Mt 13,1-9 DAS SPANNENDE BUCH AUF DEM NACHTTISCH Thema mit Variationen für einen Jubelpriester, dem die Musik auch etwas bedeutet
Es ist gefährlich, sich ein spannendes Buch auf den Nachttisch zu legen: Ich nehme mir vor, noch ein paar Seiten zu lesen, und dann endlich einmal früher als sonst das Licht auszuschalten. Aber das gelingt plötzlich nicht mehr. Der Krimi, in dem es um Leben und Tod geht, fesselt mich so, dass ich unbedingt die Lösung wissen muss – oder die Figuren eines Romans geraten in so verzwickte Situationen, dass ich gar nicht einschlafen kann, bevor nicht klar ist, wie sie da wieder herauskommen. Genauso – stelle ich mir vor – ist es den Menschen mit den Geschichten Jesu gegangen. Er konnte so packend reden, dass viele ihm nachgezogen sind und ihn immer wieder hören wollten. Er konnte die Leute fesseln, weil er keine fertige Lehre, keine Merksätze verkündet, sondern spannende Geschichten erzählt hat; Gleichnisse, die die Phantasie angeregt und zum Denken gegeben haben; Bildworte, die zum Ausmalen gereizt haben. Das war damals. Heute sagen viele: Es gibt kaum ein Evangelium, das mich noch überraschen könnte. Wenn man die Geschichten Jesu schon beinahe auswendig kennt, dann verlieren sie ihre Spannung.