Marion Luger
die Geschichte des Hotel Stefanie Seit 1600 erste Adresse fĂźr Wiener Gastlichkeit
Das älteste Hotel Wiens in Familienbesitz seit Generationen
**** schick hotels WIEN
Originalausgabe © Schick-Hotels Betriebs GmbH, Wien 2016 Konzept, Recherche, Redaktion, Lektorat: Mag.a Marion Luger, www.geschichtswert.at Grafik: Claudia Molitoris Druck: Druckerei Berger, 3580 Horn Printed in the EU Besonderer Dank an: Magic Christian, www.magicchristian.com Dr. Helga Maria Wolf für die freundliche Unterstützung
Inhalt
Vorwort ..................................................................................................................................Seite 5 Das HOTEL STEFANIE: In der Gegenwart leben und die Vergangenheit spüren ................................................Seite 7 Die Taborstraße als Verkehrsknotenpunkt, das HOTEL STEFANIE an dessen Schnittstelle .............................................................Seite 8 Die Leopoldstadt als Schmelztiegel der Kulturen, das HOTEL STEFANIE als Konglomerat der kulinarischen Vielfalt ...........................Seite 14 Die Leopoldstadt und das HOTEL STEFANIE ... als Zentrum der jüdischen Kultur ..................................................................................Seite 18 ... als Ort des Vergnügens und des Feierns ........................................................................Seite 22 ... als Schauplatz von Krieg und Frieden ...........................................................................Seite 26 Das HOTEL STEFANIE: Die Tradition in Ehren halten ............................................................................................Seite 30 Die Hausbesitzer/Innen seit 1600 ......................................................................Seite 34 Das Haus in der Taborstraße 12 im Wandel der Zeit Zur Besitz- und Baugeschichte............................................................................................Seite 36 Eine neue Ära beginnt: Das Haus unter der Regie der Familie Witzmann-Schick.................................Seite 46 Carl Witzmann: Von der „WeiSSen Rose“ zum Hotel StefanieS���������������������������������������������������Seite 48 Mathilde Witzmann: Grande Dame mit Tatendrang..........................................Seite 50 Stefanie Schick führt das Hotel durch Zerstörung und Krieg...............................Seite 54 Dr. Stefan Schick treibt den Wiederaufbau voran..................................................Seite 56 Das hotel Stefanie in den 1970er-Jahren: Das damals größte Wiener First-Class-Hotel erstrahlt in Farbe und Glanz.................Seite 62 Die 1980er-Jahre: Gruppen-Reisen und American Flair.................................................Seite 64 Das Hotel Stefanie heute: 4-Sterne-Stadthotel mit österreichischer Gastlichkeit, Wiener Charme und lebendiger Tradition..............Seite 66 Anmerkungen........................................................................................................................Seite 76 Quellen und Literatur...........................................................................................................Seite 84 Bildnachweis..........................................................................................................................Seite 87
die geschichte des hotel stefanie
Liebe Gäste und Freunde des HOTEL STEFANIE, es ist mir eine große Freude, Ihnen dieses Buch präsentieren zu dürfen. Aus vielen Einzelteilen, die seit langem in unserem Archiv schlummern, und nach intensiven historischen Forschungen ist ein Buch entstanden, das einerseits die Geschichte unseres HOTEL STEFANIE darstellt und andererseits viele Geschichten und „Gschichterln“ rund um Wien und die Wiener Hotellerie enthält. Das Besondere ist die Tatsache, dass es bereits im Jahr 1600 an gleicher Stelle einen Herbergswirt gab und dass in den über 400 folgenden Jahren durchgehend ein Beherbergungsbetrieb in den Häuserverzeichnissen und Grundbüchern eingetragen war. Das „STEFANIE“ ist somit nachweislich das älteste Hotel Wiens, welches sich seit Generationen im Familienbesitz befindet. Geschichte und Jahreszahlen werden oft rasch „aus dem Hut gezogen“. Wir jedoch haben die Dokumente und Beweise zu unserer Vergangenheit. Sie finden sie in diesem Buch. Es gibt viele Hotels in Wien, aber die Geschichte, eines der wenigen Dinge im Leben, die man sich nicht kaufen kann, macht das HOTEL STEFANIE einzigartig. Nur wenn man diese pflegt, bleibt sie uns erhalten. Wir tun das mit Leidenschaft und lassen unsere Gäste vergangene Zeiten im ganzen Haus spüren. Noch nie war die Vergangenheit für unsere Familie ein Ruhepolster und Investitionen für die Zukunft tätigen wir mit gleich großer Begeisterung. So erleben Sie das älteste Wiener Hotel, ausgestattet für alle Bedürfnisse der heutigen Zeit, jung und bereit für die Zukunft. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und freue mich, wenn ich Ihnen damit das HOTEL STEFANIE und unser schönes Wien ein wenig näherbringen kann. Es grüßt Sie herzlichst Ihr Dr. Martin Schick
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die geschichte des hotel stefanie
In Stein gemeißelt: Mehr als 400 Jahre Geschichte heißen Sie im HOTEL STEFANIE willkommen.
Beinahe ein Jahr hat es benötigt alle Details zusammenzutragen, um Sie zu einer Reise durch die 400 jährige Vergangenheit des HOTEL STEFANIE einladen zu können. Nach intensiver Recherche (auch von Seiten des Zauberkünstlers Magic Christian), dem Durchforsten von Dokumenten, dem Sortieren von Fotos und langen Gesprächen ist ein Buch entstanden, das die beeindruckende Entwicklung des ältesten Hotel Wiens bis in die heutige Zeit erzählt. Das Lesen dieses Buches möge Ihnen ein Vergnügen sein! Mag.a Marion Luger Historikerin und Autorin der Geschichte des Hotel Stefanie geschichtswert e.U.
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die geschichte des hotel stefanie
Das HOTEL STEFANIE In der Gegenwart leben und die vergangenheit spüren.
„Tradition soll ein Sprungbrett sein, kein Ruhekissen.“
Harold Macmillan, I. Earl of Stockton und britischer Premierminister
Hotel STEFANIE seit
1600
WIENS ÄLTESTES HOTEL
Getreu dem Motto des englischen Politikers Harold Macmillan (1894–1986) haben die EigentümerInnen des Traditionshotels Stefanie (vormals: „WeiSSe Rose“) die Vergangenheit stets hochgehalten – und befanden sich zugleich immer auf der Höhe der Zeit. Ihr Gastgeber Dr. Martin Schick, Inhaber in vierter Generation, ist dieser Maxime treu geblieben: Im Haus in der Taborstraße Nr. 12 hat er mit seinem Team das Wiener Flair der Donau-Monarchie mit jenem der technikaffinen Moderne zu einer harmonischen Einheit verschmolzen.
Das Hotel Stefanie ist ein Haus der Superlative:
Um 1430 wird erstmals ein Hausbesitzer-Ehepaar am heutigen Standort erwähnt. Von den rund 50 Häusern, die zu jener Zeit in Wiens 2. Bezirk standen, befand sich also eines bereits am jetzigen Platz. Seit dem Mittelalter ist ein Gebäude am jetzigen Standort verbürgt. Im Jahre 1600 scheint erstmals ein „Gastgeb“ an jener Adresse im Grundbuch auf. Auch die nachfolgenden HauseigentümerInnen werden als „Gastgeb“, „bürgerlicher Wirt“ oder „HotelbesitzerIn“ tituliert. Das Haus wird seit mehr als 400 Jahren als Herberge (zunächst „Einkehrgasthof “, dann „Hotel“) geführt. Das Gebäude erstreckt sich seit je von der Taborstraße (früher: „Kremser-“ bzw. „Hauptstraße“) bis in die Große Mohrengasse (zuvor: „Große Hafnergasse“). Diese langgezogene Bauweise eignete sich besonders für die Einfahrt und Unterbringung von Pferdefuhrwerken. Sie kann somit als Vorform des Motels gelten. Das Hotel Stefanie ist wohl der einzige Beherbergungsbetrieb Wiens, an dessen baulicher Anlage sich noch die typische Struktur eines ehemaligen Einkehrgasthofes der Wiener Vorstadt ablesen lässt. Der Urgroßvater des derzeitigen Hausherrn, Carl Witzmann, übernahm das Hotel im Jahr 1888. Seit rund 130 Jahren befindet sich das Hotel Stefanie in Besitz derselben Familie. Herr Alfred Reiman, geb. 1921, war von 1945 bis zu seinem Tod im Jahr 2012 als Buchhalter im Hotel Stefanie beschäftigt. Mit 67 (!) Jahren Dienstzeit ist der treue Buchhalter des Hotel Stefanie sicher bis heute der längstdienende Mitarbeiter in der Geschichte der Wiener Hotellerie.
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Die TaborstraSSe als Verkehrsknotenpunkt, das HOTEL STEFANIE an dessen Schnittstelle
Vogelschau auf Wien von Norden (im unteren Bildrand die Leopoldstadt), 16091
Die Radierung zeigt die befestigte Stadt, den heutigen 1. Bezirk, mit seinem Umland. Die einzige Brücke, die über die Donau nach Norden führt, mündet direkt in die Taborstraße. Diese über 400 Jahre alte Ansicht war lange im Hotel Stefanie abgebildet: Sie hing hinter der Rezeption (sh. S. 63). Der 2. Wiener Gemeindebezirk, die Leopoldstadt, in der das Hotel Stefanie seinen Standort hat, wurde früher „Unterer Werd“ genannt („Werd“ = mhd. „Insel“). In der Tat handelte es sich um eine von zahlreichen Donauarmen durchzogene Inselgruppe; ein Auengebiet, das vorwiegend als Jagd- bzw. Weideland genutzt wurde und Bau- bzw. Brennholz für die Stadt lieferte. Vom Zentrum führte der Weg über die Taborstraße durch den Auenwald (links im Bild) in die nördlichen Reichsteile der Donau-Monarchie. Grundrissplan von Wien, erstmals mit Vorstädten, 17062, Ansicht von Westen
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Die Vorläuferin der Schwedenbrücke, die 1819 bis 1909 bestehende Ferdinandsbrücke Bilderuhr – ein Gemälde mit diskret integrierter Uhr – von Carl Ludwig Hofmeister, 1825
Wo sich heute – in nächster Nähe des Hotel Stefanie – der Donaukanal windet, floss im Mittelalter der unregulierte Hauptarm des Stromes. Der Fluss wurde intensiv für die Schifffahrt genutzt, da dies in vorindustrieller Zeit „das weitaus leistungsfähigste Verkehrsmittel“3 war. Deshalb stellte es einen bedeutenden Vorteil für den Fernhandel dar, dass die Reichs- und Residenzhauptstadt direkt an den Ufern des Donaustromes lag: „Im Vormärz kamen (...) etwa 7.000 Lastschiffe jährlich in Wien an, und viele beförderten auch Reisende.“4 Diese logierten zahlreich in den Herbergen der Stadt oder nächtigten – weil es hier oft kostengünstiger war – in den Einkehrgasthöfen außerhalb der Stadtmauern (z. B. im späteren Hotel Stefanie). Das Donauufer bot zahlreiche Anlegeplätze vor den Toren der Stadt. Auch an der heutigen Schwedenbrücke5 spielte sich das bunte Treiben ab.
Die Brücke, die jahrhundertelang (1368 bis 1782) als einzige (!) die Stadt mit dem Unteren Werd verband, führte geradewegs in die Taborstraße. Dieser kam dadurch besondere Bedeutung zu. Einerseits fungierte sie als Hauptdurchzugsstraße, andererseits diente sie als wichtigster Handelsweg. So berichtet der Verfasser der „Geschichte des unteren Werds, oder der heutigen Leopoldstadt“, Alois Groppenberger von Bergenstamm, im Jahre 1812: „Schon im Jahre 1619 war der Werd nicht nur wegen seiner vortheilhaften Lage zum auswärtigen Commercial, sondern auch wegen seines Absatzes nach Wien der wichtigste Handlungspunct. (...) Der zwischen Wien und der Leopoldstadt geleitete Donaucanal, und die durch die Leopoldstadt laufende Hauptstraße (= Taborstraße, Anm.) nach Hungarn, Mähren, Böhmen und Pohlen machen diese Vorstadt zu einem wichtigen Commercial-Platze. Immer werden hier Güter aus- und aufgepackt, und auf dem Wasser nach Hungarn bis Semlin (heutiger Stadtbezirk von Belgrad, Anm.) ab- und auf der Art wieder zugeführt. Immer werden die breiten Straßen für die Frachtwägen zu enge, die Ausladungsplätze für Güter zu klein, und die Einkehrörter für Fremde von allen Nationen zu wenig.“6
Sgraffito an der Karmeliterkirche, Taborstraße 19, 1020 Wien7
Wie die unter dem Sgraffito angebrachte Erläuterung verrät, wurde der Verkehrsweg erstmals 1409 als „Kremser Straße“ urkundlich erwähnt. Die spätere Bezeichnung „Taborstraße“ rührt von einer Befestigungsanlage her, die Herzog Albrecht V. zu Beginn des 15. Jahrhunderts zur Abwehr der Hussiten in Form einer Brückenschanze (Tabor) errichten ließ.8
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Derselbe Herzog Albrecht V. von Österreich (seit 1438 König Albrecht II.), welcher der Taborstraße zu ihrem Namen verhalf, hatte im Jahre 1433 anordnen lassen, dass Durchreisende in Herbergen zu übernachten hatten. Als Konsequenz – und da der Ansturm von Reisenden an der Verbindungsbrücke gewaltig war – siedelte sich vor allem in der Taborstraße eine beträchtliche Anzahl von Beherbergungsbetrieben an (vgl. auch S. 40):
Ansicht der Taborstraße in Richtung Süden, 16839
Würde man das Bild nach unten verlängern, könnte man den Standort des Hotel Stefanie (früher: „WeiSSe Rose“) erkennen. Er war weit genug vom Donaustrom entfernt, um vor den ständigen Überschwemmungen geschützt zu sein, und lag zugleich nah genug, um vom Schiffsverkehr zu profitieren. Noch im Jahr 1859 verfügte die Leopoldstadt mit 11 Hotels über beinahe ebenso viele Beherbergungsbetriebe wie die gesamte Innere Stadt (17) und über mehr Hotels als sämtliche andere relevante Vorstädte zusammen: Wieden (5), Mariahilf (2), Landstraße (2), Alservorstadt (1). Auskunft über Hotels im „Wiener Cicerone“, einem Beiblatt des Wochenblattes „Figaro“ vom 18. Juni 1859
Die Fremden, die zumeist per Schiff oder Kutsche anreisten, bezogen gerne direkt am Handels- und Verkehrsknotenpunkt Taborstraße ihr Quartier. Vor den Toren der Stadt fanden sie auch weitläufige Abstellmöglichkeiten für ihre Pferdefuhrwerke und Waren vor, während innerhalb der Stadtmauern oft kein Platz dafür war. Blick auf die Taborstraße von Norden, 1725 Hinter der Kirche der Barmherzigen Brüder linkerhand liegt das Hotel, ab 1621 „Zur WeiSSen Rose“ genannt.
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Copyright Wien Museum
Im 19. Jahrhundert entstanden mit dem Bau des Nord- und des Nordwestbahnhofs – beide unweit des Hotel Stefanie gelegen – zwei zentrale Drehscheiben für den Reiseverkehr. Der 1838 eröffnete Nordbahnhof sollte zum größten und wichtigsten Bahnhof des Habsburgerreiches werden; die von hier ausfahrende Kaiser-Ferdinands-Nordbahn war die erste Dampfeisenbahn der Donaumonarchie. Zugleich brach in Wien das Zeitalter der Tramway an: Seit 1882 führte eine Straßenbahnlinie über die damalige Ferdinandsbrücke in die Taborstraße hinein und weiter bis zum Nordwestbahnhof. Zunächst wurde sie von Pferden gezogen, im Jahr 1900 ging die elektrifizierte Tram in Betrieb. Historische Ansichtskarte des Nordbahnhofes, um 1900
Die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn verband Wien mit den Industriegebieten in Mähren und Schlesien und verkehrte etwa im Jahre 184811
Blick auf die neue Ferdinandsbrücke (heute: Schwedenbrücke) in Richtung Innenstadt, 1911
Im Jahre 1909 war die alte Brücke abgetragen worden, zwei Jahre darauf konnte sie – als damals größte Überquerung des Donaukanals – wieder eröffnet werden. Bereits einen Tag nach der Eröffnung, am 29. April 1911, fuhr auch die Straßenbahn wieder darüber – und transportierte erneut Gäste ins Hotel Stefanie.10
„Von Wien nach A Brünn, Olmütz, Prag, Leipnik, Ostrau, Oderberg (...) um 6 Uhr Früh und 7½ Uhr Abend. A Stockerau um 6½ Uhr Früh, 10 Uhr Vormittag, 3½ Uhr Nachmittags und 7 Uhr Abend. (An Sonn- und Feiertagen auch um 1 Uhr Nachmittag.) Nach Wien von A Prag um 5 Uhr Früh und 6 Uhr Abend A Oderberg nach Ankunft des Zuges von Ratibor, um 7 Uhr Früh, und nach Ankunft des Vereinszuges von Hamburg und Stettin, um 10 Uhr Abend. A Prerau um 2 Uhr, 5¼ Uhr Früh und 3½ Uhr Nachmittags. A Brünn um 6½ Uhr Früh und 3¼ Uhr Nachmittags. A Stockerau um 5 und 8 Uhr Früh, 2 ¼ Uhr Nachmittags und 6½ Uhr Abend. (An Sonn- und Feiertagen auch um 9 Uhr Abends.“) (Aus dem „Fremden-Blatt der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien“ vom 20. Juli 1848.)
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Das Hotel Stefanie, zwischen der Kirche der Barmherzigen Brüder und der Produktenbörse (im Stil der Neorenaissance gebaut) gelegen, inmitten mannigfaltiger Mobilität um 1900
Als Gast des Hotel Stefanie befinden Sie sich in der Tat an einem historischen Dreh- und Angelpunkt des Wiener Nah- und Fernreiseverkehrs: In nächster Nähe des Stadtzentrums sowie der Donau im ältesten Hotel Wiens einlogiert, genossen schon frühere Gäste die Vorteile bester Verkehrsverbindungen.12 Reisten die Gäste damals per Kutsche an, so wählen Sie heute einfach das Flugzeug oder die Intercity-Bahn. In 30 Minuten ist der Flughafen Wien (VIE) zu erreichen, zum Wiener Hauptbahnhof benötigen Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur 15 Minuten. Die U-Bahn-Stationen Schwedenplatz (U1/U4) oder
Taborstraße (U2) liegen fünf Gehminuten entfernt, die Haltestelle der Straßenbahn – von den Wienerinnen und Wienern liebevoll „Bim“ genannt – befindet sich quasi vor der Haustür. Die Innenstadt mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Wiens entdecken Sie am besten zu Fuß. Vom Hotel Stefanie aus sind Sie in etwa zehn Gehminuten beim Stephansdom, wo Sie die Gelegenheit zu einer nostalgischen Fahrt mit dem Fiaker haben. Oder Sie flanieren über die Schwedenbrücke, genießen die entspannte Atmosphäre am Donaukanal und lustwandeln wie anno dazumal.
