2016 panorama de

Panorama 2016 Zahlen und Fakten Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie

Inhalt Panorama 2016

1

DIE MEM-INDUSTRIE IM NATIONALEN KONTEXT

3 6

PRODUKTIONS- UND STANDORTFAKTOREN

28

28 Wechselkursindex

2

28

Wechselkurse (in Schweizer Franken)

29

Arbeitskosten in der verarbeitenden Industrie

30 Innovationsranking

GESCHÄFTSZAHLEN

8 Geschäftsjahr MEM-Industrie 2015 im Überblick 9

Auftragseingang MEM-Industrie

10

Umsatz MEM-Industrie

11

Kapazitätsauslastung MEM-Industrie

12

Exporte MEM-Industrie

8

31

Aufwand für Forschung und Entwicklung

31

F+E-Personal nach Wirtschaftszweig

32

Energieverbrauch Swissmem-Mitglieder

32 CO2 -Emissionen Swissmem-Mitglieder 33

Europäische Industriestrompreise 2015

34

Gesamtschweizerische Streikstatistik

16 Handelsbilanz 17

Beschäftigte der verarbeitenden Industrie

Design und Layout Calydo AG, Member of the Brand Leadership Circle, calydo.com

4

BRANCHENSTRUKTUR

Druck FO-Fotorotar, Egg

35 Betriebsgrössenstruktur

Bilder / Illustrationen Markus Senn Videodesign.ch GmbH

37 Berufslernende

36 Personalstruktur

35

5

DIE MEM-INDUSTRIE IM INTERNATIONALEN KONTEXT

38

38 Personalbestand der Schweizer Industrie im Ausland 38 Personalbestand Schweizer Wirtschaft nach Weltregionen 39

Personalbestand ausländischer Industriefirmen in der Schweiz

40 Kapitalbestand der Schweizer Industrie im Ausland und nach Weltregionen 41 Kapitalbestand ausländischer Firmen in der Schweiz 42 Die wichtigsten Maschinenexportländer 42

Rangliste ausgewählter Produktbereiche

43

Maschinenexporte pro Einwohner

AUF DEM WEG ZUR DIGITALISIERTEN INDUSTRIE Die Zukunft der Industrie ist digital und vernetzt. Neue technische Möglichkeiten verändern althergebrachte Prozesse, erlauben die Schaffung neuer Dienstleistungen und führen zu ganz neuen Geschäftsmodellen.

Dieser Wandel ist nachhaltig und tiefgreifend. Für die Unternehmen führt er einerseits zu einem Anpassungsdruck, er eröffnet andererseits aber auch neue Chancen auf den Weltmärkten. Im Schwerpunktthema des «Panorama 2016» werfen wir einen Blick auf digitale Konzepte und Anwendungen von Industrie 4.0.

INDUSTRIE 4.0 ERKLÄRT

INDUSTRIE 4.0 IN DER PRAXIS

18

Swissmem – Wir machen uns stark für Sie! Dienstleistungen und Interessenvertretung für einen starken Werk- und Denkplatz Schweiz

Unsere Schwerpunkte Dienstleistungen Kostenlose, professionelle Beratung durch Fach­spezialisten, erstklassige Aus- und Weiter­bildungsangebote und eine ­kosten­günstige Ausgleichskasse: Mit ihren Dienstleis­tungen stärkt Swissmem den Werk- und Denkplatz Schweiz.

Interessenvertretung Abgestützt auf ein breites Branchen-Know-how kämpft ­Swissmem für bestmögliche ord­nungspo­litische ­Rahmen­bedingungen im Interesse der internationalen ­Wettbewerbsfähigkeit der Industrie.

Netzwerkarbeit Zusammenarbeit und fachlicher Austausch in 27 Fachgruppen, diversen Erfa-Gruppen und Fachkommissionen: Swissmem schafft starke Netzwerke für den langfristigen Erfolg.

Swissmem vertritt die Interessen von über 1000 Unternehmen der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) sowie verwandter technologieorientierter Branchen gegenüber Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit.

Swissmem ist dem offenen Wettbewerb, der Innovation sowie der unternehme­ rischen Freiheit mit gesellschaftlicher Ver­antwortung verpflichtet und setzt sich für eine konstruktive Sozialpartnerschaft ein.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – EDITORIAL

5

Schweizer Industrie ist grundsätzlich gut aufgestellt, um bei dieser tiefgreifenden technologischen Entwicklung einen Spitzenplatz einzunehmen. Was die ­D­­igi­talisierung der Industrie umfasst und wie sie die Entwicklung in den ­Betrieben beeinflusst, ist im Mittelteil dieser Borschüre anschaulich dargestellt.

Hans Hess, Präsident Swissmem

«Die Digitalisierung bringt Chancen» Hans Hess, wie präsentiert sich die Situation der Maschinen-, Elektround Metall-Industrie (MEM-Industrie) eineinhalb Jahre nach Aufhebung des ­Mindestkurses?

Die Lage der MEM-Industrie ist nach wie vor angespannt. Die deutliche Überbewertung des Schweizer Frankens hat zu einem markanten Rückgang des Auftragseinganges und der Umsätze in unserer Branche geführt. Trotz Preiskonzessionen verlieren die Schweizer Unternehmen in Europa Marktanteile.

Die teilweise massiven Margenverluste erschweren es den Unternehmen, Gewinne zu erwirtschaften. Das hemmt deren Möglichkeiten, in die Zukunft zu investieren.

Wie sind die Unternehmen dem ­erneuten Währungsschock begegnet?

Generell haben die Firmen der MEMIndustrie nach dem SNB-Entscheid schnell reagiert und gezielt Gegenmassnahmen in die Wege geleitet. Im Vor­­ dergrund standen Projekte zu Produk­ti­vi­ täts- und Effizienzsteigerungen. Die Überbewertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro dürfte allerdings weiter andauern. Viele Firmen sind deshalb gezwungen, sich grundsätzliche Gedanken über die Standortfrage, eine weitere Internationalisierung des Geschäftsmodells sowie die Zusammen­ setzung des Produkteportfolios zu machen.

Führt diese Entwicklung zu einer ­Deindustrialisierung der Schweiz?

Wenn sich die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Schweizer Industrie nicht weiter verschlechtern, wird es nicht zu einer Deindustrialisierung der Schweiz kommen. Allerdings hat der erneute Frankenschock einen beschleunigten Strukturwandel ausgelöst, der Spuren hinterlassen wird. Ich bin aber überzeugt, dass die meisten Unter­ nehmen der Schweizer MEM-Industrie einen Weg aus dieser schwierigen Situation finden werden. Gerade die Digitalisierung eröffnet neue Chancen für die Industrie. Diese gilt es sinnvoll zu nutzen.

«Wir stehen vor einer dynamischen Entwicklung» Welches sind die Chancen der ­Digitalisierung?

Die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette verspricht wesent­ liche Produktivitätssteigerungen. Sie schafft die Grundlage für innovative Produkte und Dienstleistungen. Und sie ermöglicht es sogar, neue Geschäfts­ modelle umzusetzen. Das gilt sowohl für Grossfirmen wie auch für KMU. Die

Unterstützt Swissmem die Unter­ nehmen bei dieser Entwicklung?

Die Digitalisierung ist keine kurzfristige Modeerscheinung. Wir stehen vor einer langfristigen, dynamischen und nach­ haltigen Entwicklung. Swissmem hat deshalb zusammen mit drei weiteren Branchenverbänden im vergangenen Jahr die Initiative «Industrie 2025» lanciert. Sie beabsichtigt, die Unternehmen über die Trends und Entwicklungen der Digitalisierung zu informieren, zu sensibilisieren und zu vernetzen. Ziel ist es, die Konzepte von «Industrie 4.0» in der Schweiz breit zu verankern. Zudem soll sich die Initiative «Industrie 2025» zur zentralen Anlaufstelle für Fragen rund um die Digitalisierung der Industrie entwickeln und die Umsetzung in der Schweiz fördern.

Was braucht es auf politischer Ebene, damit die Chancen der Digitalisierung gepackt werden können?

In erster Linie müssen Bildung, For­schung und Innovation in der Schweiz weiter gestärkt und gefördert werden. In der Grundbildung muss die Bedeutung der MINT-Fächer steigen. Der Lehrplan 21 schafft dafür die Voraussetzungen.

Er muss zügig eingeführt werden.

Sehr wichtig ist auch, dass die duale Berufsbildung Schritt halten kann und attraktiv bleibt. Sie generiert den dringend notwendigen Fachkräftenachwuchs. Im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit der Schweiz hat die interna­tionale Forschungszusammenarbeit eine sehr grosse Bedeutung. Die bilateralen Verträge mit der EU müssen darum er­halten bleiben, damit die Schweiz wieder Vollmitglied bei «Horizon 2020» werden kann. Davon profitieren KMU und Grossfirmen gleichermassen.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – DIE MEM-INDUSTRIE IM NATIONALEN KONTEXT

6

1 | Die MEM-Industrie im nationalen Kontext

Beschäftigte Schweiz Vollzeitäquivalente

Übrige Wirtschaftszweige 13%

MEM-Industrie 8% Übrige Industrie 8%

Erziehung und Unterricht 6%

Energie- und Wasserversorgung 1% Baugewerbe 8%

Unternehmensbezogene Dienstleistungen 15% Gesundheitswesen 7% Öffentliche Verwaltung 4%

Gastgewerbe 5% Verkehr und Nachrichtenübermittlung 5% Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 6%

Handel und Autogewerbe 14%

Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten Gesamt: 3 854 852 J ahr 2015; Quelle: BESTA; gemäss NOGA 2008

Wertschöpfung Schweiz Branchenanteile in %

Übrige Wirtschaftszweige 6% Land-/Forstwirtschaft, Fischerei 1%

MEM-Industrie* 9% Übrige Industrie 10%

Erziehung und Unterricht 1% Energie- und Wasserversorgung 2% Unternehmensbezogene Dienstleistungen 11% Gesundheits- und Sozialwesen 8% Öffentliche Verwaltung 11%

Handel und Autogewerbe 15%

* MEM-Industrie (inkl. Uhrenindustrie) Jahr 2013, Bruttowertschöpfung Quelle: BFS; gemäss NOGA 2008

Baugewerbe 5% Gastgewerbe 2% Verkehr und Nachrichtenübermittlung 8% Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 11%

SWISSMEM PANORAMA 2016 – DIE MEM-INDUSTRIE IM NATIONALEN KONTEXT

7

Gesamtschweizerischer Warenexport 2015 Branchenanteile in %

Übrige Waren 9% Nahrungs- und Genussmittel 4% Uhren 11% Textil 2% Elektrischer Strom 1% Übrige chemische Produkte 7%

Maschinenbau 10% Präzisionsinstrumente 7% Elektrotechnik/Elektronik 5% Metallbau 6% Fahrzeuge 3%

Pharma 35%

Anteil MEM-Branche: 31% Quelle: EZV

WUSSTEN SIE, DASS ...

von den Warenexporten der MEM-Industrie

58%

auf die Länder der Europäischen Union entfallen?

