SWISS ASSOCIATION FOR AUTONOMOUS MOBILITY | AUSGABE 1
GAME-CHANGER
Wie autonome Fahrzeuge den Verkehr in der Schweiz verändern
REGULATORISCHE EVOLUTION
Warum die neue SVG-Revision dem autonomen Verkehr in der Schweiz den Weg ebnet
EXKLUSIVE CEO-INTERVIEWS
Jürg Wittwer (TCS)
Lara Amini (LOXO)
Christian Plüss (PostAuto)
Helmut Ruhl (AMAG)
Denis Berdoz (TPG)
«AUTOMATISIERTES FAHREN WIRD DIE MOBILITÄT DER ZUKUNFT MITPRÄGEN»
Jürg Rötlisberger, Direktor ASTRA
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser
Die Schweiz ist bereit für die Mobilitätswende. Die Technologien für automatisierte Mobilität sind getestet, werden in Pilotprojekten bereits erfolgreich angewendet und auch die Schweizer Gesetzgebung hat die Weichen für die automatisierte Mobilität gestellt.
Die Schweiz hat sich schon immer durch Innovationskraft und technologischen Fortschritt ausgezeichnet. Nun sind in der Mobilität neue Lösungen gefragt und SAAM bringt diese auf die Schweizer Strassen.
Zum Beispiel als Teil des öffentlichen Verkehrs. In zahlreichen helvetischen Städten wurden autonome Shuttle-Services erfolgreich erprobt und von der Bevölkerung mit Begeisterung getestet. Autonome Mobilität steigert nicht nur die Effizienz, sondern ist auch ein entschei dender Faktor für eine nachhaltige Zukunft. Ein einfacherer und personali sierter Zugang zu Mobilitätsangeboten sowie die Möglichkeit, autonome Fahr zeuge gemeinsam im «Sharing» zu nutzen, erweitern die Nutzungsdauer der Mobilität bis ins hohe Alter.
Auch die Logistikbranche verschläft den Trend zu autonomen Fahrzeugen nicht:
Die Partner von SAAM blicken auf erfolgreiche Pilotprojekte zurück und erproben aktuell weitere automatisierte Transportmöglichkeiten. Dies ist nicht zuletzt auch eine gute Gelegenheit, um dem Fachkräftemangel mit technologischen Lösungen entgegenzuwirken.
SAAM ist das Kompetenzzentrum, wenn es um automatisierte Mobilität in der Schweiz geht und hat namhafte Unternehmen an Bord, die ihre Mobilitätszukunft aktiv gestalten wollen. Die Strahlkraft von SAAM reicht sogar bis in die USA oder nach Asien. Gerade diese internationale Vernetzung ist eine weitere, grosse Stärke von SAAM. Expertinnenund Expertenwissen aus der ganzen Welt vereint sich bei SAAM, um die Mobilität der Schweiz neu zu formen und für die Bevölkerung zugänglich zu machen.
Eine anregende Lektüre wünsche ich Ihnen.
Hans Wicki Präsident SAAM
« SAAM ist das Kompetenzzentrum, wenn es um automatisierte Mobilität in der Schweiz geht.»
Jürg Röthlisberger
Direktor Bundesamt für
Strassen ASTRA
Automatisierte Mobilität als Impuls für Veränderung
Digitalisierung beeinflusst uns und unsere Lebensbereiche umfassend, auch in der Mobilität. Bisherige, teils liebgewonnene Gewissheiten werden obsolet und vieles muss noch offenbleiben. Was aber sicher ist: Auch in 100 Jahren werden Wohlstand, Gesundheit, Bildung und Kultur unserer Gesellschaft starke Infrastrukturabhängigkeiten und in direktem Zusammenhang mit verfügbarer, verträglicher, sicherer und verlässlicher Mobilität stehen. Als Fachbehörde für Strassenverkehr ist es unsere Aufgabe, die Mobilität der Zukunft mitzugestalten und die Strassen fit für die Zukunft zu machen.
Dabei eröffnet das automatisierte Fahren neue Perspektiven und die Zukunft der Mobilität ist smart. Die Aufgabe des ASTRA ist es, die Potenziale der Digitalisierung und Automatisierung bestmöglich zu erschliessen. Mit der Revision des Strassenverkehrsgesetz und der Verordnung über das automatisierte Fahren (aktuell in der Vernehmlassung) bekennen sich Parlament und Bundesrat deutlich zu diesem Megatrend. Bereits 2025 können die Potenziale bedingt- und hochautomatisierter Fahrzeuge (Automatisierungsstufe 3 und 4) im realen Einsatz auf Schweizer Strassen abgerufen werden.
Bis 2060 könnte das vollautomatisierte Fahrzeug (Automatisierungsstufe 5) Realität und für die Mobilität von morgen unverzichtbar sein.Dies zeigt die ASTRA Studie «Verkehr der Zukunft 2060», in eindrücklicher Weise auf. Die erwähnte Studie skizziert drei Szenarien für die Zukunft: «Revolution der kollektiven Mobilitätsservices» , «Revolution der individuellen Mobilitätsservices» und «Evolution ohne Disruption». In allen drei Szenarien spielen automatisierte Fahrzeuge eine zentrale Rolle.
« SAAM liefert einen wichtigen Beitrag für das automatisierte Fahren in der Schweiz.»
Bis 2060 dürfte die Anzahl der zurückgelegten Kilometer im Personenverkehr um 30 bis 40 Prozent im Vergleich zu 2015 steigen. Es ist daher unverzichtbar, die bestehende Infrastruktur systematisch fit zu halten. Automatisierte Fahrzeuge werden einen Beitrag dazu leisten, dass die bestehenden Strassenflächen besser ausgenutzt werden können. Ein positiver Nebeneffekt: Unfälle – heute Ursache für über 10 Prozent aller Staus –werden auf ein Minimum gesenkt.
Im Szenario «Revolution der kollektiven Mobilititätsservices» sehen die Studienverfasser vor, dass führerlose Shuttles, Busse und Züge bis zu 70 Prozent unseres
Mobilitätsbedarfs abdecken können. Auto und klassischer ÖV verlören an Dominanz. Beispielsweise müssten Politik und Gesellschaft für eine Region oder für ein Quartier nicht mehr einen teuren ÖV-Takt bestellen, sondern eine Erschliessungsqualität sicherstellen. Das Auto revanchiert sich im Szenario «Revolution der individuellen Mobilitätsservices», das Haushalte ohne eigene Autos vorhersagt. Familien würden das Netz fahrerloser Taxis nutzen, um sich fortzubewegen. Der hohe Komfort – man ist alleine in seinem Fahrzeug, ohne dieses steuern zu müssen – würde fast zu einer Verdoppelung der von Autos zurückgelegten Kilometern im Vergleich zu 2015 führen. Im Szenario «Evolution ohne Disruption» gehen die Forschenden davon aus, dass es weder in die eine noch in die andere Richtung zu grossen Veränderungen kommt. Das würde bedeuten, dass Privathaushalte immer noch vorwiegend eigene Fahrzeuge besitzen und die emotionale Bindung zum eigenen Auto wichtig bleibt.
Die Vorstellung, dass automatisierte Fahrzeuge ständig unterwegs sein können und eine Fahrt nach der anderen zurücklegen, macht Eindruck. Das würde Mobilität höchst effizient machen und könnte zu einer deutlichen Senkung der Kosten führen: die Studie geht von rund 80 Prozent weniger als heute aus.