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Das Hotel Stefanie um 1910 ...
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... und 100 Jahre später
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Wie bereits die Nationalhymne Österreichs anklingen lässt, ist es nicht unwesentlich, welche historische Bedeutung die geografische Lage der kleinen Republik – und früheren Großmacht – für die Geschicke Europas einnimmt: „Heiß umfehdet, wild umstritten liegst dem Erdteil du inmitten, einem starken Herzen gleich.“ 2. Strophe der österr. Bundeshymne (Auszug), Paula Preradović, 1947
Ähnliches lässt sich für die Residenzstadt Wien behaupten. Im jahrhundertelangen politischen Zentrum der Habsburgermonarchie vereinten sich Sprachen und Kulturen, Menschen und Mächte zu einem bunten Potpourri. Besonders die Leopoldstadt bildete Wiens Einfallstor für Hausierer und Wanderhändler. Zum einen ließen sich hier Zuwanderer aus allen Reichsteilen nieder,13 zum anderen befanden sich viele auf der Durchreise und suchten vor der Stadt Kost und Logis – unter anderem im späteren Hotel Stefanie.
Wien in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts Die rot gefärbten Bauten sind öffentliche Gebäude und Paläste, das gold eingefärbte Haus bezeichnet das heutige Hotel Stefanie.
Aus: Putzger, Lendl, Wagner: Historischer Schul-Atlas, Wien: ÖBV 1963, S. 98. © Cornelsen Schulverlage GmbH
Die Leopoldstadt als Schmelztiegel der Kulturen, das HOTEL STEFANIE als Konglomerat der kulinarischen Vielfalt
„Lorberbläterkrämer“ aus dem sonnigen Süden Verkäuferin von „Limonien“ (Zitronen) aus milderen Gefilden Teppich- und Decken-Händler aus Tirol „Bandelkramer“ mit Bändern, Zwirnen, Nadeln und Stoffresten aus dem Waldviertel Alle vier Abbildungen aus: Johann C. Brand, Kaufruf von Wien, 1775
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Herr D. Frankel, Kaufmann, von Prag (20.07.1848)
Herr Wenzl Kaulich, Deputierter, von Wernersdorf (14.11.1848)
Ritter v. Steljer, Justizbeamter, von Lemberg (20.07.1848) Titel und Namensnennungen aus: „Fremden-Blatt“, Wien 1847-1919; Plan des Kaisertums Österreich. Österreichisch-Ungarische Monarchie 1815-1919. Aus: Putzger, Lendl, Wagner: Historischer Schul-Atlas, Wien: ÖBV 1963, S. 99. © Cornelsen Schulverlage GmbH
Herr A. Benevenoulli & Herr F. Müller, Gutsbesitzer, von Regensburg (20.07.1848)
Frau Antoinette v. Potlewska, sammt Tochter, Gutsbesitzerin aus Tarnow (01.07.1847)
WIEN
Herr Dr. J. Haßlwanter, Deputierter & Herr A. Till mit Gattin, k. k. Militär, von Innsbruck (04.08.1848)
Herr J. Mandl, Handelsmann, von Pressburg (20.07.1848)
Herr L. Amster, Kaufmann, von Czernowitz (03.01.1849)
Herr Ludwig v. Karay, Privatier aus Temeswar (01.07.1847)
Herr T. Werner samt Familie, von Klagenfurt (20.07.1848)
Aus Paris: Herr Ch. Effner mit Gattin (04.08.1848), aus Russland: Herr H. Gologurski, Kaufmann (14.11.1848)
1848 fand in Wien der so genannte Reichstag statt. Zu dieser ersten gewählten Volksvertretung reisten 383 Abgeordnete aus zahlreichen Kronländern an. Zwei der Deputierten stiegen nachweislich in der „WeiSSen Rose“ ab – dem heutigen Hotel Stefanie.14
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Mit rund 53 Millionen Menschen auf etwa 676.600 km² bildete die Donaumonarchie bis zum Ende des Ersten Weltkrieges den (nach Russland) zweitgrößten Vielvölkerstaat des europäischen Kontinents. Die Bevölkerung parlierte in so unterschiedlichen Sprachen wie Deutsch und Ungarisch, Böhmisch und Polnisch, Italienisch und Slowenisch.15 Mit der sprachlichen Vielfalt ging zugleich kulinarischer Reichtum einher. Die Menschen, die zahlreich in die Reichs- und Residenzhauptstadt Wien zogen, brachten aus ihren Heimatländern regionale Rezepte und Zutaten mit: A Aus Ungarn kam das Gulasch an – ursprünglich ein Suppengericht magyarischer Rinderhirten („Gulyás“ = Hirte), das sich in Wien in Form von Paprikafleisch (ungar. „Pörkölt“) durchsetzte. A Aus Rumänien stammen die Palatschinken (Eierpfannkuchen) ab – sie werden in Wien auch gerne als Suppeneinlage (nun Frittaten genannt) genossen.
Als Horsd’œuvre gab es Matjesheringfilet „Helgoland“, danach Scampi à l’Americaine oder Piccata „Romana“, als Abschluss französischen Käse oder Crêpes „Grand Marnier“.20 Heute besinnt sich das Hotel Stefanie wieder auf die Wurzeln der Wiener Küche zurück – und offeriert von regionalen Produkten jeweils das beste Stück.
A Das berühmte Wiener Schnitzel wurde der Legende nach von Feldmarschall Radetzky aus Italien mitgebracht. A Der Wiener Kaiserhof sorgte schließlich für Kaiser Franz Josephs Leibgericht: den aus gekochtem Rindfleisch bestehenden Tafelspitz. A Die Köstlichkeiten der Wiener Mehlspeisenküche – wie Powidltascherl oder Apfelstrudel – sind v. a. Köchinnen aus Böhmen (Tschechien) zu verdanken. ZuwanderInnen aus Böhmen und Mähren waren es auch, die im 19. Jahrhundert einen Großteil des Wiener Dienstpersonals stellten, „und die böhmische Köchin (...) war fast in jedem großbürgerlichen Haushalt vertreten“. Im Hotel „WeiSSe Rose“ stammten im Jahre 1857 zwei der Mägde aus Böhmen; eine der Köchinnen kam aus dem Königreich Ungarn.16 Auch die Gäste des späteren Hotel Stefanie reisten zu jener Zeit vorwiegend aus den Kronländern der k. u. k. Monarchie an;17 einige trafen zudem aus dem damaligen Ausland ein: aus dem Deutschen Reich, dem Fürstentum Moldau (heute Rumänien), aus dem heutigen Italien, Frankreich und dem Zarenreich.18 Dieser multikulturellen Klientel versuchten die Wiener Hotels mit internationalen Speisekarten zu entsprechen;19 noch in den 1970er-Jahren bot das Hotel Stefanie mondäne Spezialitäten an:
„La Belle Chocolatière de Vienne“ („Das Schokoladenmädchen“), Pastell auf Pergament, berühmtestes Bild des Schweizer Künstlers Jean-Étienne Liotard, vermutlich 1744
Liotard war 1743 an den Wiener Hof gekommen, um Maria Theresia und ihre Familie zu porträtieren. Ehe er abreiste, fertigte er das Porträt dieses namenlosen Stubenmädchens an. Die Magd bot eine kulinarische Kostbarkeit dar: „Heiße Schokolade war im 18. Jahrhundert noch der High Society vorbehalten.“21
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Stefanie
Alt-Wiener Schmankerl-Reise im Restaurant Stefanie Ein kulinarischer Streifzug durch die Kronländer der Donaumonarchie
Restaurant
GenieSSen Sie in Reminiszenz an glanzvolle Zeiten: Kalbs-Gulasch mit Salzstangerl Rindsuppe mit Frittaten und Kaiserschöberl Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat Tafelspitz mit „G’rösten“, Schnittlauchsoße und Apfelkren Powidltascherl, Apfelstrudel, Kaiserschmarren Was hat das Wiener Schnitzel mit Generalfeldmarschall Radetzky zu tun? Kommt das ungarische Gulasch vielleicht doch aus Wien? Wie kommt der Kaiserschmarren zu seinem Namen? Ist der Tafelspitz tatsächlich das beste Stück vom Rind? All diese kulinarischen Köstlichkeiten und die entsprechenden Antworten servieren wir Ihnen täglich bei unserer Alt-Wiener Schmankerl-Reise im Restaurant Stefanie.
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Die Leopoldstadt und das HOTEL STEFANIE ... als Zentrum der jüdischen Kultur Die Leopoldstadt war vom 17. Jahrhundert bis zum Holocaust das Herzstück des jüdischen Lebens in Wien.22 Hier reihten sich Tempel, Synagogen und Bethäuser dicht an dicht;23 zahlreiche Sprach- und Bibelschulen sorgten für den im Judentum besonders bedeutsamen Unterricht.24 Direkt vis-à-vis des Hotel Stefanie, in der Buchhandlung des Josef Abheiter, Taborstraße Nr. 11b, konnte man die dafür benötigten Lehrbücher erstehen.25 Sogar im Hotel Stefanie selbst war ein Bethaus untergebracht: Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 (und ersten militärischen Niederlagen der k. u. k Armee im Nordosten des Reiches) kamen Massen an Flüchtlingen aus Galizien und der Bukowina (heute: Westukraine/ Südpolen bzw. Nordrumänien) in der Hauptstadt Wien an.26 Etwa 1/5 der Flüchtenden (bis zu 70.000 Personen) waren Juden/Jüdinnen, die allesamt am Nordbahnhof in der Leopoldstadt eintrafen und meist gleich vor Ort bei Glaubensgenossen Unterstützung suchten.27
Hilfe erhielten sie von mehreren humanitären jüdischen Einrichtungen – etwa vom „Kranken- und Unterstützungsverein „Der Brodyer“ in Wien.28 Das Bethaus des Vereins wiederum befand sich im Hotel StefaniE, wo man so genannte Bet-Sitze anmieten konnte. Dies war durchaus nichts Ungewöhnliches: Da die Tempel an Feiertagen meist aus allen Nähten platzten, setzte man unter anderem Hotels und Kaffeehäuser als Gebetsorte ein.29 Auch das Vermieten von Bet-Sitzplätzen war nicht unüblich: Diese Praxis findet sich zu jener Zeit selbst in der entlegensten Provinz.30
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„Das einzige reelle Theatervergnügen [...], das Wien nach Girardi heute zu bieten hat.“ 31 Karl Kraus, in: „Die Fackel“ vom 2. Juni 1911
Rückseite des Programms der „Budapester Orpheumgesellschaft“ Ankündigung einer Vorstellung im Hotel Stefanie, um 1900
„Budapester Orpheumgesellschaft. Noch vor Beginn der Vorstellung ist der ganze Saal des ‚Hotel Stephanie‘ allabendlich ausverkauft und dies mag als der beste Beweis dafür gelten, wie gut man sich bei den Vorstellungen der ‚Budapester‘ unterhält, denn man kommt wahrlich nicht aus dem Lachen heraus.“ (Aus: Illustriertes Wiener Extrablatt, 8. April 1900, S. 17.)
Zugleich besaß das Hotel Stefanie eine beachtenswerte jüdische Theatertradition. Die „Budapester Orpheumgesellschaft“, in der zunächst im Hotel „Zum Schwarzen Adler“ auf Taborstraße Nr. 11 gastiert hatte, war 1896 in das gegenüberliegende Hotel Stefanie umgezogen. Das Ensemble bestand ursprünglich aus deutschsprachigen KünstlerInnen aus Budapest, brachte jedoch Stücke in jiddisch gefärbtem Wienerisch zur Aufführung. Die Darbietungen waren von jüdischer Jargon-Komik geprägt und bestanden aus kabarettartigen Einaktern sowie unterhaltsamen Liedern. Aus dem „Budapester Orpheum“ gingen später viele gefeierte Kabarettisten und Komiker hervor, ja sogar berühmte SängerInnen und Komponisten. Darunter befinden sich so klingende Namen wie Armin Berg, Paula Walden oder Robert Stolz – und nicht zuletzt der beliebte Volksschauspieler Hans Moser, der „jüngste Wiener Hanswurst“32 (sh. S. 61).
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Von 1896 bis 1903 bot die „Budapester Orpheumgesellschaft“ regelmäßig Vorstellungen im Hotel Stefanie. Dafür wurde im hauseigenen Saal eigens eine Bühne errichtet; auch erfuhr der Saal selbst eine Vergrößerung.33 Und die jüdische Theatertradition im Hotel Stefanie setzte sich fort: 1908 bis 1921 war sein Saal Schauplatz des Ensembles „Jüdische Bühne“, der „Keimzelle des jiddischen Theaters in Wien“.34 Im hauseigenen Saal verbanden sich Kunst und Kulinarik zu einer Gesamtkomposition: Während die AkteurInnen auf der Bühne ihr Schauspiel darboten, genossen die Gäste an ihren Tischen auch die Gaumenfreuden des Hotel Stefanie.
Titelblatt des Programmes des jüdisch geprägten Theater-Ensembles, um 190035 Das Original ist in einer Glas-Vitrine im Foyer des Hotel Stefanie zu bestaunen.
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Im Jahr 2015 fand zugunsten eines Projektes von Dr. Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums der Stadt Wien (2 .v. r.), eine Benefizveranstaltung im HOTEL STEFANIE statt.
Internationale, religiöse sowie kulturelle Vielfalt und Toleranz entsprechen seit jeher dem Verständnis von Gastlichkeit in den Schick Hotels. Im Hotel Stefanie fühlt man sich der Tradition des 2. Bezirkes verpflichtet und freut sich, sehr oft jüdische Gäste begrüßen zu dürfen. Seit vielen Jahren werden u. a. durch die Zusammenarbeit mit dem „Jewish Welcome Service Vienna“ im Hotel Stefanie Wiener Jüdinnen und Juden willkommen geheißen, die nach
der Vertreibung durch die Nationalsozialisten auf Einladung der Gemeinde Wien erstmals wieder in ihre ehemalige Heimatstadt kommen. Rücksicht auf die Besonderheiten der Religionen zu nehmen ist im HOTEL STEFANIE eine Selbstverständlichkeit. Auf Wunsch und nach Vorbestellung kann koscheres Frühstück bereitgestellt werden. Der große Festsaal bietet Raum und Gelegenheit für Veranstaltungen aller Art.
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Die Leopoldstadt und das HOTEL STEFANIE ... als Ort des Vergnügens und des Feierns „Die Unterhaltungsörter, die Tanzsäle, das Theater, die Badehäuser, worunter das bequemste und reinlichste das im Jahre 1809 neu erbaute Diana-Bad (...) ist; die vielen Wein- und Bierschänken, der Prater, der Augarten, die Brigittenau und 10 Caffehäuser erhalten die Leopoldstadt auch außer dem Handel bis spät in die Nacht belebt.“36
Plan von Carl Graf Vasquez: „K.K. Polizey-Bezirk Leopoldstadt“, nach 1830 Die blau markierten Orte bezeichnen das Hotel „WeiSSe Rose“ bzw. den späteren Standort des Riesenrades.38
So beschrieb Alois Groppenberger von Bergenstamm die Leopoldstadt im Jahre 1812, und tatsächlich war der 2. Bezirk das größte Vergnügungs- und Erholungsgebiet Wiens. Nachdem Kaiser Joseph II. am 7. April 1766 den Prater – das frühere Jagdgebiet des Adels – für die Öffentlichkeit freigegeben hatte, wurde dieser zu einem Zentrum des kurzweiligen Zeitvertreibs. Der „Wurstelprater“ etablierte sich als Vergnügungspark, in dem bis heute Wiens Wahrzeichen, das Riesenrad, fasziniert (ca. 15 Gehminuten vom Hotel Stefanie entfernt).37
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„Die Leopoldstadt eignete sich immer mehr, der Sitz des Wiener Vergnügens zu werden.“ Leopold Mathias Weschel: Die Leopoldstadt bey Wien, 1824
Die Wiener wussten stets zu feiern – wie der Chronist Leopold Weschel pathetisch beschreibt (sh. Zitat).42
Viele der schönsten Sehenswürdigkeiten Wiens befanden sich in der Leopoldstadt. So erwähnte etwa der „Wiener Cicerone“ um die Mitte des 19. Jahrhunderts das „k. k. priv. Karl-Theater“, den „Cirkus Renz“ in der Großen Fuhrmannsgasse (der zum bedeutendsten Zirkus Europas werden sollte!) sowie das „Affen-Theater von Casanova“ im Prater.39 Unter den „Vergnügungsorten“ ist neben dem „k. k. Prater“ das Tanzlokal „Sperl“ angegeben (nach Letzterem wurden sogar zwei Gassen benannt, und Johann Strauss [Vater] hatte ihm drei [!] seiner Werke gewidmet).40 Von den fünf Badeanstalten Wiens waren drei im 2. Bezirk angesiedelt; der Augarten lud „täglich bis 7 Uhr Abends“ zum Flanieren ein.41 „Und so hat die Leopoldstadt alles, was man nur in großen Städten findet, und wenn die ihr von der nahen Lage an der Donau öfters zustoßenden Ueberschwemmungen und Beschädigungen durch Eisgänge abgerechnet werden, so ist sie die angenehmste und reicheste Vorstadt von Wien.“ Alois Groppenberger von Bergenstamm: Geschichte des unteren Werds, 1812
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Allein am Beginn der Taborstraße befanden sich in den 1930er-Jahren zwei Kino-Betriebe: auf Hausnummer 1–3 das „Schweden-Kino“, auf Nr. 8 das „UFA-Kino“ (existierte als „Taborkino“ bis 1996).
Die Leopoldstadt war auch eine Hochburg des Kinovergnügens. Während die zahlreichen jüdischen Theaterspielstätten des 2. Bezirkes spätestens nach der Machtübernahme der NSDAP 1938 ihre Pforten für immer
schließen mussten, hatten manche der insgesamt 28 (!) hier ansässigen Kinos bis in die 1990er-Jahre Bestand. Heute werden im 2. Bezirk alljährlich drei SommerFreiluftkinos betrieben.43
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Im Jahr 1881 feierten Kronprinz Rudolf und Stephanie von Belgien ihre Hochzeit in Wien. Feiern Sie wie die Namensgeberin des Hotels – im nach ihr benannten Festsaal des Hotel Stefanie.
