Kirchfeldstraße 60

im Gebäude des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes.
Wir freuen uns sehr, Ihnen mit dem vorliegenden Katalog die Gestaltung der Veranstaltungsräume und die präsentierten Kunstwerke vorzustellen.
Nach intensiven Umbauarbeiten erstrahlt unser Gebäude in neuem Glanz und bietet durch die Veranstaltungsetage noch mehr Raum für kreatives Arbeiten, innovative Ideen und erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Gestaltung der Räume wie auch die sie umgebenden Kunstwerke mögen zum Gelingen beitragen.
Lassen Sie sich von dem modernen und inspirierenden Arbeitsumfeld begeistern und freuen Sie sich auf überraschende Einblicke.
Die Kirchfeldstraße 60 ist zentraler Treffpunkt der rheinischen Sparkassenfamilie. Sie ist nicht nur „Heimat“ der Mitarbeitenden des Rheinischen Sparkassenund Giroverbandes, sondern auch ein Ort des Miteinanders und übergeordneten Arbeitens: Meetings, Tagungen, Konferenzen im großen wie im kleinen Format: Das alles ist nun möglich unter einem Dach. Und damit dies in anregender Atmosphäre geschehen kann, wurden die Veranstaltungs- und Besprechungsräume speziell gestaltet.
Getragen von dem Wunsch, die Identität der rheinischen Sparkassen sichtbar zu machen, wurden die Konferenz- und Veranstaltungsräume mit einem inhaltlichen Bezug gestaltet. Sie erhielten ein besonderes „Gewand“, das mit den rheinischen Sparkassen und den Menschen in der Region in Verbindung steht.
Die Sparkassen sind die Partner des Mittelstands und der Industrie- und Handelskammern in den Regionen, die ebenfalls eine wichtige Rolle für mittelständische Unternehmen in ihren Bezirken einnehmen. Daher haben wir die regionale Verortung der Industrie- und Handelskammern namentlich als „Paten“ für die Veranstaltungsräume erkoren: Krefeld, Duisburg, Essen, Aachen, Bonn, Wuppertal, Köln und Düsseldorf sind jeweils „Sitz“ einer der acht IHKs im Rheinland.
Prägend für unsere Region und die Sparkassen ist aber auch der Rhein, Namensgeber des Rheinlands, wichtiger Teil der Identität und des Selbstverständnisses der Menschen hier vor Ort. Mit 1.200 Flusskilometern einer der längsten und wichtigsten Flüsse Europas. Er wird aus den Regionen heraus mit dem Wasser zahlreicher Zuflüsse gespeist. Diese übernehmen daher ebenfalls „Namens-Patenschaften“ für insgesamt fünf der dreizehn Konferenzräume.
Jeder Raum wird mit seinem zugewiesenen Namen fotografisch bespielt. Durch eigens entwickelte Fotografiekunst mit ungewohnten Blickwinkeln und Perspektiven. Ausgehend vom Raumnamen und dem Charakter der jeweiligen Stadt, Region oder Flusslandschaft sind Fotografien entstanden, die die Betrachtenden überraschen und berühren.
und kulturelle Besonderheiten machen eine Region aus. Dieser Facettenreichtum sollte ebenfalls sichtbar werden.
Städte, Regionen, Unternehmen, Flüsse und Flusslandschaften sind identitätsstiftend, aber damit nicht genug. Vor allem die Menschen und das Leben vor Ort, ihre Sprache, ihr
Dialekt, kulinarische Spezialitäten
Gemeinsam mit den rheinischen Sparkassen haben wir daher die typischen lokalen Merkmale, die versteckten Charakteristika, Urgesteine, lokale Schauplätze oder Besonderheiten ermittelt und mit einer besonderen Gestaltung versehen. Sie finden Ausdruck in sogenannten Wortwolken, als Wandtattoos an den Säulen und Wänden, die Fotografie im Raum flankierend.
Aber schauen Sie selbst: Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte.
Kopfweiden als typische Baumart am Niederrhein mit historischer wie auch ökologischer Bedeutung wurden zur Gewinnung von Flechtmaterial für Körbe und andere Gebrauchsgegenstände angepflanzt. Die Weidenruten wurden dazu regelmäßig zurückgeschnitten, um eine buschige Krone zu erhalten und die Bildung von langen, geraden Trieben zu fördern.
Ökologisch gesehen sind Kopfweiden ein wichtiger Bestandteil der Landschaft um Krefeld und den Niederrhein. Die Weiden bieten vielen Tierarten einen Lebensraum, darunter Vögeln
wie dem Steinkauz und verschiedenen Fledermausarten. Sie sind zudem maßgeblich für den Hochwasserschutz. Denn sie tragen dazu bei, dass das Wasser bei Überschwemmungen langsamer abfließt und sich nicht so stark ausbreitet.