Die drei Szenarien machen deutlich, dass die Herausforderungen in der Mobilität der Zukunft gross und spannend zugleich sind. Für mich ist klar, dass das automatisierte Fahren die Mobilität der Zukunft mitprägen wird. Doch in welchem Ausmass und in welcher Form bleibt
abzuwarten, denn Gesellschaft und Politik werden sich hier einbringen müssen und wollen. Wichtig ist, dass wir uns als Gesellschaft auf den Megatrend Automatisierung vorbereiten und gemeinsam diese Reise antreten. Als Fachamt müssen wir sicherstellen, dass die Infrastruktur und die Gesetzgebung darauf ausgerichtet sind, diese neuen Technologien zu unterstützen. Die Potenziale in Sachen Effizienz, Kosten, Sicherheit und Verfügbarkeit sind schlicht zu vielversprechend, als dass wir sie ignorieren könnten. Organisationen wie SAAM gebührt unser aufrichtiger Dank, denn nur mit ihrer Multiplikation wird die Akzeptanz für neue Technologien und Angebote zu erhalten sein. Und breite, gesellschaftliche Akzeptanz ist eine zwingende Voraussetzung.
Ich freue mich auf die anstehenden Veränderungen in der Mobilität hin zu mehr Sicherheit, verbesserter Verträglichkeit und gesteigerter Verfügbarkeit bei sinkenden Kosten. Ganz besonders freue ich mich auf den Weg dorthin, den wir mit den Weggefährten wie dem SAAM zurücklegen werden. n
Jürg Röthlisberger Direktor ASTRA
Die 4 technischen Voraussetzungen für automatisiertes Fahren
Fahrzeuge, die ohne Person am Steuer durch die Strassen kurven, sind längst keine Theorie mehr. Die Technologie hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Doch wann spricht man von selbstfahrenden oder autonomen Fahrzeugen?
Dieser Beitrag klärt auf.
Damit ein Auto selbstfahrend bzw. automatisiert unterwegs sein kann, muss es mit fortschrittlichen Steuerungen und mit auf künstlicher Intelligenz (KI) basierten Systemen ausgestattet sein. Sensoren, LiDAR (eine Art Laserscanning), Radar und Kameras erlauben es dem Fahrzeug, die Umgebung sofort zu erfassen und ohne menschliches Eingreifen zu steuern. Das Auto erkennt mögliche Fahrwege, Verkehrsschilder und Hindernisse und navigiert selbständig.
Dadurch fahren automatisierte Fahrzeuge friktionsfreier als bei menschlicher
Lenkung. Die Idee ist, dass solche Autos alle Fahrfunktionen unter denkbar allen Bedingungen und in einer Vielzahl von Umgebungen umsetzen können. Anforderungen, denen in der Realität kaum ein menschliche Fahrerin oder Fahrer gewachsen ist.
Das Ausmass der Automatisierung (siehe nächstes Kapitel) kann variieren und reicht von teilweiser Unterstützung bis hin zu vollständiger Selbstfahrfähigkeit, bei denen keine Person mehr notwendig ist. n
Drive-by-Wire-Fahrzeug
Für das automatisierte Fahren ist Drive-by-Wire (DbW) von entscheidender Bedeutung, da es die direkte elektronische Steuerung aller Fahrzeugfunktionen ermöglicht. Dies vereinfacht die Integration fortschrittlicher Fahrassistenzsysteme (ADAS) und autonomer Fahrfunktionen, da Befehle effizient und präzise elektronisch übermittelt werden können.
Durch die Eliminierung mechanischer Verbindungen erhöht DbW zudem die Zuverlässigkeit, Sicherheit und Effizienz des Fahrzeugs, was für die Komplexität und Anforderungen des automatisierten Fahrens unerlässlich ist.
Fahrzeugkarosserie mit technischen Komponenten Um seine Umgebung effektiv zu navigieren, nutzt ein autonomes Fahrzeug eine ausgeklügelte Reihe von Sensoren, einschliesslich Kameras, Radars und LiDAR (Light Detection and Ranging).
Diese Technologien arbeiten zusammen, um eine umfassende Lageerfassung für das Fahrzeug bei jeder Witterung und auch bei eingeschränkter Sicht zu gewährleisten. 2
Situationsbewusstsein
Dies ist die Fähigkeit des Fahrzeugs seine Umgebung in Echtzeit wahrzunehmen, zu verstehen und sich in dieser zu lokalisieren.
Es erfordert die Zusammenführung und Verarbeitung von Daten aus verschiedenen Sensoren.
4
Entscheidungsfindung und Manövrieren
Das Fahrzeug trifft Entscheidungen basierend auf den Daten seiner Sensoren und des Situationsbewusstseins.
Frühere automatisierte Fahrsysteme, waren stark von bestehendem Kartenmaterial abhängig. Dies hat sich geändert: Dank Fortschritten in bei der Sensortechnologie, der künstlichen Intelligenz und dem maschinellen Lernen, sind moderne automatisierte Fahrzeug zunehmend «kartenlos» unterwegs.
Die 5 Stufen der Automatisierung
Umgangssprachlich wird selten ein Unterschied zwischen selbstfahrenden, autonomen oder automatisierten Fahrzeugen gemacht. Mit Blick auf die Regulierung ist es aber wichtig, die Terminologie dahinter zu verstehen.
In Ländern wie Deutschland und den USA sind Fahrzeuge der Automatisierungsstufe 3 im öffentlichen Verkehr bereits zugelassen.
Mit der Revision des Schweizer Strassenverkehrsgesetzes werden Level-3-Fahrzeuge künftig auch auf Schweizer Strassen zugelassen sein.
Die Society of Automative Engineers (SAE) bevorzugt den Begriff «automatisiert» anstelle von «autonom». Der Grund liegt darin, dass «Autonomie» Fähigkeiten über mechanische und elektronische Aspekte hinaus andeutet. Ein wahrhaft autonomes Fahrzeug hätte demnach die Fähigkeit, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Beispielsweise könnte es ein anderes Ziel als das befohlene wählen. Das heisst, die künstliche Intelligenz entscheidet für die Passagiere spontan einen Ausflug an den Strand, anstatt den Weg ins Büro zu fahren.
Im Gegensatz dazu folgt ein automatisiertes Fahrzeug strikt den angegebenen Anweisungen und navigiert trotzdem eigenständig.
Die Begriffe «selbstfahrend» und «autonom» werden of synonym verwendet.Es gibt jedoch einen feinen Unterschied: Ein selbstfahrendes Fahrzeug kann in bestimmten oder sogar allen Situationen selbstständig fahren, benötigt jedoch immer einen menschlichen Passagier, der bereit ist, die Kontrolle zu übernehmen. Selbstfahrende Autos entsprechen typischerweise Level 3 (bedingte Fahrzeugautomatisierung) oder Level 4 (hohe Fahrzeugautomatisierung) und unterliegen geografischen Einschränkungen. Im Gegensatz zu einem völlig automatisierten Fahrzeug, das keine solchen Beschränkungen kennt. n
5 Stufen der Automatisierung
0
Fahrer:in notwendig Konventionell
Fahrer:in hat praktisch volle Kontrolle.
3 Augen weg Bedingt automatisiert
Fahrer:in übernimmt nur noch in Einzelsituation.
Fahrzeug fährt selbständig und warnt Lenker:in b ei Einzelsituationen.
Quellen: eigene Darstellung,angelehnt an BFU 2019
1
Füsse weg Assistiert
Fahrer:in wird unterstützt durch Tempomat und Einparkhilfe.
2 Hände weg Teilautomatisiert
Fahrer:in überwacht das Geschehen, lenkt aber nicht mehr selbst.
Fahrzeug übernimmt diverse Funktionen.
Fahrzeug steuert diverse Funktionen wie Abstandshaltung, Spurhaltung.
4
Völlig automatisiert Def. Einsatzbereich
Fahrer:in wird zur Passagier:in.
Fahrzeug übernimmt im definierten Einsatzbereich alle Fahraufgaben.
5
Völlig automatisiert Überall
Fahrzeug lenkt und fährt komplett automatisiert und ist nicht mehr mit Gas- & Bremspedal ausgestattet.
