenen Detroiter Wohn­ häusern zu übernachten, um auf Kriminalität und soziale


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LEBENS Verhältnisse des Stadtvier­ tels aufmerksam zu machen. Für „The Rosa Parks House“ komponierte Mendoza eigens eine Sound-Installation mit Parks Stimme und zeittypi­ schen Fernsehserien aus den 50ern. Nicht zuletzt bemalte der Künstler ein Wohnhaus in Russland mit der US-Flag­ ge und setzte sich in foto­ grafischen Inszenierungen mit seiner amerikanischen Identität auseinander. So ist aus dem ursprünglichen Wunsch, sich mit Heimat und US-Identität zu beschäf­ tigen, ein politisches State­ ment geworden, das sich um zerplatzte amerikanische Träume, Verfall und soziale Ungerechtigkeit dreht.

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Über die Autorin Anna Engberg studierte Philosophie und Literatur in Berlin und ist seit 2011 als freie Journalistin tätig. U. a. hat sie für den Tagesspiegel gearbeitet und schreibt und fotografiert regelmäßig für Print- und Onlinemedien, Tagespresse und Kunden­ magazine. Anna Engberg hat zwei Töchter. Sie lebt und arbeitet in Wiesbaden. www.annaengberg.de

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„KOMMEN SIE DA RUNTER!“ IMPRESSUM


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Sie besetzt Bäume, stoppt Atomtransporte oder macht Genpflanzen den Garaus. Cécile Lecomte ist Umweltaktivistin im gewaltfreien Kampf für eine bessere Welt – und sie lebt in einem Bauwagen. Text und Bilder: Maria Dahl wohnwerken.de_Ausgabe 04

lesezeit 7 min


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Das Gesicht ist leicht ge­rö-

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tet, die Haare stehen ab und die Stimme klingt gepresst – kein Wunder, Cécile hängt mal wieder über Kopf. Nicht ungewöhnlich für die Aktionskletterin, die ihren Widerstand meist aus der Luft leistet. Arme und Beine hat sie weit von sich gestreckt, eine Position, die mittlerweile zu ihrem Kennzeichen geworden ist. Sie grinst. Hoch über den Köpfen der anderen scheint sie unbezwingbar zu sein. Wenige Handgriffe später ist das Eichhörnchen, so ihr Spitzname, wieder auf dem Boden.

Zuhause Wir befinden uns in Lüneburg. Hier lebt die gebürtige Französin seit über zehn Jahren.

Nicht in einem Haus oder einer Wohnung, sondern in einem Bauwagen. Beim Betreten ihres bescheidenen, aber gemütlichen Zuhauses wird schnell klar, dass die Aktivistin keinen Wert auf Luxus legt. Hier stößt man weder auf Designermöbel noch auf vollgestopfte Kleiderschränke. Nicht einmal ein Fernseher ist zu erblicken. Helme, Seile und andere Kletterutensilien füllen stattdessen ihr Regal. Die Wände sind voll mit Fotos und Plakaten, die Céciles Leben dokumentieren und zusammen mit dem großen Demonstrationsbanner im Eingangsbereich an frühere Protestaktionen erinnern. „Ich habe wenig, aber genug“, sagt die von Spenden lebende Minimalistin lächelnd. Bild: LVDESIGN - Fotolia.com


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Klettern Bekannt wurde Cécile vor allem durch ihr Klettern. Als ExJugendmeisterin im Sportklettern mit 15 Jahren Erfahrung traut sie sich Dinge, die anderen unmöglich erscheinen und mit denen vor allem niemand rechnet. Als Beispiel fällt ihr sofort die Blockade eines Castortransports im Jahr 2010 ein. Hierfür seilte sie sich von der Fuldatalbrücke bei Mel­ sungen ab: „Es war damals so,

dass die Polizei so gut wie alle Brücken bewachte, aber nicht auf die Idee kam, dass jemand eine 80 Meter hohe Brücke mit ICE-Strecke blockieren würde“, schmunzelt Cécile. „Alle, denen ich von meinem Vorhaben erzählt habe, meinten, ich spinne. Aber ich denke, dass die verrücktesten Ideen manchmal die besten sind.“ Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und eine Botschaft zu vermitteln, sieht sie dabei als Schlüssel zum Erfolg. Bild: LVDESIGN - Fotolia.com


Dass die Polizei von ihrer Protestform nur wenig begeistert ist, erfährt Cécile manchmal am eigenen Leib. „Das erste, was ich höre, ist: ‚Kommen Sie da runter!‘ Das ist wie ein Reflex bei denen“, erzählt die 35-Jährige, die 2014 ein Buch mit diesem Titel veröffentlichte, und lacht. Bei den darauffolgenden Versuchen sie gewaltsam auf den Boden zurückzuholen, wird die mutige Frau nicht selten verletzt. Immerhin ist sie nach mittlerweile über 20 gewonnen Prozessen dermaßen juristisch versiert, dass sie heute nicht nur sich selbst, sondern auch andere Aktivisten vor Gericht verteidigen kann. „Mein Ziel ist natürlich, meine politischen Interessen durchzusetzen“, sagt Cécile selbstbewusst. „Ich werde der Justiz da kein Geschenk machen.“ wohnwerken.de_Ausgabe 04

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Polizei

LEBENS „Schrumpftum“

Während ihres Studiums in Frankreich stellt die junge Frau schnell fest, dass es in der Welt nur noch um Wachstum geht. Dabei solle man wegen der Ressourcenknappheit eher versuchen wieder zu schrumpfen, findet Cécile. Sie ist der festen Überzeugung, dass die Umwelt der Kern jedes größeren Problems ist. Diese Tatsache sei allerdings noch nicht in das Bewusstsein der Menschen vorgedrungen. Ein Grund mehr für Cécile, um sich buchstäblich ins Seil zu hängen. Mit dem Job als Lehrerin war ihr politisches Engagement auf Dauer nicht zu vereinbaren. Nach einigen aufeinanderfolgenden Aktionen wurde sie sogar zwei Wochen lang von

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der Polizei überwacht. Als dann plötzlich der Schulvorstand um ein Gespräch bat, wusste sie, dass sie sich entscheiden musste. „Ich wollte mich nicht dafür rechtfer­ tigen, was ich in meiner Freizeit mache. Deswegen bin ich heute freiberuflich tätig“, erklärt die Aktivistin.

Atomtransporte Zurzeit kämpft Cécile zusammen mit der Umweltschutzorganisation Robin Wood in Hamburg gegen Atomtransporte. Ein Thema, das ihr sehr am Herzen liegt: „Wir sagen immer: Es ist kein Atomausstieg, wenn die Versorgungstransporte der Atomindustrie sowie die Urananreicherungsan­ lage Gronau und die Brenn­ elementefabrik Lingen

weiter unbefristet laufen dürfen.“ Die Atomtransporte fahren ihren Beobachtungen nach durchschnittlich zwei- bis dreimal die Woche über Hamburg und befördern Uranerzkonzentrat, das aufgrund seiner gelben Farbe auch als Yellow Cake bekannt ist und in Verbindung mit Luft und Wasser zu giftiger Flusssäure reagiert. Dieses Konzentrat gelangt in Anlagen wie Gronau oder Lingen, wo es entweder angereicht oder als bereits angereichertes Uran zu Brennelementen verarbeitet wird. Welche gesundheitlichen Folgen der Uranabbau nach sich ziehen kann, erklärt Cécile auf ihrem Blog, wo sie ein ganzes Dossier zu der Uranfabrik Areva in Narbonne-Malvésie veröffentlichte. Viele der dort beschäftigten Werksarbeiter Bild: LVDESIGN - Fotolia.com


sind mittlerweile an strahlen­ induzierten Krankheiten wie Lungenkrebs oder Leukämie erkrankt. Mit Geschichten wie dieser versucht sie die Menschen über das Ausmaß der Gefahr zu informieren: „Ich finde es wichtig, die Tatsa­ chen so zu benennen, wie sie sind. Wenn man mit Argu­ menten und nicht nur ideo­ logischen Werten arbeitet, dann kommt die Info auch an.“

Energiewende In Zeiten der Energiewende könnte man sich nun die Frage

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stellen, ob Céciles Kampf gegen die Atomkraft nicht bald ein Ende hat. Für sie wäre es ein Grund zur Freude. Doch vor einer künftigen Arbeitslosigkeit fürchtet sich das Energiebündel weniger. Sie sieht das Ganze nüchtern: „Ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Es ist klar, dass bei bestimmten Energieträgern die Nachteile überwiegen und sie deshalb abgeschafft gehören. 27


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Dennoch glaube ich nicht daran, dass man alles mit 100 Prozent Erneuerbaren hinkriegt, wenn wir so weitermachen. Wir müssen unsere Lebens­ gewohnheiten ändern und das ist das Problem der Konsumgesellschaft und des Wachstums.“ Vor allem müssten die Menschen handeln, bevor es zu spät ist, findet Cécile. Möglichkeiten, sich zu engagieren, gebe es schließlich wie Sand am Meer. Dabei könne sich jeder mit seinen ganz speziellen Fähigkeiten für die Umwelt einsetzen. „Ich habe Rheuma und kann auch nicht immer alles machen und sogar immer weniger, würde ich behaupten. Aber ich werde aber immer eine Möglichkeit finden, um mich zu engagieren“, sagt Cécile entschlossen und grinst. „Es wird nie langweilig!“ O

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Cécile Lecomte ist 35 Jahre, geboren in den Vogesen, Frankreich. Aufgewachsen in Orleans. Studium: Angewandte Fremdsprachen und Internationale Wirtschaft, Jugendmeisterin im Sportklettern. Seit Robin Wood Aktionsklettern als Protestform. 2014 Buchveröffentlichung „Kommen Sie da runter!“ Aktionen neben dem Klettern: journalistische Tätigkeiten, Informationsarbeit, Buchlesungen, Repressionsarbeit etc. http://www.eichhoernchen. ouvaton.org/ Bild: LVDESIGN - Fotolia.com

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Bild: Andrii Pokaz - Fotolia.com

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, h c i e r t s a Kontr s t i l vo l l , rau , st i l l Das Interview führte Jutta Junge.

lesezeit 3 min Bild: Brita Plath

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Nein, diese Adjektive sind kein Widerspruch. Das beweist die Hamburger Fotokünstlerin Brita Plath mit ihren Arbeiten, die auch die Wände des Heims schmücken können.

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Bilder: Brita Plath

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Bild: Andrii Pokaz - Fotolia.com

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Porträts und Art Work sind die beiden Leidenschaften der Hamburger Fotografin Brita Plath. Lange galt sie als Geheimtipp für Business-Porträts und Girl-Power-Aufnahmen, denn die Mutter von zwei Söhnen liebt es, Frauen eine neue Seite von sich zu zeigen. Schwerpunkte sind Aufnahmen von Führungskräften oder private Fotos von Frauen, aber auch Fotoreportagen und Werbeaufnahmen für große

Marken wie Montblanc und Jack Daniels. Doch ebenso gern widmet sich die Fotografin kleinen Serien und Fotoprojekten. Die Ergebnisse: kontrastreiche Stillleben mit Früchten, kitschig-schöne Madonnen-Kollagen oder Landschaften in Großformaten, die Betrachter und Raum gleichermaßen einnehmen. Aber auch Plaths Leidenschaft für Metropolen und Städte kommt in ihren Werken immer wieder zum Vor-


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Bild: Brita Plath

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Bild: Andrii Pokaz - Fotolia.com

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schein. Die Hamburgerin, die lange Jahre in Los Angeles und New York lebte, streift in ihrer Freizeit und auf Reisen gern durch abgelegene Viertel und Nebenstraßen, die spannende Motive bieten. wohnWERKen hat mit der Fotografin Brita Plath über ihre Arbeit, ihre Ideen und ihre Kunst gesprochen. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen? Ich habe schon als kleines Mädchen sehr gerne fotografiert. Auf Kindergeburtstagen war ich immer diejenige, die lustige Gruppenbilder inszeniert hat. Damals gab es ja noch keine Handys und ich war immer die mit der Kamera. Später wurde ich oft gefragt, ob ich Fotos machen könnte – und irgendwann hab ich mich ein-

Bild: Brita Plath

fach dafür entschieden, Geld dafür zu bekommen. Ich habe BWL studiert und mir schon während des Studiums meine erste Digitalkamera gekauft


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und wirklich sehr viel ausprobiert. Später war es nicht zu verhindern, dass daraus mein Beruf wird. Das Schöne daran ist, dass ich mich immer weiter wohnwerken.de_Ausgabe 04

entwickeln darf. Zurzeit ist es meine Leidenschaft, Frauen zu fotografieren und „edgy“ Bilder zu machen. Was in zwei Jahren ist, muss ich jetzt noch


Bild: Andrii Pokaz - Fotolia.com

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Bild: Brita Plath


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KUNST nicht entscheiden. Der Lebensfluss zeigt mir den Weg und das liebe ich sehr. Wie finden Sie Ihre Motive? Wenn ich Frauen fotografiere, dann kommen die Motive zu mir. Das ist ganz besonders schön, da ich zwar vom Setting bis hin zum Licht alles organisieren kann. Welche Frau jedoch vor mir steht, kann ich nicht beeinflussen. Es ist egal, ob sie schlank oder curvy ist, eine prägnante Nase oder Sommersprossen hat – Frauen aus sich herauszuholen, ist immer toll und spannend. Ich hab immer das Gefühl, ich kann den Frauen in ihre Seelen schauen. Manchmal wird es auch emotional, das ist wirklich besonders. wohnwerken.de_Ausgabe 04

Was inspiriert Sie? Mich inspiriert Mode. Hier eine kleine Geschichte dazu: Letztes Jahr waren wir in einem tollen Club auf Mallorca. Dort waren wunderhübsche, verkleidete Frauen, die am Beckenrand leicht tänzelten. Sie trugen den schönsten Indianerschmuck. So entstand meine Indianer-Banane. Vom Pool zur verkleideten Banane. Viele Inspirationen sind einem im ersten Moment noch nicht klar, aber die Entwicklung ist herrlich und motiviert mich immer mehr! Was muss ein Motiv haben, damit Sie es fotografieren? Es gibt Dinge, die sind so einfach und schön, wie z. B. die Ananas. Es muss nicht immer kompliziert sein. Ich mag sowohl Einfaches als

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auch Inszeniertes. Vieles hängt von meiner Stimmungslage ab und basiert auf einem Entwicklungsprozess. In meinem Kopf sammeln sich Ideen an, dann gehe ich plötzlich los und besorge alles, was ich dafür brauche, halte meinen Gedanken fest und das Bild steht! Oft bin ich enttäuscht, weil die Zeit so schnell vergeht und ich es so sehr genieße – aber die Freude am Bild bleibt. Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? Ich glaube, meine Fotografie ist clean! Ich mag schöne Settings im Studio. Ich bin nicht die Fotografin, die in der City oder in der Natur mit Unschärfen spielt. Ich mag das, es ist nur nicht mein Fotostil. Ich liebe es, Mode in mein Fotoshooting zu inte-

grieren. Womöglich versuche ich sogar, bei all meinen Models meinen Kleidungs- und Schmuckstil mit einzubringen. Frauen, die eher sachliche Business­outfits gewohnt sind und sich nur im funktionalen Sinn mit Mode beschäftigen, finden es toll zu sehen, dass sie plötzlich anders wirken. Das strahlt sofort auf Selbstbewusstsein und Körperhaltung ab. Besonders schön ist es für mich, wenn ich mitbekomme, dass sie sich nach einem Shooting Kleidung oder Beauty-Produkte des gemeinsam umgesetzten, neuen Stils zulegen. Das zeigt mir immer wieder, dass die Bilder im Nachhinein eine Inspiration für meine Kundinnen sind und dass sie das Gefühl mit in den Alltag nehmen wollen. O


Über Brita Plath

www.britaplath.com/

Bild: Brita Plath

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Online Shop www.britaplath.com/shop

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Bild: Andrii Pokaz - Fotolia.com

Die Fotografin Brita Plath wurde in Hamburg geboren und studierte in Los Angeles und New York. Die zweifache Mutter lebt in Harvestehude und ist der Geheimtipp unter Frauen, die ausdrucksstarke Aufnahmen wünschen. Inspirationen für ihre künstlerischen Arbeiten findet sie auf Reisen und in den Werken von Mario Testino. Plath arbeitet als Produkt- und Porträtfotografin und wird von Interior Magazinen oder für Fotoreportagen von Marken und Influencern gebucht.


