Familienmagazin 03|2017

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Das Puppentheater Gabi Kussani in Elm privat Seit fast 40 Jahren stehen in Elm die Puppen im Mittelpunkt des Bühnengeschehens. Bereits in der dritten Generation kann die Chefin ihr Publikum begrüßen. Längst ist sie aber auch in ganz Deutschland sowie in den Nachbarländern mit ihrem Theater unterwegs.

Gabi Kussani mit ihren Puppen.

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abi Kussanis Vater Bert hat die Puppenbühne im Jahr 1978 gegründet, ursprünglich sollte an jedem Wochenende eine Bühne in Elm gastieren. Doch dann kam alles anders: Ostern 1979 veränderte sich Gabi Kussanis Leben quasi beim Frühstück. Sie steht bis heute hinter Kasper, Prinzessin und Co. Den absoluten Durchbruch hatte sie mit dem Umweltkasper. Wir trafen Gabi Kussani, die ausgebildete Ballettlehrerin, die als Kind gerne Förster oder Architektin geworden wäre, ganz privat in ihrem Theater. Dort gewährte sie einen tiefen Einblick in ihr Schaffen, aber auch in ihr Leben, das, wie sie erklärt, nicht immer so verlief, wie sie es geplant hatte. Es ist Vormittag, Gabi Kussani sitzt frohgelaunt in ihrem Theatersaal. Noch, erklärt sie, liegt das im Sommerschlaf. Bis zur ersten Vorstellung im neuen Spielbetrieb, die am

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FOTO: CAROLIN MERKEL

22. Oktober stattfinden wird, gibt es noch so einiges zu tun. Vor allem die sanitären Anlagen müssen saniert werden, auch sonst, erklärt Kussani, muss sie dranbleiben, das Theater in Schuss halten. Gar nicht so einfach, wenn man weiß, dass sie eigentlich gar nicht in Elm zu Hause ist. Seit zwölf Jahren nun schon pendelt sie der Liebe wegen von Würselen bei Aachen ins Saarland. „Ja, ich lebe in der Kanzlerkandidatenstadt. Aber ich fühle mich dort so wohl, ich glaube, ich will da nicht mehr weg“, erzählt sie. Vielleicht liegt das auch an der Herkunft ihres Vaters Bert. Der war ein waschechter Rheinländer – die Frohnatur hat er seiner Gabi, die er gerne „Püppi“ nannte, wohl vererbt. Und Püppi war es auch, die damals im Schicksalsjahr 1979 herhalten musste, als Vater Bert in großer Not war. Die Idee, ein Puppentheater zu installieren, hatte Kussani Senior

bereits im Jahr 1977. Am 5. März 1978 wurde große Eröffnung gefeiert. „Mein Vater hatte eine große Künstleragentur, war aber vor allem vom Zirkus, aber auch von Puppenspielern begeistert“, sagt Kussani. „Püppi, schau mal, ich baue ein Theater“

Als ihr Bruder die Firma übernommen hatte, sagt Bert Kussani, inzwischen Privatier, eines Tages mit Plänen bewaffnet: „Püppi, schau mal, ich baue ein Theater“, erinnert sich Gabi Kussani. Die Grundform, erzählt sie, ist bis heute gleich geblieben, das Bühnenhaus wurde angebaut. Bis heute gibt es noch Vorhänge, die aus den Anfangszeiten stammen. „Damals gab es 460 Puppenbühnen in Deutschland, jede Woche sollte eine zu uns kommen und spielen“, erläutert sie den Plan ihres Vaters. Im Foyer begrüßten original

Hohnsteiner Puppen das Publikum, sicher verwahrt in einer Glasvitrine. „Ich denke aber, mein Papa wollte die unbedingt haben“, sagt sie. Gut ein Jahr lief alles nach Plan, Tochter Gabi war Elevin am Theater. Dann kam Ostern 1979. „Wir saßen am Tisch und das Telefon läutete. Ich hörte, dass mein Vater außer sich war, wusste aber nicht, was für ein Problem es gab“, erinnert sie sich. Bestürzt trat Bert Kussani vor seine Tochter und erklärte, die Puppenbühne habe ihm abgesagt, er könne doch nicht die weinenden Kinder wieder wegschicken. Gabi Kussanis Idee, ein Schild an die Tür zu hängen – „So kannte ich das aus dem Theater, wenn der Hauptdarsteller erkrankt ist“ – stieß auf wenig Gegenliebe. Eine halbe Stunde vor Aufführungsbeginn, erinnert sie sich, hat sie mit den Hohnsteiner Puppen hinter dem Vorhang gesessen und sich gefragt, wie das gehen solle. Pünktlich um 15 Uhr hob sich der Vorhang und Gabi schlüpfte erstmals in die Rolle von Hexe, Zofe, Prinzessin und Butler. „Am meisten berührt hat mich damals mein Vater. Es war wunderschön, ihm beim Spielen zuzusehen“, erinnert sie sich. Und so änderte sich der Lebensplan der jungen Frau schlagartig. Die ersten Jahre gab sie nebenbei auch noch Ballettunterricht, aber irgendwann wurden die vielen Aufführungen einfach zu viel und sie konzentrierte sich aufs Puppentheater. Außerdem hat sie in der Künstleragentur der Familie eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau absolviert. „Mein Vater bestand darauf, dass ich etwas Ordentliches lerne“, sagt sie. Ein richtig großer Wurf, betont sie, ist ihr mit dem Umweltkasper im Jahr 1985 gelungen. „Da waren wir


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