Eine bedeutende Stütze der Schweizer Wirtschaft

Die MEM-Industrie ist für 9,4 Prozent der Schweizer Wertschöpfung zuständig und leistet 31,1 Prozent der gesamten ­Warenexporte. Sie beschäftigt 8 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Vollzeitäquivalente) in der Schweiz, darunter über 20 000 Lernende. Damit ist die MEM-Industrie ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Volks­wirtschaft.

Innerhalb des industriellen Sektors bildet die Schweizer MEM-Industrie den grössten Teilbereich. Auf sie entfallen 54 Prozent der Industriebeschäftigten und die Hälfte der industriellen Wertschöpfung. Zudem stellt die MEM-Industrie nach der chemisch-pharmazeutischen Industrie die grösste Exportbranche der Schweiz dar.

Die Güterexporte der MEM-Industrie lagen im vergangenen Jahr mit einem Volumen von 63 Milliarden Franken mehr als 20 Prozent unter dem Rekordwert aus dem Jahre 2008. Die Gründe dafür sind die seit 2011 andauernde Frankenstärke sowie die verhaltene Konjunkturentwicklung auf den wichtigsten Absatzmärkten. Die gesamten Warenexporte der Schweiz beliefen sich im Jahr 2015 auf 203 Milliarden Franken.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

8

2 | Geschäftszahlen

Geschäftsjahr MEM-Industrie 2015 im Überblick 2013

2014

2015

Veränderung in %

Auftragseingang 1)

97,2

102,0

87,7

–14,0

Davon Inland

83,5

87,5

75,7

–13,5

Davon Ausland

101,8

106,9

91,8

–14,1

Umsatz 1) Davon Inland

106,5 115,7

106,8 120,3

99,3 109,5

–7,0 –9,0

Davon Ausland

103,9

103,1

96,6

–6,3

82,7%

88,2%

88,1%

Kapazitätsauslastung 2) MEM-Industrie Export 3) Metallindustrie

Mio. CHF

12 090,5

12 477,5

11 790,3

–5,5

Maschinen- und Fahrzeugbau

Mio. CHF

27 236,3

28 152,6

26702,4

–5,2

Elektrotechnik/Elektronik

Mio. CHF

11 385,8

10 882,2

10210,5

–6,2

Präzisionsinstrumente

Mio. CHF

14 645,4

14 677,0

14 435,7

–1,6

Total Export

Mio. CHF

65 357,9

66 189,2

63 138,8

–4,6

32,5%

31,8%

31,1%

Anteil am schweizerischen Gesamtexport Inlandabsatz 4) Total

Mio. CHF

18 974,9

19 106,2

18 330,6

–4,1

Total Warenumsatz MEM-Industrie

Mio. CHF

84 332,8

85 295,4

81 469,4

–4,5

330 115

330 835

325 584

–1,6

Beschäftigte 5) Total MEM-Industrie Quellen: 1) Swissmem-Quar talsstatistik (indexiert), 1. Quartal 2001 = 100 2) KOF/ETH, Jahresdurchschnitt 3) EZV 4) basierend auf Exportquote (2015: 77,5%) der Swissmem-Meldefirmen, ohne Dienstleistungen 5) BFS (BESTA), Vollzeit und Teilzeit

Schwieriges Jahr für die MEM-Industrie

Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015 durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die inter­ nationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer MEM-Industrie spürbar geschwächt. In der Folge nahmen die Auftragsein­ gänge 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent ab. Die Um­satzentwicklung zeigt ein analoges Bild. Es resultierte übers ganze Jahr betrachtet eine Abnahme von 7 Prozent.

Die MEM-Betriebe haben nach der Aufhebung des Mindest­ kurses umgehend Massnahmen zur Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung in die Wege geleitet. Mehr als zwei

Drittel der MEM-Firmen senkten die Preise, um Auftragsverluste in Grenzen zu halten. Das hat massiv auf die Margen durchgeschlagen, weshalb ein Drittel der MEM-Betriebe im Jahr 2015 in die operative Verlustzone geraten ist. Der dadurch ausge­ löste Strukturwandel wirkte sich auch auf die Beschäftigung in der Branche aus. Im Jahr 2015 reduzierte sich die Beschäftigtenzahl in der MEM-Industrie um über 5000 Stellen auf 325 584 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das volle Ausmass der nega­tiven Auswirkungen der Frankenstärke wird sich allerdings erst Anfang 2017 zeigen.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

9

Auftragseingang MEM-Industrie 45%

200

35%

180

25%

160

15%

140

5%

120

0%

100

– 5%

80

– 15%

60

– 25%

40

– 35%

20

– 45%

2005

2006

2007

Veränderung in %

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

0

Index Auftragseingang total

Q uelle: Swissmem-Quar talsstatistik Indexier t, 1. Quar tal 2001 = 100

Auftragseingang MEM-Industrie Jahr/Quartal

Total

in % zum Vorjahr

davon Inland

davon Ausland

Exportquote in %

2003

83,6

2,8

–0,4

3,9

74,9

2004

89,5

7,1

–6,9

11,6

78,3

2005

93,5

4,5

6,5

3,8

78,8

2006

112,3

20,1

10,3

22,0

81,1

2007

137,3

22,3

25,8

21,3

80,5

2008

113,8

– 17,1

–7,5

– 19,4

78,3

2009

85,3

– 25,0

–17,7

– 27,0

76,5

2010

99,3

16,4

17,7

15,5

77,6

2011

98,8

– 0,5

– 1,5

– 0,1

76,4

2012

95,0

– 3,8

– 7,5

– 2,8

76,9

2013

97,2

2,3

2,8

2,1

77,5

2014

102,0

4,9

4,8

5,0

77,6

2015

87,7

– 14,0

– 13,5

– 14,1

77,5

2015 I

89,9

– 17,1

– 7,7

– 19,6

76,4

2015 II

89,4

– 12,3

– 6,8

– 13,7

77,8

2015 III

84,3

– 12,8

– 23,4

– 9,3

77,5

2015 IV

87,3

– 13,4

– 15,0

– 12,9

78,1

Q uelle: Swissmem-Quar talsstatistik Indexier t, 1. Quar tal 2001 = 100

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

10

Umsatz MEM-Industrie 25%

200

20%

180

15%

160

10%

140

5%

120

0%

100

– 5%

80

– 10%

60

– 15%

40

– 20%

20

– 25%

2005

2006

Veränderung in %

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

0

Umsatz total

Q uelle: Swissmem-Quar talsstatistik Indexier t, 1. Quar tal 2001 = 100

Umsatz MEM-Industrie Jahr/Quartal

Total

in % zum Vorjahr

davon Inland

davon Ausland

2003

85,7

– 3,8

– 3,9

– 3,8 6,4

2004

90,7

5,8

4,3

2005

93,4

3,0

– 0,9

4,3

2006

103,6

10,9

4,5

12,9

2007

118,0

13,9

14,8

13,6

2008

124,8

5,8

6,3

5,6

2009

99,5

– 20,3

– 16,6

– 21,2

2010

98,5

– 1,0

7,3

– 3,4

2011

100,6

2,1

6,5

0,8

2012

103,6

3,0

– 0,1

4,1

2013

106,5

2,8

1,4

3,1

2014

106,8

0,3

4,0

– 0,8

2015

99,3

– 7,0

– 9,0

– 6,3

2015 I

96,3

– 8,1

– 8,3

– 8,0

2015 II

97,6

– 6,2

– 8,9

– 4,8

2015 III

98,8

– 6,7

– 8,1

– 6,2

2015 IV

104,4

– 7,3

– 10,5

– 6,1

Q uelle: Swissmem-Quar talsstatistik Indexier t, 1. Quar tal 2001 = 100

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

11

Kapazitätsauslastung MEM-Industrie 95%

90%

85%

80%

75% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Q uelle: KOF

WUSSTEN SIE, DASS ...

die mehrjährige d ­ urchschnittliche Kapazitätsauslastung in der MEM-Industrie

86% beträgt?

Sinkende Umsätze

Über das gesamte Jahr 2015 gesehen reduzierten sich die Umsätze im Vergleich zu 2014 um 7 Prozent. Aufgrund des ­sin­kenden Bestellungseinganges im Jahr 2015 ­werden sich die Umsätze zumindest im ersten Halbjahr 2016 weiter reduzieren.

Dass der erneute Frankenschock primär eine Margen- und weniger eine Nachfragekrise ist, zeigt der Blick auf die ­Kapazitätsauslastung.

Ausgehend von einem relativ hohen Stand von 89,2 Prozent im ersten Quartal 2015 sank sie bis ins vierte Quartal nur sehr wenig auf 87,4 Prozent ab. Im Vergleich dazu war der Einbruch in der Kapazitätsauslastung nach der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 viel dramatischer.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

12

Exporte MEM-Industrie 2015 Anteile der Wirtschaftsräume

Ozeanien 1% Asien 20% Lateinamerika 3%

Nordamerika 13%

EU28 58%

Afrika 2% Übriges Europa 3%

Q uelle: EZV

WUSSTEN SIE, DASS ...

die an die Schweiz angrenzenden Länder Abnehmer von

39% der Exporte der MEM-Industrie sind?

Lichtblick USA

Die Güterexporte der MEM-Industrie reduzierten 2015 sich um 4,6 Prozent. Regional entwickelten sich die Märkte unterschiedlich. Der mit Abstand wichtigste Markt der MEM-In­ dustrie ist Europa. Wenig überraschend reduzierten sich als Folge der Überbewertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro die Güterausfuhren in die EU um 5,8 Prozent.

Die Exporte nach Asien gingen hingegen nur um 0,4 Prozent zurück.

Im Gegensatz dazu sind die USA noch immer ein interessanter Wachstumsmarkt. Bereits in den Jahren 2012, 2013 und 2014 nahmen die Güterausfuhren der MEM-Branche zum Teil kräftig zu. Diese Entwicklung setzte sich auch im vergangenen Jahr

mit einem Plus von 4,9 Prozent fort. Mittlerweile beträgt der Exportanteil der USA rund ein Achtel aller Güterausfuhren.

Allerdings vermag dieses Wachstum die Einbussen im euro­ päischen Markt nur teilweise zu kompensieren.