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„Machen Sie denn sowas öfter?“ Jeder Zweite stellt unserem Autor Thomas Vahle diese Frage. Die Aufmerksamkeit der Passanten ist enorm. Die meisten sind fasziniertinteressiert. „Andere halten mich bestimmt für einen Spinner, der sich keine anständige Kamera leisten kann“, meint er. Klar, eine Plattenkamera ist heute nicht alltäglich im Straßenbild. Text und Bilder: Thomas Vahle lesezeit 4 min Zurück zum INHALT

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ozu auch? Mit dem Handy lässt sich ein Foto viel schneller machen. Und ehrlich gesagt auch besser – zumindest, wenn man unseren heutigen Perfektionsmaßstab ansetzt. Dafür sehen meine Fotos so wunderbar nostalgisch aus. Ja, natürlich, mit Bildbearbeitungsprogrammen geht das auch. Aber diese hier sind echt. Und es macht so viel Spaß.

Standard, aber ein Besonderer Irgendwann zwischen 1924 und 1927 hat die „Agfa Standard“ durch ihre Linse das Licht der Welt erblickt. So ganz genau lässt sich das nicht sagen. Damals war sie für ihren Eigentümer sicherlich etwas Besonderes. Technisch gesehen aber wohnwerken.de_Ausgabe 04

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war sie Standardware – das sagt ja schon ihr Name. Es gab bessere Modelle, aber auch schlechtere. Ganz bestimmt hat sie ihrem Erstbesitzer viel Freude bereitet und sicherlich glückliche Momente festgehalten. Vielleicht wurde sie sogar einmal vererbt, aber das weiß man nicht. Sicher ist, sie wurde eines Tages gegen Lebensmittel eingetauscht. Da war sie schon alt und technisch längst überholt. Weiter unbeachtet landete sie schnell in einer Kiste auf dem Dachboden. Viele Jahrzehnte lang.

Geht das noch? Jetzt ist die gängige Meinung, mit so einem Fundstück könne man heute nicht mehr fotografieren. Das ist nur bedingt richtig. Im Fundzustand

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tatsächlich meistens nicht. Auch wenn alles so herrlich analog funktioniert, hat doch der Zahn der Zeit genagt. Meistens sind derlei Kameras nicht wirklich defekt, denn viel ist ja nicht dran, was kaputt gehen könnte. Aber Blende, Verschluss und Entfernungseinstellung sind zumeist nicht funktionsfähig. Der Grund dafür sind die Öle und Fette, die damals verwendet wurden. Sie verharzen oder werden sogar steinhart. Die „Standard“ bereitete da wenig Probleme. Blende und Verschluss waren in einem guten Zustand, die Reinigung mit einigen wenigen Tropfen Reinigungsbenzin reichte aus, um alles wieder voll funktionsfähig zu machen. Die Verschlusszeiten von einer halben bis zu einer 100stel Sekunde laufen korrekt.

Dafür bereitete die Entfernungseinstellung echte Probleme: Sie war so festgegangen, dass sie sich weder mit (sanfter) Gewalt noch mit guten Worten zur Mitarbeit überreden ließ. Eine Rosskur, geboren aus der Verzweiflung, hat geholfen: 20 Minuten bei etwa 75 Grad Celsius im Backofen. Die Wärme hat das alte Fett so gängig gemacht, dass sich der Entfernungsring wieder bewegen ließ. Damit ergab sich die Möglichkeit, mit Wattestäbchen und Reinigungsbenzin die fette, kleisterige grüne Pampe zu entfernen. Gewonnen, alles geht wieder.

Das nächste Problem Als Plattenkamera braucht die „Standard“ Glasnegative.


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Nun ist die Auswahl an analogem fotografischem Zubehör wirklich groß und es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Aber Glasnegative sind tatsächlich sehr selten. Sie sind entweder im falschen Format oder nur zu horrenden Preisen verfügbar – meistens beides. Und hier kommt der Wert eines kleinen Zubehörteils ins Spiel, das mit in der Kiste auf dem Dachboden lag: eine Kassette. „Rollex-Patent“ steht drauf. Sie nimmt den bis heute üblichen 120er-Rollfilm auf und wird anstelle der Mattscheibe auf die Kamera geschoben. Damit sind je Film acht Aufnahmen im Format sechs mal neun Zentimeter möglich. Das Magazin macht die Kamera heute erst brauchbar. Vermutlich ist es mal in den frü-

hen 30er-Jahren angeschafft worden, als sich der 120er-Film durchgesetzt hatte. Denn eine Plattenkamera lässt sich umständlich bedienen: Hatte der Fotograf auf der Mattscheibe an der Hinterseite endlich das Motiv scharf gestellt, dann musste er ein Glasnegativ in einer Blechkassette in die Kamera schieben. Öffnete er die Kassette, konnte er das Negativ belichten. Anschließend musste er die Kassette wieder schließen, entnehmen und die nächste Kassette mit dem nächsten Glasnegativ einschieben. Klingt sehr umständlich. Ist es auch. Beim kleinsten Fehler war das teure Negativ verdorben. Der „Rollex“ hingegen schützt den Film und ermöglicht acht Aufnahmen ohne Ge­fummel.


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Und wie foto­ grafiert es sich?

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Ungewohnt fotografiert es sich nun mit fast 100-jähriger Analogtechnik, aber mit viel Spaß. Beim Sonntagsausflug nach Bückeburg und in Prag habe ich die „Standard“ dabei. Als kleines Hilfsmittel benutze ich einen externen Belichtungsmesser. Ich gehe lieber auf Nummer Sicher, obwohl der Schwarz-Weiß-Film Belichtungen „nach Gefühl“ verkraftet. Ohnehin ist der Spielraum mit den mageren Verschlusszeiten und Blenden von 4,5 bis 32 nicht sehr groß. Vor der Aufnahme sind viele wichtige Handgriffe zu erledigen: Blende, Verschlusszeit und Entfernung einstellen. Blende und Verschlusszeit liefert der

Belichtungsmesser, die Entfernung muss ich schätzen. Zum Glück kann ich mich bei der eingestellten kleinen Blende 22 auf einen weiten Tiefenschärfebereich verlassen. Mit einem leisen Klick löst die Kamera aus. Nach der Aufnahme: Nicht vergessen, den Film weiterzudrehen, sonst kommt es zu Doppelbelichtungen. Die können reizvoll sein, will ich aber gerade nicht.

Last, but not least: Das Ergebnis Zur Entwicklung gebe ich den Film in ein Fachlabor. Und wie früher ist es spannend, auf das Ergebnis zu warten. Ich bin sehr zufrieden. Die Negative sind korrekt belichtet, an Schärfe


Bild: Hamacher

bringt die einfache Linse natürlich kein Ergebnis, das wir heute gewohnt sind. Früher hat das den Menschen gereicht und mir reicht es in diesem Fall allemal. Es ist wunderbar. Der Fotolaborant – auch im fortgeschrittenen Alter – spricht mich auf das ungewöhnliche Format an und fragt nach Details. „Machen Sie denn sowas öfter?“ Eigentlich nicht. Aber das wird sich ändern. O

ÜBER DEN AUTOR Thomas Vahle ist stellvertretender Chefredakteur der genau, Zeitung für Tischler Schreiner Deutschland. Mit Themen rund ums WERKen beschäftigt er sich nicht nur aus beruflichen Gründen. Neben dem Fotografieren ist sein Haus, Baujahr 1906, an dem er selbst werkelt, eine weitere persönliche Leidenschaft. vahle@schluetersche.de

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Erwin Wurm, Fat House, 2003 IMPRESSUM

Bild: Johannes Stoll, Dominik Buda / Belvedere, Wien


“ E S U O H T A „F „Wann ist ein Haus Kunst, und wer befindet darüber?“ fragt das Haus eintretende Besucher. Das menschenhaft fettleibige „FAT HOUSE“ steht zurzeit im Garten des Oberen Belvedere in Wien. Text: Jutta Junge

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en Alltag aus einer anderen Perspektive zu zeigen – das ist das Anliegen des Künstlers Erwin Wurm aus Österreich. Die Motive seiner Kunst sind Objekte der Alltagswelt. Beispielsweise „Fat House“, das im Garten des Oberen Belvedere aufgestellt ist.

Am I still a house? Das Haus ist begehbar, innen erwartet die Besucher ein Video. Das vor sich hin räsonie-


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Erwin Wurm, House Attack, Performance 2012 Bild: Gerald Y. Plattner

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WERK

KUNST

„I‘M A FAT HOUSE“

Ausstellung Skulpturen und Plastiken

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rende Gebäude spricht darin Sätze wie „I‘m a fat house.“ oder „I think I‘m a piece of art.“ Mit seinen „Fat Sculptures“ – verfettete, kleinbürgerliche Statussymbole wie Autos oder Einfamilienhäuser – liefert der Bildhauer „bissige und treffende Kommentare zur gegenwärtigen Konsumgesellschaft“, heißt es aus dem Belvedere. Das „Fat House“ aus dem Jahr 2003 gehört seit Kurzem zur Sammlung des Museums.

Die begehbare Plastik begrüßt quasi die Besucher und gibt einen Vorgeschmack auf Wurms Biennale-Beitrag in Venedig sowie die Ausstellung „Erwin Wurm – Performative Skulpturen“, die vom 2. Juni bis 10. September 2017 im nahe gelegenen 21er Haus, dem Museum für zeitgenössische Kunst, zu sehen ist. Gezeigt werden etwa 40 Skulpturen und Plastiken, darunter eine Reihe neuer Werke, die Erwin Wurm eigens für die Schau


ERWIN WURM Performative Skulpturen 2. Juni bis 10. September 2017 erarbeitet hat. Ausgangsbasis sind Modelle und Blöcke aus Ton, die in der Regel von Wurm selbst oder von instruierten Personen gezielt bearbeitet werden. Den Werken aus Ton stehen in der Ausstellung Abgüsse aus Bronze, Aluminium, Eisen oder Polyester gegenüber. O

21er Haus Museum für zeitgenössische Kunst, Quartier Belvedere, Arsenalstraße 1, 1030 Wien Öffnungszeiten: Mi: 11–21 Uhr, Do–So: 11–18 Uhr. An Feiertagen geöffnet. http://www.21erhaus.at

t? Das s n u K k c ü t Ein S h vor. c i s t l l e t s “ e „Fat Hous n Frass/www.youtube.com ilia

Quelle: Maxim

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KUNST

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IMPRESSUM

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HOLY WOOD STATT HOLLYWOOD Sommer ohne Sonnenbrille ist wie … ein Strand ohne Sand. eine Cocktailbar ohne Cocktails. ein Pool ohne Wasser. lesezeit 2 min

Zurück zum INHALT Bilder: Freisinger, Radtke, Skowronek

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KUNST

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WENN DIESER SOMMER einfach großartig werden soll, dann muss eine stylishe Sonnenbrille her. Am besten eine, die ein echter Hingucker ist. Wie die WOOD FELLAS Jalo, die jedem Outfit dank ihrer leicht geschwungenen Formen einen Extraschuss Coolness verpasst. Die Jalo ist ein entspannter Begleiter für heiße Tage. Das stellen Kathrin, Laura und Mirko hier unter Beweis. Sie haben die ersten „richtigen“ Sonnen- und Sommertage genutzt und ihre WOOD FELLAS Jalo-Modelle ausgeführt. An den Maschsee, wo jetzt die schönste Zeit des Jahres zelebriert wird.

... JETZT DIE WOOD FELLAS JALO AUSFÜHREN, DORTHIN WO DIE SCHÖNSTE ZEIT DES JAHRES ZELEBRIERT WIRD ...

Im Sommer trifft sich hier ganz Hannover – zum Spaziergang, Joggen, Radfahren und Inlinern. Zu Veranstaltungen aller Art, wie Regatten und dem alljährlichen Drachenbootrennen. Zum Maschseefest, das weit über die Grenzen der niedersächsischen Landeshauptstadt bekannt und beliebt ist. Zum Segeln, Rudern, Tretbootfahren, Surfen und Schwimmen.


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KUNST

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Kathrin und Laura haben sich am Nordufer des Maschsees direkt bei den Liebesschlössern niedergelassen und genießen die sommerlichen Temperaturen in vollen Zügen. Mirko hat sich in einen Strandkorb verzogen und chillt ein bisschen. Immer mit dabei: die WOOD FELLAS Jalo in allen Varianten.

Der Ferrari unter den Holzbrillen Die WOOD FELLAS Jalo zeichnet sich durch eine robuste Schönheit aus und wird von Hand aus echtem Holz mit hochwertigen Gläsern – auch in der Mirror-Variante – gefertigt. Schutzfaktor 3 mit 100 % UV-Schutz.

Sie geht mit ihrer Besitzerin/ ihrem Besitzer durch dick und dünn, durch den Alltag und den Feiertag, durch Sonne wie Regen und ist ein treuer Begleiter, wie es sich für einen echten „Fella“ gehört.

Brillen-Unikate – einzig, nicht artig Brillen von WOOD FELLAS sind Unikate. Einzelstücke, die den einzigartigen Charakter ihrer Träger unterstreichen. Die kleinen Kunstobjekte spiegeln Liebe zur Natur und zur Heimatstadt der Macher, München, wider. Nicht umsonst hat (fast) jede Brille einen Namen, der sie mit der Stadt und ihren Stadtteilen verbindet. O


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Gewinnspiel Sie können eine von zwei tollen WOOD FELLAS Jalos mit Brillengläsern in Ihrer Lieblingsfarbe gewinnen. Wie? Schnell auf Facebook oder Instagram nachschauen. Unser Tipp: Sie sollten unseren Artikel über die tollen Sonnenbrillen-Unikate lesen, das bringt Sie einen Riesenschritt auf dem Weg zum Gewinn weiter. Versprochen. Und jetzt viel Glück!

