LAUFBAHN
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KEINE ZUFÄLLE
Katja Schrafft, Personalleiterin der Kämmerer AG in Stuttgart
BACKGROUNDCHECK Wie HR Manager wurden, was sie sind
formationssysteme spezialisiert hatte. „Das war eine wilde Zeit“, erinnert sich Katja Schrafft. „Der neue Markt hat geboomt und wir haben Tag und Nacht gearbeitet. Ich hatte ein Budget, von dem mir heute noch schwindelig wird.“ Doch irgendwann platzte die Seifenblase und der Staatsanwalt stand vor der Tür. Nachdem die Geschäftsführer die Verantwortung abgegeben hatten, musste CAA für eine Übernahme durch den Branchenriesen Harman/Becker verschlangt werden. Für Katja Schrafft bedeutete dies, alleine rund 40 Verwaltungskräfte zu entlassen und quasi als Letzte das Licht auszumachen. Um nicht selber auf der Straße zu stehen, nahm die damals 29-Jährige ihren Mut zusammen und überzeugte die neue Geschäftsführung, dass Harman/Becker eine „gescheite“ Personalentwicklung bräuchte. Mit 33 war sie schließlich nicht nur für die europaweite Personalentwicklung zuständig, sondern zuletzt auch als Personalleiterin für fünf deutsche Standorte verantwortlich. Dies bedeutete, tagtäglich unterwegs zu sein. Nach zwei Jahren musste Katja Schrafft feststellen, dass sie das körperlich nicht mehr durchhielt. Der Zufall wollte es, dass sich zu diesem Zeitpunkt der frühere Vertriebsleiter von CAA, den sie damals selbst entlassen musste und der mittlerweile im Vorstand der Kämmerer AG saß, bei ihr meldete und ihr anbot, den Personalbereich dort aufzubauen. „Er sagte‚ Katja, so wie du mich eingestellt hast und wie du mich entlassen hast, genau so möchte ich, dass mit meinen Mitarbeitern umgegangen wird’“, erzählt sie. Kämmerer stand damals vor einem umfassenden Changeprozess. Die Strukturen mussten dem Unternehmenswachstum angepasst werden. Ein Projekt, das bis heute andauert. „Meine Freunde und Kollegen hielten mich für verrückt, dass ich von einem Weltkonzern in ein so kleines Unternehmen wechseln wollte“, resümiert Katja Schrafft. „Aber ich bereue keinen einzigen Tag.“ Sven Pauleweit
Katja Schrafft • Seit April 2008: Personalleiterin, Kämmerer AG, Stuttgart • Von Januar 2007 bis März 2008: Personalleiterin für fünf Engenineering-Standorte, Harman/Becker • Von April 2002 bis Dezember 2006: Europäische Personalentwicklung, Harman/Becker, Karlsbad
H U M A N
R E S O U R C E S
M A N A G E R
Foto: Kämmerer AG
F
ür Katja Schrafft beginnt jede Woche gleich – mit einem Meeting. Was eintönig klingt, ist für die 38-Jährige ein Glücksfall. Sie ist Personalleiterin bei der Kämmerer AG, einem Ingenieurbüro in Vaihingen bei Stuttgart, das sich mit inzwischen 300 Mitarbeitern von einer „Garagenfirma“ zu einem etablierten Unternehmen im Automotive-Bereich entwickelt hat. Jeden Montag trifft sich der Vorstand mit den Führungsebenen und bespricht die aktuellen Prioritäten. Katja Schrafft ist dabei in alle Unternehmensentscheidungen eingebunden. Die Positionierung von HR in der Firma sei ein Traum, berichtet die Schwäbin. „Man findet es auch heutzutage immer noch sehr selten, dass man als Personalleiter von einem Business-Partner auf Augenhöhe sprechen kann.“ Dass sie nur Zufälle zu dieser Firma geführt haben, daran glaubt Katja Schrafft inzwischen nicht mehr, auch wenn sich ihre Biografie beinahe so liest. Behütet aufgewachsen im Schwarzwald, ging sie mit der mittleren Reife bei der Volksbank in Pforzheim in die Lehre. Schon während der Ausbildung merkte sie, dass ihr die Banklaufbahn alleine nicht reichen würde. „Da hat es gekribbelt, da wollt ich mehr machen“, berichtet Katja Schrafft. „Ich hatte während meiner Ausbildungszeit einen ganz tollen Mentor, der mich für das Thema Ausbildung begeistert hat“, erzählt sie weiter. Innerhalb eines Jahres hat sie dann ihr Abitur nachgeholt und sich an der Fachhochschule Nürtingen für Betriebswirtschaftslehre eingeschrieben – Schwerpunkt Personal. Als Diplomarbeitsprojekt einwickelte sie bei der Daimler AG Schulungskonzepte, die das Unternehmen bis heute nutzt. „Eine Ausbilderstelle dort wäre mein Traumjob gewesen, aber sie wollten jemanden, der schon mehr Erfahrung hat“, erinnert sich Katja Schrafft. Einen guten Einstieg hat sie dennoch gefunden. Rund anderthalb Jahre war sie als Dozentin an der Geno Akademie in Stuttgart Hohenheim tätig, zu der die Volks- und Raiffeisenbanken ihren Nachwuchs schicken. Was ihr hier jedoch fehlte, war die Möglichkeit, die Mitarbeiter langfristig zu begleiten. Im Jahr 2000 ging sie als Personalentwicklerin zu Computer Aided Animation (CAA), ein New-Economy-Unternehmen, dass sich auf Autofahrer-In-