nobilis - Ausgabe 10 2020

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life style

Erika Knoop liebt Kunst, Literatur und ihre Reisen, die auch immer wie eine Schatzsuche sind.

Plädoyer für einen Schatz Ein Besuch bei Designerin ERIKA KNOOP in ­ihrem Museum für textile Kunst TEXT: BEATE ROSSBACH FOTOS: SHINO PHOTOGRAPHY

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ie Familie empfahl eine Banklehre, aber die junge Erika wünschte sich schöne Kleider. Sie konnte sich durchsetzen und ging ihren eigenen Weg – welch ein Glück. Erika Knoop hat Maßstäbe gesetzt und eine Schatzkammer voll kostbarer Stoffe geschaffen. Aber der Reihe nach. Erika Knoop war ein Mädchen vom Lande, und ein Fest, bei dem sie sich sehr unwohl fühlte, stellte die Weichen dafür, dass aus ihr „die Knoop“ wurde, die Kleiderkünstlerin von Hannover. Sie erzählt, dass sie als Teenager zu einer Hochzeit eingeladen war, neben ihr saß das erste Mal ein junger Tischherr, und ihre sparsamen Eltern hatten sie in Twinset und Faltenrock gesteckt, während alle anderen Mädchen Tüllkleider im Brigitte-Bardot-Stil trugen. Ein modisches Trauma, das Erika Knoop nie vergessen konnte. Sie beschloss an diesem Abend, ihre Kleider selbst zu schneidern, und suchte sich auf eigene Faust eine Lehrstelle in einem renommierten Schneideratelier in Celle. Auf die Lehre folgte das Studium an der Fachhochschule für Design und Kommunikation in Hannover, und danach lernte sie in

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der Modeindustrie, perfekte „Bügelkleider“ zu schneidern. Bügelkleider? „Das sind Kleider, die auf dem Bügel sehr gut aussehen, gefertigt nach perfekten Schnitten, die in hundertfacher Ausführung akkurat produziert werden müssen, für die Modekonfektion im großen Stil.“ Karrierestart in Paris Erika Knoop war gut, lernte alles, was es zu lernen gab und wählte dann für sich einen anderen Weg. Sie war in Paris, hätte sofort bei Dior anfangen können, „aber die wollten nichts bezahlen“. Sie knüpfte Kontakte und feierte ihren ers­ ten großen Triumph, als sie Kostüme für eine große Bühnen-­ Show, eine Persiflage auf „Carmen“ entwarf. Vor den Augen des anspruchsvollen Pariser Publikums und unter der gnadenlosen Kritik der Ensemblemitglieder kam die Stunde der Wahrheit: „Danach habe ich gewusst, ich kann‘s!“ Ein Glück, dass sie dennoch der Seine „Adieu“ sagte und zurück an die Leine kam, der Liebe wegen, verrät sie. Mitte der 70er-Jahre gründete Erika Knoop ihr eigenes Atelier, zu-


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