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Bilder: Christian Schwier, elvil – Fotolia.com

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ZIRKUS IST EINE EIGENE, KLEINE WELT

Der Reisevirus liegt Corinna einfach im Blut. Was lag da näher als sich dem „fahrenden Volk“ anzuschließen und mit einem Zirkus durchs Land zu ziehen? Text: Corinna Laimer lesezeit 6 min Zurück zum INHALT

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Bild: Circus Roncalli, Christina Czybik

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Zehn Monate war ich

unterwegs. Auf meiner ersten langen Reise alleine und direkt ans andere Ende der Welt. Als ich wieder nach Hause kam, schien alles gleich, nur ich war anders. Ich hatte es schwer, mich wieder einzugewöhnen . 68

Diagnose: Reise­ virus, nicht heilbar Trotzdem machte ich mich „artig“ auf die Suche nach einem Job. Ein erstes Angebot bekam ich gleich nach meiner Rückkehr – das ging mir viel zu schnell. Ich war noch nicht bereit, mich wieder vom Alltag verschlucken zu lassen. Also ging die Arbeitssuche weiter… Dabei habe ich mich nicht nur auf meinen erlernten Beruf Kosmetikerin und Wellness-Masseurin

beschränkt. Ich habe auch nach anderen Stellen gesucht und irgendwann fiel mir dann eine Anzeige ins Auge: Circus Roncalli sucht Mitarbeiterin für drei Monate im Büro – Reisebereitschaft zwingend notwendig. Ich habe nicht gezögert und sofort meine Bewerbung abgeschickt. Ein paar Tage später war ich auch schon auf dem Weg zu meinem Vorstellungsgespräch. Der Circus Roncalli hat sein Winterquartier und die Büros in Köln. Sehr praktisch für mich, wo ich doch in Köln wohne. Meine Aufregung wurde mir im Gespräch schnell genommen. Es war unheimlich nett und sehr locker. Von Anfang an wurde mit offenen Karten gespielt. Mir wurde gesagt, dass ich nur ein sehr kleines Abteil


habe und für die Toilette müsse ich über den Platz laufen, bei Wind und Wetter. Ein bisschen wie Camping, hieß es. Obwohl ich in meinem Leben noch nie beim Camping war, hat mich das nicht abgeschreckt. In Neuseeland habe ich mit bis zu zehn und mehr Leuten in einem Hostelzimmer genächtigt. Hier bekam ich wenigstens mein eigenes kleines Reich.

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Ehrlich gesagt, ganz gut. Aber wie alles im Leben hat es seine Vor- und Nachteile. Mein Abteil war eins von fünf in einem der großen Zirkuswagen. Etwa fünf Quadratmeter klein, verfügte es trotzdem über alles, was man zum Leben so braucht. Ich hatte mein Bett, einen kleinen Nachttisch, einen Kleiderschrank, Stauraum unter dem Bett und zwei

Bilder: Corinna Laimer

Bilder: redline1980 – Fotolia.com

Wie wohnt es sich im Zirkus?

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großzügige Fächer über dem Bett zur Verfügung, in denen ich mein Geschirr (ein Teller, eine Schüssel, einen Becher, ein Glas, Besteck) sowie viele Kleinigkeiten, Bücher, Kosmetika und Putzmittel unterbrachte. Es gab eine Tür, die ich abschließen konnte und eine kleine Dachluke, die sich als Luxus herausstellen sollte. Im Sommer wurde es richtig heiß, ein bisschen wie im Auto. Da wurde die Dachluke zum Geschenk des Himmels. Für den Winter hatte ich einen kleinen Heizer, der den Raum im Nu auf Temperatur brachte. Gefroren habe ich nie! Ein Nachteil ist, dass die Wände recht dünn sind. Wenn im Nachbarabteil jemand geniest hat, habe ich „Gesundheit!“ gesagt und ein „Danke!“ kam zurück. Was für mich aber kein Problem war, denn durch meine Hostelerfahrung bin ich Ohrstöpsel gewöhnt und habe

immer welche dabei, so lässt es sich leichter schlafen. Zuerst dachte ich, dass ich für die paar Wochen nicht viel brauchen würde, doch schon nach kurzer Zeit habe ich eingekauft und mir Deko­ artikel, einen Mülleimer und ein Wäschereck besorgt. Einfach, um mein Abteil ein wenig wohnlicher zu machen. Danach war ich richtig gerne in meiner kleinen Höhle. Viele von den Artisten und langjährigen Mitarbeitern haben ihren eigenen Wohnwagen oder bekommen einen vom Zirkus gestellt, sofern einer frei ist. Das hängt zum einen davon ab, wie lange man dabei ist und zum anderen, welche Position man hat. Viele der Künstler verfügen aber über ihr eigenes Wohnmobil, das mal größer, mal kleiner ausfällt. Einige der Wagen sind richtige kleine Wohnungen. Verständlich, wenn man bedenkt, dass das ganze Jahr darin gelebt wird.


Bild: Corinna Laimer

Was für einen Job hatte ich?

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Bernhard Paul ist Österreicher und Roncalli ist unglaublich beliebt. Das liegt aber auch daran, dass es einfach ein wirklich toller Zirkus ist. Wildtiere gibt es schon seit den 90ern nicht mehr in der Manege. Circus Roncalli gehörte schon immer zu denjenigen, die sich ständig neu erfinden und mit der Zeit gehen. Das ist auch der Grund, warum es einer der wenigen Zirkusse ist, die überlebt haben.

71 Bilder: redline1980 – Fotolia.com

Ich habe an der Kasse gearbeitet und die Tickets sowie Programmhefte verkauft. Neben dem Verkauf von Tickets gehört die Kasse zu den ersten Anlaufpunkten im Zirkus. Schon hier soll der Gast sich wohlfühlen, denn bei Roncalli soll der Zirkus ein Gesamterlebnis sein. Sich Zeit für jeden Gast zu nehmen, gehört dazu. In Wien hatte ich immer viel zu tun. Ich hatte meine liebe Mühe, die Leute noch im Zelt unterzubekommen. Der Andrang war wirklich groß. Kein Wunder, Zirkusdirektor


Warum im Zirkus arbeiten?

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Die Gründe, warum ich im Zirkus arbeiten wollte, sind vielfältig. Zum einen ist es natürlich ein Job, den wirklich nicht jeder macht. Ich habe also eine fast einzigartige Erfahrung und immer eine spannende Geschichte parat. Der eigentliche Grund war aber, dass ich reisen wollte und in diesem Fall wurde ich sogar noch für das Reisen bezahlt. Ich bin alle paar Wochen in einer anderen Stadt aufwacht und mir wurde nie langweilig. Meinen freien Tag, den ich jede Woche bekam, habe ich richtig genutzt. Ich war immer unterwegs. So konnte ich Innsbruck, Wien, Graz und Linz erkunden und hatte genug Zeit, die Orte auch kennenzulernen. Der größte Vorteil war natürlich, dass ich – wenn ich Zeit hatte – in die Show konnte. Irgendwann habe ich schon an der Musik erkannt, was gerade

dran war und bei meinen Lieblingsnummern bin ich dann ab und zu ins Zelt gegangen. Toll war auch die Halloween-Party der Mitarbeiter. Wir haben in der Manege gefeiert und jeder hat etwas zu essen oder zu trinken mitgebracht. Da die Mitarbeiter und Artisten aus aller Herren Länder kommen, gab es viele landestypische Spezialitäten. Auch wenn ich nicht lange dabei war, hatte ich dennoch das Gefühl total akzeptiert zu sein.

Mein Fazit? Ich fand die drei Monate beim Circus Roncalli toll und ich

Bild: Corinna Laimer


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könnte ich mir nicht vorstellen. Viele arbeiten jahrelang beim Zirkus, andere, wie ich, sind nur kurz zu Gast und manche werden hineingeboren und bleiben dem Zirkus ihr Leben lang treu. Die Erfahrung hat mich ein Stückchen näher zu mir selbst gebracht und ich habe mich besser kennengelernt. Dafür bin ich dankbar. Meine Zeit im Circus Roncalli wird für immer in meinem Herzen sein und immer etwas Besonderes bleiben. Jetzt aber ist es Zeit für neue Abenteuer. O

Bild: redline1980 – Fotolia.com

würde sie um nichts in der Welt missen wollen. Nochmal würde ich aber vermutlich nicht im Zirkus arbeiten wollen. Es ist ein Mikrokosmos. Eine eigene, kleine Welt. Das Leben im Zirkus ist wie das in einer Blase. Es ist ein reisendes Dorf. Eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft, eine Familie. Es gibt manchmal Streit, aber wenn es hart auf hart kommt, hält man zusammen. Jeder kennt jeden und jeder weiß Bescheid, was bei dir gerade so los ist. Das ist manchmal gut und manchmal weniger gut. In diese Welt hineinzuschnuppern war großartig, aber mein ganzes Leben im Zirkus zu verbringen,

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Bild: Circus Roncalli GmbH 2014, Udo Weger


Bild: Corinna Laimer

Über die Autorin Seit Bloggerin Corinna Laimer in Neuseeland eine Auszeit mit Work & Travel genommen hat, ist sie ständig auf der Suche nach neuen Auszeiten. Egal ob in der Welt oder im Alltag. Auf ihrem Blog aussteigenbitte.de thematisiert sie auch die speziellen Herausforderungen, die sie als Übergewichtige auf Reisen meistert – mit viel Humor und einem charmanten Augenzwinkern. Mehr über ihre Zeit im Zirkus findet man ebenfalls auf ihrem Blog. https://www.facebook.com/ AussteigenBitte/ https://www.instagram. com/aussteigenbitte/

us? k r i Z f u hre a J Lust a 0 4 : i 017 ncall 2 o r R e l s i a u r c Cir ee – T om n r u o t s .c JubiläumRoncalli/www.youtube Quelle:

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Circus

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#DADDYMODUS: SOMMER MIT KIDS Text und Bilder: Gabriel Rath

Nach monatelangem Warten ist es nun endlich so weit: Der Sommer ist da. Endlich können Daddy Gabriel, Mama und die beiden Töchter (7 und 3) 77 die City unsicher machen. Und das Umland.

lesezeit 5 min Zurück zum INHALT wohnwerken.de_Ausgabe 04

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Vorbei sind die dunklen Tage mit Regen, an denen wir zu Hause festsaßen und ein ums andere Mal „Lotti Karotti“ mit den Kindern spielen mussten. Endlich können wir wieder raus an die frische Luft. Das tut nicht nur den Kindern gut, sondern auch uns Eltern, weil die Kleinen dann tendenziell auch eher einschlafen. Wenn wir Glück haben.

Stadthafen ... Wir wohnen in Rostock ziemlich privilegiert. Als passionierte Fischköppe lieben wir den hohen Norden und genießen gerade im Sommer die Nähe zum Wasser. Da ist beispielsweise unser Stadthafen, an dem wir oft mit unseren Mäusen langradeln. An warmen Tagen cruisen wir gern Bild: Henrik Winther Ander – Fotolia.com

am Hafen entlang, fahren hinter der Holzhalbinsel über die Brücke und düsen weiter bis zum Gehlsdorfer Ufer. Dort gibt es dann ein kleines Picknick mit einem traumhaften Blick auf die Skyline Rostocks. Gestärkt geht es dann bis zum Yachthafen und dem Fähranleger. Hier schnappen wir uns die letzte Fähre und setzen über zur anderen Seiten des Hafens, wo wir gestartet sind. Dann sind wir eine schöne Strecke von vielleicht 10 Kilometern unterwegs gewesen. Bei Kindern im Alter von 3 und 7 reicht das vollkommen. Und bei mir auch.

... und Strandleben Am Wochenende fahren wir natürlich auch gern an den Strand. Da wäre natürlich der


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fantastische Beach in Warnemünde, seines Zeichens breitester Sandstrand der deutschen Ostseeküste. Unsere Buddelsachen sind natürlich immer mit am Start, also wird direkt nach Ankunft an der Waterkant erst einmal eine 4-geschossige Kleckerburg am Wasser gebaut. Bis eine der fiesen Killerwellen unser Kunstwerk zerstört und unseren Mädchen die Tränen in die Augen treibt. wohnwerken.de_Ausgabe 04

Aber Abwechslung ist bekanntlich alles, also vergessen wir unsere Sandburg und springen ins Wasser. Baden gehört zu den absoluten Lieblingshobbys unserer Kids. Und da es bei den kleinen Rackern ja quasi kein Kälteempfinden gibt, wird eigentlich ab Mai konsequent gebadet. 14 Grad reichen da schon. Meistens spielen wir dann „Haiangriff“, wobei ich natürlich sehr gern den schlechtgelaunten, extrem


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hungrigen, weißen Hai gebe. Später gönnen wir uns ein Eis von der traditionellen Warnemünder Eisdiele am Alten Strom. Früher wohnte ich mit meinen Eltern und Geschwistern genau über dem Geschäft, als es noch in der Seestraße war. Mit 13 verdiente ich mir dort in den Ferien etwas Taschengeld. Man könnte sagen, wir kennen diesen Laden. Mit der Waffel in der Hand sitzen wir dann auf einer alten Holzbank und beobachten die berüchtigten Warnemünder KillermöBild: Henrik Winther Ander – Fotolia.com

wen, wie sie den Touristen nach einem Sturzflug das Eis klauen. Dann schauen wir rüber zu den Segelbooten und stellen uns vor, dass wir eines Tages mit einem Boot um die Erde segeln. Wie diese Familien, die in ihren Blogs darüber schreiben, als ob es das Normalste der Welt wäre. Doch wir haben aktuell noch ganz andere Probleme.


Jetzt ist Shopping angesagt Die Kinder sind schon wieder so schnell gewachsen und fordern nun neue Sommerkleidchen

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und Sandaletten. Gut, dass meine Frau für das Shopping zuständig ist. „Schau mal, Papa! Anna und Elsa! Cool oder?“ Die Kleine zeigt mir stolz ihr neues Röckchen. Man muss wissen, dass unsere Kurze besessen davon ist, sämtliche Merchandise-Artikel dieses Disney-Frozen-Films zu besitzen. Und da gibt es natürlich nicht nur Spielzeug, sondern auch Shirts, Jacken, alles. Natürlich. Die Große ist da schon einen Schritt weiter. Wenn die Mama den Laptop auf dem Schoß hat

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und online nach Klamotten schaut, dann guckt sie schon mal mit und ordert Sommersachen. Und wenn wir draußen unterwegs sind, schnappt sie sich auch schon mal das Handy, um Fotos zu machen: „Mama, beweg dich mal. Ich mach grad‘n Boomerang!“ Digitale Hosenscheißer nennt man diese Generation wohl. Neulich waren wir oben auf unserem Leuchtturm. Da hat sie sich hingesetzt und einfach mal losmoderiert: „Hallo Freunde, ich bin‘s wieder. Wir sind hier gerade auf dem Leuchtturm und haben gerade ‘ne tolle Aussicht.“ Vielleicht hat sie irgendwann ja eine eigene YouTube-Show. Gerade im Sommer gibt es ja schließlich viele Themen, über die sie berichten kann. Irgendwann mal.

Auf nach Dänemark

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Bild: Henrik Winther Ander – Fotolia.com

In diesem Sommer wollen wir auch noch mal rüber nach Dänemark fahren. Die Fähre startet bei uns im Rostocker Überseehafen und fährt bis zur dänischen Insel Falster. Die 2,5 Stunden Fahrt überbrücken wir mit Erkundungsgängen, Essen und Buch vorlesen. Kinder sind ja schon anspruchsvoll was das Entertainment-Programm angeht: „Nee Papi, das Buch nicht. Das ist langweilig.“ „Aber das hattest du dir doch gewünscht. Das sollte ich doch einstecken.“ „Weiß ich nicht. Will ich aber nicht mehr!“ Ok, na gut, alles klar. Diese kleinen Racker haben es bekanntlich nicht so mit ihrem Langzeitgedächtnis. Im Gegenteil, sie leben den Moment. Was gestern war, ist egal. Was morgen

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passiert, werden wir sehen. Unsere Kinder sind tolle Vorbilder für uns, denn erst so sorgenfrei wie sie kann man den Sommer richtig genießen. Easy going oder gar nicht.