Zahlen und Fakten zur Schweizer Mobilität
18’396
Unfälle auf Schweizer Strassen im Jahr 2022 1
500'000
Personen in der Schweiz sind in der Mobilität stark eingeschränkt 1
241
Verkehrstote auf Schweizer Strassen im Jahr 2022 1 1
92.5 Mia CHF
Transportkosten im Jahr 2020 1
4’002
Schwerverletzte auf Schweizer Strassen 2022 1
2 x
Der Güterverkehr hat sich seit 1980 fast verdoppelt 1
91 %
der Verkehrsunfälle 2023 sind auf menschliches Versagen zurückzuführen 2
50 %
des Pendlerverkehrs wurde 2022 mit dem Auto abgewickelt 1
ca. 4.2 Mia CHF
jährlich Kosten aufgrund von Verkehrsunfällen 3
26 %
Anteil Logistik-Leerfahrten auf Schweizer Strassen 2021 1
20.8 km
pro Tag legen Schweizer:innen mit dem Auto zurück 2021 1
84’868 km
Schweizer Strassennetz 2023 1
14’926 km
Jahresmobilität pro Person und Jahr 2021 1
Quellen
1 bfs.admin.ch
2 runtervomgas.de
3 unfallstatistik.ch
Mehr Sicherheit und weniger Strassenverkehr
Die Vorteile automatisierter Fahrzeuge sind vielfältig. Sind die Fahrzeuge elektrifiziert und transportieren gleichzeitig mehrere Personen, tragen sie wesentlich zur Mobilitätswende bei.
« Mobilitätswende heisst nicht, den Stau elektrisch zu machen.»
Robert Habeck (Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz in Deutschland, 20.8. 2021)
Die Grafik zeigt, welchen positiven Einfluss automatisierte Fahrzeuge auf verschiedene Faktoren wie Parking, Kosten, Umwelt, etc. haben. Dabei steht die geteilte Nutzung (Sharing) von automatisierten Fahrzeugen als Shuttles im Vordergrund. Hier entstehen echte Chancen für die Mobilität und insbesondere für den öffentlichen Verkehr.
Dies hat auch die Schweizer Politik erkannt. Robotaxis stehen dabei nicht im Vordergrund, sondern die Nutzung sogenannter Shuttles, die mehrere Personen gleichzeitig von A nach B befördern und dem System des heute bekannten Busangebots am nächsten kommen. Ein weiterer Vorteil automatisierter Shuttles liegt zudem darin, dass sie dank ihrer hohen Technologisierung «On-Demand» bestellt werden können. Das heisst, die nutzende Person bucht das Shuttle via App auf den für sie idealen Zeitpunkt und das Shuttle kombiniert Fahrwünsche, wodurch unnötige Mehrfahrten vermieden werden können.
Mobility as a Service – ein Modell mit Zukunft
Die Zukunft liegt in einem umfassenden, individuellen Mobilitätsangebot. In der Debatte zwischen Schiene und Strasse birgt die Automatisierungsrevolution der Strasse das grössere Potenzial zur Effizienzsteigerung, Kostensenkung und Einführung innovativer Angebote –zumindest in der Theorie. Die Schiene weist gemäss den Szenarien des ASTRA in diesem Zusammenhang weniger Vorteile auf. Daher sollte der Schwerpunkt auf der Förderung des öffentlichen Verkehrs auf der Strasse liegen und und als Chance gesehen werden, die Stärken der öffentlichen Verkehrssysteme weiter auszubauen.
Das ist mit ein Grund, weshalb die S chweizer Regierung das Konzept des Ridepooling (Shuttles/Sharing) nachdrücklich unterstützt und als wichtigen Ansatz für den zukünftigen Verkehr anerkennt.
Der Erfolg neuer Mobilitätsdienste hängt davon ab, dass die Zahl der persönlichen Fahrzeuge reduziert wird, ohne unnötigen Mehrverkehr zu erzeugen. Mit anderen Worten: Es geht darum, vom Besitz von individuellen Fahrzeugen zu MaaS-Lösungen (Mobilityas-a-Service) überzugehen. n
Logistik als Vorbild für Mobility-as-a-Service
Photo: PostAuto
Neben dem Potenzial für Shuttles gibt es vor allem in der Logistikbranche dank automatisierten Fahrzeugen viel zu gewinnen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Sektor der Nutzfahrzeuge bis 2025 direkt von Stufe 2 (teilautomatisiert, mit Fahrerassistenz) auf Stufe 4 (vollautomatisiertes Fahren) übergehen wird.
Insbesondere in der Schweiz, die über eine ausgezeichnete Eisenbahninfrastruktur und spezifische geografische Bedingungen verfügt, besteht Raum für innovative Prozesse und Dienstleistungen. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr nur auf grossangelegten Transporten zwischen Logistikzentren (Hubs). Mit der Entstehung von mikro-urbanen Logistikzentren und der Zustellung auf der letzten Meile ergeben sich einzigartige Möglichkeiten und ein neuer Ansatz für Transportketten und Lieferungen. Dies wird zu einer gesteigerten Effizienz innerhalb der Arbeitsabläufe im globalen Logistikbereich führen.
Diese zukunftsorientierten Entwicklungen heben hervor, wie ein wirtschaftlicher Ansatz, kombiniert mit technologischer Innovation, die Logistikbranche transformieren kann. Durch die gezielte Nutzung automatisierter Fahrzeuge lassen sich nicht nur neue Dienstleistungen realisieren, sondern auch Verkehrs- und Lieferprozesse in der Schweiz deutlich optimieren – ein vielver-
sprechender Ausblick für die Gütermobilität von morgen.
In der Schweiz setzen die folgenden Unternehmen Massstäbe für automatisierte Logistik:
Embotech: Als führender Anbieter von Automatisierungssystemen verbessern die Software und Lösungen des Unternehmens die Sicherheit, Produktivität und Energieeffizienz von intelligenten Fabriken, Logistikhöfen und Häfen massgeblich. Zu den wichtigsten Anwendungen gehören die automatisierte Fahrzeugkoordination und die Automatisierung von Nutzfahrzeugen sowie Industrierobotik und Energiemanagement. Diese Innovationen optimieren nicht nur bestehende Betriebsabläufe, sondern ebnen auch den Weg für neue Möglichkeiten im Logistiksektor.
Planzer Transport: Das Transportunternehmen nutzt verschiedene Ansätze, um mit automatisierten Fahrzeugen (Level 4) die städtische Logistik in städtischen Räumen zu revolutionieren. Mit dem Einsatz von smarten CargoShuttles und mobilen, automatisierten Paketschliessfächern zielt Planzer auf eine effizientere Feinverteilung von Gütern in Stadtgebieten ab.
LOXO: Das Unternehmen ist ein führender Innovator im Bereich des automatisierten Fahrens und bietet eigene Lieferfahrzeuge und Fernsteuerungsfähigkeiten in einem umfassenden Logistik-Paket an. Der «LOXO Alpha», ist das erste vollständig autonome Fahrzeug, das auf öffentlichen Straßen in Europa unterwegs ist. LOXO erweitert derzeit die Reichweite ihrer proprietären, kartenlosen Technologie für autonomes Fahren. n
« Es gibt einige repetitive oder wenig attraktive Aufgaben in der Logistik, die gut für Automatisierungen geeignet sind. Wichtig ist, dass diese Technologie als sinnvolle Ergänzung betrachtet wird, und nicht als kompletter Ersatz.»
Nils Planzer
Schweizer Pionierleistungen dank neuer Regulierung
Autofahren, ohne das Steuer in den Händen zu halten? In der Schweiz ist das bald schon erlaubt. SAAM hat das ASTRA bei der Formulierung des neuen Passus im Strassenverkehrsgesetz unterstützt. Das Konsultationsverfahren ist inzwischen abgeschlossen und der Bundesrat macht nun in einer Verordnung konkrete Vorschläge, wie das automatisierte Fahren künftig geregelt sein soll.
Mit der geplanten Teilrevision des Schweizerischen Strassenverkehrsgesetzes trumpft die Schweiz im internationalen Vergleich auf: Mit der neuen Regulation werden Pionierleistungen in der Mobilität ermöglicht.