MAGISCHE MOMENTE UNTER DEN AUGEN DER KAISERIN
Seit dem Jahr 1991 veranstaltet das Hotel Stefanie gemeinsam mit dem 1908 gegründeten Magischen Klub Wien Abende, bei denen die Zauberei im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Im großen Festsaal unter dem Bildnis der Kaiserin Maria Theresia versetzen Zauber- und Magiekünstler Magic Christian und seine Kollegen vom Magischen Klub die Gäste mit ihren ausgewählten Programmen in Staunen und Verwunderung.44
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Die Leopoldstadt und das HOTEL STEFANIE ... als Schauplatz von Krieg und Frieden Wien erlebte in seiner wechselvollen Geschichte zwei Türkenbelagerungen: 1529 und 1683. Beide Male war die Leopoldstadt ein nicht unbedeutender Kriegsschauplatz. Zum einen wussten auch die Osmanen die Donau als zentralen Verkehrsweg für sich zu nutzen, zum anderen profitierten sie von dem strategisch günstigen Gelände vor den Toren der Stadt, das sich für Angriffe besonders gut eignete, und starteten von hier aus Offensiven.45
Bei beiden Belagerungen war die Leopoldstadt schwersten Verwüstungen ausgesetzt: „Die Gebäude des Bruckmeister und der Mauthner (Brückenverwalter und Zöllner, Anm.) (...) wurden mit den übrigen Hütten und Häusern des unteren Werds im Jahre 1529 von den am 24. September mit 400 Streit- und Proviantschiffen auf der Donau angekommenen türkischen Nassadisten (Schiffsleute, Anm.) mit der Donaubrücke (...) theils verbrennt, theils zu Schanzen und Brustwehren verwendet.“46 Ehe jedoch die Osmanen vor Wien ankamen, hatten jeweils bereits die Söldnertruppen des Kaisers, „um dem Feind keinen haltbaren Ort zu überlassen“, die Vorstädte geplündert, in Brand gesteckt und unter der fliehenden Bevölkerung Gräueltaten angerichtet.47 Nach Aufhebung beider Belagerungen „waren die Werder (Inseln, Anm.) voll Brandstätten und öder Gründe“,48 und „unter den vielen Sorgen der Stadt Wien (war) die vorzüglichste, schleunigst die verwüsteten Vorstädte herzustellen.“49
Erste Wiener Türkenbelagerung (1529), zeitgenössische Darstellung von Bartholomäus Beham50 Im Vordergrund die Zeltburg von Süleyman I. dem Prächtigen, im Hintergrund die Donau sowie die umzingelte Stadt, damals eine der größten Metropolen Mitteleuropas
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Kirche, Kloster und Krankenhaus der Barmherzigen Brüder nächst dem Hotel Stefanie, Taborstraße 16
Gegen Ende des 30-jährigen Krieges, im Jahr 1645, wurde der Untere Werd von Truppen aus Schweden bedroht; doch diesmal blieb die Vorstadt von schlimmeren Schäden verschont. Sechs Jahre danach ließ Kaiser Ferdinand III. an der Stelle des Kampfgeschehens eine Kapelle zu Ehren der heiligen Brigitta (genauer: Birgitta) von Schweden (!) errichten – einer Mystikerin des Mittelalters, die als Friedensvermittlerin zwischen Päpsten und Adeligen fungierte und seit 1999 als Patronin Europas gilt.51
Wienbibliothek im Rathaus, www.digital.wienbibliothek.at, Bezirksgeschichte und -führer
Die heilige Birgitta, Holzschnitt aus „Sunte Birgitten Openbaringe“, gedruckt in Lübeck von Hans van Ghetelen, 1496
Nach dieser Heiligen wurde das frühere Kampfgebiet fortan „Brigitten-Au“ genannt. Im Jahre 1900 wurde dieser Landstrich von der Leopoldstadt abgetrennt und als 20. Bezirk neu gegründet. Seither ist er auch offiziell als „Brigittenau“ bekannt.52
Der Bau der Brigitta-Kapelle blieb nicht die einzige Friedensinitiative in der Leopoldstadt. Bereits rund 40 Jahre zuvor hatten sich die Barmherzigen Brüder in der Taborstraße angesiedelt und im Sinne ihres Ordensstifters ein Kloster mit Hospital gegründet.53 Kupferstich aus: Alois Groppenberger von Bergenstamm: Geschichte des unteren Werds, oder der heutigen Leopoldstadt Von dem Verfasser den barmherzigen Brüdern in der Leopoldstadt zur Unterstützung ihres Krankenhauses gewidmet, 1812
Seit 1614, also seit mehr als 400 Jahren, versorgen die „Hospitalbrüder“ hier Kranke und Notleidende – und zwar ohne Ansehen der Person oder ihres Einkommens. Damit befindet sich das Hospital in prominenter Nachbarschaft: Als ältestes Krankenhaus Wiens steht es direkt neben dem Hotel Stefanie – der ältesten noch existierenden Herberge der Stadt.
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Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges brachen in Wien endgültig friedliche Zeiten an. Während anno 1529 im Zuge der 1. Türkenbelagerung zwischen Osmanen und Wienern ein Gemetzel begann, traten genau 420 Jahre danach, 1949, die Fußball-Nationalspieler der beiden Länder zum sportlichen Wettkampf gegeneinander an. Im damaligen Prater-Stadion (heute: Ernst-Happel-Stadion) fand am 20. März dieses Jahres ein Freundschaftsspiel statt, welches das Hotel Stefanie zur Publikation einer Annonce in der dafür verfassten Festschrift veranlasst hat. Der österreichische Bundeskapitän Walter Nausch, ein ehemaliges Mitglied des „Wunderteams“, warb für das Hotel Stefanie, welches seinen Worten zufolge „von der internationalen Sportwelt bevorzugt“ wurde.54 Zum einen beherbergt(e) man also Gäste aus der Türkei, zum andern sind auch unter den Angestellten des Hotel Stefanie zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund dabei. Und die MitarbeiterInnen dürften in unserem Hause sehr glücklich sein, denn viele der Beschäftigten sind uns seit Jahrzehnten treu.55
Festschrift anlässlich des Freundschaftsspieles (1:0) zweier ehemals verfeindeter Länder, 1949 Im Inneren ist eine Annonce des Hotel Stefanie zu sehen.
Das Hotel Stefanie wirkt als Angelpunkt der Versöhnung und Völkerverständigung. Hier treffen Ost und West aufeinander, sprechen Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Kulturen miteinander.
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Soziale Verantwortung sowie ökologische Nachhaltigkeit gehören zur Unternehmensphilosophie: Wir kooperieren seit Jahren mit Fairtrade und freuen uns, durch Sponsoring der Stiftung Kindertraum Herzenswünsche von Kindern mit besonderen Bedürfnissen erfüllen zu können. Als Träger des Österreichischen Umweltzeichens achten wir auf sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen, um auch künftigen Generationen eine schöne und gesunde Umwelt zu erhalten. Als traditionelles Familienunternehmen steht für uns die persönliche Beziehung zu unseren Gästen und MitarbeiterInnen im Vordergrund.56
Verleihung des Umweltzeichens durch den ehem. Minister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (links im Bild) Gabriela Gebhart, Geschäftsführerin der Stiftung Kindertraum, und Dr. Martin Schick
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Das HOTEL STEFANIE: Die Tradition in ehren halten Tradition wird im Hotel Stefanie großgeschrieben. Sei es der charmante Wiener Hoteldiener, auch Page genannt (in früheren Zeiten ein junger Adliger, der an einem Fürstenhof diente), sei es der Verweis auf das Amt des Kammerherrn, unter dessen Aufsicht jener Page damals seine Dienste verrichtete. Die Aufgabe eines Kammerherrn (österr. „Kämmerer“) bestand zunächst in zeremoniellen Handreichungen: etwa beim An- und Auskleiden eines Fürsten, beim herrschaftlichen Ausritt oder auf Reisen. Als Signum seines Ranges durfte ein Kämmerer einen Schlüssel tragen, der die Zutrittsberechtigung zu den kaiserlichen Gemächern symbolisierte (sh. Bild unten).57
Originaler Kammerherren-Schlüssel vom Hofe Kaiser Franz Josephs I., habsburgischer Herrscher 1848-1916, zu bewundern im Hotel Stefanie, vis-à-vis der Rezeption
Herr Schneider mit Zwirbelbart,58 immer um die Gäste bemüht
„Die Goldenen Schlüssel“ im Hotel Stefanie verweisen im Übrigen auf eine besondere Konvention: Hier im Haus befand sich viele Jahre der Sitz der „Clefs d’Or Austria“, des gleichnamigen Verbandes der österreichischen Hotelportiere. Ein Concierge, der in diese Elite aufgenommen wurde, trägt zwei überkreuzte goldene Schlüssel am Revers. Diese beziehen sich auf jene Zeiten, als ein Concierge (franz. „Torwächter“) als Pförtner eines herrschaftlichen Hauses fungierte und sorgfältig die Schlüssel zu verwahren hatte. Heute besteht seine vordringliche Aufgabe darin, den Gästen ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.59
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Heutzutage werden die Gäste des Hotel Stefanie geradezu fürstlich verwöhnt. Unsere langjährigen MitarbeiterInnen erfüllen gerne auch Sonderwünsche: Wir organisieren für Sie Billetts zu – eigentlich ausverkauften – Konzertveranstaltungen, ebenso wie romantische Tische in überbuchten Lokalen, reservieren gerne Stadtrundfahrten oder Bootstouren und geben Ihnen Ausflugstipps, persönliche Empfehlungen zum Shoppen und Sightseeing sowie kompetente Routenbeschreibungen mit auf den Weg.
Balthasar Wigand: Der Graben-Platz in Wien, Gouache auf Papier, 1. Hälfte 19. Jhdt., im Stil des Biedermeier60
Feinstes Meißner Porzellan
Auch Kunstgeschichte ist im Hotel Stefanie allgegenwärtig. Zahlreiche wertvolle Antiquitäten zieren das gesamte Haus. Unter den vielen historischen Stichen und Gemälden springt vor allem die Gouache gegenüber der Rezeption hervor. Sie stammt von Balthasar Wigand (1770–1846), einem der berühmtesten österreichischen Miniaturenmaler der Biedermeierzeit.61 Er malte mit Vorliebe Altwiener Veduten (d. h. wirklichkeitsgetreue Darstellungen des Stadtbildes) mit genauester Wiedergabe winziger Details. Bereits seine Zeitgenossen wussten die topographische Präzision zu schätzen, denn „seine Blätter (...) sind von äußerster farblicher Delikatesse und exakter Linienführung“.62 Während Wigands Werk nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit geriet, bildet sein Œuvre heute „aufgrund (seiner) hohen Qualität den Höhepunkt jeder Aquarellsammlung“.63
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Empire-Kommodenuhr, 1820 Barock Stockuhr, 1750
Zum Traditionsbewusstsein der Hoteliers-Dynastie zählen in erster Linie Erinnerungsstücke aus der Zeit der k. u. k. Monarchie. Einige Gegenstände – wie etwa eine vollständige Waschgarnitur – stammen gar aus dem persönlichen Besitz der Kronzprinzessin (und Namensgeberin) Stephanie.
Uniform eines k. u. k. Husaren-Oberleutnants um 1900
In der Lobby des Hotel Stefanie stoßen Sie auf eine Vielfalt an seltenen Stücken. Bereits der Großvater des heutigen Hoteleigentümers bewies Sammelleidenschaft mit exquisitem Geschmack; sein Vater besaß sogar das Gewerbe für „Einzelhandel mit Antiquitäten, Bildern und Kunstgegenständen“.64 Der jetzige Hoteleigner selbst, Dr. Martin Schick, besitzt eine besondere Liebe zum Haus – und stattet es deshalb nur mit den erlesensten Inventarien aus.
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Sammlung von österr.-böhmischen Gläsern, Bechern und Pokalen, 1780–1900
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Teekanne, Wiener FrĂźhbiedermeier
Bildnis der Kaiserin Maria Theresia, zu sehen im Festsaal des Hotel Stefanie 1963 von Prof. Otto Zeiller im Auftrag von Dr. Stefan Schick angefertigt65
Antiker Wandschrank in der Lobby
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Achtung
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Die Hausbesitzer/Innen seit 1600
8. Juli 1600: Erwerb von „Haus, Stadl und Garten“ durch Christoff Freischlag und dessen Ehefrau Margaretha.
Mit diesem Datum wird erstmals ein „Gastgeb“ auf der Liegenschaft erwähnt, und auch die späteren BesitzerInnen werden durchgehend als „Gastgeb“ oder „Gastwirth“ tituliert.
1603:
Verkauf an Hans Triebsleben und dessen Ehefrau Margaretha.
1621:
Nach Triebslebens Tod an dessen Witwe Margaretha und deren neuen Ehemann Wolff Ernst.
Das Einkehrgasthaus wird nun erstmals „Zu der WeiSSen Rosen“ genannt.
1634:
Verkauf an Andreas Härtl und dessen Ehefrau Sabina.
1668:
Nach beider Tod an Härtls letzte Ehefrau Ursula und deren zweiten Ehemann Johann Sebastian Wirsching.
1702:
Von Ursula Härtl an deren Tochter Christina, verehelichte Fontana.
1706:
Verkauf an Philipp Burger und dessen Ehefrau Maria Magdalena. Burger war bereits seit 1700 „Bestandwirt“, d. h. Pächter der Gastwirtschaft, gewesen.
1714:
Verkauf an Thomas Johann Sekora.
1723:
Verkauf an Matthias Böckh und dessen Ehefrau Anna.
1748:
Per Testament an deren Sohn Joseph Beckh [Böckh]. Dieser hatte bereits seit 1745 die Gastwirtschaft in der „Weißen Rose“ betrieben.
1767:
„Nach der Ehewirtin Catharinas Tod an den Ehewirt [Joseph Beckh/Böckh] allein, welcher seine jetzige Ehewirtin Rosalia zu sich hat anschreiben lassen.“
1785:
Verkauf an Joseph Riegert, „bürgl. Gastgeb bey der Weißen Rosen in der Leopoldstadt“ an der Adresse „Hauptstraße 227“ (anno 1785) bzw. „Taborstraße 282“ (seit 1795).
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1824:
Verkauf an Franz Richardt [auch: Richhart], „Gastgeber und Hausinhaber“, damals Witwer und Vater einer zehnjährigen Tochter.
1830: Verkauf an Georg Pein [auch: Bain], „bürgl. Gastwirth und Eigenthümer des Hauses Nr. 323 [seit 1821] in der Leopoldstadt“ und dessen Ehefrau Anna.
1847:
Nach Peins Tod an dessen Ehefrau Anna allein.
1857:
„Hauseigenthümer“ sind Johann und Josefa Schröder; seit dessen Volljährigkeit [1862] auch deren Stiefsohn Georg Pein jun.
1885:
Nach dem Ableben des Ehegatten und des Stiefsohnes an Josefa Schröder allein.
26. Juni 1888: Hauseigentümer sind Carl Witzmann, Josef Fuchs und Bernhard Mandl.
Das Haus wird in „Hotel Stefanie“ umbenannt.
1892: Carl [auch: Karl] Witzmann, geboren am 03.01.1857 in Vöslau, ist Allein-Eigentümer. 1911:
Nach Carl Witzmanns Ableben (am 22.03.) an dessen Gattin Mathilde (1867–1948).
1926:
Übernahme des Betriebes durch deren Tochter Stefanie, verehelichte Schick (1896–1979).
1947: Dr. Stefan Schick (1923–2001), das einzige Kind Stefanie Schicks, wird Miteigentümer. Er führt das Hotel zunächst gemeinsam mit der Mutter und nach deren Tod alleine fort. 1992: Dr. Martin Schick, Sohn von Dr. Stefan Schick und dessen Gattin Ingrid, leitet das Hotel Stefanie seither in vierter Generation.
Mit dem Hotel Stefanie befinden sich nunmehr insgesamt fünf Wiener 4-Sterne-Hotels in Familienbesitz: www.schick-hotels.com
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Das Haus in der TaborstraSSe 12 im Wandel der Zeit. Zur Besitz- und Baugeschichte
Erste urkundliche Erwähnung der Liegenschaft: Haus und Garten am Standort des heutigen Hotel Stefanie befinden sich im Besitz des „Hanns Haringseer und Anna, seiner Hausfrau“, etwa um 1430 (!)66
Als eine der ältesten Straßen des 2. Wiener Gemeindebezirkes kann die Taborstraße auch älteste grundbücherliche Eintragungen aufweisen. Circa 20 Jahre nach ihrer ersten schriftlichen Erwähnung (1409 – sh. S. 9) findet sich für die heutige Adresse Taborstraße 12 bereits die erste urkundliche Nennung eines Grundbesitzers: Um das Jahr 1430 ist die Liegenschaft im Eigentum des Hans Haringseer – eines Kaufmannes, Ratsherrn, Stadtrichters und späteren Bürgermeisters von Wien (1444–1446) – sowie seiner ersten Ehefrau Anna, geborene Weispacher.67 Rund 25 Jahre später wird anlässlich einer Eigentümeränderung erstmals ein konkretes Datum genannt: „Am Montag nach dem hl. Auffahrtstag (= Christi Himmelfahrt) 1454“ geht der Besitz von Hans Haringseer an seine Tochter Dorothea über. Laut „Gewährbuch“ (= Grund- und Hypothekenbuch) wechselt die Liegenschaft bis zu dem bedeutungsvollen Jahr 1600 noch etliche Male den Besitzer bzw. die Besitzerin: „Am Freitag nach Erasin (vermutl. nach dem Gedenktag des Hl. Erasmus von Antiochia am 2. Juni) 1476. Die Kunigund hat ihren Teil dem Sohn Wolfgang Flaischhacker mit Geschäft verschafft (...) Am Samstag nach dem hl. Ostern Tag 1497. Nach dem Tode Flaischhackers wegen Steuerschulden u. weil sich kein Erb gemeldet hat, von der Stadt nach ihrem Erbrechts Privilegium eingezogen u. v. Oberstadtcämmerer Sigmund Pernfues um 46 t dn dem Heinrich Newpaur, Mitbürger zu Wien, u. Barbara, s(einer) H(ausfrau), verkauft.“ Aus: „Gewährbuch“ 106/10 f. 22 sowie f. 54v.68
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Das HOTEL STEFANIE Über 400 Jahre lange Tradition der Gastlichkeit
Originaler Grundbuchauszug aus dem Jahr 1600 Wie es bei Grundbucheinträgen noch heute üblich ist, wurde schon damals beim Eintrag eines neuen Eigentümers der Voreigentümer einfach durchgestrichen.
Im Jahr 1600 findet die erste urkundliche Erwähnung eines Herbergswirtes („Gastgeb“) statt – die Ursprünge des Hotel Stefanie gehen auf über 400 Jahre alte Aufzeichnungen zurück! „Christoff Freischlag Gastgeb Burger zu Wienn, vnnd Margaretha sein eheliche Hausfraw, haben Empfangen Nuz unnd Gwör aines Hauß Stadtl vnnd Garten, Im Vndern Werth, Neben Melchiorn Reiser vnnd Wolffen Auer Hauß vnnd Garten gelegen, helt die Lenng von dem obern Weeg (...) in den Hindern Gassen 215 Daumb Eln, In die Prait an der Obern Strassn 40, An dem vndern Ort 25 Daumb Eln. (...) Actum den Achten July Anno 1600 /.“69 Nota bene: Auch die späteren BesitzerInnen werden durchgehend als „Gastgeb“ tituliert.
