Brennpunkt Nr. 03/2011 deutsch

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Brennpunkt Gesundheitspolitik

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Managed Care-Vorlage: Parlament muss mutig entscheiden Die Reform zu Managed Care (MC) befindet sich auf der Zielgeraden und geht voraussichtlich in der Herbstsession in die Einigungskonferenz. santésuisse appelliert an die Politiker aller Couleur eine mutige, vernünftige und ausgewogene Entscheidung im Interesse aller Beteiligten zu treffen. Eine weitere verpasste Chance in der Gesundheitspolitik kann sich die Schweiz nicht leisten.

Claude Ruey, Präsident santésuisse

Unsere Mitbürger wollen die Freiheit haben, eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung zum bestmöglichen Preis wählen zu können. Das ist nur vernünftig. Doch leider sind die kleinen Welten der Politik und des Gesundheitswesens viel zu häufig nicht in der Lage, Vorurteile und Unterstellungen beiseite zu legen und unfähig, protektionistische Reflexe und Eigeninteressen zu überwinden. Das Parlament hat nun die Gelegenheit, die rechtmässigen Forderungen der Schweizer Bevölkerung einzulösen und ein realistisches Projekt der integrierten Versorgung (Managed Care) zu verabschieden. Es muss zeigen, dass es fähig ist, Querelen und Blockaden zu überwinden.

Versicherer und Leistungserbringer werden die integrierte Versorgung auch ohne MC-Vorlage weiter entwickeln. Wer die MC-Vorlage mit Zwängen durchboxen will, leistet mutwillig oder fahrlässig Einheitskassen-Ideen Vorschub: Die Einheitskassen-Studie der GDK-Ost gab dieses Frühjahr der Verbesserung des heutigen Systems des regulierten Wettbewerbs noch den Vorzug gegenüber einer Umstellung auf kantonale Einheitskassen. Schlüssel dazu sei die Förderung von MC und ein verbesserter Risikoausgleich. Mit der aktuellen Vorlage wird genau dies erreicht und eine vernünftige Lösung mit wirksamen Anreizen für alle ist möglich. Anreize statt Zwang

INHALT Editorial Managed Care auf der Zielgeraden 1 Angriff auf die Wirtschaftlichkeitsprüfungen

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sondage santé fühlt Schweizern auf den Puls

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In Kürze

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Alle liefern ihren Beitrag zu einem erfolgreichen Kompromiss: Die Ärzte mit der Budgetmitverantwortung, die Versicherten mit einem differenzierten Selbstbehalt, die Versicherer mit einem verfeinerten Risikoausgleich und dem Angebotszwang. Aber die Kombination von Angebotszwang für Versicherer und Unabhängigkeitszwang für integrierte Netzwerke (d.h. Versicherer dürfen diese nicht anbieten), wie vom Nationalrat vorgeschlagen, würde ein inakzeptables Un-

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gleichgewicht zwischen Versicherern und Leistungserbringern schaffen. Folge dieser Zwängerei wären Pseudo-Netzwerke, welche den Versicherern ihre Bedingungen diktieren könnten, ohne dass die Versorgungsqualität steigen oder der Kostenanstieg gebremst würde. santésuisse befürwortet daher eindeutig die Variante des Ständerats. Parlament darf Chance nicht verpassen

Ein Scheitern der Vorlage wäre eine verpasste Chance, die integrierte Versorgung – sowohl für Versicherte, Leistungserbringer und Versicherer – durch wirksame Anreize statt durch Verbote zu fördern. Die Versicherer wollen und werden MC im Interesse der Versicherten auch dann gemeinsam mit innovativen Leistungserbringern weiter entwickeln, wenn die Vorlage im Parlament oder bei einem Referendum scheitern sollte. Denn nur durch konstruktive Mitarbeit und konsequenten Einsatz für Behandlungsqualität und -effizienz kann das Ausgabenwachstum und die daraus resultierende steigende Prämienbelastung gebremst werden. Das Parlament kann nun die Weichen richtig (Anreize) oder falsch (Zwang) stellen. (GPA)


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