Darüber hinaus sind Kopfweiden ein wichtiger Bestandteil des Landschaftsbildes am Niederrhein und tragen zur Erhaltung der regionalen Identität bei. Viele Menschen schätzen die malerischen Kopfweidenreihen entlang der Flüsse und Bäche als Zeugen der Geschichte und als Charakteristikum ihrer Heimat.
Die Schafhaltung am Niederrhein hat eine lange Tradition. Die Schafe werden oft als Landschaftspfleger eingesetzt, um die Weiden von unerwünschtem Bewuchs freizuhalten und das Wachstum von Gräsern und Kräutern zu fördern. Die Beweidung durch Schafe hilft auch, die Bodenstruktur zu verbessern und die Biodiversität zu erhöhen.
wertiger und regionaler Lebensmittel. Es gibt keinen anderen landwirtschaftlichen Bereich, in dem Tierwohl, Naturschutz und Produktion enger miteinander verbunden sind.
Insgesamt tragen Schafe am Niederrhein sowohl zur Landschaftspflege als auch zur regionalen Identität bei und sind ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft und Kultur der Region.
Die extensive Hüteschäferei, auch jene auf einer eingezäunten Koppel, verkörpert noch immer die Grundidee von der Landwirtschaft, Tierhaltung und Entstehung natürlicher, hoch-
Das hier ist übrigens das freundliche Schaf Frida. Es ist Teil einer Herde, die auf den Weiden am Niederrhein fleißig den Boden bearbeitet hat.
Die Trinkhallen im Ruhrgebiet, die „Buden“ oder Kioske sind ein wichtiger Teil der Kultur der Region. In den frühen Jahren des Bergbaus waren die Trinkhallen oft direkt am Werkstor oder in der Nähe von Arbeitsstätten gelegen und boten den Arbeitenden eine schnelle und bequeme Möglichkeit, sich mit Lebensmitteln und Getränken zu versorgen. Später, als sich die Trinkhallen weiterverbreiteten und sich in der Region etablierten, wurden sie auch zu wichtigen Orten für die Freizeitgestaltung und zum sozialen Treffpunkt. Allerdings hat die Trinkhallenkultur in den letzten
Jahren aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen gelitten. Viele Trinkhallen mussten schließen, da sie nicht mehr rentabel waren oder Stadtentwicklungsprojekten weichen mussten. Inzwischen sind Trinkhallen wieder Kult, es gibt einen Trinkhallentag und in einigen Regionen sind sie unverzichtbarer Bestandteil des örtlichen oder städtischen Lebens.
Haribo ist untrennbar mit Bonn verbunden. Das sagt auch Hans-Guido Riegel: „Bonn wird für immer Teil von Haribo bleiben.“* In Bonn wurden seit
1920 die legendären Gummibärchen hergestellt. Sie sind weltweit bekannt und beliebt sowie ein wichtiger Teil der Stadt und ihrer Identität.
*Aus: Haribo, Unternehmenswebseite, Geschichte – Der Süßwarenkonzern
seit 1920
Aachen hat eine lange Tradition in der Schokoladenproduktion und gilt als eine der wichtigsten „Schokoladenstädte“ in Deutschland. Aachener Schokoladenhersteller wie Lindt und Lambertz stellen seit vielen Jahren Schokoladenspezialitäten her, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt sind.
Pina Bausch gilt als die wichtigste Choreografin des 20. Jahrhunderts. Das Wuppertaler Tanztheater erlangte unter ihrer Leitung Weltgeltung. Sie
erschuf eine neue Gattung und begründete von Wuppertal aus den Weltruhm des Tanztheaters.
Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch hat die internationale Tanzszene maßgeblich geprägt. Zahlreiche Choreografinnen und Choreografen, Tänzerinnen und Tänzer haben im Laufe der Jahre bei der Compagnie
trainiert. Heute produziert das Tanztheater weiterhin bahnbrechende Arbeiten, die das Publikum auf der ganzen Welt herausfordern und inspirieren.
Die tanzenden Beine, die Ballettschuhe stehen sinnbildlich sowohl für die Ästhetik des Tanzes wie auch für die harte Arbeit, die dahintersteckt.