Apropos Genuss Dazu gehören natürlich in den warmen Monaten unbedingt auch kulinarische Leckereien. Traditionell machen wir einmal

im Jahr ein Family-BBQ in unserem kleinen Hinterhofgarten mit meinen Eltern und Schwiegereltern. Darauf freuen sich auch die Kinder immer sehr. Allerdings gar nicht so wegen des Essens, sondern weil dann alle zusammen sind und eine kleine Party feiern. Barfuß und in kurzen Hosen. So wie es im Sommer eben sein muss. Abends fallen unsere Kinder nach einem langen Actiontag ins Bett und schlafen schnell ein. Hoffen wir jedenfalls jedes Mal. Oft ist es aber so, dass eins der Kinder noch ewig wach ist und unaufgefordert eine ausführliche Zusammenfassung der Tages-Highlights präsentiert. Das kann dann dauern. Ich selbst kann mich nach einem sommerlichen Bild: Henrik Winther Ander – Fotolia.com


Über den Autor Insbettbringen oft gerade noch so ins Schlafzimmer retten, wo ich Sekunden später einschlafe. Irgendwann wacht man dann auf und stellt fest, dass es Herbst ist. Dann beginnen sie wieder, die dunklen Tage des Regens und stundenlangen Lotti-Karotti-Spielens. Doch noch sind wir mitten im Sommer. Was morgen ist, interessiert uns nicht. Wir leben im Hier und Jetzt. Das gelingt meiner Frau zwar nicht immer perfekt, aber wir haben verdammt gute Lehrer. O

Schon 2005 bloggte der passionierte Rapper Gabriel Rath über seine Musik. Ab 2008 begann der Rostocker dann über seine zweite große Leidenschaft zu schreiben: Social Media Marketing. 2009 wurde er zum ersten Mal Vater und startete mit seinem Blog Gabriel Rath einen neuen Blog unter dem Motto #Daddymodus. Dieser neue Daddyblog, der den ganz normalen Wahnsinn zwischen Barbie, Boombox und Babybrei beschrieb, wurde schnell sehr populär. Im Daddymodus-Blog erzählt der Vater von zwei Mädchen anek­ dotenhaft aus seinem Leben als Papa. Die Message ist dabei ganz deutlich: Eigene Kinder sind einfach das Größte. https://gabrielrath.com/

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86 Bild: David Hernandez – Fotolia.com

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Helfen für ein LÄCHELN

Im Kindergarten geht es in der Regel hoch her: Viele Füßchen sausen den ganzen Tag durch die Räume, rennen hierhin und dorthin, tanzen, springen, hüpfen. Das geht an die Substanz des Bodenbelags. Irgendwann muss renoviert werden. Wie in der katholischen Kindertagesstätte St. Marien Einum in Hildesheim.

Bilder: Freisinger (2), Junge (2), Rothkegel (1), Vahle (1)

lesezeit 3 min Zurück zum INHALT wohnwerken.de_Ausgabe 04

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„Helfen für ein Lächeln“: Unter diesem Motto haben die Hersteller Bosch und Meister gemeinsam mit Tischlermeister Christopher Gärtner aus Emmerke die Ärmel hochgekrempelt und den Kindergartenkindern einen neuen Bodenbelag für ihre Spiel- und Aufenthaltsräume spendiert. Von Bosch kam das professionelle blaue Elektrowerkzeuge für das Holzhandwerk zum Einsatz: der 12 Volt-Akkubohrschrauber mit FlexiClick-Aufsätzen für randnahes Schrauben, Schrauben um die Ecke und Arbeiten an engen Stellen, der Akku-Multicutter GOP 18 V-28 Professional und die Stichsäge GST 18 V-LI S Professional. Meister stellte den Design­ boden Catega® Flex DD

300 Risseiche hell 6956 einschließlich Dämmunterlage zur Verfügung. Und Tischlermeister Christopher Gärtner, selbst engagierter Vater von vier Kindern, brachte gemeinsam mit zwei Mitarbeitern, Patrick Frahm und Elias Schmidt, sein Knowhow und seine Arbeitskraft ein. Sie verlegten den Bodenbelag.

Neues macht neugierig In einem Wohngebiet, im Ortsteil Einum, Hildesheim, liegt die Kindertagesstätte, die von 32 Kindern aus der Umgebung besucht wird. „Wir gehen hier viele Kompromisse ein“, so die Leiterin der Einrichtung, Petra Rothkegel, „wir haben seinerzeit mit geringem finanziellen Einsatz diese Einrichtung ins


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sehr s n u n e u e r „Wir f lag.“ e b n e d o B euen über den n Petra Rothkegel, Leiterin der Kindertagesstätte St. Marien Einum in Hildesheim

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Renovierung mit Profimaterial durch Profis

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Leben gerufen.“ Das pädagogische Konzept und die liebevolle Betreuung machen das Manko wett: Die Kinder kommen fröhlich um 8 Uhr an der Hand von Mama oder Papa an und wenden sich gleich ihren Betreuern und Spielgefährten zu. Fröhliche, neugierige kleine Menschen, die gespannt schauen, was sich an diesem Freitagmorgen in „ihrem“ Reich so tut.

Denn an diesem Tag ist alles ein bisschen anders als sonst: Die Zimmer in der ersten Etage sind schon ausgeräumt und man kann sehen, dass der alte Boden seine besten Zeiten längst hinter sich gelassen hat. „Wir freuen uns, dass wir jetzt einen neuen Bodenbelag bekommen“, so Petra Rothkegel. Sie hat sich gemeinsam mit ihrem Team für einen robusten, dabei äußerst schicken

vorher


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Design­b oden entschieden. Auch Tischlermeister Christopher Gärtner ist von der Wahl angetan: „Dieser Bodenbelag zeichnet sich durch eine geringe Aufbauhöhe von nur 5 mm aus und ist damit bestens für Renovierungsarbeiten geeignet“, erklärt der Fachmann. „Der Boden liegt schwer und gut auf dem Untergrund, deshalb wird er schwimmend ohne Ver-

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klebung verlegt. Außerdem können die großen Planken zügig verlegt werden.“ Ergo: Zeitaufwand und Arbeitseinsatz halten sich aufgrund der Qualität in Grenzen. Dass eine passende, hochwertige Dämmunterlage für eine hervorragende Trittschall- und Raumschallreduzierung sorgt, versteht sich von selbst. Nach drei Arbeitstagen war alles fertig. Über das Ergebnis sind die Beteiligten glücklich: die Hersteller Bosch und Meister, die Leiterin der Kindertagesstätte Petra Rothkegel und ihre Mitarbeiter, Tischlermeister Christopher Gärtner (li.) und sein Team – und nicht zuletzt die Kinder, die die Helfer mit einem strahlenden Lächeln belohnen. O

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Machen wir’s den Schnecken nach

Sie tragen ihr Zuhause praktischerweise gleich auf dem Rücken mit sich herum. Ein bestechender Gedanke: sich einfach in die eigenen, vertrauten vier Wände zurückziehen zu können, egal wo man gerade ist. Eine schöne, aber spinnige Idee? Nein, sagen die Macher von Haustainer. IMPRESSUM


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Das Gespr채ch mit Hinrich Fuchs f체hrte Jutta Junge. wohnwerken.de_Ausgabe 04

Bilder: volkerladwig - Fotolia.com, Kathrin Freisinger


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„Immer mehr Menschen entscheiden sich gegen ein stationäres Leben.“

Bild: Haustainer


Eigentlich ganz einfach:

Man nehme einen Container und mache aus ihm einen Haustainer, in dem man wohnen kann. Diese Idee hatten Hinrich Fuchs und seine Frau Maneet. „Wir entwickeln ein Zuhause, das unser zukünftiges Wohnen verändern kann“, erklärt Unternehmensgründer Fuchs. Die Sensation: Das Haus ist klein, einfach, erschwing­ lich und nachhaltig, und es kann seinen Besitzer pro­ blemlos überall auf der Welt begleiten.

Erfindungen entstehen aus Visionen Selbst ein Globetrotter, der in Indien in einer Fahrradfabrik arbeitete und dort auch seine Frau Maneet kennenlernte, erkannte Hinrich Fuchs wohnwerken.de_Ausgabe 04

den zunehmenden Bedarf an unkompliziertem Wohnraum. Doch wer schon einmal im Ausland gelebt hat, vielleicht sogar in einer der Megametropolen, weiß, wie schwer es ist, ein bezahlbares Apartment zu finden. Das dann auch noch den eigenen Bedürfnissen entspricht. „Immer mehr Menschen entscheiden sich gegen ein stationäres Leben“, hat Hinrich Fuchs festgestellt, „oder sie müssen sich aus beruflichen oder privaten Gründen dafür entscheiden.“ Deshalb sieht er mit seinem Team auch eher das „Produkt“ Haustainer im Vordergrund, kein „Haus“ im eigentlichen Sinn, gebaut für eine gefühlte Ewigkeit. „Ein Haus kann eine Fußfessel sein“, so Hinrich Fuchs, „und unser Haustainer

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ist viel mehr als ein Haus, ein Buddy, ein Kumpel, der einen begleitet – im Bedarfsfall auch per Containerschiff über die Weltmeere.“ Die Motivation, das Projekt zu starten? Hinrich Fuchs weist lächelnd auf seine kleine Tochter Mahi. „Sie trägt die Anfangsbuchstaben unserer Vornamen Maneet und Hinrich in ihrem Namen. Und Mahi bedeutet außerdem ‚Welt‘. Wir machen das nicht zuletzt für sie und alle Kinder. Für die Zukunft.“

Raum für (Lebens-) Situationen Beispielsweise ist den Eltern das Eigenheim zu groß geworden. Sie wollen das Haus an die Kinder übergeben, aber trotzdem in der Nähe bleiben. Dann bietet sich

der Haustainer an, der ohne großen Platzbedarf auf dem Grundstück aufgestellt werden kann – mit Verbindung zum Haupthaus oder auch ohne. Oder da ist das junge Paar, das ein Grundstück gekauft hat. Hier lässt sich mit geringem finanziellen Aufwand eine Garage bauen und darauf kommt einfach der Haustainer, der entweder mitzieht, wenn ein Standortwechsel notwendig wird oder als „Basehome“ erhalten bleibt. Und man kann mit dem Haustainer auch Geld ver­ dienen, wenn man ihn für (Unter-)Vermietungen zur Verfügung stellt. Anstelle von Bed & Breakfast gibt es dann eine kleine, aber feine Wohnung im Haustainer. Dass man den Haustainer auch als Ferienhaus selbst nutzen kann,


Bilder: Haustainer

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Haustainer als Zweitwohnsitz im Garten oder als Teil eines Hochhauses – den Verwendungen sind keine Grenzen gesetzt.

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versteht sich von selbst. Sehr futuristisch, aber keineswegs unvorstellbar mutet dagegen eine weitere Nutzungsmöglichkeit an: Haustainer könnten zu Hochhäusern gestapelt werden und so ein Apartmentgebäude bilden. Durch Slots ließe sich die Anordnung der Module flexibel gestalten. Die Option zu stapeln und sie in ein extrenes Rack zu stecken sind schon im Modell angelegt. 98

Wo gibt’s Container? Eine fantastische Idee. Doch woher kommen die Container? Müssen sie extra gebaut werden? Das würde ja der Nachhaltigkeitsidee widersprechen. „Wir haben da im Vorfeld genauestens recherchiert“, so Hinrich Fuchs. „Die Stan­ dardcontainer werden in China massenhaft gefer­ tigt, beladen und dann nach Europa verschifft. Und dann

stehen sie als ‚Einwegbehälter‘ in den großen Überseehäfen wie Hamburg oder Rotterdam und werden nicht mehr oder zumindest nicht mehr in der Menge gebraucht.“ Also können sie preisgünstig einer sinnvollen ökologischen Zweitverwertung zugeführt werden – und avancieren zum Haustainer.

2 Zimmer, Bad, Küche … Man mag es kaum glauben, aber im Haustainer ist eine Menge Platz. Aufgeteilt in zwei Haupträume, lassen sich hier Wohn- und Schlafraum mit Doppelmurphy-Bett und / oder zwei Homeoffices einrichten, die visuell und akustisch von­ einander getrennt werden können. Eine Küche gibt es auch: „Wir geben eine minimalistische Kücheneinrichtung vor, die aber alles bietet, was für die


Bild: Haustainer

Der Haustainer ist ausgelegt für extreme Wetter­ bedingungen, bietet von -15 Grad Celsius bis 50 Grad 99 Celsius absoluten Klimakomfort und ist katastro­ phensicher gegen Erdbeben und Sturmschäden.

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Haustainer erlaubt, ein Leben zu führen, wie es sich der Bewohner wünscht.

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Versorgung notwendig ist“, erklärt Hinrich Fuchs. Dazu gehören Elektrogeräte, wie Gefrierschrank, Backofen, Mikrowelle, Spülmaschine, ein Spülbecken und maximal vier Standardschränke mit Über- und Unterschränken. Das kleine Bad, optional auch erweiterbar, ist mit Dusche in normaler Standardgröße und Spül-WC ausgerüstet.

Auch „drumherum“ hat ein solcher Haustainer viel zu bieten: Er ist ausgelegt für extreme (Wetter-)Bedingungen, bietet von -15 Grad Celsius bis 50 Grad Celsius absolu­ ten Klimakomfort und ist katas­trophensicher gegen Erdbeben und Sturmschä­ den. Außerdem verfügt das Modul über einen eingebauten Spannungsstabilisator und Platz für eine Batterie­sicherung. Das Beste: Das Modul erfüllt alle modernen Ansprüche an vernetztes, komfortables Wohnen und ist so vorbereitet, dass es vollautomatisch arbeiten kann – Smart Home ready!


Grün leben und denken Der Haustainer ist weitest­ gehend ökologisch, vom Con­ tainer über die Dämmung bis zur verwendeten Innenausstattung kann fast alles wiederverwertet werden. Der Einsatz von altbekannten, traditionellen Bau­ materialien wie z. B. Holz­ wolle oder Lehm lassen das Haus natürlich atmen und tragen dazu bei, die Innen­ raumtemperatur natürlich zu regeln. Ein Stück Lebensphilosophie steckt auch in dem Konzept „Weniger ist mehr“. Haustainer ist ein kleines, aber sehr kluges Haus, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Stress für den Eigentümer zu minimieren,

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Infos HAUSTAINER – a product of MAHI homes http://haustainer.com/ https://www.facebook.com/ haustainer/ https://www.instagram. com/haustainer/ https://twitter.com/ haustainer/ weniger Unordnung zuzulassen und einen freien Kopf für die wichtigen Dinge des Lebens zu haben. Außerdem sind kaum Instandsetzungsoder Reinigungsarbeiten erforderlich. Haustainer erlaubt, ein Leben zu führen, wie es sich der Bewohner wünscht. O

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TRAUMBERUF

HIRTE

Der Lohn: Leben in und mit der Natur. Unabhängigkeit. Keine Langeweile. Der Preis: Unzählige Kilometer zu Fuß. Viele Arbeitsstunden. Täglich neue Herausforderungen. Gemeinsam mit drei Hirtenkollegen Verantwortung für Tausende (!) Tiere.