In den vergangenen Jahren verringerte sich die hohe Abhängigkeit der MEM-Industrie vom EU-Markt langsam aber stetig.

Noch zu Beginn des Millenniums gingen über zwei Drittel der Ausfuhren in die Länder der EU. Mittlerweile liegt deren Exportanteil bei 57,8 Prozent. Die MEM-Firmen streben zunehmend danach, Wachstumsmärkte in Asien und Amerika zu erschliessen und damit das Marktrisiko zu diversifizieren.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

13

Exporte MEM-Industrie Anteile der Länder

2013

2014

2015

Land

Mio. CHF

Anteil in %

Mio. CHF

Anteil in %

Mio. CHF

Anteil in %

∆ in % zum Vorjahr

Deutschland

16 229,5

25,7

– 6,7

17 237,7

26,4

17 389,0

26,3

USA

6 950,5

10,6

7 493,4

11,3

Frankreich

3 939,6

6,0

3 942,6

6,0

China

3 578,8

5,5

3 754,2

Italien

3 322,7

5,1

Grossbritannien

2 378,7

3,6

Niederlande

2 642,8

Österreich

7 862,4

12,5

+ 4,9

3 542,0

5,6

– 10,2

5,7

3 376,5

5,3

– 10,1

3 024,4

4,6

2 738,4

4,3

– 9,5

2 449,3

3,7

2 511,7

4,0

+ 2,5

4,0

2 364,4

3,6

2 310,6

3,7

– 2,3

2 205,6

3,4

2 058,7

3,1

1 822,3

2,9

– 11,5

682,8

1,0

962,0

1,5

1 340,2

2,1

39,3

Japan

1 221,3

1,9

1 226,4

1,9

1 282,0

2,0

+ 4,5

Belgien

1 255,5

1,9

1 273,8

1,9

1 074,2

1,7

– 15,7

Polen

995,3

1,5

1 023,2

1,5

1 042,4

1,7

+ 1,9

Indien

979,9

1,5

933,6

1,4

968,2

1,5

+ 3,7

Spanien

871,4

1,3

965,2

1,5

941,4

1,5

– 2,5

Korea (Süd)

1 005,9

1,5

943,7

1,4

936,2

1,5

– 0,8

Tschechien

701,4

1,1

763,8

1,2

796,2

1,3

+ 4,2

Singapur

692,6

1,1

673,7

1,0

699,9

1,1

+ 3,9

Schweden

717,5

1,1

685,5

1,0

684,5

1,1

– 0,1

Saudi-Arabien

Türkei

771,6

1,2

804,0

1,2

667,3

1,1

– 17,0

1 085,2

1,7

913,7

1,4

628,9

1,0

– 31,2

Ungarn

415,4

0,6

592,9

0,9

620,9

1,0

+ 4,7

Australien

693,0

1,1

635,9

1,0

591,2

0,9

– 7,0

Arab. Emirate

570,8

0,9

622,9

0,9

576,6

0,9

– 7,4

Hongkong

532,7

0,8

568,3

0,9

535,1

0,8

– 5,8

Mexiko

509,3

0,8

529,9

0,8

523,8

0,8

– 1,1

Kanada

520,6

0,8

469,2

0,7

480,2

0,8

+ 2,3

Brasilien

710,7

1,1

594,0

0,9

442,3

0,7

– 25,5 – 24,7

Russland

Norwegen

529,0

0,8

533,3

0,8

401,4

0,6

Malaysia

369,8

0,6

369,3

0,6

387,8

0,6

+ 5,0

Taiwan

393,4

0,6

392,4

0,6

367,6

0,6

– 6,3

6 938,6

10,6

7 178,7

10,8

6 757,1

10,7

– 5,9

65 357,9

100,0

66 189,2

100,0

63 138,8

100,0

– 4,6

Übrige Länder Total MEM-Industrie Quelle: EZV

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

14

Exporte MEM-Industrie 2015 Anteile der Warengruppen

Fahrzeuge 9%

Metallindustrie 19%

Maschinenbau 33%

Elektrotechnik/Elektronik 16% Präzisionsinstrumente 23% Quelle: EZV

WUSSTEN SIE, DASS …

die medizinischen Instrumente und Apparate in den vergangenen 10 Jahren ihren Exportanteil um

6

Prozentpunkte erhöhen konnten?

Durchwegs rückläufige Exportzahlen

Die MEM-Industrie exportierte 2015 Waren im Wert von 63,1 Milliarden Franken. Fast alle Warengruppen der ­MEM-Industrie verzeichneten 2015 einen herben Export­ rückgang. Am stärksten gingen die Güterausfuhren im ­Maschinenbau (–7,2%) zurück, gefolgt von der Warengruppe Elektrotechnik/Elektronik (–6,2%) und den Metallen (–5,5%). Einzig der Rückgang bei den Exporten von Präzi­ sionsinstrumenten hielt sich mit –1,6 Prozent in Grenzen.

Der Maschinenbau ist nach wie vor der bedeutendste Export­ bereich der MEM-Industrie. Allerdings nahm die relative Bedeutung dieser Warengruppe in den letzten 10 Jahren

kontinuierlich ab. Im Jahr 2004 betrug der Exportanteil knapp über 40 Prozent. Dieser reduzierte sich bis 2015 auf 33 Prozent.

Den grössten Zuwachs verzeichnete die Warengruppe Präzi­ sionsinstrumente. Vor 10 Jahren exportierte die Schweiz Präzisionsinstrumente im Wert von CHF 10,2 Milliarden Franken, was einem Exportanteil von 17 Prozent entsprach. In der Zwischenzeit sind die Ausfuhren auf 14,4 Milliarden Franken angewachsen, womit der Exportanteil der Präzisionsinstrumente mittlerweile 22,9 Prozent ausmacht.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

15

Exporte MEM-Industrie Anteile der Warengruppen

2013

2014

2015

∆ in % zum Vorjahr

Produkt

Mio. CHF Anteil in %

Mio. CHF Anteil in %

Mio. CHF Anteil in %

Maschinenbau

21 946,4

34,0

22 455,4

33,9

20 833,9

33,0

– 7,2

Werkzeugmaschinen

3 472,7

5,4

3 777,1

5,7

3 531,8

5,6

– 6,5

Pumpen, Kompressoren, Ventilatoren

2 565,3

4,0

2 443,2

3,7

2 219,3

3,5

– 9,2

Turbinen, Triebwerke usw.

2 049,0

3,2

2 174,1

3,3

1 823,8

2,9

– 16,1

Wärme- und Kältetechnik

1 319,5

2,0

1 379,4

2,1

1 232,2

2,0

– 10,7

Grafische Maschinen

1 358,9

2,1

1 299,1

2,0

1 223,6

1,9

– 5,8

Textilmaschinen

1 229,3

1,9

1 339,3

2,0

1 064,3

1,7

– 20,5

Haushaltapparate Verpackungs- und Abfüllmaschinen

928,3 880,2

1,4 1,4

935,7 900,1

1,4 1,4

946,2 941,0

1,5 1,5

1,1 4,5

Büromaschinen

859,4

1,3

819,9

1,2

851,0

1,3

3,8

Hebe- und Förderapparate

762,0

1,2

838,6

1,3

850,4

1,3

1,4

Maschinen zur Nahrungsmittelverarbeitung

724,4

1,1

727,8

1,1

648,7

1,0

– 10,9

Kunststoffmaschinen

715,8

1,1

648,5

1,0

546,7

0,9

– 15,7

Schweissmaschinen

500,0

0,8

507,9

0,8

514,8

0,8

1,4

4 581,5

7,1

4 664,7

7,0

4 440,1

7,0

– 4,8 – 1,6

Übrige Präzisionsinstrumente, -apparate und -geräte

14 645,4

22,7

14 677,0

22,2

14 435,7

22,9

Medizinische Instrumente und Apparate

9 335,0

14,5

9 428,9

14,2

9 478,4

15,0

0,5

Mechanische Mess-, Prüf- und Regelapparate

3 722,2

5,8

3 748,2

5,7

3 534,0

5,6

– 5,7

Optische Geräte

1 079,6

1,7

993,0

1,5

936,7

1,5

– 5,7

508,6

0,8

506,9

0,8

486,7

0,8

– 4,0

Vermessungsinstrumente Elektrotechnik, Elektronik

11 385,8

17,6

10 882,2

16,4

10 210,5

16,2

– 6,2

Elektrische Schaltapparate und Kabel

3 625,1

5,6

3 560,2

5,4

3 419,4

5,4

– 4,0

Stromerzeugungsapparate und Elektromotoren

2 975,2

4,6

2 770,5

4,2

2 567,4

4,1

– 7,3

El. Apparate wie Magnete, Batterien usw.

1 853,3

2,9

1 757,6

2,7

1 587,7

2,5

– 9,7

Elektrische und elektronische Bauteile

1 633,7

2,5

1 551,5

2,3

1 556,4

2,5

0,3

Telekommunikationsgeräte

711,2

1,1

682,6

1,0

607,8

1,0

– 11,0

Steuer-, Signal- und Messgeräte

587,3

0,9

559,6

0,8

471,8

0,7

– 15,7

12 090,5 2 418,8

18,7 3,7

12 477,5 2 494,8

18,9 3,8

11 790,3 2 437,9

18,7 3,9

– 5,5 – 2,3

Werkzeuge und Formbau

2 165,6

3,4

2 280,1

3,4

2 109,3

3,3

– 7,5

Buntmetalle

2 047,4

3,2

2 151,9

3,3

2 087,1

3,3

– 3,0

Übrige

5 458,6

8,5

5 550,6

8,4

5 156,1

8,2

– 7,1

Fahrzeuge

5 289,9

8,2

5 697,2

8,6

5 868,5

9,3

3,0

Luft- und Raumfahrt

1 944,7

3,0

2 375,5

3,6

2 627,8

4,2

10,6

Strassenfahrzeuge

2 169,3

3,4

2 291,1

3,5

2 196,9

3,5

– 4,1

Schienenfahrzeuge

1 159,0

1,8

1 014,5

1,5

939,6

1,5

– 7,4

16,9

0,0

16,2

0,0

104,1

0,2

544,9

65 357,9

100,0

66 189,2

100,0

63 138,8

100,0

– 4,6

Metalle Maschinenelemente

Wasserfahrzeuge Total MEM-Industrie

Quelle: EZV

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

16

Handelsbilanz 2015 in Mio. CHF

« Importüberschuss

Exportüberschuss » Präzisionsinstrumente Fahrzeuge Elektrotechnik/Elektronik Metallindustrie Maschinenbau Uhren Pharma Textilien Energieträger Nahrungs- und Genussmittel Alle Waren

– 20 000

– 10 000

0

10 000

20 000

30 000

40 000

50 000

Quelle: EZV

Tieferer Aussenhandel der Schweiz

Die Warenexporte der Schweiz reduzierten sich im Jahr 2015 um 2,6 Prozent auf 202,9 Milliarden Franken. Auch die Importe gingen um 6,7 Prozent auf 166,3 Milliarden Franken zurück.