Es könnte keine bessere Übereinstimmung geben: Die Kunstwerke der Künstlergruppe ZERO passen in das Gebäude, als wäre die Architektur speziell für die Werke von Luther, Piene und Mack geschaffen worden. Die formale Geste der Architektur und das strahlende Licht, das durch die großen Fenster eintritt, verstärken die Wirkung der Arbeiten von Luther, Piene und Mack. Die herausragenden Kunstwerke wurden während der Sanierung des Verbandsgebäudes von Spezialistinnen und Spezialis-
ten restauriert und erstrahlen in neuem Glanz. Sie sind in den öffentlich zugänglichen Bereichen des Verbandsgebäudes zu sehen, im Erdgeschoss, der Veranstaltungsetage im ersten Obergeschoss und in der achten Etage.
Die Künstlergruppe ZERO wurde 1957 von Heinz Mack und Otto Piene in Düsseldorf gegründet und später um weitere Kunstschaffende wie Günther Uecker und Lucio Fontana oder Adolf Luther erweitert. Ihr Ziel war es, die Kunst von der Last
der Vergangenheit zu befreien und eine neue Sprache der Abstraktion zu schaffen, die sich auf die Erfahrung des Moments und des Lichts konzentriert. Der Name „ZERO“ wurde gewählt, um die Idee eines Neubeginns, des Nichts und des Nullpunkts auszudrücken.
Die ZERO-Künstlergruppe experimentierte mit verschiedenen Materialien und Techniken, darunter Licht, Bewegung und Materialien wie Papier, Karton und Fiberglas. ZERO-Kunstwerke sollten eine direkte Beziehung zwischen Betrachtenden und Kunst schaffen, die sich auf das Hier und Jetzt konzentriert. Sie sollten die Betrachtenden dazu einladen, sich auf die Erfahrung von Licht, Raum
und Bewegung einzulassen, und damit neue sinnliche Erfahrungen ermöglichen.
Viele der Ideen und Techniken, die von der ZERO-Gruppe entwickelt wurden, sind heute noch relevant und werden von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern weiterentwickelt und angewendet.
Beispielsweise haben Otto Pienes Feuerbilder und lichtkinetische Objekte sowie Heinz Macks Lichtreliefs Einfluss auf die Licht- und Installationskunst der Gegenwart.
Otto Piene bezog sich in seiner Kunst oft auf die Natur und ließ sich von ihr inspirieren. Insbesondere die Elemente Feuer, Luft und Licht waren für ihn wichtige Motive, die er in seinen Werken verarbeitete. Die Mondbilder von Otto Piene sind eine Erinnerung an die Schönheit und das Wunder der Natur, die für ihn eine unendliche Quelle der Inspiration war.
Piene experimentierte viel mit dem Medium Feuer und schuf
eine Reihe von Werken, die das Feuer als zentrales Element enthielten. Dabei nutzte er eine Technik namens „Feuermalerei“, bei der er mit Feuer und Ruß auf Papier arbeitete. Sie entstand ganz in der Nähe des RSGV in seinem „Feueratelier“ in der Hüttenstraße in Düsseldorf.
betonte. Die Verwendung des Feuers in seinen Werken trug dazu bei, dass seine Kunst nicht nur visuell ansprechend, sondern auch sinnlich und emotional erlebbar wurde.
Insgesamt war das Feuer für Piene ein wichtiger Ausdruck seiner Kunstphilosophie, die das Element der Veränderung und des Überraschungsmoments
Von Otto Piene sind drei Arbeiten zu sehen: „Moos/Mond“ „Sterne“
„Nach dem Regenbogen“
* Zitat Otto Piene: Wege zum Paradies, ZERO, 3, 1961
Ein Blick zum Himmel, in die Sonne, auf das Meer genügt zu zeigen, dass die Welt außerhalb des Menschen größer ist, als die in ihm.Otto Piene
Otto Piene
Nach dem Regenbogen
Das Licht war nicht nur einfach eine Voraussetzung für die Kunst, sondern wir hatten auf einmal die Idee, dass selbst das Medium Licht gestaltbar ist, so wie man auch Holz, Eisen, Marmor oder andere Materialien gestaltet
Von Heinz Mack sind zwei großformatige und ein kleineres Metallrelief sowie acht
Serigrafien zu sehen. In seinen Metallreliefs benutzt Mack
Licht als zentrales Element. Die Oberfläche des Metalls wird so bearbeitet, dass es das Licht reflektiert und dadurch eine dynamische, sich verändernde
Oberfläche entsteht, die je nach Blickwinkel und Lichteinfall unterschiedliche Effekte erzeugt. Dadurch entsteht eine räumliche Wirkung, die die Betrachtenden in eine andere Dimension führt.