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1621 wird der Beherbergungsbetrieb am hiesigen Standort erstmals „Zur weiSSen Rose“ genannt:
„Wolff Ernst Gastgeb zu der Weissen Rosen im Vndern Wörth, Burger zu Wienn, vnd Margaretha sein Eheliche Hausfraw, haben Empfangen Nuz vnd gwöhr Aines Hauß: Stadl vnd Gartten aldort im Vndern wörth. neben Baldthasar Laberrer Häring vnd Wollfen Auers Hauß vnd gartten gelegen (...).“
Bild: Claudia Molitoris
Über dem Eingangstor des Einkehrgasthofes hatte das Symbol der „Weißen Rose“ in Form eines Hausschildes geprangt (sh. auch nächste Seite).
Um 1700 zählte die Leopoldstadt rund 350 Häuser mit fast 13.000 BewohnerInnen (im Schnitt kamen also 37 Personen auf ein Gebäude, was u. a. auf die große Anzahl an Herbergen zurückzuführen ist).71 Viele dieser Unterkünfte waren (vor der Einführung von Orientierungsnummern) zu ihrer besseren Identifizierung mit Hausschildern versehen – ein Usus, der zunächst den großen Einkehrgasthöfen vorbehalten blieb.72 Die „WeiSSe Rose“ – das spätere Hotel Stefanie – reihte sich dabei unter den Besten ein: Sie fand sich etwa im Jahre 1779 im „Verzeichnis der öffentlichen und berühmtesten Gast- und Einkehrhäuser, wo man mit oder ohne Wagen beherberget werden kann“.73 (sh. Abb. rechts)
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Wienbibliothek im Rathaus, www.digital.wienbibliothek.at, Häuserschematismen und Straßenverzeichnisse
Actum den Vierten December Ao Aintaußent Sechshundert Ainvnd zwanzig ./.“70
Gemeinnütziges Schema der kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien: Zum Nutzen für In- und Ausländer Wien: gedruckt und zu finden bey Joseph Gerold, 1779
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Wienbibliothek im Rathaus, www.digital.wienbibliothek.at, Häuserschematismen und Straßenverzeichnisse
Die – häufig wechselnden – BesitzerInnen der „WeiSSen Rose“ waren u. a. im „Wienerischen Kommerzialschema“ (1782–1798; sh. links und unten) angeführt. Zumindest von 1786 bis 1798 gehörte der Einkehrgasthof einem gewissen Joseph Riegert, „bürgerlicher Wirt“ an der damaligen Adresse „Hauptstraße 227“ (anno 1786) bzw. „Taborstraße 282“ (im Jahre 1798).74
Wienerisches Kommerzialschema oder Auskunfts- und Geschäftsbuch, in verschiedenen Angelegenheiten zu gebrauchen: besonders interessant für diejenigen, so sich in Geschäften in Wien aufhalten, oder in Handlungssachen allda was zu verrichten haben. Wien: Gerold 1798
Das „Wienerische Kommerzialschema“ erwähnte nicht nur die Namen der Haus- bzw. HerbergsbesitzerInnen, sondern auch die Symbole der jeweiligen Hausschilder, die insbesondere ausländischen Gästen als Orientierungshilfen dienten.
Nota bene: Noch Ende des 18. Jahrhunderts (!) wurde die heutige Taborstraße „Hauptgasse“ bzw. „Hauptstraße“ genannt – was auf ihre zentrale Bedeutung als Hauptdurchzugsstraße und -verkehrsweg verweist.
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Die Konkurrenz war groß, denn am Beginn der Straße reihte sich ein Einkehrgasthof an den anderen: Hier befanden sich um 1830 nicht weniger als acht (!) Beherbergungsbetriebe in unmittelbarer Nachbarschaft.75
Leopold M. Weschel bezieht sich in dieser Auflistung auf eine „Feuerlösch-Ordnung“, welche die Leopoldstadt in 16 „Quartiere“ (Stadtviertel) unterteilte. Deshalb fehlt der „Schwarze Adler“ (linkerhand), während zusätzlich der „Weiße Schwan“ erwähnt wird, welcher sich vor 1830 auf Hausnummer 320 befand.76
Copyright Wien Museum
Oben: Weschel, „Die Leopoldstadt bey Wien“, 1824 Links: Vasquez, „K.K. Polizey-Bezirk Leopoldstadt“, ca. 1830
Von den rund 35 öffentlichen Herbergen, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Stadt und den Vorstädten existierten, bestehen heute – neben dem Hotel Stefanie – nur noch fünf. Das Hotel, zuvor „Zur weiSSen Rose“ genannt, ist jedoch das einzige, das in den Häuserverzeichnissen 400 Jahre lang durchgängig Erwähnung fand.77
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Bauplan von 1829 Zu diesem Ausschnitt sh. S. 42
Das Hotel Stefanie ist wohl auch das einzige 4-Sterne-Hotel Wiens, an dessen baulicher Beschaffenheit man noch die typische Struktur eines Einkehrgasthofes einer ehemaligen Wiener Vorstadt erkennen kann: „Die Taborstraße zeigte am Ende der dritten Dekade des 19. Jahrhunderts die stärkste Konzentration von Einkehrgasthöfen aller Einfallstraßen von Wien. Dies trifft insbesonders für die, stadtauswärts gesehen, rechte Straßenseite zu. Die langgezogenen Parzellen zwischen Taborstraße (...) und Große Mohrengasse (früher Große Hafnergasse) waren für die einbahnmäßig abgewickelte Ein- und Ausfahrt der Fuhrwerke in Einkehrgasthöfen für deren Anlage bestens geeignet. Vom Donaukanal bis nach der Karmeliter Kirche war auf dieser Straßenseite, mit der einzigen Unterbrechung durch das Kloster der barmherzigen Brüder, ein Einkehrgasthof neben dem anderen entstanden. (...)“78 „Der Gasthof ‚Weiße Rose‘ (...) ist der einzige Beherbergungsbetrieb, welcher auch noch in seiner Anlage den Einkehrgasthof erkennen lässt, der in diesem Bereich erhalten ist. Das Grundstück verblieb in unveränderter Form und ist heute noch in gleicher Weise verbaut wie zu Beginn des 19. Jahrhunderts.“79
Der hintere Trakt im Profil; linker- und rechterhand die Pferdestellplätze im Detail; mittig die teils überdachte Durchfahrt
Hier ist die langgezogene Bauweise inkl. Durchfahrt besonders gut erkennbar. Unten befindet sich die Zufahrt von der Taborstraße, oben die Ausfahrt in die heutige Große Mohrengasse. Im vorderen Trakt waren die Gäste untergebracht, hinten befanden sich die Pferdestallungen.
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Wie ein Plan von 1825 zeigt, war der vordere Trakt des Einkehrgasthofes „Zur weiSSen Rose“ zunächst einstöckig. „Hier befanden sich Verkehrs-, Verpflegungsund Wirtschaftsräume im Erdgeschoß sowie die Gästezimmer (im oberen Stockwerk). Im teilweise überdachten Hofe und über den Stallungen waren üblicherweise Futtervorräte und Stroh für die Einstreu der Stallungen gelagert.“80 Die Geschäfte liefen damals wohl sehr gut, denn ab dem Frühjahr 1829 wurde der Gasthof derart erweitert, dass er vier Jahre später insgesamt 90 (!) Pferdestellplätze umfasste (sh. Bauplan vorige Seite).
Vordertrakt der „Weißen Rose“ im Profil, 1825
Da die „Zur weiSSen Rose“ Unterkunft und Verpflegung für Ross und Reiter offerierte, kann sie getrost als Vorläuferin der Beherbergungsform „Motel“ bezeichnet werden.
Vor Baubeginn musste das Einverständnis der AnrainerInnen eingeholt werden. Dies geschah am 5. Mai 1829. Der damalige Besitzer des Gasthofes, Franz Richardt, verpflichtete sich, dass dem „angränzenden Kloster (durch den Bau keine) Nachtheile (entstünden), ferner gegen diese Bedingnisse, daß dem Noviziatfenster kein Licht benommen werde, und die (neu) angebracht werdende Dachrinne (...) so aufgeführt werde, daß sie (...) auf eine solche Art zu liegen (...) komme, daß selbe unter ganzer Vermeidung des auf den klösterlichen Boden fallenden Dachtropfens, keine Einwirkung der Feuchtigkeit auf die (...) der Convente der barmherzigen Brüder eigenthümliche Mauerwerke geschehe.“81 (sh. Faksimile rechts.) Ausschnitt aus dem Bauplan von 1829 (sh. auch S. 41) Er dokumentiert eine in komplizierter Amtssprache abgefasste Klausel, in der sich die NachbarInnen der „WeiSSen Rose“, „Chrysogonus Pischl, Prior (sowie) Magdalena Schuh, Hausinhaberin Nr. 322 (...), mit diesem Baue einverstanden“ erklären.
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Auch in den Folgejahren herrschte im Einkehrgasthof „Zur weiSSen Rose“ rege Betriebsamkeit. „Zur Zeit der Fertigstellung des Stallgebäudes, 1833, waren das Postkutschenwesen und der Gütertransport per Pferdewagen auf dem Höhepunkt (...) angelangt. (...) In der ,Zur weiSSen Rose‘ dürften zu diesem Zeitpunkt etwa 2 Pferdestellplätze auf ein Gästezimmer entfallen sein.“82 Mit Eröffnung der Kaiser-FerdinandNordbahn Anfang 1838 (sh. S. 11) setzte zusätzlich der Ansturm jener Gäste ein, die per Eisenbahn anreisten. Der nunmehrige Besitzer, Georg Pein, reagierte darauf besonders rasch: Bereits im Frühjahr desselben Jahres reichte er einen Plan zum Ausbau des Gästezimmertraktes ein. Diesem Bauplan zufolge sollten sowohl der Trakt zur Taborstraße als auch die beiden vorderen Seitentrakte auf je drei Stockwerke erweitert werden; zur Umsetzung gelangte vorerst einmal die Aufstockung des Gassentraktes.83
Aufstockung des Vordertraktes, 1838
Ursprünglicher Plan zur Erweiterung der beiden vorderen Seitentrakte auf je drei Stockwerke, 1838 Für jedes Zimmer war ein eigener Ofen vorgesehen; zwei Zimmer teilten sich laut Plan einen Kamin. Die Aborte hätten sich am Flur befunden. Mittig sollte je ein schmaler Gang für Lichteinfall sorgen. Am 28. Juni 1838 ging der Plan „Nro. 40262“ bei der Landesregierung ein, am 15. Juli 1838 wurde er für bewilligt erklärt.
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„Situations Plan des Bau und verbauten Grundes im Gasthofe ‚zur weißen Rose‘ Leopoldstadt Taborstraße No. 323 in Wien“, Ausschnitt aus dem Bauplan von 1856
Aufgrund des vorzeitigen Todes von Georg Pein kam dessen Plan nur teilweise und erst mit großer Verzögerung zur Ausführung. Johann Schröder, der dessen Witwe Anna geehelicht hatte, führte (nach deren Ableben) die Pläne seines Vorgängers mit seiner zweiten Ehefrau Josefa fort. Im November 1856 – also 18 Jahre nach Einbringung des eigentlichen Planes durch Georg Pein – reichte das Ehepaar Schröder einen Plan zum „Bau eines Hoftraktes“ ein. Kurz darauf wurde ihnen der Bauconsens zur „Demolierung des linken 1stöckigen Hofseitentraktes“ sowie zum „Wiederaufbau dieses Tractes mit 3 Stockwerken“ erteilt; Anfang Juni 1857 erhielten sie auch den Benützungsconsens. Zwei Jahre darauf baute Johann Schröder den verbleibenden Rest des linken Flügels auf drei Etagen aus; der rechte Seitentrakt wurde (entgegen dem ursprünglichen Plan) ebenerdig belassen – und blieb es bis heute.84
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Ausschnitt aus dem Plan von 1859 Die Auftstockung erfolgte in Etappen: Zunächst erneuerte man den Vorderteil des linken Traktes, später stockte das Ehepaar Schröder auch den hinteren Vordertrakt auf drei Stockwerke auf (jeweils rot eingefärbt).
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Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ging die Ära der Pferdefuhrwerke langsam ihrem Ende zu. Die beträchtliche Konkurrenz der Eisenbahn brachte gravierende Auswirkungen auf das Beherbergungswesen mit sich: „Viele Betriebsinhaber, welche die Zeichen der Zeit nicht verstanden, verloren im Zeitalter der Eisenbahn ihre Existenzgrundlage.“85
begehrte Reiseziel, erreichen.87 Diese Erleichterung der Reisefreiheit ging höchstwahrscheinlich mit einem weiteren Zustrom an Gästen einher. Und das Hotel „Zur weiSSen Rose“ mit seiner unmittelbaren Nähe zum Stadtzentrum – welche unsere Gäste auch heute sehr zu schätzen wissen – hatte für einen solchen Ansturm gewappnet zu sein.
Im Hotel „Zur weiSSen Rose“ waren bis dahin Stallboxen für 90 Pferde vorhanden (sh. Plan von 1829 auf S. 41), „womit – je nach Bespannung – einige Dutzend Kutschen versorgt werden konnten.“86 Auf ein Gästezimmer entfielen damit rund zwei Pferdestellplätze – ein Umstand, der den Bedürfnissen der Zeit bald nicht mehr Rechnung trug.
Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, unternahm das Ehepaar Schröder als Eigentümer der „Zur weiSSen Rose“ beträchtliche Anstrengungen: Im Jahre 1872 gab es wiederum rege Bautätigkeit – dieses Mal im hinteren Hoftrakt, zur Großen Mohrengasse gelegen. Den Ansprüchen der Zeit gemäß ließ das Eigentümer-Paar rechterhand die Pferdeställe abreißen. An deren Stelle wurde eine Portierloge samt -wohnung errichtet. Der bisher ebenerdige Bau wurde um drei Stockwerke erweitert und – in Fortführung des vorderen Seitentraktes – ebenfalls zu Hotelzwecken nutzbar gemacht. An der Stirnseite zur Großen Mohrengasse richtete man ein Schanklokal ein.88
Hinzu kam, dass in den Jahren 1858 bis 1864 die Stadtmauern abgerissen wurden. Dadurch konnten die Gäste nun ungehindert, ohne eine Pass- und Mautstelle durchqueren zu müssen, vom Zentrum ins Hotel „Zur weiSSen Rose“ gelangen – und vice versa wesentlich einfacher die Innenstadt, das meist-
Brandschutzplan des HOTEL STEFANIE, 1. Obergeschoß, 2015
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Eine neue Ära beginnt: Das Haus unter der Regie der Familie Witzmann-Schick
Original-Unterschrift Carl Witzmanns, des Gründers der …. Hoteliers-Familie Witzmann-Schick, 189889
Im Jahre 1872 hatte das Ehepaar Schröder im Hause Taborstraße Nr. 12 Raum für 110 Gästezimmer geschaffen. Damit zählte die „WeiSSe Rose“ zu den größten Wiener Hotels der damaligen Zeit.90 1888 brach dann wiederum eine neue Ära an: In diesem Jahr wurde das Hotel von Carl Witzmann erworben – dem Urgroßvater Ihres jetzigen Gastgebers Dr. Martin Schick. Carl Witzmann war am 03.01.1857 im Kurort Vöslau, 30 Kilometer südlich von Wien, als Sohn des Joseph und der Theresia Witzmann, „Gasthausbesitzer in Vöslau“, geboren worden. Er hatte seit seinem 23. Lebensjahr im früheren Hotel „WeiSSe Rose“ gewohnt – und höchstwahrscheinlich auch gearbeitet.91 Als er im Juni des Jahres 1888 erstmals als „Eigenthümer“ desselben in Erscheinung trat, war er gerade einmal 31 Jahre alt.92
Zunächst ließ Carl Witzmann mit seinen beiden Miteigentümern Josef Fuchs und Bernhard Mandl kleinere Adaptierungen am Haus vornehmen: „Beim Einfahrtstore in der Taborstraße (wurde) ein Glasdach mit Eisenconstruction in der Länge von 6,20 m (...) ober dem Trottoir angebracht, (...) der eine Raum zu einem amerikanischen Eisdepot mit einer Sammelgrube zum Ausschöpfen umgestaltet, (...) die Wohnungseintheilung geändert“, etc.93 Drei Jahre darauf, 1891, galt Carl Witzmann laut Bewilligungsschreiben eines weiteren Bau-Ansuchens bereits als „Hotelier und Restaurateur“ (d. h. als Restaurantbetreiber). Als solcher ließ er im Hofgarten eine 15 m lange und 3,5 m breite, „auf hölzernen Säulen ruhende, allseitig und bis unter das Dach offene Veranda für Restaurationszwecke“ errichten.94
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Ein Jahr darauf – Carl Witzmann ist bereits Alleineigentümer – erfolgen bereits die nächsten, größeren Umbauten: Am 24. Dezember (sic!) 1892 erhält er vom Wiener Magistrat die „Bewilligung (ertheilt), in dem linken Hoftracte den bestehenden Gang im Parterre in eine Kegelbahn umzuändern und sämtliche gegen diesen Gang mündende Fenster und Thüren zu vermauern.“95 Bereits ein dreiviertel Jahr davor war die Bewilligung erteilt worden, „an der rechten Seite dieser Realität (...)
einen nicht unterkellerten ebenerdigen mit Holzcementdach versehenen Hoftract, einen Restaurationssaal enthaltend, herzustellen, denselben mit dem Gassentracte in der Taborstraße durch einen überdeckten Communikationsgang in Verbindung zu setzen (...) und beim Gassentracte hofseitig einen Glasgang anzubringen.“ Im Juni desselben Jahres erhielt Carl Witzmann für diesen neu erbauten „Restaurationssaal“ auch den Benützungsconsens.96
Ursprüngliche Fassade des heutigen Festsaales, 1892 1893 ließ Carl Witzmann wiederum kleinere bauliche Änderungen am Hotel vornehmen; 1898 plante er außerdem eine Vergrößerung des bestehenden „Restaurationssaales“.97 „Plan zur Herstellung einer offenen Veranda für Herrn C. Witzmann, Hotelier, II., Taborstraße Nro. 12“, 1891
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Carl Witzmann: Von der „WeiSSen Rose“ zum HOTEL STEFANIE Jahrhundertelang war die Herberge in der Taborstraße Nr. 12 unter dem Namen „WeiSSe Rose“ bekannt gewesen. Auch Johann Schröder hatte den Namen eine Zeit lang beibehalten, ehe er das Hotel nach sich selbst (nämlich: „Schröder“) benannte.98 Carl Witzmann, der das Hotel nach Schröders Ableben erwarb, wollte den Namen seines Vorgängers – wohl aus marketingstrategischen Überlegungen heraus – nicht übernehmen. Stattdessen machte er sich den Umstand zunutze, dass Kronprinz Rudolf, der einzige Sohn Kaiserin Elisabeths und Kaiser Franz Josephs, im Jahre 1881 Prinzessin Stephanie von Belgien geehelicht hatte. Also entschied sich der gewiefte Hotelier, die ehemalige „WeiSSe Rose“ nach der Gattin des künftigen Thronfolgers zu benennen. Sämtliche Werbeanzeigen waren wohl schon lanciert – als die Welt vom überraschenden Selbstmord Rudolfs am 30. Jänner 1889 im Jagdschloss Mayerling erfuhr.99 Vieles, was vormals nach Kronprinzessin Stephanie benannt worden war, bekam nach dieser Affäre einen neuen Namen verliehen. Doch Carl Witzmann behielt die Bezeichnung bei. Mehr noch: Er benannte sogar seine 1896 geborene Tochter nach ihr! Büste von Prinzessin Stephanie, zu sehen in der Lobby des Hotel Stefanie Annonce in der „Neuen Freien Presse“ vom 16. November 1907, S. 1400 Die Schreibung von Namen (Stefanie – Stephanie) konnte variieren: Sie wurde vielfach beliebig gewählt – was durchaus dem Stil der Zeit entsprach.