Die Schweiz erzielte damit einen rekordhohen Handelsbilanzüberschuss von 36,6 Milliarden Franken.

Abgesehen von den USA (+4,9%) und den übrigen nordamerikanischen Staaten (+4,8%) reduzierten sich die Exporte nach allen Kontinenten. Nach Afrika gingen die Güterausfuhren um 23,1 Prozent, nach Lateinamerika um 9,8 Prozent und nach Asien um 0,4 Prozent zurück. Besonders ins Gewicht fällt aufgrund des hohen Exportanteils der Rückgang der Ausfuhren in die EU (–5,8%).

Die MEM-Industrie ist mit über 325 000 Beschäftigen nach wie vor die grösste industrielle Arbeitgeberin der Schweiz. Die erneute massive Überbewertung des Schweizer Frankens hat im vergangenen Jahr einen beschleunigten Strukturwandel ausgelöst, der 2015 zu einem Abbau von über 5 000 Stellen geführt hat.

Betrachtet man die Beschäftigungsentwicklung in der MEMIndustrie seit der Jahrtausend­wende, so liegt die aktuelle Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch immer deutlich über dem Tiefstwert von 2003 mit 308 149 Vollzeitbeschäftigen.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – GESCHÄFTSZAHLEN

17

Beschäftigte der verarbeitenden Industrie 2015 Branchenanteile in %

Übrige verarb. Industrie 9%

Metallindustrie 14%

Gummi/Kunststoff 6% Textil 2% Maschinen/Fahrzeuge 19%

Holz-/Grafische Industrie 10%

Nahrungsmittel 13%

Elektronik 5%

Pharma 6%

Datenverarbeitung/Uhren 16%

Quelle: Besta, Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte Noga 2008

Beschäftigte der verarbeitenden Industrie Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte

Verarbeitende Industrie Jahr

MEM-Industrie

Beschäftigte

∆ in %

Beschäftigte

∆ in %

Anteil in %

2003

669 896

–2,8

314 119

–3,1

46,9

2004

663 151

–1,0

309 768

–1,4

46,7

2005

667 657

0,7

312 011

0,7

46,7

2006

683 936

2,4

323 773

3,8

47,3

2007

707 540

3,5

338 340

4,5

47,8

2008

726 367

2,7

351 217

3,8

48,4

2009

704 376

–3,0

337 576

–3,9

47,9

2010

693 838

–1,5

329 895

–2,3

47,5

2011

698 321

0,6

334 687

1,5

47,9

2012

698 905

0,1

334 415

–0,1

47,8

2013

691 912

–1,0

330 115

–1,3

47,7

2014

693 423

0,2

330 835

0,2

47,7

2015

688 250

–0,7

325 584

–1,6

47,3

Quelle: BESTA; MEM-Industrie ohne Uhrenindustrie Jahreswer te: Durchschnitt von vier Quar talen

18

AUF DEM WEG ZUR DIGITALISIERTEN INDUSTRIE Die traditionelle Industrie befindet sich weltweit in einem digitalen Wandel.

Ein noch junger Begriff macht dabei zunehmend die Runde: Industrie 4.0. Der Ausdruck steht nicht für eine ­ein­zelne Technologie, sondern kennzeichnet vielmehr die neue Entwicklungsstufe, welche die Industrie gerade erklimmt. Auf dem Werkplatz der Zukunft ist die industrielle Produktion eng mit Informatik- und Kommunika­ tionstechnologien verschränkt.

19

Ab Beginn der 70er-Jahre brachte die dritte industrielle Revo­ lution den Einsatz von Elektronik und Informatik zur Automa­­ti­ sie­r ung der Produktion.

Industrie 4.0 geht nun noch einen Schritt weiter. Sie umfasst die Digitalisierung und Vernetzung sämtlicher Wertschöpf­ungsketten und treibt die Verschmelzung von realen und virtuellen Welten voran. Man spricht in diesem Kontext auch von cyber-­ physischen Systemen, welche untereinander kommunizieren und sich teilweise selbst steuern können.

Von der Dampfmaschine zu cyber-physischen Systemen Der Begriff «Industrie 4.0» wurde im Jahr 2012 durch die gleichnamige deutsche Zukunftsinitiative geprägt. Man sah sich am Anfang einer neuen Veränderungswelle: der vierten industriellen Revolution. Was brachte die Akteure dazu, die aktuelle Entwicklung als neue industrielle Phase zu kennzeichnen?

Man darf sich angesichts der laufenden Entwicklung berechtigterweise die Frage stellen, ob es sich bei Industrie 4.0 um eine Evolution oder Revolution handelt. Denn bei Industrie 4.0 geht es nicht um die Einführung einer singulären Technologie, sondern vielmehr um ein neues Konzept und Denkmodell: Menschen, Produkte, Maschinen und Systeme stehen digital eng miteinander in Verbindung. Die neuen Strukturen, die sich daraus ergeben, werden das Gesicht der Industrie in Zukunft wesentlich verändern.

Im historischen Zeitraffer zeigen sich folgende Abschnitte: Als Industrie 1.0 können die ersten Formen industrieller Tätigkeit gekennzeichnet werden. Ende des 18. Jahrhunderts ging man allmählich dazu über, diverse handwerkliche Arbeitsschritte zu mechanisieren. Durch die Nutzung von Wasser- und Dampfkraft gelang es auf diese Weise, die Produktionsleistung erheblich zu steigern.

Rund 100 Jahre später ermöglichte die Elektrifizierung einen weiteren Quantensprung. Industrie 2.0 ging einher mit der Einführung von Fliessbändern und etablierte eine arbeitsteilige Massenproduktion.

Technologische Faktoren Verschiedenen Technologien haben sich in den vergangenen Jahren exponentiell verändert. ­Beispiele, welche den beschleunigten Wandel möglich machten:

A SENSOREN kleiner, vernetzter, günstiger

B RECHNER dezentral, schneller, mit grösserer Speicherleistung

C NETZWERKE übergreifender, verlässlicher, günstiger

20

INDUSTRIE 4.0: DIE GROSSE VERNETZUNG Zentral wird dezentral, starr wird dynamisch, hierarchisch wird ­flexibel: die Digitalisierung der Industrie bricht alte Strukturen auf. Die Veränderungen spielen sich in verschiedenen Dimensionen ab.

Damit man sich in dieser Netzwerklandschaft mit ihren unzähligen Verbindungen und Daten nicht verliert, hilft es, sich die Möglichkeiten der Digitalisierung in einem ge­ danklichen Raum vorzustellen. Dieser kennt einerseits eine vertikale, andererseits eine horizontale Dimension.

In der vertikalen Achse betrachtet man, wie das Unter­ nehmen seine Produktion organisiert, die horizontale Ebene zeigt auf, wie sich ein Unternehmen zu Kunden und ­anderen Marktteilnehmern verhält.

Vertikale Vernetzung

Ein prägendes Merkmal und ein Treiber von Industrie 4.0 ist die Vernetzung. Diese durchzieht nicht nur die Industrie als Wirtschaftssektor, sondern verändert auch immer stärker die umliegenden Bereiche. So ist die Industrie zunehmend ein­ gebettet in digitale Umsysteme wie zum Beispiel intelligente Stromnetze, intelligente Gebäude oder intelligente Logistikleistungen.

21

Industrie 4.0 macht die ­industrielle Produktion ­insgesamt effizienter, ressourcen­ schonender und flexibler.

Daten gewinnbringend nutzen Die Digitalisierung ermöglicht es, grosse Datenmengen in Echtzeit in unterschiedliche Richtungen auszutauschen.

Werden diese digitalen Informationen gewinnbringend genutzt, so kann dies zu ganz neuen Formen der internen Organisation, der Kooperation und der Kundenbindung führen.

Die erhöhte Transparenz und Flexibilität im Gesamtsystem erlauben es zudem, den Lebenszyklus eines Produkts noch individueller und durchgängiger zu gestalten.

Industrie 4.0 macht die industrielle Produktion insgesamt effizienter, ressourcenschonender und flexibler. Neue Ent­ wicklungen in Bereichen wie zum Beispiel der Sensorik, der Robotik und der Künstlichen Intelligenz werden den Werk­ zeugkasten in den kommenden Jahren zusätzlich erweitern.

Die einst auf Massenproduktion ausgerichtete Industrie wird so noch stärker zum individuellen Lösungsanbieter.

Horizontale Vernetzung

Schritt für Schritt beginnen Der Einstieg in Industrie 4.0 kann für die einzelne Firma über verschiedene Felder erfolgen. In einer ersten Analyse geht es darum, Schwachstellen und Entwicklungsbereiche zu er­ kennen, wo durch den Einsatz digitaler Technologien ein Nutzen erzielt werden kann. Bei vielen Unternehmen führt dies in einem nächsten Schritt dazu, dass sie interne IT-Systeme stärker vernetzen. Diese umfassen zum Beispiel Maschinensteuerungen, Produktionsplanungssysteme oder auch ­betriebswirtschaftliche Lösungen.

Gelungene Investitionen ­bewirken, dass die Unternehmen die Produktion besser steuern, Durchlaufzeiten verringern und so letztlich Kosten sparen können. Neben solchen Effizienz­ gewinnen können in anderen Fällen jedoch auch ganz neue Produkte und Dienstleistungen entstehen oder aber die Grundlagen für neue Geschäftsmodelle geschaffen werden.

22

INDUSTRIE 4.0 FÜHRT ZU ­VER ­ÄNDERUNGEN UND NEUERUNGEN AUF ­VERSCHIEDENEN ­EBENEN Bruno Kälin (links) mit Kunde Christoph Näf von der Minitec4n AG.

B

C

PROZESSE

PRODUKTE UND DIENST­LEISTUNGEN

GESCHÄFTSMODELLE

Die Digitalisierung der Prozesse entlang der Wertschöpfungskette erhöht die Produktivität, verkürzt Durchlaufzeiten und erlaubt eine bessere Steuerung der Produktion.

Durch den Einbau von Sensoren und ­Prozessoren werden herkömmliche Produkte zunehmend zu Smart Products.

Neue Vernetzungslösungen erlauben ­zudem die Schaffung zusätzlicher Dienstleistungen.

Neuartige Datennutzungen oder Ko­ operationen zwischen Unternehmen ­können zu völlig neuen Geschäfts­ modellen und Speziali­sierungen führen.