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Das Interview führte Kathrin Freisinger. Fotos: Günther Zangerl und Hansjörg Riedl wohnwerken.de_Ausgabe 04

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ansjörg Riedl ist das, was man sich im modernen Alltagleben in der Großstadt eigentlich gar nicht mehr vorstellen kann: Er ist Hirte. Auf der Almind Alm, über 1.700 Meter hoch gelegen. Einerseits bestimmt ein Traumjob, mag man denken, Computer, Handys, Staus und Smog spielen hier wohl kaum eine Rolle. Andererseits kennt der Tiroler keinen Acht-Stunden-Job, mal eben shoppen fahren, zwischendurch Kino, Disco … wohnWERKen hat mit Hansjörg Riedl über seine(n) Beruf(ung) gesprochen und ihn gefragt, wie er so auf dem Berg lebt.

auf der Alm, die meine Familie seit über 40 Jahren betreibt. Die Almind Alm liegt im Herzen der Tiroler Alpen im Fotschertal bei Sellrain auf über 1.755 Metern Höhe und ist seitdem jeden Sommer für mehrere Monate mein Zuhause – und auch mein Arbeitsplatz. Trotz meines eigentlichen Berufs als Leiter der Pistenraupenfahrer und Sprengmeister in einem Tiroler Skigebiet komme ich gerne jeden Sommer wieder auf die Alm. Ich hab gern Abwechslung und so freue ich mich jedes halbe Jahr auf die komplette berufliche Umstellung.

Du lebst also auf der Alm. Wie bist Du dazu gekommen? Schon 9 Tage nach meiner Geburt war ich zum ersten Mal

Wie sieht Dein typischer Arbeitstag auf der Alm aus? Um 5 Uhr morgens stehe ich auf, um die rund 30 Melkkühe


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Während meine Mutter Daniela aus der Milch vom Morgen Almbutter macht, 106

stelle ich mit meinem Vater Günther „Graukas“ her


zu melken. Das sind die Kühe, die ein Kalb bekommen haben und deshalb gemolken werden. Danach steht die Fütterung unserer 15 Almschweine und 5 Hühner an. Nach dem Frühstück geht es gemeinsam mit meinem Hund Rex zu den 2.000 Kühen, Pferden und Schafen ins teilweise unwegsame Gelände um nachzusehen, ob bei den Tieren alles in Ordnung ist. Etwa 10 Kilometer später komme ich wieder in der Almind an und verbringe den Nachmit­ tag mit der Zubereitung der Tiroler Schmankerln, die wir in der kleinen Gastro­ nomie unserer Alm anbie­ ten. Während meine Mutter Daniela aus der Milch vom Morgen Almbutter macht, stelle ich mit meinem Vater Günther „Graukas“ her, einen äußerst wohnwerken.de_Ausgabe 04

fettarmen Tiroler Käse, der von unseren Gästen am liebsten sauer mit Essig, Zwiebeln und einem frischen Almbutterbrot gegessen wird. Spätestens um 17 Uhr geht es wieder in den Stall, um die Kühe noch einmal zu melken. Bei Schlechtwetter muss ich dann nochmal ins Gelände, denn bei Gewittern wird das Vieh auch mal unruhig. Danach ist für mich Feierabend – bis zum nächsten Tag jedenfalls. Das hört sich an, als wären Deine Arbeitstage sehr lang und stressig. Gibt es zwischendurch auch mal Tage, wo Du ein bisschen zur Ruhe kommen kannst? Es gibt auf der Alm immer sehr viel zu tun, also langweilig wird mir hier wirklich nie.

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Zur Ruhe komme ich, wenn meine Freunde mal auf einen Hoangascht, zum Plaudern, vorbeischauen oder wenn ich bei Schönwetter nach getaner Arbeit auf einen der zahlreichen Berggipfel gehe. Dort kann ich richtig abschalten und ohne den oft lästigen Handy-Empfang die Aussicht auf die umliegenden Berge und Täler in Ruhe genießen. 108

Gibt es in der Saison auch einen persönli­chen Höhepunkt für Dich? Ja, ich denke, da gibt es mehrere. Etwas Besonderes ist das Ende der Saison im September mit dem Alm­ abtrieb, wo zuerst die Schafe und eine Woche später alle Kühe und Pferde ins 20 Kilometer entfernte Tal getrieben werden. Wenn im Sommer weder Tier noch Mensch was passiert ist, dann werden die Tiere mit Bischln, also Geste-

cken, geschmückt, die ein paar Wochen vorher von uns angefertigt werden. Traditionell tragen die Hirten nach einer erfolgreichen Saison weiße Hemden beim Almabtrieb. Aber wenn ich so darüber nachdenke, ist eigentlich jeder Tag, an dem wir alle gesund und unverletzt wieder in die Alm kommen, ein wahres Highlight, denn auf den 2.600 Hektar Land, die zur Alm gehören, kann immer was passieren. Von abgestürzten, toten oder leicht verletzten bis zum vom Blitz getroffenen Tieren habe ich schon alles erlebt. Das heißt: Auch für Dich ist jede Saison wieder eine neue Herausforderung? Absolut. Es kann jederzeit passieren, dass ein Tier krank oder verletzt ist. Dann muss man Entscheidungen treffen. Ist das Tier nicht mehr in der Lage in die Nähe der Alm zu


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kommen, muss sich der Tierarzt zu Fuß zur Rettung aufmachen oder es muss sogar ein Hubschrauber zum Abtransport angefordert werden. Dazu gibt es jeden Sommer natürlich auch Geburten auf der Alm, so haben wir letztes Jahr ganze 16 Kälber auf der Alm begrüßen dürfen. Solche

Ereignisse geben mir Kraft für Tage, an denen meine Arbeit als Hirte sehr anstrengend ist. Denn auch im Sommer kann es am Berg überraschend schneien und dann braucht man viel Ruhe und Geduld, um die Tiere unverletzt in schneefreies und nicht mehr rutschiges Gelände zu treiben.


Kannst Du Dir ein Leben ohne die Alm vorstellen? Nein. Es ist zwar möglich, aber für mich persönlich nicht sinnvoll. Ich freue mich jeden April wieder auf die arbeitsreiche und aufregende Saison auf der Alm, die mit der Vorbereitung im Mai beginnt. Aber im Herbst, wenn das Vieh wieder gut im Tal angekommen ist, freue ich mich wieder auf meinen Job im Skigebiet. Übrigens: So ganz ohne Handy, wie wir es uns vorgestellt haben, geht es nicht. Schließlich müssen Tierarzt und Helfer notfalls schnell herbeigeholt werden können. Und die Freunde sind dann auch gar nicht so unerreichbar. In jedem Fall ist es aber ein Leben, das Verantwortung und Freiheit gleichermaßen bedeutet. Und eine Unmittelbarkeit zur Natur zulässt, die den Städtern längst verloren gegangen ist. O wohnwerken.de_Ausgabe 04

WEGBESCHREIBUNG Fahrgelegenheit bis zum Alpengasthof Bergheim, dann zu Fuß ca. 1 Stunde bis zur Almind-Alm auf 1.755 Meter. Auf der nur schwach ansteigenden Fahrstraße am Bach entlang bis zum ersten Parkplatz unterhalb des Berg­ heims. Noch vor der Brücke biegt man rechts in einen Forstweg ein, an der gleich danach folgenden Kreuzung wiederum rechts. Gehzeit ca. 1 Stunde. An ein paar Almhüttchen vorbei geht es nun in vielen Serpentinen durch den Wald bis hinauf zur Almind-Alm. Man ignoriert die Abzweigung zur Potsdamer Hütte und bleibt weiterhin rechter Hand auf dem Forstweg, der an einer weiteren Hütte vorbei wieder in den Wald hinein führt. http://almind-alm. beepworld.de

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MEHR LEBEN PRO M²

Eines der drängendsten Probleme ist die Wohnungsknappheit in Großstädten. Außerdem leben immer mehr Menschen alleine. Die Lösung klingt ebenso futuristisch wie verheißungsvoll: MicroApart 20/30.

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Bilder: HÄFELE lesezeit 2 min Zurück zum INHALT

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nen Komfortabel woh so auf wenig Raum – aus. sieht die Zukunft


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Neben bezahlbaren Angeboten für Familien werden vor allem komfortable Wohnungen für Senioren und innovativer Wohnraum für Studenten benötigt. Und auch Pendler, Kurzzeitbeschäftigte und Berufsnomaden suchen Wohnungen, die nicht zu groß sein dürfen. Vielseitige Apartments auf kleinstem Raum sind die Antwort auf diese Anforderung. Doch wer damit Verzicht oder Mangel gleichsetzt, irrt: „Less is more“ bestimmt Wohnfläche und Raumgestaltung. Und schließlich liegt Reduktion im Trend.

Home, small home Der Beschlagtechnikspezialist Häfele präsentiert das Lösungsbeispiel „Micro­ Apart20/30“ – entwickelt und

realisiert in Zusammenarbeit mit der Architektin Dr. Krista Blassy, PAB Architekten, München/Erfurt, und dem Investor und Betreiber Carsten Fischer, Sonntag KG, Münster. Das Konstrukt setzt sich aus sechs Raumzonen zusam­ men: Eingang, Bad, Stauraum, Wohnen/ Schlafen, Essen/ Arbeiten und Kochen. Die im Konzept integrierten begehbaren Schränke, Sofa-Betten, Sideboards mit Tischfunktion, die modulare Küche und die Bäder mit Badfunktionssäule und komfortablem beheiz­ barem Badspiegel nutzen innovative Beschlaglösungen und Produkte von Häfele. Die sechs Raumzonen variieren je nach Economy-, Businessoder Luxury-Class in Größe und Ausstattung, aber auch in der Anordnung des Grundris-


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ses: So können zum Beispiel der Eingang mittig angeordnet und Bad und WC getrennt werden. Oder der Eingang wird seitlich angelegt, was eine großzügigere Badezimmer­lösung und mehr Intimität im rückwärtigen Wohnbereich ermöglicht.

Achitektur im Sinne Le Corbusiers Tatsächlich bietet das modulare „MicroApart 20/30“ vielfältige Lösungen für jedes Budget und ist in Neu- wie in Bestandsbauten umsetzbar. Basierend auf einem Raster-Zonen-System kann je nach Apartmentgröße, Ausstattungsniveau und Aufenthaltsdauer individuell skaliert werden. Darauf weist der Namenszusatz „20/30“ hin, da sich die Größe je nach Anforderung zwischen 20 und 30 Quadratmetern bewegen kann. wohnwerken.de_Ausgabe 04

Innovationen für mehr Wohnqualität Häfele stellt sein Portfolio in den Dienst dieses Projekts und macht zahlreiche innovative Produkte erlebbar. So wird Dialock, das elektronische Schließsystem, smart und digital: Das Smartphone dient als Zimmerschlüssel und kommuniziert mit der im Türterminal integrierten Schnittstelle. Herkömmliche Schlüssel können so entfallen. Beheizbare und beleuchtete Badezimmerspiegel mit Sound, flexibler Stauraum in unterschiedlichen Größen und Ausführungen, digitale Schnittstellen zur Raumsteuerung, „All-in-One-Komplettlösungen“ für Türen – all dies sichert Komfort und Zukunftsfähigkeit. O

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Bilder: lassedesignen, digifood, MExQuisine, Diorgi, Douglas Freer, MEV – Fotolia.com


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„GRILLEN IST WIE KOCHEN, NUR GEILER!“ Dieser (Lebens-)Philosophie hat sich der Berliner Bobby Jes verschrieben. Der begeisterte Grillsportler betreibt den Grill-Channel *030 BBQ* und zeigt, dass auch mitten in der Großstadt ein Grillleben möglich ist. Text und Bilder: *030 BBQ*

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In meinen Augen gibt es

zwar keine Grillsaison, grillen kann ich das ganze Jahr. Aber im Sommer macht die Sache doch irgendwie mehr Spaß. Familie, Freunde, Sonnenschein, 25 Grad, ein kalter Weizensmoothie, was will man mehr.

Grillen kann man (fast) überall 122

Man kann heutzutage fast überall grillen, wichtig ist nur, dass zum Standort passende Sportgerät. Egal ob Haus, Garten, Park, Balkon, in der Wohnung oder – wie in meinem Fall – auf dem Berliner Hinterhof. Für jede Stelle gibt es den passenden Grill. Also eventuell für den Balkon nicht gleich den Holzkohlengrill auspacken, das könnte zu Problemen mit der Nachbarschaft und der Feuerwehr führen. Gas- oder Elektrogrills


sind dort sicher die bessere Wahl. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es übrigens geschmacklich keinen Unterschied zwischen Gas- oder Holzkohlengrill. Ihr könnt mir glauben, ich hab‘s probiert.

Grillen kommt aus dem Bauch Ich habe mich seinerzeit für eine Gasvariante entschieden. Damit kann ich jederzeit, Sommer wie Winter, innerhalb weniger Minuten anfangen zu grillen und man hat immer die richtige Temperatur. BBQ wird in Deutschland immer beliebter und längst hat das nur noch wenig mit Flachgrillen oder Würstchenwenden zu tun. Rippchen, Pulled Pork, Burger in allen Variationen oder Beer Can Chicken sind nur ein kleiner Auszug aus dem riesigen Portfolio wohnwerken.de_Ausgabe 04

des neuen Grillsports. Dabei kommt es nicht immer auf perfekte Rezepte oder Ergebnisse an, Grillen kommt aus dem Bauch, und das kann wirklich jeder. Ich verstehe BBQ nicht nur als Speisezubereitung, es ist ein Lifestyle und wie mein Freund Mark von GRILL OR DIE­ einst formulierte: „Grillen ist Philosophie und Leidenschaft.“ Es ist ein Teil unserer DNA. Da ich mit meiner Liebe zum BBQ gerne auch noch mehr Leute infizieren möchte, habe ich vor ca. zehn Monaten den Berliner Grill-Channel *030 BBQ* ins Leben gerufen. Seitdem freue ich mich, alle, die ebenfalls gerne grillen, regelmäßig an Tipps, Tricks und Rezepten rund ums Thema BBQ teilhaben zu lassen. Lange Rede, kurzer Sinn, grillen jet imma! Feuer frei, wir sehen uns am Grill!

