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HINTERGRUND

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Jesusgeschichten illustriert von Kees de Kort, und nun hoffe ich, dass auch unsere beiden Jungs dadurch Zugang zur Bibel bekommen. Indem ich ihnen diese Geschichten vorlese, wird mir wieder Gottes große Liebe für uns oftmals versagende Menschen bewusst. So hat jeder vielleicht seinen eigenen Ansatz, den Glauben im Alltag zu leben. Peter berichtet manchmal von seinen Schwierigkeiten als Schulmediziner, schwer kranken Menschen das Gebet anzubieten – es kommt vor, dass er dann abends am Tisch für diese oder jenen betet, weil es in der Praxis nicht dazu kam. Die wunderbaren Patientengottesdienste in Hamburg, organisiert von Mitarbeitern von Christen im Gesundheitswesen wie Volker Brandes und Georg Schiffner – sowas müsste es auch in Berlin geben. Dann könnten christliche Ärzte, denen es im Praxisalltag nicht leicht fällt, vom Glauben zu sprechen, ihre dafür offenen Patienten einfach dorthin schicken, ihnen die entsprechenden Flyer in die Hand drücken. Vielleicht kommt sowas ja noch, dazu braucht es natürlich auch solcher „Typen“ wie diese Ärzte in Hamburg es sind. Nicht jeder kann so einen Kraftakt auf die Beine stellen – obwohl bei Gott natürlich alles möglich ist! Was mich tröstet, wenn ich das Gefühl habe, dass wir Alltag und Glauben nicht genug in Einklang bringen: dass wir auch das in Gottes Hand geben dürfen. Und dass wir nicht alle Antworten finden, nicht alle Probleme lösen werden – das gehört zu unserer Spannung des Christseins in der Welt dazu. Kürzlich empfand ich meinen Mangel an Gottesnähe so schmerz-

Neben Beruf und Familie auch noch Zeit für mich einplanen

lich, dass ich mich – als gerade meine drei „Männer“ nach einer stressigen Stunde des Fertigmachens und Frühstückens aufgebrochen waren – vor das Sofa kniete und mit aufgestützten Ellbogen mein Gesicht in die Hände vergrub. Und dann kam mir hinter den geschlossenen Augen sofort ein Bild, das blieb und mir weiterhin vollkommen präsent ist: Ich laufe einen Weg entlang und rechts neben mir geht Jesus. Seinen linken Arm hat er um meine Schultern gelegt und mit der rechten gestikuliert er ruhig, erklärt mir alles. Ausführlich, lange gehen wir – zu Gott hin. Ich war so glücklich, während ich da kniete und vor Erleichterung und Dankbarkeit weinte! Ich weiß nicht, was mir Jesus inhaltlich sagte. Aber dass ich irgendwann alles verstehen werde, und dass ich bis dahin nicht alleine bin, das bedeutet dieser Eindruck für mich. Erbaulich für uns als Familie sind Events wie die Jahrestagung von Christen im Gesundheitswesen oder auch der Christliche Gesundheitskongress. Dort erfahren wir Gemeinschaft mit anderen Christen, Inspiration aus vielen Vorträgen und

Gesprächen, sowie eine Verdichtung der Erlebnisse vieler mit ihrem Glauben. Als Kontrastprogramm dazu, aber mindestens so wichtig, sind die Exerzitien. Und ich freue mich, dass mein Mann an den Einkehrtagen im Kloster Gnadenthal teilnehmen kann, denn gelebter Glaube bedeutet nicht immer nur Regsamkeit für Gott, sondern manchmal auch Auftanken in der Stille. Ich denke an die Geschichte von Maria und Martha aus dem Lukasevangelium (10. Kapitel). Jesus besucht die Schwestern, und während Martha sich viel „zu schaffen macht, ihm zu dienen“ setzt sich Maria einfach zu seinen Füßen und hört ihm zu. Als Martha sich aufregt, antwortet Jesus in der Lutherübersetzung so: „Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe; eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt.“ Darum also geht es: „Das gute Teil“ erwählen – jeden Tag und in jeder Situation aufs Neue.

Johanna Feymann, Berlin, freiberufliche Autorin


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