Daraus können sich wiederum ganz neue Marktfelder ­ergeben.

Die Initiative «Industrie 2025» – Gemeinsam für den Werkplatz Schweiz Industrie 4.0 bietet für Schweizer Unternehmen spannende Perspektiven. Um das Thema in der Schweiz voranzutreiben und Chancen zu nutzen, haben die vier Ver­bände asut, Electrosuisse, SwissT.net und Swissmem im vergangenen Jahr die Initiative ­«Industrie 2025» gegründet. Diese sensibilisiert und informiert über das Thema Industrie 4.0 und hat zum Ziel, die Wettbewerbs­ fähigkeit der Schweizer Industrie zu sichern und auszubauen.

Mit verschiedenen Dienstleistungen fördert «Industrie 2025» die Vernetzung der Akteure, zeigt relevante Entwicklungen auf und erleichtert die Umsetzung von Industrie 4.0 im unter­ nehmerischen Alltag.

Weitere Informationen: www.Industrie2025.ch

Christoph Rennhard, Geschäftsführer und Inhaber LCA Automation AG.

PRAXISBEISPIEL

«INDUSTRIE 4.0 MUSS EINFACH SEIN» Die Sondermaschinen der Firma LCA Automation sind weltweit ­installiert. Schrittweise ist die Firma ins Thema Industrie 4.0 ­hineingewachsen. Für Geschäftsführer Christoph Rennhard ist es wichtig, bei der Digitalisierung ganz vorne mit dabei zu sein.

Herr Rennhard, haben Sie den Entscheid, Industrie 4.0 in Ihrem Unternehmen umzusetzen, bewusst getroffen?

Ich hatte schon immer die Vision, Maschinen zu bauen, bei ­denen man aus der Distanz den Zustand messen und die gewonnenen Daten auswerten kann. Diese Vernetzung und Analyse war bis zu einem gewissen Grad auch schon früher möglich. Durch die Entwicklungen im digitalen Bereich fällt es heute aber viel einfacher, dies zu tun. In diesem Sinne ­haben wir Industrie 4.0 bereits angewendet, bevor es den Begriff überhaupt gab.

Was raten Sie Unternehmen, die im Bereich Industrie 4.0 weiterkommen möchten?

Wichtig ist es, eine Vision zu haben. Das Management muss eine klare Vorstellung haben, was man gemeinsam erreichen möchte. Und dann gilt es natürlich auch, die nötigen finan­ ziellen und personellen Ressourcen bereitzustellen, damit Entwicklungsschritte möglich sind.

Wie wichtig sind die Mitarbeitenden, damit der digitale ­Wandel gelingt?

Das Wissen und die Ideen der Mitarbeitenden sind ganz entscheidend. Sie sind es, welche die Visionen in konkrete ­Lösungen umsetzen. Bei uns wachsen schon die Lernenden ­natürlich in die neuen Technologien hinein. Punktuell holen wir uns natürlich auch Wissen von aussen. So ­haben wir zum Beispiel im Rahmen eines KTI-Projekts zusammen mit der ETH neue Anwendungen entwickelt.

24

«Die industrielle ­Informatik wird an Bedeutung zunehmen.»

Wo sehen Sie Herausforderungen?

Heute hat man potenziell Zugriff auf eine Flut an Daten. Das kann den Endkunden aber überfordern. Industrie 4.0 muss ­einfach sein. Es braucht einfache Interfaces und einfache Apps, mit denen man die relevanten Daten visualisieren kann.

Sehen Sie weitere Punkte?

Die Datensicherheit ist sicherlich ein wichtiger Aspekt. Die Zugriffe müssen klar geregelt sein. Dies kann auch schon mal ein Hindernis sein, um alle Möglichkeiten von Industrie 4.0 umzusetzen. Daneben ist die Datenqualität zentral. So müssen zum Beispiel die Dokumentationen und Angaben zu den Softwareversionen präzise nachgeführt werden. Dies erfordert eine gewisse Disziplin. Wenn man es aber richtig macht, so kann Industrie 4.0 tatsächlich vieles vereinfachen.

Wie wird Industrie 4.0 den Werkplatz Schweiz verändern?

Der mechanische und Konstruktions-Anteil wird in unserer Industrie immer eine wichtige Rolle spielen. Wir können diese traditionelle Ebene jedoch durch intelligente IT-Lösungen ergänzen. Der Wertschöpfungsanteil von IT-basierten Dienstleistungen wird dadurch sicher zunehmen. Darüber hinaus verändert sich auch das Verhältnis zu Kunden und Lieferanten.

Dieses wird grundsätzlich enger und ermöglicht neue Arbeitsteilungen.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf bei der Ausbildung?

Wir sind auch in Zukunft auf gute Lernende angewiesen. Es ist wichtig, dass auch schulisch starke Jugendliche den dualen Ausbildungsweg wählen. Die industriellen Berufs­lehren sind anspruchsvoll. Wir brauchen aber unbedingt talentierte Jugend­ liche, welche neue Technologien erlernen und umsetzen ­möchten. Zunehmend gefragt sein werden zudem Fachleute, die in der Datenauswertung und in der Entwicklung von Schnittstellen und Interfaces stark sind. Die industrielle In­ formatik wird an Bedeutung zunehmen.

Kann die Schweiz international überhaupt bestehen?

Wir befinden uns grundsätzlich in einer guten Ausgangslage.

Wichtig ist, das Thema vorausschauend anzugehen. Wer sich jetzt bewegt, kann auch neue Standards setzen und sich auf neuen Feldern etablieren. Industrie 4.0 bietet Schweizer Unternehmen gute Entwicklungschancen.

LCA AUTOMATION Die Firma LCA ist im Bereich des Sonder­ma­ schinenbaus für Automation, Prozess- und ­ Verfahrenstechnik tätig. Das Unter­nehmen mit Hauptsitz in Küssnacht am Rigi exportiert 95 Prozent seiner Produkte an eine welt­ weite Kundschaft. LCA Automation be­ schäftigt in der Schweiz über 80 Mitarbeitende und verfügt über Standorte in Mexiko und Shanghai für den technischen Support.

INDUSTRIE 4.0 KONKRET Damit die Supportmitarbeiter der Firma LCA weniger oft ins Auto oder Flugzeug steigen ­müssen, um eine defekte Maschine zu reparieren, hat die Firma spezielle Helme entwickelt.

Diese können sich Maschinen- und Anlagenführer vor Ort aufsetzen und damit Bilddaten der zu wartenden Maschine ins Headquarter übermitteln.

Der direkte Austausch via WLAN oder Mobilfunknetz erleichtert die Diagnose und Problem­ lösung aus der Ferne und hilft, Wartungskosten zu sparen. Das System LCA live kann nicht nur im Anlagen- und Maschinenbau eingesetzt werden, sondern eignet sich beispielsweise auch für den Support im Baugewerbe, in der Logistik oder für Rettungsorganisationen.

Monitoring von Anlagen für vorausschauende Wartung Die Maschinen von LCA Automation sind über die ganze Welt verteilt. Die komplexe Technik und der hohe Automatisierungsgrad machen eine direkte Status- und Fehlererkennung durch das Bedienpersonal meist nicht möglich.

LCA führt daher aus der Ferne ein Daten-Monitoring auf den Anlagen durch, wodurch der Zustand der Anlagen zeitnah verfolgt werden kann. Durch eine Trendanalyse kann der ungefähre Zeitpunkt einer Wartung eruiert und vorausschauend geplant werden.

26

PRAXISBEISPIEL

«DIE KUNDENNÄHE BLEIBT WICHTIG» Bruno Kälin und seine zwei Mitgründer Jonas Vonaesch und Thomas Bossardt haben ein neuartiges Geschäftsmodell im Bereich der Blechbearbeitung aufgebaut. Auf dem von Blexon entwickelten Webportal erfolgen die Machbarkeitsprüfung, die Angebotserstellung sowie die Auftragsabwicklung fast vollständig automatisiert. Dennoch ist der direkte Kundenkontakt für den Erfolg der Plattform sehr wichtig.

Herr Kälin, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein neues Geschäftsmodell für die Blechbearbeitung umzusetzen?

Es war am Nationalen Zukunftstag 2007. Wir wollten den Kindern die Möglichkeit geben, ein individuelles Blechteil zu ­konstruieren, dieses über mehrere Arbeitsgänge und Maschinen herzustellen und am gleichen Nachmittag mit nach Hause zu nehmen. Im normalen Betrieb hätte der Prozess von der Idee bis zum fertigen Teil viel zu lange gedauert. Am Zukunftstag haben wir alle administrativen Schritte übersprungen und die Fertigung der Blechteile direkt mit den beteiligten Maschinenbedienern organisiert. Die Durchlaufzeit verkürzte sich dadurch von mehreren Tagen auf weniger als zwei Stunden. Wir dachten uns, das sollte man doch immer so machen können. So ist die Geschäftsidee entstanden.

Hatten Sie alternative Geschäftsmodelle zu der jetzigen Lösung?

Erst wollten wir eine Broker-Plattform erstellen, bei welcher auf der einen Seite Kunden Fertigungsteile hochladen und auf der anderen Seite verschiedene Fertiger, welche gerade freie Kapa­ zitäten haben, Angebote machen können. Der Fertiger, der den Zuschlag erhält, darf die Teile herstellen und liefern. Wir haben aber schnell bemerkt, dass dies die Durchlaufzeiten nicht verkürzt und punkto Qualität und Verlässlichkeit auch schwierig umzusetzen ist. Um kurze Lieferzeiten, günstige Preise und gute Qualität zu erhalten, mussten wir den gesamten Prozess bis tief in die Fertigung optimieren. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Fertigungspartnern. Heute arbeiten wir mit ausgesuchten und am Markt eta­blierten Fertigungs- und Speditionsbetrieben zusammen.

Bruno Kälin (links) mit Kunde Christoph Näf von der Minitec4n AG.

27

Wo lagen die Herausforderungen?

Irgendwie war anfangs die Zeit noch nicht reif. Es fehlten zum Beispiel geeignete Softwaretechnologien für unser In-Browser CAD. Auch bei der Suche nach einer geeigneten Finanzierung mussten wir feststellen, dass ein Onlineportal für die Prozess­ kette Blech oder generell die fertigende Industrie nicht gerade als «sexy» angesehen wurde. Mit dem Begriff «Industrie 4.0» hat sich das Interesse an unserer Technologie und unserem Geschäftsmodell aber stark gesteigert.

Wo liegen die Vorteile Ihres Modells?