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Viersprachige Reklametafel des Hotel Stefanie, um 1900 Das Original ist in der Glasvitrine beim Hoteleingang zu bestaunen.
Das Hotel warb darauf mit den folgenden Worten: „Bürgerliches Heim. – 100 elegante Zimmer mit allem Komfort. – Zentralheizung. – Elektrisches Licht. – Bäder. – Lift. Zentralste Lage. 5 Minuten vom Stadtzentrum; nächst der Stadtbahnstation Ferdinandsbrücke. – Mässige Preise. Strassenbahn – und Stellwagen – Haltestelle vor dem Hause.“ Die Werbeanzeigen sind in Deutsch, Tschechisch, Ungarisch und Französisch verfasst. Dafür hatte Carl Witzmann sogar seinen Vornamen der jeweiligen Sprache angepasst.
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Mathilde Witzmann: Grande Dame mit Tatendrang An der Wende zum 20. Jahrhundert herrschte in der Leopoldstadt erneut besonders geschäftiges Treiben: Der Zweite Bezirk war zum weitaus bevölkerungsreichsten Stadtteil Wiens geworden; auch die Theater sowie der Prater feierten ihre erfolgreichste Zeit. Das Hotel Stefanie hatte linkerhand eine prominente Nachbarin bekommen: Im Jahre 1890 zog in das – neu erbaute – Haus Nr. 10 die „Börse für landwirtschaftliche Produkte“ (kurz: „Produktenbörse“) ein. Ihr Leitspruch wurde in die Fassade gemauert: „Den Kaufleuten aller Völker und jeder Sprache gewidmet“. Da man davon ausgehen kann, dass viele dieser Kaufleute im direkt angrenzenden Hotel Stefanie ihre Unterkunft nahmen, war das Hotel zu jener Zeit wohl sehr gut besucht.101 Dies waren die Rahmenbedingungen zu jener Zeit, als Carl Witzmann sein Unternehmen begann. Als er am 22.03.1911 im Alter von 54 Jahren starb, trat seine Gattin Mathilde die Nachfolge an. Obwohl selbst schon in reiferen Jahren (sie war 1867 als Mathilde Obrist in Wien geboren worden), erwarb sie im Todesjahr ihres Mannes die Hotel-Konzession.102 Am 10. Juni 1920 suchte Mathilde Witzmann um Bewilligung größerer baulicher Maßnahmen an: „Die ergebenst gefertigte Eigentümerin des Hauses Wien II. Bezirk Taborstraße O.Nr. 12 Hotel Stefanie bittet laut beiliegenden Plänen um die Bewilligung zur Vornahme von Adaptierungsarbeiten bestehend aus: Verlegen des bestehenden Saaleinganges durch das Hotelvestibule in separaten Eingang für den Saal von der Strasse aus; (...) Vergrösserung des Restaurationsspeisezimmers; (...) Schaffung eines Hotelvestibules mit Sitzgelegenheiten, (...) Kassieren der Portierloge und Aufstellen eines Pultes für den Portier (...).“103
Portrait & Signatur Mathilde Witzmanns, um 1920 Im Bauplan von 1920 wird die Urgroßmutter des derzeitigen Hausherrn „Hochwo(h)lgeboren“ genannt – eine Ehrenbezeugung, die besonderen HonoratiorInnen vorbehalten war.
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Ansichtskarte vom Hofgarten, um 1920 (Original im Besitz der Familie Schick)
Der Restaurant-Betrieb im Hotel Stefanie war vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg an Dritte verpachtet. Moritz Operer, Pächter in den 1920er-Jahren, erwarb auch eine Teilberechtigung für die „Haltung erlaubter Spiele, mit Ausnahme des Billard-Spiels“. Man kann sich also vorstellen, dass im Hotel Stefanie etwa Poker-Turniere stattfanden.105 Erhalten ist auch eine Bescheinigung vom 13. Juni 1921, die Moritz Operer einem Angestellten ausgestellt hatte: „Zeugnis – womit bestätigt wird, dass Karl Hajostek, geb. 19. IV. 1902, vom 9. April 1921 bis zum heutigen Tage bei mir als Bratenkoch tätig war und sich während dieser Zeit treu, ehrlich und fleißig betragen hat. Genannter verlässt mein Haus auf eigenes Verlangen gesund & lohnbefriedigt.“
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Schriftzug am Deckblatt des Bauplanes rechts
Mathilde Witzmann hatte das Hotel Stefanie wohlbehalten durch den Ersten Weltkrieg geführt. In ihrem 60. Lebensjahr, anno 1926, legte sie schließlich das Gewerbe des so genannten „Witwenfortbetriebes“ zurück. Ihre jüngste Tochter Stefanie (sic!) wurde in jenem Jahr 30 Jahre alt. Sie hatte 1918 Dr. Karl Schick, einen Arzt, geehelicht, der keinerlei Bezug zum familieneigenen Hotelbetrieb besaß. Dennoch beschloss Stefanie Schick, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Per 25.02.1926 erwarb sie die Konzession „für den Betrieb des Gastwirtsgewerbes mit den Berechtigungen (...) lit b) Verabreichung von Speisen, lit c) Ausschank von Bier, Wein und Obstwein, lit g) Haltung erlaubter Spiele mit Ausnahme des Billardspieles“ sowie „für den Betrieb des Hotelgewerbes mit den Berechtigungen nach (...) lit a) Fremdenbeherbergung.“ Ganz konnte Mathilde Witzmann von ihrer Leidenschaft für das Hotel allerdings nicht lassen: Bis zu ihrem Tod im Jahre 1948 trug das Unternehmen ihren Namen; auch die Pläne für die Umbauten, die im Jahr 1928 im Empfangsbereich des Hotels vorgenommen wurden, tragen ihre Unterschrift.106
„Plan für die Adaptierung Hotel Stefanie II. Taborstrasse O.Nr. 12“, 1928
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Gepäckaufkleber, um 1935
Infolge des Ersten Weltkrieges, des Börsenkraches von 1929 sowie während des gesamten Zweiten Weltkrieges liefen die Geschäfte im Hotel- und Gastgewerbe mehr schlecht als recht; dennoch fand auch in dieser Zeit – auf niedrigerem Niveau – Tourismus statt.107 Vom Hotel Stefanie ist eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1938 erhalten; zumindest von 1939 bis 1942 betrieb eine gewisse Frau Paula Birgfeld links vom Hoteleingang ein Spielwaren-Geschäft. Auch das Hotel selbst ist natürlich in den Adressverzeichnissen jener Zeit eingetragen.108
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Stefanie Schick führt das HOTEL STEFANIE durch Zerstörung und Krieg Stefanie Schick hatte das Hotel Stefanie sicher durch die Wirrnisse des Zweiten Weltkrieges geführt. Zuletzt kam es im April 1945 zur „Schlacht um Wien“: Nachdem sowjetische Truppen in der Hauptstadt einmarschiert waren, lieferten sich die Rote Armee und die deutsche Wehrmacht blutige Straßenkämpfe. An strategisch wichtigen Gegenden wie den Donau-Übergängen wurde um jedes Haus gekämpft. Nach einer Woche heftiger Gefechte gelang es der Roten Armee, den Donaukanal zu überqueren; binnen kurzer Zeit waren die Leopoldstadt und die Brigittenau eingenommen.109 Das Hotel Stefanie hat ebenfalls unter den Kämpfen gelitten: Bereits seit April 1944 hatten schwere Bombenangriffe auf Wien stattgefunden, wobei eine Bombe in das Haus einschlug. Stefanie Schick zog die Konsequenzen und ließ das Hotel in den letzten Kriegsmonaten verbarrikadieren.110 Nach der Einnahme des 2. Bezirkes durch die russischen Truppen wurde das Hotel Stefanie umfunktioniert:111 Aus dem ehemals vornehmen Hotel war eine einfache Herberge für russische Offiziere geworden. Immerhin erhielt die Familie Schick für jeden russischen Offizier einen Schilling pro Nacht; da das Hotel 110 Zimmer (ohne Bäder) besaß und in jedem Zimmer zwei Stockbetten standen, verdiente die Hausherrin bis zu öS 440,– pro Tag.112
Die Hausherrin Stefanie Schick, um 1945
Stefanie Schicks Sohn Stefan, der damals bereits im Betrieb mitwirkte, war bei der Zimmerausstattung sehr kreativ: Um möglichst viele Soldaten unterzubringen, hatte er die einfachsten Stockbetten und Spinde organisiert – und zwar aus Kasernen, in denen zuvor deutsche Soldaten untergebracht waren. (Die Ironie an der Geschichte ist, dass nun russische Offiziere in Betten schliefen, auf denen sich Plaketten mit der Aufschrift „Eigentum der deutschen Wehrmacht“ befanden.)113 Die russischen Besatzer waren auch sonst recht anspruchslos: Mangels Hotelpersonal haben sie ihre Unterkunft selbst sauber gehalten; es existierte allein eine Art „Rezeption“ mit nur einer Ansprechperson. Wichtig war den Soldaten jedoch, dass es im Winter warm wurde: Da damals viele Öfen vom Flur aus zu beheizen waren, stellte man eigens einen Heizer an.114
Während der zehnjährigen Besatzung durch die alliierten Truppen – der 2. Bezirk zählte zum russischen Sektor Wiens – lagen die Geschicke des Hotel Stefanie weitgehend in ihrer Hand. Sie sorgte – später zusammen mit ihrem Sohn – dafür, dass der Betrieb die Jahre 1945 bis 1955 überstand.
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Dach des Hotel Stefanie nach einem Bombentreffer, 1945
Aufgrund heftiger Artilleriegefechte in der sogenannten „Schlacht um Wien“ im April 1945 sind am Donaukanal kaum historische Bauten erhalten geblieben. Umso bemerkenswerter ist, dass das Hotel Stefanie beinahe unbeschädigt weiterbestand. Jedoch hatte hier bei Luftangriffen je eine Bombe beim Eingangstor sowie auf dem Dach eingeschlagen.
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Dr. Stefan schick treibt den wiederaufbau voran Bereits drei Jahre nach Ende des Krieges meldete Stefanie Schick eine „Dependance“ des Hotel Stefanie an dessen Rückseite, in der Großen Mohrengasse Nr. 7, an.115 Im November 1948 konnte zumindest dieser Teil des Hauses in seiner ursprünglichen Funktion wieder eröffnet werden.116 Das Hotel wies nun immerhin 18 Angestellte auf und baute zugleich seine Gewerbeberechtigung aus: Per 19.11.1948 wird „der Berechtigungsumfang der Konzession (erweitert) auf die (...) lit. d) Ausschank von gebrannten geistigen Getränken lit. f) Verabreichung von Kaffee, Tee, Schokolade, anderen warmen Getränken und von Erfrischungen – beide Berechtigungen beschränkt auf die Gäste des Hotels, ihre Begleitpersonen und eingeführten Bekannten.“117 Auch die Beseitigung der Kriegsschäden ging zügig voran. Dafür war Dr. Stefan Schick der richtige Mann. Stefanies Sohn, geboren 1923, hatte an der Hochschule für Welthandel seine Promotion erlangt. Da er ein Einzelkind – und Alleinerbe – war, nahm sich der Doktor der Wirtschaftswissenschaften nunmehr vollends des Wiederaufbaus des Familienunternehmens an. Ab 1955, nachdem der Staatsvertrag unterzeichnet worden war und auch die letzten russischen Soldaten das Hotel Stefanie verlassen hatten, führte Dr. Stefan Schick an diesem beträchtliche Umbauten durch. Zum einen ließ er an der Vorderfront zur Taborstraße das Dach demolieren, um diesen Trakt von bisher drei auf nunmehr fünf Geschoße aufzustocken. Die neuen Gästezimmer, die hier entstanden, stattete man sogleich mit dazugehörigen Bädern aus. Zum andern begannen nun auch in den übrigen Flügeln größere Renovierungsarbeiten: In der zweiten und dritten Etage des linken Seitentraktes legte man etwa mehrere Räume zusammen, um Platz für neue Badezimmer zu schaffen: „Aus drei Zimmern ohne Bad entstanden dadurch zwei Räume jeweils mit Badezimmer.“118 Damit wurde 1955 der Grundstein für das heutige Aussehen des Hotel Stefanie gelegt – sowie für den heute von Gästen aus aller Welt geschätzten Standard und Komfort.
Dr. Stefan Schick, 1955
Tatkräftig ging der Hotelerbe an den Um- und Ausbau des Hauses in der Taborstraße. Sein ganzes Leben lang vollzog er am Hotel Stefanie Verbesserungsmaßnahmen.
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Einreich-Plan „Aufstockungsprojekt“ vom Oktober 1955
Nachdem mit dem Abzug der Besatzungsmächte endgültig Frieden eingekehrt war, konnte auch im Hotel Stefanie der Aufschwung beginnen.
Aufstockung des Vordertraktes um zwei Etagen, 1955
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Ältestes erhaltenes Prospekt (Leporello) der Nachkriegszeit:
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Seit 1955 rissen die Umbauarbeiten nicht ab. Dr. Stefan Schick ließ etwa den Eingangsbereich völlig neu gestalten: Das Foyer hatte zuvor aus einem schmalen Flur bestanden; linkerhand war ein Spielwaren-Geschäft eingemietet gewesen (sh. S. 53, 57, 59).119 Hier entfernte man nun die Wand, sodass eine ansprechende Lobby entstand. Zehn Jahre lang investierten Stefanie und Dr. Stefan Schick; dann zogen sie eine erste Zwischenbilanz. „Das Hotel Stefanie auf der Taborstraße in Wien (strahlt) in neuem Glanz. Alles ist neu, alles ist modern, alles weist Geschmack auf und alles ist auf den Komfort des Gastes bedacht. Schon beim Betreten des Hotel Stefanie staunt man über die gediegene Atmosphäre der großen Halle. Bequeme Sitzecken, strahlende Kristalluster, echte Perserteppiche, alles gepflegt, alles freundlich. Dann das große, vornehme Restaurant! Zwei Trennwände, die bei Bedarf automatisch aus dem Boden hervorschießen, trennen den großen Saal in drei kleinere Räume. Über 200 Personen können hier untergebracht werden und die anschließende nicht übermäßig große, aber ideal angelegte Küche sorgt dafür, daß die Gäste prompt und gut bedient werden. Auch bei der weiteren Besichtigung des Hauses ist man keineswegs enttäuscht. Höchstens über die Größe des Betriebes erstaunt, über die langen Gänge und die vielen, blitzblanken Zimmertüren! (…) Das Hotel Stefanie verfügt über 220 Betten. Jedes Zimmer hat Zentralheizung, Telephon und fließendes Warm- und Kaltwasser. Aus den übergroßen Räumen konnten 70 Privatbäder und Duschen gewonnen werden, ohne daß auch nur ein Zimmer verloren ging, und noch sind die Räume überdurchschnittlich groß. Die Besitzer des Hotel Stefanie, Frau Stefanie Schick und Sohn Dr. Stefan Schick, können auf ihr vollständig renoviertes Haus stolz sein. Die Ueberstellung in die Kategorie A ist wohl verdient und eigentlich schon eine gewisse Zeit fällig gewesen.“120 „Hotel Stefanie in neuer Gestalt.“ In: „Das moderne Hotel“, Nr. 397, 05/1965.
Das Ergebnis des Umbaus in den „Wirtschaftswunderjahren“ konnte sich wahrhaft sehen lassen: Lobby und Festsaal erstrahlten mit gediegenem Interieur; die Zimmer versprühten dasselbe Flair. Dafür bekam das Hotel Stefanie per 01.09.1965 die Einstufung in „Kategorie A“ (heute: „First Class“) verliehen.
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Der große Wiener Volksschauspieler Hans Moser macht – nach seinem fulminanten Erfolg in dem 1952 erschienenen Film „Hallo Dienstmann“ – in seiner Paraderolle Werbung für Servas-Schuhmoden vor der alten Rezeption des Hotel Stefanie. Vermutlich Anfang der 1960er-Jahre
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Das HOTEL STEFANIE in den 1970er-Jahren: Das damals gröSSte Wiener First-Class-Hotel erstrahlt in Farbe und Glanz Im Jahr 1970 war der zweite große Umbau abgeschlossen: Der ehemals einstöckige Mitteltrakt war auf vier Etagen erweitert worden; im obersten Stockwerk dieses Quertraktes ist seither ein mit jeweils modernster Technik ausgestatteter Konferenzsaal untergebracht. Da er an beiden Seiten mit Fenstern ausgestattet wurde, wird der Raum vollkommen von natürlichem Licht durchflutet. Zur angenehmen Atmosphäre trägt zudem bei, dass das Hotel Stefanie – als eines der ersten Hotels in Wien – seit jener Zeit über eine Klimaanlage verfügt.121 Mit dieser hohen Investition in die Technik eines historischen Gebäudes hat Dr. Stefan Schick besondere Weitsicht bewiesen.
Schon in den 1970er-Jahren wurde großer Wert auf die moderne Ausstattung des Konferenzsaales gelegt.