Auch in seinen Serigrafien spielt das Licht eine bedeutende Rolle.
Er verwendet es, um Bewegung,
Rhythmus und Lebendigkeit zu erzeugen. Licht wird hier zum verbindenden Mittel zwischen Farbe und Raum. Für Mack ist Licht ein zentraler Aspekt der Kunst, der die Sinne stimuliert und die Betrachtenden in eine tranceähnliche Stimmung versetzt. In seinen Bildern schafft er eine visuelle Musik, die durch die Bewegung des Lichts und die Komposition der Formen und Farben entsteht. Dabei erforscht er verschiedene Techniken wie Gravur, Radierung oder Siebdruck, um seine Ideen auszudrücken und eine neue Dimension der Kunst zu schaffen.
„Heinz Mack betätigte sich von Anfang an als Maler und als
Heinz MackBildhauer. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem einen Teilbereich der Kunst spiegelte er in dem jeweils anderen.“** Seine Kunstwerke, die oft aus Lichtinstallationen oder Lichtskulpturen bestehen, sollen die Betrachtenden dazu anregen, sich mit der Schönheit und der Unendlichkeit des Lichts auseinanderzusetzen. Licht hat für ihn eine transzendente und spirituelle Qualität und kann die Sinne der Betrachtenden auf eine tiefe und emotionale Ebene ansprechen.
* Zitat Heinz Mack im Gespräch mit Sigrid Brinkmann, 07.03.2021, „Selbst das Medium Licht ist gestaltbar“, Deutschlandfunk Kultur
**Zitat Dr. Barbara Könches in: Heinz Mack: Vom Klang, von der Struktur und von der Farbe, Katalog, Galerie Bentler, 2021.
Heinz Mack
Relief mit farblosem Plexiglas
Das Hohelied Salomo IX
Heinz Mack
Das Hohelied Salomo X
Adolf Luther gehörte zur Künstlergruppe ZERO, die 1957 von Heinz Mack und Otto Piene in Düsseldorf gegründet wurde. Luther trat der Gruppe 1961 bei und war einer der wichtigsten Mitglieder. Er war bekannt für seine Arbeit mit Licht und Schatten und seine Fähigkeit, räumliche Illusionen und Effekte mit Hilfe von Lichtquellen und Spiegeln zu erzeugen. Luther beteiligte sich aktiv an den Aktivitäten der Gruppe und nahm an zahlreichen Ausstellungen und Projekten teil, die von ZERO organisiert wurden. Er arbeitete eng mit Mack und Piene zusammen und trug wesentlich zur Entwicklung der ZERO-Ästhetik
bei, die sich auf die Reduktion von Formen, die Verwendung von Licht und Bewegung sowie die Schaffung von immateriellen Kunstwerken konzentrierte.
wollte die Grenzen zwischen Kunst und Leben aufheben und eine neue Art von Kunstwerk schaffen, das nicht nur etwas ist, das man betrachtet, sondern etwas, das man erlebt.
Die Betrachtenden spielen eine wichtige Rolle in den Werken von Adolf Luther. Luther war daran interessiert, dass die Betrachtenden nicht nur passiv vor seinen Kunstwerken stehen, sondern aktiv in die Kunstwerke einbezogen werden. Durch seine Lichtinstallationen wollte er die Betrachtenden dazu bringen, ihre Wahrnehmung und ihre Sinne zu schärfen und sich bewusst zu werden, wie sie die Welt um sich herum wahrnehmen. Luther
Adolf Luther gilt heute als einer der bedeutendsten Kunstschaffenden der ZERO-Bewegung und hat wesentlich zur Entwicklung der ZERO-Ästhetik beigetragen. Sein innovativer Umgang mit Licht und Schatten sowie seine Fähigkeit, räumliche Illusionen mit Licht zu schaffen, haben einen wichtigen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst ausgeübt.
* Zitat Adolf Luther. Aus einem Interview mit der Zeitschrift „form+zweck“ im Jahr 1999.
Lichtkunst ist keine Kunst des Objekts, sondern eine Kunst des Ereignisses.Adolf Luther
Gestaltung Veranstaltungsräume
Konzept: Dorothée Coßmann
Visuelles Konzept und Gestaltung: Gaby Hellwig
Fotografie Kunst: Oliver Eltinger und Kai Werner Schmid
Gestaltung Katalog
Redaktion: Dorothée Coßmann
Gestaltung: Giraffentoast GmbH, Hamburg
Fotografie: Oliver Eltinger und Manos Meisen
Copyright/Herausgeber: Rheinischer Sparkassen- und Giroverband, Düsseldorf