Dank den Partnerfirmen von SAAM sind bereits in mehreren Schweizer Städten führerlose Busse, sogenannte autonome Shuttles, in Betrieb gewesen. Dazu gehören Bern, Zug, Genf, Freiburg, Sion, Schaffhausen oder auch Zürich. Diese Shuttles waren als Pilotprojekte angelegt und sind erfolgreich abgeschlossen worden. Der Bundesrat will den Einsatz von führerlosen Fahrzeugen nun regeln und für die kommerzielle Nutzung zulassen. Grundsätzlich hängt der Einsatzort
solcher Shuttles immer auch von den technischen Fähigkeiten des Fahrzeugs ab. Das bedeutet, dass Betreiberinnen und Betreiber von autonomen Shuttles beweisen müssen, dass ihr Fahrzeug die vorgesehene Strecke automatisiert bewältigen kann. Auch muss sichergestellt sein, dass ein Operator aus der Ferne auf das Fahrzeug zugreifen kann, denn führerlose Fahrzeuge müssen sich reibungslos in den Verkehr integrieren können. Zudem müssen die Strecken vom Kanton genehmigt werden.
Zeitung lesen, statt Steuer halten Automatisierte Fahrzeuge dürfen in der Schweiz bereits heute auf klar definierten Strassen in der Schweiz eingesetzt werden.
«Der Anteil an vollautomatisierter Mobilität wird in den nächsten fünf Jahren wachsen. Allerdings wird es noch viele weitere Jahre dauern, bis ein grosser, relevanter Teil auf die neue Technologie umsteigen wird. Ich gehe davon aus, dass es auch noch in 20 Jahren hybride Lösungen geben wird.»
Nils Planzer (CEO Planzer AG)
Hierbei handelt es sich aber um Pilotprojekte, für die es eine Ausnahmebewilligung des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) braucht. Mit der neuen SVG-Revision will der Bundesrat diesen Prozess nun gesetzlich verankern und damit vereinfachen. Sofern die gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind, wird es in Zukunft keine Ausnahmebewilligungen mehr brauchen.
Mit der neuen Gesetzgebung wird es künftig möglich sein, dass der Lenkende nach Aktivierung des Automatisierungssystems das Steuer loslassen kann (SAE Level 3), wobei der Bundesrat noch nicht definiert hat, in welchen Situationen dies erlaubt sein soll. Auch hier hängt es von den technischen Möglichkeiten des Fahrzeuges ab und einem Nachweis, dass die Verkehrssicherheit und der Verkehrsfluss jederzeit garantiert sind.
Wer trotzdem in den Genuss eines führerlosen Personenfahrzeugs (SAE Level 4) kommen möchte, wird sich zukünftig in vollautomatisierte Fahrzeuge setzen können. Wie in den USA und in China soll dies auch in der Schweiz Realität werden. Der Bundesrat möchte dies auf festgelegten Strecken erlauben, da mit automatisierten Fahrzeugen Stauverkehr minimiert oder gar vermieden werden kann.
Vorteile gegenüber anderen, internationalen Gesetzen Im Vergleich zur EU-Gesetzgebung wählt der Bundesrat einen pragmatischen Weg für die Umsetzung des revidierten Gesetzes. Im Gegensatz zur EU schränkt der Bundesrat die Anzahl der bewilligten Fahrzeuge nicht ein. Auch auf ein jährliches Reporting der Hersteller der Fahrzeuge zu besonderen Vorkommnissen wird in der Schweiz verzichtet, was mehr Innovation und weniger Bürokratie zur Folge haben wird. Ebenso kann die EU-Typengenehmigung nach Art. 45 der Verordnung über automatisiertes Fahren (AFV) ausgenommen werden, wenn ein vergleichbares Sicherheitsniveau des Fahrzeuges durch den Anbieter gewährleistet werden kann.
Riesiges Potenzial als Teilangebot der öffentlichen Mobilität
Die Schweiz verfügt über eine hochentwickelt Infrastruktur, die sich ideal für automatisierte Fahrzeuge eignet. Das Strassennetz ist gut ausgebaut und gewartet, was eine reibungslose Navigation und Kommunikation zwischen den Fahrzeugen ermöglicht. Darüber hinaus hat die Schweiz ein effizientes öffentliches Verkehrssystem, das bereits heute eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft geniesst. Die Integration automatisierter Fahrzeuge in dieses System könnte den Verkehr noch effizienter, sicherer und umweltfreundlicher machen. n
Anpassungen im Strassenverkehrsgesetz (SVG)
Rechtsgrundlage Beschluss des Strassenverkehrsgesetzes vom 17. März 2023 zur Ermöglichung des automatisierten Fahrens.
Zu ändernde Verordnungen
Anwendungsbereich der Verordnung
1. Verordnung über das automatisierte Fahren (AFV)
2. Verordnung über die Finanzhilfen zur Förderung neuartiger Lösungen für den Verkehr auf öffentlichen Strassen (ÖStFV)
Fahrzeug MIT Fahrer:in (SAE-Level 3, 4) und vorübergehende Entlastung
Fahrzeug OHNE Fahrer:in (Level 4) + Fahrzeuge mit EU/UNECETypgenehmigung
Vorgegebene Routen mit obligatorischer Fernüberwachung (Ausnahmeregelung für besondere Einzelfälle)
Kleines Fahrzeug OHNE Fahrer:in
Ohne vorgegebene Routen mit Entlastung für den Betreiber nur für kleine Abmessungen & niedrige Geschwindigkeit
Fahrzeug OHNE Fahrer:in (L5)
OHNE vorgegebene Route – nur Pilotprojekte (ASTRA-Förderung: CHF 2 Millionen/Jahr)
Genehmigter Nutzungsbereich (Art. 39)
Anwendung auf Kanton des Zulassungslandes, Gebietsbeschreibung, Bestätigung der Eignung für Operational Design Domain (ODD), Zuverlässige Funkverbindung, Betriebskonzept, EU-Zertifikat
Revision des Strassenverkehrsgesetzes
2025*
Inkrafttreten
Ende 2024* Annahme
Okt. 2023 bis Feb. 2024
Vernehmlassung
Oktober 2023
vorläufiger Entwurf
Verschiedene Änderungen des SVG werden nun gestaffelt in Kraft treten.
Die folgenden Angaben beziehen sich auf die Artikel, die sich auf das automatisierte Fahren beziehen.
Frühjahr 2023
Genehmigung durch das Parlament November 2021
Verabschiedung der Botschaft
*Voraussagen
«Die Kosten pro Personenkilometer reduzieren sich um ca. 50 %»
Der in Franken aufgewachsene Deutsche Helmut Ruhl ist seit März 2021 CEO der AMAG Group, wo er seit 2017 bereits die Rolle des CFO innehatte. In der Automatisierung der Mobilität sieht der erfolgreiche Mobilitätsmanager einen grundlegenden Paradigmenwechsel, der vor allem Kostenvorteile für die Kundinnen und Kunden bringt.
Betrachten Sie automatisierte Mobilität eher als Chance oder als Risiko für AMAG?
Autonomes Fahren ist zunächst einmal eine grosse Veränderung und unterscheidet sich fundamental von der traditionellen Mobilität, wie wir sie bislang kennen. Aber unsere Produkte haben sich über die Jahre ja auch kontinuierlich weiterentwickelt und wurden durch die Elektromobilität deutlich nachhaltiger. Man darf auch nicht vergessen, dass teilautonome Systeme den Verkehr in der Vergangenheit schon deutlich sicherer gemacht haben, so sind die schweren Unfälle in den letzten 50 Jahren um 80 % zurückgegangen. Die Vision vom unfallfreien Fahren rückt nun mit vollautomatisierten Systemen in Reichweite. Ausserdem verschwimmt durch den Einsatz von autonomen Systemen im Personentransport die Grenze zwischen ÖV und Individualverkehr. Wir sehen hier einige neue Chancen für die Zukunft.
Welche Kundenbedürfnisse können dank automatisierter Mobilität erfüllt werden?