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Immer an oberster Stelle: das Bemühen um die Zufriedenheit jedes einzelnen Gastes „Das Hotel Stefanie in der Taborstraße zählt zur Kategorie A und verfügt nach dem beendeten Um- und Ausbau über insgesamt 260 Betten und wurde damit das größte Wiener Hotel dieser Klasse und das viertgrößte Haus Wiens überhaupt (...). In erster Linie ging es darum, den heutigen Bedürfnissen der Gäste voll Rechnung zu tragen (...). Zugleich sollte das Hotel auch vergrößert werden, was vor allem durch eine Aufstockung des Mitteltraktes geschah. Damit wurde Raum für die Unterbringung weiterer 40 Gäste geschaffen, die Zimmer sind durchwegs klimatisiert und außer den Bädern auch noch mit begehbaren Schrankräumen ausgestattet. (...) Um die Wohnlichkeit noch zu steigern, wurden die Gästezimmer rein optisch in einen Wohn- und einen Schlafbereich unterteilt. Ein neu eingebauter, zusätzlicher Personenaufzug steigert die Kapazität (...) und trägt damit sehr zur Bequemlichkeit der Gäste bei. (...) Um den Anforderungen, die an ein großes Haus gestellt werden, gerecht zu werden, wurde
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an die Halle anschließend eine neue American-Bar errichtet, zu der auch noch ein ebenfalls neugeschaffener Salon hinzukommt. Beide Räume wurden selbstverständlich in die Klimatisierung des Hauses mit einbezogen. Eine Besonderheit aber stellt der – ebenfalls vollklimatisierte – neue Konferenzsaal dar, der bis zu 200 Personen faßt. Um die darin stattfindenden Tagungen und dergleichen nicht durch den normalen Hotelbetrieb beeinträchtigen zu lassen, erhielt er eine eigene (Infrastruktur) zugeordnet. Er bildet somit gewissermaßen eine selbständige Einheit im Hause. Seitens der Bauherrschaft – die Eigentümer Stefanie und Dr. Stefan Schick – wurde (...) alles getan, um den Gästen eine wirklich erstklassige und dank ihrer Lage auch ruhige Unterkunft zu bieten.“ „Die Saison kann beginnen. Das viertgrößte Hotel Wiens steht für die Gäste bereit.“ In: „Die Presse“, 20./21. Juni 1970, S. 13.
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Die 1980er-Jahre: Gruppen-Reisen und American Flair In den „Wirtschaftswunderjahren“ war es populär geworden, dass Reisegruppen mit Bussen nach Wien kamen. Diesem Trend hatte Dr. Stefan Schick mit Zubauten am Hotel Stefanie stets Rechnung getragen. Nun folgte zu Beginn der 1980er-Jahre die nächste Aufstockung: der Ausbau des linksseitigen vorderen Längstraktes auf fünf Etagen. Im fünften Stock dieses Seitentraktes sind heute die Büros untergebracht, weil nicht ausreichend Platz für Gästezimmer gewesen wäre. Zuvor hatte sich die Administration im ersten Stock befunden; nun wurden aus diesen Räumlichkeiten zwei Zimmer und ein Clubraum gestaltet. Mit dem Beitritt im Jahr 1986 zu der bekannten Marketingorganisation für Privathotels „Best Western“ – die Schick Hotels waren sogar Gründungsmitglied des Sitzes für Central Europe in Wien – sprach man wieder vermehrt den Individualgast an. Die Kooperation dauerte fast 20 Jahre.
Die ehemalige „American Bar“, eine ganz im Stil der Zeit eingerichtete Cocktailbar
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Prospekt (Titelblatt), 1989/90
Preisliste von 1989/90 (Prospekt-Beilage)
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Das HOTEL STEFANIE bereit für die Zukunft
Wiener Charme, lebendige Tradition und vier-Sterne-Komfort Nachdem Stefanie Schick das Gewerbe anno 1979 – im Alter von 82 (!) Jahren – zurückgelegt hatte, führte Dr. Stefan Schick, unterstützt von seiner Gattin Ingrid geb. ter Veen, das Hotel Stefanie alleine weiter. 1992 war es dessen Sohn, Dr. Martin Schick, der das Hotel in vierter Generation übernahm. Das weitergeführte Investitionsprogramm verstärkte die Individualität des Hotel Stefanie mehr und mehr. Die bewusste Abgrenzung von den Kettenhotels und den Hotels für Gruppenreisende durch die Ausrichtung als gehobenes Privathotel mit allem Komfort von heute, in dem dennoch der Geist der Vergangenheit spürbar ist, wird von den Gästen sehr geschätzt. Wie auch schon in den vier Generationen der Familie Schick zuvor, wird dieser Weg auch in Zukunft fortgesetzt werden. „Der Großteil unseres Erfolges liegt in unserem klaren Bekenntnis zur Qualität. Nicht nur bei Ausstattung und Technik, sondern auch ganz besonders bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich habe wirklich ein tolles Team!“ Dr. Martin Schick
„Es sind Menschen, die einem Haus und vor allem einem Hotel die Seele verleihen. In den vergangenen 400 Jahren haben sicher weit mehr als 2.000 MitarbeiterInnen dafür gesorgt, dass das Stefanie zu einer Wiener Institution geworden ist. Seit einem Vierteljahrhundert darf ich mit ganz tollen KollegInnen diese Geschichte mitschreiben, wobei unser Blick immer auf die Zukunft gerichtet ist.“ Dir. Peter Buocz & das Team des Hotel Stefanie
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Jährlich schätzen tausende Gäste aus aller Welt, was aus dem Hotel Stefanie geworden ist: ein elegantes Stadthotel mit allen Annehmlichkeiten eines 4-SterneHotels und persönlicher Wiener Atmosphäre, gepaart mit jahrhundertealter Tradition.
Antike Uhr in der holzgetäfelten Bibliothek
Im Restaurant „Stefanie“ lässt man die traditionelle gehobene Wiener Küche hochleben.
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In Zimmer 309 kam die Großmutter des Hausherrn zur Welt; bereits seine Urgroßeltern schliefen in dem hier abgebildeten Bett.122 Festliche Stimmung in der Bibliothek
„Magische“ Wände, die in den Boden versinken können, unterteilen den großen Festsaal des Restaurants „Stefanie“.
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Hotelbar „Stefanie“
Tagen mit Schick
Heute können Sie inmitten dieser Antiquitäten kostenlos im Internet surfen oder etwa auch eine Fußballübertragung auf Sky Sport genießen.
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Drei Tagungsräume mit einer Gesamtkapazität von 200 Personen bieten die Bühne für ein gelungenes Seminar.
Außenansicht des Hotel Stefanie seit 2016
Oase der Ruhe im Herzen von Wien
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Elegante Zimmer mit zeitgemäßem Komfort
Das Hotel Stefanie ist der ideale Ausgangspunkt, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden.
Gläsersammlung im Restaurant „Stefanie“
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SCHICK HOTELS – MaSSgeschneidert Seit 1979 sind vier weitere charmante Hotels hinzugekommen. Das Hotel Stefanie mit seiner über 400-jährigen Geschichte hat dafür den Grundstein gelegt: www.schick-hotels.com. Durch beständige Investitionen hat die Familie Schick heute fünf ganz individuelle 4-Sterne-Hotels im Portfolio, denn so unterschiedlich wie die BesucherInnen Wiens präsentieren sich auch die Schick Hotels.
**** HOTEL am parkring Das Boutique-Hotel in Top-Lage über den Dächern der Stadt mit Ausblicksgarantie für alle Zimmer und Suiten.
**** HOTEL erzherzog rainer 100 Jahre Tradition, Wiener Charme und ausgezeichnete österreichische Gastlichkeit.
**** HOTEL CAPRICORNO Das Life & Style-Hotel für Menschen, die den Puls der Stadt, egal ob bei Tag oder Nacht, mittendrin erleben wollen.
**** HOTEL city central
Die smarte Wahl für den Wien-Aufenthalt zum besten Preis in bester Lage mit dem reichhaltigsten Frühstücksbuffet der Stadt.
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1600 1700 1800 1900 2000
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Hotel Am Parkring – Suite mit Blick zum Stephansdom
Küche auf höchstem Niveau: Restaurant „Das Schick“ im 12. Stock
Ausblick über die Dächer Wiens aus allen Zimmern und Suiten des Hotel Am Parkring
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Erbaut 1913: Der Erzherzog persĂśnlich erlaubte dem Hotel, seinen Namen zu tragen.
Genuss trifft GemĂźtlichkeit: Wiener Wirtschaft
Hotel Erzherzog Rainer: dem Wiener Charme verschrieben
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Life & Style Zimmer im Hotel Capricorno
Hotel Capricorno: mittendrin im Herzen Wiens
Frühstückskaiser Hotel City Central: Hier bleiben keine Wünsche offen.
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Anmerkungen 1 Das befestigte Wien um 1609/1640. Radierung von Jacob Hoefnagel 1609, Claes Jansz Visscher 1640. Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), Kartographische Sammlung, Sammelbestand, P5: 6190. 2 „Genaueste Grundrisszeichnung von Wien in Österreich“. Kupferstich von Leander Anguissola u. Jakob Marinoni. WStLA, Kartographische Sammlung, Stadtbauamt, P1: 201732D. 3 Willibald Fuchs: Beiträge zur Entwicklung des Beherbergungswesens in Wien während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wien: Dipl.-Arb. 1990, S. 121. Der so genannte Vormärz beschreibt die Zeitspanne zwischen dem Wiener Kongress (1815) und der Märzrevolution des Jahres 1848. 4 Ebda. 5 Bereits im Jahre 1368 war eine „Schlagbrücke“ [d. i. Schlachtbrücke] an dieser Stelle urkundlich erwähnt worden („Erzherzog Rudolph der IV. hatte schon im Jahre 1364 gebothen, daß [...] auf der Schlagbrücke das Vieh geschlagen werden solle.“ Sh. FN 6, S. 15 f). Hochwasser und Eisstöße setzten der hölzernen Brücke zu, sodass sie immer wieder neu errichtet werden musste. 1819 wurde einer ihrer Nachfolgebauten schließlich mit einem steinernen Mittelpfeiler versehen und nach dem damaligen Kronprinzen „Ferdinandsbrücke“ genannt. 6 [Alois Groppenberger von Bergenstamm]: Geschichte des unteren Werds, oder der heutigen Leopoldstadt. Aus Urkunden gezogen, von dem Verfasser den barmherzigen Brüdern in der Leopoldstadt zur Unterstützung ihres Krankenhauses gewidmet. Wien: Aus der kaiserl. königl. Hof- und Staatsdruckerey, 1812, S. 62 f. 7 Sgraffito von Georg Samwald, 1941. 8 Im „Wiener Straßenlexikon“ wird als Datum der ersten urkundlichen Erwähnung der damaligen „Kremser Straße“ allerdings das Jahr 1406 genannt. Bestätigt wird, dass die Straße im 17. Jahrhundert unter der Bezeichnung „Hauptstraße“ firmiert. Vgl. Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung. Herkunft. Frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler, 5., überarb. Aufl. 2004. 9 Künstler unbekannt. Der Stich muss in der ersten Hälfte des Jahres entstanden sein, da Wien ab dem 14. Juli 1683 vom Heer der Osmanen belagert wurde. 10 Vgl. Neue Freie Presse vom 27. April 1911, S. 9, sowie vom 28. April 1911, S. 10. 11 1848 war auch in Wien das Jahr der Revolution: Es handelte sich um eine „politische Bewegung, die ab Februar/März 1848 große Teile Europas erfasste und 1849 ausklang. Politische Ziele waren unter anderem gewählte Volksvertretungen und verantwortliche Ministerien anstelle monarchisch-absolutistischer Regierungen, die Beseitigung feudaler Strukturen und die Garantie der Presse freiheit.“ Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien. Wien 1992–2004. 12 Sowohl an der damaligen Ferdinandsbrücke als auch vor dem Kloster der Barmherzigen Brüder – also unmittelbar neben dem Hotel „Weiße Rose“ – fanden sich Fiaker-Standplätze, sodass die Reisenden bequem in die Stadt gelangen konnten. Vgl. die Auskunft im „Figaro“ vom 18. Juni 1859. 13 Vor 1900 war die Leopoldstadt der Bezirk mit den meisten BewohnerInnen (rund 119.000 im Jahre 1890). Vgl. Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Wien 2014. 14 Laut Willibald Fuchs sind 214 der 383 nach Wien entsandten Abgeordneten in einem Hotel abgestiegen; die übrigen bezogen – oft preisgünstigere – Privatquartiere. Vgl. Fuchs, Beherbergungswesen, S. 125 ff. Die um 1850 im „Fremdenblatt“ genannten Gäste des späteren Hotel Stefanie entstammten in der Regel dem niederen Adel bzw. dem gehobenen Bürgertum. Den weitaus höchsten Anteil hatten Kauf- und Handelsmänner sowie Fabrikanten; daneben fand sich auch eine beachtliche Anzahl an Beamten und k. k. Militärs (z. B. am 04.10.1851 ein Oberlieutnant sowie zwei Lieutnants des 14. Infanterie-Regiments aus Prag [vgl. auch „Oesterreichischer Soldatenfreund. Zeitschrift für militärische Interessen“]). Unter den übrigen Gästen befanden sich (lt. stichprobenartiger Erhebung für die Zeit um 1850) u. a. ein Banquier, ein Bürgermeister, ein Juwelier, ein Goldarbeiter, ein Pfarrer und ein Advokat sowie mehrere k. k. Räte, Doktoren der Medizin und Gasthofbesitzer. 15 Robert Musil hat in seinem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ mit dem Land „Kakanien“ ein wehmütig-ironisches Bild der k. u. k. Monarchie gezeichnet: Der Ausdruck „Kakanien“ beschreibt den klischeebehafteten Mythos des Habsburgerreiches und seiner BewohnerInnen – etwa deren Multinationalität und Vielsprachigkeit, die legendäre Kaffeehaustradition, das spezifische Kultur- und Gesellschaftsleben, die farbenprächtigen Militäruniformen sowie die typischen Stadtbauten.
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16 Gastkommentar von Univ.-Prof. (i. R.) Dr. Karl Vocelka „Über die Ursprünge der österreichischen Küche“, 30.10.2013, www.mokant.at 17 So stammte ein Großteil der Gäste der „Weißen Rose“ aus dem Erzherzogtum Österreich, dem Königreich Ungarn, aus Böhmen und Mähren (heute Tschechien und Slowakei) sowie dem Königreich Galizien und Lodomerien (heute Polen/Ukraine). Vgl. das „Fremden-Blatt der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien“ 1848/49. 18 Vgl. ebda. Innerhalb der vergangenen 100 Jahre vollzog sich mehrmals ein Wandel in der Gästestruktur: Noch nach 1900 kamen die Gäste – wie bereits Jahrhunderte zuvor – vor allem aus den damaligen Kronländern der Donaumonarchie. Nach 1955 – dem Ende der Besatzungszeit – wurden Busreisen populär. Die BesucherInnen reisten damals – da Osteuropa aufgrund des Kommu nismus ausfiel – vor allem aus Frankreich, Italien, Deutschland und Österreich an. Heute sind Gruppenreisen bei EuropäerInnen obsolet geworden; die zentrale Klientel bilden nunmehr anspruchsvolle Individual-TouristInnen, Geschäftsreisende und Kongress TeilnehmerInnen. Das Gros der Gäste stammt aus Deutschland; dahinter folgen ÖsterreicherInnen, danach Russinnen und Russen. An vierter Stelle folgen Gäste aus Frankreich, England sowie aus dem Osten. Vgl. Interview mit Dr. Martin Schick am 03.10.2014. 19 Vgl. Hannes Etzlstorfer (Hrsg.): Küchenkunst & Tafelkultur. Culinaria von der Antike bis zur Gegenwart. Wien: Brandstätter 2006. 20 Vgl. den Artikel „Stefaniegavotte für Lucullus“ in der Beilage des KURIER, vermutl. Anfang der 1970er-Jahre. 21 Lisa Zeitz: Liotards Schokoladenmädchen. Porträt einer Namenlosen. In: Cicero. Magazin für politische Kultur, 22.09.2011. 22 Von 1624 bis 1670 hatte es im „Unteren Werd“ ein Ghetto gegeben; danach spielte sich hier eine wechselvolle Geschichte ab. Allen Repressalien ungeachtet siedelten sich Juden immer wieder in der Leopoldstadt an, da die Lage – in Bezug auf Handel, Verkehr und Bildungseinrichtungen – optimal für sie war. Aus diesem Grund hatte dieser Bezirk den höchsten Anteil an jüdischer Bevölkerung (nach dem Ersten Weltkrieg lebte hier ein Drittel aller Juden Wiens). Zugleich stellten Menschen mosaischen Glaubens innerhalb des 2. Bezirkes mehr als ein Drittel der BewohnerInnen (im Jahre 1923 etwa 38,5 %). Durch die Gräueltaten der NationalsozialistInnen wurde die jüdische Bevölkerung der Leopoldstadt von ursprünglich rund 60.000 auf aktuell etwa 3.000 dezimiert. Heute ist die Leopoldstadt jedenfalls wieder ein Schmelztiegel des jüdischen Lebens in Wien. Gegenwärtig finden sich hier elf Synagogen bzw. Bethäuser, sieben Bildungseinrichtungen mit jüdischem Hintergrund sowie einige Lebensmittelgeschäfte und Restaurants, die sich auf koschere Speisen spezialisiert haben. Vgl. die Daten der IKG Wien (www.ikg-wien.at) sowie Helga Gibs: Leopoldstadt – Kleine Welt am großen Strom. Wien: Mohl 1997. 23 Vor 1900 – ehe die Brigittenau vom 2. Bezirk abgetrennt wurde – gab es in der Leopoldstadt sechs Tempel bzw. Synagogen und 52 (!) Bethäuser; durch Pogrome ab 1938 (v. a. in der so genannten „Reichskristallnacht“ am 9./10. November) wurden zahlreiche jüdische Einrichtungen von NationalsozialistInnen zerstört. Vgl. Pierre Genée, Bob Martens u. Barbara Schedl: Jüdische Andachts stätten in Wien vor dem Jahre 1938. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift, Heft 59/2003. 24 Bildung nimmt im Judentum einen hohen Stellenwert ein; Lernen gilt als Lebensphilosophie. Vgl. etwa den diesbezüglichen Artikel von Isabella Maczeizik (2010), Teilnehmerin des Projektes „Jüdische Geschichte und Kultur“ des Lessing-Gymnasiums in Döbeln. 25 Josef Abheiter (1869–1935; röm.-kath.) war Kammerrat und Vorsteher der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musika lienhändler, der u. a. hebräische Lehrbücher wie das folgende vertrieb: Julius Braun: Leitfaden zur Uebersetzung hebräischer Lehrtexte. (...) 3. Leitfaden zur Uebersetzung hebräischer Lehrtexte aus dem Pentateuch. Bearbeitet auf Grund des Lehrplanes für den israelitischen Religionsunterricht an den Knaben-Bürgerschulen in Wien. Wien [u. a.]: Österr. Bundesverlag 1934. Vgl. Meldeauskunft des WSTLA; Georg Hupfer: Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien, Wien: Dipl.-Arb. 2003, sowie einen diesbezüglichen Eintrag in der Datenbank „Lost Art“ des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste (Koordinierungs stelle Magdeburg), www.lostart.de 26 Bereits einige Jahre zuvor waren verarmte und verfolgte Juden in Massen-Deputationen von Galizien nach Wien gekommen. In Lemberg, der Hauptstadt des Königreiches Galizien und Lodomerien, wurde 1911 zur dortigen Situation der Juden eine Enquete abgehalten. Die Veranstalter deklamierten: „Es wurde endlich öffentlich kundgegeben, was nicht länger verschwiegen werden konnte: Daß nicht bloß die wirtschaftliche und kulturelle Rückständigkeit des Landes (Galizien, Anm.), sondern in erster Linie das antisemitische Regime der Landesverwaltung die jüdische Bevölkerung einer so schweren Krise zugetrieben hat.“ Saul Raphael Landau: „Das jüdische Massenelend in Galizien.“ In: „Neue National-Zeitung“ vom 03.02.1911, S. 1f. 27 Seit jener Zeit wurde die Leopoldstadt auch „Mazzesinsel“ genannt – in Anlehnung an die zahlreichen jüdischen Bäcker, die das traditionell ungesäuerte Brot (Matze oder Mazze genannt) herstellten.
