EDITORIAL
0,3 Abgeordnete?
Auf den ersten Blick wirkt der Vorschlag wie eine Stammtischidee. Bei näherem Hinsehen dann – vor allem nach dem Studium der vielen Versuche, die Wählerstimmen in Abgeordnetensitze zu überführen – kommt die Erkenntnis: Könnte gehen. Dennoch bezeichnet Hubert Harfst seine Überlegungen als „theoretischer Natur“. Bleiben wir in der Politik. Christoph Bieber wirft einen kenntnisreichen Blick auf ein neues Phänomen, die Piratenpartei und man fragt sich: Wieso übernimmt eine Partei den Namen einer Gruppe, die schlicht und einfach Verbrecher waren? Auf der bevorstehenden Statistischen Woche ist „Open Data“ ein zentrales Thema. In diesem Heft geben Michael Haussmann und Claus Arndt einen Einstieg. Nicht nur „Open Data“ wird heiß diskutiert, auch „Armut“. Wer ist arm? Ab wann ist man arm? Martina Guggisberg und Lothar Eichhorn stellen die unterschiedlichen Wege vor, die die Schweiz und Deutschland hier beschreiten. Josef Fischer begibt sich auf eine lange Zeitreise. Er blickt über 1000 Jahre zurück und beschreibt die Einwohnerentwicklungen und Grenzverschiebungen bis heute, wobei sein Blick auf die Großstädte bis zum Zensus 2011 reicht. Auch Werner Münzenmaier hat vorwiegend die Großstädte im Focus, seine Rückschau ist aber weniger weit. Rezession und Boom sind sein Thema und eben, wie unterschiedlich die Großstädte betroffen waren. Noch näher am Heute sind die Magdeburger Tim Hoppe und Stefanie Bröcker, die uns über das Magdeburger Bürgerpanel instruieren. Davon könnten wir noch mehr hören. Baldo Blinkert, Arno Schiffert und Thomas Willmann berichten über TooLS, ein ehrgeiziges Projekt mit Nutzwert – aber düsterer Zukunft. Hier ein Mangel im Angebot, dort fehlt die Nachfrage. So gespalten ist der Wohnungsmarkt derzeit. Melanie Kloth befasst sich mit der NRW-Rheinschiene, einer Region mit angespanntem Wohnungsmarkt. Mit „Der digitale Graben wird kleiner“ stellt Florian Breu die zentrale Aussage seines Beitrags an den Anfang. Doch so einfach ist das nicht, das Verfüllen dieses Grabens erfolgt mit unterschiedlichem Tempo. Im Herbst 1988 startete diese Zeitschrift. Zum Silbernen Jubiläum traf sich die Redaktion nicht in Hagen, sondern in Essen. Horst-Jürgen Wienen berichtet. Bei der Redaktionssitzung für diese Ausgabe waren wir mit TOP „Artikel für Ausgabe 2/2013“ noch nicht ganz fertig, da kam die Frage: „Gibt es keine Zensus-Artikel?“ Ein „Ja“ war die Antwort. Nun sind die Ergebnisse raus, ist der Zensus abgeschlossen, ist Zeit für eine Rückschau – und einen Blick nach vorne. Was lief gut? Wo hat’s gehapert? Welche Tipps gibt es für den nächsten Zensus? Dazu hat die nächste Ausgabe von „Stadtforschung und Statistik“ Platz. Raum für Ihre Erfahrungen und Anregungen. Hauen Sie munter in die Tasten. Aber etwas zu dem Thema gibt es doch. Schließlich ist der Datenschutz, ist das Recht auf informationelle Selbstbestimmung Ausfluss des 1983-er VZ-Versuchs. Deutschland oberster Datenschützer – offiziell: Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit – setzt sich mit gewohnt energischen Worten für den Datenschutz ein. Dazu eine Anmerkung: Ich besitze immer noch eine kleine Schachtel mit Radiergummis. Das sind keine normalen Exemplare; sie tragen die Aufschrift „LDS NW Volkszählung 83“ und wurden damals an die Zählungsbeauftragten ausgegeben. Falls jemand ein Radiergummi haben möchte, kann ich welche nach Berlin mitnehmen. Martin Schlegel, Hagen Stadtforschung und Statistik 2 - 2013
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