Für den Kunden bedeutet unser Modell, dass er sofort und rund um die Uhr ein verbindliches Angebot mit Preis und ­Liefertermin bekommt. Die Herstellbarkeit der Teile ist zu diesem Zeitpunkt schon durch das System geprüft. Bei ­Bestellung durch den Kunden geht der Auftrag direkt zur ­wertschöpfenden Tätigkeit, was günstige Preise ermöglicht. Durch die verkürzte Durchlaufzeit ergeben sich frühere Liefertermine.

Sie konzentrieren sich auf die Blechbearbeitung.

Gäbe es andere Anwendungsgebiete?

Das Modell liesse sich grundsätzlich sehr gut auf andere Fertigungsverfahren übertragen. Ich denke da zum Beispiel an die Herstellung von Prototypen mit additiven Fertigungsverfahren oder auch klassische Verfahren wie Dreh- und Fräsbearbeitung.

«In der Schweiz sind wir spezialisiert auf massgeschneiderte Lösungen.»

BLEXON Über das Portal der Firma Blexon können Kunden ihre Bauteile auf modernen Laser- und Abkantmaschinen fertigen lassen. Das Portal erlaubt es rund um die Uhr, die Herstellbarkeit einer importierten CAD-Zeichnung zu prüfen, gestaffelte Preislisten zu kalkulieren und sofort verbindliche Angebote erstellen zu lassen. Ebenso können Kunden nachgelagerte Arbeitsschritte sowie die Art der Auslieferung auswählen. Das Portal wurde im Jahr 2011 aufgeschaltet und seither laufend weiter­ entwickelt. Die drei Gründer arbeiten weitgehend via Home Office. Die Fertigung der Blechteile erfolgt bei Partnerbetrieben von Blexon.

Wo liegen die Herausforderungen?

Kundenanforderungen sowie Fertigungs- und Logistikprozesse müssen verstanden und mit geeigneten Softwaretechnologien optimal integriert und unterstützt werden. Auch bei dieser starken Digitalisierung ist der intensive Kontakt zu Kunden und Fertigungsbetrieben von zentraler Bedeutung. Wir möchten wissen, wo der Schuh drückt und was wir noch besser machen können. So kann die digitale Brücke zwischen dem Kunden und der Fertigung gebaut werden. Daran arbeiten wir.

Wo sehen sie das Potenzial von Industrie 4.0?

In der Schweiz sind wir tendenziell eher auf kleine Serien und massgeschneiderte Lösungen spezialisiert. Zudem geht der Trend immer weiter in Richtung Einzelsatzfertigung und kleinen Losgrössen. Hier sind wir mit dem Webportal dank der starken Integration, den tiefen Preisen und vor allem dank den kurzen Lieferzeiten und den schnellen Reaktionszeiten gegenüber den ausländischen Mitbewerbern konkurrenzfähig.

Die Flexibili­­tät, welche die Industrie 4.0 ermöglicht, birgt für Schweizer Unternehmen daher grosses Potenzial.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – PRODUKTIONS- UND STANDORTFAKTOREN

28

3 | Produktions- und Standortfaktoren

Wechselkursindex 160

Aufwertung des CHF «

150 140 130 120 110 100 90

«

80

2011 Real (monatlich)

2012

2013

2014

2015

Abwertung des CHF

Nominal (monatlich)

Q uelle: SNB Expor tgewichteter Index von Fremdwährungskursen wichtiger Handelspar tner Indexier t, Januar 1999 = 100

Wechselkurse (in Schweizer Franken) Land

Währung

2013

2014

2015

Veränderung in % zum Vorjahr

Euro-Länder

1 EUR

1,231

1,215

1,068

–12,1

USA

1 USD

0,927

0,915

0,962

5,1

Grossbritannien

1 GBP

1,450

1,507

1,470

–2,5

Japan

100 JPY

0,951

0,865

0,795

–8,1

Brasilien

1 BRL

0,431

0,389

0,293

–24,6

Russland

100 RUB

2,910

2,416

1,585

–34,4

Indien

100 INR

1,590

1,499

1,501

0,1

China

1 CNY

0,150

0,149

0,155

3,8

Quelle: SNB

SWISSMEM PANORAMA 2016 – PRODUKTIONS- UND STANDORTFAKTOREN

29

Arbeitskosten in der verarbeitenden Industrie Euro

Euro

Euro

Norwegen

52,23

32,37

19,86

Schweiz

50,75

30,90

19,85

Belgien

43,12

21,64

21,48

Dänemark

41,95

30,48

11,47

Schweden

41,19

23,64

17,55

D West

39,97

22,70

17,27

Deutschland

37,81

21,61

16,20

Frankreich

36,86

19,52

17,34

Finnland

36,08

21,01

15,07

Niederlande

35,49

19,63

15,86

Österreich

35,38

18,40

16,98

Luxemburg

31,51

21,33

10,18

Italien

27,79

14,71

13,08

USA

27,30

18,13

9,17

UK

26,30

18,60

7,70

Spanien

22,80

12,26

10,54

Japan

21,85

11,96

9,89

Griechenland

15,11

8,60

6,51

Tschechien

9,34

5,29

4,05

Ungarn

7,58

4,40

3,18

Polen

7,42

4,98

2,44

Rumänien

4,19

2,76

1,43

Bulgarien

3,15

2,28

0,87

0 Stundenlohn

10

20

30

40

50

60

Personalzusatzkosten

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft 2014

Aufhebung der Wechselkurs-Untergrenze führt zu schockartiger Aufwertung

Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015 führte zu einer abrupten Aufwertung des Schweizer Frankens.

Durch die schockartige Veränderung verteuerten sich die Produkte der Schweizer Exportunternehmen im Euro-Raum mit einem Schlag um über 15 Prozent.

Die Firmen sahen sich in der Folge gezwungen, zahlreiche Massnahmen umzusetzen, um die Auswirkungen der Frankenstärke abzudämpfen. Dazu gehörten zum Beispiel der ver­ stärkte Einkauf im Euro-Raum, die Optimierung von Prozessen oder auch zusätzliche Investitionen in Innovationen. Die Folgen der massiven Überbewertung waren übers Jahr gesehen beträchtlich. Die Auftragseingänge und die Umsätze sanken deutlich, rund ein Drittel der Firmen erwartete fürs Jahr 2015 gemäss Swissmem-Umfrage zudem einen operativen Verlust.

Der Euro lag im Jahr 2015 permanent mehr als 10 Prozent unter dem Mindestkurswert von CHF 1.20 pro Euro, der im 2014 noch

gegolten hatte. Der Wert des Schweizer Frankens überstieg damit die Kaufkraftparität zum Euro um mehr als 20 Prozent.

Bereits während der Periode, in welcher der Mindestkurs aufrechterhalten worden war, war der Schweizer Franken über­bewertet gewesen. Für die Unternehmen der MEM-Industrie bedeutete dies einen erheblichen Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz im Euro-Raum. Eine leichte Ent­lastung konnte im Dollar-Raum verzeichnet werden.

Der Wert des US-Dollars nahm um 5,1 Prozent zu.

Mit dem britischen Pfund und dem japanischen Yen verloren zwei weitere wichtige Handelswährungen 2015 an Wert.

Die Stärke des Schweizer Frankens führte somit zu einer weiteren relativen Verteuerung der Arbeitskosten. Diese Ent­­wicklung belastet die Standortattraktivität des Werkplatzes Schweiz.

Während die Stundenlohnkosten in der Schweiz traditionell hoch liegen, musste in den vergangenen Jahren auch bei den Lohn­nebenkosten ein Zuwachs verzeichnet werden.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – PRODUKTIONS- UND STANDORTFAKTOREN

30

Innovationsranking

Schweiz

Innovation als Lebenselixier

Die Schweiz liegt derzeit an der Spitze der Innovationsnationen in Europa.

Dies zeigten die Resultate des Innovation Union Scoreboard der EU-Kommission. Eine besondere Stärke der Schweiz liegt dabei im Bereich der wissenschaftlichen Publikationen und der internationalen Patentan­ meldungen.

Schweden Dänemark Deutschland Finnland Niederlande Luxemburg Grossbritannien Irland

Im EU-Vergleich nur unterdurchschnitt­lich sind jedoch die innerbetrieb­lichen Forschungs­ aktivitäten von kleinen und ­mittleren Unter­nehmen sowie deren Forschungszusammen­arbeit.

Island Belgien Frankreich Österreich EU28 Slowenien Estland Norwegen Tschechien

Aufwand für Forschung und Entwicklung Die Aufwendungen der Privatwirtschaft für innerbetriebliche Forschung und Entwicklung erhöhten sich zwischen den Jahren 2008 und 2012 im Inland von CHF 11 979 Mio. auf CHF 12 819 Mio. Demge­ genüber verringerten sich die Auf­ wendungen in Schweizer Zweig­ niederlassungen im Ausland leicht von CHF 15 769 Mio. auf CHF 15 045 Mio.

Zypern Italien Portugal Malta Spanien Serbien Ungarn Griechenland Slowakei Kroatien Polen Littauen

Zwischen 2008 und 2012 hat das Personal, das im Bereich Forschung und Entwicklung beschäftigt ist (Vollzeitäquivalente), von 39 832 auf 47 750 zugenommen.

Lettland Türkei Mazedonien Bulgarien Rumänien 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1

Quelle: Innovation Union Scoreboard 2014

SWISSMEM PANORAMA 2016 – PRODUKTIONS- UND STANDORTFAKTOREN

31

Aufwand für Forschung und Entwicklung Finanzieller Aufwand in der Schweiz 2012* Branchenanteile in %

Übrige Branchen 34%

MEM-Industrie 32%

Nahrungsmittel 1%

Total: CHF 12 819 Mio. Total MEM-Industrie: CHF 4 081 Mio.

Chemie/Pharma 34%

* Q uelle: BFS, Intramuros-F+E-Anwendungen In der MEM-Industrie werden Metalle, Maschinenbau, Hochtechnologieinstrumente sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (Teil-Fabrikation) zusammengefasst.

Nur Privatwir tschaft.

F+E-Personal nach Wirtschaftszweig Anzahl Forschende nach Wirtschaftszweig in der Schweiz 2012* Branchenanteile in %

Übrige Branchen 34%

Nahrungsmittel 1%

Total in Vollzeitäquivalenten: 19 199 Gesamtbestand F+E-Personal in Vollzeitäquivalenten: 47 750 * Q uelle: BFS In der MEM-Industrie werden Metalle, Maschinenbau, Hochtechnologieinstrumente sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (Teil-Fabrikation) zusammengefasst.