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ESS EN Hier zwei meiner Lieblingsrezepte für den Sommer:

HELDENFRÜHSTÜCK VOM GRILL

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Zutaten ca. 250 g BIO Rinderhack 2-3 Scheiben Bacon 2 EL Baked Beans 1 Ei 2 mittelgroße Kartoffeln (al dente vorgekocht) 1 EL Schmand 1 großer EL Butter 2 Stängel Frühlingszwiebeln 100 g Cheddarkäse Salz und Pfeffer Zedernholz Grillbrett Gas- oder Holzkohlengrill mit Deckel

Zubereitung Das Zedernholz Grillbrett mindestens 2 Stunden wässern oder über Nacht (besser, weil Frühstück). Für das Kartoffelmus die Kartoffeln reiben und in einer Schüssel mit Butter, Frühlingszwiebeln, Cheddarkäse, Schmand und einer Prise Salz und Pfeffer vermengen. Rinderhack mit Salz und Pfeffer würzen und daraus ein Patty formen. Aus diesem Patty formen wir uns auf dem Holzbrett ein Schälchen, indem wir die Ränder vorsichtig hochdrücken und mit dem Bacon umwickeln. Unsere Pattyschale füllen wir mit Baked Beans und schlagen das Ei hinein. Obendrauf noch etwas Cheddar. Bevor wir jetzt an den


Grill gehen, geben wir 2 bis 3 EL Kartoffelmus mit Cheddar obenauf. Ebenso auf das Grillbrett. Unser Grill ist auf 170 bis 200 Grad vorgeheizt. Wir schaffen uns einen indirekten Grillbereich. In meinem

Fall habe ich den rechten und linken Brenner an, der in der Mitte bleibt aus. Unser Brett legen wir in der Mitte auf, schließen den Deckel und warten ca. 25 Minuten auf das köstliche Ergebnis.

den: l e H e i d n wie e k c ü t s h video l l Frü i r G m t es zu h e g r e tes i u H g r ü f s n Tipp e l e i v t i m . Gelingen wohnwerken.de_Ausgabe 04

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ESS EN MAPLE SESAM

LACHS

VOM ZEDERNHOLZ

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Zutaten 1 Seite frischen BIO Lachs mit Haut Ahornsirup Olivenรถl Sesam 2 - 3 BIO Zitronen Thymian Salz, Pfeffer Zedernholzbrett Gas- oder Holzkohlengrill mit Deckel

Lachs von der Planke: Grillvideo mit Tipps vom Profi


Zubereitung Zedernholzbrett mindestens 2 Stunden oder über Nacht wässern. Unser Grill ist auf 180 bis 200 Grad vorgeheizt. Wir marinieren direkt auf dem Grill: Der Lachs liegt mit der Hautseite auf dem Brett, einreiben mit Olivenöl, salzen und pfeffern, mit Ahornsirup bestreichen, mit Sesam bestreuen und dann mit Zitronenscheiben belegen. Obenauf die Thymian zweige legen. Deckel schließen und nach ca. 20 Minuten ist der Lachs servierfertig und kann direkt auf den Tisch gestellt werden. Juten Hunger! wohnwerken.de_Ausgabe 04

Bild: *030 BBQ*

Über den Autor Bobby Jes, Berliner Junge, begeisterter Griller seit über 15 Jahren, betreibt seit Frühling 2016 den Berliner YouTube-BBQ-Channel *030 BBQ*. Sein Ziel ist es, mit seiner Liebe zum BBQ noch mehr Leute zu infizieren. www.youtube.com/030BBQ www.Facebook.com/ 030BBQ www.instagram.com/ 030bbq

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Bild: DOC RABE Media, The Photos, martin_schuetze - Fotolia.com - Fotolia.com

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Schrebergarten ohne Gartenzwerge IMPRESSUM


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Wie man sich von den „Alteingesessenen“ nicht ins Boxhorn jagen lässt: Gartenbloggerin Claudia Klinger gärtnert mit ihrem Lebensgefährten in einer Berliner Kleingartenanlage – auf eine etwas andere Art. Text und Bilder: Claudia Klinger Zurück zum INHALT

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Es

ist noch nicht lange her, da galt ein Kleingarten als Gipfel der Spießigkeit. Höchstens etwas für Rentner, die ihren Rasen mit der Nagelschere pflegen und hässliche Gartenzwerge für die ultimative Gartendeko halten. Das

hat sich geändert, denn neuerdings liegt das „grüne Wohnzimmer“ wieder im Trend. Junge Familien und Paare wagen sich in die Kleingartenanlagen der Städte, wo sie auf Alteingesessene treffen, die seit Jahrzehnten ihren persön-


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lichen Gartenstil für den einzig richtigen halten. Dass es da Konflikte gibt, wundert nicht. Doch sie lassen sich vermeiden und im Fall des Falles lösen.

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Anders Gärtnern ist möglich Als wir unseren idyllischen Baulückengarten im Zuge der Stadtverdichtung verloren, stand fest: Ohne Garten wollen wir nicht mehr leben! Was wir zuvor nicht mal im Traum angedacht hätten, wurde so zur einzig möglichen Alternative: Der Wechsel vom unbeaufsichtigten freien Gärtnern rein ins Regelsystem einer klassischen Kleingartenanlage im Berliner Osten. Würde das funktionieren? Schließlich pflegten wir einen anderen, weniger der äußeren Schönheit und Ordentlichkeit verpflichteten Gartenstil und hatten auch nicht vor, das zu ändern. wohnwerken.de_Ausgabe 04

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Tipp: Nicht einfach alles hinnehmen, sondern die eigene Gartenkultur verteidigen! Ein etwas „wilderer“ Gartenstil ist nicht verboten, denn auch so geht „kleingärtnerische Nutzung“.

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N GRÜN E Zehn Jahre „KGA“ (= Kleingartenanlage) haben gezeigt: Es geht – im Lauf der Zeit sogar immer besser! Weder hat uns das Vereinswesen an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht, noch sind wir zu „ordentlichen“ Gärtnern mit rechteckigen Beeten, gepflegtem Rasen und krummen Rücken vom „Unkrautzupfen“ geworden. Von misstrauisch beäugten Außenseitern, über deren Garten man nur den Kopf schüttelt, wurden wir zu akzeptierten Öko-Freaks, die „naturnah gärtnern“. Dass Letzteres auch in den Medien der Gartenverbände eine immer größere Rolle spielt, war hilfreich, doch für ein gelingendes Miteinander in einer KGA ist vor allem das eigene Verhalten ausschlaggebend: gute Kommunikation, ein wohnwerken.de_Ausgabe 04

kenntnisreicher Umgang mit den Regeln und freundliche Gelassenheit im Kontakt mit Andersdenkenden.

Regeln und Gesetze: Kennen, beachten, beweisen Wo in engster Nachbarschaft verschiedene Gärten aneinanderstoßen, braucht es Regeln, etwa für den Abständen hoher Pflanzen vom Gartenzaun. Ein weiterer Grund für bestimmte Regelungen ist die soziale Bindung der Kleingärten, die im Bundeskleingartengesetz festgeschrieben ist. Verglichen mit den Kosten eines Privatgrundstücks ist die geringe Pacht ein Privileg, dem auch Pflichten gegenüberstehen. So dürfen Hecken nicht beliebig hoch sein, damit Spaziergänger nicht

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nur grüne Wände sehen. Gartenhäuser über 24 m² Grundfläche sind nicht erlaubt. Und – wirklich wichtig! – es müssen tatsächlich Obst und Gemüse angebaut werden. Wer also nur grillen und feiern will, ist in einer Kleingartenanlage definitiv falsch. Ein alternativer Gartenstil lässt sich argumentativ immer gut vertreten, nicht aber der Wunsch, gar nicht wirklich gärtnern zu wollen. Da es letztendlich nicht viele Regeln sind, die man beachten muss, ist es durchaus machbar, sie einzuhalten, ohne dass dies das Gartenvergnügen groß einschränkt.

Aber aufgepasst: Nicht alles, was Neulingen über das „korrekte Gärtnern“ erzählt wird, ist eine festgeschriebene Regel. Gelegentlich versuchen Vorstände alte Traditionen durchzusetzen, die keineswegs Pflicht sind. Deshalb gilt es, sich gut zu informieren, was eine echte Vorschrift ist und was nicht. Hält man sich an die geschriebenen Regeln, ist man darüber hinaus frei in der Gestaltung der gepachteten Parzelle. Keine Vorschrift, kein Gesetz und keine Vereinssatzung zwingen uns einen bestimmten Gartenstil auf. Ansprüche,


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die über die geschriebenen Regeln hinausgehen, lassen sich also freundlich, aber bestimmt zurückweisen.

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Konfliktfeld „kleingärtnerische Nutzung“ Die meisten Konflikte in Kleingärten entstehen rund um die vorgeschriebene „kleingärtnerische Nutzung“, die auf mindestens einem Drittel der Gartenfläche umgesetzt werden muss. Da das Bundeskleingartengesetz recht abstrakt formuliert ist, bestimmen die jeweiligen „Landesverbände

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N GRÜN E der Gartenfreunde“, was darunter im Detail zu verstehen ist. Das gilt dann für alle Pachtverträge und ist zwingend zu beachten. Für unseren Garten gehören demnach „Beetflächen, Obst-

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bäume / Beerensträucher sowie Flächen, die ausschließlich der Unterstützung dieser Bereiche dienen“ zur kleingärtnerischen Nutzung. Der Berliner Landesverband der Gartenfreunde e. V. definiert diese Dinge sehr genau, z. B. die Beete: Als Beet anerkannt ist ein Bereich, auf dem „ein- und mehrjährige Gemüsepflanzen, Feldfrüchte, Kräuter und Erdbeeren sowie Sommerblumen“ wachsen. Mindestens 10 Prozent der Gartenfläche müssen Beetflächen sein, die zu mehr als der Hälfte mit Gemüse bepflanzt sind. Alles klar? Wer z. B. einen 420 m² großen Garten hat, muss 140 m² kleingärtnerisch nutzen und


42 m² Beete vorzeigen können, die auf etwas über 21 m² mit Gemüse bepflanzt sind. Scheint einfach, doch liegt die Tücke im Detail, wie wir gleich sehen werden.

Zusammenstoss mit der Tradition Traditionell bewirtschaftete Gartenparzellen wirken oft sehr ordentlich: Betonschwellen oder Kantensteine umgrenzen rechteckige Beete, Gemüse wächst auf kahler Erde, es gibt gepflegten Rasen, akkurate Rasenkanten und bunte Staudenbeete. „Unkraut“ wird konsequent bekämpft. In unserem naturnah gestalteten Garten sieht es anders aus: Beete bleiben nie kahl, sondern werden gemulcht, wodurch sie weniger sichtbar werden. Nur selten sind sie mit festem Material eingefasst wie etwa unser „Flaschenbeet“ mit seiner Umrandung aus wohnwerken.de_Ausgabe 04

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umgedreht in die Erde gesteckten Flaschen. Wir mögen rundliche und geschwungene Beete und haben auch keinen Rasen, das Gras wächst, wo es Platz findet. Wildkräuter sind für uns kein „Unkraut“, sondern dürfen wachsen, wo sie uns nicht stören. Alles in allem ergibt sich für traditionell orientierte Gärtner zeitweise ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, doch stehe ich auf dem Standpunkt: Gärtnern und gärtnern lassen! Mir muss ja auch nicht alles gefallen. Vorstände und Beauftragte der Verpächter gehen allerdings regelmäßig durch die Anlage und versenden im Anschluss „Blaue Briefe“, wenn ihrer Meinung nach nicht alles so ist, wie es sein sollte. Auch uns hat das schon getroffen, angeblich fehlte es an ausreichender „kleingärtnerischer Nutzung“. Eine falsche Bewertung, der wir entgegen getreten sind: Ich schrieb einen gut begrün-

deten Widerspruch und legte eine Grafik bei, in der alle Beete und die anderen „kleingärtnerischen“ Details verzeichnet waren, die sie aus der Entfernung vielleicht nicht erkannt hatten. Daraufhin gab es eine neue Begehung und uns wurde bestätigt, dass wir die Anforderungen sogar übererfüllen. Geht doch!

Vereinsleben: Nicht abschrecken lassen! Neben den oft schwer nachvollziehbaren Regeln ist das Vereinsleben in Zeiten fortschreitender Individualisierung für Neulinge ein abschreckender Faktor. Niemand mag „Vereinsmeierei“, doch ohne die Vereine gäbe es auch keine Kleingartenanlagen. Wer eine Parzelle pachtet, muss auch Mitglied werden und übernimmt z. B. die Pflicht, ein paar Stunden pro Saison an den Gemeinschaftsanlagen mitzuarbeiten.


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Tipp: Oft ist es möglich, sich dafür eine Aufgabe zuweisen zu lassen, die man dann eigenständig erledigt, ohne zu bestimmten Zeiten zum kollektiven Arbeitseinsatz antreten zu müssen. Wer zu krank oder zu alt ist, wird in der Regel wohnwerken.de_Ausgabe 04

sowieso von der Arbeitsverpflichtung befreit. Feste, Flohmärkte, Pflanzenbörsen und gärtnerische Gemeinschaftsprojekte sind weitere Aktivitäten, die ein Kleingartenverein organisiert. Mitwirkung ist


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keine Pflicht, wird aber gerne gesehen. Ich rate dazu, sich wenigstens ab und zu blicken zu lassen, um sich nicht völlig zu isolieren. Akzeptanz und Respekt erwirbt man sich nicht aus der Ferne! Besonders für Neumitglieder sind das gute Gelegenheiten, alteingesessene und neue Gartenfreunde kennenzulernen. Auch wer nicht darauf aus ist, den eigenen Freundeskreis zu erweitern, erfährt bei diesen Gelegenheiten viel über das, was in der Anlage gerade los ist. Die zweimal im Jahr stattfindenden Mitgliederversammlungen sind sowieso meist Pflicht, denn hier werden Dinge beschlossen, die alle angehen. Wer es terminlich nicht schafft, kann jedoch „entschuldigt“ fehlen.

Und wenn der Nachbar nervt? Zu guter Letzt bleibt noch der Gartennachbar als potenzieller Konfliktherd. Wandernde Pflanzen, ein anderer Gartenstil, Ruhestörung und vieles mehr bietet Anlässe für Nachbarschaftsstreit, der die Freude am eigenen Garten vermiesen kann. Hier ein paar Tipps für ein friedliches Nebeneinander, die helfen, die Dinge nicht eskalieren zu lassen: o Wer neu ist, sollte sich den Nachbarn vorstellen und – wenn es passt – auch gleich ein paar Worte über das eigene Verständnis vom Gärtnern verlieren. So wird eine Gesprächsbasis geschaffen, auf der man aufbauen kann, wenn etwas anliegt. o Wenn etwas nervt: Immer zuerst den verantwortli-


chen Nachbarn ansprechen. Freundlich um Abhilfe bitten und verständlich machen, warum man sich beeinträchtigt fühlt. Erst wenn das mehrfach erfolglos bleibt, den Vorstand einbeziehen. o Beschwert sich ein Nachbar, nicht gleich beleidigt sein, sondern möglichst objektiv prüfen, ob an der Beschwerde was dran ist. Vieles lässt sich leicht lösen, ohne dass man sich einen Zacken aus der Krone bricht. o Nicht nachtragend sein: Auch wenn man mal „aneinandergeraten“ ist, muss das nicht auf ewig die Atmosphäre bestimmen. Wer bei nächster Gelegenheit trotzdem wieder freundlich grüßt, gärtnert deutlich entspannter! O wohnwerken.de_Ausgabe 04

Über die Autorin Claudia Klinger lebt in Berlin, betreibt seit 2005 das „Wilde Gartenblog – Vom faulen Gärtnern und der Liebe zu allem, was wächst“ und gärtnert in einer Kleingartenanlage im Berliner Südosten. Seit 20 Jahren arbeitet sie als selbstständige Webdesignerin, Autorin und bloggendes Netz-Urgestein an eigenen und anderen Medien und Projekten.

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Von außen wirkt das Ensemble eher verschlossen, fast wie eine kleine Festung. Selbst die Scheiben des alten Gewächshauses erlauben keinen Blick hinein. Nur die Pflanzenpracht in der Einfahrt verrät, was die Besucher drinnen erwartet – ein verwunschener Garten mitten in der Großstadt.

Text und Bilder: Eva Walitzek-Schmidtko lesezeit 5 min wohnwerken.de_Ausgabe 04

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Kaspar Klaffke und Gesa Klaffke-Lobsien haben das Idyll im hannoverschen Stadtteil Oberricklingen geschaffen _ mit viel Engagement und Know-how.

Denn sie sind nicht nur Gärtner aus Leidenschaft. Kaspar Klaffke hat sein Hobby sogar zum Beruf gemacht: Er studierte hat nach einer Gärtnerlehre Gartenarchitektur und war als Leiter des hannover-


in der Alten Gärtnerei“ verrät das gleichnamige Buch von Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke.

