SLOW REGION. (ER)LEBEN.

Page 13

Und „Slow Travel“ - was bedeutet „langsam Reisen?”

Reisemotive und Reisearten in Zeiten des „Slow“-Trends1

Regionalität und Genusstourismus: Unter „Gut, sauber, fair“ fordert die Slow Food Stiftung von Carlo Petrini ein „Menschenrecht auf Genuss“ und betreibt Initiativen wie die Messe Terra Madre, die Auszeichnung Città Slow, initiiert im internationalen Slow-Food-Netzwerk touristische Initiativen wie die Slow Food Region Kärnten. Stark steigender Nachfrage erfreuen sich auch Fastenaufenthalte – keinesfalls steht Kulinarik dabei im Hintergrund. Für beide Reisearten sind Motive des „Slow“-Trends Auslöser der Nachfrage: Reduktion auf Regionalität, wertvolle Produkte, alte Herstellungsmethoden und die Begegnung mit Menschen, die dieses Wissen und diese Traditionen bewahren.

Naturtourismus: „Zurück ins Paradies“, „Grüne Welten“ (TUI-Katalog) oder „Fahrziel Natur“ (Kampagne der Deutschen Bahn) sind Botschaften zur Bewerbung naturtouristischer Angebote. Natur und Heimat, verbunden mit Romantik und Emotionalität löste die stagnierende Zeitschriften-Branche aus ihrem Dornröschen-Schlaf, wie die boomende Zeitschrift Landlust seit Jahren beweist. Ob Wasser-, Kanu-, Wander-, Radwander- oder Gartentourismus – die Sehnsucht nach Nähe zur Natur und die touristische Nachfrage danach groß. Touristische Herausforderung ist hingegen das Erzielen von Wertschöpfung, da die Natur selbst im Prinzip ja kostenlos konsumierbar ist. Parkplatzbewirtschaftung, Naturführer, ausflugstouristische Services wie Natur-Workshops und Wald-Seminare sind Optionen zur Finanzierung touristischer Initiativen. Ein neuer lokaltouristischer Trend in diesem Segment ist „QuerfeldeinWandern“: Man nimmt den nächsten Zug, fährt in eine beliebige Richtung und geht querfeldein nach Hause, um die unbekannte Heimat kennenzulernen, die vor der Haustüre liegt.

Kulturtourismus: Authentische Erinnerung, kulturhistorische Artefakte und Begegnung mit der Lebenskultur und Stand-Up oder Mitmach-Kultur bis hin zum CoWorking, Co-Crafting und Co-Culture sind die Treiber der touristischen Nachfrage nach Kultur. Touristische Inszenierung mit „slow“-Inhalten ist vielen Kulturstätten, Kulturhäusern oder Kulturanbietern oft fremd. Slow Culture bedeutet, beim Besuch einer Dichterstätte noch den Geist des Schriftstellers zu spüren, wenn die Aura der Kirche durch den Geruch nach Weihrauch und Kerzen noch nicht verflogen ist. Oder der selbst gebackene Kuchen, dessen molliger, wohltuender Geschmack intensiv von der Lebenskultur in Luxemburg erzählt.

Quelle (auszugsweise) und Inspiration zur Definition in diesem Leitfaden: „Slow Tourism – Reisen zwischen Langsamkeit und Sinnlichkeit“; Christian Antz, Bernd Eisenstein, Christian Eilzer; 2011

1

13


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.