Finanzwelt

Page 21

sind. Hinderlich können hier in erster Linie die immer wieder fühlbaren politischen Verwerfungen sein. Die gilt es auszusitzen, wie nicht zuletzt das Beispiel Serbien belegt. Es ist schon jetzt klar, dass EU-Europa zumindest mit der wirtschaftlichen Integration nicht an seinen geografischen Grenzen Halt machen wird. Denn bis auf wenige Ausnahmen, wie die Schweiz, ist ganz Europa in der EU oder doch wenigstens auf dem Weg dahin. Die aktuelle Außenpolitik der EU hat zwei Regionen im Auge: Die asiatischen Republiken der ehemaligen UdSSR und die Südküste des Mittelmeers. Hinter beiden Zielrichtungen stehen zunächst einmal Energie-Interessen, beide Regionen haben Erdöl und -gas zu bieten. Die bevölkerungsreichen Länder wie Ägypten, Algerien oder Marokko bilden interessante Märkte und bieten mit einer relativ jungen und verhältnismäßig gut ausgebildeten Bevölkerung auch interessante Perspektiven für die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Der Schritt über das Mittelmeer hinweg wäre eine konsequente Fortsetzung der Süd-Erweiterungen nach Griechenland, Spanien und Portugal. Bei allen dreien waren politische Gründe für die Aufnahme in den Brüsseler Klub maßgeblich: Sie starteten als neue Demokratien, die in den 70er Jahren jeweils Militärdiktaturen abschütteln konnten und durch die EUMitgliedschaft fester im westlichen Lager verankert werden sollten. Eine Annäherung und Integration der Nordafrikaner bietet die Chance auf Entlastung an der

Südgrenze gegen die Armutswanderungen nach Europa, der Zaun würde dann in Afrika stehen. Die immer noch vorhandenen Ölreserven wären eine willkommene Mitgift. Diese Entwicklung nimmt der EMEAFonds von Fidelity schon zum Teil vorweg, das Anlagekonzept erfasst diese zweite Süderweiterung. Allerdings sind die Kapitalmärkte in den Zielländern, abgesehen von Ägypten, nicht sonderlich stark entwickelt, momentan ist es eher schwierig, PortfolioInvestments in dieser Region zu platzieren. Die Fidelity-Manager haben außer Südafrika, Nigeria und Ägypten lediglich Unternehmen aus Dubai, Katar und den Vereinigten Emiraten im Portfolio. Die Region von Marokko bis Libyen fehlt bislang. Die von der EU in letzter Zeit besonders betreuten zentralasiatischen Republiken sind natürlich in erster Linie wegen ihrer Öl- und Gasvorkommen interessant. Kasachstan ist allerdings schon etwas schärfer in den Fokus der Spezialisten für die Emerging Markets gerückt. Mehrere Banken sind mit ihren Aktien und Anleihen schon auf unseren Märkten präsent, derzeit aber als problematisch anzusehen. Entsprechend spezialisierte Investmentfonds gibt es zwar noch nicht, aber Zertifikate auf dem lokalen Aktienmarkt. Die Erste Bank aus Österreich ist mit einem Endlos-Zertifikat auf einem lokalen Index auf dem Markt (ISIN AT0000A05YX6). Martin Klingsporn

Die EU übt mit ihrem Versprechen auf Prosperität einen übermächtigen Sog aus, der stärkste politische Widerstände überwindet.

FINANZWELT 05/2008


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.