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28 „Der Brodyer“ hatte sich bereits 1911 der Deputationen aus Galizien angenommen. Vgl. „Neue National-Zeitung“ vom 03.02.1911, S. 8. Eine Liste weiterer jüdischer Organisationen und Einrichtungen findet sich in Marsha L. Rozenblit: The Jews of Vienna 1867–1914. Assimilation and Identity. New York: State University 1983, S. 199 ff. 29 Vgl. Gibs, Leopoldstadt, S. 124–127. 30 So geschah es etwa in Czernowitz, damals Hauptstadt des Herzogtums Bukowina (heute: Teil der Ukraine). Vgl. eine diesbezügliche Kundmachung in: „Der Tag in Czernowitz“ vom 15.08.1934, www.czernowitzdaily.blogspot.co.at 31 Alexander Girardi (1850–1918) war Schauspieler und Komödiant. Vgl. Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: List 1903, S. 328. 32 Fritz Ahrensfeldt: Der jüngste Wiener Hanswurst, in: Neue Freie Presse, 20.08.1925, S. 11. 33 Wörtlich titelt der Bauplan von 1898: „Project zur Vergrösserung des Saales der Budapester Orpheum-Gesellschaft in Wien, Taborstrasse No. 12.“ Vgl. auch Georg Wacks: Die Budapester Orpheumgesellschaft. Ein Varieté in Wien 1889–1919. Wien: Holzhausen 2002. 34 Eintrag auf „dort! Jüdisches Wien. Bildungswebseite“ (http://dort.pw/dort.php?grp=41&show=2190). Die „Jüdische Bühne“ führte vor allem Operetten und Lustspiele vor; unter den jüdischen Theatergruppen in Wien vor 1938 hatte sie am längsten Bestand (nämlich von 1908 bis 1938, also 30 Jahre lang). Vgl. Brigitte Dalinger: Quellenedition zur Geschichte des jüdischen Theaters in Wien. Tübingen: Niemeyer 2003. 35 Auf der Innenseite des Programmes wird darauf hingewiesen, dass man sich keine Zeit für Applaus nehmen durfte: „Zur gefälligen Beachtung! Das P.T. Publikum wird darauf aufmerksam gemacht, dass Beifallsbezeugungen, sobald die nächste Nummer auf dem Proscenium angekündigt ist, von Seite der Artisten im Interesse der rechtzeitigen Beendigung der Vorstellung nicht Folge geleistet werden kann.“ 36 [Groppenberger von Bergenstamm], Geschichte, S. 64. 37 Der Chronist Leopold Mathias Weschel bemerkte dazu: „Ein höheres Vergnügen ward den Wienern durch die Eröffnung des Praters zugewendet. Schon Kaiser Franz I. hatte gestattet, den Maymonath hindurch die Annehmlichkeiten der Natur im Prater zu genießen; doch nur im Wagen, denn Fußgeher wurden nicht zugelassen, und die Wägen durfte auch im Prater niemand verlassen. Kaiser Joseph II. bestimmte endlich diese herrliche Au zu einem allgemeinen Erlustigungsorte, und gestattete den Spaziergang in derselben allen Menschen bis zu Sonnenuntergang.“ Leopold Mathias Weschel: Die Leopoldstadt bey Wien. Wien: Anton Strauß 1824, S. 423. Jener Teil des Praters, in dem sich die Vergnügungsetablissements befinden, wird offiziell als „Volksprater“ bezeichnet, inoffiziell jedoch „Wurstelprater“ genannt. Der Name leitet sich von den anfänglich dort ansässigen „Wursteltheatern“ ab: Volksbühnen, die Stegreifkomödien aufführten, in welchen die derb-komische Figur des „Hanswurst“ die Hauptrolle spielte. Vgl. etwa Otto G. Schindler: Hanswurst. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Wien: Online-Ausgabe 2002 ff., www.musiklexikon.ac.at 38 Der Prater umfasste im Wesentlichen das Gebiet zwischen den beiden Donauarmen in der rechten Bildhälfte (inkl. „Heustadl wiese“, „Vermählungsmais“ [„Mais“ = Jungwald oder Holzschlag] und „Feuerwerks-Platz“). Im Vergnügungspark selbst - im mittleren „Torteneck“ – finden sich u. a. folgende Attraktionen: der „Wurstel“, eine „Camera Obscura“, ein „Caffeehaus“ sowie ein „Circus“. Das Wiener Riesenrad wurde rund 60 Jahre nach Entstehung des vorliegenden Planes (nämlich 1896–1897) von zwei englischen Ingenieuren errichtet. Anlass war die Feier des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. Mit einem Durchmesser von rund 61 Metern zählte es auch 100 Jahre nach seiner Erbauung noch zu den größten Riesenrädern der Welt. 39 Das „k.k. priv.(ilegierte) Carltheater“ wurde nach dem Theaterdirektor Carl Carl benannt; dieser hatte das ursprüngliche Leopoldstädter Theater 1838 erworben, bis 1845 geleitet und 1847 neu errichten lassen. Vgl. etwa Leopold Rosner: Fünfzig Jahre Carl-Theater. 1847–1897. Ein Rückblick. Wien: Schworella & Heick 1897. Das Affentheater wurde von dem Tierhändler und Menageriebesitzer Heinrich Schreyer am 25. April 1847 eröffnet und von Carl Orbán und Laurent (oder: Louis) Casanova weitergeführt. Vgl. „Die Eröffnung des Affentheaters im Prater.“ In: Der Humorist, 27. April 1847, S. 399. 40 Dies waren im Jahr 1830 „Sperls Festwalzer“ (op. 30), ein Jahr darauf der „Sperl-Galopp“ (op. 42) und 1839 die „Sperl-Polka“ (op. 133). 41 Vgl. Wiener Cicerone, in: Figaro. Humoristisches Wochenblatt vom 18.06.1859, o. S. 42 Weschel beschreibt hier die Feierlichkeiten anlässlich der Rückkehr Maria Theresias von ihrer Krönung zur Königin von Böhmen. Vgl. Weschel, Leopoldstadt, S. 421.
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43 Zur Vielfalt der jüdischen Theaterszene in Wien vgl. Brigitte Dalinger: Verloschene Sterne. Geschichte des jüdischen Theaters in Wien. Wien: Picus 1998. Zu den ehemaligen Kino-Standorten vgl. das Projekt „Wiener Kino- und Theatertopografie“ („KinThe Top“) des Büros für Theaterforschung artminutes, www.kinthetop.at. Bei den alten Kino-Standorten ist vor allem der Prater her vorzuheben: Einerseits gilt er als eine der ersten Vorführstätten für „lebende Bilder“ in Österreich, andererseits wurden hier bereits im April 1896 die ersten Filmszenen auf österreichischem Boden gedreht. Vgl. Christian Dewald u. Werner Michael Schwarz (Hg.): Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos. Wien: Filmarchiv Austria 2005. 44 www.zauberdelikatessen.at; www.magischerklub.org 45 Vgl. etwa Leopold Kupelwieser: Die Kämpfe Oesterreichs mit den Osmanen vom Jahre 1526 bis 1537. Wien/Leipzig 1899 (Reprint London: Forgotten Books 2013); [Groppenberger von Bergenstamm], Geschichte, S. 15, 35. 46 [Groppenberger von Bergenstamm], Geschichte, S. 15 f. Karl A. Schimmer schreibt von etwa 600 Schiffen, die am 25. September ankamen. Vgl. Karl August Schimmer: Wien’s Belagerungen durch die Türken und ihre Einfälle in Ungarn und Oesterreich. Wien 1845, S. 73 ff. „Die Nassadisten setzten sich in allen Inseln und Auen fest, bis Nußdorf hinauf, um jede Verstärkung und jede Zufuhr zu hindern.“ Joseph Freiherr von Hormayr zu Hortenburg: Wien’s Geschichte und seine Denkwürdigkeiten, Bd. 3. Wien 1825, S. 60 f. 47 Dies war sowohl 1529 als auch 1683 der Fall: Laut Schimmer hatten die kaiserlichen Truppen zumindest im Jahr 1529 sämtliche Vorstädte abgebrannt. Vgl. Schimmer: Belagerungen, S. 65 f.; 227 ff. „Die Soldaten (...) zündeten [am 16. Juli 1683] um 6 Uhr Abends alle Gebäude (...) an, verwüsteten das Carmelitenkloster und das Zuchthaus. (...) Am 17. Julius [rückten die Türken] in die bereits schon in Asche verwandelte Leopoldstadt ein, und zündeten noch jene Häuser, die der Brunft entgangen waren, an.“ [Groppenberger von Bergenstamm], Geschichte, S. 35. 48 Hormayr, Wien’s Geschichte, S. 60. 49 [Groppenberger von Bergenstamm], Geschichte, S. 39. Während nach der Belagerung 1529 „die Lust wieder zu bauen (...) gering“ war, rief man 1683 „Baulustige zur Erhebung der Gründe und Häuser mit den günstigsten Bedingnissen herbey, und brachte es durch diese in kurzer Zeit dahin, daß (...) im Jahre 1684 alles bis an die Brigittenau verbauet (...) war.“ Hormayr, Wien’s Geschichte, S. 60. 50 Bartholomäus Beham (1502–1540) war Schüler von Albrecht Dürer und arbeitete als Maler und Kupferstecher. Vgl. Alfred, Woltmann: Beham, Bartholomäus. In: Allgemeine Deutsche Biographie, hg. v. d. Histor. Kommission der Bayerischen Akademie der Wissen schaften, Bd. 2 (1875), S. 277–278. 51 Birgitta Birgersdotter (1303–1373) führte zunächst ein weltliches Leben als Adelige, ehe sie sich als Witwe ganz Gott, der Friedens politik und benachteiligten Menschen widmete. Vgl. etwa Günther Schiwy: Birgitta von Schweden. Mystikerin und Visionärin des späten Mittelalters. Eine Biographie. München: Beck 2003. Im Übrigen wurde die frühere Ferdinandsbrücke aufgrund humanitärer Hilfe aus Schweden im Jahr 1919 in „Schwedenbrücke“ umbenannt. 52 Vgl. z. B. Roland Peter Herold: Wien – Brigittenau. Erfurt: Sutton 2006. 53 Stifter des Ordens war der heilige Johannes von Gott (1495–1550), der die Krankenversorgung revolutionierte und später auch zum Patron der Kranken und deren PflegerInnen ernannt wurde. Nach seinem Motto „Gutes tun und es gut tun!“ versorgen die Barmherzigen Brüder in der Taborstraße bis heute auch Mittellose. Als Gründungsjahr wird stets 1614 genannt; Alois Groppen berger von Bergenstamm führt allerdings 1615 als Erbauungsjahr an. Vgl. [Groppenberger von Bergenstamm], Geschichte, S. 20. 54 Das Freundschaftsspiel fand an einem Sonntag um 16:00 Uhr vor 62.000 (!) ZuschauerInnen statt. Mit Walter Nausch (1907– 1957) und Ernst Happel (1925–1992) waren zwei der bekanntesten und erfolgreichsten Fußballspieler und Trainer Österreichs bei dem Spiel mit dabei; mit Bülent Eken (geb. 1923; Fußballspieler, -trainer und -funktionär) war auch eine große Ikone des Vereins Galatasaray Istanbul sowie der türkischen Nationalmannschaft vertreten. (Der Begriff „Wunderteam“ bezeichnete die österreichische Fußballnationalmannschaft von 1931 bis 1933. Sie sorgte besonders mit hohen Siegen über europäische Spitzen mannschaften für Aufsehen.) Das nach der o. g. Fußball-Ikone benannte Ernst-Happel-Stadion befindet sich ebenfalls in der Leopold stadt und zählt mit einem heutigen Fassungsvermögen von über 50.000 ZuschauerInnen zu den größten Fußballstadien der Welt. Für die Details zum Spiel vgl. http://www.transfermarkt.at/oesterreich_tuerkei/index/spielbericht/2261916 55 In einer Festschrift anlässlich der Ostarrichi-Jubiläumsfeier 1996 würdigte das Hotel Stefanie seine langjährigen, treuen und verdienten MitarbeiterInnen. Viele der damals so genannten „Lohndiener“ und „Stubenfrauen“ stamm(t)en aus dem ehemaligen Jugoslawien bzw. auch aus der Türkei. Sie waren zu jener Zeit durchschnittlich bereits seit mehr als 15 Jahren in unserem Betrieb
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angestellt. Vgl. den Folder „1000 Jahre Österreich. 1000 Jahre Gastlichkeit in den Schick Hotels-Wien“ [Wien 1996]. 56 Vgl. https://www.schick-hotels.com/sozial-engagiertes-unternehmen.html; https://www.schick-hotels.com/fairtrade-produkte-wien.html Vgl. http://www.schick-seitenblicke.at/blog/2013/05/24/verleihung-des-umweltzeichens-an-die-schick-hotels/ 57 Zu den Diensten zählten zunächst oft Sekretärstätigkeiten wie das Organisieren von Audienzen oder das Entgegennehmen von Petitionen, das Bedienen eines Fürsten bei Tisch oder gemeinsame Gesellschaftsspiele mit dem Herrscher. Zuweilen wurden Kammerherren als Botschafter an fremde Höfe geschickt, um etwa Glückwunsch- oder Beileidsbezeugungen zu übermitteln. Unter Kaiser Franz Joseph I. war der Titel dann vor allem eine Ehrenbezeugung an Mitglieder des Hochadels. Diese hatten dem Kaiser das würdevolle Geleit zu geben und damit dessen Status zu erhöhen: „Die k .u. k. Kämmererwürde ist eine ‚Ehrenaus zeichnung mit wirklicher Hofdienstleistung‘, die als ‚allerhöchster Gnadenakt‘ des Kaisers verliehen wurde. Die Voraussetzungen dazu waren der Nachweis der ‚untadelhaften, altadeligen Qualification‘ (die durch den Ahnenprobenexaminator bestätigten 16 adelig geborenen Ahnen), die Staatsbürgerschaft in der Monarchie, das vollendete 24. Lebensjahr und der Nachweis eines standesgemäßen Vermögens. Die Kämmerer mussten bei allen Hoffeierlichkeiten und Zeremonien erscheinen, konnten zu besonderen Diensten beim Kaiser oder bei Mitgliedern des Erzhauses sowie ausländischen Herrschaften herangezogen werden.“ Martina Winkelhofer-Thyri: Der Hof unter Kaiser Franz Joseph. Wien: Diss. 2010, S. 291. 58 Diese Form der Barttracht wird nach ihrem prominentesten Träger, Kaiser Wilhelm II. (1859–1941), auch „Kaiser-Wilhelm-Bart“ genannt. 59 Vgl. etwa Mirjam Marits: Weltkongress der Concierges. Das Wort „Nein“ ist ihnen fremd. In: „Die Presse“ vom 17.03.2007. 60 „Balthasar Wigand wurde (...) als Sohn eines Kaffeesieders und ‚Haarbeutelmachers’ in Wien geboren. Die besonderen Rosa und Blautönungen in seinen Frühwerken lassen den Schluss zu, dass er an der Akademie bei Christian Brand und Heinrich Füger studiert hat. Im Gegensatz zu anderen Miniaturmalern, die sich dem Porträt verschrieben, bevorzugte Wigand Stadtan sichten und detailfreudige Darstellungen von Schlachten, Paraden und Einzügen hochgestellter Persönlichkeiten, die er mit ganzen Heeren von Staffagenfigürchen bereicherte.“ Galerie Szaal, Schottenring 10, 1010 Wien, www.szaal.at 61 Ebda. 62 Ebda. 63 Wigands Werke vermitteln ein wohlgeordnetes Bild von Bürgerlichkeit und geben Ausschnitte der Realität idyllisch wieder. In diesem Sinne stehen sie in der Tat in der Tradition eines beschaulichen Biedermeier-Stils. Vgl. „Mit Stock und Hut. Aquarelle und Zeichnungen des Wiener Biedermeier“. Ausstellung vom 8. Mai 2003 bis 14. September 2003. www.wienmuseum.at 64 Vgl. den Gewerbeschein vom 11. März 1948. 65 Otto Zeiller war Architektur- und Landschaftsmaler und entwarf hauptberuflich mehr als 200 Briefmarken für die Republik Österreich, das Fürstentum Liechtenstein sowie für den Vatikan. Dr. Stefan Schick, der Vater von Dr. Martin Schick, besaß Anfang der 1960er-Jahre ein antikes Bild von Kaiser Franz Joseph, das perfekt in den Festsaal des Hotel Stefanie passte. Es gab jedoch drei gleich große Wandfelder, die verschönert werden wollten. Daher beauftragte er Otto Zeiller mit der Realisierung zweier dazu passender Gemälde. So entstanden „Joseph II.“ und „Maria Theresia“– letztere die Bildkopie eines Gemäldes in der Wiener Hofburg. Vgl. Interview. 66 Handschrift 19 f. 209v. (WStLA). Vgl. Leopold Steiner: Unterer Werd – Leopoldstadt. Die Steuerträger von 1648–1699. An dieser Stelle danken wir ganz besonders Herrn Magic Christian, www.magicchristian.com, für die aufwändigen Recherchen in den Gewährbüchern, Bauakten und sonstigen von ihm recherchierten Quellen zum Haus in der Taborstraße Nr. 12. 67 „Hans Haringseer, * ? (vermutlich Haringsee, Niedeösterreich), † um 1459, Kaufmann, Bürgermeister, erste Gattin (spätestens 1426) Anna Weispacher (* vor 1424, † 1450/1452), zweite Gattin Clara Feustrer. Wird in Wien 1424 erstmals urkundlich genannt, war Ratsherr (1430, 1433, 1435, 1437–1441, 1443, 1447–1453), Stadtrichter (1442) und Bürgermeister (1444–1446). 1449 beteiligte er sich an der Gesandtschaft zu König Friedrich IV. nach Wiener Neustadt und zum Landtag nach Krems, 1454 leistete er berittenen Kriegsdienst, 1459 begab er sich im Gefolge des nunmehrigen Kaisers Friedrich III. nach Brünn. Er bewohnte den vornehmen Smerbeckenhof in der Münzerstraße, in dem sich eine Hauskapelle befand. Sein Wappen zeigt im geteilten Schild drei Löwenköpfe, die ebenfalls im Flug abgebildet sind.“ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3. Wien: Kremayr & Scheriau 1992–2004, S. 59. Das Grundstück in der Taborstraße wird Haringseer wohl als Investition erworben haben, da sich sein Stamm sitz in unmittelbarer Nähe des Stephansdomes befand. Vgl. auch Felix Czeike: Hans Haringseer. Ein Wiener Bürgermeister des 15. Jahrhunderts. In: Wiener Geschichtsblätter, 11/1956, S. 80 ff.