Es gibt vor allem Kostenvorteile für die Kundinnen und Kunden, wenn autonome Systeme tatsächlich ohne Fahrer unterwegs sein werden. Die Kosten pro Personenkilometer reduzieren sich dadurch um circa 50 Prozent, was vollautonomes Fahren günstiger machen würde als den ÖV oder die Fahrt im PKW. Und im Vergleich zum heute linienbasierten öffentlichen Nahverkehr ermöglichen autonome Fahrzeuge dann natürlich Ridepooling-Geschäftsmodelle, bei denen die Menschen dort abgeholt werden, wo sie sich gerade aufhalten. Der Vorteil liegt also darin, günstiger und noch bequemer unterwegs zu sein als heute schon. In jedem Fall sollte sich automatisierte Mobilität ins bereits bestehende Mobilitätsangebot einfügen.
« Die AMAG Group will auf dem aktuellen Stand sein und wissen, wie sich die gesellschaftliche Akzeptanz entwickelt. All dies wird über SAAM koordiniert.»
Wann wird eine Skalierung der Technologie und solcher Geschäftsmodelle möglich sein?
Es gibt bereits Pilotversuche in Kalifornien und mittlerweile auch in Europa unter schwierigeren Wetterbedingungen, beispielsweise bei VW MOIA in Hamburg oder mit Holo, einem Unternehmen, an dem wir auch beteiligt sind, in Oslo. Wetterbedingungen wie an diesen Orten herrschen auch in der Schweiz. In beiden Projekten ist geplant, dass die Fahrzeuge ab 2026 ohne Sicherheitsfahrer unterwegs sein werden, das ist also gar nicht mehr so weit in der Zukunft. Daher gehe ich davon aus, dass autonome Fahrzeuge, die sich in einem bestimmten Betriebsbereich bewegen, auch in diesem Jahrzehnt in die Schweiz kommen werden. Level 5, also das, was man allgemein unter autonomem Fahren versteht, nämlich sich ins Auto zu setzen und egal wohin zu fahren, sehen wir aber sicherlich noch nicht in diesem Jahrzehnt.
Warum engagiert sich AMAG bei SAAM?
Automatisiertes Fahren ist ein Megathema und wird auf jeden Fall kommen. Deshalb wollen wir möglichst viel darüber lernen und sind auch in Holo investiert. Beim automatisierten Fahren wird die gesetzliche Regulierung mitentscheidend sein, welche Geschäftsmodelle möglich sein werden. Diesbezüglich bringen wir gerne unsere Praxiserfahrung ein. Es ist aber auch wichtig für uns, die Überlegungen der Regulatoren besser zu verstehen und über die Entwicklungen in Bezug auf die gesellschaftliche Akzeptanz informiert zu sein. All diese Themen werden über SAAM koordiniert und darum sind wir auch ein Teil des Vereins. Wir können
Exklusives Interview mit Helmut Ruhl, CEO Group AMAG
Input leisten, aber lernen auch gerne:
Wie die Schweiz sich die autonome Mobilität vorstellt zum Beispiel, oder ob sich noch weitere Mehrwerte für die Kundinnen und Kunden ergeben werden. Wir hoffen auf jeden Fall, dass im Rahmen der Regulierung Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es dem autonomen Fahren ermöglichen, sich auch in der Schweiz zu entwickeln. n
«Wir erschliessen Randregionen mit autonomen Fahrzeugen.»
Christian Plüss ist seit 2018 der CEO von PostAuto und Mitglied der Konzernleitung der Schweizerischen Post. Die SmartShuttles von PostAuto waren weltweit die ersten automatisierten Fahrzeuge, die im öffentlichen Verkehr unterwegs waren. Im Interview verrät der promovierte Geophysiker, wie PostAuto dank der neuen Gesetzgebung wieder Pionierleistungen im Bereich des automatisierten Fahrens leisten wird.
Herr Plüss, welche Rolle spielt automatisierte Mobilität für Sie?
Wir sind tatsächlich Pionierin beim automatisierten Fahren. PostAuto hat als erstes Unternehmen im öffentlichen Verkehr einen autonomen Bus in Betrieb genommen. Dieses sehr spannende Experiment in Sion ist heute leider abgeschlossen. Doch das Thema hat strategische Bedeutung. Autonomes Fahren wird Teil des öffentlichen Verkehrs werden.
Doch welche Kundenbedürfnisse lassen sich damit lösen?
Ich sehe das grösste Potenzial in den Randregionen. Wir werden die Zubringerdienste zum nächsten Bahnhof oder zur nächsten, wichtigen Bushaltestelle verbessern können.
Bild: PostAuto
« SAAM stellt den Austausch zwischen den Projekten sicher und bündelt die Kräfte.»
Exklusives Interview mit Dr. Christian Plüss, Leiter PostAuto und Konzernleitungsmitglied bei der Post
Wir können mit kleineren Fahrzeugen ein neues, günstiges Angebot eröffnen und erschliessen die Randregionen mit autonomen Fahrzeugen. Für die Kundinnen und Kunden wird das Mobilitätsangebot dadurch flexibler.
Wann rechnen Sie damit, dass dieses Szenario überall in der Schweiz zur Realität wird?
Ich habe noch keine Prognose. Wir sind froh, wenn wir in den nächsten Jahren ein Pilotprojekt starten können, um das auszuprobieren. Zuerst muss ein solches Angebot als Teil des öffentlichen Verkehrs eingebaut werden können. Wenn das aber mal funktioniert, bin ich überzeugt, wird eine Skalierung von selbst kommen, weil dann alle die Vorteile erkennen werden.
Die Politik setzt aktuell die Rahmenbedingungen. Welche Wünsche haben Sie an das Parlament?
Ich bin froh, dass das neue Strassenverkehrsgesetz deutlich flexibler geworden
ist. Ab nächstem Jahr werden wir die Möglichkeit haben, mit Fernsteuerung autonomes Fahren einzuführen. Das wird uns erlauben, Pilotprojekte zu starten. Wenn die Erfahrungen positiv sind, wird die Gesetzgebung sicher Schritt für Schritt noch besser und noch flexibler. Und in einem weiteren Teil brauchen wir im öffentlichen Verkehr eine entsprechende Finanzierung solcher Projekte. Wir können nicht alles selber finanzieren. Hier hoffe ich auf die Unterstützung der Politik.
PostAuto ist ein wichtiger Partner von SAAM. Warum engagieren sie sich im Verein?
SAAM ist extrem wichtig. Vor der Gründung von SAAM gab es viele, unabgestimmte Projekte in der Schweiz. SAAM stellt den Austausch zwischen den Projekten sicher und bündelt die Kräfte. Wir können uns austauschen und gemeinsam mit anderen Partnern Pilotprojekte starten. n
Bild:
PostAuto
«Es wird keine roten Ampeln mehr brauchen.»
Dr. Jürg Wittwer ist seit 2016 CEO des Touring Club
Schweiz (TCS), dem führenden Mobilitätsclub der Schweiz mit 1,6 Millionen Mitgliedern und 1'900 Mitarbeitenden. Im Interview verrät er, warum das automatisierte Fahren die Mobilität revolutionieren wird, ähnlich wie dies die bei der Einführung von Zug, Flugzeug und Auto geschehen ist.
Welche Rolle spielt automatisierte Mobilität für Sie?
Die automatisierte Mobilität ist eine Revolution in der Grössenordnung dessen, was der Zug, das Flugzeug oder das Auto im letzten Jahrhundert bewirkt haben. Wenn man heute irgendwohin hinfährt, muss der Mensch immer hinter dem Lenkrad sitzen. Und wenn man nicht Auto fahren kann, entstehen zusätzliche Kosten für Taxifahrten oder andere Fahrdienste. Und nebst den direkten Kosten für die Kundinnen und Kunden, ist das Modell der heutigen Fahrdienste auch generell wenig effizient: Meist sitzen nur zwei Personen im Fahrzeug, nämlich die Fahrerin und der Fahrgast.
Wo sehen Sie den grössten Mehrwert?