MEM-Industrie 40%

Chemie/Pharma 25%

SWISSMEM PANORAMA 2016 – PRODUKTIONS- UND STANDORTFAKTOREN

32

Energieverbrauch Swissmem-Mitglieder in Terajoule = 280 000 kWh

Leicht erhöhter ­ Energieverbrauch

30 000

Der Energiebedarf der SwissmemMitgliedfirmen ist 2015 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen.

Dies ist auf den ausserordentlich tiefen Basiswert aus dem Jahr 2014 zurückzuführen. Der Winter war damals ausserordentlich mild, weshalb der Heizölverbrauch um ein Drittel gegenüber der Vorjahres­ periode gefallen war.

25 000 20 000 15 000 10 000 5 000 0 92 93 94 95 96 97 98 99 20 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Total Elektrizität Gas Erdölprodukte Quelle: Swissmem

CO2-Emissionen Swissmem-Mitglieder in Tonnen CO2 1 000 000 800 000 600 000 400 000 200 000 0 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Total Erdölprodukte Gas Kohle/Koks Quelle: Swissmem

Insgesamt zeigt sich beim Energie­ bedarf derzeit eine seitliche Entwicklung, da die Unternehmen in den Vorjahren bereits viel Einsparpoten­ zial ausgeschöpft haben. Seit 1990 ist der Gesamtenergiebedarf der MEM-Industrie um rund 41% zurückgegangen. Über die Hälfte des Energiebedarfs wird durch Strom und etwa ein Drittel durch Erdgas gedeckt. Fernwärme hat das Heizöl in den vergangenen Jahren allmählich als Energieträger überholt. Der Anteil weiterer Energieträger wie Kohle/Koks, Holz und Abfälle bewegt sich im einstelligen Prozentbereich. Kohle/Koks kommt lediglich prozessbedingt in der Stahlindustrie zum Einsatz.

Die leicht erhöhte Nachfrage nach fossilen Energieträgern liess 2015 auch die CO2 -Emissionen der MEMIndustrie leicht ansteigen (1,5%).

Die auf die Swissmem-Mitgliedschaft hochgerechneten CO2 -Emissionen lagen 2015 unter 400 000 Tonnen und somit über 55% tiefer als 1990.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – PRODUKTIONS- UND STANDORTFAKTOREN

33

Europäische Industriestrompreise 2015 CHF /kWh, Mittelspannung

Italien Deutschland Grossbritannien Malta Irland Zypern Schweiz Griechenland EU28 Lettland Spanien Portugal Slowakei Belgien Österreich Litauen Frankreich Kroatien Estland Niederlande Luxemburg Dänemark Polen Ungarn Slowenien Rumänien Türkei Tschechische Republik Bulgarien Norwegen WUSSTEN SIE, DASS …

Finnland Schweden 0 0.04 0.08 0.12 0.16 0.20 0.24 Quellen: Eurostat, BFS Jahresverbrauch 500 bis 2000 MWh, Mittelspannung, Exkl. MwSt.

Swissmem-Mitgliedfirmen ihre CO2 -Emissionen seit dem Jahr 1990 um über

55%

reduziert haben?

SWISSMEM PANORAMA 2016 – PRODUKTIONS- UND STANDORTFAKTOREN

34

Gesamtschweizerische Streikstatistik 1) Zahl der Arbeitskonflikte

Zahl der betroffenen Betriebe

Höchstzahl der beteiligten Arbeitnehmer

Ungefähre Anzahl verlorener Arbeitstage

2004

8

1 117

24 399

38 915

2005

5

11

338

1 392

2006

3

4

635

7 870

2007

2

571

5 083

7 083

2008

8

59

10 160

13 644

2009

3

3

159

395

2010

3

3

172

2 455

2011

7

10

1 007

2 837

2012

7

50

2 869

2 554

2013

11

65

1 688

5 764

2014

8

35

1 915

4 185

Durchschnitt gesamte Schweiz 2004 bis 2014

6

175

4 402

7 918

Jahr

Q uelle: BFS; keine neueren Daten verfügbar 1) Streiks, die mindestens einen Arbeitstag dauer ten

GAV erlaubt Flexibilität bei Marktschwankungen

Die Anzahl der Arbeitskonflikte liegt in der Schweiz mit durchschnittlich 6 pro Jahr weit unter dem internationalen Niveau. Der Grund liegt in der jahrzehntealten Tradition der Sozialpartnerschaft, die in Gesamtarbeitsverträgen (GAV) klare Regeln für die Konfliktbeilegung fixiert und damit Kampfmassnahmen, wie z. B. Streiks, ausschliesst.

Mitte 2013 einigten sich die Sozialpartner der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie auf einen neuen GAV. In der erzielten Einigung profitieren die Unternehmen von einer erhöhten Flexibilität der Arbeitszeit zur Anpassung an die zunehmenden Marktschwankungen. Im Zuge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses sahen sich einige Firmen gedrängt,

die Arbeitszeit zu erhöhen, wie dies gemäss GAV möglich ist.

Die temporäre Massnahme dient dazu, die Wettbewerbs­ fähigkeit der Firmen wiederherzustellen. Der aktuell gültige GAV trat am 1. Juli 2013 in Kraft und bleibt bis zum 30. Juni 2018 gültig.

Das Bild der MEM-Industrie ist insgesamt geprägt durch Mikro-Unternehmen (Betriebe mit weniger als 10 Mitarbeitenden) und KMU (10 bis 250 Mitarbeitende). Sie bilden den Hauptharst der Branche. Berücksichtigt man die Anzahl der Beschäftigten, so sind es vor allem die mittleren und die Grossbetriebe, die ins Gewicht fallen.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – BRANCHENSTRUKTUR

35

4 | Branchenstruktur

Betriebsgrössenstruktur Betriebsgrössenstruktur der MEM-Industrie

nach Anzahl Unternehmen

nach Anzahl Beschäftigter

Kleinbetriebe 21%

Grossbetriebe 33%

Mittelbetriebe 7%

Mikro-Unternehmen 10%

Grossbetriebe 1% Kleinbetriebe 22% Mittelbetriebe 35%

Mikro-Unternehmen 71%

Q uelle: BFS, Jahr 2013 VZÄ: Vollzeitäquivalente Mikro-Unternehmen: 0 bis 9 VZÄ, kleine Unternehmen: 10 bis 49 VZÄ, mittlere Unternehmen: 50 bis 250 VZÄ, grosse Unternehmen: 250+ VZÄ

Betriebsgrössenstruktur der MEM-Industrie kleine Mikro-Unternehmen Unternehmen

mittlere Unternehmen

grosse Unternehmen

Gesamtbestand

2001

2013

2001

2013

2001

2013

2001

2013

150

159

75

68

46

43

19

13

283

Herst. von Metallerzeugnissen

6 095

6 108

1 425

1 401

261

278

23

21

7 808

Herst. von Datenverarbeitungsgeräten, elektr. und optischen Erzeugnissen

1 339

1 339

507

525

262

268

67

71

2 203

Herst. von elektrischen Ausrüstungen

544

564

193

202

85

67

32

33

866

1 398

1 309

670

611

287

291

69

48

2 259

Herst. von Automobilen und Automobilteilen

147

166

48

46

16

13

4

5

230

Sonstiger Fahrzeugbau

161

191

24

24

12

13

4

7

235

9 834

9 836

2 942

2 877

969

973

218

198

13 884

Metallerzeugung und -bearbeitung

Maschinenbau

Total

Q uelle: BFS

2013

SWISSMEM PANORAMA 2016 – BRANCHENSTRUKTUR

36

Personalstruktur in %

nach Geschlecht

2012

2013

2014

2015

Frauen

17,7

17,4

17,3

17,2

Männer

82,3

82,6

82,7

82,8

nach Tätigkeitsbereich

2012

2013

2014

2015

Administration/Finanzen/Dienste

15,9

16,2

16,4

16,5

6,4

6,5

6,5

6,9

Verkauf/Marketing Informatik

4,5

4,2

3,9

4,1

Produktion/Montage/Unterhalt

45,2

45,2

45,2

42,8

For­schung/Entwick­lung/Projektierung

19,6

19,9

19,5

20,4

Technischer Aussendienst/Instruktion

8,4

8,1

8,5

9,3

Quelle: Swissmem

WUSSTEN SIE, DASS ...

3%

der Lehrstellen in Swissmem-Unternehmen im Jahr 2015 nicht besetzt werden konnten?

Engagement für den Nachwuchs notwendig

In den kommenden Jahren müssen in der MEM-Branche jährlich rund 6000 Personen aufgrund von Pensionierungen ersetzt werden. Der Fachkräftemangel in der MEM-Industrie wird sich aufgrund der demografischen Entwicklung daher verstärken, wie dies auch eine Studie der Firma B,S,S. im Auftrag von Swissmem belegte.

Die MEM-Branche bildet über 20 000 Lernende aus und ist damit eine der grössten Ausbildnerinnen in der Schweiz.

Allein in den Swissmem-Unternehmen waren im Jahr 2015 insgesamt 9 226 Lernende in Ausbildung. Mit 2849 Lehr­ verhältnissen bildet dabei der Bereich Maschinenbau den grössten Ausbildungssektor.

Der Fachkräftemangel ist in der MEM-Industrie nicht nur bei internationalen Fachspezialisten, sondern auf allen Stufen feststellbar. Deshalb sind die Pflege der dualen Berufsbildung sowie weitere Investitionen in die Bildung zentrale Themen für die MEM-Industrie. Neben dem Nachwuchs gibt es vor allem bei den Frauen und in der Altersgruppe «50+» noch viel brachliegendes Potenzial für die Industrie, das in den nächsten Jahren gezielt ausgeschöpft werden muss.