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68 Zit. n. Steiner, Steuerträger 1648–1699. 69 Gwb. 106/12 f. 16v vom 08.07.1600 (WStLA). Vgl. Steiner, Steuerträger, 1648–1699. „Gastgeb(er)“: „Herbergswirt, der auch Speisen anbot.“ Vgl. Wiener Berufe-Lexikon, www.familia-austria.at 70 Gwb. 106/12 f. 171 vom 04.12.1621 (WStLA). Vgl. ebda. 71 Leopold M. Weschel zählte 345 Häuser und „bey 15000 (...) Köpfe“, wodurch auf ein Haus im Durchschnitt 44 Personen gekommen wären. Vgl. Weschel, Leopoldstadt, S. 424, sowie das „Historische Ortslexikon“, S. 6. Um 1800 besitzt die Leopoldstadt „47 Gassen und 540 Häuser, wovon einige 15 bis 30 Fenster in der Reihe haben. Sie werden von 17150 Menschen, worunter sich bey 1800 Fremde befinden, bewohnt.“ [Groppenberger von Bergenstamm]: Geschichte des unteren Werds, S. 62. 72 „Unter dem Begriff Hausschilder sind die Namen zu verstehen, die einzelnen Häusern zu ihrer Kennzeichnung gegeben wurden. Sie wurden durch die Hauszeichen versinnbildlicht. Diese bestanden aus Fresken, Reliefs, Plastiken, sowohl an der Außenseite als auch im Innern der Häuser, oder in einfachen Aufschriften, jedoch nicht in allen Fällen. In der Leopoldstadt war der Gebrauch von Hausschildern bzw. Hauszeichen anfangs auf die großen Einkehrgasthöfe beschränkt. Sie trugen Namen aus dem Tier- und Pflanzenreich, wie Adler, Bär, Hirsch, Lamm, Rose oder Baum. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begannen auch andere Hausbesitzer ihre Häuser durch Hausschilder zu kennzeichnen, wobei dem Zeitgeschmack und der Phantasie des Einzelnen keine Grenzen gesetzt waren. (...) Die Hausschilder blieben auch nach der Einführung der Konskriptionsnummern im Jahre 1770 weiter im Gebrauch. Erst durch die Verordnung über die Orientierungsnummern nach Gassen im Jahre 1862 wurde die Verwendung der Hausschilder hinfällig.“ Leopold Steiner: Die Hausschilder der Wiener Leopoldstadt. O. O., o. J. 73 Aus einer Zeit, als viele Herrscher noch keine fixen Residenzen besaßen, resultierte die so genannte „Hofquartierspflicht“. Sie besagte, dass alle Bürgerhäuser „eine bestimmte Anzahl von Räumen auf Dauer für Bedienstete des Hofes zur Verfügung [zu stellen hatten]“. Dies belastete auch Einkehrgasthöfe wie die „Weiße Rose“, da teils bis zur Hälfte der Zimmer für den Hof reserviert werden mussten. Allerdings konnte man sich aufgrund eines öffentlichen Patentes von 1702 „gegen eine einmalige Zahlung auf ewig“ von der „Hofquartierspflicht“ befreien lassen. Die Aufhebung der Hofquartierspflicht erfolgte erst 1781 durch Josef II. Vgl. Fuchs, Beherbergungswesen, 1990, S. 26–32. Manches Mal ereigneten sich vor dem Haus auch Begebenheiten besonderer Art. So findet sich etwa im Totenbuch 1700–1720 folgender Eintrag: „17.12.1710: Wenzl Urbisch, Bauersmann, welcher gestern nachts bei der Weißen Rosen in der Leopoldstadt betrunkener vom Wagen gefahlen, früh toter gefunden, 50 J. alt.“ Leopold Steiner: Unterer Werd – Leopoldstadt. Bd. C: Die Toten 1700–1720. 74 Vgl. insbesondere auch Joseph Maximilian Fischer: Verzeichniß der in der Kaiserl. Königl. Haupt- und Residenzstadt Wien, sammt dazu gehörigen Vorstädten und Gründen, befindlichen numerirten Häusern. [...] Auf das genaueste nach denen Grund und Konscriptions-Büchern entworfen. Wien: Joseph Gerold 1786. 75 Vgl. Weschel, Leopoldstadt, S. 428 f.; Vasquez, „K.K. Polizey-Bezirk Leopoldstadt“, nach 1830 (Wiener Stadt- und Landesarchiv, Akt 3.2.1.1.P1.1754 – Polizeibezirkspläne der Stadt und der Vorstädte). In anderen Quellen werden sogar noch zwei weitere Gast höfe genannt: das „Goldene Rössel“ (später: „Stadt Prag“) auf Nr. 315 sowie der „Schwarze Bär“ (später: „Goldenes Posthorn“) auf Hausnummer 331. Vgl. etwa das „Fremdenblatt“ vom 01.07.1847. Diese beiden Herbergen hatten allerdings keinen durch gängigen Bestand. Vgl. Fuchs, Beherbergungswesen, S. 85. 76 Vgl. Weschel, Leopoldstadt, S. 424, 428 f. 77 Vgl. ebda.; Anton Behsel: Verzeichniß aller in der kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten befindlichen Häuser, mit genauer Angabe der älteren, mittleren und neuesten Nummerirungen, der dermahligen Eigenthümer und Schilder, der Straßen und Plätze, der Grund-Obrigkeiten, dann der Polizey- und Pfarr-Bezirke, Wien: Gerold 1829, S. 45; Hormayr, Wien’s Geschichte, Urkundenbuch, S. CCXVI; Fuchs, Beherbergungswesen, S. 79–89, sowie die relevanten Grundbücher. 78 Fuchs, Beherbergungswesen, S. 111 f. 79 Ebda., S. 112. 80 Ebda. 81 Die (Neu-)Erfindung der Dachrinne im 13. Jahrhundert hatte es übrigens möglich gemacht, begehrtes – weil „weiches“ – Regenwasser in größeren Mengen zu sammeln und nutzbar zu machen. Vgl. etwa Hubert Hinterschweiger: Wien im Mittelalter. Alltag und Mythen, Konflikte und Katastrophen. Wien/Graz/Klagenfurt: Pichler 2014.
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82 Fuchs, Beherbergungswesen, S. 112–114. 83 Vgl. Bauakte. 84 Ebda. 85 Fuchs, Beherbergungswesen, S. 123. 86 Ebda., S. 114. 87 „Die Stadtmauer trennte die Innere Stadt und die Vorstädte. (...) An den Stadttoren mussten verschiedene Dokumente – Hausierscheine, Reise- oder Gesundheitspässe – vorgezeigt und Mauten bezahlt werden.“ www.habsburger.net: „Schlagbrücke über den Donaukanal beim Rotenturmtor – Mauern und Wälle umgeben Wien“. 88 Vgl. Bauakte vom 29. Jänner sowie vom 18. August 1872. 89 Vgl. Fuchs, Beherbergungswesen, S. 117–120. 90 Vgl. Taufbuch Gainfarn 1853–1860, fol. 123; Meldeauskunft zu Carl Witzmann vom 13.09.1896 (WStLA). 91 Vgl. Bewilligung des Bau-Ansuchens vom 26. Juni 1888 in der Bauakte. 92 Ebda. 93 Baubewilligung vom 20. Mai 1891. 94 Vgl. Bauakte. 95 Vgl. ebda vom 21. April und 14. Juni 1892. 96 Vgl. Bauakte. 97 Vgl. ebda. 98 Vgl. Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger: nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, 1859–1888. 99 Vgl. Jean-Paul Bled: Kronprinz Rudolf. Wien: Böhlau 2006; Brigitte Hamann: Kronprinz Rudolf. Ein Leben. Wien: Amalthea 2005. 100 In: ANNO – AustriaN Newspapers Online. 101 Vgl. www.boersewien.at > „Die Börse“ > „Geschichtliches zur Börse“. 102 Vgl. Staatsbürgerschaftsnachweis von Mathilde Witzmann; Auskunft von Dr. Andreas Dänemark, Wirtschaftskammer Wien, Fachgruppe Hotellerie, am 27.10.2014; Meldeauskunft zu Carl Witzmann (WStLA). 103 Vgl. Bauakte. 104 Vgl. Bewilligungsschreiben vom 24. März 1921, ebda. 105 Auskunft Dr. Dänemark. Ein Verwandter des Gastwirts, Ing. Emil Operer, vertrieb zu jener Zeit an der Rückseite des Hotels (Große Mohrengasse Nr. 7) „Radioerzeugnisse“ und war hier später als Automechaniker tätig. Die Gäste des Hotel Stefanie konnten also ihre Automobile bei Bedarf direkt vor Ort reparieren lassen. Sowohl Emil als auch Moritz Operer wohnten im Hotelgebäude. 1930 wurde das Restaurant von Berta Operer geführt. Vgl. Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, 1926 und 1930. 106 Vgl. ebda; „Meldezettel über Geschäftsräume“ vom 12.02.1948; Schreiben des Magistratischen Bezirksamts für den 2. Bezirk vom 25.02.1926. 107 Vgl. Czeike, Lexikon, Bd. 3, S. 274. 108 Vgl. Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger. 109 Vgl. Wilhelm Weiß: Der Kampf um Wien, Vom Plattensee zur Donau. Aachen: Helios 2013. 110 Vgl. Interview. 111 Die russischen Besatzer drohten: „Entweder ihr überlasst es uns oder wir beschlagnahmen es.“ Diese zwangsweise Benützung durch die alliierten Truppen betraf auch einige andere Wiener Großhotels, die nicht vollständig zerstört worden waren. Das Hotel City Central dagegen fungierte als Lazarett. Vgl. Czeike, Historisches Lexikon, S. 274; Interview. 112 Vgl. Interview.
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113 Ebda. 114 Ebda. 115 Vgl. „Meldezettel über Geschäftsräume“ vom 12.02.1948. 116 Auskunft Dr. Dänemark. 117 Schreiben des „Magistratischen Bezirksamts für den 2. Bezirk“ vom 19.11.1948. 118 Interview mit Dr. Schick. 119 Rechts vom Haupteingang, wo sich heute die Bibliothek befindet, war ein verpachtetes „Stüberl“, das einen eigenen Eingang besaß. Anfang der 1970er-Jahre war mit der Verpachtung dieses Restaurants dann endgültig Schluss: Man wollte wieder „Chef im eigenen Hause sein“. Aus dem „Stüberl“ wurde ein „Salon“. Vgl. Interview. 120 Anfang der 1960er-Jahre wurde im Zuge der Umbauarbeiten im Restaurant eine rund vier Meter tiefe Grube gegraben. Darin wurden Wände eingelassen: Das Besondere an ihnen ist, dass sie auf Knopfdruck hinauf- und hinuntergefahren werden können. Der jetzige Hausherr hatte als Kind seinen Spaß daran, sich darauf zu setzen und sich von seinem Vater auf- und abfahren zu lassen. Heute sind diese Wände ein außergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal: Während bei einer Festveranstaltung die Gäste im vorderen Teil des Saales bei Musikbegleitung dinieren, wird im hinteren Saalbereich – von der Trennwand verborgen – das Buffet aufgebaut. Mit einem Tusch wird dann die Wand hinuntergefahren – und die Gäste erblicken verblüfft das herrliche Buffet. Diese innovative Idee bewährt sich damals wie heute mit großem Erfolg – und hält sogar dem hohen Grundwasserspiegel der Donau stand, der bereits viele andere Häuser entlang des Donaukanals beeinträchtigt hat. Vgl. ebda. 121 Bis in die Mitte der 1990er-Jahre wurde die Klimaanlage vom hauseigenen Brunnen im Hofgarten betrieben; danach wurde das gesamte Hotel vollklimatisiert und zugleich von Wasser- auf Luftkühlung umgestellt. Dazu kennt Dr. Schick die folgende Anekdote: Als man zum Einbau der neuen Klimaanlage den Bohrer oberhalb einer Tür ansetzte, geriet der Bohrer plötzlich ins Stocken: Anstelle eines Überlagers waren Eisenbahnschienen eingesetzt worden! Als man eine Tür erneuern wollte, fand man heraus, dass die Vorfahren spezielles Stopf- bzw. Füllmaterial verwendet hatten: Anstelle von Dämmwolle fand sich altes Zeitungs papier – aus der Zeit um 1900, der Ära des Dynastie-Gründers Carl Witzmann! Vgl. Interview. Als Partner für die Um- und Neugestaltung hatte das Traditionshotel ebenfalls Traditionsbetriebe herangezogen: Die Firma Thonet feierte damals schon 150 Jahre Bestand, Maderna-Leuchten existieren heute bereits in der dritten Generation. Vgl. „Bauen und Planen“. In: „Die Presse“, 20./21. Juni 1970, S. 13. 122 Das Bett befindet sich heute in Zimmer Nr. 105.
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Quellen „1000 Jahre Österreich. 1000 Jahre Gastlichkeit in den Schick Hotels-Wien“ [Wien 1996] (Archiv des Hotel Stefanie) Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger: nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, 1859–1942. Bauakte, EZ 2057 (WStLA). Mit freundlicher Genehmigung von Magic Christian. Behsel, Anton: Verzeichniß aller in der kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten befindlichen Häuser, mit genauer Angabe der älteren, mittleren und neuesten Nummerirungen, der dermahligen Eigenthümer und Schilder, der Straßen und Plätze, der Grund-Obrigkeiten, dann der Polizey- und Pfarr-Bezirke. Wien: Gerold 1829 (Wienbibliothek Digital) „Die Eröffnung des Affentheaters im Prater.“ In: Der Humorist, 27. April 1847, S. 399 (ANNO – AustriaN Newspapers Online) „Die Presse“, 20./21. Juni 1970 (Archiv des Hotel Stefanie) Figaro. Humoristisches Wochenblatt (ANNO – AustriaN Newspapers Online) Fischer, Joseph Maximilian: Verzeichniß der in der Kaiserl. Königl. Haupt- und Residenzstadt Wien, sammt dazu gehörigen Vorstädten und Gründen, befindlichen numerirten Häusern. [...] Auf das genaueste nach denen Grund- und Konscriptions-Büchern entworfen. Wien: bey Joseph Gerold 1786 (Wienbibliothek Digital) Fremden-Blatt der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien (ANNO – AustriaN Newspapers Online) Gespräch mit Dr. Andreas Dänemark, Wirtschaftskammer Wien, Fachgruppe Hotellerie, am 27.10.2014. Gewerbeschein von Dr. Stefan Schick vom 11. März 1948. [Groppenberger von Bergenstamm, Alois]: Geschichte des unteren Werds, oder der heutigen Leopoldstadt. Aus Urkunden gezogen, von dem Verfasser den barmherzigen Brüdern in der Leopoldstadt zur Unterstützung ihres Krankenhauses gewidmet. Wien: Aus der kaiserl. königl. Hof- und Staatsdruckerey, 1812 (Wienbibliothek Digital) Hormayr zu Hortenburg, Joseph Freiherr von: Wien’s Geschichte und seine Denkwürdigkeiten, Bd. 3. Wien 1825 (Google books) Interview mit Dr. Martin Schick am 03.10.2014. Meldeauskunft zu a) Josef Abheiter und b) Carl Witzmann (Wiener Stadt- und Landesarchiv – WStLA) „Meldezettel über Geschäftsräume“ vom 12.02.1948 (Archiv des Hotel Stefanie) Neue Freie Presse (ANNO – AustriaN Newspapers Online) Neue National-Zeitung (ANNO – AustriaN Newspapers Online) Oesterreichischer Soldatenfreund. Zeitschrift für militärische Interessen (ANNO – AustriaN Newspapers Online) Schimmer, Karl August: Wien’s Belagerungen durch die Türken und ihre Einfälle in Ungarn und Oesterreich. Wien 1845 (Google books) Schreiben des Magistratischen Bezirksamts für den 2. Bezirk vom 25.02.1926 (Archiv des Hotel Stefanie) Schreiben des „Magistratischen Bezirksamts für den 2. Bezirk“ vom 19.11.1948 (Archiv des Hotel Stefanie) Staatsbürgerschaftsnachweis von Mathilde Witzmann (Archiv des Hotel Stefanie) Steiner, Leopold: Die Hausschilder der Wiener Leopoldstadt. o. O., o. J. Steiner, Leopold: Unterer Werd – Leopoldstadt. Die Steuerträger von 1648–1699 (Wiener Stadt- und Landesarchiv – WStLA) Steiner, Leopold: Unterer Werd – Leopoldstadt. Bd. C: Die Toten 1700–1720 (Wiener Stadt- und Landesarchiv – WStLA) „Stefaniegavotte für Lucullus“. In: Beilage des KURIER, vermutl. Anfang der 1970er-Jahre (Archiv des Hotel Stefanie) Taufbuch Gainfarn 1853–1860 (Pfarre Bad Vöslau) Weschel, Leopold Mathias: Die Leopoldstadt bey Wien. Wien: Gedruckt bey Anton Strauß 1824 (Google books)
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Bildnachweis Archiv des Hotel Stefanie: 5, 7, 10a, 10c, 12, 13a, 17a, 18, 19b, 20, 24, 28, 45, 46, 49a–c, 50a–c, 51a, b, 52a, b, 53, 54, 55, 56, 57a, b, 58a, b, 59, 60a, b, 61, 62, 63, 64a–c, 65a Claudia Molitoris: 38b Cornelsen Schulverlage GmbH: 14a, 15a Dr. Helga Maria Wolf: 14b–e Düsseldorfer Auktionshaus: 9a Google Books (gemeinfrei): 23b, 40b Österreichische Nationalbibliothek – AustriaN Newspapers Online (ANNO): 10b, 15b, 19a, 23a, 48b Stephan Huger, www.studiohuger.at: 6, 9b, 13b, 17b, 25a–c, 30a, b, 31a, b, 32a–c, 33a–d, 48a, 66, 67a–d, 68a–c, 69a–d, 70a–c, 71a–c, 73a–c, 74a–c, 75a–c Schick Hotels Wien: 21, 29a, b Wienbibliothek im Rathaus, Sammlung, Signatur, www.digital.wienbibliothek.at: 27a, 38c, d, 39a, b Wien Museum: 11a, 40a. Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA): 8a, 8b, 22, 36, 37, 38a, 41, 42a, b, 43a, b, 44a, b, 47a, b www.wikipedia.org (gemeinfrei): 11b, 16, 26, 27b Wir danken Frau Dr. Helga Maria Wolf für die freundliche Reproduktionsgenehmigung der o. g. Bilder. Wir haben uns redlich bemüht, sämtliche InhaberInnen der Bildrechte zu ermitteln. Sollte dem Hotel Stefanie gegenüber dennoch nachgewiesen werden, dass eine Rechtsinhaberschaft besteht, werden wir nachträglich das branchenübliche Honorar entrichten.
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