Der Computer ist schneller und macht weniger Fehler als der Mensch. Folglich werden die Autos viel besser miteinander
kommunizieren können und der Verkehr wird sicherer werden. Künftig wird es keine roten Ampeln mehr brauchen, weil die Fahrzeuge schnell und sicher entscheiden können, wer Vorfahrt hat, etc.
Auf welche konkreten Kundenbedürfnisse können automatisierte Fahrzeuge eingehen?
Der TCS hat eine Mitgliederzahl von 1,6 Millionen Menschen. Wenn automatisierte Mobilität Vorteile für den TCS bringt, sind das auch Vorteile für die Schweizer Bevölkerung. Der grosse Vorteil ist, dass der Verkehr viel individueller gestaltet werden kann. Wenn ich heute den öffentlichen Verkehr nutzen will, muss ich mich zuerst zur nächsten Haltestelle bewegen. Und je nach Strecke muss ich das Verkehrsmittel wechseln. Vom Bus zum Zug, vom Zug zum Zug, vielleicht zum Fahrrad.
«Automatisierte Fahrzeuge werden die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, grundlegend ändern.»
Mit autonomen Shuttles gibt es einen erschwinglichen und flexiblen Tür-zuTür-Service. So bin ich schneller am Zielort.
Haben solche Shuttles auch einen positiven Effekt auf die Umwelt?
Die ökologischen Auswirkungen von Shuttles oder autonomen Fahrzeugen sind schwer vorherzusagen. Wenn alle Reisen mit einem Shuttle durchgeführt werden, mit nur einer Person drin, ist der ökologische Gewinn wahrscheinlich gering oder es ist sogar das Gegenteil.
Auf der anderen Seite haben wir heute im öffentlichen Verkehr diesen Konflikt, einen sehr dichten Fahrplan anzubieten, der dann mit einer sehr niedrigen Auslastung endet. Vor allem ausserhalb der Stosszeiten. Die Gesamtbilanz kann ich also nicht hervorsagen. Allerdings werden die selbstfahrenden Autos höchstwahrscheinlich alle elektrisch betrieben werden und das ist schon mal ein gutes Argument für die Nachhaltigkeit.
Exklusives Interview mit Dr. Jürg Wittwer, CEO Touring Club Schweiz (TCS)
Wann erleben wir die vollständige Automatisierung der Fahrzeuge auf Schweizer Strassen?
Im Jahr 2000 hiess es, dass es das automatisierte Fahren im Jahr 2020 geben wird. 23 Jahre später heisst es, dass das automatisierte Fahren in etwa 20 Jahren auf unseren Strassen sein wird. Warum es so lange dauert? Weil es ein sehr komplexes Thema ist. Das futuristische Szenario, bei dem das Auto vor meiner Haustüre auf mich wartet und mich zum Ziel bringt – das wird wohl noch 20 Jahre dauern. n
Sehen Sie die besten Momente unserer Interviews im Video.
Bild: TCS
Helmut Ruhl, CEO Group AMAG
Dr. Jürg Wittwer, CEO Touring Club Schweiz (TCS)
Lara Amini, Co-Gründerin von LOXO
Denis Berdoz, CEO Transports Public Genevois (TPG)
Dr. Christian Plüss, Leiter PostAuto, Konzernleitungsmitglied Post
Soziale Akzeptanz als Schlüssel zum Erfolg
Die soziale Akzeptanz spielt eine entscheidende Rolle bei der Einführung automatisierter Mobilität, denn erst wenn Menschen einer Technologie vertrauen, werden sie diese auch akzeptieren und nutzen. Nur wenn die Gesellschaft die vielfältigen Vorteile und Sicherheitsaspekte der automatisierten Mobilität versteht, kann diese Vertrauensbasis geschaffen werden.
Es ist wichtig, dass die Menschen sich sicher fühlen und die Technologie als zuverlässig empfinden, um ihre Bedenken hinsichtlich der Kontrolle und Sicherheit abzubauen. Eine positive soziale Akzeptanz ist daher entscheidend, um die Vorteile der automatisierten Mobilität voll auszuschöpfen.
Fahrerassistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen haben das Potenzial, die Sicherheit im Strassenverkehr erheblich zu erhöhen, zumal menschliches Versagen für 90 Prozent aller Autounfälle verantwortlich ist. Gleichwohl existieren in der Bevölkerung noch Bedenken in Bezug auf automatisierte Fahrzeuge. Laut einer Umfrage von CARiD von 2018 befürworteten zwei Drittel der Befragten gesetzliche Rege-
lungen für die automatisierte Mobilität, was diese Bedenken unterstreicht.
Dialog ist entscheidend
Aus Sicht von SAAM ist es unerlässlich, im ständigen Dialog mit der Gesellschaft zu stehen und über die Fortschritte der Technologie sowie Erkenntnissen aus den Projekten zu berichten, um Vertrauen zu schaffen. Es ist essenziell, dass Industrie, politische Akteure und Betreiber gemeinsame Strategien für die Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern über die Möglichkeiten und Risiken neuer Technologien entwickeln.Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, das Verständnis zu fördern, dass diese Technologien zwar nicht jede Unfallmöglichkeit ausschliessen, jedoch die Unfallzahlen deutlich mindern können.
Weiterhin sollte transparent gemacht werden, wie Informationen nach einem Unfall ausgetauscht und genutzt werden können, um zukünftige Unfälle zu verhindern. Ein besonderer Fokus liegt darauf, die Gesellschaft über die Vorteile und positiven Effekte neuer Mobilitätsformen aufzuklären, wie zum Beispiel gesteigerte Verkehrssicherheit, Nachhaltigkeit, Antworten auf den Fachkräftemangel, die Erschliessung ländlicher Gebiete sowie die Förderung von Inklusion und Teilhabe. Diese Vorteile müssen nicht nur kommuniziert, sondern auch erfahrbar gemacht werden. Das bezieht sich auch auf Verkehrsteilnehmer, die keine automatisierten Fahrzeuge nutzen wollen: Auch ihnen kämen die erhöhte Sicherheit durch die automatisierte Mobilität und die Daten der Verkehrsinfrastruktur zugute.
Warum ist soziale Akzeptanz so entscheidend?
Der Erfolg der automatisierten Mobilität hängt von drei Faktoren ab: Technologie, Regulation und soziale Akzeptanz. Oft wird der dritte Faktor unterschätzt, obwohl er das Zünglein an der Waage ist: Nur wenn die Gesellschaft und Politik eine positive Einstellung zum automatisierten Fahren in unserem öffentlichen Raum haben, können wir in diesem Bereich echte Fortschritte machen.
Kommunikative Herausforderung
Ein grosser Fokus bei der sozialen Akzeptanz muss auf der öffentlichen Kommunikation liegen, um Vorurteile auszuräumen und die Chancen autonomer Mobilität in verständlicher Form zu kommunizieren. Gleichzeitig geht es darum, einheitliche Begrifflichkeiten zu finden. Nebst der Zivilbevölkerung, müssen bei der Diskussion über automatisiertes Fahren auch staatliche Einrichtungen wie die Feuerwehr und die Polizei miteinbezogen werden. Denn auch diese Akteure haben ein allgemeines Interesse an der Sicherheit und dem Wohlergehen der Öffentlichkeit.
Obwohl es verschiedene Studien zur sozialen Akzeptanz der automatisierten Mobilität gibt, sind diese untereinander nicht vergleichbar und daher wenig aussagekräftig. Deshalb ist ein wichtiges Ziel von SAAM auch Studien zur sozialen Akzeptanz zu fördern, die eine einfache, standardisierte Methodik nutzen und damit kosteneffizient und leicht replizierbar sind. n
SAAM im Überblick
Seit der Gründung im Dezember 2020 hat sich SAAM als führendes Zentrum für automatisierte Mobilität in der Schweiz etabliert. Der Verein strebt an, die Mobilität von morgen nachhaltig zu gestalten und unterstützt die Schaffung des erforderlichen regulatorischen Rahmens für das automatisierte Fahren. SAAM fungiert als Plattform für den Austausch und die Zusammenarbeit seiner Mitglieder und spielt u.a. eine Schlüsselrolle dabei, gemeinsame Projekte zu initiieren.