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Mehr über „das Gartenleben

N GRÜN E Ein Garten war für die beiden also ein Muss, als sie Ende der 1990er-Jahre nach einem Haus suchten, in dem sie ihren Lebensabend verbringen wollten. Eine ganze Gärtnerei hatten sie allerdings dabei nicht im Sinn. „Es war eigentlich Zufall“, erzählt Kaspar Klaffke. „Wir hatten uns ein anderes Haus in der Nähe angesehen und sind danach eher aus Spaß hierhin gegangen.“

Platz für den Schrank schen Grünflächenamts jahrzehntelang quasi „Chefgärtner“ der Landeshauptstadt; Gesa Klaffke-Lobsien kennt sich als Biologin und ehemalige Biologielehrerin ebenfalls sehr gut mit Flora und Fauna aus. wohnwerken.de_Ausgabe 04

Die alte Gärtnerei am Stadtfriedhof Ricklingen war seit Jahren ungenutzt. Die einfach verglasten Gewächshäuser und das massive Arbeits- und Verbinderhaus waren in einem desolaten Zustand. Trotzdem

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funkte es sofort. „Meine Frau sagte: Dahinten kann der große Schrank stehen“, erinnert sich Kaspar Klaffke. Damit war die (Vor-)Entscheidung gefallen. Bis es dann so weit war, verging einige Zeit. Den 20 m langen, aber nur 3 m breiten „Schlauch“ in ein modernes Wohnhaus zu verwandeln, war eine echte Herausforderung. So mussten Wände, Dach, Heizung, Fenster und Türen erneuert, der Keller trockengelegt werden. Ein Anbau an das denkmalgeschützte Haus kam ebenso wenig infrage wie Schlaf- und Arbeitszimmer im Obergeschoss. „Wir wollten möglichst ebenerdig wohnen, schließlich standen wir damals kurz vor der Pensionierung“, erklärt Gesa Klaffke-Lobsien.

Pflanzenfreies Heim Sohn Julius, der gerade sein Architekturstudium beendet hatte, fand die optimale Lösung: Er schlug seinen Eltern vor, in zwei Häusern zu leben. Die Idee überzeugte sie und den mit dem Umbau beauftragten Architekten. So entstand am anderen Ende des Grundstücks ein eingeschossiges Häuschen mit SchlafArbeits- und Badezimmer. Im Erdgeschoss des Haupthauses liegen Wohnzimmer, Bibliothek, Küche und Essplatz und Toilette; unterm Dach gibt es einen Mehrzweckraum und ein kleines Bad. Dort schlafen die Kinder und Enkelkinder, wenn sie ihre (Groß-)Eltern besuchen. Große Fenster und Glastüren öffnen die beiden Häuser nach innen, geben den Blick auf den inneren Garten frei und holen die Natur ins Haus. Das bleibt – abgesehen von Blu-


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Den 20 m langen, aber nur 3 m breiten “Schlauch“ in ein modernes Wohnhaus zu verwandeln, war eine echte Herausforderung.

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mensträußen, meist aus dem eigenen Garten – pflanzenfrei. Topfpflanzen sucht man hier vergeblich.

Winterquartier und kindergarten

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Ein altes Gewächshaus verbindet Wohn- und Schlafhaus miteinander. Es ist weit mehr als ein überdimensionaler „Flur“. Es dient als wind- und wettergeschützter Aufenthaltsraum in kühleren Jahres- und Tageszeiten, als Winterquartier für Kübelpflanzen, als Pflanzenkindergarten und als Standort für Pflanzen, die es lieber heiß mögen: Trauben reifen hier beispielsweise, Tomaten, Paprika und Feigen. Und die Passionsblume verwandelt die Topfstellage, auf der im Winter der Pflanzennachwuchs gesät, umgetopft und pikiert wird, im Laufe des Sommers in einen Blütenteppich.


Strukturen blieben erhalten Die anderen Gewächshäuser haben die Klaffkes – überwiegend in Eigenarbeit – abgetragen. Doch die vorgegebenen Strukturen ließen sie unverändert. Wege, Mauern, Wasserbecken und Hochbeete und einige alte Eisenträger blieben erhalten. An den Trägern ranken heute Glyzinien, Rosen oder Brombeeren. In den Becken wird das Regenwasser zum Gießen des Gartens aufgefangen, die langgestreckten Wege gliedern den Garten in unterschiedliche Bereiche: den Phloxgarten, den Funkiengarten und den Rotblaugelbgarten. Wo einst Blumentöpfe in Reih und Glied standen und vor allem Grabschmuck gezüchtet wurde, grünt und blüht es jetzt üppig. Ruhig ist es in dem kleinen Gartenparadies, sehr ruhig. Dass die alte Gärtnerei in der wohnwerken.de_Ausgabe 04

niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover liegt und die viel befahrene Göttinger Chaussee nicht einmal 200 m entfernt ist, hört man nicht. Die beiden Häuser, Gartenhütten und das Gewächshaus schirmen den inneren Garten von der Welt draußen ab. Zwischen Rosen, Akelei, Glockenblumen, Dahlien, Salvien, Mohn und Co laden mehrere Sitzgruppen zum Verweilen ein – jede anders, mit ganz eigenem Charme.

Viele Lieblingsplätze „Einen Lieblingsplatz haben wir nicht, es hängt von Tagesund Jahreszeit ab“, erklärt Gesa Klaffke-Lobsien und ihr Mann fügt hinzu: „Es gibt keinen Sitzplatz im Garten, der nicht genutzt wird.“ Gefrühstückt wird meist in der direkt vor Küche und Esszimmer gelegenen Glyzinienlaube. Wenn es

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richtig heiß ist, ist der etwas höher gelegene, luftigere Platz am Rotblaugelbgarten erste Wahl. Dort haben sie vor einigen Jahren einen Apfelbaum gepflanzt, der in ein paar Jahren Schatten spenden soll. Keine Frage: Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke leben mit ihrem Garten und für ihn. Mehrere Stunden arbeiten sie in der Saison täglich draußen – im Sommer, wenn es heiß ist, meist schon vor dem Frühstück und dann noch einmal am frühen Abend. An der Nordseite des Hauses haben sie zusätzlich einen rund 400 m² großen Obst- und Gemüsegarten gepachtet: In einem Teil pflanzen sie Kar-

toffeln und Gemüse – zum Beispiel Mangold, Bohnen, Erbsen für den Eigenbedarf, im Beerengarten dominieren Himbeersträucher. Auf der Obstwiese können sie Apfel, Mirabellen, Zwetschgen, Renekloden und Aprikosen ernten. Die Wiese wird mit der Sense gemäht, wenn die Wiesenblumen ihre Samen verstreut haben und der blumige Nachwuchs im kommenden Jahr garantiert ist. „Wenn uns die Gartenarbeit irgendwann einmal zu viel wird, werden wir den Pachtgarten aufgeben“, meint Kaspar Klaffke. Dann werden sie den inneren Garten noch einmal umgestalten, um Platz für Kartoffeln und Gemüse zu schaffen. Denn wen einmal die Gartenleidenschaft gepackt hat, den verlässt sie nie. O


Garden open Today Dass alljährlich in Deutschland Hunderte Gartenbesitzer die Pforten für Besucher öffnen, verdanken wir auch Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke. Sie importierten gemeinsam mit Freunden die Idee Anfang der 90er-Jahre aus England. Dort zeigt das Schild „Garden open Today“ schon seit mehr als 100 Jahren an, dass an diesem Tag nicht nur der Blick über den Gartenzaun erlaubt, sondern das Betreten des Gartens ausdrücklich erwünscht ist. Im ersten Jahr machten in der niedersächsischen Landeshauptstadt gerade mal 26 Gartenbesitzer – natürlich auch die Klaffkes – mit. In diesem Sommer sind es in und um Hannover fast 170. Gesa Klaffke-Lobsien koordinierte die Aktion Offene Pforte in und um Hannover von 2001 bis 2015. Auch in anderen Städten und Gemeinden machte das Beispiel Schule. wohnwerken.de_Ausgabe 04

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ÜBER DIE AUTORIN Eva Walitzek-Schmidtko arbeitet seit 30 Jahren überwiegend freiberuflich als Journalistin, Pressereferentin und Autorin. In ihrem Blog „Time to fly“ berichtet sie über ihre Aktivitäten, Hobbys und ihre Lebensphilosophie. https://timetoflyblog. wordpress.com


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Bilder: elizalebedewa, Simon Kraus – Fotolia.com

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Herkömmliche Kompressionskälte­ maschinen sind ineffizient und verursachen deshalb hohe Stromkosten. IMPRESSUM Bild: torsakarin – Fotolia.com


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CLEVER KUHLEN

Stahl und Beton, Synonyme für modernes Bauen, sind leider sehr gute Hitzetransporteure oder -speicher. Sie heizen Gebäude stark auf, sodass drinnen gekühlt werden muss. Denn niemand hat Lust, bei Temperaturen von jenseits der 35 °C zu arbeiten, zu lesen oder zu schlafen. Und die können ohne Kühlung locker erreicht werden. Doch in beiden Materialien – und etwas Technik – liegt auch die Lösung des Hitzeproblems. Text und Bilder: Frank Urbansky

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Zunächst einmal eine

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15 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs geht für Kühlprozesse drauf.

Zahl: 15 Prozent des gesam­ ten deutschen Strombedarfs – und der liegt bei der kaum vorstellbaren Summe von über 600 Terawattstunden (TWh), geht für Kühlprozesse drauf. 15 Prozent sind 90 TWh oder 90.000.000.000 (in Worten 90 Milliarden) kWh. Zum Ver­ gleich: Ein normaler Haushalt mit 4 Personen verbraucht maximal rund 4.000 kWh. Eine Menge Holz. Oder Strom. Dafür, dass es uns im Sommer nicht zu heiß wird. Oder Nah­ rungsmittel nicht verderben. Früher haben die Gebäude die Hitze durch ihre Bauweise, meist mit Ziegel oder Lehm, außen vor gehalten. Heute braucht man dafür Technik. Gebräuchlich sind Kompressionskältemaschinen. Die verdichten mittels elektri­ schem Motor ein Medium und nutzen die dabei entstehende Verdampfungswärme beim Wechsel des Aggregatzustan­ Bild: torsakarin – Fotolia.com


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Vollautomatische Verschattungen (li.) und vorgehängte Fassadenteile an Balkonen mildern die Hitzeeinstrahlung.

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des von flüssig zu gasförmig. Bekannt ist das Prinzip vom Kühlschrank her. Reiselusti­ gen ist diese Art der Kühlung auch aus südlichen Gefilden bekannt, etwa im Mittelmeer­ raum. Dort findet man sie auf jeder Etage, außen angebracht und einen Höllenlärm verursa­ chend. wohnwerken.de_Ausgabe 04

Kompression ist teuer! Doch das Prinzip, das schon den Kühlschrank zum Stromverbraucher Nummer 1 im Haushalt macht, ist nicht nur stromintensiv und damit teuer. Es ist auch ineffizient. Und es geht


160 Ein Mittel für Verschattung bei Fassaden oder Dächern mit hohem Glasanteil sind auch verdunkelnde Folien.

eben deutlich effizienter. Bei der Alternative kommt sogar das gleiche Prinzip zur Anwen­ dung – nämlich bei der Wärme­ pumpe. Zwar wurde die einst erfunden, um umweltfreund­ lich im Winter in hoch gedämm­ ten Häusern ausreichend Wärme zu produzieren. Aber sie kann das Wärmeprodukti­

onsprinzip einfach umkehren und Kälte erzeugen. Das ist sehr effizient. Denn sie nutzt die Umgebungstemperatur um das Vierfache besser als eine Kompressionskältemaschine, da sie – jedenfalls in der für diese Lösung zu empfehlenden Variante mit Erdwärme oder Wasser – eben nicht heiße Luft Bild: torsakarin – Fotolia.com


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Technisch ist es aber durchaus möglich, Wärme und Kühle über den gleichen Kreislauf abzugeben. herunterkühlen muss, sondern einfach die immer kühle Umge­ bungstemperatur von Erdreich oder Grundwasser nutzt.

Zauberwort Betonkernaktivierung Die Kälte wird dann via Flächen­ heizung am Fußboden oder wohnwerken.de_Ausgabe 04

an der Decke abgegeben. Und hier kommen wir wieder zum Beton. Denn in diesen Beton für die Zwischendecken wer­ den Schlangen eingelassen, durch die entweder gekühl­ tes oder erwärmtes Wasser strömt. Einige Planer setzen auf getrennte Kreisläufe. Tech­ nisch ist es aber durchaus mög­ lich, Wärme und Kühle über den gleichen Kreislauf abzuge­ ben. Das Ganze nennt sich Betonkernaktivierung. Alle Leitungen und Komponenten müssen dabei gut isoliert sind, da ihre Temperaturen beim Kühlprozess unter den Taupunkt fallen und Feuchtigkeit übertragen werden könnte.

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Kühlung via Lüftung

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Verfügen Wohnungen, und das ist bei neuen, hoch gedämmten Bauwerken meist der Fall, über eine Lüftung, kann die Kühlung über diese erfolgen. Allerdings kann dies bei Dauerbetrieb zu höheren Stromkosten führen, da die Kälteproduktion hier fast immer über Kompression erfolgt. Allerdings gibt es auch schon Systeme, die das effizi­ entere Wärmepumpenprinzip nutzen. Eine weitere Möglichkeit wären Adsorptions- und Absorptions-Kälteanlagen. Die machen aus Wärme mit­ tels der physikalischen Pro­ zesse, nach denen sie benannt sind, Kälte. Funktionieren kann das aber nur dort, wo auch im Sommer genug Wärme anfällt, Bild: torsakarin – Fotolia.com

etwa in einer Bäckerei. Der Wohnbereich gehört leider nicht dazu.

Verschattung zu empfehlen Es gibt aber noch andere Mit­ tel, im Sommer wirksam zu kühlen. Ein probates und quasi uraltes Mittel ist die Verschattung. Denn je Stunde prallen bei vollem und direktem Sonnenschein rund 1.000 Watt Wärmeener­ gie je m² Glas in einem Raum. Wenn man bedenkt, dass für einen kleinen Raum im Winter eine tägliche Heizleistung von 3.000 Watt ausreichend ist, kann man sich vorstellen, wie schnell ein Wohnhaus über­ hitzt. Verschattung hilft, etwa mit Folien. Verbreiteter sind einfache, manuelle oder voll


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automatisiert gesteuerte Sys­ teme, die sich dem Lauf und der Intensität der Sonne anpassen und in jedes Smart-Home-Sys­ tem passen O wohnwerken.de_Ausgabe 04

Auch eine Möglichkeit: Hier erfolgt die Kühlung über die Lüftung.


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Praxisbeispiel: Kühlung und Heizung in Einem

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Wie eine solche Kombination funktioniert, lässt sich sehr gut in Berliner Stadtbezirk Charlottenburg anschauen. Dort steht in der Katharinenstraße ein Neubau, der genau dieses Prinzip nutzt. Dort werden 50 Wohnungen mit insgesamt 4.680 m²

Wohnfläche durch zwei Wärmepumpensystemen und ein gasgetriebenes Blockheizkraftwerk versorgt. Für die Wärmepumpen wurden insgesamt 16 knapp 100 m tiefe Erdsonden in den Charlottenburger Untergrund getrieben. Dort herrschen im Winter 7 °C, eine Temperatur, die von der Wärmepumpe gut auf die gewünschten 35 °C angehoben werden kann. Doch der Clou liegt im Sommerbetrieb. Die Wärme wird dann aus dem Haus in den

Die Kupferschlangen für die Wärmepumpe wurden vor der Stahlarmierung in den Boden verlegt.