Im Jahr 2014 hatten die Swissmem-Betriebe die Zahl der Lehrverhältnisse um rund 10 Prozent erhöht, dies bei einem Anteil an unbesetzten Lehrstellen von 7 Prozent. Aufgrund der Anpassungsmassnahmen im Zuge der Aufhebung des Euro-­Mindestkurses reduzierte sich die Zahl der Lehrverhältnisse im Jahr 2015 um 8 Prozent. 3 Prozent der angebotenen Lehrstellen konnten dabei nicht besetzt werden. Trotz der wirtschaftlich herausfordernden Situation erhöhte sich die Zahl der Lehrverhältnisse in den Bereich Elektronik (+12,5%) und Automation (+20,6%) im Jahr 2015 markant.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – BRANCHENSTRUKTUR

37

Berufslernende nach Berufsgruppen 2015 Branchenanteile in %

Betriebswirtschaft 15%

Informatik 7%

Anlagen- und Apparatebau 3%

Andere Berufe 8%

Elektronik 8%

Konstruktion 13% Maschinenbau 31% Automation 15%

Quelle: Swissmem; Bestände in Swissmem-Mitgliedunternehmen

Berufslernende Gesamt­ bestand

neu eingestellte Berufslernende Berufsfeld

2013

2014

2015

2015

Maschinenbau: Polymechaniker, Produktionsmechaniker, Mechanikpraktiker

809

862

842

2 849

Automation: Automatiker, Automatikmonteure

300

327

382

1 401

Konstrukteure

312

351

301

1 221

Elektroniker

171

175

175

780

95

107

61

300

455

502

410

1 392

Anlage- und Apparatebauer MEM-Kaufleute

Quelle: Swissmem; Bestände in Swissmem-Mitgliedunternehmen

SWISSMEM PANORAMA 2016 – DIE MEM-INDUSTRIE IM INTERNATIONALEN KONTEXT

38

5 | Die MEM-Industrie im internationalen Kontext

Personalbestand der Schweizer Industrie im Ausland 1 600 000 1 400 000 1 200 000 1 000 000 800 000 600 000 400 000 200 000 0

2005

2006

Gesamte Industrie

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

davon MEM-Industrie

Quelle: SNB

Personalbestand Schweizer Wirtschaft nach Weltregionen Region

2012

2013

2014

Anteil in %

714 616

74 6853

750 403

38,2

77 100

9 4236

84 230

4,3

Europa

791 716

84 1088

834 633

42,5

Nordamerika

354 348

34 6144

330 935

16,9

Mittel- und Südamerika

194 987

20 2000

179 567

9,1

Asien

495 775

51 2402

528 249

26,9

Afrika

54 877

6 1711

60 709

3,1

Ozeanien

29 236

2 7947

28 489

1,5

1 920 937

1 991 292

1 962 583

100,0

EU Übriges Europa

Total

Q uelle: SNB

SWISSMEM PANORAMA 2016 – DIE MEM-INDUSTRIE IM INTERNATIONALEN KONTEXT

39

Personalbestand ausländischer Industriefirmen in der Schweiz 180 000 160 000 140 000 120 000 100 000 80 000 60 000 40 000 20 000 0

2006

2007

Gesamte Industrie

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

davon MEM-Industrie

Quelle: SNB

Erhöhter Personalbestand im Ausland

Seit dem Jahr 2010 steigerten die Unternehmen der MEMIndustrie ihren Personalbestand im Ausland von 409 095 auf 497 515 Beschäftigte (+22%). Im Inland erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten in der MEM-Industrie im gleichen Zeitraum um 1,3%. Der Anstieg der Arbeitsplätze im Ausland ist somit markant. Der stärkste Personalaufbau erfolgte in Asien.

In Mehrjahresvergleich können bei den Beschäftigten der Gesamtindustrie, die in ausländischen Unternehmen in der Schweiz arbeiten, in den letzten zehn Jahren zwei Phasen festgestellt werden. Zwischen 2004 und 2009 fand ein Aufbau um 29% statt, danach bewegte sich der Personalbestand seitlich oder leicht rückläufig.

Diese Zahlen stützen die These, dass ein verstärktes Engagement im Ausland nicht zu einem Abbau im Inland führen muss. Insgesamt beschäftigte die Schweizer MEM-Industrie im Jahr 2014 weltweit 831 191 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Aus diesen Zahlen lässt sich schliessen, dass der Werk- und Denkplatz Schweiz an Attraktivität leicht verloren hat. Die guten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und der liberale Arbeitsmarkt sind aufgrund diverser politischer Vorstösse unter Druck.

Die ausländischen Direktinvestitionen in der Schweiz reduzierten sich im Jahr 2014 im Bereich der Industriebeschäftigten um 5,1%. Der Personalbestand in ausländischen MEM-Firmen in der Schweiz in der MEM-Industrie lag bei 85 493 Beschäftigten.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – DIE MEM-INDUSTRIE IM INTERNATIONALEN KONTEXT

40

Kapitalbestand der Schweizer Industrie im Ausland in Mio. CHF 400 000 350 000 300 000 250 000 200 000 150 000 100 000 50 000 0

2007

2008

Gesamte Industrie

2009

2010

2011

2012

2013

2014

davon MEM-Industrie

Q uelle: SNB

Kapitalbestand Schweizer Wirtschaft nach Weltregionen in Mio. CHF

Region

2012

2013

2014

Anteil in %

473 142

462 367

460 531

43,6

59 848

48 468

36 549

3,5

Europa

532 990

510 835

497 080

47,1

Nordamerika

238 082

238 078

232 334

22,0

Mittel- und Südamerika

184 591

174 594

192 823

18,3

Asien

107 755

108 761

107 029

10,1

Afrika

9 369

11 084

10 861

1,0

20 625

21 078

16 138

1,5

1 093 412

1 064 429

1 056 265

100,0

EU Übriges Europa

Ozeanien Total

Q uelle: SNB

SWISSMEM PANORAMA 2016 – DIE MEM-INDUSTRIE IM INTERNATIONALEN KONTEXT

41

Kapitalbestand ausländischer Firmen in der Schweiz in Mio. CHF 125 000 100 000 75 000 50 000 25 000 0

2007

2008

Gesamte Industrie

2009

2010

2011

2012

2013

2014

davon MEM-Industrie

Quelle: SNB

Anstieg der Direktinvestitionen in Europa

Der Kapitalbestand der MEM-Industrie im Ausland erhöhte sich 2014 gegenüber dem Vorjahr um 2,4%. Weit stärker nahm der Kapitalbestand der Gesamtindustrie zu, der um 14 Prozent zulegte.

Im 10-Jahres-Vergleich lag der Kapitalbestand der Gesamt­ industrie im Ausland gegenüber dem Jahr 2004 um CHF 222 Mrd. höher, was einer Zunahme um 139 Prozent entspricht. Der Kapitalbestand der Schweizer Gesamt­ wirtschaft im Ausland legte demgegenüber im gleichen Zeitraum um 86 Prozent zu.

Die ausländischen Direktinvestitionen in der Schweiz lagen im Jahr 2014 in der MEM-Industrie auf leicht höherem Niveau (+1,0%) als im Vorjahr. Seit dem Jahr 2004 nahm der ausländische Kapitalbestand in Schweizer MEM-Unternehmen um 193% zu.

SWISSMEM PANORAMA 2016 – DIE MEM-INDUSTRIE IM INTERNATIONALEN KONTEXT

42

Die wichtigsten Maschinenexportländer 2014 Land

Rang 1

Rang 2

Rang 3

Rang 4

Rang 5

Rang 6

Rang 7

Rang 8

Rang 9

Rang 10 Rang 11 Rang 12

D

CHN

USA

JPN

I

KOR

F

GB

NL

SIN

B

CH

Berechnungsgrundlage: Euro Quelle: VDMA; Maschinenbau, ohne Büro- und Informationstechnik keine neueren Daten verfügbar

Rangliste ausgewählter Produktbereiche 2014 Rang 1 Rang 2 Rang 3 Rang 4 Rang 5 Rang 6 Rang 7 Rang 8 Rang 9 Rang 10 Rang 11 Rang 12 CHN

USA

JPN

I

KOR

F

GB

NL

SIN

B

CH

Papierverarbeitungsmaschinen D

I

CHN

CH

USA

F

JPN

TPE

NL

SWE

UK

KOR

Verpackungsmaschinen

D

I

CHN

USA

CH

F

JPN

SWE

E

NL

A

TPN

Textilmaschinen

D

CHN

JPN

I

CH

F

USA

TPE

KOR

IND

CZE

B

Werkzeugmaschinen

D

JPN

I

TPE

CHN

CH

USA

KOR

B

E

A

GB

Nahrungsmittelmaschinen

D

I

NL

CHN

USA

CH

DK

F

JPN

GB

A

E

Waagen

CHN

D

JPN

USA

GB

NL

CH

I

SIN

DK

F

MEX

Turbinen

USA

I

D

JPN

GB

CHN

CH

SIN

F

MEX

CAN

NL

Druckereimaschinen

D

ISR

JPN

USA

I

CHN

GB

CH

NL

A

F

TPE

Präzisionswerkzeuge

D

CHN

JPN

KOR

USA

I

NL

CH

A

SIN

B

SWE

Kompressoren/Vakuumtechnik D

USA

CHN

I

JPN

B

F

CH

MEX

NL

GB

KOR

Kunststoff-/Gummimaschinen D

CHN

JPN

I

A

USA

TPE

F

CAN

CH

KOR

NL

Alle Produkte

D

Quelle: VDMA; CHN: China, TPE: Taiwan, keine neueren Daten verfügbar

WUSSTEN SIE, DASS ...

die Schweiz

Rang 2

belegt, betrachtet man die Maschinenexporte pro Kopf der Bevölkerung?

SWISSMEM PANORAMA 2016 – DIE MEM-INDUSTRIE IM INTERNATIONALEN KONTEXT

43

Maschinenexporte pro Einwohner 2014 in 1000 Euro

Singapur Schweiz Österreich Dänemark Luxemburg Deutschland Belgien Niederlande Schweden Finnland Italien Slowenien Tschechien Norwegen Slowakei Südkorea Japan Taiwan Ungarn Estland 0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 Quelle: VDMA, keine neueren Daten verfügbar

Die Schweiz – ein führendes Maschinenexportland

In absoluten Zahlen gerechnet, nahm die Schweiz im Jahr 2014 Rang 12 unter den wichtigsten Maschinenexportländern der Welt ein. Betrachtet man die Exporte pro Kopf der Bevölkerung, so liegt die Schweiz hinter Singapur auf Rang 2. In zahlreichen Produktbereichen gehören Schweizer Unternehmen zu den weltweit führenden Anbietern.

Die Kombination aus Innovation, hoher Fertigungsqualität, Effizienz und erstklassigem Service führt dazu, dass sich die Schweizer Unternehmen erfolgreich behaupten können.

Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen zeichnen sich durch eine Konzentration auf wenige Nischenmärkte bei gleichzeitig hoher Flexibilität aus.

Geregelte politische Beziehungen mit den bedeutendsten Handelspartnern – insbesondere mit der EU –, ein guter Zugang zu den wichtigsten Absatzmärkten, die Verfügbarkeit von Fachkräften sowie ein innovationsfreundliches Umfeld sind wichtige Voraussetzungen für den Erfolg der Schweizer Firmen.

Damit Investitionen in den Werkplatz Schweiz auch in Zukunft erfolgen, sind die Unternehmen auf gute Rahmenbedingungen und tiefe Belastungen angewiesen. Nur so wird es ihnen auch künftig gelingen, von der Schweiz aus führende Stellungen auf den globalen Märkten aufzubauen und diese weiterzuentwickeln.

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