Automatisierte Mobilität ist eine Realität in der Schweiz. Massgeblich dafür verantwortlich ist SAAM, ein Verein der sich seit über drei Jahren stark für dieses Thema engagiert. Automatisierte Mobilität bietet für die Schweiz grosse Vorteile. Es macht die Mobilität sicherer, effizienter und je nach Einsatz ist sie umweltfreundlicher und wirtschaftlicher. Nebst der Regulation und Technologie setzt sich SAAM zudem dafür ein, dass automatisierte Fahrzeuge auf Schweizer Strassen von der Bevölkerung akzeptiert und als Chance gesehen werden
Vision
Autonome Fahrzeuge sind die Zukunft unserer Mobilität.
Mission
Als führende Plattform für autonome Mobilität in der Schweiz hat SAAM das Ziel, neue Mobilitätsdienstleistungen zu implementieren. Der Verein unterstützt beim Wissensaustausch der Mitglieder, bei der Zusammenarbeit in Projekten und wirkt bei politischen Vorhaben mit. n
Regulation
SAAM unterstützt die Politik bei der Ausarbeitung der Vernehmlassung f ür eine sichere Anwendung automatisierter Fahrzeuge auf Schweizer Strassen.
Soziale Akzeptanz
SAAM beweist, dass die Gesellschaft von automatisierter Mobilität begeistert ist und ihre Vorteile kennt.
Technologie
SAAM erforscht die besten technologischen Praktiken angesichts der Schweizer Bedürfnisse und arbeitet aktiv daran, weitere innovative Technologieunternehmen für Projekte in der Schweiz zu gewinnen.
«SAAM bietet eine interdisziplinäre Kollaborationsplattform mit einem gemeinsamen Ziel: Automatisierte Mobilitätslösungen in der Schweiz voranzutreiben. Meines Erachtens hat SAAM das Potenzial früh erkannt, das der Schweiz langfristig eine führende Rolle im Bereich der automatisierten Mobilität sichern kann.»
Andreas Kyrtatos CEO Embotech
Vereinte Kräfte: Alle Akteure der automatisierten Mobilität unter einem Dach
solut ions for smar t cit ies
swiss transit lab
Projekte in der Schweiz
Studie zur sozialen Akzeptanz
Eine systematische Überprüfung früherer Pilotprojekte mit automatisierten Fahrzeugen im Realumfeld, um die Nutzerakzeptanz und -erfahrung dieser Dienste zu bewerten.
Tür zu Tür-Service in Genf Genève TPG Belle-Idée ist ein Projekt, bei dem die Grundlagen geschaffen werden, um Mobility-as-a-Service in bestehende Verkehrsdienste zu integriert.
(siehe auch S. 38-39)
Shuttle-Service in Schaffhausen
Linie 13 ist ein automatisierter Shuttle, der in Schaffhausen die Orte Bahnhof Nord mit dem neuen Stadtteil Stahlgiesserei verbindet und bei der Bevölkerung bereits sehr beliebt ist.
Automatisiert Einkaufen
Mit «Migronomous powered by LOXO» kommt in Luzern der erste, autonome Lieferservice auf die Schweizer Strassen.
(siehe auch S. 36-37)
Busdepot für fahrerlose Busse
Automatisierte Busse in Depots können helfen, Unfälle zu reduzieren, Platz zu optimieren und vor allem Geld sowie wertvolle Fahrerzeit im Kontext des Fahrermangels zu sparen. Diese Vorstudie in Fribourg legt die Anforderungen für einen Prototypen fest.
Laufende Projekte
Abgeschlossene Projekte
Entdecken Sie alle Details unserer Projekte auf saam.swiss/projects
Autonomer Lieferservice mit LOXO
LOXO Migronomous (Luzern)
Mit «Migronomous powered by LOXO» kommt der erste, autonome Lieferservice auf die Schweizer Strassen. Das im Jahr 2023 gestartete Projekt, ist nicht nur in der Schweiz ein Première, sondern in ganz Europa.
Die Testumgebung des Projekts befindet sich in Ebikon (Kanton Luzern), wo der «LOXO Alpha» von Montag bis Freitag Bestellungen aus dem nahegelegenen MigrosSupermarkt auf das Gelände der Aufzugsfirma Schindler transportiert.
Exklusives Interview mit Lara Amini, Co-Gründerin von LOXO
Lara Amini ist Mitgründerin von LOXO und verantwortet den Business Lead beim Berner Tech-Startup. Sie verfügt über ein Studium als Chemie-Ingenieurin und hat mehrere Jahre in der angewandten Forschung gearbeitet.
Warum hat die Logistik im Bereich der automatisierten Mobilität ein besonders grosses Potenzial?
Die Logistik ist ein sehr weitreichender Bereich. Wir sprechen von der ersten, mittleren und letzten Meile. Bei LOXO konzentrieren wir uns vor allem auf die Städtelogistik. Last-mile und middle-mile im B2B und B2C Bereich. Dort sehen wir ein enormes Potenzial. Insbesondere, weil Logistikerinnen und Logistiker skalierbare, nachhaltigere und auch
ökonomisch sinnvolle Lösungen brauchen. Dieses Potenzial kommt auch daher, dass gerade autonome Fahrzeuge sogenannte multi-purpose Fahrzeuge sein können.
Zum Thema Regulation: Welche Wünsche haben Sie an die Politik im Bezug auf Ihr Geschäftsmodell?
Mein Wunsch wäre es, dass die ausführenden Kantone sich in der Ausführung der neuen Regulierung einig sind und dass wir nicht in einem Kanton automatisierte Fahrzeuge einfacher einsetzen können, als in einem anderen. Es braucht hier einen Konsens, damit die Ausführung überall gleichwertig ist. n
Entdecken Sie das gesamte Projekt im Video.
Belle-Idée ULTIMO bei der TPG
Im Rahmen dieses Projekts werden die Grundlagen für einen rentablen Türzu- Tür Service mit automatisierten Fahrzeugen geschaffen. Die Erkenntnisse sollen auch in neue Mobility-as-a-ServiceLösungen fliessen, die in bestehende Verkehrsdienste integriert werden können.
Project funded by
Genève TPG Belle-Idée ULTIMO (Genf)
Exklusives Interview mit Denis Berdoz, CEO Transports Publics Genevois (TPG)
Denis Berdoz ist seit 2015 CEO der TPG. Vor seiner Zeit bei der TPG war er Chef einer im Transport- und Energiebereich tätigen Firma. Davor leitete er 12 Jahre lang die technische Abteilung des Genfer Flughafens und zuvor war er etwa zehn Jahre lang in der Automobilindustrie tätig.
Welche Herausforderungen kann die automatisierte Mobilität bewältigen?
Die automatisierte Mobilität könnte uns bei der Bewältigung zweier grosser Herausforderungen helfen, nämlich der Kostenkontrolle und der Rekrutierung von Fahrpersonal, was bei uns, wie in vielen anderen Firmen, oft schwierig ist.
Was sind die Erwartungen der TPG rund um das Projekt ULTIMO?
Bei den Genfer Verkehrsbetrieben (TPG)
ULTIMO PROJECT
Das ULTIMO-Projekt zielt darauf ab, die ersten wirtschaftlich nachhaltigen, grossangelegten automatisierten Fahrzeugdienste (AV) für den öffentlichen Verkehr zu etablieren und einzuführen, die auf die Bedürfnisse der Fahrgäste zugeschnitten sind. Dabei konzentriert es sich auf bedarfsgerechte und Türzu-Tür-Dienste, um eine nachhaltige, zugängliche und inklusive Mobilität zu verbessern.
