66 SPECIAL Thurgau
Am «Säntis» beissen sich die Asiaten die Zähne aus Er ist ein Klassiker unter den Stühlen. Die «Säntis»-Linie mit ihrer Spaghetti-Bespannung wird von der Schaffner AG aus Müllheim bereits seit rund 50 Jahren hergestellt. Das Unternehmen selbst kann 2014 sein 60-Jahre-Jubiläum feiern. In der Vergangenheit war Durchhaltewillen gefragt. Für die Zukunft wird Wachstum angestrebt. Geschäftsführer Martin Schaffner (51) ist überzeugt: «Wir sind massiv innovativer geworden.» Text: Marcel Baumgartner Bild: Bodo Rüedi
«Ja, ja. Wir wurden auch schon belächelt, weil wir nie eine Produktion im asiatischen Raum aufgebaut haben», sagt Martin Schaffner, der mit seinem Bruder Theo (59) und dessen Sohn Samuel (33) das Führungstrio des Familienunternehmens bildet. Verlockend sei es mitunter gewesen. Und sicherlich hätte man damit in gewissen Jahren auch einfacher Geld verdienen können. «Aber wir haben uns dereinst bewusst entschieden, das heutige Erfolgsrezept ‚Made in Switzerland’ auszubauen.» Das ist für die Schaffner AG aus Müllheim nicht immer ein einfacher Weg gewesen. Denn ungefähr zu jener Zeit, als
«Hätten wir schon früher mehr Mittel zu Verfügung gehabt, wären wir heute um einiges grösser.» Martin und Theo Schaffner die Leitung übernahmen – das war im Jahre 1992 – änderten die Banken ihre Kreditvergabepolitik. «Darunter litten wir», gesteht Martin Schaffner. Die Bilanz war damals «weit unter null» und folglich fehlte es an Kapital, um in neue Innovationen und mehr Manpower zu investieren. Der Geschäftsführer ist überzeugt: «Hätten wir schon früher mehr Mittel zu Verfügung gehabt, wären wir heute um einiges grösser.» Denn an Ideen und Knowhow habe es nie gefehlt.
Heute das Original, in zwei Jahren die Kopie Diese Ideen sind es auch, die von der Konkurrenz gerne kopiert werden. Auch wenn man den Sprung in den asiatischen Raum niemals vollzogen hat, bestehen genau hier nach wie vor Berührungspunkte zu diesem Markt. Schaffner hat sich inzwischen damit abgefunden. Ihm ist klar: Was die Schaffner AG heute als Neuheit präsentiert, schwappt in rund zwei Jahren als billige Kopie vom Osten herein. Der Unter-
nehmer zeigt sich gelassen: «Wir müssen einfach immer um einiges besser sein als die Kopie – und immer wieder durch Innovationen einen Schritt voraus.» Nichtsdestotrotz hat das Thurgauer Unternehmen aber dennoch den Markteintritt von zahlreichen Billiganbietern, die in der Vergangenheit in der Schweiz Fuss gefasst haben, eins zu eins zu spüren bekommen. «Teilweise waren es tatsächlich sehr schwierige Jahre für uns», gesteht Schaffner. Aber auch diese Phase habe man überstanden. Denn inzwischen hat laut Schaffner das Pendel wieder auf die andere Seite ausgeschlagen; viele Endkunden setzen wieder mehr auf Qualität und Schweizer Produkte. Und hier kann die Schaffner AG in mehrerlei Hinsicht punkten: Als einziges Unternehmen der Branche stelle man die Produkte auch effektiv vollumfänglich in der Schweiz her. Das wirkt sich entsprechend auf die Service-Dienstleistungen aus. «Wir sind nahe beim Kunden und können ihn auch mit Ersatzteilen beliefern oder Reparaturen ausführen», so Schaffner. Wer schon mühsam versucht hat, eine defekte Komponente eines ausländischen Produktes zu beschaffen, weiss, wie wertvoll das sein kann. Dominiert wird der Markt aber nach wie vor von der Konkurrenz aus Fernost. Die Schaffner AG bleibe hier mit ihren rund 30 Mitarbeitenden ein Nischenplayer. Allerdings hat man sich eine gemütliche Nische geschaffen: Beliefert werden unter anderem Coop, Migros und Möbel Pfister. Und das mit einem beachtlichen Volumen. Schaffner: «Pro Saison setzen wir gesamthaft etwa 40 000 Produkte ab.»
Kein Einsatz von Tropenhölzern Ein Produkt, das sich seit über 50 Jahren hartnäckig im Sortiment hält, ist der Stuhl Säntis. Ein Objekt, auf dem jede Schweizerin und jeder Schweizer schon einmal gesessen haben dürfte. Ein Klassiker halt. Und Bestandteil fast jedes Gartenrestaurants. SPECIAL | August 2014