Kühlung mit Erdwärme und Betonkernaktivierung. Bilder: Geo-En


Boden zurückgeleitet und wärmt diesen wieder auf rund 11 °C. Im Gegenzug wird Kühle in die Räume geleitet. Wie kühl es in jeder Wohnung sein soll, können die Bewohner individuell einstellen. Der Strom für die Wärmepumpe kommt vom Blockheizkraftwerk, dessen Abwärme gleich zur Brauchwassererwärmung genutzt wird. Die zweite Wärmepumpe nutzt übrigens die 70 cm starke Bodenplatte über der Tiefgarage für hohe Kühllasten als Zwischenspeicher. Damit decken die Wärmepumpen fast zum Null-Tarif die komplette Kühlung des Hauses ab. Die allein beträgt 84 MWh jährlich – nach derzeitigen Energiepreisen wären das rund 25.000 Euro oder 500 Euro je Wohnung, die mit einer konventionellen Lösung fällig würden.

Über den Autor

Frank Urbansky hat Journalistik in Leipzig studiert und 1992 als Diplomjournalist abgeschlossen. Er betreibt den tagesaktuellen Blog enwipo.de (EnergieWirtschaftPolitik) und ist Mitglied der Energieblogger. Der freie Journalist und Fachautor schreibt regelmäßig für mehrere Fachzeitschriften. Seine Schwerpunkte sind der Wärmemarkt, Heiztechnik, energieeffizientes Bauen und Erneuerbare Energien. urbansky@enwipo.de

Bild: torsakarin – Fotolia.com

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Bilder: athomass, alexbrylovhk, Otmar Smit – Fotolia.com

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Do it yourself: Täschchen aus Holz

Ein Sommer in der Stadt kann furchtbar anstrengend sein. Mit den richtigen Accessoires ist das aber auch die charmanteste Jahreszeit. Beispielsweise mit einem Täschchen, in das alle „(über)lebensnotwendigen“ Dinge passen. Text und Bilder: Luisa Ehlgötz Zurück zum INHALT

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Sommer in der Stadt. Als

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echte Berlinerin, in der Haupt­ stadt geboren, aufgewachsen und irgendwie dort geblieben, kann ich davon ein Lied sin­ gen. Und nicht nur ein Lied, ein ganzes Album könnte ich darüber wohl aufnehmen. Ein Sommer mit 3,5 Millionen ande­ ren Menschen um dich herum ist anders als ein Sommer auf einer kleinen, beschaulichen Insel irgendwo in der Nordsee. Irgendwie lauter, staubiger und drückend heiß. Wenn ich als Stadtkind an all die Sommer in Berlin denke, dann fallen mir tausend Dinge dazu ein. Zum Beispiel die vollkommen überfüllte und nicht klimatisierte Ringbahn nach Feierabend, in der sich schwitzende Körper aneinan­ derdrücken. Wer braucht da

noch eine Sauna? Dank der BVG bin ich bestens versorgt. Oder das Gefühl, an einem besonders heißen Tag auf dem Fahrrad an der Ampel hinter einem damp­ fenden, stinkenden Lkw warten zu müssen. Der Sonnenbrand im Nacken, wenn ich nur mal eben schnell mit dem Fahrrad einkaufen fahren wollte. Klei­ dung, die an der Haut klebt, weil man eben nicht im Strand­ urlaub-Outfit ins Büro fahren möchte. Die Klimaanlage im Büro, die nicht funktioniert. Das einzige, noch freie Plätzchen am Schlachtensee, das bereits von alten Kippen und Plastik­ müll besetzt ist. Die affenheiße Dachgeschoss-Wohnung, die Massen an Touristen, die einem den Platz im Lieblingscafé weg­ schnappen, die Wespe im Bier­ glas, die ihre Bahnen zieht ...


Sommer ohne Grenzen

Kleine Dinge, grosse Wirkung

Ein Sommer in Berlin ist nicht wie ein Sommer auf Korsika. Aber wo sonst kann man auf so vielen Festivals bis zum Son­ nenaufgang tanzen? Wo sonst gibt es so viele Eisläden mit den fantastischsten Sorten, die man sich vorstellen kann? Wo kann man besser ein kal­ tes Bier genießen als auf einer Dachterrasse mitten in Berlin mit Blick bis zum Fernsehturm? Wo kann man besser pickni­ cken, wenn nicht am Wochen­ ende im Wilmersdorfer Thai Park mit lecker leichten asi­ atischen Snacks? Wo gibt es etwas außerhalb noch so viele tolle Seen mit Erfrischungs­ garantie zu entdecken?

Ich habe mir angewöhnt, immer ein paar Dinge mitzunehmen, die mir den Sommer verschönern: eine kleine Tube Sonnencreme für unterwegs, ein Erfrischungs­ tuch, ein paar notwendige Modeaccessoires, um mein leichtes Sommeroutfit mal eben in einen businesstaugli­ chen Look zu verwandeln, ein Erfrischungsspray für die fri­ sche Brise zwischendurch. Am liebsten verwende ich dafür ein kleines Täschchen, um all meine notwendigen „Sommer-Hilfsmittel“ stilgerecht zu verstauen. Ich muss gestehen, ich besitze mittlerweile eine richtige kleine Sammlung davon, ob

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mit Boho-Motiv, selbstbemalt, handgemacht aus Panama oder schlicht mit Lederdetails. Was mir aber bisher noch fehlte und was ich noch in keinem Laden finden konnte, aber unbedingt für meine Sammlung noch brauchte, war eine Tasche mit Holz. Für mich ist Holz eines der spannendsten Materialien überhaupt, so vielseitig, so nachhaltig und so angenehm in der Haptik. Außerdem ver­ binde ich mit Holz ein bisschen Sommer. Wer kennt nicht all die sommerlichen Schmuck­ stücke aus Holz, die man im Urlaub in Südostasien oder in der Karibik am Strand kaufen kann? So habe ich beschlossen, mir ein sommerliches Täschchen mit Holz einfach selbst zu bas­ teln. Und ich habe eine gute Nachricht für Sie: Sie können

es auch! Ich habe dafür Balsa­ holz verwendet, ein Material, das sehr weich und wunder­ bar einfach zu verarbeiten ist. Man bekommt es im Bastel­ geschäft, im Architekturbedarf oder online. Zum Bearbeiten benötigen Sie keine Säge – ein Cuttermesser ist vollkommen ausreichend. Klingt gut, oder?

So funktioniert es Material: o ein kleines Täschchen aus Baumwolle, gekauft oder selbstgenäht, o ein Balsabrett in ca. 2 mm Stärke, o ein Bleistift und Geodreieck, o ein Cutter und Schneideli­ neal, o ein Schneideunterlage, o ein Textilkleber


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Als Basis habe ich eine Tasche aus Baumwolle in Naturfarben mit den Maßen 16 x 10 cm verwendet. So eine Tasche findet man im Bastelladen oder im Internet. Wer möchte, kann sich das Täschchen natürlich auch selbst nähen.

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2+ 3

Um das Balsaholz flexibler zu machen (und auch, um die Oberfläche etwas spannender zu gestalten), wird es mit einer Struktur versehen. Dafür wer­ den dünne Linien im 45°- sowie im 90°-Winkel aufgezeichnet. Das Muster selbst und der Abstand zwischen den Linien kann ganz individuell gestal­ tet werden. Ich habe schräge Linien im Abstand von 2 cm aufgezeichnet.


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Mit Cutter und Schneidelineal werden die Linien dann so tief eingeritzt, dass sich das Balsa­ holz knicken lässt. Ein Tipp, falls Sie ins Holz schneiden sollten: Einfach mit etwas Klebeband auf der Rück­ seite fixieren, das fällt gar nicht auf.

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6+ 7

Um das Balsaholz auf der Vorder­ seite des Täschchens zu befesti­ gen, gibt es im Prinzip zwei Mög­ lichkeiten: kleben oder nähen. Wenn Sie es mit ein paar Stichen aufnähen, ist natürlich die Naht auf dem Holz sichtbar. Eine schlichtere Optik erhalten Sie durch das Kle­ ben. Dabei wird der Textilkleber 176 auf dem Rand der Vorderseite des Täschchens aufgetragen und das Balsaholz fest angedrückt. Lassen Sie den Kleber gut trocknen.

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Das Täschchen ist fer­ tig! Wer möchte, kann jetzt noch einzelne Elemente der Struktur farbig gestalten, die Rückseite der Tasche bemalen – oder das schicke Teil schlicht belassen, mit ein paar kleinen Accessoires befüllen und dann raus­ gehen, um den Sommer zu genießen! O


Bild: Luisa Ehlgötz

Über die Autorin

Gewinnspiel Wer dieses wunderschöne Täschchen nun unbedingt in diesem Sommer ausführen möchte, sollte schnellstens anfangen zu basteln. Oder bei unserem Gewinnspiel mitmachen und eins von drei Unikaten gewinnen! Denn unsere Autorin Luisa Ehlgötz hat drei Täschchen exklusiv für wohnWERKen angefertigt. Also fix unsere Seite auf Facebook und Instagram liken, damit Sie das Gewinnspiel nicht verpassen!

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Luisa Ehlgötz kommt aus Berlin und studiert dort Architektur. Durch das Studium entstand ihr besonderes Faible für Materialien wie Holz oder Beton, das Arbeiten mit klaren geometrischen Formen sowie die Vorliebe für schlichtes Design. Auf ihrem Blog schereleimpapier.de schreibt sie über Ideen für Einrichtung, Mobiliar, Dekoration, Geschenkideen, aber auch über selbstgemachten Schmuck und Accessoires. schereleimpapier@ gmail.com

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Lieblings­spielzeug in der Lieblingsfarbe Jedes Kind hat sein bevorzugtes, heißgeliebtes Spielzeug. Das im Laufe der Zeit dann etwas abgeliebt wird. Mit neuer Farbe lässt sich Abhilfe schaffen. Zurück zum INHALT

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Bilder: ADLER-Werk Lackfabrik

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MÖCHTEN SIE Ihrem Kind

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eine Freude bereiten und seine Augen zum Leuchten bringen? Dann lackieren Sie doch sein Spielzeug in seinen Lieblingsfarben. Dafür eignet sich am besten der Alleskönner ADLER VariColor, ein umweltfreundlicher Lack auf Wasserbasis, unbedenklich für Kinder, Erwachsene und Tiere. Der universale Buntlack ist ein Haftprofi auf allen Untergründen. Er funktioniert auf Holz, Metall und sogar Hart-PVC. So verwandeln Sie das Spielzeug ohne Probleme in ein heiß begehrtes Unikat. Wie einfach das geht, zeigen wir Ihnen.

1. Die Vorbereitung Zerlegen Sie das Spielzeug, wenn möglich, in seine Einzelteile. Das erspart aufwendige Abklebearbeiten. In unserem Fall handelt es sich um ein Schaukelpferd aus unbehandelten Massivholzteilen. Schleifen Sie die Teile mit Schleifpapier KÖ 220 an und entfernen Sie anschließend den Schleifstaub gründlich, da sich der Staub sonst später im Lack abzeichnet. Schützen Sie den Arbeitsplatz mit Abdeckpapier oder Schutzfolie vor Farbtropfen.


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2. Das Spielzeug lackieren Der Buntlack ist bereits ver­ arbeitungsfertig eingestellt. Sie müssen ihn nur gründlich aufrühren und können dann direkt mit dem Streichen beginnen. Um Lacknasen zu verhindern, sollten Sie die einzelnen Teile liegend lackieren. Tragen Sie den Lack dünn auf. Verwenden Sie einen Wasserlackpinsel und streichen Sie über die Vorderseite und Kanten. Danach müssen die lackierten Flächen trocknen, bevor die Rückseite gestrichen werden kann. Der Lack zieht schnell wohnwerken.de_Ausgabe 04

an, deswegen sollten Sie über bereits gestrichene Flächen nicht mehr mit dem Pinsel gehen. Wenn Lacknasen entstehen, können diese später mit dem Zwischenschliff ausgebessert werden. Haben Sie alle Bestandteile gestrichen, lassen Sie auch die Rückseite 5–6 Stunden trocknen. Der Pinsel sollte gründlich unter fließendem Wasser gereinigt werden. Unser Tipp für einfaches Trocknen: Legen Sie die lackierten Teile auf Holzstäben ab, somit kleben Sie nicht an der Oberfläche fest und können in Ruhe trocknen.

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3. abschleifen Auf den zweiten Anstrich bereiten Sie die lackierten Flächen mit einem Zwischenschliff (Körnung 220) vor. Das Holz hat sich nach dem ersten Anstrich mit Flüssigkeit vollgesaugt. Dadurch stehen die Holzfasern auf. Mit dem Schliff

können Sie diese und andere Unebenheiten, wie z. B. Lacknasen ausbessern. Außerdem haftet der Lack besser. Schleifen Sie dabei gleichmäßig in Richtung der Holzmaserung und entfernen Sie den Staub gründlich.


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4. zweite Lackschicht auftragen Nun können Sie die Einzelteile ein zweites Mal streichen. Nach 5–6 Stunden ist alles getrocknet und Sie können das Schaukelpferd wieder zusammenbauen. Unser Tipp: Wenn Sie angrenzende Flächen in einer anderen Farbe streichen möchten, wohnwerken.de_Ausgabe 04

kleben Sie diese gründlich ab. Lackieren Sie die Stelle in der anderen Farbe und ziehen Sie das Klebeband im nassen Zustand ab. Wird das Klebeband erst im trockenen Zustand abgezogen, kann der Lack an dieser Stelle brechen. O


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EN T S B L SE PRODUKTINFO

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ADLER Varicolor ist ein matter, wasserbasierter Weiß- und Buntlack: o Grund- und Decklack in einem o Für Anwendungen im Innenund Außenbereich o Universeller Buntlack für verschiedene Untergründe o Hitzebeständig bis ca. 100°C (Heizkörper) o Sehr gute Isolier- und Rostschutzwirkung o Speziell zur Lackierung von Kinderspielzeug geeignet (entspricht den Normen EN 71-3 und ON S 1555) o Baubook-konform


IMPRESSUM EMAIL wohnwerken@schluetersche.de TWITTER twitter.com/wohnwerken FACEBOOK facebook.com/wohnwerken INSTAGRAM instagram.com/wohnwerken PINTEREST pinterest.com/wohnwerken YOUTUBE bit.ly/2cKjKFM CHEFREDAKTION Jutta Junge jutta.junge@schluetersche.de CONTENT MANAGER Torsten Hamacher hamacher@schluetersche.de AUTOREN Maria Dahl, Luisa Ehlgötz, Anna Engberg, Bobby Jes, Claudia Klinger, Corinna Laimer, Gabriel Rath, Frank Urbansky, Thomas Vahle, Eva Walitzek-Schmidtko BILDER Circus Roncalli/Christina Czybik, Circus Roncalli/ Udo Weger, Maria Dahl, Anna Engberg, Geo-En, Haustainer, Bobby Jes, Claudia Klinger, Corinna Laimer, Rosa Parks Family, Brita Plath, Gerald Y. Plattner, Gabriel Rath, Hansjörg Riedl, Steve Schapiro, Johannes Stoll/ Dominik Buda/Belvedere Wien, wohnwerken.de_Ausgabe 04

Frank Urbansky, Thomas Vahle, Eva Walitzek-Schmidtko, Günther Zangerl bik TITELBILD unsplash.com/Arno Smit GRAFIK Elke Möller HERAUSGEBER UND VERLAG Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Postanschrift: 30130 Hannover Adresse: Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de Amtsgericht Hannover HRA 15042 PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN Schlütersche Verwaltungsgesellschaft mbH in Hannover Amtsgericht Hannover HRB 6034 Geschäftsführung: Stefan Schnieder UmsatzsteuerIdentifikationsnummer DE115697748 | DE115586449 Das Magazin und alle enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

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Nicht verpassen: Die nächste Ausgabe erscheint im September! Bis dahin immer mal wieder reinschauen:

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