Das ULTIMO-Projekt läuft an drei Standorten in Europa:
• Genf (Schweiz)
• Herford (Deutschland) Oslo (Norwegen)
Budget: 56 Millionen Euro, mitfinanziert von der Europäischen Union und dem Staatssekretariat für B ildung, Forschung und Innovation (SBFI) der Schweiz.
gehört die Entwicklung von «On-Demand-Transporten» zu den Prioritäten. Das langfristige Ziel ist es, automatisierte Fahrzeuge zu integrieren, um unseren Kundinnen und Kunden eine zusätzliche Flexibilität zur Erfüllung der sich ändernden Bedürfnisse zu bieten. Im Rahmen des Projekts ULTIMO hat die TPG hohe Erwartungen. Wir planen rund 15, durch dieses Projekt finanzierte, automatisierte Fahrzeuge zu erhalten. Die Integration von automatisierten Fahrzeugen in unseren bestehenden Fuhrpark stellt eine bedeutende Chance dar, «On-Demand-Lösungen» zu entwickeln und die Qualität und Zugänglichkeit des öffentlichen Verkehrs in der Region zu verbessern. n
Entdecken Sie das gesamte Projekt im Video.
Frequently asked questions (FAQ)
Warum unterstützt automatisierte Mobilität die Klimaziele der Schweiz?
Die Förderung automatisierter Verkehrssysteme ermöglicht vor allem für den öffentlichen Verkehr neue Mobilitätskonzepte durch schadstoffarme Fahrzeuge. Die Bedienung von Fahrstrecken kann effizienter genutzt und optimiert werden.
Je nach Passagieraufkommen und Fahrzeugflotte können die Fahrzeuggrössen flexibel angepasst werden.
Durch die geteilte Nutzung von Fahrzeugen (Sharing) reduziert sich das Verkehrsaufkommen im Vergleich zum Individualverkehr.Darüber hinaus ermöglicht die Integration automatisierter Mobilität in Logistikprozessen eine effizientere Warenbeförderung durch optimierte Lieferwege. Weitere Vorteile sind dadurch zeitnahe Zustellungen und die Nutzung von Elektrofahrzeugen, was ebenfalls zur Erreichung der Klimaziele beiträgt.
Welche Vorteile und Herausforderungen ergeben sich für die Kantone und Städte, die automatisierte Mobilitätslösungen wollen?
Aus Sicht der Kantone und Städte bietet das automatisierte Fahren zahlreiche Chancen: Effizienz- und Flächengewinne beim Parkraum, Kapazitätsgewinne auf der Strasse, neue Möglichkeiten für die Verkehrssteuerung, Plattformen zur Kombination verschiedener öffentlicher und privater Transportleistungen und eine bessere Erschliessungsqualität dank
neuer Mobility-as-a-Service Angebote. Als Herausforderungen hingegen dürften sich die digitale Infrastruktur, die Organisation im Strassenraum, die notwendigen rechtlichen Anpassungen, die potenziell höhere Fahrleistung sowie Massnahmen im Verkehrsmanagement erweisen. Handlungsoptionen zum Einsatz automatisierter Fahrzeuge sind deshalb in die verkehrs-, raum- und städteplanerische Gesamtbetrachtung einzubetten.
Wird dank automatisierter Mobilität die City-Logistik einfacher?
In Städten, wo Lieferdienste die Logistikbranche besonders fordern und das Strassennetz überlasten, tragen automatisierte Fahrzeuge zu einer Entspannung der Verkehrssituation bei. So können Warenströme gebündelt und die Fahrten besser ausgelastet werden, was schliesslich das Verkehrsaufkommen reduziert. Grundsätzlich fordert die automatisierte Mobilität die Logistikbranche heraus: Die Zuständigkeiten und Schnittstellen bei den Prozessen Beladung, Transport und Entladung müssen neu definiert werden.
Wie wird die Sicherheit der Fahrt und die Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmenden gewährleistet?
Automatisierte Fahrzeuge sind dank den neusten Technologien sehr sicher. Zudem sieht die Schweizer Gesetzgebung eine Fernüberwachung vor. Ein Operator überwacht permanent das Fahrzeug und kann so im Notfall jederzeit die Führung
des Autos übernehmen. Zudem ist bei automatisierten Fahrzeugen ein sogenanntes «Minimal Risk Maneuvre» (MRM) einprogrammiert. Hierbei handelt es sich um eine Sicherheitsfunktion, die dafür sorgt, dass das Fahrzeug sofort anhält, wenn etwas nicht korrekt verlaufen sollte.
Fallen durch den Einsatz von automatisierten Fahrzeugen nicht zahlreiche Jobs weg? Zum Beispiel Lastwagenlenker, Busfahrerinnen?
Selbstfahrende Fahrzeuge werden den öffentlichen Nahverkehr nicht ersetzen, sondern ergänzen. Der grösste Vorteil automatisierter Mobilität zeigt sich daran, dass bei einem passenden Angebot vermehrt auf den Einsatz privater Fahrzeuge verzichtet werden kann. Fahrerinnen und Fahrer im öffentlichen Verkehr werden weiterhin sehr wichtig sein. Zudem verlangt die Verordnung des Schweizer Strassenverkehrsgesetzes, dass ein sogenannter Operator die Flotte kontinuierlich fernüberwacht. Trotzdem ist die Branche weiterhin vom Fachkräfte mangel betroffen, weshalb es umso wichtiger ist, dem Personal Sorge zu tragen.
Wie sieht die Zukunft des automatisierten Fahrens aus?
Die Zukunft der automatisierten Mobilität ist vernetzt und gleichzeitig frei von fossilen Brennstoffen. Wird derzeit über automatisierte Mobilität diskutiert, geschieht dies oft aus den Perspektiven
der Technologie und der Industrie. Für die Planung in den Städten und Kantonen sowie für öffentliche Transportunternehmen stellen sich jedoch viele Fragen, die darüber hinausgehen. Welchen Einfluss haben automatisierte Fahrzeuge auf die Kapazität der Verkehrsinfrastruktur? Bedarf es neuer, anderer oder weniger Infrastrukturen? Welche rechtlichen Anpassungen werden notwendig? Welche Rolle und Verantwortlichkeit hat die öffentliche Hand? Wem gehören die publizierten Daten? Welche Mobilitätsangebote haben reelle Marktchancen? Unbestritten ist, die Digitalisierung und die Technologien werden neue Transportmöglichkeiten für den Personenund Güterverkehr ermöglichen. Die Sicherheit im Strassenverkehr wird erhöht und die Gesellschaft profitiert von uneingeschränkter Mobilität, dank «On-Demand»-Angeboten.
Unser Unternehmen hat Interesse an einer Durchführung eines Pilotprojektes. Welche Schritte muss ich einleiten?
Das ASTRA hat ein Merkblatt zur Initiierung von Pilotversuchen mit automatisierten Fahrzeugen in der Schweiz veröffentlicht. Weitere Informationen finden sich auf der Website von SAAM.
Wo kann ich die Testberichte zu den Pilotprojekten einsehen?
Einen Überblick über aktuelle und abgeschlossene Projekte kann auf der Website von SAAM eingesehen werden. n
Allgemeine Informationen
Gestalten Sie mit uns die Zukunft der Mobilität!
Martin Neubauer Geschäftsführender Direktor
Oliver Nahon Direktor der operativen Abteilung
Martin Zahn Kassierer
Besuchen Sie uns auf www.saam.swiss Frage? info@saam.swiss
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Besten Dank für die Mithilfe.
Die Zukunft der Mobilität ist automatisiert.
«Die automatisierte Mobilität ist eine Revolution von der Grössenordnung dessen, was der Zug, das Flugzeug oder das Auto im vergangenen Jahrhundert bewirkt haben.»
Jürg Wittwer, CEO TCS
«Das Thema hat für mich schon eine strategische Bedeutung. Wir wissen noch nicht genau, wie schnell das kommen wird, wie wichtig das wird. Aber ich bin überzeugt, es wird kommen und es wird in Zukunft Teil des öffentlichen Verkehrs werden.»
Christian Plüss, CEO Postauto
«In den letzten 50 Jahren sind die schweren Unfälle um 80 Prozent zurückgegangen. Und vollautomatisierte Systeme ermöglichen jetzt den nächsten Schritt: Die Vision vom unfallfreien Fahren kommt in Reichweite.»